Eldamalu: Ich möchte mich vorstellen als Angehörige - mein Mann trinkt.

  • Hallo und guten Abend,

    Ich möchte mich vorstellen. Ich (43) bin seit 12 Jahren mit meinem Mann (40 Jahre ) zusammen, 8 davon verheiratet. Wir Haben zwei gemeinsame Kinder, 9 und 7.

    Mein Mann hat schon immer gerne ein Bierchen getrunken, beim grillen oder einer Feier auch mehr. Ich habe da nichts Böses dabei gedacht ‚gehört es doch dazu‘ .

    Im Laufe der Jahre wurde das Thema Alkohol immer unangenehmer present.

    Mein Mann trinkt täglich. Wochenends, feiertags, im Urlaub macht er sich das erste Bier schon mittags auf. Am Ende des Abends kommen schon 4-5 große Flaschen zusammen. Im Auto ist ebenfalls immer mal wieder Leergut in der Seitentür oder im

    Fußraum, das heißt er trinkt auch am Steuer.

    Hin und wieder hat er auch schon härtere Sachen getrunken (zum Beispiel Gin), aber das Bier ist täglich im Alltag vorhanden.

    Er wirkt meist nie betrunken, geht arbeiten und ist ein freundlicher und geselliger Mensch. Aber immer mit Alkohol.

    Dennoch gab es im Laufe Jahre auch Aussetzer. Richtig bertrunken Auto gefahren. Keine Erinnerung mehr an einen bestimmten Abend. Vorwürfe, ich wäre

    an seinem Konsum mehr oder weniger Schuld ( da unsere Ehe zunehmend schlecht lief). Er war oft weg, ich hab mich oft einsam gefühlt, immer mehr verschlossen. Auch hat er manchmal sich plötzlich so ‚fremd‘ verhalten, mit bedrohlicher Stimme mit mir geredet, beim Streit gegen einen Gegenstand geschlagen, im Auto eine Vollbremsung hingelegt, als wir uns stritten.

    Er meinte mal zu mir, er würde auf den rechten Moment warten, seinen Alkoholkonsum zu lassen (in einem seltenen Gespräch darüber), aber der Moment kommt nie.

    Mittlerweile bekommen ja auch die Kinder bewusst sein Trinkverhalten mit.

    Vor ein paar Wochen hat er sich nach einer großen Krise von mir

    getrennt - aber wir sehen uns dennoch manchmal.

    Ich liebe ihn sehr und er fehlt mir sehr und hätte gerne einen Neuanfang - frage mich aber manchmal ob ich nicht sogar ‚froh‘ sein soll, dass er ausgezogen ist.

    Ich fühle mich so überfordert mit allem

  • Hallo liebe Eldamalu,

    schön, dass du hierher gefunden hast.

    Mich gruselt es direkt beim Lesen deines Beitrages. So unglaublich vieles deckt sich mit meiner Geschichte.

    Gerade deine Überforderung kann ich sehr gut nachempfinden, da ich selber mitten drin stecke. Du bist mit deiner Geschichte nicht allein. Du wirst auch, wenn du hier im Forum andere Geschichten liest, feststellen, dass es sehr viele ähnliche Schicksale gibt.

    Hast du für dich schon einen Plan, wie es für dich weitergehen soll? Hast du Hilfe?

    LG, Saphira

  • Willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe, Eldamalu!

    Es ist gut, dass Du zu uns gefunden hast. Hier gibt es einige Angehörige, die sich in ähnlicher

    Situation befinden.

    Möchtest Du Dich mit den anderen im offenen Bereich austauschen?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Liebe Eldamalu,

    willkommen im Forum! Schön, dass du hergefunden hast, hier bist du mit deinem Anliegen richtig.

    frage mich aber manchmal ob ich nicht sogar ‚froh‘ sein soll, dass er ausgezogen ist.

    Wenn ich ehrlich bin, habe ich das gedacht, bevor ich den Satz gelesen habe. Ich will damit nicht über deinen Mann urteilen, aber ich weiß wie schwer es mir gefallen ist, mich aus meiner kaputten Beziehung zu lösen. Du bist damit in der Praxis schon einen großen Schritt weiter. Jetzt ist es wichtig, dass du auf dich und die Kinder schaust. Was kannst du für dich tun, damit es dir gut geht UNABHÄNGIG von ihm. Wenn er trinken will, dann wird er das tun. Mit einer Einsicht würde ich nicht rechnen, vor allem, wenn er den Schritt der Trennung gemacht hat.

    Ich fühle mich so überfordert mit allem

    Du bist nicht allein! Mir geht es auch häufig so. Ich bin mit den Kindern vor knapp 3 Monaten ausgezogen. Es gibt noch so viel zu regeln und vieles ist ungewiss. Hier kannst du dich mit Menschen austauschen, die dich verstehen. Mir hat das geholfen.

    LG,

    Anni

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Hallo, Eldamalu,

    Mit Gänsehaut habe ich Deinen Beitrag gelesen.

    Ich bin mit meinem Mann 3 Jahre zusammen, seit einem Jahr verheiratet.

    Er hat auch immer „normal“ getrunken. Ein paar Bierchen am Abend. Zum Schluss waren es 24 Dosen und vier bis fünf Flaschen Met.

    Jeder, wirklich jeder, hat mir gesagt, ich soll mich trennen. Aber ich liebe ihn sehr.

    Heiligabend 2020 war der Schlusspunkt. Zusammenbruch, Notarzt, Weigerung ins Krankenhaus zu gehen…

    Zum Schluss wurde das Korsakov Syndrom diagnostiziert. Das heißt, es ist nur noch die äußerliche Hülle da, innendrin ist ein dreijähriges Kind, das total auf mich fixiert ist.

    Verstehe mich nicht falsch, ich liebe ihn sehr. Das ist auch der Grund, dass ich ihn geheiratet habe. Aber manchmal frage ich mich, ob ich auf die Leute hätte hören sollen.

    Für mich ist es gelaufen, ich bin 65 Jahre und körperlich ziemlich krank.

    Aber Du bist noch jung, hast noch sehr viele Jahre vor Dir.

    Überlege gut für Dich und die Kinder.

    Mach das, was Dir gut tut. Und an der Seite eines Alkoholikers KANN es einem nie gut gehen…

    LG Barbara

  • Das Problem ist, dass ich ihn unfassbar vermisse uns seit der Trennung das Gefühl habe, dass mein gewohntes Leben in 1000 Scherben gebrochen ist und auch unser Traum einer glücklichen Familie. Es tut so weh. Das Gute hat für mich immer überwogen, und ich mag und liebe ihn als Mensch einfach sehr. Er hat so viele gute Eigenschaften und wir verstehen uns trotz der Trennung immer noch gut.

    Ich selbst habe die Trennung vor Monaten zuerst angesprochen, weil schon so vieles nicht mehr gut lief und ich oft so alleine war und sich nichts änderte.

    Nur als er es dann völlig überraschend durchgezogen hat, bin ich einfach völlig zusammengebrochen.

    Ich leide sowieso unter Verlustängsten und mein Mann war der erste Mann in meinem

    Leben, der für mich einfach emotional ein Fels in der Brandung war.

    Dachte ich immer.

    Das Trinken habe ich lange als nicht so schlimm empfunden, ja vielleicht auch verdrängt.

    Weil er eben immer so normal wirkt!

    Weil er aktiv ist und arbeiten geht.

    Weil er beliebt ist und seinen Konsum nie versteckt hat sondern sich ganz normal verhalten hat, so als würde ich eine Tasse Tee trinken.

    Aber unser Glück hat halt doch im Laufe der Jahre irgendwie Risse bekommen, so nach und nach.

    Ich habe manchmal Leergut weg gebracht, weil es so viel war.

    Mein Mann ist immer häufiger auch alkoholisiert Auto gefahren. (Nicht merkbar alkoholisiert aber ich wusste dass er was getrunken hatte.

    Ich habe mich manchmal gefragt, ob der Alkohol nicht auch den Charakter nach und nach verändert.

    Manchmal hatte ich auch Angst vor ihm, wenn wir uns gestritten haben und er wütend wurde.

    Er hat auch schon mal aus Wut ein leeres 5 Liter Bierfass aus dem

    Fenster im ersten Stock geworfen (in unsern

    Garten)

    Die Kinder haben eigentlich schon zu viel Blödes mitbekommen. :(

    Dennoch weine ich jeden Tag um den

    Menschen, den ich verloren habe!

    Geregelt ist noch gar nichts, und ich hab einfach keine Ahnung wie es weitergehen soll.

    Auch weiß ich nicht wo ich mir Hilfe holen soll, denn es geht mir aktuell sehr schlecht.

    Um die Kinder mache ich mir auch Sorgen.

    Was ist wenn er sie mal alleine abholt?

    Ich kann noch nicht mal darauf vertrauen, dass er immer nüchtern Auto fährt.

  • Hallo Eldamalu,

    bestimmt hilft Dir der Austausch mit den anderen im offenen Bereich unserer Selbsthilfegruppe.

    Einfach den Link anklicken, kurz ausfüllen und wir verschieben Dein Thema in

    den entsprechenden Bereich.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Ich kenne mich noch nicht so gut mit

    den Funktionen hier aus und weiß nicht wie ich auf ein Zitat eingehen kann.

    Dass du schreibst Barbara, dass es einem an der Seite eines alkoholikers es einem nie gut gehen KANN, hat mich sehr betroffen gemacht.

    Ich habe lange das Wort ‚Alkoholiker‘ nicht auf meinen Mann anwenden wollen und es fällt mir immer noch schwer :(

  • Auch ich weine, manchmal innerlich, um den Menschen, den ich verloren habe.

    MeinMann ist ein lieber Teddybär, der alles macht, was ich ihm sage. Aber er ist nicht mehr ein Mann. Vor kurzem hatte er einen Schub und die Krankheit hat sich verschlechtert.

    Es ist ein langsames Sterben…

  • Eldamalu - wieder könnte jedes Wort auch von mir sein.

    Auch weiß ich nicht wo ich mir Hilfe holen soll, denn es geht mir aktuell sehr schlecht.

    Du kannst dich z.B. als Erstes deinem Hausarzt anvertrauen oder dir professionelle Hilfe (psychologische Beratung, Psychotherapie, Suchtberatung...suchen).

    Bestimmt gibt es in deiner Nähe auch kostenlose Beratungsstellen für Frauen (psychologisch und jurustisch).

    Hast du dich schon jemandem in deinem Umfeld anvertraut (Freunde, Familie)?

    Eines ist fix. Unbehandelt geht es immer weiter bergab. So wie es vor der Trennung war, hätte es vielleicht noch eine Weile weitergehen können. Aber wie lange noch? Durch die Trennung habt ihr beide die Möglichkeit euch zu fragen und klar zu werden, wie ihr in Zukunft leben wollt.

    Wie willst du weitermachen? Wir können nur für uns selbst etwas tun. Wenn unsere Männer nichts einsehen und verändern wollen, können wir nichts tun.😔

  • Ich frage mich auch, hat er damals als ich ihn kennengelernt habe, auch schon dieses trinkverhalten gehabt? Ist es im Laufe der Jahre schlimmer geworden? Ich weiß es

    nicht genau!

    Ich bin Insgesamt auch so unsicher geworden, wie ‚schlimm‘ etwas wirklich ist oder ob ich übertreibe?

    Kurz vor der Trennung waren wir einkaufen und er hat auf dem Parkplatz den Kindern jeweils eine Dose Bier in die Hand gedrückt, damit sie ihm Tragen helfen.

    Schlimm?

    Oder ist sowas noch ok.

    Ich weiß es nicht!

    Dann hat er sich ebenfalls vor kurzem am Steuer vor mir und den Kindern eine Dose Bier aufgemacht, beim Fahren im Verkehr.

    Ich habe nichts gesagt!

    Ich wollte keinen Streit.

    Aber das ist schon echt heftig.

    Dennoch ertappe ich mich, wie ich so oft denke: er ist doch so ein toller Mann, ein Traummann für mich.

    Das Thema Alkohol ist doch gar nicht so schlimm.

    In meinem Kopf drehen sich so viele Gedanken.

  • Hi Eldamalu,

    es tut mir leid, daß du das erleben musst/est.

    Ich möcht nur kurz sagen, daß es absolut nicht okay ist, den Kindern Bier in die Hand zu geben. Vom Autofahren ganz zu schweigen. Aber ich denk, du weißt das selber. Sie können das nicht handeln, das liegt allein in deiner Verantwortung.

    LG,

    Hera

  • Saphira

    Dann scheint es bei uns ja einige Parallelen zu geben. Es ist ein kleiner Trost, dass es irgendwo da draußen jemand gibt, der mich versteht und etwas sehr Ähnliches mitmacht!

    Ich habe mich in den vergangenen zwei Jahren und auch schon schleichend davor, richtig aus der Ehe zurückgezogen (obwohl ich ihn sehr liebe) weil ich mit vielem einfach nicht mehr klar kam.

    Jetzt heißt es:“Du bist nicht mehr die Frau, die ich mal kennengelernt habe“

    Das tut einfach so weh, und ich sehe nur den Verlust :(

  • “Du bist nicht mehr die Frau, die ich mal kennengelernt habe“

    Ist er noch der Mann, den du kennen gelernt hast?

    Mit diesem Vorwurf lenkt er von sich ab.

    Ja klar hast du dich innerhalb von 12 Jahren verändert...wär irgendwie tragisch wenn nicht. Ihn hat der Alkohol verändert - das hat nun mal Auswirkungen auf alle.

  • Ich habe mich oft gefragt, was genau denn die Langzeit Auswirkungen von Alkohol sind.

    Gibt es da totale Unterschiede oder ist das mehr oder weniger gleich?

    In vielen. Momenten denke ich, ja, er ist noch der Mann wie ich ihn kennengelernt habe, immer noch ist er charmant, spontan, attraktiv und aktiv im Leben..

    …dann könnte ich wieder stundenlang weinen, weil ich meinen Traummann und auch einen gleichzeitig einen Kumpel in ihm verloren habe :(

    Aber es gibt auch sehr unangenehme Erinnerungen, die aber irgdwie mein Herz nicht erreichen!!

    Irgendwie müsste ich viel wütender und empörter sein. Bin ich aber nicht.,

    Ich bin echt erschrocken, wie viel ich machen würde, um ihn einfach nur zurück zu bekommen!

    Und trotz dieses Wissens im Kopf dass er täglich trinkt.

  • Ich kann dir nur von mir/uns berichten. Mein Mann hat sich in seinem Wesen total verändert - die Hülle sieht aus wie immer, auch für mich noch immer gleich attraktiv wie am Anfang. Er ist sehr launisch und unausgeglichen geworden, ist nicht mehr belastbar, er hat keine Geduld, hat Stimmungsschwankungen, ist ziemlich egoistisch geworden, leidet an Depressionen und Schlafstörungen, an allem bin ich Schuld, er macht Unterstellungen, die mich extrem verletzen, sein Selbstwert ist in den Keller gewandert. Er war einmal sehr empathisch, liebevoll, konstruktiv, unternehmungslustig, ideenreich, hilfsbereit, wir hatten die tollsten Gespräche über Gott und die Welt, wir hatten Ziele und Visionen, wir lachten und blödelten, er hat sich für mich richtig interessiert. Ich habe mich von ihm so sehr geliebt und bei ihm sicher gefühlt.

    Zwischendurch ist er auch ganz "normal". Das irritiert mich dann und ich zweifle an meiner Wahrnehmung - vielleicht übertreibe ich doch?

    Er schädigt jedenfalls seinen Körper, sein Gehirn, seine Organe. Alkohol ist ein Nervengift.

    Irgendwie müsste ich viel wütender und empörter sein. Bin ich aber nicht.,

    Das denke ich mir auch öfters. Ich fühle mich im Gegenteil eher wie gelähmt.

    ch bin echt erschrocken, wie viel ich machen würde, um ihn einfach nur zurück zu bekommen!

    Und trotz dieses Wissens im Kopf dass er täglich trinkt.

    Das würde ich nicht megr. Ich habe mich so verausgabt die Familie zusammenzuhalten. Nach einer Eskalation musste ich die Polizei rufen. Das bereue ich nicht, denn es musste sich etwas ändern. So konnte es für mich und die Kinder nicht mehr weitergehen.

    Dass wir wieder eine Familie werden, wünsche ich mir schon noch, mach Entzug, Therapie, SHH, Aufarbeitung der Geschichten beider Partber, Pasrberatung

    Solange er trinkt, widert er mich an! Genau diese Sauferei zerstört alles

  • Guten Morgen Eldamalu,

    herzlich Willkommen hier. Du tauscht Dich hier ja schon ganz gut aus, das ist klasse und deshalb gehe ich davon aus, dass Du Dich auch weiterhin austauschen möchtest.

    Elly hatte Dir ja schon einen Bewerbungslink geschickt. Da das hier nur der Vorstellungsbereich ist, möchte ich Dich bitten, diesen einmal anzuklicken und auszufüllen, damit wir Dich für den offenen Bereich freischalten können und Du Dich weiter austauschen kannst :)

    Ich schicke Dir vorsichtshalber noch einmal den Link.

    LG Cadda

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

  • Alex07 29. August 2022 um 08:15

    Hat den Titel des Themas von „Ich möchte mich vorstellen als Angehörige - mein Mann trinkt.“ zu „Eldamalu: Ich möchte mich vorstellen als Angehörige - mein Mann trinkt.“ geändert.
  • Guten Morgen Eldamalu,

    du bist nun freigeschaltet und ich wünsche dir einen guten Austausch hier im Forum.

    Gruss

    Alex

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

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