• Hallo Rattenschwanz, ich finde es gut, das Du nochmal näher erläutert hast, was Du meintest.
    ........................................
    Ich denke, der eigene eventuell erfolgreiche Weg in ein trockenes Leben hat viel damit zu tun, zu welcher Priorität man die ganze Sache macht.
    Für mich war sie von Anfang an Prio 1 und alles andere (und zwar wirklich ALLES ANDERE!) kam für mich erst danach.
    Anders wäre es nicht gegangen, und ich hatte keine "Versuche" mehr.
    Solange man noch denkt, och, wenn das nicht klappt, versuche ich es eben anders und wenn ich es nicht schaffe, ist das auch nicht soo schlimm...
    solange wird man auch weiter saufen.
    Und seinen Körper und auch seine Psyche auch so immer weiter schädigen...und zwar in nicht seltenen Fällen, bis einfach nix mehr geht.

    Und ich glaube auch nicht an die immer wieder angesprochene Individualität auf abstinenten Wegen.
    So individuell war das Saufen nicht, und so individuell sind die Wege aus der Sucht ebenso nicht.
    Ich denke, die individuellen Wege können erst später wieder begangen werden, wenn man erstmal ein stabile Trockenheit aufgebaut hat und weiß, wo die eigenen Trigger liegen etc.

    Von mir auch noch mal was erklärend, warum ich auch heute noch keine trinkenden Menschen um mich haben mag.
    Mich triggert das längst nicht mehr, darum geht es gar nicht.
    Ich bin einfach "falsch" in Trinkerrunden und fühlte mich da überhaupt nicht wohl.
    Je mehr konsumiert wird, desto bekloppter werden die Gespräche...und oft kippt die ganze Atmosphäre ab einem gewissen Punkt.
    Außerdem ekel ich mich vor Alkoholgeruch und auch den Ausdünstungen desselbigen, ich binn ziemlich geruchsempfindlich.
    Ebenso mag ich keine Partys, wo mir irgendein Angesoffener das fünfte Mal die gleiche Story ins Ohr sülzt...und ich mich dabei zu Tode langweile.
    Mittlerweile besuche ich längst wieder Feiern und da wird auch mal was getrunken.
    Ich muss mich aber beispielsweise nicht direkt neben Konsumierenden setzen, und wenn es mir nicht mehr gefällt, gehe ich einfach.
    Darum fahre ich auch heute noch mit dem eigenen PKW zu Feiern, damit ich jederzeit gehen kann.
    Denn ich hasse es, meine Zeit zu verschwenden mit Dingen, die ich nicht mag oder will.
    Ich habe mehrere rechtzeitaufwändige Hobbys, denen ich viel lieber nachgehe, als mich auf irgendeiner Party zu langweilen.
    In der Zeit mache ich einfach Schöneres. Vielleicht lege ich mich auch einfach nur in die Sonne und lese eine interessante Zeitschrift :)
    Selbst das macht mir mehr Spaß.

    Mittlerweile sind aber auch da wieder Veränderungen eingetreten... denn das Leben ist ja ein stetiger Wandel, nichts bleibt wie es ist.
    Heutzutage wird auf den Feiern, auf die ich gehe, kaum noch was getrunken. Es geht um ganz andere Dinge.
    Es geht um das Zusammensein, die Gespräche, die Nähe und die Freundschaft, und die Freude daran, sich wiederzusehen und überhaupt noch zu haben.
    Und das mag sich heute irgendwie keiner mehr mit ner angesoffenen Birne antun, denn dann verpasst man irgendwie zu viel :lol:
    Die Menschen in meinem Bekanntenkreis werden immer mehr, die nix mehr trinken wollen oder es bei einem alkoholischen Geränk belassen.
    Ich höre ganz oft, oh ich muss noch fahren... oder...ich will nix trinken, weil ich morgen das und das vorhabe.
    Versoffene Wochenenden sind nicht mehr angesagt, eher, seinen diversen Hobbys in aller Ruhe nachzugehen, sich fit zu halten, mit den Kindern oder auch schon Enkelkindern was zu unternehmen etc.pp.
    Wie sind wohl erwachsen geworden :lol: (um nicht zu sagen, älter und vernünftiger :lol: )
    Und mir kommt das nun auch automatisch entgegen... ich fühle mich sehr wohl in diesen Kreisen und habe viel Spaß an gemeinsamen Feiern oder auch Unternehmungen.

    Manch einer befürchtet ja, das kein soziales Leben mehr stattfindet, wenn man nicht mehr säuft.
    Bei mir ist das nie so gewesen, dieser Fall ist nie eingetreten.
    Im Gegenteil, ich kann zu jeder Zeit überall hinfahren, mich mit Leuten treffen, ohne darüber nachdenken zu müssen, ob ich schon zu viel Alk im Blut habe.
    Ich bin völlig frei in meinen Entscheidungen, was ich gern machen möchte und was nicht.
    Zu Saufzeiten war das anders, da habe ich ich isoliert, Verabredungen abgesagt wegen Suff etc.pp.
    Trocken kann ich alles machen, was ich will...und das genieße ich auch heute noch jeden Tag ! :)

    LG Sunshine

  • Und ich glaube auch nicht an die immer wieder angesprochene Individualität auf abstinenten Wegen.
    So individuell war das Saufen nicht, und so individuell sind die Wege aus der Sucht ebenso nicht.
    Ich denke, die individuellen Wege können erst später wieder begangen werden, wenn man erstmal ein stabile Trockenheit aufgebaut hat und weiß, wo die eigenen Trigger liegen etc.

    Hallo!

    Die ersten beiden Sätze passen nicht zu Satz 3. Das beinhaltet für mich einen gedanklichen Widerspruch.

    Die Gründe für ein Abrutschen in den Alkoholismus sind durchaus unterschiedlich. Es handelt sich m.E. um ein multikausales Geschehen, wobei einzelne Ursachen bei uns allen durchaus vergleichbar sind.

    Und es gibt durchaus unterschiedliche Wege und Vorgehensweisen, um sich aus dem aktiven Teil des Alkoholismus zu verabschieden.

    Jedoch gilt bei allen Wegen der oberste Grundsatz, das erste Glas stehen zu lassen.

    Das Austesten eigener Wege, gemeint dürfte sein, sich in Situationen zu begeben, in denen andere -und man selbst früher auch- Alk konsumieren, sollte tatsächlich erst erfolgen, wenn man eine gewisse Grundfestigkeit aufgebaut hat, was sicherlich nicht in wenigen Tagen möglich ist.

    Dringend abzuraten ist von der Verwirklichung des Wunsches, schon nach kurzer Zeit an alkoholträchtigen Veranstaltungen teilzunehmen und dem Alk sozusagen noch hinterher zu laufen.

    Aber das muss ein jeder selber wissen, ich kann nur meinen Weg aufzeigen, was andere dasmit machen, bleibt ihnen überlassen.

    Ich habe meinen Weg gefunden, auch wenn er nicht 1:1 mit den hier häufig genannten Grundbausteinen übereinstimmt. Er hat mich bislang clean gehalten.


    Gruß
    Carl Friedrich

  • CF schrieb:

    Zitat

    Die Gründe für ein Abrutschen in den Alkoholismus sind durchaus unterschiedlich.


    Absolut.
    Kann man auch überall hier nachlesen.
    Das meinte ich auch nicht.
    Ich meine das Verhalten IN der Sucht ähnelt sich stark, mitunter wie ein Ei dem anderen.
    Hierbei meine ich: Das Abwiegeln der Krankheit, das Vertuschen des eigenen Konsums, das heimlich trinken neben dem "offiziellen",
    die Peinlichkeiten, die man sich so leistet, das Belügen der Angehörigen bis hin zur Unterstellung der Falschheit ihrer Wahrnehmungen...
    all diese Dinge, ich könnte auch noch mehr aufzählen. :wink:
    Ich denke, darin unterscheiden wir uns nicht groß.
    Nicht umsonst erkennt man sich hier oft selbst bis hin zur Schmerzhaftigkeit in anderen Geschichten wieder...

    Meiner Erfahrung nach(als da wären:eigene Erfahrungen, das Verfolgen anderer Geschichten hier und Gespräche mit anderen Betroffenen) nach werden nach Erreichen einer stabilen Trockenheit die Wege dann auch wieder individueller.
    Ich denke, dann kann man sich das auch "leisten", sich an gewisse Dinge wieder langsam ranzutasten. Restaurantbesuche, Urlaube...vielleicht die Mitgliedschaft in Sportvereinen etc.pp.
    Hiermit meine ich aber sicher nicht, sich wieder an saufendes Umfeld heranzutasten, um zu schauen, wie es einem damit geht und ob das gut klappt.
    Es ist aber auch so, das man sich beim Trockenwerden ja auch selbst verändert, es finden sehr oft Entwicklungen statt, sodas man gar nicht das alte Umfeld, alte Situationen wieder haben möchte.
    Das alles geschieht nicht von heute auf morgen, aber bei fast allen hier erfolgreich Trockenen konnte ich das im Laufe der Zeit mitverfolgen.
    Auch bei Dir :wink:

    Trockenwerden ist kein Spaziergang, wer das denkt, liegt falsch.
    Aber ich habe meinen Weg auch nicht als sooo anstrengend empfunden, da ich bereits in der Entgiftung das Kapitel Alkohol für mich abgeschlossen hatte.
    Mir wurden dort freundliche, aber auch harte Worte gesagt, an die ich mich noch heute erinnere.
    Und ich möchte sowas auch nie wieder erleben müssen, trotz allem, was die Ärzte und Schwestern und Pfleger für mich taten.

    LG Sunshine

  • Erstaunlich PB, wie Du immer sofort vorn dabei bist, wenn es um die Verteidigung individueller Wege geht.
    Ich mache mir da so meinen eigenen Reim drauf, warum Du da immer so schnell anspringst.
    Persönlich halte ich es für gefährlich, gerade frisch Abstintente dabei zu unterstützen, gefährliche Pfade zu beschreiten.
    Und welche als allgemein gefährlich gelten, ist bekannt.

    Sunshine

  • Ich habe eben ein Buch gelesen, von einer Frau, deren Konsum ähnlich war wie meiner.
    Und ich fand ihr Vorgehen auch wirklich gut. Das machte mir Mut, so nach dem Motto, so kann ich es auch schaffen.

    Outdoorveranstaltungen finden gerade ja eh nicht statt. Das ist ein Vorteil, wenn man während Corona aufhört.
    Schwieriger finde ich es wirklich zuhause. Wobei ich echt sagen muss, dass ich das Gefühl habe, dass meinem Mann die Lust auch vergeht, wenn er alleine trinken muss. Das ist ja nicht unbedingt ein Nachteil :)

    Ich denke es ist schon individuell.
    Es hört ja auch jeder zu einem anderen Zeitpunkt auf. Nicht alle warten mit dem aufhören bis kurz vor ihrem Tod...

    Ich plane auch keinen Rückfall ein. Aber ich habe auch nicht fertig überlegt, ob ich wirklich NIE wieder was trinken will.
    Wobei ich immer mehr dazu tendiere. Denn die ersten 20 Tage waren nicht ganz einfach, und wieso sollte ich dann wieder anfangen, und wieder Schwierigkeiten beim Aufhören haben? Das macht mal gar keinen Sinn.

    Für mich ist es generell schwierig, zu mir zu stehen.
    Und eigentlich bin ich grad fast stolz auf mich, dass ich wirklich meinen Weg suche und ihn auch gegen alles verteidige. Weil das was ist, was ich normal nicht tue.


  • Ich eröffne dann auch mal ein eigenes Thema...

    Irgendwie bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, ob ich hier richtig bin.
    Oder ob ich mich eigentlich nur anstelle. :?:
    Weil ich rein objektiv betrachtet zwar schon viel getrunken habe, und auch regelmässig, aber eben noch nicht süchtig war. Ich hatte auch keinen körperlichen Entzug und hatte schon öfter Phasen, in denen ich nichts getrunken habe...

    Aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass es so eben nicht weiterging.
    Es war zu regelmässig, fast jeden Abend, dann auch zu viel (statt 1 Glas halt schon 2-3). Manchmal auch noch mehr, wenn es mir schlecht ging. :oops:
    Und ich kenne andere Leute mit Suchtproblematik, daher wollte ich da eben nie hin.

    Hallo Jessica,

    Deine Eingangspost erinnert mich sehr an mich, als ich mich 2015 hier angemeldet habe. Ungefähr so ging es mir auch damals ... ist es zuviel oder nicht .. war meine Frage. Rückblickend sage ich, ich wäre sicher nie auf die Idee gekommen nach Foren für Menschen mit Alkoholprobleme zu suchen, hätte ich damals noch „normal“ getrunken ... nein , habe ich nicht, denn es war regelmässig, zu viel, ein vielfaches mehr als die von der WHO empfohlene gesunde Menge. Aber ich konnte es nicht wahrnehmen, ich wollte keine Alkoholikerin sein ... wer will das schon ?
    Erst 3 Jahre später, 2018 hat es bei mir klick gemacht, nach etlichen mühsamen Versuchen kontrolliert zu trinken, die mich erschöpften. 2018 war ich dann bei einer Flasche Wein am Abend, täglich. Pausen konnte ich kaum noch einhalten, nur falls ich krank war oder so. Ich hatte schlechtes Gewissen und Schuldgefühle, ich schämte mich über mich selbst. Ich stand kurz davor zusammenzubrechen, körperlich. Psychisch war ich schon kaputt, meine Nerven waren wie angespannte Drahtseile. Obwohl ich „nur“ abends trank, immer noch nur Wein.

    Ich weiss nicht, seit wieviel Monaten, Jahren du regelmässig so viel trinkst. Bei mir waren es damals etwa 8 Jahre, die Menge stieg langsam aber stetig. Die Menge und Regelmässigkeit von der du schreibst liegt, m.M.n im Missbrauch Bereich, erhöhter ungesunder problematischer Konsum der in die Sucht führen kann. Oder schon im Suchtbereich ist, das kann dir keiner sagen. Meist geht es langsam, schleichend und wann die Schwelle in die Sucht anfängt, ist schwer zu bestimmen an etwas. Obwohl regelmässiger erhöhter Konsum über Jahre, macht was im Körper und im Kopf. Man gewöhnt sich dran, die Menge steigt, weil die Wirkung nachlässt .. es dauert länger, es braucht immer mehr Alkohol bis zur erwünschten Wirkung, sei es „Entspannung“ oder abschalten oder gut drauf sein. Und man beschäftigt sich damit, weil man merkt etwas stimmt nicht. Das sind Alarmzeichen höchster Stufe.

    Man muss nicht schon morgens trinken, oder nur noch Vodka um süchtig zu sein. Der eine wird schneller süchtig als der andere, bekommt früher schwere Folgeschäden in Form von suchtbegleitenden Erkrankungen, von denen gibt es viele über 200. Es ist ein Spiel mit dem Feuer... nein schlimmer, weil man nie vorher wissen kann, was sonst noch im Körper kaputt geht, durch den erhöhten Konsum. Erst wenn es da ist. Ich z.B. habe mit 50 Jahren schon Osteoporose diagnostiziert bekommen, obwohl ich sehr sportlich war, habe jahrelang Leistungssport gemacht und immer in Bewegung war, auch als ich trank. Meine Werte sind so schlecht, wie bei einer 90 jährigen. Das war ein Schock für mich. Aber ich kann es nicht mehr rückgängig machen.

    Ich wünsche dir, dass du erkennst was Sache ist ... je eher desto besser für dich. In der Suchtberatung 2015 hat man mir vorgeschlagen mindestens 4 Monate nicht zu trinken, am besten hängt man noch 4 oder 6 Monate dazu. Wenn ich das geschafft hätte, wäre eventuell ein normales trinken noch möglich. Aber ich habe es damals nicht geschafft. Ich wollte lieber weiter trinken :oops: und habe die Beratung abgebrochen, leider. Hätte ich es geschafft, aber nach kurzer Zeit wieder zu viel und regelmässig getrunken, wäre auch klar das ich süchtig bin und nur eins noch möglich ist. Das Glas mit Alkohol stehen zu lassen.
    Schade um die verlorenen Jahre ... um alles was passiert ist, als Folge meines Konsums. Das tückische und hinterlistige beim Alkoholkonsum ist das man es nur selten rechtzeitig wahrhaben kann ... wohin es führt, direkt in die Sucht und man die Krankheit somit nicht früh genug stoppen kann .. man hofft, Ich hoffte bei mir ist alles anders.
    Aber jetzt weiss ich, Sucht ist Sucht ... wie auch schwanger sein oder nicht schwanger sein. Vielleicht war ich erst im 3 Monat süchtig und nicht schon im 8.ten , aber ich war süchtig.
    Wie heisst es „Das Leben wird rückwärts erkannt und vorwärts gelebt.“ ist so. Was war, ist gewesen, es musste so kommen, sonst wäre es ja nicht so gewesen. Zum Glück konnte ich doch noch aufhören, bevor die Schwangerschaft zu Ende ging.
    Ich bleib dabei, nichts mehr zu trinken, es gibt keinen anderen, besseren Weg für mein restliches Leben. Mein Leben ist so viel freier, bunter, abwechslungsreicher, entspannter und gesünder.
    LIebe Grüsse und alles Gute weiterhin auf deinem Weg

  • Hallo Jessica,

    ich habe auch gestern und vorgestern drüber nachgedacht, wie ich reagiert hätte, wenn mir ähnliches geschrieben wurde wie ich Dir oder ein paar andere geschrieben haben.
    Ich meine damit die Erfahrungen, Ratschläge oder Tipps (wie immer man es nennen möchte), die Dir nicht in den Kram passen, weil sie Lebensveränderungen nach sich ziehen würden.
    Als ich noch an der Schwelle des Missbrauchs stand oder sie schon überschritten hatte (und da sehe ich Dich auch momentan stehen, ob noch Missbrauch oder schon Abhängigkeit, das weißt nur Du allein), da hätte ich wahrscheinlich das Saufen weiter vorgezogen.
    Ich hätte wieder mal mein eigenen Alkoholproblem runtergespielt... hätte hier wahrscheinlich behauptet, das es soo schlimm nun auch noch nicht ist etc.
    Denn ich hätte damals gravierende Lebens-Veränderungen noch nicht gewollt, sie hätten mir vielleicht sogar Angst gemacht.
    Außerdem ist es auch durchaus menschlich, Veränderungen zu scheuen, dahinter stecken auch Ängste und Unsicherheiten und der Mensch ist von Natur aus auch oft einfach nur bequem.
    Ja, so hätte ich wohl reagiert, und hätte hier wohl auch nicht mehr weiter geschrieben. Dafür aber weiter konsumiert. :oops:

    Mir war auch schon länger klar, das ich ein Alkoholproblem habe, habe es aber immer wieder versucht, zu verharmlosen, auch vor mir selbst.
    Ich kannte immer jemanden, der noch mehr trank :roll:
    Die Zeit des "lustigen Trinkens" und des Partymachens war auch da schon längst vorbei, es wurde schon damals zur Belastung, als ich noch nicht handeln wollte oder konnte.

    So, ich habe dann noch viele Jahre weiter gesoffen, wurde immer abhängiger und es wurde immer qualvoller.
    Ich startete viele Versuche, mit der Sauferei aufzuhören, wollte mir eigene Wege zusammen stricken.
    Runter trinken, nur an bestimmten Tagen trinken, nur ganz auzfhören, das wollte ich im Grunde nicht. Ich hatte mir immer Hintertürchen offen gehalten.
    Ich bin so immer tiefer in die Sucht gerutscht, denn nichts davon funktionierte. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer, würde ich heute, so zurückblickend, sagen.
    Dazu kam auch noch der negative psychische Aspekt, ich fühlte mich immer wertloser. Endlose Selbstvorwürfe folgten..
    Warum hatte ich diese Sache nicht im Griff? Warum konnten andere kontrolliert trinken und ich nicht? Warum kann ich eigene Versprechen, auch mir selbst gegenüber nicht einhalten?
    All diese Fragen und Gedanken quälten mich zusätzlich.

    Ich wünsche mir heute noch manchmal, das ich eher hätte aussteigen können. Und ich wünsche niemanden diese qualvollen Jahre, wie ich sie erlebt habe, als das Trinken nur noch Elend bedeutete.
    Viele können leider auch nicht eher aussteigen, manche aber schon !!
    Und ich wünsche Dir von Herzen, das Du jetzt noch aussteigen kannst.
    Denn der Aufzug geht bei der Alkoholabhängigkeit immer nur bergab, nie mehr bergauf. Mal geht es langsamer, mal schneller...
    Aber die Richtung bleibt immer gleich...nämlich abwärts.

    Zitat

    Outdoorveranstaltungen finden gerade ja eh nicht statt. Das ist ein Vorteil, wenn man während Corona aufhört.
    Schwieriger finde ich es wirklich zuhause. Wobei ich echt sagen muss, dass ich das Gefühl habe, dass meinem Mann die Lust auch vergeht, wenn er alleine trinken muss. Das ist ja nicht unbedingt ein Nachteil

    Oh, darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. :wink:
    Dann wäre ja momentan tatsächlich ein guter Zeitpunkt, auszusteigen... und Du hast das ja auch schon getan.
    Bist nur noch nicht sicher, ob Du Dein restliches Leben alkoholfrei leben möchtest oder kannst... so sehe ich das zumindest.
    Aber diese Vorstellung ist auch ein Entwicklungsprozess... und Entwicklungsprozesse geschehen nicht in wenigen Wochen...und das erwartet auch niemand. Alles dauert seine Zeit...

    Was Deinem Mann betrifft... ja vielleicht sieht er an Dir, was Abstinenz für Vorteile hat und möchte das auch so haben.
    Ich schließe sowas keinesfalls aus ! Sowas kann funktionieren, wenn er nicht abhängig trinkt.
    Auch für ihn ist das alles ja eine neue Situation, denn er hat sicher bemerkt, das Du nicht mehr trinkst und das evtl. auch für die Zuknft so willst und das echt ernst meinst.
    Das kann schon beim Partner zum Nachdenken über die eigene Situation führen... aber auch da kann man nix beschleunigen oder groß forcieren, das wäre ja dann sein eigener Entwicklungsprozess.

    Damit es nicht falsch rüber kommt, möchte ich nochmal eines erwähnen:
    Mein Mann hat seinen Alkoholkonsum nicht völlig eingestellt, das geschah erst vor ca. 3 Jahren oder so, ich habe das erst gar nicht mitbekommen.
    Es war seine eigene Entscheidung und er hats dann einfach so gemacht.
    Davor trank er noch ab und zu mal ein oder zwei Bier, aber eben nicht in meiner GEGENWART.
    DAS war mir wichtig !
    Was er sonst tat, war seine Sache, ich wollte damit nur nix mehr zu tun haben und das hat er von Anfang an so akzepitert und sich dran gehalten.
    Ich habe also noch nie von irgendjemanden gewollt, das er wegen mir nicht mehr trinkt.
    Nur nicht in meiner Gegenwart....und damit hat auch niemand ein Problem.
    Auf Feiern sieht es dann nochmal etwas anders aus, aber das hatte ich ja schon beschrieben und ist auch gerade sehr im Wandel.

    Das wollte ich nochmal gern so loswerden :wink:
    Bitte denke also nicht, es macht mir Spaß, Dich anzugreifen und irgendjemanden zu sagen, wie er sein Leben leben soll, sowas liegt mir völlig fern.
    Das einzige, was ich möchte, ist andere vor so leidvollen Wegen bewahren, wie ich ihn hatte. Das ist schon alles.
    Das das in vielen Fällen nicht funktionieren wird, ist mir auch klar, denn ich habe diese Macht ja gar nicht.
    Aber ich kann auch nicht einfach so zuschauen und nix sagen, das ist einfach nicht meiner Art.
    Was der andere davon für sich mitnimmt, ist dann wieder ganz allein seine Sache.

    LG und alles Gute
    Sunshine

  • Danke euch beiden!

    Auch für eure Darstellungen, dass ihr früher mal an einem Punkt ward, wo der Ausstieg eben leichter gewesen wäre.
    Später wurde es sehr viel schwieriger.
    Das motiviert mich, bei dem frühen Ausstieg zu bleiben :)

  • hallo jessica

    wie geht es dir eben? bist du dir denn mittlerweile klarer geworden wo du stehst? ich kann dich sehr gut verstehen, mir ging das mal genau so. trink ich wirklich zuviel, alle anderen um mich rum trinken, teilweise deutlich mehr als ich. das waren so gedanken mit denen ich mich rumgeplagt habe.

    ja wo war ich damals als ich darüber nachgrübelte, war ich tatsächlich schon abhängig? hätte ich noch die bremse einlegen können? ich weiß es wirklich nicht. heute ist es müßig darüber nachzudenken, denn ich habe weiter getrunken, gründe gab es genug. der punkt ist das ich letztendlich irgendwann bei ner flasche vodka am tag gelandet bin. ich will dir hier um himmels willen nichts unterstellen oder einreden, ich erzähle dir wie es mir gegangen ist.

    mein mann hat auch immer getrunken, ich habe lange gebraucht bis ich erkannte das er ein problem hat und da war es dann aber für mich auch schon zu spät. er hat die kurve nie bekommen und ist an der sucht gestorben. schön ist anders.

    wie gesagt, ich will dir weder was einreden noch dir etwas unterstellen, ich möchte dir einfach denkanstöße geben die dir helfen den richtigen weg zu gehen damit es dir nicht so geht wie so vielen anderen. man muß auch nicht unbedingt abhängig sein um völlig abstinent zu leben, heute gehören zu meinem freundeskreis etliche menschen die es tun ohne jemals abhängig gewesen zu sein, einfach weil es schön ist immer nen klaren kopf zu haben. das verliert man manchmal aus den augen wenn man sich in einem umfeld befindet wo trinken zum guten ton gehört, und das ist in unserer gesellschaft ja fast überall der fall.

    lass das einfach mal sacken, gruß doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo Jessica und auch Doro,

    der letzte Beitrag war ein toller Denkanstoß, wie ich finde. Man kann auch ohne abhängig getrunken zu haben, abstinent leben. Ich kenne nur 3 in meinem Umkreis. Aber es stimmt, ein klarer Kopf macht glücklich. So oder so.

    Jessica, wie geht’s Dir denn so?

  • Doch ich bin ab und zu noch hier.
    Aber ich bin zugedeckt mit Arbeit, darum habe ich nicht so viel Zeit.
    Und deswegen geht es mir auch nicht so gut. Es ist einfach mega viel zu tun.
    Ansonsten ist es okay. Ich trinke immer noch nichts und habe eigentlich auch vor, das so zu belassen...

  • guten morgen jessia

    ich freu mich das du am ball bleiben möchtest, nicht weil ich denke das du es mußt, sondern weil ich mittlerweile weiß was alkohol für ein gift ist. würden die medien sich mal ernsthaft damit auseinander setzen und die nötige aufklärung mit der gleichen akrebie voran treiben wie grade eben bei gewissen anderen dingen... kaum ein mensch würde ihn dann noch als genussmittel bezeichnen. aber lassen wir das.

    du sagst du hast viel arbeit. das kenn ich auch nur all zu gut. als meine 4 kinder noch zu hause waren, ich war lange allein mit ihnen, und arbeiten gehen angesagt war, dann der haushalt, ich wußte oft nicht wo mir der kopf steht. ich habe in meiner therapie und nicht zuletzt auch hier dann gelernt wie wichtig es ist pausen einzulegen, und zwar genau dann wenn man das gefühl hat mit nichts mehr fertig zu werden. wenn man an dem punkt ist kriegt man schlicht nichts mehr richtig auf die reihe, da macht es meistens, nicht immer, sinn sich einfach mal 15-20 min auszuruhen, ein nickerchen oder irgend ne ablenkung die einen entspannt. danach hat man tatsächlich wieder mehr energie um die dinge effektiver zu bewältigen die anliegen.

    vielleicht kannste damit ja was anfangen.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo Doro

    Mit der Aufklärung hast du schon recht. Alkohol wird immer als normal hingestellt. Das macht es so schwer, ihn nicht zu konsumieren... Je nachdem wird man damit zum Aussenseiter.

    Das mit den Pausen stimmt. Habe ich diese Woche auch öfter gemacht. Gerade zuhause ist das ja problemlos möglich, sich mal auszuklinken... und es ging dann wirklich meistens besser.

    Liebe Grüsse

  • hallo jessica

    ja die blöden sprüche wenn man nicht mitsaufen will. die kennt hier jeder der länger abstinent ist nur zur genüge. kein fleisch, ok, keine zigaretten ok, keine laktose gluten und und und ok. aber alk.. wiiieso denn das nicht? das zeigt wie gaga unsere gesellschaft im grunde ist.

    ich hab da so zwei strategien, je nachdem wer mir gegenüber steht. sind es menschen die ich mag, mit denen ich in zukunft viel zu tun haben werde nehme ich kein blatt vor den mund und sage das ich alkoholikerin bin. sind es irgend welche leute denen ich wahrscheinlich nur grade eben begegne oder die ich schlicht unsympathisch finde und daher sicher keinen näheren austausch möchte, sage ich dann meistens, jo und ich rauche nicht und gebratene zwiebeln mag ich auch nicht. damit ist das thema dann für mich durch.

    sowas passiert mir allerdings doch selten weil ich nicht in kneipen gehe, eben nur lokale zum essen und das auch mit freunden die eh bescheid wissen. und selbst im freundeskreis sind die feiern zunehmend alkoholfreier geworden. meine freunde haben einfach gesehen wie ich ohne alkohol lebe und wie gut es mir damit geht, das die gespräche gehaltvoller sind wenn keiner dicht ist, was nicht heißt das wir nicht lachen, oft dauern partys sogar länger als vorher wo nach ner weile alle irgendwie wegdämmerten. das es keine probleme mit brandflecken, verstopften toiletten und all den netten nebenwirkungen die besoffene gäste so mit sich bringen gibt gefällt halt auch.

    das hat mit der zeit tatsächlich schule gemacht. sie verzichten zwar nicht komplett, aber ein glas wein reicht am abend hin, und damit komm ich klar und meine freunde eben auch. betrunken ist da tatsächlich kaum mal einer und was alle am tollsten finden, sie können mit dem eigenen auto wieder nach hause fahren. auch wenn ich das nie beabsichtigt habe, so habe ich doch diese wirkung auf meine freunde gehabt.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo!

    Ich bin nicht zum Außenseiter geworden, nur weil ich keinen Alkohol mehr trinke.

    Und blöde Fragen habe ich in meiner ganzen Zeit so selten zu hören bekommen, an die letzte kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern, so lange ist es her.

    Es kommt auch immer auf die jeweiligen Kreise an, in denen man verkehrt. Zechfreudige Herrschaften gehören nicht (mehr) zu meinem Umgang.

    Falls mich mal jemand fragt, erkläre ich, dass ich den Stoff nicht vertrage, er mir nicht bekommt und ich ohne ihn wesentlich besser klar komme. Und damit ist das Thema für mich erledigt. Mich fragt dann niemand mehr. Und was der- oder diejenige sich dann womöglich zusammenreimt, das interessiert mich überhaupt nicht. Ich bin ich, ich weiß was ich kann, wer ich bin, wo ich herkomme und wo ich nicht wieder hin will.

    Es gibt Herrschaften, die scheinen recht großzügig damit umgehen, wen sie alles einweihen. Ich habe den Kreis bewusst eng gezogen und bin damit bislang hervorragend gefahren.

    Und die sog. Bekannten geht es schon mal gar nichts an, genau so wenig wie die so "netten" Arbeitskollegen.

    So meine Meinung zu dem Thema "Outing".

    Gruß
    Carl Friedrich

  • hallo carl friedrich

    ist natürlich auch eine strategie, und wenn du nur "nette" arbeitskollegen hast durchaus verständlich. ich hab durch meine mittelaltermärkte jede menge menschen um mich und die meisten sind tatsächlich total nett und lieb. da kommt es öfter vor das mal irgend wer einfach nen kuchen mitbringt den wir nach dem marktaufbau gemeinsam verdrücken. da die meisten wissen das ich trocken bin kriege ich dann nen kleinen für mich allein wenn im großen zb eierlikör oder rumaroma oder was es sonst noch so gibt ist.

    ich hab auch noch nie erlebt das sich jemand von mir distanziert hat nachdem er von meiner sucht erfahren hat, ganz im gegenteil, die meisten zollen mir respekt. ich hatte in den vielen jahren noch nicht einmal grund meine offenheit zu bereuen. denn mal ganz ehrlich, wer darüber die nase rümpft entlarvt sich als engstirnig und kommt dann für weitere kommunikation eh nicht in frage.

    ich bin ich, mit all meinen ecken und kannten, nur nullen haben keine.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

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