• Rätsel:

    Wie lautet das häufigste Wort im Angehörigenbereich?


    Warum ist das so?

    Wo ist gerade der Fokus?

    Und wie kann das jede Frau für sich ändern?

    Will sie das überhaupt?


    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo,

    wenn man querliest, dann ist das mit Abstand häufigste Wort im Angehörigenbereich er.

    In manchen Beiträgen kommt gefühlt 25 x er vor und nur ein oder zweimal ich.

    Das bildet den aktuellen inneren Fokus ab, wenn man sich mit Co-Abhängigkeit hier anmeldet.


    Genauso wie es unmöglich ist, einen Alkoholiker von außen trockenzulegen, ist es unmöglich, den Fokus einer co-abhängigen Frau oder Freundin von ihrem Partner wegzubekommen.

    Das geht nur von innen heraus, wenn sie für sich soweit ist. Das merkt man dann den Beiträgen an, weil das Wörtchen er deutlich weniger benutzt wird.


    Wie habt ihr das geschafft?

    Wann konntet ihr aufhören um ihn zu kreisen?

    Was war der Auslöser, daß ihr euch selber zunehmend in den Mittelpunkt gestellt habt?

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich habe gerade mal "gegurgelt", wie die Geschlechterverteilung bei Alkoholikern aussieht: Männer trifft es etwa 2,5-mal so oft. Das ist schon ein ziemliches Mißverhältnis, zeigt aber gleichzeitig, daß es trotzdem auch sehr viele weibliche Alkoholiker gibt. Im Straßenbild sieht man die nicht so, ganz offensichtlich ist Frauenalkoholismus nach außen weniger auffällig.

    Hier im Forum fällt mir auf, daß es hauptsächlich weibliche Cos sind, die sich Hilfe suchen. Ich denke mir immer, meine Güte, der Mann müßte sich hier anmelden und nicht die Frau! Nun habe ich aber gelernt, daß das gar nicht stimmt, daß auch Cos auf ihre Art ein Verhalten an den Tag legen, das schädlich für sie selbst ist. Eigentlich ist Hilfsbereitschaft ja eine schöne Charaktereigenschaft, aber sie kann eben auch toxisch werden.

    Zur Erklärung fallen mir auch nur die üblichen Klischees ein: Männer sind wagemutiger und leichtsinniger, Frauen vernünftiger und außerdem eher dazu bereit, sich Hilfe zu holen. Männer versuchen bis zuletzt, alles auf eigene Faust durchzuziehen, bis sie entweder sterben oder kapitulieren. Vielleicht ist ja doch etwas dran an diesen Klischees ...

    Ich habe zum Glück irgendwann kapituliert und die weiße Fahne rausgestreckt.

  • Wie habt ihr das geschafft?

    Wann konntet ihr aufhören um ihn zu kreisen?

    Was war der Auslöser, daß ihr euch selber zunehmend in den Mittelpunkt gestellt habt?

    1. Leidensdruck.

    Aus meiner Sicht ist es ganz banal: erst wenn es einem Menschen schlecht genug geht, bewegt er sich, wobei das Ausmaß der "Leidensfähigkeit" von Mensch zu Mensch stark schwangt.

    Manche gehen auch einfach dran drauf, der Tod oder der irreversible psychische Schaden kommt noch vor der persönlichen Leidensgrenze.

    Tragisch aber wahr.

    2. Erkenntnis.

    Mit genügend Leidensdruck im Nacken verzweifelt nach Lösungen zu suchen, neue Wege zu denken und mich selbst und die Situation mit Abstand zu betrachten, führten zu der Erkenntnis dass ich es mit einem suchtkranken Menschen zu tun habe.

    Die tatsächliche Sachlage ist mir bewusst geworden, ich habe meinen Alkoholiker entdeckt.

    Das war ein Schock.

    3. Kapitulation.

    Mein wirklicher Wendepunkt war, als ich kapiert habe, dass ich absolut machtlos bin gegen seinen/ihren Alkoholismus. Das war der Tiefpunkt.

    Ab da hab ich meine Kraft für mich eingesetzt und nicht mehr an seine/ihre Sucht verschwendet.

    Ich hab ihn nicht "fallen lassen" - ich bin seinen Weg nicht mehr mitgegangen, sondern hab meinen eigenen Pfad eingeschlagen.

    (Mister X)

    Sie hab ich betrauert weil sie ertrunken ist, auch wenn ihre Person noch lebt. Die Rolle, die sie in meinem Leben inne hatte, ist gestorben.

    (Mama)

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    Was ich für mich selbst festhalte:

    1) Für Leiden gibt es keine Messlatte, man kann es nicht mit dem anderer Menschen vergleichen - ob jemand mehr oder weniger "schlimm" dran ist als man selber. Für MEIN Leben zählt, wie gut oder schlecht es MIR geht.

    2) Verständnis und konstruktives Mitgefühl für mich selbst und andere hilft mir und anderen, Mitleid schadet mir selbst weil ich mit-leide und dem anderen nützt es auch herzlich wenig.

    3) Hoffnung ist eine sehr zweischneidige Sache. Sie hilft kurzfristig das Gemüt zu beruhigen, langfristig hat sich mit Hoffnung alleine noch nie was geändert und am Ende wandelt sie sich in Verbitterung.

    4) Die Herausforderung ist es vollumfänglich erwachsen zu werden und die Verantwortung ganz und gar für sich selbst zu tragen. Nur ICH bin für mein Leben verantwortlich.

    Eine üble Kindheit und ein suchtkranker Partner sind schwierige Voraussetzungen, wenn ich an mir arbeite kann ich beidem entwachsen und frei werden. Es liegt nur an mir.

    Liebe Grüße

    Alba

  • Zur Erklärung fallen mir auch nur die üblichen Klischees ein: Männer sind wagemutiger und leichtsinniger, Frauen vernünftiger und außerdem eher dazu bereit, sich Hilfe zu holen. Männer versuchen bis zuletzt, alles auf eigene Faust durchzuziehen, bis sie entweder sterben oder kapitulieren. Vielleicht ist ja doch etwas dran an diesen Klischees ...

    Ich habe zum Glück irgendwann kapituliert und die weiße Fahne rausgestreckt.

    Klischee: Frauen sind vernünftiger (ich weiß aber, was du meinst). Frauen sind bzgl. Alkohol meiner Erfahrung nach genauso doof. Aber sie können es besser vertuschen (als Alkis) ABER gleichzeitig sind sie auf der Co-Seite eher die, die sich Hilfe suchen und Redebedarf haben. Da wir von Klischees sprechen, kann ich mir vorstellen, dass es bei Männern auch öfter oder eher ans Tageslicht kommt, da es berufsbedingt schon offensichtlicher ist (siehe Handwerk, Baustellen - sind nun mal Männerdomänen). Allein daher kann Frau das schon besser heimlich ‚nebenher’ abreißen. Bis bei meiner Mutter und der Mutter meines besten Freundes mal klar wurden, dass sie saufen… da war’s schon lang zu spät. Wie wir alle wissen, können Alkis unheimlich gut sich und anderen Märchen erzählen, was den Konsum und/oder dessen Folgen betrifft. Das können Frauen meiner Erfahrung nach noch x-mal besser als Männer. In meinem Freundes- und Familienkreis ist das Verhältnis echt ausgewogen, wenn nicht sogar (eben insgeheim) frauenlastig. Nur, dass es überall bisher unter den Tisch gekehrt und als normal abgestempelt wurde. Bis sich eben die erste totgesoffen hat, seitdem sind sie da alle etwas kleinlaut. Nicht, dass das jetzt langfristig etwas geändert hätte. :cursing: Aber ja, im Angehörigenbereich sind Frauen eindeutig die mitteilsameren Betroffenen. Männer ‚schaffen das schon irgendwie‘ alles allein, hat die Evolution ja so vorgegeben…….

    Löwenzahnkinder kämpfen sich durch.
    Sie halten den gegebenen Umständen stand und überleben tapfer -

    ganz gleich ob zwischen Beton oder in der tiefsten Wildnis, ob bei Sturm, Regen oder Sonnenschein.

  • Haben wir überhaupt einen männlichen Co in der Runde, ich weiß es gerade gar nicht.

    Vielleicht wäre das ja mal eine hübsche Hausaufgabe für Cos: Bevor auf "Antworten" geklickt wird, sicherstellen, daß das Wort "ich" häufiger vorkommt als "er". Dann erst abschicken. ;)

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