Liesel - Mein Mann ist alkoholabhaengig

  • er hält sich da relativ bedeckt, er war nie der große Redner. Er hat vieles mit sich selbst ausgemacht, aber er erzählt wie wichtig ihm seine Trockenheit ist, und geht regelmäßig in seine Gruppe.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Ok, so waere mein Mann auch.

    Und Euer Verhaeltnus halt sich wieder normalisiert? Sorry, dass ich so frage, aber manchmal kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, wie es war mit meinem Mann ohne den ständigen Alkohol.

  • ja, es hat sich normalisiert, und ist viel entspannter. Wir machen auch wieder vieles gemeinsam. Was von meiner Seite schwierig ist, ist das Thema Vertrauen, das hatte ich ja komplett verloren.

    Ich habe mich schon immer schwer damit getan, jemanden zu vertrauen, jetzt sehe ich die Spuren, die es bei mir hinterlassen hat.

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Wie verkraftet denn deine Tochter das alles? An den Kindern geht es nicht spurlos vorbei, sie bekommen sehr früh, sehr viel mehr mit als wir denken?

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Es geht so. Sie will nicht darüber sprechen - ich habe schon mehrere Versuche gemacht. Sie sagt immer, ich soll sie in Ruhe lassen. Macht mir auch zu schaffen… dennoch spüre ich, dass sie weiß, dass es nicht normal

    Ist, wieviel ihr Vater trinkt

  • Hallo Liesel.

    Die Reaktion Deiner Tochter sagt sehr viel aus. Hast Du kein schlechtes Gewissen, dass Du ihr die Situation zumutest?

    Bzw. ist Deine Sorge um ihn größer als um sie?

    LG Cadda

  • Liebe Cadda

    Nein, ich sorge mich sehr um sie. Ich bin wirklich verzweifelt, weil ich nicht weiß, was ich tun soll. Ich fühle mich gelähmt und deprimiert in der Situation.

    Mache öfter was mit ihr allein, was zumindest mal ein Anfang ist.

    Sie hat mir auch schon mal gesagt, ich solle Papa in Ruhe lassen. Es sei seine Sache, wieviel er trinke.

  • Liebe Liesel,

    dieser Faden macht mich als Eka einer alleinerziehenden Mutter ehrlich gesagt fassungslos. Dieses ganze fruchtlose Hin- und Her über eine so lange Zeit hinweg, obwohl ein 12-jähriges Kind darunter leidet, und ein nichtsuchtkranker Elternteil da ist. Seit 2019 ist es Dir klar, wenn ich das richtig gelesen habe.

    Dass Deine Tochter reagiert wie sie reagiert, Liesel, zeigt doch die ganze Misere, der sie ausgesetzt ist. Meist ist in suchtkranken Familiensystemen ja auch Manipulation im Spiel. Das richtet immensen Schaden an, es unterminiert das Selbstvertrauen.

    Bringe Deine Tochter und Dich in Sicherheit. Vielleicht findest Du Hilfe für sie bei der Interessenvertretung für Kinder aus suchtkranken Familien (Nacoa).

    Die Lähmung zeigt, wie sehr Dich das alles auslaugt. Aber ich denke, sie wird verschwinden, sobald Du aktiv für das Wohl Deiner Tochter und Dein eigenes Wohl eintrittst und tätig wirst. Das geht nur mit Distanz/Trennung vom Alkoholkranken. Nach allem, was ich hier gelesen habe, ist das auch die einzige Chance für den Alkoholkranken selbst.

    Alles Gute für Dich und Deine Tochter!
    Siri

  • Ich wollte als Kind auch nie reden, da ich mir nicht die Verantwortung (für die Konsequenzen) habe zuschieben lassen wollen. Die Verantwortung liegt einzig und allein beim gesunden Elternteil und von Vorteil ist, dass er/sie die Konsequenzen, die er/sie zieht, selbst gestalten kann. Ist der Schluss erst gefasst, ist man dem Alkoholismus des Betroffenen nicht mehr ausgeliefert.

    Meiner Verantwortung für mich selbst bin ich letztendlich erst nachgekommen, als ich weit weg zog. Da verschob sich dann auch etwas in meinem Denken. Was blieb, ist die Erinnerung an eine akute Ohnmacht, die ich als Kind erfahren habe, die mir aber auch vorgelebt wurde.

    Siris Empfehlung oder zumindest die Internetpräsenz sieht ziemlich vielversprechend aus, einen Versuch ist es wert?

  • Siri @ unbezwinglich

    Ihr habt ja so recht! Wenn ich von draußen darauf schaue, sehe ich es auch so.

    Ich habe allerdings 2019 nicht nicht erkannt, dass er wirklich Alkoholiker ist. Das weiß ich seit gut einem Jahr - seit dem habe ich mich informiert und auch viel verstanden.

    Vorher konnte ich sein Verhalten gar nicht deuten, da er ja heimlich trinkt.

    Mein Hauptproblem ist, dass ich beruflich jede Woche 2-3 Tage weg bin ( Reisen im europäischen Ausland) und meine Tochter wegen Schule ja nicht mitnehmen kann. Ich weiß nicht, wie ich das lösen soll.

    Auch wenn. Ich mich trennen würde, wäre sie ja auch noch manchmal bei ihm. Sie versteht sich ja auch mit ihm.

    Ach , es ist einfach so verworren…

    Ich danke Euch sehr für Eure Anteilnahme , auch wenn ich heute noch nicht weiß, wie ich raus finde

  • auch wenn ich heute noch nicht weiß, wie ich raus finde

    Ist dein Job wirklich so viel wichtiger, als deine Tochter? Was hast du bisher konkret unternommen?

    Was erhoffst du dir vom Forum? Wenn ich bei dir lese, klingt es, als würde ein ohnmächtiges Kind schreiben. Es gibt Hilfe da draußen, hast du psychologische Betreuung? Oder sonst jemanden, der dich unterstützen kann?

    Solange du dich nicht ernsthaft mit dir und deiner Co-Abhängigkeit auseinander setzt, wird das nix.

    Willst du überhaupt an deiner Situation etwas ändern?

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Hallo Liesel.

    Wenn es denn so ist, weißt Du es nicht ERST seit einem Jahr. Du weißt es SCHON seit einem Jahr und für Deine Tochter hat sich rein gar nichts geändert. Ob Du Dir Informationen einholst oder nicht, ändert ja nichts an der Lage, wenn Du weiterhin davon ausgehst, beruflich zu verreisen und Deine Tochter dann eh Deinem Mann überlässt.

    Es gibt andere Unterbringungen, es gibt sogar andere Jobs. Wer etwas ändern will kann es tun. Für sich oder für sein Kind.

    Ein bekannter Satz „Wer will findet Wege, wer nicht will, findet Gründe“.

    Liesel, ich hab auch nicht immer sofort handeln können. Aber es gab eben auch Menschen, die mir knallhart gesagt haben, dass ich mich absolut falsch verhalte und endlich mal in die Gänge kommen soll!

    Ein „ach sooo, ja das ist natürlich schwierig“ auf meine ganzen Gründe, hätte mich nicht weitergebracht und meine Kinder erst Recht nicht. Deswegen mache ich das hier auch nicht.

    LG Cadda

  • Hallo Liesel,

    seit du hier bist - und im realen Leben vermutlich noch viel länger - führst du denselben Grund an nichts zu ändern. Meine Tochter wäre der Grund, mir einen neuen Job zu suchen und woanders neu anzufangen. Seit 6 Monaten und 10 Seiten wird jeder einzelne Beitrag hier mit demselben "'Argument" abgewiegelt: Ich muß jede Woche für 3 Tage ins Ausland. Was ja ein Schein-Argument ist, denn in der Zeit ist deine Tochter komplett allein mit dem Alkoholiker. :shock: Kocht die dann für den? Putzt die für ihn? Wer schaut nach ihren Hausaufgaben oder fährt sie zum Arzt oder zu Hobby-Terminen?

    Merkst du was?

    Du scheinst ja nicht dumm zu sein, du drückst dich gut aus, hast einen Beruf. Hast du mal mit deinem Arbeitgeber geredet? Warst du mal beim Arbeitsamt oder einer Agentur, um dich nach Alternativen umzuschauen? Wenn DU nichts änderst, wird das weitergehen, bis sie mit 18 daheim auszieht (hoffentlich). Dann kannst du den Rest deiner Tage an der Seite deines nassen Partners verbringen, wenn du auf sowas stehst. Sooo dringend scheinst du nichts ändern zu wollen. Vielleicht bietet es ja auch Vorteile nichts zu ändern,

    Ich schreibe selten so, aber als EKA geht mir das nah. Was du als erwachsene Frau machst, finde ich schon schlimm genug, aber die Tochter tut mir leid.

    Deine "zwei bis drei Tage Ausland", die ziehen für mich nicht mehr.

    Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Liesel

    auch ich verfolge deine Geschichte von Anfang an.

    Ich weiss wie schwer der Schritt ist und auch das du lange überlegst.

    Du schreibst, sie spricht nicht darüber und sie versteht sich ja mit ihm.

    Warum spricht sie nicht:

    Kinder können und sollen in diese Dinge nicht hineingezogen werden.

    Das ist Sache zwischen dir und deinem Mann. Sie wollen auch keinen von euch beiden verletzen.

    Sie vesteht sich mit deinem Mann, ich denke mal, weil sie inzwischen genau weis wie er tickt und deshalb alles richtig machen will.

    Ich kann dir aus Erfahrung schreiben, für keines meiner Kinder war die Zeit einfach aber bitte denke immer daran, es macht etwas mit deiner Tochter

    und sie wird später ihr Päckchen damit zu tragen haben.

    Meine Töchter sind inzwischen verheiratet und mussten schmerzhaft erfahren, wie ungesund unsere Familie war.

    Je länger du wartest um so mehr Schaden entsteht.

    Was hast du zu Verlieren, was denkst du, gibst du auf?

    Du kannst nur gewinnen, aber auch hier, den ersten Schritt muss du gehen.

    LG

    Osiris

  • Liebe alle

    Es gibt andere Jobs, das stimmt, doch ich bin nicht angestellt, sondern selbständig und trage auch Verantwortung für Mitarbeiter. deshalb ist die Situation schon komplexer- mein Mann versorgt sich selbst (kochen , waschen, putzen).

    Wenn ich nicht da bin, fährt mein Vater oder eine Bekannte meine Tochter - zum Arzt gehe immer ich mit ihr.

    Ich weiß, dass Ihr Recht habt- ich will ja selbst eine Lösung . Ich habe a er aus meiner Sicht durch dieses Forum schon ein paar Schritte gemacht - vorher habe ich jedesmal, wenn er getrunken hat mit ihm gestritten und diskutiert. Mache ich nicht mehr. Un d auch sonst bereite ich mich jeden Tag einen Schritt mehr auf ein Leben ohne ihn vor. Ich weiß, das klingt doof, doch für mich ist es schon ein ein Fortschritt

    Ich möchte ja auch nicht, dass mich jemand bemitleidet- deshalb helfen mir Eure Aussagen ja.

  • Noch etwas , was mir zu schaffen macht. Ich bin schon ein gläubiger Mensch und bei der Hochzeit verspricht man sich ja in guten und schlechten Zeiten zusammen zu stehen. Ich weiß, dass das blöd ist, aber denke immer daran und kann das nicht so abschütteln.

  • Wenn Du Chefin bist, Liesel, dann kannst Du doch auch delegieren.

    Das ist das, was mir gleich durch den Kopf gegangen ist. Schicke jemand anders auf

    Dienstreise.

    Derzeit kommt es mir von außen so vor, als ob Du auf Zeit spielst.

    Mag ja sein, dass sich für Dich schon viel geändert hat, aber für Deine Tochter nicht!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Liebe Liesel,

    das ist alles schwierig und unendlich traurig, keine Frage.

    Aber es ist für Deine Tochter sehr wichtig, da schnell herauszukommen.

    Deine Tochter darf ihren Vater ja auch weiterhin sehen. Doch erst wenn sie einen geschützten Raum und Sicherheit für sich hat, wird sie auch entscheiden können, wie viel Kontakt sie tatsächlich zu ihm haben möchte.

    Alkoholismus wird mit der Zeit immer schlimmer. Es kann u.U. sehr lange dauern, bis der Alkoholkranke daran zugrunde geht, Jahrzehnte! Das ist nicht auszuhalten! Co-Abhängige haben dennoch viele Gründe mit "ihren" Alkoholkranken auszuharren. Beim zweiten co-abhängigen Partner meiner Mutter war es Geld. Mir scheint das bei vielen hier im Forum auch ein nicht zu unterschätzender Faktor zu sein. Das ist gruselig zu sehen, denn solche Leute warten ja auf den Tod des anderen! Sie irren sich, wenn sie glauben, dann endlich frei zu sein. Der zweite Partner meiner Mutter hatte bereits eine erste Frau, die am Alkohol zugrunde gegangen ist (allerdings anders als meine Mutter rasant, das scheint individuell sehr verschieden zu sein).

    Ich habe den Kontakt zu beiden Eltern abgebrochen, die seit meiner frühen Kindheit getrennt waren. Mein (nichtalkoholabhängiger!) Vater lag 1/2 Jahr tot in seiner Wohnung bevor er gefunden wurde. Meine alkoholkranke und pflegebedürftige Mutter hat nach dem Tod ihres zweiten co-abhängigen Partners um Hilfe gebeten. Ich organisiere nun ihre Pflege aus der Ferne, aber nicht aus Liebe zu meiner Mutter, sondern vor allem, weil es eben auch furchtbar war, so lange nach dem Tod meines Vaters den Brief vom Amt zu erhalten und sich mit seiner Verwahrlosung (ohne Alkohol) auseinanderzusetzen. Er hatte wohl grosse psychische Probleme.

    Man will nicht, dass die eigenen Eltern so zugrunde gehen. Auch wenn sie völlig dysfunktional sind, gibt es Bindungen zu den Eltern. Leider sind die fürchterlich hartnäckig. Es ist eine Katastrophe, ein Trauma, und es kostet viel Kraft, das zu überwinden. Mir hilft dabei im Moment die Konfrontation mit der Situtation meiner Mutter, denn es stellt vieles richtig, all die Unehrlichkeiten, Abwiegelungen, Manipulationen, die gab es tatsächlich, meine Wahrnehmung war damals richtig. Nicht nur ich sehe das heute ganz klar, ich habe nun sogar Zeugen. Für mich ist das sehr wichtig, denn meine Selbstzweifel waren riesig.

    Je schneller Du und Deine Tochter aus der Situtaion herauskommen, desto besser. Auch Du solltest Dir für Dich unbedingt Hilfe holen und die nötige Zeit und Kraft investieren, selbst gesund zu werden. Mach es für Dich. Auch für Deine Tochter wird das hilfreich sein. Sie hat besseres zu tun, als ihr Leben für das Leben ihrer Eltern zu geben.

    Viel Kraft!
    Siri

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