Lanananana - Auf dem Weg zurück zu mir

  • achelias Danke - ich finde interessant, was du schreibst. Ich denke, dass mein Freund sich auch mit seinem Suchtverhalten selbst nervt, wenn er es schafft einige Tage am Stück nicht zu trinken und anschaut, was er besoffen so angerichtet hat. Danke, dass du deine Innensicht mit mir geteilt hast.

  • Vielleicht muss du du die Trennung energischer kommunizieren.

    Oder hast du nur einen Trennungswunsch?

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Anders:

    "Das es nicht so weiter geht" ist eine offene Formulierung.

    "Ich trenne mich" nicht.

    So lange er in deinen Äußerungen einen Strohhalm entdecken kann, macht er weiter.

    Aber ich glaube, es wäre besser, für sich alleine Entscheidungen zu treffen, die einem gut tun,

    & nicht die Befindlichkeiten deines xy von vornherein einzuplanen.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Dante Er hat das schon verstanden. Deshalb dreht er betrunken ja auch so durch.

    Aber du triffst einen wunden Punkt in mir: Es tut mir unglaublich weh, dass er sich sein Leben mit dem Scheiss-Alk so versaut und dass ich ihm nicht helfen konnte. Und natürlich hab ich das Gefühl ich lasse ihn im Stich. Es ist ja nicht so, dass sich Gefühle ausknipsen lassen. Ich zumindest kann das nicht. Trotzdem ist mir vollkommen klar, dass wir da so nicht rauskommen, weil er noch nicht soweit ist und tiefer drin steckt als ich mir das je hätte vorstellen können. Ich weiß nicht, was ihn so blockiert und ob er es jemals wirklich schaffen will und wird aber ich weiß, dass ich dieses Auf und Ab nicht länger ertrage und dass es am Ende auch ihm nicht hilft. Das haben wir jetzt wirklich oft genug versucht. Ich wünschte nur, er könnte sich beruhigen ohne dass ich nochmal Hilfe rufen muss. Das war wirklich schrecklich. Ich fühl mich so hilflos, wenn er durchdreht.

  • Lanananana, vielleicht schaust du einmal von einem ganz anderen Blickwickel, auf eine andere Art, auf deinen wunden Punkt? –

    Ein Betroffener ist in der Situation nicht zu sich selber zu stehen, er steht zum Alkohol (Abhängigkeit). Du möchtest gerne zu ihm stehen. Um sein Problem am Leben zu erhalten und nicht anpacken zu müssen, erwartet er von dir eigentlich das du genauso abstrakt wie er selber lebst / denkst / handelst.

    Wie soll dir das gelingen? -

    Ja, es tut weh, allerdings kannst niemandem die Eigenverantwortung abnehmen. -

  • Ich brauche nochmal Unterstützung. Zwei Tage war jetzt Ruhe. Ich bin so erleichtert gewesen. Hab mir jeden Gedanken an gestern und morgen verboten und einfach nur genossen, mich um mich selbst zu kümmern und zur Ruhe zu kommen. In der Nacht hat er mir nun wieder eine Reihe Nachrichten geschickt. Nachrichten, die mich so unglaublich traurig machen.

    Er klagt, dass es ihm so unglaublich schlecht geht, weil er nun ganz alleine durch den Entzug muss und ob ich nun nicht mal mehr auf ihn reagiere. Letzteres macht mir echt schwer zu schaffen. Einerseits weiß ich, dass es nichts bringt, jetzt wieder in Kontakt zu treten, weil es die Situation schon so oft gab: Er versucht aufzuhören, ich schöpfe neue Hoffnung, er lässt sich wieder hängen und stürzt ab, er wird bockig und sagt, er sei eben noch nicht soweit und nach einer Weile fleht er mich dann wieder an, ihn nicht allein zu lassen, ihm zu helfen … Andererseits trifft er mit „Du lässt mich alleine/im Stich, redest du nun gar nicht mehr mit mir, warum reagierst du nicht“ mitten in mein Herz.

    Vielleicht findet ihr das unverständlich aber ich kann das wirklich kaum aushalten. Obwohl ich so oft die Erfahrung gemacht habe, dass mit einer Reaktion meinerseits - und sei sie noch so vorsichtig und zurückhaltend - früher oder später mit großer Sicherheit alles wieder von vorne beginnt. Warum sollte es diesmal anders sein.

    Mein Verstand sagt: „Da muss er jetzt alleine durch … und du auch - denk endlich zuerst an dich“. Gefühlsmäßig stresst und triggert mich sein Klagen und Flehen aber so unbeschreiblich. Ich will niemanden im Stich lassen!!! Und tatsächlich ist er ist doch krank. Wie schlimm, wenn ich mich dann umdrehe und sage: „nicht mein Problem“ … Ich würde mich freuen, wenn ihr mir nochmal helft, mit anderen/euren Augen auf die Situation zu schauen. Ich will es diesmal unbedingt besser machen als alleine anderen Male. Ich will keine neue Runde im Abhängigen-Karussell - aber ich will auch nicht unmenschlich, kalt und gemein werden.

  • Liebe lananana,

    Ich versuche es mal in kurz und prägnant…

    Doch, es ist sein Problem! Lass es bei ihm, da gehört es hin. Es ist nicht dein Problem!!!

    Du sagst doch selber du kennst diese Endlosschleife, das ist doch nur wieder die Masche dich emotional unter Druck zu setzen und ins „bitte einsteigen und türen schließen, nach dieser Runde wissen sie wieder nicht, wo ihnen der Kopf steht“ Karussell zu bekommen.

    Du lässt ihn nicht im Stich, im Gegenteil, ohne dich hat er eine größere Chance, aufzuwachen, als wenn du wieder einknickst und er sagt sich, prima, wieder etwas Zeit zum saufen gewonnen, sie kommt ja doch immer wieder.

    Ich bin schon ein Freund davon, demjenigen der Hilfe sucht auch in bestimmten Dingen zu unterstützen. Aber da ist er ja noch lange nicht. Meiner Meinung nach müssten erstmal eine Reihe von Taten folgen. By the way, durch den Entzug muss er eh alleine durch, was willst du ihm da abnehmen, die entzugserscheinungen? Geht nicht…

    So schwer es auch ist, diesen Weg kann jeder alkoholiker nur alleine gehen, und wenn er den ersten großen Weg geschafft hat, Arzt, entzug, Entwöhnung, dann kann man oder Frau ggf. Schon auch stärkend, in bestimmten Situationen unterstützend sein, so meine Meinung. Aber die ersten Wochen… ich meine, das einzige was man helfend machen kann, ist denjenigen wissen zu lassen, dass wenn er diesen Weg gegangen ist, man dann wieder bereit ist zu schauen, wo man helfen kann. Hm, weis nicht ob das letzte verständlich war. Also aktiv helfen kann man meiner Meinung nach nicht, aber schon eine entsprechende Hilfe nach begangenen Taten in Aussicht stellen ( oder so ähnlich 😅)

    Also, nimm die Bratwurst am Wurststand aber lass das Karussell links liegen. Oder hol dir nen Crêpes. Lose ziehen und einen anderen Hauptgewinn ziehen wäre auch möglich 😁 um mal bei der kirmesmetapher zu bleiben.

    Gruß Blume

    Lieben Gruß,

    Blume

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    You can´t connect the dots looking forward. You can only connect them looking backwards.

    Steve Jobs

  • Vielen Dank für Deine Reaktion und die sehr treffenden Bilder! Blume52 . Das hilft mir: Erstmal weiter über den Rummel streifen und schauen, was es sonst noch so gibt und nicht wieder dizzy aus dem Karussell taumeln und mich wundern, warum mir schon wieder schlecht ist. Damit kann ich beim nächsten Notfall arbeiten. Und ich hoffe, mein Streifzug vorbei anbandelten Buden erhöht auch seine Chancen aufzuwachen und ebenfalls wieder festen Boden unter den Füßen zu gewinnen.

  • Hallo,

    keiner muß alleine durch den Entzug, das weißt du. Es gibt genügend Hilfsangebote.

    Hör auf deinen Verstand.

    Ich weiß, wie schwer das ist, wir waren ja lange genug ganz anders konditioniert und sind immer gesprungen, um es dem nassen Alkoholiker noch angenehmer zu machen, nur das er nichts trinkt.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Morgenrot Ja, das ist richtig. Es fällt mir nur so schwer in ihm n u r den „nassen Alkoholiker“ zu sehen. Es ist wie mit einem Vexierbild. Je nachdem aus welcher Perspektive ich draufschaue, sehe ich was anderes.

    Zudem habe ich offenbar grundsätzlich ein Problem, mich an die erste Stelle zu setzen.

    Aber du hast absolut Recht - er ist erwachsen und hat genauso die Möglichkeit sich Hilfe zu suchen wie ich. Danke für deine Worte.

  • Hallo,

    Es fällt mir nur so schwer in ihm n u r den „nassen Alkoholiker“ zu sehen.

    das verstehe ich sehr gut, weil ich es auch kenne.

    Es ist auch verdammt schwer, aber es leider der einzige Weg um für sich selbst eine Änderung einzuleiten.

    Herz und Gefühle haben in diesem Punkt "Sendepause", es trägt zum richtigen einordnen bei.

    Bei mir gab es etwas, wo ich wußte, jetzt ist der Punkt überschritten. Mit mir nicht.

    Es ging um meine Tochter, die in meinen Augen dringend ins Krankenhaus mußte, und wo er noch seinen Fußball fertig sehen wollte, sind ja nur noch 10 min.

    Aber selbst danach hat es noch Jahre gedauert, bis ich grundsätzlich, also auch wegen mir handeln konnte.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Lanananana,

    Gefühlsmäßig stresst und triggert mich sein Klagen und Flehen aber so unbeschreiblich. Ich will niemanden im Stich lassen!!!

    Genau DAS ist der Schalter, den Abhängige bei ihren Cos immer wieder drücken. Denn dieser Schalter funktioniert ja wunderbar. Das merkst du ja gerade, wie sehr dich dieses Verhalten von ihm dich unter Druck setzt und dir Schuldgefühle macht. Ich kenne das auch und weiß, dass es kaum auszuhalten ist.

    Aber - das Aushalten kannst du trainieren. Gut, dass du dir hier Hilfe dafür suchst, das ist klasse! Ich halte das gerne mit dir zusammen aus, geteiltes Leid ist halbes Leid, da ist was dran. Wenn du das hier lässt ist der Druck hoffentlich ein wenig aus dir draußen.

    Wie auch schon meine Vorschreiberinnen es geschrieben haben, mach dir Bilder in den Kopf, schalte den Verstand ein und das Herz aus. Auch wenn es schwer ist.

    Er muss ja nicht alleine durch den Entzug, er kann sich Fachleute zur Hilfe holen, die ihn begleiten. Das ist nicht deine Aufgabe es zu tun. Er ist ja schon groß. Er hat dich zu oft getäuscht und enttäuscht, blicke auf diese Erfahrung. Abstand ist das beste dabei. Abstand, zur Ruhe kommen. Wenn er einen Weg beginnt, wenn er wirklich und ernsthaft zu trinken aufhört, KANN es ja irgendwann ein Zusammentreffen mit ihm geben. Aber so zieht er dich immer und immer wieder in seinen Suchtstrudel rein.

    Um mal beim Rummelplatz zu bleiben: Du fährst Achterbahn, es geht bergauf und das ist ein kribbelig gutes Gefühl. Aber oben dann kommt der Abfall und wumms, du schreist dir die Seele aus dem Leib, hast das Gefühl du fällst in's Bodenlose, wirst in der nächsten Kurve hin- und hergeschleudert. Na super. Wenn sowas nach EINER Fahrt endet ist es okay. Aber wenn du festgenagelt in der Gondel sitzt und es gleich weitergeht, ist es nicht mehr lustig und irgendwann wird dir schwindelig, übel, es tut langsam schon alles weh und du willst nur raus da. Du verfluchst den Betreiber weil er das Ding nicht anhält und dich aussteigen lässt. Aber du hast die Möglichkeit laut "Stopp" zu rufen und er hält an. Was machst du da... Beine in die Hand nehmen und schnellstens abhauen. Noch in ein bisschen in's Gebüsch kotzen, heulen, wütend sein.

    Und du wirst dir gut überlegen, ob du da nochmal mitfährst...

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Ich halte das gerne mit dir zusammen aus, geteiltes Leid ist halbes Leid, da ist was dran. Wenn du das hier lässt ist der Druck hoffentlich ein wenig aus dir draußen.

    Aurora Das finde ich so unglaublich schön, dass mir fast die Worte fehlen! Vielen lieben Dank! Auch für die Tipps und die sehr plastische und treffende *Fahrt in der Achterbahn*!

  • Hallo Lanananana,

    Ich drücke dich aus der Ferne.

    Mein Mann, der auch der Vater meines kleinen Sohnes (21 Monate alt) ist wohnt seit Samstag in seinem Auto. Er weint und fleht und bettelt und das tut mir schrecklich weh.

    Ich bin bis jetzt JEDES MAL eingeknickt und die Enttäuschung hat nicht lange auf sich warten lassen.

    Dieses Mal steige ich nicht in dieses Höllenkarusell ein.

    ER sitzt darin und Er kann aussteigen. Ich habe ihm gesagt, dass er die Möglichkeit hat, sich Hilfe zu holen.

    Wir sind stark genug gewesen in diesen Beziehungen zu sein.

    Dann bedeutet doch, dass wir stark sind. Also lass es uns durchziehen und einander unterstützen, wenn es gerade schwer ist.

    LG Fee

  • Fee - ich drück dich zurück! Und ich versteh Dich sooo gut. Tatsächlich tut es mir unglaublich gut, zu erkennen, dass ich nicht die einzige bin, die viel zu lang in einem Karussell gesessen hat, das sich viel zu schnell bewegt … Wir ziehen das durch - und wir unterstützen uns! Wie gut, dass wir uns hier austauschen können!

  • Ja, das ist sehr hilfreich.

    Ich bin auch neu hier im Forum und habe in den ersten Tagen so vieles gelesen hier.

    Und letzten Endes ist es doch immer das gleiche;

    Versprechungen, Versprechungen, Versprechungen

    Und ganz ehrlich; wir lassen es zu.

    Die haben doch die Entscheidung in der Hand.

    Saufen oder damit aufhören.

    Wir suchen doch auch nach Hilfe (sonst wären wir nicht in diesem Forum)

    Die haben auch diese Möglichkeit, sich Hilfe zu holen.

    Die wollen es aber nicht.

    Das bedeutet doch, WIR sind verzweifelt, nicht die.

    Oder?

  • Das bedeutet doch, WIR sind verzweifelt, nicht die.

    Oder?

    Fee Ehrlich gesagt glaube ich, dass wir trotz unseres Schmerzes und unserer Enttäuschungen einfach stärker sind! Verzweifelt sind wir alle. Zumindest glaube ich, dass mein Freund oft mega verzweifelt ist … was ich interessant und erschreckend finde, ist dass der Alk die Betroffenen so verändert, dass man sie kaum wiedererkennt. Die total absurden Vorwürfe und Eifersuchtsanfälle im Suff … kenn ich leider auch …

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