Alkoholiker- Abscheulich

  • Hallo zusammen,

    Wenn ich mich hier um schaue, welche Anstrengungen unternommen wird, um Umschreibungen für das böse Wort Alkoholiker zu finden, sehe ich mich in die tiefsten nassen Zeiten zurück. Am Stammtisch war keiner Alkoholiker, da wurde gelogen, betrogen, sich selbst verarscht, obwohl der Großteil es längst für sich wusste.

    Dann möchte man trocken werden, sucht sich eine gleichgesinnte SHG und es geht weiter. Anstatt da wo alle Alkoholiker sind, wird weiter herumgedruckst. Wenn nicht da, wo dann?

    ´Der Satz „ich bin Alkoholiker“ steckt voller Missverständnisse. Es kommt nicht darauf an, ein Schild um sich zu hängen und durch die Straße zu marschieren. Das ist Blödsinn. Es kommt eben darauf an wie ich mich sehe, ob ich es verstanden habe, und wenn ich es in der Gruppe wo eh alle ex Säufer sind sage , ist das wie eine Unterschrift unter einem Vertrag. Ich stehe dazu.

    Vorteil, aus der Nummer komme ich nur noch nüchtern raus.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Wie gut ,dass es Meinungsfreiheit gibt.

    Mich stört es ,dass sich jeder erst einmal als Alkoholiker bezeichnen muss,um "anerkannt " zu werden.

    Manchen ist dieses Wort wichtig, für manche ist das vielleicht auch hinderlich, was noch lange nicht heisst ,dass die Sucht unterschätzt wird.

    Als Exraucherin will ich mich auch nicht mehr Raucherin nennen.

    Sobald ich wieder eine rauchen sollte ,wäre ich wieder in der Sucht.

    Erst wenn man sich als Alkoholiker bezeichnet, wird man nüchtern.

    Wer sich nicht als Alkoholiker bezeichnen will,wird nicht nüchtern

    . .so klingt es immer wieder hier durch.

    Vielmehr kommt es doch auf die innere Haltung an und weniger auf einen Begriff.

    Manche brauchen das - manche eben auch nicht.

  • Wie gut ,dass es Meinungsfreiheit gibt.

    Gibt es auch hier.

    Meiner Meinung nach sollte man das aber auch wirklich akzeptieren, für sich selber. Alkohol ist eine tödliche Krankheit, Hartmut hat das auf den Punkt gebracht. Es ist ein ernstes Problem und die Selbsterkenntnis ist mM nach essenziell. Nur so kann eine Änderung vollzogen werden.

    Es geht auch nicht darum, dass ich jemanden als Alkoholiker ansehe. Es geht darum, dass jemand selber erkannt hat, Alkoholiker zu sein und dagegen was unternehmen möchte.

    Der Vergleich mit dem Rauchen hinkt etwas, denn ich meine als Ex Raucher ist es einfacher. Das ist wie ein Vergleich mit Kokain und ... hmm fällt mir keine andere Droge ein. Aber du weisst was ich meine.

    Drogen generell sind Mist, keine Frage. Ich meine aber, dass der Alkohol besonders Tückisch ist, und ein ernsthafter Austausch mit der Selbsterkenntins anfängt.

    Nur meine Meinung dazu.

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Hallo Croissy

    Wie gut ,dass es Meinungsfreiheit gibt.

    Es geht nicht um Meinungsfreiheit. Alkoholiker sein ist keine Meinung, es ist ein Eingestehen erkrankt zu sein. Endet eben ungestoppt tödlich, egal wie, wer oder was darüber denkt. Ich kenne keine Krankheit, die unter Meinungsfreiheit geschlüsselt ist.

    Mich stört es ,dass sich jeder erst einmal als Alkoholiker bezeichnen muss,um „anerkannt " zu werden.

    Das darf dich stören, aber es sind die Regularien des Forums. Wie ich gelesen habe, bist du Angehörige, was es schwerer macht, sich in den Alkoholiker reinzuversetzen.

    Vielmehr kommt es doch auf die innere Haltung an und weniger auf einen Begriff.

    Natürlich kommt es darauf an, aber der Begriff sagt es aber erst aus, um was es geht. Warum herumdrucksen, was offensichtlich, mich hier hertreibt? Hier sind sie doch, die Alkoholiker in gesammelter Form. Hier kommen doch die wenigsten an, die „nur“ ein Problem, mit Alkohol haben.

    Aber wie erwähnt. Co und Angehörigen sind eine andere Schublade.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Worte haben Macht.

    Dennoch finde ich Barmherzigkeit wichtiger als Dogma. Begrifflichkeiten muss man nicht so hochhängen. Von beiden Seiten.

    Vielleicht ist es auch unklug, als Neuankömmling schon an der Garderobe Stellung zu Begrifflichkeiten zu beziehen, bevor man Platz genommen hat.

    Doch in jedem Forum gilt: der Hausherr hat das Sagen.

    Möchte dennoch darauf hinweisen, dass N.Stüben sehr schlüssig argumentiert hat, weshalb ihr das Wort nicht behagt.

  • Hallo Hartmut,

    warum ist dieses eine Wort "Alkoholiker" so wichtig? Es scheint ja für die Krankheitsbezeichnung nicht zeitlos zu sein.

    Ich persönlich kann mit "alkoholabhängig" genauso viel anfangen oder mit "suchtkrank" obwohl das ja eigentlich doppelt gemoppelt ist. Weil Sucht ja schon für sich Krankheit bedeutet.

    Oder ist man früher "Alkoholiker" als "abhängigkeitserkrankt" - gibt es zwischen beiden Bezeichnungen symptomatische Unterschiede?

    in meinem Fall müsste ich dann "Co-Alkoholiker" bzw. "Co-Abhängige" sagen. Ich glaube, die Tiefe des Co-Verhaltens kann genauso ein schleichender Prozess sein, wie alkoholabhängig zu werden. Allerdings gefallen mir beide Bezeichnungen für Angehörige trotzdem nicht. Alles, was nach dem Co kommt, irritiert mich.

    Co im Sinne von "care of" bedeutet "bei (jemandem)". Einverstanden.

    Solange man will, dass die Beziehung trotz Trinkerei weitergeht, "arbeitet" man mit dem Trinker zusammen, bzw. versucht die Felder zu kompensieren, auf denen der Trinker nicht mehr kann.

    Aber worauf genau soll sich beim Co das "abhängig" beziehen? Ich brauche es doch gerade nicht, dass der Partner schon wieder Alkohol konsumiert, ich ziehe auch keinerlei Wohlgefühl oder positive Energie aus der Suchterkrankung. Zu jeder Zeit habe ich mir nichts mehr gewünscht, als dass Alkohol endlich aus unserem Leben auf Nimmerwiedersehen verschwindet.

    Die schönsten Zeiten mit meinem Mann waren zu Beginn der Ehe, als ich nicht erwartet hätte, dass sich Alkohol zu einem Suchtproblem auswachsen wird, und am Ende während der Reha-Zeit. Endlich mal Wochenenden ohne Alkohol, was war das schön!

    Bezieht sich das co-"abhängig" auf das Ausmaß der Duldsamkeit gegenüber des Suchtverhaltens? Auf die Bereitschaft, den Mann zuvorderst als "erkrankt" zu sehen, anstatt vor allem als egoistischen Säufer, der mit seinem Hang die Familie zerstört und dem sein Gift über alle nahen Angehörigen geht? Auf die Mühe, eine Enttäuschung nach der nächsten einzustecken?

    Co-"abhängig", weil man sich selbst zu wenig und den Partner zu viel im Bedürfnisfokus hat? Was ist die Abhängigkeit dabei? Drang nach Ohnmacht?

    Hang, sich im Vergleich zum Elend eines Angehörigen "gut" zu fühlen? Oder noch anders?

    Sorry, wenn ich jetzt von der Hauptrichtung des Themas abgewichen bin....kann ja vielleicht ab 2. Absatz von oben in ein Extra-Thema gepackt werden :wink: .

  • Doch in jedem Forum gilt: der Hausherr hat das Sagen.

    Es geht nicht um den Hausherrn. Es geht um die jahrelange Erfahrung mit dem Begriff.

    Jeder, der rhetorisch bewandert ist, kann sein für und wieder so ausdrücken, dass es schlüssig für den einen oder anderen erklärt wird.

    Was ist denn an dem Begriff Alkoholiker so schlimm? Warum wird hier schon versucht, etwas Anrüchiges daran zu finden? Es geht hier nur mal um die Anmeldung und sein Sortieren zu wem er gehört.

    Welches Wort wäre denn das Richtige dafür? Wir sind hier nicht da um jeden, der ankommt zu erraten, was er ist. Es ist seine Sache, sich zu erklären, warum er hier bei uns seine Hilfe sucht.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Als ich das erste Mal in meiner "realen" SHG war, da war ich auch sowas von Anfänger.

    Und als ich das erste Mal, vor versammelter "Mannschaft" ausgesprochen habe, dass ich Alkoholiker bin, ist das bei mir eingeschlagen, wie eine Bombe.

    Ab da war mir klar, dass da jetzt was gehen muss. Ich was machen muss. Ohne Wenn und Aber. Ohne Ausflüchte, oder sonstiges.

    Die gab es zuvor zur Genüge. Hat alles nichts gebracht.

    Von daher "unterschreibe" ich das gerne. Wer sich das wirklich "richtig" eingesteht, hat es auf alle Fälle sehr viel einfacher.

  • warum ist dieses eine Wort "Alkoholiker" so wichtig? Es scheint ja für die Krankheitsbezeichnung nicht zeitlos zu sein.

    Ich persönlich kann mit "alkoholabhängig" genauso viel anfangen oder mit "suchtkrank" obwohl das ja eigentlich doppelt gemoppelt ist. Weil Sucht ja schon für sich Krankheit bedeutet.

    Wie du beschreiben hast, es „scheint“ nicht zeitlos zu sein. Es scheint nur so. ;) Mit Alkoholiker kann jeder sofort was anfangen. „Man“ sieht es an dem Aufschrei. Das andere hat sich mit meiner obigen Post überschnitten.

    Gruß Hartmut

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  • Edit

    Es geht hier ja nicht um ein wahr oder falsch, sondern darum, eine Sichtweise zu verstehen.

    Ich werde mir darüber sowieso kein Urteil erlauben, weil ich viel zu frisch dabei bin.

    Aber trotzdem darf ich mir erlauben zu unterstreichen, dass ich Barmherzigkeit, Menschlichkeit - wichtiger finde als Dogma.

    Einmal editiert, zuletzt von Hartmut (19. März 2023 um 20:02) aus folgendem Grund: Bitte keine fremde Links einsetzen

  • Wenn es darum geht, sich seiner Erkrankung bewusst zu sein und fortan immer entsprechend achtsam für einen lebenslang haltenden Stopp der Krankheit zu handeln, geht das nur über die Bezeichnung Alkoholiker?

  • Moin

    Es geht nicht um Begrifflichkeiten, es geht nicht um Meinungen, es geht um Fakten, es geht um meine Einsicht, dass ich Alkohiker bin.

    Erst als ich das für mich erkannte, mich als alkoholkrank akzeptiert habe, war ich in der Lage meine Haltung zum Alkohol so zu verändern, dass ich im Einklang mit mir ohne Alkohol leben konnte.

    Als ich hier, völlig am Ende, aufgeschlagen bin, hätte es mich vor Diskussionen dieser Art geschüttelt.

    Ich denke, wer die führt, sollte sich ernsthaft fragen, ob er schon so weit ist.

    PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Vorteil, aus der Nummer komme ich nur noch nüchtern raus.

    Wenn ich das Glas bei einem drohenden Rückfall zum Mund führe, wird mich mein Bekenntnis Alkoholiker zu sein, möglicherweise vom ersten Schluck abhalten? Ist es eine Art zusätzliche Sicherung, das geschlossene Hintertürchen? Die drohende Scham, vor allen denen ich mich offenbarte als jämmerlicher Versager zu stehen? Ich würde mich jedenfalls so fühlen.

    ´Der Satz „ich bin Alkoholiker“ steckt voller Missverständnisse.

    Für mich, für die anderen oder sowohl als auch?

    Hartmut du schriebst an anderer Stelle sinngemäß, der Alkoholiker trinke, um zu trinken, weil er letztlich trinken muss. Derjenige, der Alkohol missbräuchlich benutzt, will einen bestimmten Zustand erreichen. Obwohl meine Trinkmengen jedem starken Trinker zu Ehre gereicht hätte, wollte ich immer nur einen bestimmten Zustand (vergessen, entspannen, einschlafen usw.) Obwohl es sein könnte, dass ich den Alkohol missbräuchlich nutzte oder sogar schweren Missbrauch betrieb, sehe ich mich als (so sehr mir das Wort missfällt) Alkoholiker. Das werde ich wohl für den Rest meiner Tage bleiben, nass oder trocken.

    Ich bin in schwerem Zweifel.

    Warum werden diese Unterschiede hier gemacht??

    Jemand hier erklärt, sein Alkoholkonsum bereite ihm große Sorge und er habe den Wunsch und den Vorsatz in Zukunft abstinent zu sein, dann reicht das nicht. Er muss bekennen, Alkoholiker zu sein oder zumindest sich als Alkoholiker sehen, sonst ist es nichts mit dem Austausch.

    Ist es nicht so, dass jemand der Alkohol missbräuchlich nutzt, bereits auf der Rasierklinge tanzt? Und sollte man ihm hier nicht die Gelegenheit geben, sein Verhalten zu reflektieren und sich auszutauschen, um dann nach etwas Zeit vielleicht zu dem Ergebnis zu kommen, doch Alkoholiker zu sein und sich helfen zu lassen?

    Ich für meinen Teil kann das nicht verstehen und finde das traurig.

    Ich wünsche wie immer

    Viel Gutes

    Paul

  • Ich denke, wer die führt, sollte sich ernsthaft fragen, ob er schon so weit ist.

    So seh ich es auch.

    Wer sich hinter Begrifflichkeiten versteckt oder versucht sie auszudiskutieren oder mit anderen Begrifflichkeiten ersetzt, weil sie angenehmer klingen, ist eventuell noch gar nicht so weit, sich dem Thema eigener Sucht zu stellen.

    Diese Erfahrungswerte haben sich hier im Forum seit über 18 Jahre bewährt.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Alkoholismus ist eine Krankheit, ich fühle mich nicht krank. Die Krankheit ist von mir nicht zu spüren, jedoch im Keim immer vorhanden, ob es mir gefällt oder nicht.

    Trinke ich wieder, bricht sie sofort wieder aus.

    Wichtig ist für mich, dass ich diese Einsicht habe und auch bewahre. Dazu muss ich nicht permanent das Wort Alkoholiker im Munde führen.

    M.E. ist es für den Neueinsteiger ein wichtiger Schritt zur eigenen Erkenntnis, sich als solcher z.B. gegenüber Therapeuten und dem engsten Kreis zu outen, denn ab diesem Zeitpnkt hatte ich alle Saufbrücken hinter mir -hoffentlich auf Dauer- abgebrochen.

    Möchte dennoch darauf hinweisen, dass N.Stüben sehr schlüssig argumentiert hat, weshalb ihr das Wort nicht behagt.

    Was hat sie denn ausgeführt?

  • Warum werden diese Unterschiede hier gemacht??

    Ganz Einfach. Weil das ein Alkoholiker Forum ist. Wenn jemand hin und wieder säuft, aber noch kein Alkoholiker ist, ist hier verkehrt.

    Der Alkoholiker kann nie wieder saufen. Ein anderer Ausgangspunkt, als ein Missbräuchler der nur eine Pause macht, um seinen Alkoholkonsum Herr zu werden oder zu drosseln.

    Wir zeigen hier Wege auf, die zu einer lebenslangen Abstinenz führen kann, und zwar mit der größtmöglichen Risikominimierung.

    Gruß Hartmut

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  • Totschlagargument

    Was ist an einem Totschlagargument verkehrt? Alkoholismus ist eben keine Diskussionssache. Jeder kann sie stoppen, sofern er auch das Augenmerk auf das legt, was dafür notwendig ist.

    Gruß Hartmut

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  • Carl Friedrich , ich wusste nicht, dass man nicht verlinken darf, auch nicht auf Seiten ohne Werbung. Der Link wurde wieder gelöscht. Tut mir leid. Ich könnte, möchte es aber nicht zusammenfassen, weil mir dann wahrscheinlich unterstellt wird, es sei meine Meinung und für sowas habe ich keine Kraft im Moment. Ich muss gut auf mich achten.

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