Maritha..Alkoholkranker ,erwachsener Sohn

  • Hallo zusammen,

    nach längerer Zeit möchte ich mich auch wieder melden,ich war in der Zwischenzeit oft hier zum Lesen.Es ist einiges passiert,Positives,was mich hoffen ließ und leider leider auch wieder Negatives.

    Nach 5 Wochen im Dauerrausch und völliger körperlicher Entkräftung landete mein Sohn zu einer Entgiftung in einem psyschiatrischen KH.

    Vorausgegangen war der Hilferuf seines Freundes,daß er diesen Zustand in seiner Wohnung einfach nicht mehr ertragen könne und etwas passieren müsse.Er könne ihn aber auch nicht auf die Strasse setzen.Mein Sohn zeigte sich bereit für eine Entgiftung und er schien irgendwie erleichtert,als er die Einweisung dafür erhielt.

    Er war bereit für eine darauffolgende Entwöhnung und wurde nach 3 Wochen in einem zumindest äußerlich guten Zustand entlassen,nahm im Anschluss auch mehrmals an einer SH-Gruppe teil.Obwohl er mehrere Wochen unentschuldigt bei der Arbeit gefehlt hatte,gab es auch hier ein Gespräch über Wiedereingliederung und die Chancen standen gut.

    Es folgten ein paar wirklich gute Wochen ,er ging zur Arbeit und er und sein Freund ,beidem er seitdem wieder wohnt , gingen sogar eine weitergehende Beziehung ein.

    Er war ein paarmal bei mir zuhause,liegengebliebene Dinge wurden geregelt und es wirkte alles so positiv.

    Vor 5 Tagen kam der Rückfall,unentschuldigtes Wegbleiben von der Arbeit und stattdessen wieder Suff rund um die Uhr. Alle paar Stunden zum Kiosk und nachts sogar bis zum Bahnhof ,um Stoff nachzuholen.

    Es ist alles so traurig,ich hatte so gehofft, und bin so enttäuscht.

    Ich weiß,daß ich ausser Zusehen nichts tun kann.

    Er will und kann es einfach nicht ändern.

  • hallo Hanseat,

    ja so war der Plan.Er war ja die dritte Woche wieder zur Arbeit,hatte positive Rückmeldung von seinem Chef.Dann kam der Morgen ,an dem er sich "schlecht"fühlte und zu hause blieb und sein Freund ihn am Abend mit leeren Flaschen vorfand und nun alles weitergeht wie vorher.

    Wie tief will und muß er noch sinken?

  • Wenn ich lese, daß er fünf Wochen im Dauerrausch war, dann ist die Krankheit bei ihm schon sehr weit fortgeschritten. Euer Plan war gut und hätte theoretisch mit Glück und viel Sonnenschein funktionieren können, aber die Maßnahmen sind dann wohl nicht ausreichend. Schon mal über eine Langzeittherapie nachgedacht, eventuell sogar mit betreutem Wohnen hinterher?

  • hallo Hanseat,

    ich selbst habe von dieser Abhängigkeit meines Sohnes erst in diesem Sommer erfahren.Wir wohnten bis dahin viele Jahre über 600km entfernt,bei den wenigen WE-Besuchen im Jahr und dazwischenliegenden Telefonaten schien alles so wunderbar normal.Was sich wirklich abspielte,vermag ich nicht zu sagen.

    Erst bei seinem Umzug vor 5 Monaten (es sollte hier bei mir in der Nähe zusammen mit seinem damaligen Freund ein Neustart sein,der Freund machte wenige Wochen davor einen Absprung,ein "wirkliches" Ende fand die Beziehung bis heute nicht)

    wurde für mich die ganze Sachlage klar.

    Der jetzige Entzug und Entwöhnung war ja bisher die einzige Maßnahme,die er überhaupt zugelassen hat und darüber war ich schon froh.Heute bezweifle ich stark,ob es sein überzeugter Wille war und er das Thema Abstinenz überhaupt für sich angenommen hat.

    Mir ist schon klar,daß ER den Weg angehen muß und daß ich das gar nicht beeinflussen kann.

    Er ist ein erwachsener Mann mit voller Verantwortung über sein Leben und er wird nicht aufhören,weil ich als seine Mutter oder einer von seinen Freunden das so möchten.

    Ihn wieder zu seinem Arzt oder zu der Suchthilfe zu bringen,wäre doch wieder nur eine überstülpende Maßnahme,oder sehe ich das falsch?

  • Wenn ich das wüßte, was das richtige ist ... Ich bin ja auch nur Betroffener und kein Profi. Vielleicht hat er sich nur auf Druck von außen drängen lassen, ohne innere Überzeugung, da sind die Erfolgsquoten natürlich nicht hoch. Ich würde ihm als Angehöriger vermutlich dringend zu einer Langzeittherapie raten und ihm gleichzetitig klarmachen, daß er diese Therapie von sich aus und für sich angehen muß. Ich habe meine Reha damals auch ohne familiäre Unterstützung in die Wege geleitet. Wenn er sich sträubt und einfach so weiterwurschtelt, ja, dann ist man irgendwie machtlos.

  • Die Frage wird eh sein,wie lange sein neuer Freund diesen Zustand ( in dessen Wohnung ja schon zum 2.Mal) mitmacht oder ihm einen Schlußstrich zieht.

    Dann bleiben noch Rückkehr zu mir in den 80km entfernten offiziellen Wohnsitz (allerdings alkoholfreie Zone)

    oder das freie Leben auf der Straße,woran ich jetzt nicht denken möchte.

  • Hallo zusammen ,

    bin in den letzten Wochen sehr oft hiergewesen zum Lesen,heute muß ich mir wieder mir ein bisschen von der Seele schreiben.

    Die Situation meines Sohnes hat sich nicht gebessert,im Gegenteil.Nach seiner Probezeit wurde er nicht übernommen,hat alle Chancen vertan,die man ihm gab.Nach jedem Entzug ein neuer Absturz.Seit nunmehr wieder drei Wochen trinkt er und hält sich in der Wohnung seines Freundes auf,der tagsüber arbeitet.

    Die ganze Zeit über hatten wir keinen telefonischen Kontakt bis er sich gestern wieder meldete. Wieder Vorwürfe und Schuldzuweisungen an mich,daß ich ihn aus seinem alten Leben gezogen habe,dabei war es seine Idee,hier neu zu starten und erst einmal bei mir unterzukommen.In der Nacht dann kam ein schriftliches"Es tut mir leid" und" ich will ,aber schaffe es nicht,da alleine rauszukommen".

    Ich schrieb zurück,daß er diesen Weg nur ganz alleine gehen kann.

    Nach jeder seiner Touren sieht er aus wie ein menschliches Wrack,und nach jedem mal wird es schlimmer.Ob er es noch überhaupt bis zu einem Arzt schaffen würde,ich weiß es nicht.Aber er hat ein Handy und kennt die Nummer 112.

    Ich weiß,er würde wieder eine Entgiftung machen,wenn ich ihn dorthin bringen würde,

    es würde klappen bis zum nächsten Rückfall.

    Aber er ist längst ein erwachsener Mann,hatte über 20 Jahre weit weg von mir ein selbständiges Leben und ich hätte nie gedacht,daß so etwas passieren könnte.

    Ich werde weiter Abstand halten,aber es ist so schwer,wenn es der eigene Sohn ist. Einen Partner kann man ,auch wenn es schwer ist, verlassen .Einen Sohn trägt man im Herzen,für immer.

    Er muß es alleine schaffen.

    Danke euch fürs Lesen.

  • Zitat

    Einen Partner kann man ,auch wenn es schwer ist, verlassen .Einen Sohn trägt man im Herzen,für immer.

    Da sprichst du ein wahres Wort.

    Traurig das alles. Aber du machst es gut, daß du weiter auf Abstand achtest.

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • hallo Maritha

    es tut mir leid, wass du gerade durchmachen musst,

    ich würde mich da nicht einmischen, auch wenn es schwer fällt....aber (fürs Gewissen) du würdest ihm damit nicht helfen...wer es schafft dich anzurufen und um Hilfe zu bitten, kann das auch bei den richtigen Stellen machen....die Anlaufstellen und Möglichkeiten wurden ihm mit Sicherheit in den Entgiftungen vorgestell

    viel Krat

    Lieben Gruß

    mexico

  • ein Freund von mir, der rückfällig geworden ist, habe ich gesagt, dass er erst wieder zu mir kommen kann, bis er mir vorweisen kann, 3 Monate nichts getrunken zu haben....jetzt sind 4 Monate Langzeittherapie um und heute kommt er mich besuchen

    soll heißen, wenn du ihm ein Angebot machst....bietest du ihm ja Hilfe an....mein Herz würde ja auch zerspringen, wenn eins meiner Kinder so etwas erleben müsste

    lieben Gruß

    mexico

  • hallo mexico,

    Danke dir.

    ja ich weiß,daß er den Weg finden und gehen muß.Bei mir Hilfe zu suchen und sich darauf zu verlassen,scheint für ihn erstmal der einfachere Weg zu sein.Vielleicht oder ganz sicher sogar auch zum großen Teil meine eigene Schuld,weil ich ihm anfangs soviel geholfen habe,aber da war mir noch gar nicht bewusst,wie weit er in seiner Sucht schon drin war.

    Mein Angebot,daß ich ihm helfe,wenn er sich selbst Hilfe geholt hat und etwas für sich tut,das hat er.

    Er hält sich ja in den Trinkphasen bei seinem Freund auf (Kiosk vor der Haustür) und wenn er bei mir wäre,hätte er kilometerweit alkoholfreie Zone.Das heißt,er ist eigentlich so gut wie nie hier,weil er es hier nicht lange aushält.Offiziell ist hier bei mir seine Meldeadresse,seine Postadresse usw. und viele wichtige Dinge bleiben einfach liegen,weil er sie verdrängt.

    Es ist alles so schwierig und so verfahren,leider.

  • Lieber Peter,

    ich danke dir und ich denke oft an das,was du mir kurz nach meiner Anmeldung hier geschrieben hast.Deine Geschichte macht mir immer noch Mut und Hoffnung und gibt mir Kraft,auch wenn es irgendwie immer schwieriger wird,noch an etwas Positives zu glauben. Abstand zu finden und zu halten ist wichtig auch wenn die Gedanken im Kopf oft anderer Meinung sind.Ich werde nichts beeinflussen können,kann nur abwarten und mich dabei nicht verlieren.

    Du kannst stolz sein auf dich,du hast eine schlimme Zeit im Tal überstanden (es ist ganz in meiner Nähe) und du hast die Kraft für einen Neuanfang.Das gibt mir Hoffnung auf das ,was alles möglich sein kann.

    Ich wünsche dir weiterhin alles Gute.

    Liebe Grüße,

    Maritha

  • Hallo Maritha, auch mein Sohn (27) ist Alkoholabhängig und lebt gerade wieder bei mir, weil ich er nach der Trennung mit seiner Freundin, keine andere Unterkunft hat und er auch finanziell schlecht da steht, weil er sich noch in Ausbildung befindet, nach 2 vorangehenden abgebrochenen Ausbildungen.

    Hinzu kommt, dass er in 5 Wochen Abschlussprüfung hat und sich überhaupt nicht darauf vorbereitet, weil er in einer tiefen Depression durch Trennung und Alkohol steckt.

    Deine Ausführungen erschrecken mich, weil es jetzt schon seit einem halben Jahr so weitergeht und scheinbar gerade kein Ende nimmt.

    Ich kann so gut nachfühlen wie du dich fühlst.

    Es ist schlimm das eigene Kind, egal welchen Alters, sich so zugrunde richten, zu sehen. Immer wieder keimt die Hoffnung auf, dass er zur Besinnung kommt. Auch ich habe gesagt, dass bei mir alkoholfreie Zone ist. Aber mittlerweile habe ich ihn schon 2x besoffen hier Herberge gegeben. Also er hat nicht hier getrunken , sondern wurde besoffen abgegeben.! Das macht mich unsicher, ob das richtig war.

    Da kann mein Mutterherz noch nicht wegsehen….

    Ich habe meine eigene Deadline bis zur Prüfung….

    Viele Grüße

    Claudia

  • Hallo zusammen,

    nach seinem letzten Absturz hatte mein Sohn sich selbst um einen dreiwöchigen Entgiftung- und Entwöhnungplatz gekümmert,danach sollte eine 12wöchige Langzeittherapie starten.

    In den 3 Wochen ging es ihm gut und ich hatte das Gefühl,daß er wirklich hinter der Sache stand. Ganz zum Schluss erhielt er dann leider einen positiven Coronabefund,so daß die Aufnahme in die Langzeittherapieklinik um einige Tage verschoben werden mußte.

    Er verbrachte die Quarantäne in der Wohnung seines Freundes (sie ist alles andere als alkoholfrei und das Kiosk direkt vor der Haustür) und morgen wäre die Aufnahme gewesen.

    Leider hat er diese 2 Wochen nicht geschafft,seit einer Woche trinkt er wieder und die Aufnahme ist somit hinfällig.

    Gestern abend rief er mich an,dabei zerfloß er in Selbstmitleid und völliger Hoffnungslosigkeit.

    Er habe seinen Freund gebeten,die Wohnung alkoholfri zu halten,aber dieser trinkt wohl selbst und da fehlt jede Rücksicht und er schleppt täglich Alkohol an.Es gibt wohl auch Streitereien und so wird es jetzt wieder wochenlang weitergehen bis er wieder ein völliges Wrack ist.

    Ohne eigene Wohnung,der Job ist weg und im Herz immer noch der Trennungsschmerz von seinem früheren Freund,der längst wieder eine neue Beziehung hat.

    Die ganze Situation wird immer hoffnungsloser und ihm fehlt jede Einsicht,daß es nur besser wird,wenn die Trinkerei ein Ende nimmt.

    Während diesem Telefonat gab er auch mir die Mitschuld,weil ich ihm ganz am Anfang beim Packen der Umzugskisten geholfen habe und ihn somit aus seinem Leben gerissen hätte.

    Puh,ja hätte ich das damals alles mal gewußt,ich hätte gar nichts unternommen.

    Aber jetzt ist es so und da ich quasi seine einzige Bezugsperson bin,wird er mich in seinem Suff weiter mit Anrufen und Nachrichten dieser Art zuschütten.

    Ja,und dann bringt er Dinge aus seiner Kindheit zum Vorschein,für ihn schlimme Situationen mit seinem Alkoholikervater,über die er mehr als 20 Jahre nicht geredet hat und die ihn jetzt so sehr belasten.

    Er wird weiterhin trinken,er wird für all das keine Lösung finden. Die Langzeittherapie wäre vielleicht eine Chance gewesen,aber auch die ist jetzt erstmal vorbei .

    Es ist alles so traurig.

    Ich kann ihm nicht helfen,muß auf mich achten,daß es mir gut geht,aber das ist grade gar nicht so einfach.

    Liebe Grüße,Maritha

  • Guten Morgen Martha,

    das liest sich traurig und es tut mir leid, daß du das erleben und durchmachen musst.

    Du hast getan, was du konntest, mehr kannst du erstmal nicht tun.

    Es ist sehr gut, daß du nun mehr auf dich blicken willst - achte auf dich, du hast es verdienst, daß es dir gut geht!

    Alles Gute und lieben Gruß


    Peter

  • Hallo liebes Forum ,

    ich hätte eine Frage bezüglich meiner Beiträge.

    Sie erscheinen von Anfang in dem Bereich EKA. Bin Mutter eines Alkoholikers gehöre ich damit nicht eher in den Bereich Angehörige und Co von Alkoholikern? Ändert zwar nichts an all dem,was grade bei mir vorgeht,aber es verwirrt mich immer etwas.Vielleicht ist ein Verschieben dorthin möglich? Vielen Dank.

  • Hallo Maritha,

    stimmt, hier im Angehörigenbereich bist du besser aufgehoben.

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Guten Morgen Maritha,

    sehe ich auch so, hier bist Du nun richtig :)

    Das Verhalten Deines Sohnes jetzt ist irgendwie sehr typisch. Er sucht Gründe und findet sie. Die Sache mit seinem Vater, der Freund, der Alkohol anschleppt. Alles Gründe in denen er sich jetzt suhlt, um weiter trinken zu "müssen". Das muss er aber nicht. Er hätte die Chance wahrnehmen können. Es gibt so viele Menschen mit etlichen, schlimmen Problemen, die trotzdem nicht trinken. Es gibt immer einen Weg, auch für Deinen Sohn.

    Mir tut es leid so etwas zu lesen, denn dass man sich von seinem eigenen Kind nicht so gut abgrenzen kann, wie von einem Partner, das verstehe ich total. Aber ich kann Dir nur raten, dass Du Dich auf diese Gespräche nicht mehr einlässt. Das bringt niemanden weiter nach vorn. Weder Dich, noch ihn. Ich weiß, dass sich das leichter sagt, als es getan ist. Aber es wird Dich immer weiter runterziehen. Könntest Du Dir vorstellen, ihm zu sagen, dass Du nicht mehr mit ihm reden möchtest, wenn er Alkohol getrunken hat? Damit schließt Du die Tür nicht komplett. Wenn er sich wieder für den trockenen Weg entscheidet, ist die Tür ja offen. Aber momentan halt nicht.

    LG Cadda

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