Liebe Freunde,
ich bin Co-Abhängige Mutter eines 26jährigen Sohnes.
Als mein Sohn 13 Jahre alt war, musste er sich einer lebensgefährlichen Operation mit Tumorverdacht an der Wirbelsäule unterziehen. Er hat diese OP überlebt, hat aber mit Spätfolgen (Teilparese am Bein) bis heute zu kämpfen. Ich wurde über diese OP von einer ehemaligen Nachbarin in Kenntnis gesetzt, da ich als Mutter ohne Sorgerecht ja nicht informiert werden muss und auch die Frau meines Exmannes in der Krankenakte als leibliche Mutter eingetragen wurde. Man wusste überhaupt nichts von meiner Existenz.
Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, dass meine Kinder beide bei ihrem Vater aufgewachsen sind und ich mir den Umgang gerichtlich erstreiten musste, weil der Kindesvater sich weigerte, die Kinder zu mir zu lassen. Sowohl mein Sohn als auch meine Tochter hatten also nicht wirklich viel von mir seitdem.
Seit diesem Ereignis (OP) leidet er an Zwangs- und Persönlichkeitsstörungen, Alkohol- und Canabisabusus, seit kurzem nimmt er Speed. Er lebt alleine in einer 2 Zimmer Wohnung, 3 km von meinem Haus entfernt. Arbeiten tut er nicht, lebt vom ALG2, mittlerweile ausgesteuert.
Der Kontakt zu seinem Vater, Schwester und Stiefmutter ist seit ein paar Monaten unterbrochen, Er lehnt wirklich jede Hilfe ab, durch meine Tochter weiß ich, dass die ganze Familie seit Jahren durch das Verhalten meines Sohnes eine schwere Zeit hat.
Seine Freundin mit der er die letzten 2 Jahre zusammen war in einer toxischen Beziehung, hat ihn im Juni 2020 verlassen, er packt die Trennung nicht, trinkt noch mehr als vorher, konsumiert mehr Drogen usw. Von seinem Vater lehnt er alle Hilfsangebote ab. Er ist geradezu besessen von der Exfreundin, verlangt, dass ich !!!diese Frau anrufe, damit sie zu ihm zurückkommt, droht mir am Telefon mit Suizid, beschimpft mich als unfähige schlechte geisteskranke Mutter usw. Sein Lieblingssatz: „Wenn du nicht zahlst, siehst du mich nie wieder. Ich saufe mich zu Tode, bekiffe mich und fahre gegen den nächsten Baum und du bist schuld.“
Ich habe seit Jahren meinem Sohn unzählige Hilfsangebot vorgeschlagen, u.a. ein Gespräch mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst Vorort, (nichts gebracht). Auch schlug ich eine vorläufige gerichtliche Betreuung vor (in diesem Bereich habe ich Erfahrung durch meine an Demenz erkrankte Mutter), welches er natürlich empört ablehnte. Ich habe nur von ihm eine Behördenvollmacht, damit ich mit dem Jobcenter korrespondieren kann. Diese hat er mir vor einigen Wochen entzogen, so dass jetzt gar kein Geld mehr fließt. Da er mich gestern wieder unter Druck gesetzt hatte, habe ich über 1000 Euro bezahlt für ihn für Miete, Stromschulden, Internet, Amazon was weiß ich alles noch
Den Vorschlag, teilstationär eine Therapie zu machen, einen Sozialtherapeut zu kontaktieren, mit einem ambulanten psychiatrischen Dienst zusammen zu arbeiten, alles wurde zurückgewiesen.
Ich bin zurzeit bei einem Punkt, wo ich nicht mehr kann. Ich zucke ständig zusammen, wenn mein Handy klingelt, und traue mich schon gar nicht mehr, ein Telefonat mit ihm anzunehmen. Meine Tochter möchte nicht mehr über dieses Thema mit mir sprechen, es belastet sie zu sehr. Sagt sie.
Schlafstörungen, Alpträume, in welchen ich ihn beerdige und ihn im offenen Sarg sehe, sind keine Seltenheit mehr.
Ich sehe, wie mein Sohn leidet, fühle mich so hilflos, als Versagerin, weil ich nicht helfen kann und habe Angst, dass durch sein selbstzerstörerisches Verhalten sein Leben nicht mehr lange geht.
Ich weiß ja, dass zu seinem Krankheitsbild die Uneinsichtig gehört. Sich keine Hilfe zu holen, aber das kann ich nicht verinnerlichen.
Danke fürs Lesen
Liebe Grüße
Tini