Hanseat - Moin aus Hamburg

  • Huhu, also ein Glas mit Murmeln könntest du dir ja auch selbst aufstellen. Jede Woche eine oder so🤔

    Ich gratuliere auch mal, weil es mich für dich freut, weil ich gerne bei dir lese, weil jeder weitere Tag ein gewonnener Tag ist.

    Liebe Grüße, Lea

  • Lieber Hanseat, ich hab mich bei Dir ein bisschen eingelesen und freu mich sehr für Dich über Deinen Erfolg. Die hundert Tage, die Du Dir zu Anfang als ersten Meilenstein vorgenommen hattest, hast Du ja "locker" und mit Bravour gemeistert. Toll!

    Du schreibst, Du warst ein Quartalstrinker, richtig? Aber die Abstände waren kürzer bei Dir, also etwa alle zwei Wochen ein Exzess früher, hab ich hier irgendwo gelesen?

    Ich habe mich gerade frisch von einem Quartalstrinker getrennt und mich hier angemeldet, weil man, wenn man mit der Thematik davor selber nie so recht in Berührung war, einfach sehr viele Fragen hat.

    Was war es bei Dir, das nun letztlich zu dem Entschluss geführt hat? Gerade beim Quartalstrinken ist die Schwierigkeit ja häufig (so zumindest bei meinem Partner / Ex), dass man denkt, kein Problem zu haben, man kann ja jederzeit easy aufhören bis zum nächsten Exzess... Wie war das bei Dir?

    Alles Gute weiterhin und lieben Gruß,

    Catalina

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Hallo Catalina,

    eigentlich weiß ich schon seit etwa 2003, daß ich schwerer Alkoholiker bin. Jetzt muß ich mal grob überschlagen: In den letzten 20 Jahren hatte ich wohl so meine 300 Exzesse. Es klingt vielleicht ein bißchen doof, wenn ich das schreibe, aber für mich waren das immer "Rückfälle". Jetzt muß ich ehrlich sagen, das waren wohl eher "Normalfälle". Die Tatsache, daß ich ohne Probleme mal zwei oder in seltenen Fällen auch sechs Wochen ohne Alkohol auskommen konnte, hat mich immer wieder zu der Annahme verleitet, ich könne mal am Abend zwei Bier trinken, und das ist es dann. Und in einem von zwanzig Fällen hat das auch geklappt. Da war ich tatsächlich so bekloppt, mir einzureden, ich könne das irgendwie kontrollieren. Aber tief in mir drin war mir schon klar, daß das Quatsch ist, da habe ich mich selbst belogen. Ich habe eine Reha erfolglos abgebrochen und mir Jahre danach immer noch eingeredet, das sei alles nicht so schlimm. Das zeigt wohl, wie sehr ich von der Realität entfernt war.

    Das jetzt ist nicht der erste Versuch in diesem Jahr. Ich war schonmal neun Wochen nüchtern und hab das dann aus Lust und Laune wieder einfach so weggeworfen. Dann trinken bis zur Besinnungslosigkeit, meine Wohnung sah aus wie eine Hubschrauberabsturzstelle. Ich war zwei Wochen lang nicht rasiert und hatte keine Ahnung, was für ein Wochentag oder für ein Datum ist. Meine Arbeit war in höchster Gefahr. Da hab ich in den Spiegel geguckt und mir gedacht: Dieses trübe Gesicht will ich nie wieder sehen. Es lag noch eine volle Dose Jackie-Cola in der Wohnung rum, die hab ich feierlich ins Waschbecken gekippt und bin seither tapfer geblieben. Drei Wochen später habe ich mir angemeldet.

    Für mich ist einfach klar, wenn ich weitertrinke, dann werde ich alles verlieren, und das will ich nicht.

    Grüße,

    H.

  • Vielen Dank für Deine Schilderungen, lieber Hanseat!

    Es ist erstaunlich und erschreckend, wie viele Gesichter (wohl eher Fratzen) dieser Alkohol haben kann. Ich frag mich, wie das bei meinem "Fall" ist - bei ihm dauern die Trinkpausen immer zwischen mindestens zwei bis gut vier Monaten. Seit ich ihn kenne, könnte ich nicht sagen, dass diese sich verkürzt hätten - allerdings fällt mir auf, dass die Exzesse krasser werden, viel drastischer.

    Denkst Du, dass man sagen kann, wenn die Trinkpausen derart vergleichsweise lange anhalten, dass die Sucht/Krankheit noch nicht ganz fortgeschritten ist (ich weiß nicht, wie ich das besser ausdrücken soll) oder hat das damit gar nix zu tun?

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • So der echte Fachmann bin ich da auch nicht. Bei zwei bis vier Monaten ist er dann ein echter Quartalstrinker, das ist individuell. Mein Alkoholkonsum war über die letzten Jahre eigentlich auch eher mehr oder weniger konstant geblieben, ich könnte da nicht von einer Verschlimmerung berichten. Da findet wohl jeder irgendwo seinen Rhythmus. Wenn die Arbeit wegfällt, können natürlich alle Dämme brechen.

    Deine letzte Frage kann ich wohl mit einem klaren Nein beantworten. Ich habe Deine Beiträge gelesen und bin mir sicher, daß Dein Partner absolut und schwer alkoholabhängig ist. Zu dem Pulverkonsum kann ich jetzt so aus der Ferne nichts sagen, aber es ist gut möglich, daß er auf solche schwachsinnigen Ideen nur kommt, wenn er säuft. Das ist erstmal das Hauptproblem, denke ich.

  • Hallo Hanseat,

    Herzlichen Glückwunsch zu 4 Monaten ohne Alkohol 🎈 (Murmeln habe ich leider nicht gefunden)

    Du hast schon so viel geschafft, und damit meine ich nicht nur, dass du seit 4 Monaten nicht mehr trinkst.

    Wenn ich dich hier lese, lese ich Zufriedenheit über dein neues Leben. Ich denke, Zufriedenheit ist eine wichtige Voraussetzung für ein dauerhaftes nüchternes Leben.

    Ich wünsche dir weiterhin Zufriedenheit.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Ich habe Deine Beiträge gelesen und bin mir sicher, daß Dein Partner absolut und schwer alkoholabhängig ist.

    Ich danke Dir, lieber Hanseat. Es ist wichtig, solche Dinge in dieser Klarheit gesagt zu kriegen.

    Jetzt müsste er es also eigentlich nur noch selber so sehen, dann könnte alles gut werden... :roll:

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Moin Hanseat,

    ich kann mich den anderen nur anschließen: Herzliche Glückwünsche zu vier Monaten ohne Alkohol! 🎗

    (Ich hab bei uns tatsächlich eine Murmel gefunden. Komme aber in nächster Zeit leider nicht ins schöne Hamburg, um sie feierlich überreichen zu können. 🤔😉)

    Du liest dich ziemlich aufgeräumt und auch ich lese gerne bei dir mit. Wünsch dir weiterhin Erfolg und Zufriedenheit mit dem alkoholfreien Leben. 🍀

    Viele Grüße

    AufderSuche

  • Hallo liebe Freunde,

    habe gerade nach 2 turbulenten Tagen meine Enkerl wieder abgegeben und kann mich nun auch zu Wort melden 0 :lol:

    Ich habe auch 4 Monate Abstinenz geschafft und bin sehr stolz auf mich.

    Die Ausführungen von Hanseat erinnern mich an mein eigenes Verhalten. 3 Wochen oder kürzer oder länger, nachdem ich nichts mehr getrunken habe, habe ich das Alles mit einem Bier zunichte gemacht. Wie oft habe ich mir gedacht "das tue ich mir nicht mehr an".

    Der Teufel "Alkohol" hat gesiegt.

    Ich bete zur universellen Energie, dass ich weiterhin die Kraft habe, dass mein Leben so schön bleibt, wie es jetzt ist.

    Schoenes Wochenende

    Hoffnung :thumbup:

  • Mensch, heute ist ja tatsächlich schon der Erste Advent. Kinners, wie die Zeit fliegt ...

    Da ja auch ein paar Christen anwesend sind, wünsche ich als alter Atheist einen gesegneten und frohen Ersten Advent.

  • Dann mache ich mal hier zum Thema Malzbier weiter. Nehmen wir die Marke Vitamalz, dazu steht in der Wikipedia, die hat weniger Alkohol als Apfelsaft.

    Ja, das hat "Bier" im Namen, aber das ist kein Bier, da wird nichts gegärt. Das ist eher so ein Zuckertrunk. Und das Argument mit der Flaschenform finde ich jetzt auch nicht so überzeugend. Bierähnliche Flaschen habe ich nämlich bei Limonaden auch.

  • Huhu, da muss ich mich als Angehörige mal Einklinken, ich finde das nämlich total spannend.

    Mich triggert ehrlich gesagt jede Art von Flasche die nach Bier aussieht, wenn die hier irgendwo rum steht. Für mich sieht das sofort so „versoffen“ aus. Meine Kinder haben tatsächlich auch so bis acht/neun Jahre immer sowas gesagt wie: „Oh habt ihr Bier getrunken?“ Wobei das meist Bionade oder sowas war. Hier gibt es Alltags nur Leitungswasser, dementsprechend sind kleine Flaschen für die Kinder eher ungewöhnlich und in ihren Augen immer zwingend Bier gewesen.

    Ich hätte deshalb bis gerade eben gedacht, als trockener Alkoholiker trinkt man lieber nix aus kleinen Flaschen sondern eher mal Brause aus dem Glas oder so. 🤷🏻‍♀️

  • Also, lieber Hanseat,

    mein Ex ist nach einem der letzten Exzesse im Juli auf Malzbier und manches Mal alkoholfreies umgestiegen.

    Ich kann Dir nur sagen, was ich bei ihm beobachtet hab (mich haben das plötzliche Verlangen nach alk-freiem Bier, das er davor nie getrunken hatte, und seine Ausrede, es wäre gut gegen den Durst im Sommer, sehr argwöhnisch gemacht):

    Eine Zeit lang ging das super gut. Irgendwann konnte ich aber sehr deutlich beobachten, wie er sich das Bier regelrecht "reingestoßen" hat, echt so, als müsse er vehement irgendwie das Saufen kompensieren oder imitieren. Das war irgendwie... unschön und auch abtörnend.

    Ich hab mich ein bisschen dazu belesen. Die hier schon erwähnten Faktoren - die Flasche, der Geruch, allein die Assoziation, "etwas trinken zum Essen" etc. pp., das alles kann schon - sag ich mal als Laie - auf eine Verlagerung oder eben Kompensation hindeuten.

    ALLERDINGS sag ich Dir auch, mir wäre tausendmal lieber, er hätte sein Problem auf Malzbier verlagert und wäre dabei geblieben. Es war aber nicht so und der nächste Exzess leider nicht weit.

    Ist vielleicht auch eine Typfrage, aber ich denke, auch hiermit muss man als eventuell Rückfall-Gefährdeter sicher immer achtsam und vor allem SEHR ehrlich zu sich selber sein: Warum trinke ich das, warum möchte ich das wirklich.

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Alkoholfreies Bier sehe ich auch sehr kritisch, wie gesagt, das kommt mir auch nicht ins Haus. Auch kein alkfreier Wein oder Sekt und was es da alles gibt, auch nicht zu Silvester. Da trinke ich ein Glas O-Saft, wenn's sein muß.

    Ich habe in den letzten vier Monaten mal zum Essen insgesamt etwa sechs Flaschen der besagten Marke getrunken. Ich besorge mir das Zeug nicht regelmäßig, die letzten Wochen war auch gar nichts im Haus. Eine Verlagerung kann ich da bei mir beim besten Willen nicht erkennen.

    Ganz auf diese Flaschen verzichten kann ich eh nicht. Sollte ich jetzt etwa noch ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich mir zum Mittagstisch eine Bionade bestelle? In der übrigens auch Alkohol in winzigen Mengen enthalten ist?

  • Nein, ich glaub nicht, dass Du ein schlechtes Gewissen haben musst ^^. Wobei - berichtige mich gern, wenn ich falsch liege - ich zwischen den Zeilen Deiner Reaktion irgendwie rauslese, dass Du "angepiekst" bist? Warum?

    Ich denke nur, was ich eben geschrieben hab: Dass man achtsam sein muss und auch diese Dinge hinterfragen. Du kannst ja (ich hoffe, ich schreibe hier nix Falsches) für Dich auch zur Conclusio kommen, Malzbier ist super und gefährdet mich in keinster Weise.

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Linde hat mich angepiekst mit der Frage, ob ich die Grenzen austesten will. Das hat mich auf die Palme gebracht, ja, das gebe ich zu. ;)

    ;) Ja, Linde hat das Talent zum Stochern, das ist mir aufgefallen - GUT SO!! Ich finde die Piekser hier Gold wert und sehr sympathisch.

    Und Dich übrigens auch, Hanseat.

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Die hat auch das Talent zum Nachfragen, wenn die Frage nicht beantwortet worden ist. Aber ich komme aus der Angehörigen-Ecke. Mir schmeckt Malzbier nicht. Daß es einen Frischtrockenen triggern könnte (z. B. Bierflaschen-Optik, vertrautes Trinkritual usw.), das sollte nicht unerwähnt bleiben.


    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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