Hanseat - Moin aus Hamburg

  • Hallo Sunshine,

    jetzt haben wir es endlich richtig mit den Mandarinen, danke für die Klarstellung.

    Ich denke nicht groß darüber nach, ich hab's gerne mal etwas humorvoll und schreibe so, wie es mir aus den Fingern quillt. Ich weiß, daß wir nicht nur zum Spaß beim Kaffeeplausch hier sind, sondern uns über eine tödliche Krankheit austauschen, aber deshalb müssen wir ja nicht ständig gebückt gehen und wie sieben Tage Regenwetter dreinschauen. Tatsächlich war diese allgegenwärtige tiefe Betroffenheit und Bedrücktheit manchmal etwas, das mich von Selbsthilfegruppen ferngehalten hat. Ich wollte endlich wieder leben und in eine Selbsthilfegruppe gehen, nicht auf ein verdammtes Begräbnis.

    Von Respekt und Rücksichtnahme halte ich sehr viel, aber man kann es mit der Korrektheit auch übertreiben. Wie Hartmut sagt, es ist noch niemand trockengestreichelt worden. Politische Korrektheit wird mir nicht helfen, nüchtern zu bleiben, ich brauche das Zuckerbrot und auch die Peitsche.

    LG,

    H.

    Einmal editiert, zuletzt von Hanseat (1. November 2021 um 14:53)

  • Zitat

    Ich weiß, daß wir nicht nur zum Spaß beim Kaffeeplausch hier sind, sondern uns über eine tödliche Krankheit austauschen, aber deshalb müssen wir ja nicht ständig gebückt gehen und wie sieben Tage Regenwetter dreinschauen.

    So ist es !

    Und NEIN, wir müssen keinesfalls in Sack und Asche aufgrund unserer Krankheit gehen, um Gottes Willen, bitte nicht!

    Wir dürfen sehr wohl aufrecht gehen und stolz sein auf jeden Tag, den wir trocken gemeistert haben.

    Wir sind doch aufgrund unserer Krankheit keine Menschen zweiter Klasse!

    Ich gehe höchstens gebückt, wenn ich mal wieder "Rücken" habe, mehr aber auch nich :lol:

    Zitat

    Tatsächlich war diese allgegenwärtige tiefe Betroffenheit und Bedrücktheit manchmal etwas, das mich von Selbsthilfegruppen ferngehalten hat. Ich wollte endlich wieder leben und in eine Selbsthilfegruppe gehen, nicht auf ein verdammtes Begräbnis.

    Da hatte ich mehr Glück, in meiner realen SHG wurde auch mitunter von Herzen gelacht.

    Davor war ich allerdings mal bei den AA, und es war eine schreckliche Erfahrung, ich bin schon sozusagen schreiend in der ersten Pause weg gerannt.

    Ich konnte mit deren Zeugs so gar nix anfangen, und ich nehme auch keinesfalls an irgendwelchen Entschuldigungs-Rutialen mit den Angehörigen teil, ebenso hat mich ihr Gequatsche von Schuld und Wiedergutmachung abgeschreckt, sowas läuft mit mir mal gar nicht.

    Ich habe nichts verbrochen, ich habe eine Krankheit!

    In dem Verein gab es auch wirklich nix zu lachen, außerdem suchte ich Austausch und keine Monologe.

    Zitat

    Von Respekt und Rücksichtnahme halte ich sehr viel, aber man kann es mit der Korrektheit auch übertreiben.

    Das sehe ich ganz genau so.

    In unserem damaligen Chat hatten wir viel Spaß, auch mal mit Necken des anderen aufgrund seiner Schwachstellen, aber an Respektlosigkeiten kann ich mich eigentlich nicht erinnern.

    Wir hatten einfach Spaß dort, thats all.

    Aber die digitale Welt mit ihren sozialen Netzwerken hat sich auch in den letzten Jahren stark verändert, ich will hier ja nicht diesem Forum die Schuld geben, das wir hier keinen amüsanten Chat mehr haben.

    Das hat auch mit der Entwicklung der Dinge zu tun, denke ich.

    Früher gab es den AOL-Messenger, ICQ, und andere Chatrooms, Facebook war noch relativ neu und piapapo...

    Es gab kein Whatsapp und kein schnellebiges INSTA etc.pp.

    Da wird es auch in Zukunft immer wieder Veränderungen geben...und wir verändern uns entsprechend mit...oder aber bleiben die ewig gestrigen, die früher alles besser fanden :lol:

    Nochmals apropos Humor, neulich hörte ich dazu einen bekannten Comedian in einem Podcast, der schon gefühlt ewig in der Branche ist.

    Der sagte, das man gewisse Scherze, die man vor 10 Jahren noch zum Besten geben konnte, heute gar nicht mehr machen könnte, ohne sich total ins berufliche Comedian-Aus zu schiessen.

    Ich finde das sehr schade, das man sich jeden Gag tausend mal vorher überlegen muss, wenn man nicht einen Shitstorm ernten will.

    Da ist mir derber Humor sogar noch lieber, als diese Art gesellschaftlicher Maulkorb, echt mal jetzt. :rolleyes:

    Aber zum Glück gibt es auch noch ein paar Comedians, die keine Angst haben, sich auch mal unbeliebt zu machen und sich nicht allem beugen, sondern einfach mal Till-Eulenspiegel-mäßig frech bleiben.

    LG Sunshine

  • Ja, es ist viel sprituelles Brimborium bei den AA. Für mich als nicht-spirituellen, nicht-religiösen Menschen einfach zuviel. Es ist vor allem der direkte Austausch, der mir bei den AA gefehlt hat. Man läßt einander ausreden und lernt mal wieder zuzuhören -- dagegen ist prinzipiell nichts zu sagen, aber die persönlichen Gespräche, die mir wichtig sind, bleiben da leider auf der Strecke.

    Das sollte jetzt keine grundsätzliche Rede gegen die AA sein. Ich habe großen Respekt vor dieser Organisation und deren Arbeit. Ich bin mir sicher, die helfen sehr vielen Menschen. Nur ich persönlich bin mit denen leider nie so richtig warm geworden.

  • Hallo Hanseat,

    Glückwunsch zu dieser tollen Zahl! Und immer noch einen Tag drauf :)

    Deine Einschätzung zu AA teile ich nicht. Es ist dort jedem überlassen, das Sprituelle anzunehmen oder nicht. Das oberste Ziel ist das Gleiche, wie hier auch: ein zufriedenes und trockenes Leben. Persönliche Gespräche sind dort sehr wohl möglich. Dazu muss man aber auch selber beitragen, sich öffnen, zuhören. Die guten Kontakte kommen von selber, wenn man sie denn kommen lässt. Und mit dem Ende eines Meetings muss das nicht das Ende eines Gesprächs sein, erstrecht nicht eines persönlichen Gesprächs.

    Ich wünsche dir, daß du dann in einer anderen Gruppe warm wirst - hier scheint das ja schon mal zu klappen! :)

    Viele Grüße, Peter

  • (_.~"(_.~"(_.~"( 100 Tage )"~._)"~._)"~._)

    Moin moin,

    Herzlichen Glückwunsch!!!! Du bist ja Spitze!

    Auch ich lese, als Angehörige, deine Beiträge sehr gerne, der Mix macht’s, wie man so schön sagt ! Weiter so, sowohl mit deinen Beiträgen als auch mit den alkoholfreien Tagen.

    Als Angehörige eines Trinkers habe ich schon viele reelle SHG‘s besucht , von ganz unterschiedlichen Trägern. Die einzigen, wo ich mich öffnen konnte, wo man mir zugehört hat und auch telefonisch in ganz ganz schweren Krisenzeiten zur Seite stand , sind die Al Anons, also die Familienangehörigen der AA. Diese besuche ich seit Juli .

    Ich bin von der Spiritualität weit entfernt, aber gläubig. In keinem der Meetings habe ich Hokuspokus erlebt oder dass jemand zur Spiritualität oder zum Glauben gezwungen wird.

    Es ist auch die sogenannten offenen Meetings, wo die Alkoholiker und die Angehörigen zusammen teilnehmen. In einem dieser Treffen wurde DIESES Forum als besonders wertvoll vorgeschlagen, und so bin ich zu euch gekommen und auch sehr dankbar, euch gefunden zu haben.

    Wünsche euch einen tollen Tag und gute 24h

    Herzliche Grüße

    Löwenmama

  • Danke für Eure Motivation. Ich war im Juli mal wieder an einem ziemlichen Tiefpunkt, dann kam noch die Sache mit meiner ersten großen Liebe dazu, die noch immer an mir nagt, da wurde mir nicht zum erstenmal klar, wie verdammt kurz das Leben ist. Und ich wollte meins endlich wieder leben. Es ist ein Glücksfall, daß ich dieses Forum gefunden habe, Ihr habt mir alle sehr geholfen.

    100 Tage. Wie sagte Neil Armstrong: "Das ist ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein Riesensprung für mich." Oder so ähnlich. ;)

  • Herzlichen Glückwunsch zu deinen 100 nüchternen Tagen 🏆

    Ich freue mich so für dich und über deine 100 nüchternen Tage.

    Für mich war die 100 auch so ein ganz besonderer Tag.

    Ich wünsche dir, dass du weiter deinen Weg so gut gehst und immer zufrieden nüchtern bist.

    Viel Erfolg für Tag 101, 102 …. 111 …. 150 ….

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Das ist der Plan. Sind ja nur noch ein paar Stündchen bis zur 101. Ich bin absolut zufrieden und habe nicht das Gefühl, auf irgendwas verzichten zu müssen. Ganz im Gegenteil, ich habe eher die letzten 20 Jahre auf Glück verzichtet. Da ist viel Matsch und Nebel, der sich in meinem Kopf noch gar nicht so richtig sortiert hat. Und ich will mich auch gar nicht an alles erinnern.

    Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, daß ich ein Doppelleben geführt habe. Es gab mich zweimal. Da gab es Dr. Jekyll, der seinen Job gerade noch so mit Ach und Krach hingekriegt hat, und es gab Mr. Hyde, der sich nachts in der Dunkelheit verlaufen hat. Mr. Hyde soll sich zum Teufel scheren, Dr. Jekyll darf gerne bleiben.

  • Ich bin absolut zufrieden und habe nicht das Gefühl, auf irgendwas verzichten zu müssen.

    Das fühlt sich super an, nicht wahr.

    Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, daß ich ein Doppelleben geführt habe.

    Ich habe auch ein Doppelleben gefühlt. Niemand wusste von meinem Säufer-Ich.

    Heute kann ich ganz ich sein und das fühlt sich wirklich sehr gut an, sehr befreit.

    Jetzt fühle ich mich frei.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • EIgentlich wollte ich heute tüchtig arbeiten und das Forum links liegen lassen, aber nun habe ich mich für heute mal krank gemeldet. Bin nach dem Boostern, wie das heutzutage heißt, ziemlich müde und kann mich nicht so richtig konzentrieren.

    Aber es sind zwei kleine Dinge im Alltag passiert, die mich sehr freuen. Die kann ich ja mal teilen.

    Ich hatte einem Nachbarn neulich zwei Monitore geschenkt, die ich nicht mehr brauche, da kam er am Sonntag vorbei und hat sich mit einem Stück selbstgebackenen Kuchen und einer großen Portion Schlagsahne revanchiert. Normalerweise geht das hier im Haus für mich ziemlich anonym zu, ich kenne meine Nachbarn zwar und grüße immer artig, aber ich habe keinen Kontakt zu ihnen, weiß häufig noch nicht einmal ihre Namen. Hier ziehen regelmäßig junge Leute ein und aus, ich vermute, manche machen hier auch Airbnb oder sowas. Umso schöner fand ich es, daß es mal etwas persönlicher zuging. Das habe ich ganz klar meiner neuen Nüchternheit zu verdanken.

    Und heute morgen flatterte eine Mail vom Kunden rein, in der es, versteckt in einem Nebensatz, hieß, daß sie mit meiner Arbeit sehr zufrieden sind. Daß ich neuerdings zuverlässig und bestimmt auch besser als früher arbeite, liegt natürlich auch an meiner Abstinzenz.

    Mir war schon klar, daß die Welt kein großes Feuerwerk für mich abbrennen würde, aber es ist doch schön, wenn im Alltag mal so kleine Erfolgserlebnisse kommen, die mir zeigen, daß ich auf dem richtigen Weg bin. Ich kann es auch kaum abwarten, bis es endlich mit der Fahrschule losgeht, dann werde ich auch wieder ein paar soziale Kontakte mehr haben ...

  • Ich glaube in einem Podcast gehört zu haben, dass sich das "Mikromomente" nennt. Es ist wichtig, sich auch über die kleinen Dinge zu freuen.

    Wenn ich einen schlechten Tag habe, versuche ich, mich an etwas Positives zu erinnern, das ich an dem Tag erlebt habe. Und wenn es nur das Nachbarskind ist, das lachend draußen gespielt hat. Hilft mir ganz gut bei bedrückter Stimmung.

    Seeblick

  • Ich glaube in einem Podcast gehört zu haben, dass sich das "Mikromomente" nennt. Es ist wichtig, sich auch über die kleinen Dinge zu freuen.

    Das kann ich im Moment tatsächlich sehr gut. Ich freue mich über die warme Dusche morgens, zwei Spiegeleier auf Toast sind das pure Glück für mich. Das ist vielleicht ein Segen, wenn man aus einem so tiefen Tal kommt: Das, was für andere Leute selbstverständlich ist, ist für mich ein kleines Wunder.

  • Weil mich sowas immer motiviert, habe ich mich heute morgen mal wieder auf die Suche nach abstinenten Prominenten gemacht. Hier eine Auswahl von schweren Alkis, die den Absprung geschafft haben:

    - Peter Maffay

    - Martin Semmelrogge

    - Elton John

    - Brad Pitt

    - Tom Hardy

    - Bradley Cooper

    - Daniel Radcliffe

    - Eminem

    - Colin Farrell

    - Robert Dawney jr.

    - Stephen King

    Bei die Frauens habe ich etwas weniger gefunden, vielleicht können die Damen mit weiteren Beispielen aushelfen:

    - Drew Barrymore

    - Eva Mendes

    - (bei Jenny Elvers war ich mir nicht sicher)

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