Maeron - Von der Krankheitseinsicht & meiner täglichen Abstinenz

  • Hallo,

    zum gedanklichen Rückfall bzw. zu meinen Gedanken, ob ich nicht Abhängig bin,weil ich auf das Konzert gehen konnte, ohne Alkohol... Ist ein blöder Gedanke von mir gewesen.

    Ich hab gerade in einem Buch gelesen, indem es um Alkoholsucht geht und auch Behandlungsmodelle, Fragebögen etc. erklärt werden. Solche Sachen werden mir ja sicherlich viel in der ambulanten Reha begegnen. Ich habe während des Lesens gemerkt, wie sich wieder durch die gedankliche Auseinandersetzung mit dem Thema, ein Verlangen nach Alkohol kommt. Gerade jetzt. Es geht aber schon wieder besser. Doch was mir Sorgen macht ist, dass durch die (notwendige) Auseinandersetzung mit dem Thema "Alkohol in meinem Leben/ Ich und meine Sucht ", was ja in der ambulanten Reha passieren wird, das Verlangen dadurch genauso gesteigert wird. Das alles Trigger ja voll. Aber ohne Hilfe / ohne Reha wird es bestimmt auch nicht gehen.

    Wäre ich nicht so sicher, das ich nicht trinken WILL, wäre ich jetzt schon auf dem Weg zur Tanke.

    Aber dafür gehe ich jetzt lieber schnell schlafen, damit das nicht passiert..

  • Ich glaube, Du hast noch nicht innerlich akzeptiert, wie sehr Dir der Alkohol geschadet hat; Maeron.

    Wie schlecht es Dir ging, hast Du das schon so weit weggeschoben?

    Wieso bekommst Du Saufdruck, wenn Du über den Alkohol in Deinem Leben nachdenkst?

    Mich schreckt es noch nach über 10 Jahren ab, was der Alkohol in mir und mit mir angerichtet hat.

    Ich bin so froh, dass ich nicht mehr trinken "muss". Nicht mehr diese Zittrigkeit, die Unruhe und das

    Gieren nach dem Suchtstoff Alkohol.

    Noch immer bin ich dankbar, dass ich diese Zeit hinter mir gelassen habe. Und da will ich auch nie wieder hin!

    Du bist mit der geballten Faust in der Tasche trocken und das kann nicht gut gehen.

    Ich wünsche Dir, dass Du Deine Sichtweise bald ändern kannst, weil Du Dir sonst das trockene Leben selbst

    schwer machst!

    Wann startet die ambulante Therapie? Warte doch erstmal ab, was alles auf Dich zukommen wird, wahrscheinlich

    ist es ganz anders, als Du es Dir jetzt ausmalst. Bzw. was Dir Dein Suchtgedächtnis vormachen will.

    Ich wünsche Dir eine gute Nacht!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Zu Trinkerzeiten bzw. in meinen Saufpausen kamen bei mir immer mal wieder die Gedanken auf, dass es ja vielleicht bei mir doch gar nicht so schlimm war, dass ich vielleicht doch keine alkoholikerin bin. Sobald ich diese Hintertür aufgemacht habe, wurde mein Verlangen nach Alkohol größer und größer.

    Dann hat es meist auch nicht mehr lange gedauert bis ich wieder an der Flasche hing.

    Ich wünsche dir sehr, dass die gedankliche Kehrtwende noch früh genug kam und du diesem drang weder heute, nich in den nächsten Tagen nachgehen musst.

    Es ist auf jeden Fall ein sehr gefährlicher Gedanke.

  • Doch was mir Sorgen macht ist, dass durch die (notwendige) Auseinandersetzung mit dem Thema "Alkohol in meinem Leben/ Ich und meine Sucht ", was ja in der ambulanten Reha passieren wird, das Verlangen dadurch genauso gesteigert wird. Das alles Trigger ja voll. Aber ohne Hilfe / ohne Reha wird es bestimmt auch nicht gehen.

    Es wird niemand zu etwas gezwungen. Ohne Hilfe geht es zwar nicht, aber die Hilfe bestimmst du. Ich hatte die Hilfe auch nur hier und das hat bisher gut geklappt. Andere fuhren mehrgleisig mit SHG/ Beratung/ Therapie, was eben an jedem selbst liegt. Die zufriedene Trockenheit gibt jedem Recht.

    Wenn ich mich heute mit Alkohol auseinandersetze, weiß ich im, Vorfeld, wie du auch, als Süchtiger, das Verlangen aufkommen kann. Aber es "nur"ist die Sucht, die aus mir schreit. Dann kann ich es auch einordnen, bei Suchtdruck dagegenhalten und es auch als weitere Bestätigung sehen, dass ich Alkoholiker bin. Ein Nichtsüchtiger hat ja das Verlangen nicht.

    Du hast es bisher geschafft, wird auch so weiter gehen. Keine Angst vor Neues, was dir helfen kann. Oder war dein Weg bisher eine Qual?

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Vielen Dank für eure Antworten!

    Zu Trinkerzeiten bzw. in meinen Saufpausen kamen bei mir immer mal wieder die Gedanken auf, dass es ja vielleicht bei mir doch gar nicht so schlimm war, dass ich vielleicht doch keine alkoholikerin bin

    Nachdem ich in dem Buch gelesen habe und diese Fragebögen gedanklich durchgegangen bin, wurde mir bewusst wie krass ich eigentlich süchtig bin bzw. das vor allem die Funktion des Trinkens bei mir so gefährlich ist, das ich, wenn ich nicht aufhöre, ziemlich sicher immer stärker abhängig werde bzw die Folgen schlimmer werden.

    Es wird niemand zu etwas gezwungen. Ohne Hilfe geht es zwar nicht, aber die Hilfe bestimmst du. Ich hatte die Hilfe auch nur hier und das hat bisher gut geklappt. Andere fuhren mehrgleisig mit SHG/ Beratung/ Therapie, was eben an jedem selbst liegt. Die zufriedene Trockenheit gibt jedem Recht.

    Leuchtet ein. Ich glaube das es schon gut für mich wird, die Reha. Ich werde es versuchen. Habe schon nächste Woche einen ersten Termin.

    Du hast es bisher geschafft, wird auch so weiter gehen. Keine Angst vor Neues, was dir helfen kann. Oder war dein Weg bisher eine Qual?

    Danke!! Eine Qual, nein. Das nicht.


    Wieso bekommst Du Saufdruck, wenn Du über den Alkohol in Deinem Leben nachdenkst?

    Vermutlich eingeübt Mechanismen. Keine Ahnung!?

    Liebe Grüße

  • Hallo,

    ich habe weiter über Eure Aussagen nachgedacht.

    Wenn ich mich heute mit Alkohol auseinandersetze, weiß ich im, Vorfeld, wie du auch, als Süchtiger, das Verlangen aufkommen kann. Aber es "nur"ist die Sucht, die aus mir schreit. Dann kann ich es auch einordnen, bei Suchtdruck dagegenhalten und es auch als weitere Bestätigung sehen, dass ich Alkoholiker bin. Ein Nichtsüchtiger hat ja das Verlangen nicht.

    Ich werde es mir vornehmen, das Verlangen was dann aufkommt etwas abgegrenzter zu sehen. Also, es eben als die Sucht einzuordnen, die wieder "anklopft". Es ist tatsächlich die Bestätigung für die Krankheit. Und ich verstehe auch, dass es notwendig ist, sich mit dem Suchtthema auseinandersetzen, damit man lernt damit umzugehen. Auch, finde ich, gerde bei Alkohol. Denn dieser ist bekanntlich so verbreitet in unserer Gesellschaft. Bei Graß empfand ich es viel einfacher. Ich habe mich auch damals, als ich aufhörte regelmäßig zu Kiffen, mit den Thema Kiffen beschäftigt, wobei ich im Ergebnis Graß als grundsätzlich nicht als gefährlich gehalten hatte. Auch war der Verzicht eibfacher als der von Alkohol, weil dieser Suchtstoff eben gesellschaftlich (noch) nicht so verbreitet war. Und dazu kommt, was wohl noch grundlegender ist, dass ich meine Sucht Mechanik weiterhin hatte, indem ich weiter Alkohol trank.

    Gedanken von mir dazu.

    Elly , (bekomme das Zitat gerade nicht nach oben geschoben..), der Frage danach, wie sehr mir der Alkohol geschadet hat, möchte ich mal etwas nachgehen. Ich habe keine körperliche Abhängigkeit entwickelt. Klar, es gab den "Kater" danach an Sonntagen, aber eben dies nicht so, dass ich krasse körperliche Schäden davon getragen habe.

    Die Schäden durch den Alkohol sind bei mir schwer genau zu benennen. Denn ich trank wegen sozialer Angst. Doch diese bestand schon vor der Alkohol - Abhängigkeit. Durch den Alkohol habe ich Freunde gefunden, Spaß gehabt usw. Ich möchte hier nicht weiter ausholen. Denn, das meine Sucht letztendlich schädlich für meine psychische Gesundheit war bzw. damit eine weitere psychische Erkrankung dazu gekommen ist, weiß ich und ist so gesehen ein größer Schaden für mich. Doch es ist halt nicht so plastisch.

    Es gig mir zeitweise sehr schlecht, aber ursächlich war nicht nur die Abhängigkeit von Alk und Cannabis. Es war der Fallschirm in der Not, dachte ich. Irgendwie war das Wegballern in dem Moment ja auch gut. Aber auf die Dauer halt sehr schlimm. Die zwei Situationen wo ich dann aufgrund meines Verhaltens rechtliche Probleme hatte sind natürlich auch Schäden. Aber ich bin halt noch einigermaßen gut bei weggekommen. Und allgemein habe ich ja trotz der Sucht noch nicht ganz den Weg verloren sondern konnte durch Therapie mich sogar schulische weiterbilden und habe dort neue Dinge erreicht, die sonst mir nie möglich wären, ohne Therapie. Dadurch habe ich auch so ein Vertrauen in das Hilfessystem und gehe mein Sucht- Problem an und das tatsächlich ohne der Faust in der Tasche.

    Ich habe halt erst jetzt in der Absinenz die Erfahrung, dass ich ein Verlangen nach Alkohol habe, wie ich es so nicht kenne.

  • Gratuliere Dir 109 Tage ohne Alkohol.

    Ist schwer , unmöglich heute ohne Alkohol glücklich, sein , wann Du nachtrauerst diese Zeit mit Alkohol.

    Maeron hat geschrieben - "Durch den Alkohol habe ich Freunde gefunden, Spaß gehabt usw." - sehr falsche Gedanken für kurz trockene Alkoholiker

  • Hallo Maeron

    ich finde es klasse, dass du uns an alle Gedanken wie du deinen Weg gehst, hier teilhaben lässt. Nicht nur die Schönen wie es läuft, sondern die für dich zum Stolpern führen könnten.

    Weiter so. Genau darum geht es hier.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Denn ich trank wegen sozialer Angst.

    Hallo Maeron,

    ich habe eben deinen Thread durchgelesen und an dem Satz blieb ich hängen. Das war auch mein ursprünglicher Grund zu trinken,schon ziemlich früh. Und auch das mit den Freunden und dem Spaß kann ich voll verstehen.

    Ich hatte in meinen Trinkpausen auch immer die Gedanken und bin dann wieder rückfällig geworden, bis es eines Tages zu dem

    vielbesagten Tiefpunkt kam. Ich finde es deshalb voll positiv,dass du das merkst und darüber schreibst und daran arbeitest.

    Seit ich nüchtern bin merke ich diese soziale Phobie auch wieder,ich kann schlecht Zeit mit mehr als einer Handvoll Menschen verbringen. Ich musste deshalb im ersten Jahr ganz viel vermeiden und langsam taste ich mich wieder ran. Ich muss aber auch echt sagen,es gibt mir nicht mehr so viel und strengt mich auch an. Womit ich jetzt aber gar nicht mehr hadere. Ich kann meine introvertierte Seite,die wohl dem Alkohol zum Opfer fiel,voll gut akzeptieren.

    Und damit es irgendwann zu einem glücklichen "ich bin froh, abstinent zu sei", wird

    Das wünsche ich dir,Maeron, dass dein Weg genau dahin führt!

  • Den Vater besucht. Gedanken zum Alkohol im Gepäck. Denn normalerweise gab es bislang immer sofort ein Bier zur Einstimmung Gerne dann auch bis zu drei, oder Abends auch mehr, wenn ich dort schlief.

    Ihm gegenüber mal im Vorfeld ganz nebenbei erwähnt, das ich "gerade nichts trinke, schon ca drei Monate nicht."

    Dazu von ihm keine Erwähnung bekommen.

    Beim Besuch gabs diesmal kein Bier. Er hatte den Kühlschrank natürlich voll. Aber er trank nichts und hat auch nichts angeboten. Das zeigt mir, dass er meine Erwähnung doch sehrwohl aufgenommen hatte. Es ist für mich total schön, das er mir kein Alkohol angeboten hat und selbst verzichtet hat!!

    Denke, dass es ihm auch aufgefallen ist, dass ich Alk IMMER viel und schnell getrunken hatte.

    Viele Grüße!

  • Guten Morgen Maeron,

    vielleicht überlegst du mal, ob du ihm das bei Gelegenheit auch sagst ☺️

    Diese kleine Wertschätzung könnte dazu führen, dass er sich künftig noch mehr „indirekt“ unterstützt. Also im Sinne von, dass er dich nicht in unangenehme Situationen bringt, wo du evtl schwach werden könntest.

    LG

  • Guten Morgen Maeron,

    ich finde den Vorschlag von Hope sehr gut. Damit unterstreichst Du das Ganze und Dein Vater weiß, dass Du das zu schätzen wusstest.

    Vielleicht könntest Du ihm bei der Gelegenheit auch sagen, dass Du nämlich beschlossen hast, nicht nur „gerade nichts zu trinken“, damit er sich darauf einstellen kann, dass die Besuche auch zukünftig so ablaufen :)

    LG Cadda

  • Ihr habt recht. Ich habe ihm geschrieben, dass ich das gut fand. Erstmal wenigstens das.

    Mal ein anderes Thema:

    Habt ihr im Verlauf der Abstinenz auch etwas beruflich verändert? Ich habe leider Probleme, beruflich richtig Fuß zu fassen.... Bin nicht zufrieden... Und ab nächsten Monat auf Arbeitssuche (...) .

    Grüße

  • Ich habe beruflich nix verändert.

    Würde ich aber so richtig doll unzufrieden sein in meinem Job, würde ich mir vermutlich was anderes suchen ….unabhängig von meiner Alkoholsucht.

    Ich schreibe ‚vermutlich‘, weil das ja auch oftmals gar nicht so einfach ist, einen ‚besseren‘ Job zu finden und natürlich auch noch einige andere Faktoren mit rein spielen.

    Arbeit macht selten immer nur Spaß. :roll:

    Von daher schaue ich mir gern die Vorteile meines Jobs an.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

    Einmal editiert, zuletzt von Stern (18. September 2023 um 11:11)

  • Ich habe beruflich auch nichts geändert. Allerdings habe ich auch keine Probleme im Job. Wozu ich allerdings Lust hätte wäre, mich intern umzuorientieren/ weiterzuentwickeln. Aber ich bin auch zufrieden wenn alles so bleibt wie es ist

  • Bei einem Treffen mit den Freunden mit denen ich sonst immer getrunken habe, gute Erfahrungen gemacht. Als Ort einen anderen als früher gewählt, dazu auch eine sportliche, gemeinsame Aktivität. Die anderen tranken davor und danach Bier. Für mich war es ohne ok. Es wurde auch nicht extrem viel gebechert. Man fragte mich mit ehrlichem Interesse, ob ich denn wirklich nie wieder trinken will und ob ich dazu was sagen will. Habe es kurz erklärt. Wurde ansich gut aufgenommen. Der ein oder andere kam wohl selbst ins Nachdenken über seinen Konsum. Ein anderer entgegnete zuerst, ich wäre aber doch kein Alkoholiker, oder was!? Ich meinte dann, ja doch wohl schon, wobei es auch egal sei, wie ich es bezeichne. Ich trinke nichts mehr, und gut. War dann ok.

    Hoffe auf weitere Treffen komplett ohne Alkohol mit den Freunden. Mal schauen, was ich anbieten kann. Zusätzlich versuche ich neue Freunde zu finden. Ich will nur die alten Freunde nicht komplett verlieren ( müssen).

    Diesmal war es gut für mich. Hatte auch kein Verlangen. Den Geruch von dem Bier der Anderen fand ich ecklig.

    Ich trank meine mitgebrachten alkoholfreien Getränke. Auch das alkoholfrei Bier lasse ich sein. Das müsste ich in der Runde auch erläutern, wieso das eine schlechte Idee sei.

    Soviel von mir von heute.

    Grüße

  • Ich finde es im Nachhinein schön, das ich einfach so sein konnte, wie ich bin. Ohne alkoholbedingte Großspurigkeit. Dafür war ich ruhiger und ehrlicher. Glaube ich selbst bin mir dabei eigentlich sympathischer, - wobei der innere Kritiker nie ganz still ist.

  • Auch das alkoholfrei Bier lasse ich sein.

    Ist ein guter Entschluss.

    Bis zu 0,5 Prozent kann so ein alkoholfreies Bier Alkohol enthalten und wenn ich trotz besseren Wissens es zu mir nehme, ist das für mich, unabhängig der Trigger-Gefahr, ein Versuch des kontrollierten Trinkens. Ich muss mir als Alkoholiker auch mal selbst die Frage stellen. Warum trinke ich das, wenn ich es nicht muss?

    Das Gespräche aufkommen, wo ansonst selbst mitgetrunken wurde, ist normal. Das wird auch immer ein Gespräch bleiben, solange ich mich in meinem alten Alkohol- lastigen Umfeld bewege.

    Gruß Hartmut

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