Meggie - Ich möchte mich vorstellen

  • Hallo!

    Ich bin seit dreißig Jahren mit einem Alkoholiker verheiratet. In dieser Zeit haben wir einige gute und viele schlechte Zeiten zusammen gehabt. Mein Mann ist Spiegeltrinker und wir sprechen offen über das Thema Alkohol. Er hat bereits getrunken als wir uns kennen gelernt haben und mir war von Anfang an klar dass er zuviel trinkt, ich habe mir gesagt wenn es schlimmer wird gehe ich. Das hab ich auch mehrmals gemacht, mittlerweile leben wir seit sechs Jahren getrennt, sehen uns aber immer noch fast täglich und machen z.B. auch gemeinsam Urlaub. Jetzt geht es ihm allerdings gesundheitlich immer schlechter und das Trinken wird mehr, und eigentlich habe ich oft keine Lust ihn zu sehen, komme mir dann aber schäbig vor, weil er immer zu mir gestanden hat wenn es mir schlecht ging. Mit anderen Worten, ich brauche ein bisschen moralische Unterstützung um ihn endgültig fallen zu lassen- oder vielleicht doch das eine oder andere Argument dafür ihn weiter zu unterstützen . :cry: 

    Ich habe bereits einiges über Co-Abhängigkeit gelesen und im allgemeinen heißt es ja Lauf solange du noch kannst, aber ich schäme ich für solche Gedanken und ich liebe ihn eigentlich auch immer noch. Vielleicht würde es ihm aber auch besser gehen wenn ich mich schon früher komplett getrennt hätte. Es ist kompliziert, deshalb hoffe ich auf einen guten Austausch um das Ganze vielleicht ein wenig zu entwirren.

  • Hallo Meggie,

    willkommen in unserer Selbsthilfegruppe!

    Gut, dass Du zu uns gefunden hast. Hier wirst Du viele Geschichten bei den Angehörigen finden, die sich ähneln.

    Interessant finde ich, dass Du seit 6 Jahren getrennt lebst, aber noch immer intensiven Kontakt mit Deinem Mann hast,

    sogar mit ihm in den Urlaub fährst. So kannst Du die richtige Distanz im Grunde nicht finden.

    Möchtest Du Dich mit den anderen Angehörigen im offenen Bereich austauschen?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Elly,

    vielen Dank für das Willkommen! Ja, ich würde mich gerne austauschen, was muss ich dafür tun?

    Was deine Frage zur räumlichen Trennung betrifft: Sie gibt mir die Möglichkeit, überhaupt mit ihm zusammen zu sein. Ist das so ungewöhnlich? Der Alkohol ist im Prinzip seine Privatsache, wenn er trinkt gehe ich. Ich habe mich vom Alkohol abgegrenzt, aber nicht von ihm als Mensch. Wir sind mit dieser Lösung beide gut zurecht gekommen, aber wie schon gesagt, es geht ihm gerade nicht gut, und eigentlich würde ich den Kontakt gerne ganz abbrechen. Ich bin nur noch nicht so weit, weil er so oft für mich da war als es mir schlecht ging.

  • Hallo Meggie,

    wie Du geschrieben hast, ist Dein Mann Spiegeltrinker. Dann gehe ich davon aus, dass er permanent Alkohol trinkt, um seinen Spiegel zu halten. Oder meinst Du das anders?

    Deine Entscheidung, mit einer eigenen Wohnung ist für Dich gut, weil Du Dich zurückziehen kannst.

    Du kannst als Angehörige nichts dagegen tun, dass ein Alkoholiker trinkt. Das kann nur der Alkoholkranke stoppen. Egal was Du tust, die Entscheidung liegt bei ihm selbst.

    Klicke den nachfolgenden Link an, schreibe ganz kurz etwas, dann wirst Du freigeschaltet und Dein Thema in den entsprechenden, offenen Bereich verschoben.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Elly 29. Oktober 2022 um 21:44

    Hat den Titel des Themas von „Ich möchte mich vorstellen“ zu „Meggie - Ich möchte mich vorstellen“ geändert.
  • Hallo Meggie,

    Du bist jetzt für den offenen Bereich freigeschaltet.

    Und hier geht es jetzt weiter. Ich wünsche Dir einen guten

    und hilfreichen Austausch.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Vielen Dank für die Aufnahme. Ich habe die letzten Tage sehr viel im Forum gelesen und mich in der Zeit nicht mehr mit meinem Mann getroffen. Bin traurig und ratlos, habe so viele Zweifel und weiß doch eigentlich dass ich mich der Realität stellen muss. Ich habe mich schon mehrmals von ihm getrennt, es aber nie durchgehalten. Warum ist das so? Möchte mich gerade in ein klitzekleines Loch verkriechen und nie mehr raus kommen.

  • Ich habe gestern noch lange mit meinem Sohn gesprochen, erklärt dass ich nicht mehr kann und dem körperlichen Verfall nicht länger ertrage. Meinem Sohn geht es es ebenfalls sehr schlecht, er möchte helfen aber weiß nicht was er tun soll. Wir wollen jetzt gemeinsam zu einer Beratungsstelle gehen.

  • Hallo Meggie,

    willkommen im Forum.

    Gut, dass Du zu uns gefunden hast.

    Wie ich bei dir gelesen habe, lebt ihr bereits seit 6 Jahren getrennt. Ich für mich, könnte mir diese Modell vorstellen. Aber wie ich bei dir lesen konnte, macht dich dass zusammenbleiben Körperlich kaputt.

    Bin traurig und ratlos, habe so viele Zweifel und weiß doch eigentlich dass ich mich der Realität stellen muss. Ich habe mich schon mehrmals von ihm getrennt, es aber nie durchgehalten.

    Was für Zweifel plagen dich denn genau?

    Liebe Grüße Petra

  • Hallo Petra,

    Ich bin nach jeder Trennung in ein tiefes Loch gefallen, habe versucht mir ein neues Leben aufzubauen aber bin dann doch wieder bei ihm gelandet. Wir gehören einfach zusammen, nur der Alkohol spuckt uns immer wieder in die Suppe.

    Mein Mann hatte bereits ein Alkoholproblem als wir uns kennengelernt haben. Ich muss dazu sagen, dass ich nicht unbedingt der Typ bin auf den Männer total stehen, aber er hat sich bereits am ersten Abend verliebt und ist ein paar Tage nüchtern geblieben, weil ihm klar war dass er sonst nicht bei mir landen kann. Sein bester Freund hat mir das erzählt und mich vorgewarnt dass er normalerweise ziemlich viel trinkt. Wir hatten eine sehr schöne Zeit zusammen und ich habe mich langsam an den Alkoholkonsum gewöhnt, habe auch selber immer öfter getrunken. Dann wurde ich schwanger und bei mir war Schluss mit Alk, bei ihm wurde es aber immer heftiger. Als unsere Tochter drei war ging es ihm körperlich so schlecht dass er zu einem Entzug in die Klinik musste. Er lag im Delirium und wachte mehrere Tage nicht auf. Das war die schlimmste Zeit meines Lebens. Als er das überlebt hat dachte ich nun wird alles gut, er bekam relativ schnell einen Platz für eine Langzeittherapie und ich war glücklich. Die Therapie hat er nach zwei Wochen abgebrochen, dann folgte eine Zeit mit alkoholfreiem Bier und als dann normales Bier ins Spiel kam reichte es mir. Nach einem heftigen Streit nahm ich meine Tochter und bin zu einer Freundin. Es hat ein halbes Jahr gedauert bis ich eine Wohnung und einen Job hatte, währenddessen lief ein erbitterter Streit ums Sorgerecht. In dieser Zeit hat er keinen Alkohol getrunken. Irgendwann haben wir dann festgestellt, dass noch Gefühle füreinander da waren und haben die Beziehung langsam wieder aufgebaut, der Alkohol schien gebannt. Wir hatten beide gute Jobs und einen netten Freundeskreis, es schien alles gut. Dann kam die Idee mit der Selbständigkeit, und das war keine gute Idee! Wir haben jeden Tag 12 bis 14 Stunden gearbeitet, die Tochter war bei den Schwiegereltern, und bei irgendeiner Feier hatte mein Liebster plötzlich ein Bier in der Hand. Es blieb nicht bei dem einen, aber er hatte es lange Zeit ganz gut im Griff. Wir bekamen noch einen Sohn und das Familienleben wurde wieder wichtiger, die Firma lief gut und am Wochenende hatten wir wieder Zeit für Freunde, und leider spielte der Alkohol wieder eine größere Rolle. Ich bekam Depressionen, hatte Selbstmordgedanken und bin eines Tages ohne ein Wort verschwunden. Ich habe ein Zelt mitgenommen und habe eine Zeitlang im Wald übernachtet. Nach ein paar Wochen bin ich zu meiner Hausärztin, sie hat mir Tabletten aufgeschrieben und ich bin ins Leben zurückgekehrt. Ich habe eine Wohnung gefunden, aber mein Sohn wollte verständlicherweise beim Papa bleiben, mein Zustand war ihm mit seinen zwölf Jahren nicht geheuer. Um den Kontakt nicht zu verlieren habe ich mich mit meinem Mann ausgesprochen, er hat den Alkohol auch wieder einige Zeit weggelassen bzw. nicht getrunken wenn ich dabei war. Ich habe meine Wohnung behalten und bin finanziell komplett unabhängig, trotzdem haben wir viel zusammen gemacht und haben auch einen gemeinsamen Freundeskreis. Eigentlich habe ich überhaupt keine eigenen Freunde und auch der Kontakt zu meiner Familie ist immer weniger geworden, seit meine Mutter vor zwei Jahren verstorben ist. Ich könnte mit der Situation gut leben, wenn mein Mann nicht gesundheitliche Probleme bekommen und diese mit Alkohol betäubt hätte. Ich möchte so gerne für ihn Dasein, aber ich kann nicht noch eine weitere Trinkphase durchstehen. Ich kann auch nicht zusehen wie er sich totsäuft, dazu liebe ich ihn immer noch zu sehr. Ich habe vor ein paar Tagen den Kontakt abgebrochen. Vielleicht schafft er es ja auch tatsächlich noch ein weiteres Mal wieder trocken zu werden, aber ich glaube ich kann mit der Angst vor dem Alkohol nicht mehr weiterleben und ich weiß noch nicht ob ich ohne meinen Mann weiterleben kann. Das sind meine Zweifel, die mich gerade richtig fertigmachen.

  • Liebe Meggie,

    erst einmal danke für dein großes Vertrauen dass du uns mit deiner ausführlichen Schilderung entgegenbringst.

    Ich musste gerade schlucken und das gelesene erst kurz sacken lassen. Da hast du ja schon wirklich jede Menge durchleben müssen.

    Du hast das einzig richtige gemacht. Kontaktabbruch!!!

    Du musst ganz sensibel auf dich achten. Ich verstehe sehr gut deine Sorge um ihn. Aber noch größere Sorgen musst du um dein Wohlbefinden haben. Du warst schon mal sehr tief im Gefühlsgraben und hattest dunkle Gedanken. Dahin solltest du auf keinen Fall mehr geraten.

    Vielleich meldest du dich nochmals bei deine damalige/n Therapeut*innen. Evtl. kann die/der dich in dieser, für dich sehr schwierige Situation, begleiten.

    Du weißt, du kannst ihn nicht retten, dass muss er selbst wollen. Aber du kannst dich retten indem du weiterhin den Abstand zu ihm einhältst.

    Ich sende dir aus der Ferne ganz viel Kraft um diese erneut schwierige Situation für dich zu durchstehen.

    Sollte es dir schlecht gehen kanns du hier immer schreiben, okay. Somit hast du nicht das Gefühl ganz alleine zu sein.

    Liebe Grüße Petra

    Einmal editiert, zuletzt von PetraPetra (13. November 2022 um 01:37)

  • Vielen Dank für deine Worte! Ich habe bewusst einmal den ganzen langen Weg aufgeschrieben, auch um mir selber klar zu machen dass es schon viel schlimmer war und immer wieder besser wurde. Leider rauben mir die Depressionen gerade jegliche Kraft zum Handeln, aber ich habe mittlerweile gelernt dass es sich um Phasen handelt, die auch vorübergehen. Meine damalige Therapeutin kann ich leider nicht mehr kontaktieren, ich glaube sie praktiziert gar nicht mehr. Aber ich werde mir Unterstützung suchen und ich bin froh hier gelandet zu sein und die Möglichkeit zum Austausch zu haben.

  • Liebe Meggie, wie gut, dass du hierher gefunden hast. Por, da hattest du bis jetzt ja einiges zu tragen, und im Moment schaut es für dich aus, dass der Rucksack immer schwerer wird und du immer weniger Kraft dafür hast. Was ja normal ist, wenn man jahrelang schön so zu kämpfen hat, schwinden die Kräfte.

    Wenn du dich hier ein wenig umsiehst, haben wir CO's genug Gründe, um unsete Alkoholiker nicht zu verlassen. Sie haben neben dem "Alkoholikergesicht" halt auch noch andere Gesicher, gütige, hilfsbereite, liebenswerte, schützenswerte... Und ich bin froh, dass sie auch diese Eigenschaften haben. Sie sind keine Monster, per se keine Verbrecher, sie haben eine Erkrankung. Blöderweise eine Erkrankung, die halt eine Selbsterkenntnis und ein selber Trocken Sein Wollen als Grundvoraussetzung einer Veränderung benötigt. Da du ja nicht erst seit kurzer Zeit eine Beziehung mit ihm lebst, hast du ja schon bemerkt, dass sich die Probleme dirch Abwarten, Gern haben, Verständnis usw. nicht in Luft auflösen. Sogar eine räumliche Trennung hat auf Dauer deinen Leidensdruck nicht verbessert, sondern im Moment ziemlich auf die Spitze getrieben. Nutz diese so belastende Spitze um jetzt dranbleiben. Such dir professionelle Hilfe, tausch dich hier aus und gibt dem Leben eine Chance. Du deutest zwischen den Zeilen an, und bitte verzeih mir, falls ich es falsch interpretiere. Du hast vielleicht Sorge, dass sie nie mehr jemand in dich verlieben könnte. Das ist deine subjektive Sorge. Es gibt nicht den Typ Frauen, auf den die Männer stehen. Zum schnell mal anschauen vielleicht. Doch auch damit dann den Alltag leben. Da kommt ja noch ein Universum an anderen Eigenschaften dazu, Weichheit, Einfühlungsvermögen, Treue, ähnliche Interessen und sooooo vieles mehr. Liebe Meggie, auf was es jetzt einmal ankommt, einen Schritt nach den anderen zu setzen. Zuerst einmal schauen, dass du dich stärken kannst. Nimm an, was du brauchst und kriegen kannst. Sei es dir wert. Es ist ein schwerer Weg und auch ein langer. Aber er lohnt sich! (Ich habe es geschafft, einen Spiegeltrinker zu verlassen). Und ich kann es sagen, es war die beste Entscheidung meines Lebens. Obwohl ich es traurig finde, dass sowas überhaupt nötig sein muss. Aber so ist es im Leben.

    Hab Mut, deine Schritte zu setzen!

  • Hallo ihr Lieben, ich möchte mich mal wieder melden und mich bei allen bedanken die hier regelmäßig von ihrem eigenen Weg berichten. Ich habe vor vier Wochen den Kontakt zu meinem Alki abgebrochen, das war für mich eine sehr schwere Zeit aber ich weiß dass es das Richtige ist. Leider stecke ich immer noch ordentlich in einer Depression und kann gar nichts damit anfangen dass ich mir selbst etwas Gutes tun soll. Ich versuche einmal am Tag raus zu gehen, und es fühlt sich gut an richtig heiss zu duschen. Ich habe meine Arbeit, wofür ich sehr dankbar bin. Ansonsten ist da viel Leere. Ich bekomme bereits Antidepressiva und habe nächste Woche einen Termin bei einer Therapeutin. Aber im Grunde herrscht das Gefühl vor, dass mein Leben komplett gescheitert ist. Wie schon gesagt bin ich sehr froh über die Entscheidung, aber ich hatte damit gerechnet dass es mir besser gehen würde. Stattdessen nur Trauer und Lähmung.

  • liebe Meggie, schön dass du dich meldest!

    Deine Gefühle sind normal und verständlich- setze dich selbst nicht zu sehr unter Druck. Nach einer Trennung, vor allem mit diesem Vorlauf, geht man meist durch eine Phase der Trauer. Es ist gut, dass du dich medizinisch begleiten lässt - Versuche weiter, Schritt für Schritt und Tag für Tag zu gehen. Immer der Sonne entgegen.

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