Muddi - Mein Alkoholiker ist tot!

  • Hallo,

    Ich bin die Marion, 52 Jahre alt und war mit meinem Mann ( Ex–Mann) 24 Jahre mit Unterbrechung zusammen. Mein Mann hatte 88 Entgiftungen und 8 Therapien, sowie eine Soziotherapie in Rauschenberg. Wir haben zwei Kinder beide in der Ausbildung 20 und 22 Jahre. Jetzt ist er seit 9 Monaten tot und ich komme mit der ganzen Geschichte überhaupt nicht klar. Ich habe hier früher schon mal geschrieben als unsere Kinder noch klein waren. Ich würde mich sehr freuen über eine Aufnahme. Liebe Grüße Marion

  • Hallo Marion,

    herzlich Willkommen zurück.

    Was ein trauriges Ende. :cry:

    Mein Beileid für euren Verlust.

    Kannst du mir sagen, unter welchem User-Namen du früher angemeldet warst?

    Dann könnten wir die Accounts zusammenführen.

    Ich hoffe so sehr für dich, daß du mit der Zeit Frieden in dir findest. Trauer braucht ihre Zeit.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Mein Mann ist Anfang des Jahres gestorben. Pfingsten 2021 waren wir noch in Italien. Danach hatte er einen Rückfall. Er kam mir schon vor dem Urlaub recht lustlos, wollte sich wenig bewegen vor. Mir ging es zu diesem Zeitpunkt gesundheitlich nicht so gut. Hatte Hitzewallungen ohne Ende und warberuflich ziemlich eingespannt. Wir hatten die letzten Jahre immer zwei Wohnungen. Mein Mann war nach der Entgiftung bei mir und den Kindern, wenn ein Rückfall kam , musste er wieder in seine Wohnung. So konnte ich mit den Kindern den nötigen Abstand haben wenn er trank.

    Pfingsten 2021 wurde er öfter laut, war schlecht gelaunt usw. ich hätte die Vorzeichen sehen müssen, aber ich war so mit mir selbst und meiner Arbeit beschäftigt. Ich sagte ihm dass ich erstmal wieder allein mit den Kindern wohnen möchte und er im Moment nichts für sich tut und laut wird.

    Wir wollten aber weiterhin zusammen bleiben.

    Es herrschte aber nach dem Rückfall wochenlang Funkstille. Er trank in seiner Wohnung und fing eine Affaire mit einer Mitpatientin an. Sie war natürlich 20 Jahre jünger wie er. Dies erfuhr ich aber erst 2 Monate nach seiner Beerdigung. Ich war am Ende.

    Mein Mann kam mehrmals vor seinem Tod zu uns, hatte seinen Schlüssel in der Wohnung liegen

    lassen und ich hatte Ersatz. Er wollte wieder zurück war aber betrunken, so lehnte ich ab, erst wenn er wieder was für sich tut. Leider kam es nicht mehr dazu. Über Silvester lag ich im Krankenhaus, Darmblutungen, er war wieder in der Entgiftung. Er rief mich jeden Tag an. Nach der Entgiftung fing er wieder dass Trinken an. Ich war noch so schwach und hielt weiterhin Abstand zu ihm. 10 Tage vor seinem Tod hat er mir geschrieben das er mich liebt, er aber schon wieder scheišse baut und er hofft dass ich ihm verzeihe.

    Mein Mann wurde vom Blauen Kreuz Ambulant betreut. Die Dame kam vor dieser Zeit immer zu mir nach Hause und hatte Gespräche mit meinem Mann. Ich stellte sie zur Rede warum sie mich kein einziges Mal angerufen hat, wir haben zwei Kinder. Warum kein Notarzt geholt wurde. Die Nachbarn haben erzählt er hatte Atemnot. Seine Wohnung war in einem katastrophalen Zustand.

    Die Dame vom Blauen Kreuz betreute auch die Affäre meines Mannes, so erklärte sie mir sie kann jetzt keine Gespräche mit mir führen. Ichsoll in eine Trauergruppe. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. In meiner schwersten Zeit setzte sie mich einfach vor die Tür. Ich hatte sie in mein Haus und meine Familiegelassen. Ich verstehe bis zum heutigen Tag das Verhalten des Blauen Kreuzes nicht. Kam auch nichts mehr wie es mir und den Kindern geht. Seltsame betreung.

    Mein Mann fehlt mir ohne Ende und ich bin dankbar mit ihm so eine langeZeit verbracht zu haben.

    ❤️

  • Die Dame vom Blauen Kreuz tat genau das richtige.

    Diese ambulante Betreuung ist nicht als eine Art Ammendienst für Alkoholiker zu verstehen. Für den (Alkohol-)Tod deines Mannes ist niemand stellvertretend schuldig.

    Es ist auch nur konsequent, wenn die Dame sich aus dem Konfliktfeld zwischen dir & der Affäre heraushalten will.

    & es ist richtig, wenn sie nicht deine Betreuung oder die deiner Kinder übernimmt. Erst recht nicht, wenn diese 20 und 22 Jahre alt sind.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Die Dame vom Blauen Kreuz tat genau das richtige.

    Diese ambulante Betreuung ist nicht als eine Art Ammendienst für Alkoholiker zu verstehen. Für den (Alkohol-)Tod deines Mannes ist niemand stellvertretend schuldig.

    Es ist auch nur konsequent, wenn die Dame sich aus dem Konfliktfeld zwischen dir & der Affäre heraushalten will.

    & es ist richtig, wenn sie nicht deine Betreuung oder die deiner Kinder übernimmt. Erst recht nicht, wenn diese 20 und 22 Jahre alt sind.

  • Ich hatte die letzten Jahre Einzelgespräche beim Blauen Kreuz, da sie ja ich für Angehörige zuständig sind. Die Kinder hatten garnix, keine Betreung. Die Kinder wurden von mir betreut und wenn mein Mann nüchtern bei uns war von ihm da ich Vollzeit arbeitete.

    Für mich war das damals so kurz nach seinem tot wie ein Schlag ins Gesicht. Ich wollte nicht in eine normale Trauergruppe und meine ganze Geschichte mit wildfremden Teilen die keine Ahnung von Alkoholismus haben.

  • Liebe Muddi,

    da ist vieles durcheinander in dir, was sortiert und angesehen werden sollte.

    Zuerst mal mein Beileid zum Tod deines Mannes. Er hat es nicht geschafft, seine Sucht zum Stillstand zu bringen. Er hatte genug Entgiftungen und jederzeit die Möglichkeit, das zu tun. Er hat sich dagegen entschieden. Das war übrigens bei meinem ersten Mann ähnlich. Er hatte nach 4 Jahren Abstinenz auch wieder den Weg des Trinkens gewählt und ist daran zugrunde gegangen.

    Du ( und ich vermute stark, deine Kinder auch) warst ihm eine treue Coabhängige. Hast dich immer wieder gekümmert. So lese ich das heraus. Er hatte zwar seine eigene Wohnung, in der er in Ruhe saufen konnte aber Abstand hattet ihr nicht. Du hast immer mit drinnen gehangen. Dich gekümmert.

    Wahrscheinlich sind in dir tausende Gefühle. Und ich denke, es sind schlimme und unangenehme. Vielleicht Schuldgefühle, Versagensgefühle, Wut auf alles. Vielleicht auch so etwas wie Erleichterung? Was wiederum noch mehr Schuldgefühle macht. Alle diese Gefühle sind da und gehören zu deiner Situation dazu. Sie sind normal, so fühlen sich Menschen, denen das passiert ist, was dir passiert ist.

    Die Gefühle überfordern dich vielleicht ...

    In unserer ( und jeder anderen Selbsthilfegruppe) kann es um DICH und DEIN Leben als Coabhängige gehen. Nicht um das deines verstorbenen Mannes. Es geht um Coabhängigkeit, nicht um Alkoholismus. Oder bist du auch alkoholabhängig? Denn im Laufe der Zeit werden das manchmal auch Coabhängige.

    Für die Aufarbeitung deiner Trauer ist eine Trauergruppe gut geeignet. Denn da geht es um DICH und die Trauer um deinen Mann. Nicht um Alkoholismus.

    Natürlich spielen diese Sachen Trauer und Coabhängigkeit zusammen. Keine Frage. In deinem Fall ist das so.

    Hast du schon mal überlegt, dir therapeutische Unterstützung zu holen?

    Und deine Kinder, sie sind erwachsen inzwischen. Auch sie werden Hilfe und Aufarbeitung benötigen. Aber dafür sind sie selbst zuständig.

    Bisschen viel auf einmal.

    Was möchtest du für DICH erreichen. Was erwartest du von unserer Selbsthilfegruppe? Das ist eine ernstgemeinte Frage, keine Provokation! Denke in Ruhe darüber nach, das ist ein guter Anfang, langsam Dinge zu sortieren. Damit es schlussendlich DIR besser gehen kann.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Aurora,

    mein Mann wurde vom Blauen Kreuz betreut. Ich hab Vollzeit gearbeitet und mich um die Kinder gekümmert. Ich hatte nicht viel Zeit mich um ihn zu kümmern wenn er in seiner Wohnung war und trank.

    Ich habe natürlich auch negative Gefühle nach dieser Geschichte. Aber auch viele schöne gemeinsame Erinnerungen. Ich vermisse ihn ohne Ende ! Von Erleichterung keine Spur. Ich vermisse natürlich auch nicht die Dramen wenn er wieder einen Rückfall hatte und in seine Wohnung musste.

    Ich fühle mich hier in dieser Gruppe eigentlich ganz wohl. Der Tod eines Alkoholikers oder auch die Beziehung zu einem solchen Partner beinhaltet Themen die in einer normalen Trauergruppe nicht verstanden werden und die ich dort auch nicht besprechen möchte.

    Ich habe schon zwei Psychotherapien gemacht und möchte im Moment darauf verzichten.

    Liebe Grüße!

    Muddi

    Danke für‘s antworten und lesen

  • Ich verstehe das averhalten der Dame vom Blauen Kreuz aber auch nicht. Man ist doch immer noch Mensch und erkundigt sich wenigstens wie es der Familie nach so einer Tragödie geht. Bei mir war es nicht so. Der Betreuer vom psychiatrischen Dienst rief mich mehrmals an und sprach mit mir. Er versicherte mir dass ich nichts weiter hätte tun können für meinen Mann und bot mir und den Kindern Hilfe an. Ich finde ehrlich gesagt das gehört zum Menschsein dazu. Es lässt einen doch nicht kalt wenn eine Familie solch einen Verlust hinnehmen muss. Und ja natürlich ist der Alkoholiker für seinen Untergang selbst verantwortlich aber man darf auch nicht vergessen dass es eine Krankheit ist und kein Mensch möchte freiwillig so elendig zu Grunde gehen. Alkoholismus hat leider immer noch den Stempel "selbst schuld". Aber wenn ein Alkoholiker richtig tief drin steckt in der Krankheit ist es eine Krankheit wie andere auch. Und man darf trauern dass man einen alkoholkranken Menschen verloren hat. Das hat nichts mit Coabhängigkeit zu tun an dem Punkt. Verlust ist Verlust.

  • Hallo Marion,

    wir würden dich gerne für den Austausch hier im Forum freischalten.

    Kannst du dich noch an deinen früheren User-Namen erinnern?

    Dann würden wir die beiden Accounts zusammenführen.

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Muddi,

    bitte schaue mal in deine persönlichen Nachrichten, die beiden Sprechblasen rechts oben.

    Ich habe dir eine PN geschickt mit einem Link.

    Bitte schau mal, ob das dein altes Thema ist.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Muddi,

    vielleicht fällt dir dein alter Nick ja noch ein, dann sag Bescheid.

    Ich lass dir mal den Link für die Freischaltung hier:


    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Nach der Freischaltung wird dein Thema von hier in den Bereich für Angehörige und Coabhängige

    verschoben.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Elly 1. November 2022 um 22:13

    Hat den Titel des Themas von „Mein Alkoholiker ist tot!“ zu „Muddi - Mein Alkoholiker ist tot!“ geändert.
  • Hallo Marion,

    willkommen in unserer Selbsthilfegruppe.

    Du bist jetzt freigeschaltet und hier geht es für Dich weiter.

    Einen guten und hilfreichen Austausch wünsche ich Dir!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

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