Maeron - Von der Krankheitseinsicht & meiner täglichen Abstinenz

  • Vielleicht niedriger einsteigen: neue Bekannte treffen.

    Ich mache aktuell ganz neu für mich Sport in der Gruppe. Ich bin da nicht hin, um neue Freunde zu finden. Vielleicht wird über die Zeit aus Bekanntschaften Freundschaften. Das wird sich zeigen. Und bis dahin bin ich aktiv und aus der Bude draußen.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Eine Frage,

    da du nach meiner Erfahrung gezielt auf einen Rückfall zu läufst, warum quälst du dich so. Trink doch wieder. Da war doch alles im Ordnung, oder? Das Umfeld, die Frau, der es peinlich ist, die Freunde, das Leben.

    Zu hart, der Vorschlag?

    Trocken werden ist kein Sprint, es ist ein Marathon, dazu gehört es auch ein neues trockenes Leben aufzubauen und nicht trocken, im nassen alten Leben wieder einzugliedern. Das ist eben die Kehrseite der Sucht.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Vielleicht niedriger einsteigen: neue Bekannte treffen.

    Ich mache aktuell ganz neu für mich Sport in der Gruppe. Ich bin da nicht hin, um neue Freunde zu finden. Vielleicht wird über die Zeit aus Bekanntschaften Freundschaften. Das wird sich zeigen. Und bis dahin bin ich aktiv und aus der Bude draußen.

    Das klingt gut, ich habe auch eine bestimmte Sportart ausprobiert und werde diese Woche an einer Sportgruppe teilnehmen.

    Zu hart, der Vorschlag?

    Du hast meine Stolpersteine gut zusammengebracht. Und den Gedanken, wie es wäre wieder zu trinken, den zu haben, ist glaube ich bei der Erkrankung ganz normal. Das zeigst du mir auf.

    Dein zweiter Absatz...

    Trocken werden ist kein Sprint, es ist ein Marathon, dazu gehört es auch ein neues trockenes Leben aufzubauen und nicht trocken, im nassen alten Leben wieder einzugliedern. Das ist eben die Kehrseite der Sucht

    ... kann mir helfen, - ja, es ist notwendig neues zu machen. Das mache ich, ich möchte hier nur nicht alles schreiben, wegen der Anonymität, die mir wichtig ist. Aber es ist ein Projekt, ein neues Hobby, sozusagen. Doch man kann nicht immer daran arbeiten und es löst halt auch nicht alles. Daher ja, danke für den Hinweis, das ich geduldiger sein muss und Jammern nichts bringt.

  • Jetzt saß ich gerade hier zuhause und habe hier im Forun geschrieben, dann das Kind ins Bett gebracht (meine Frau arbeitet) und habe erst nochmal was gegessen, nach den AA Gruppen in der Nähe gegoogelt, dann irgendwie gedacht, ich rauche jetzt eine Zigarette. Hin und her überlegt, eigentlich rauche ich nicht. Habe aber Tabak hier liegen, den musste ich ja besorgen, für den Besuch bei den Freunden.... Jetzt habe ich eine Zigarette geraucht. Jetzt geht's besser. Dann dachte ich, ob ich wohl eigentlich sonst getrunken hätte. Und ja, das hätte ich. Erster Arbeitstag nach dem Urlaub heute. Normalerweise jetzt Alkohol am Abend. Kann man ein Verlangen haben, eine Nervosität, ohne zu wissen , das es Suchtdruck ist?

    Spaziergang wäre statt der Zigarette gut gewesen, geht natürlich nicht wege Kind...

    Kann man allgemein süchtig sein nach Nikotin, Gras, Alkohol, wobei es egal ist, welcher Stoff konsumiert wird? Oder unterscheidet das Gehirn?

    Ich will garnicht Jammern oder so, nur mal aufschreiben, wie es mir gerade geht.

  • Das nennt sich Suchtverlagerung. Dein Suchthirn versucht seinen Rausch anders zu bekommen und selbstverständlich kannst Du von einer Sucht dadurch in die Nächste schlittern.

    Ganz am Anfang meiner Abstinenz hab ich ganz viel Energie oder Kaffee getrunken, als Ersatz. Das Euphoriegefühl sollte sich einstellen. Meiner Meinung nach auch der Grund, weshalb Du alkoholfreies Bier getrunken hast, weil es eben ähnlich aussieht und schmeckt.

    Dein Suchthirn möchte einen ähnlichen Zustand / ähnliche Empfindungen erreichen.

    Hier gilt es, andere Wege zu finden, Zufriedenheit ohne Rausch zu erlangen.

    Spaziergänge ohne Ende waren mein Mittel. Inzwischen ist es normal geworden ohne dieses Gefühl, welches sich früher am Anfang des Trinkens einstellte und das sollte auch Dein Ziel sein.

    LG Cadda

  • Ich sage nur Kaffee und Schokolade … ganz schlimm

    Wobei Schokolade neben dem Alkohol schon immer meine Alternative war. Konnte ich in der Situation nicht trinken (weil ich dachte es ist unangemessen) habe ich Schokolade gegessen.

    Also ja, es geht das man plötzlich das Gefühl hat was anderes zu brauchen.

    Bei mir will die leere halt irgendwie gefüllt werden.

  • Weder Alk noch Kaffe noch Schoki können das, was Du als Leere beschreibst, füllen - das weißt du vermutlich selbst. Vielleicht gibt es Anteile in Dir, die sich nicht gesehen und gewertschätzt fühlen. Versuch herauszufinden, woher das Gefühl kommt - und ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, es ist nie zu spät Dir selbst die Aufmerksamkeit und Liebe zu geben, die du dein ganzes Leben vermisst hast.

    Es macht nicht schlagartig alles wundervoll und rosarot aber es gibt Dir jeden Tag ein bisschen mehr Wärme und mehr Farbe für Dein Leben zurück und füllt Stück für Stück die Leere (und schraubt auch die Lust auf Kaffee und Schoki und all die anderen Ersatzbefriedigungen automatisch runter.) Zumindest war es bei mir so.

  • Hallo liebe Leute,

    ich bin nun immer noch trocken, 79 Tage, steuere also ganz gut auf drei Monate zu.

    Wie es mir geht:

    - Soweit ok, leider Suchverlagerung auf Nikotin immer öfters.

    - Familienfeiern überstanden, indem ich schnell und früh gegangen bin, als es mit dem Trinken dort losging. Das war die beste Lösung, auch wenn es bei mir dennoch etwas Traurigkeit ausgelöst hat, weil ich so nicht so viele Gespräche haben konnte...

    - Symptom meiner Abstinenz: Meine soziale Angststörungen rückt wieder mehr in den Vordergrund.

    - Nochmal bei einer anderen Therapeutin gewesen, auch dort Alkoholabhängigkeit Verdacht (Verdacht, weil nur eine Sitzung). Für mich: Keine Verdachtsdiagnose sondern gesicherte...

    Plan:

    -Suchtberatungsstelle aufsuchen um von dort dann zu Selbsthilfegruppen zu kommen

    - Therapieplatzsuche weg. soz Angst (dann mittlerweile dritte Therapie, aber was solls, die letzte ist 4 Jahre her).

    - weiter Abstinent bleiben

    Beste Grüße

  • Ich hatte mich letztes mit einem guten Freund getroffen, normalerweise habe wir bei so einem Treffen immer Bier getrunken.

    Auf die Ansage von mir, dass ich aber nichts trinken möchte, meinte er, dass dies für ihn total ok sei. Und so haben wir uns getroffen und unterhalten, ganz ohne Alkohol. Er meinte dann auch, dass man das gerne wieder so machen kann. Er hat mir mitfühlen auf die Schulter geklopft, als ich beim Treffen erklärte, dass ich nichts trinke, weil ich mit Alkohol nicht gut umgehen kann. Das ist doch wirklich super lieb und in dem Verhalten zeigt sich, das er ein wirklich guter Freund ist!

    Ich hoffe dass ihr auch Freunde habt, die sich auch ohne Alkohol mit euch unterhalten möchten.

  • Ja da trennt sich echt die Spreu vom Weizen.

    Ein Großteil meines Bekanntenkreises waren früher alkolbasierende Freundschaften, sofern man da überhaupt von Freundschaften reden kann. Damals hatte ich aber auch einen harten Cut machen müssen und mich von vielen diesen "Freunden" getrennt. Und das bereue ich bis heute nicht, teilweise sind durch den Alkohol auch zwischenmenschlich Abhängigkeiten enstanden. Beispielsweise wurde manchmal richtig "dumm" getan, wenn man nicht mitgegangen ist/ mitgetrunken hat.

    In den letzten Jahren meiner "gesitteten, aber heimlichen Spiegeltrinkerzeit" war es dann eher anders.

    Im Bekanntenkreis waren auch Leute, für die Trinken keine bzw. nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat.

    Ich war dort der Einzige, der am liebsten die ganze Flasche für sich gehabt hätte, aber nur 1 - 2 Gläser "zugeteilt" bekam. Nicht als Böswilligkeit der Gastgeber, sondern weil es für sie eben normal war, wenig bis gar nichts zu trinken. Wenn es eine Möglichkeit gab, hatte ich an solchen Abenden auch ganz gerne mal "vorgeglüht" oder im Vorfeld schon abgesagt, weil zu anstrengend.

    Anderseits gingen mir in letzter Zeit auch die Abende, wo man in Gesellschaft trinken konnte, auf den Wecker.

    Ich war innerlich total zerrissen, mich hat das ganze Trinken angeödet, anderseits hat ein Teil von mir immer nach mehr gegiert.

    Wenn man darüber nachdenkt, hat man sich sein ganzes Leben vom Alkohol diktieren lassen. Die Sucht an sich, den Bekanntenkreis und die ganze Beschaffungskrise.

    So oder so, ich bin so froh, von diesen ganzen Abhängigkeiten und Verstrickungen frei zu sein und mein Leben ohne Alkohol zu meistern.

    Es fühlt sich echter an und diese Klarheit will ich nicht mehr hergeben.

    Und so, wie früher eben der Focus auf Trinken/ trinkender Bekanntenkreis lag, richtet sich der Blickwinkel jetzt mehr und mehr auf Leute und Aktivitäten, bei denen Alkohol keine Rolle spielt.

    Man merkt auch, wie die Interessen beginnen, sich zu verlagern, Gespräche ohne Alkohol auf einmal interessant werden (das hätte ich mir früher nie vorstellen können) und man auf eine andere Art witzig sein kann.

    Es ist auch ein gutes Gefühl, wenn man merkt, dass man Situationen jetzt ohne Alkohol locker meistert und sogar Spaß daran hat.

    z.B. hätte ich mir früher nie einen Theaterbesuch oder einen Grillabend ohne angetüdelt zu sein, vorstellen können.

    ...upps, vielleicht etwas vom Thema abgekommen, aber es ging ja eigentlich um Beziehungen.

    Und ja ich finde auch, ein wirklich guter Freund ist jemand, mit dem man sich auch ohne Alkohol gut unterhalten kann bzw. der nicht den Alkohol als Basis der Freundschaft verlangt.

  • Ein Großteil meines Bekanntenkreises waren früher alkolbasierende Freundschaften, sofern man da überhaupt von Freundschaften reden kann.

    Meine erste richtige FreundschaftsGRUPPE hatte ich mit Anfang 20. Jedoch war dort eben auch der Stoff Alkohol und Cannabis der größte gemeinsame Nenner. Von den Freunden von damals (als vor über 10 Jahren), sind drei "stehen geblieben", also haben sich nicht weiter entwickelt. Eigentlich nur eine und ich sind beruflich und persönlich weiter gekommen . Ich habe es trotz meiner Alkoholabhängigkeit geschafft, mich beruflich und persönlich zu entwickeln. Dennoch, hätte ich früher den trockenen Weg eingeschlagen, wäre ich jetzt noch weiter. Ich erinnere mich tatsächlich daran, das ich schon vor einigen Jahren mal Alkohol wegkippte und nichts mehr trinken wollte. War dann nur leider an der dauerhaften Ernsthaftigkeit gescheitert. Grundsätzlich merke ich, dass mir die Sucht eigentliche immer bewusst war nur ich sie als Teil von mir gesehen habe. Und eben auch als unverzichtbar.


    Es ist auch ein gutes Gefühl, wenn man merkt, dass man Situationen jetzt ohne Alkohol locker meistert und sogar Spaß daran hat.

    Soweit bin ich leider noch nicht. Aber ich freue mich schon darauf :)

  • Ich war gerade bei einer Suchtberatungsstelle und habe ich für eine ambulante Reha entschieden. Ich bin so froh das es die Möglichkeit gibt.

    Das finde ich richtig klasse. 👍

    In Bewegung kommen und sich Hilfe suchen, ist ein guter Weg.

    Hast du da schon was konkretes?

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

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