traumgeplatzt79 - Schaffe ich es, loszulassen?

  • Hallo, Traumgeplatzt und Api,

    ich mag keine Lakritze und lehne sie generell ab. Ist schon krass, was in unseren Köpfen so los ist oder? Es sollte doch normal sein, keinen Alk zu konsumieren - es ist ein Nervengift. Ich brauche keine Argumente/Ausreden/Rechtfertigungen, wenn ich nicht trinken will/mag.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo traumgeplatzt,

    es ist doch normal, dass man als CO eine besondere Einstellung zum Thema Alkohol entwickelt. Und das darf auch sein. Ob an dem „gesunden Viertel trockenem Rotwein“ was dran ist, wage ich eh zu bezweifeln… (will damit jetzt auch keine Diskussion starten).

    NICHT zu trinken kann nur gut sein!

    Ich selbst, merke auch, dass ich sehr zurückhaltend geworden bin, was meinen eigenen Alkoholkonsum betrifft. Das finde ich auch gut so.

    Ich habe allerdings Bedenken, dass ich andere nicht mehr neutral sehen kann, wenn sie trinken und mir Gedanken über sie mache. Ganz abgesehen von meiner Paranoia, die ich ggf - irgendwann mal - bei einem potentiellen neuen Partner haben könnte….

    Aber: Der Co - (ich meine damit gerade mich!) - muß lernen bei sich zu bleiben.

    GLG

  • Wann hört es bloß auf. Das Kopfkino. Das Hinterfragen, ob es wirklich alles so richtig so war - obwohl man die Antwort genau kennt. 3 Monate bin ich nun getrennt, lebe mit unserem kleinen Sohn allein. Mein Ex"Mann" macht einfach weiter. Ohne uns. Nicht einmal kam ein Bedauern über die Situation über seine Lippen. Und obwohl ich froh über das ruhigere Leben bin und rational genau weiß, dass es der einzig richtige Weg war, tut es mir so leid. Das wir nicht zusammen sein können. Einfach eine glückliche Familie sein. Ich fürchte, ich bin in einer Art Trauerprozess und bin noch nicht soweit, einen Abschluss zu finden emotional. Ihr seid diejenigen, bei denen ich Verständnis erhoffe. Es ist so schade um den Mann, der der Richtige gewesen wäre - ohne den Alkohol. Der selbst gefangen zu sein scheint und sich selbst nicht "befreien" kann. Ich hoffe, das ist nicht zu sehr gejammert.

  • Lass es raus! Und dann schau noch mal die Fakten an:

    Es ist so schade um den Mann, der der Richtige gewesen wäre - ohne den Alkohol.

    Kennst du ihn überhaupt ohne Alkohol? Die Probleme haben schon früh angefangen / von Anfang an bestanden? Er ist vermutlich nicht der Mann, den du gerne gesehen hast. So war es bei mir. Dein Name ist vermutlich nicht umsonst so gewählt. Es war ein Traum, aber nicht die Realität. Oder? Jedenfalls habe ich immer gehofft, dass er irgendwann der wird, den er mir versprochen hat. Klingt dämlich, war aber so. Ich habe mich in das Potential verliebt. Das funktioniert nicht.

    Jetzt ist deine Chance, in der Realität Fuß zu fassen. Nach vorne zu schauen und eine echte Partnerschaft auf Augenhöhe zu finden. Es tut verdammt weh, wenn man merkt, dass da keine Liebe ist. Nur Abhängigkeit und unerfüllbare Erwartungen. Ich spreche aus Erfahrung. Ich weiß nicht inwieweit das auf dich zutrifft, aber prüfe dich. Verrenne ich nicht in Träumereien, das hält dich zurück.

    Fühl dich gedrückt.

    LG,

    Anni

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Wow, liebe Anni. So hab ich es noch gar nicht gesehen. Rückblickend muss ich auf deine erste Frage wohl leider mit "nein" antworten. Damals war mir das überhaupt nicht klar bzw. bewusst, WEIL man es eben nicht gemerkt hat. Damals haben seine Ausstrahlung, Intelligenz und viele gute Eigenschaften alles eingenommen. Er hat mich förmlich auf Händen getragen, umsorgt und mit "Liebe" überschüttet, dass es schon manchmal zu viel des Guten war. Es kam erst nach und nach ans Tageslicht. Wenn ich heute Fotos anschaue, erschrecke ich manchmal, weil man es sogar gesehen hat. Ich damals nicht.

    Ich muss endlich klar werden. Meinen/unseren Traum begraben. Danke für deine ehrlichen Worte. 1000 Dank dafür!!

  • Liebe Traumgeplatzt,

    ich verstehe dich sehr gut. Ich denke, es ist ein Prozess - vor und ein Stück zurück, vor - zurück, vor - zurück, aber immer weiter vor als zurück. Großen Schmerz muss man viele Male gehen lassen.

    Es ist so schade um den Mann, der der Richtige gewesen wäre - ohne den Alkohol.

    Geht mir genauso, aber es ist jetzt, wie es ist. Eines ist für mich fix...diese Beziehung, so wie sie jetzt zum Schluss war, muss(te) enden. Denn so konnte es nicht mehr weitergehen. Was einmal sein wird, steht in den Sternen.

    Mein Mann macht nach 2,5 Monaten Trennung auch einfach weiter wie vorher, jammert, trauert, fühlt sich als Opfer, aber kommt nicht auf die Idee etwas zu ändern.

    Jetzt sind aber wir dran uns um uns zu kümmern, uns um unsere Anteile zu bemühen - für uns selbst, genau wie die Alkoholiker den Entzug nur für sich machen sollen. Ich denke, wir brauchen noch viel mehr Abstand als nur 3 Monate um wieder klarer zu sehen.

    Das, was war, muss zu Ende gehen, damit etwas Neues entstehen kann...mit wem auch immer. Wenn du am Ende glücklich bist, spielt es keine Rolle, ob du wieder mit deinem Exmann zusammen bist oder einem anderen. Du bist dann nämlich glücklich. Das sollte unser einziges Ziel sein.

    🤗🤗

    LG, Saphira

  • Danke, liebe Saphira. Ich bin sehr berührt von deinen Worten. Es war auch bei mir zuletzt nicht mehr zu ertragen. Wie abgelehnt, unerwünscht und endlos taub und traurig ich mich gefühlt habe... das möchte ich nie wieder so erleben. Ich habe meinen Mann verlassen, doch eigtl. hat er mich verlassen - für den Alkohol. Meine Psychologin hat sogar das Wort "verraten" verwendet. Sucht hin oder her. So fühle ich mich - genau SO: verraten und verlassen.

    Ich hoffe wirklich, es geht demnächst mehr Schritte nach vorn, als zurück. Danke für deine lieben Worte.

  • So fühle ich mich - genau SO: verraten und verlassen

    Guten Morgen,

    oh ja - das trifft es sehr gut! Verraten!

    Ich werde ja vehement schwerer Eheverfehlungen bezichtigt (jahrelange Affären mit unzähligen Männern)...um nur ja alle Schuld mir zuzuschieben und um von seinen "Fehlern" abzulenken.

    Im Endeffekt haben sich die Männer selbst verraten und verlassen. Denn auch sie verlieren viel: ihre Liebe, ihre Familie, ihr Nest, die Unversehrtheit ihrer Kinder und Ehen und wenn sie so weitermachen ihre Gesundheit, ihre Existenz. Sie wählen ein Nervengift, das ihnen alles, was mal schön war, zerstört.

    Wir haben alle jeden Tag die Wahl. Wir wählen das Leben!

  • Da sitze ich nun. Heute kann ich sagen, dass es langsam besser wird. Nach vielen Tränen, Verzweiflung, drohender Selbstaufgabe und Trauer um das Geschehene. Ich habe das Gefühl, endlich ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

    Ich habe mir Zeit für mich eingeräumt, eigene Wünsche geäußert und mich um meine körperliche und seelische Genesung gekümmert. Das möchte ich jeder/jedem Co. unbedingt ans Herz legen. Es lohnt sich zu kämpfen! Und holt euch Hilfe.

    Ich kann mich nun auch den Leuten "stellen", die Scham ist auszuhalten und hoffe, bald gänzlich verschwunden.

    Danke, dass ihr mir zuhört 🤝🏻

  • Das muss ich mit euch teilen...

    Habe heute auf einem Kinderfest langjährige Freunde von ihm getroffen. Ihnen hatte er von meinem Auszug gar nichts erzählt. Sie waren verwundert, dass ich und der Kleine nicht mehr da waren, als sie ihm neulich zum Geburtstag gratulieren wollten.

    Und der Grund hat sie null überrascht. Sie kennen seine andere Ex auch, die ihn aus demselben Grunde verlassen hatte. Sie haben von damals erzählt. Und wie er mit ihr war und es war genauso, wie aktuell. (Ich wusste lange den Grund nicht. Er hat immer erzählt, sie war einfach über Nacht weg. Einfach so.)

    Deshalb hat er wohl nichts erzählt. Weil sie ihre Meinung dazu offen kundtun ihm gegenüber. Wohl haben sie auch damals schon versucht, ihm ins Gewissen zu reden.

    Das Gespräch hat mir so gut getan. Zufällig waren auch die Eltern des Freundes dabei, sie war sehr ergriffen und hat mir dann erzählt, dass sie 18 Jahre mit einem Alkoholiker zusammen war. Dass sie mich so gut verstehen kann und auch nach all den Jahren noch damit zu tun hat manchmal. Wir haben zusammen geweint - obwohl wir uns gar nicht kannten. Sie hat meine Hand genommen und hat mir Mut gemacht. Das hat mir so viel gegeben. 😪

  • Das hört sich nach einer schönen und traurigen Begegnung gleichzeitig an - traurig, weil sich nichts geändert hat und schön, weil du dich wahrscheinlich sehr verstanden gefühlt hast. Manchmal kann zusammen weinen sehr heilsam sein.

  • Ich bin immer wieder schockiert, daß kaum jemand darüber spricht, öffentlich.

    Es geht sehr vielen so, doch alles wird verschwiegen, verharmlost, herabgespielt, selbst wenn es eskaliert.

    Das war auch in meiner Familie so.

    Würde man darüber offen reden, wäre vieles sicher einfacher ...

  • Es ist ja auch tatsächlich so, dass einem nicht geglaubt wird, weil die meisten Menschen die Vorstellung von dem obdachlosen, auf der Bank schlafenden, rotnasigen Alkoholiker haben. Dass es in Frage gestellt wird, weil man ihm/ihr es gar nicht anmerkt. Und man oft das Gefühl hat, sich als Betroffene zu rechtfertigen. Als würde sowas jemand behaupten, wenn es gar nicht der Realität entspricht. Wie groß der Leidensdruck überhaupt ist, WENN man dann endlich spricht, erahnt nur jemand, der selbst betroffen ist.

    Und: ein großer Punkt ist auch, dass Alltag, egal in welchen Mengen, gesellschaftsfähig ist. Dass man auf die Frage in einem ärztlichen Fragebogen, ob man Alkohol trinkt, mit nein antwortet, später beim Arztgespräch gefragt wird, ob man ein Alkoholproblem hat?????

  • Und: ein großer Punkt ist auch, dass Alltag, egal in welchen Mengen, gesellschaftsfähig ist. Dass man auf die Frage in einem ärztlichen Fragebogen, ob man Alkohol trinkt, mit nein antwortet, später beim Arztgespräch gefragt wird, ob man ein Alkoholproblem hat?????

    Wie meinst Du das?

    Vielleicht hat ein Arzt ein anderes Gespür dafür, ob jemand alkoholabhängig ist. Selbst ich kann

    erkennen, wer ein Alkoholproblem hat. Ich habe dafür ein feines Gespür.

    Und ja, es ist vielen sehr peinlich, wenn jemand in einer Familie süchtig ist. Das hängt kaum jemand

    an die große Glocke.

    Aber das engere Umfeld weiß oft mehr, als man vermutet.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Meine Mutter musste zu Beginn ihrer Reha einen Fragebogen ausfüllen bzgl. Vorerkrankungen etc. Irgendwann war die Frage, ob sie Alkohol zu sich nimmt, welche sie mit "nein" beantwortete. Sie nimmt zig Tabletten und trinkt keinen Alkohol.

    Ich meinte mit meiner Aussage auf den Punkt gebracht: Es wird vermutet, dass jemand ein Alkoholproblem hat, wenn er KEINEN trinkt?? Und diejenigen, die offensichtlich zu viel trinken dafür gelobt werden (oft besonders unter Männern mitbekommen) wie viel man doch verträgt... Verkehrte Welt.

  • ... Es wird vermutet, dass jemand ein Alkoholproblem hat, wenn er KEINEN trinkt?? Und diejenigen, die offensichtlich zu viel trinken dafür gelobt werden (oft besonders unter Männern mitbekommen) wie viel man doch verträgt... Verkehrte Welt.

    Ich fürchte, da verwechselst du was, im medizinischen Bereich fragt man grundsätzlich nach Alkohol oder Medikamenten und anderen Drogen, um eventuelle Wechselwirkungen einschätzen zu können.

    Die Anerkennung der Trinkstärke bestimmter Spezies, dagegen hat kulturhistorischen Gründe. Auch mangelndes Bewußtsein und eine sträflich vernachlässigte Aufklärung. seitens der Eltern, der Schule, allgemein der Gesellschaft, also uns allen, dazu kommt noch die propagierte „Verherrlichung“ in der Werbung.

    Man muß ja Alk. nicht verteufeln, doch aufklären muß man – richtig!

    Wenn ich hier viele Beiträge, Äußerungen lese, bin ich immer wieder schockiert, wie unwissend viele sind. :cursing:

  • Es ist ja auch tatsächlich so, dass einem nicht geglaubt wird, weil die meisten Menschen die Vorstellung von dem obdachlosen, auf der Bank schlafenden, rotnasigen Alkoholiker haben. Dass es in Frage gestellt wird, weil man ihm/ihr es gar nicht anmerkt. Und man oft das Gefühl hat, sich als Betroffene zu rechtfertigen.

    Guten Morgen,

    bisher war jeder verwundert das mein Mann ein Alkoholproblem hat. Keiner hat davon etwas bemerkt. Wenn du dann gesagt bekommst das man sich ja gar nicht vorstellen kann das ... ein Problem mit Alkohol hat, man sieht ihm ja nichts an, er geht doch arbeiten usw. , ja dann fängst du tatsächlich an zu überlegen ob du vielleicht doch übertreibst?

    Und dann erklärst du warum du dich getrennt hast und ja man rechtfertigt sich dann auch irgendwie.

    LG

  • achelias

    Ich verwechsele doch nichts. Es ist mir schon klar, dass nach Wechselwirkungen gefragt werden muss. Ich arbeite selbst in der Pflege und kann das schon logisch nachvollziehen. Mir ging es lediglich darum, dass in Frage gestellt wird, wenn man eben keinen Alkohol trinkt - einfach so bzw. um eben solche Wechselwirkungen zu vermeiden. Dass man sich dann dafür rechtfertigen muss, warum es so ist.

    Ich finde es sehr anmaßend, dass Du von "Unwissen" redest.

    Ist es denn nicht nachzuvollziehen, dass, wenn man einen Leidensweg hinter sich hat und das mit einem kleinen Kind, der von einem alkoholkranken Mann "ausgelöst" wurde, nun einige Dinge automatisch hinterfragt? Dass man sich selbst an den Haaren aus diesem Sumpf herausziehen muss, ohne, dass man es selbst beeinflussen konnte. Dass man nun damit beschäftigt ist, die eigenen entstandenen Wunden und die des Kindes zu heilen.

    Nochmal: es ging mir nicht um das Anzweifeln der Richtigkeit der Aufklärung bzgl. Alkohol - sondern darum, dass nicht jeder, der KEINEN Alkohol trinkt, automatisch ein Alkoholiker ist.

    Schade, dass Du meine Zeilen offensichtlich nicht so verstehen konntest, wie sie tatsächlich gemeint waren.

  • mollyfisch

    Genau. Diese Erfahrung habe ich 1:1 auch so gemacht. Weil man es eben demjenigen nicht anmerkt. Dass das aber daher rührt, dass regelmäßig, über einen längeren Zeitraum relativ große Menge konsumiert werden, weiß kaum jemand.

    Ich musste auch erst lernen, dass ich nicht spinne. Und dabei hat mir das Forum hier sehr geholfen.

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