Berni - Vorstellung Co-Abhängiger

  • Hallo Berni,

    seitenlang haben dir hier Menschen geschrieben. Ihre eigenen Erfahrungen über das Zusammenleben mit einer alkoholkranken Person.

    Du hast Antworten wegen deiner Angst mit der unterlassenen Hilfeleistung bekommen.

    Tipps, wie du etwas für dich selbst machen kannst, immer wieder Anregungen dich mehr um dich selbst zu kümmern. Fakten über Sucht und dass niemand einen Menschen retten oder ihm helfen kann, der das nicht will.

    Deine Frau ist erwachsen und darf so leben, wie sie es gerade tut.

    Du darfst das auch!

    Also wenn du weiterhin als vermeintliches Opfer in dieser Spirale hängen bleiben willst, darfst du das. Du darfst dich weiterhin kaputt machen und im stillen Kämmerlein leiden.

    Deine Frau will keine Hilfe, sie will so leben, wie sie lebt.

    Nach meinem Empfinden willst du das ja auch. Du scheinst überhaupt nicht zu verstehen, dass du auch Hilfe annehmen darfst um da rauszukommen. Aber willst du das? Du ignorierst so gut wie alles, drehst dich nur um deine Frau. Es geht nur darum, dass sie säuft, Medikamente nimmt, stürzt und dir dein Leben versaut.

    Du bist das bedauernswerte Opfer, heldenhaft gehst du zugrunde.

    Was können wir Menschen hier in dieser Selbsthilfegruppe denn FÜR DICH tun?

    Das habe ich noch nicht verstanden. Es ist im Prinzip ALLES geschrieben worden, was es zu schreiben gibt. Und nun?

    Gruß Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Berni ,du kannst die Doku Soap mit deiner saufenden Frau bis zum bitteren Ende weiter drehen.

    Nicht mehr lange und du bekommst durch den Stress selbst gesundheitliche Probleme,falls du sie noch nicht hast.,

    Was ist wenn du im Rollstuhl landest , zu Hause sitzt, und deine saufende Frau sich zum Supermarkt schleppt

    um sich die nächste Flasche zu kaufen, aber vergisst dir was zum Essen mit zu bringen??

    Du kannst den Film jetzt stoppen,und für dich beginnt ein neues Kapitel.

    Eiins steht jedoch fest,ein Happy End wie in einer Liebesschnulze wird es nicht geben.!!!!

    Mir erging es genauso wie dir und ich habe sehr lange gebraucht es zu verstehen und noch länger um es auch um zu setzen.

    Mach es besser , Tipps hast du genug bekommen.

    Übrigens , Selbstmord heisst Sebstmord weil man es selbst macht,

    Gruss Harry ,der den Absprung geschafft hat

  • Liebe Forum-Nachrichten-Schreiber/innen,

    ihr habt natürlich alle Recht. Danke für eure Kommentare. Leider gibt es immer einen Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

    Es gibt Menschen, die können sofort entscheiden, manche zögern, manche hoffen, manche möchten Probleme aussitzen, andere können oder wollen nicht entscheiden oder etwas verändern…

    Und da ist bei mir noch mein Helfersyndrom, Verantwortungsbewusstsein und die Moral. :(

    Wissen eure Partner, egal ob Betroffene/r oder Co., ob ihr hier im Forum aktiv seid oder nicht? Was wäre die bessere Strategie?

    Meine Frau meint, dass ich nur zur Selbsthilfe gehe oder in Foren unterwegs bin, damit ich als Co. eine Bestätigung erhalte oder immer Recht haben möchte.

    Auch bekomme ich von ihr als Alkoholikerin häufig Schuldgefühle untergejubelt, ich sei nun mal an ihrer Sauferei schuld. Ich sehe das aber anders: Schließlich greift sie ins Regal und kein anderer Mensch kippt ihr das flüssige Nervengift gegen ihren Willen zwanghaft in ihren Hals.

  • Wissen eure Partner, egal ob Betroffene/r oder Co., ob ihr hier im Forum aktiv seid oder nicht? Was wäre die bessere Strategie?

    Nun ist das deine Selbsthilfegruppe und ich empfehle dringend es auch nur, als Deine zu belassen. Natürlich ist Theorie und Praxis ein Unterschied. Jedoch was du zurzeit hast, ist eben die Realität und das Umsetzen liegt alleine an dir.

    Wir hier haben ja nichts davon, was du tust oder wie du handelst.

    Auch bekomme ich von ihr als Alkoholikerin häufig Schuldgefühle untergejubelt, ich sei nun mal an ihrer Sauferei schuld.

    Nur solang wie du es für dich zulässt. Warum säufst du nicht, es belastet dich ja auch?

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Nur solang wie du es für dich zulässt. Warum säufst du nicht, es belastet dich ja auch?

    Lieber Hartmut,

    es hängt ja sicherlich auch immer vom Charakter, der Willensstärke, dem Leben außen herum ab und welche Schicksalsschäge etc. man schon erfahren hat. Ich für mich habe entschieden, dass ich für den Rest meines Lebens als Co. keinen Alkohol trinken werde, weil die Erlebnisse und Erfahrungen mit einer schwer Abhängigen sehr geprägt haben. Und bei mir ist noch der volle Verstand vorhanden und den mag ich niemals versaufen.

  • Nasse Alkoholiker haben es so an sich, dass sie die Schuld für Ihre Abhängigkeit immer jemand anderes zuschiebt. Umstände führen nie zum Alkoholismus. Wer das von sich behauptet, hätte sich bewusst in die Abhängigkeit gesoffen.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • 'Umstände führen nie zum Alkoholismus'.

    Ich denke so einfach ist es nicht.

    Wir waren Gott sei Dank nicht im Krieg. Aber, es ist erwiesen, dass Militärs immer dafür sorgen, dass mit Alkohol Soldaten ruhig gehalten und beruhigt wurden mit dem billigen Nervengift. Und Leute mit posttraumatischen Störungen lassen sich meist auch auf dieses immer und überall verfügbare Betäubungsmittel ein. Meist noch als Kombi zu Psychopharmaka.

  • Krieg schließe ich mal aus und bin froh in einem Land zu leben was seit fast 80 Jahren kein Krieg mehr geführt hat

    Ich denke so einfach ist es nicht.

    Oh doch, so einfach ist das für mich.:mrgreen: Man wird ja nicht innerhalb von ein, zwei Monate alkoholabhängig. Zumindest kenne ich keinen.

    Ich bin nicht zu meinem Alkoholismus gezwungen worden. Lebensumstände begünstigen zwar mein Trinken, aber ich wusste auch, dass es zu einer Sucht kommen kann. Freiwillig in die Sucht gesoffen habe ich mich nicht. Den Absprung nicht geschafft, das war mein Problem.

    Und Leute mit posttraumatischen Störungen lassen sich meist auch auf dieses immer und überall verfügbare Betäubungsmittel ein.

    Hier im Forum wimmelt es von User, die Posttraumatische Störungen haben. Warum saufen sie nicht oder nahmen keine Drogen? Warum war in meinem nahen Umfeld ich der einzige, der süchtig geworden ist?

    Erklärungen und Rechtfertigungen für die Sucht zu suchen heißt nichts anderes, sich nicht eingestehen zu wollen, dass jeder seinen Teil dazu beiträgt, süchtig zu werden. Ich spreche nicht von Schuld. Schuldzuweisungen lösen ja nicht das Problem.

    Beispiel.

    Wenn du dich trennen würdest, würde deine Frau sofort aufhören zu saufen? Oder? Denn der Grund wäre ja weg. Dann wäre doch Ihre Welt wieder in Ordnung.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Umstände führen nie zum Alkoholismus. Wer das von sich behauptet, hätte sich bewusst in die Abhängigkeit gesoffen.

    Hallo Hartmut,

    diese Aussage würde ich gerne besser verstehen. Bernie, ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, dass ich hierzu etwas aushole.

    Was ich nachvollziehen kann und wo ich auch sofort zustimmen würde, ist, dass nasse Alkoholiker die Schuld für ihre Abhängigkeit meist irgendwo anders sehen, statt bei sich selbst anzufangen und den Verlauf der Sucht zu stoppen. Aber das muss doch nicht anders herum auch gelten: Von aussen könnten z.B. Psychologen oder Sozialarbeiter ja eventuell durchaus Gründe sehen, warum derjenige in die Sucht abgeglitten ist?

    Ich selber habe eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung und keinerlei stoffabhängigen Süchte entwickelt. Ich habe das immer abgelehnt, gerade wegen der Erfahrungen in der Kindheit. Als ich vor vielen Jahren in einen Medikamentenübergebrauch geraten bin (Kopfschmerzmittel wegen extremer Migräne), konnte ich die Einnahme sofort stoppen und habe das für Jahre trotz gruseliger und langer Schmerzepisoden durchgehalten, obwohl mir die Ärzte versichert haben, dass es keine Sucht sei, die von den Triptanen in Gang gesetzt wurde, sondern einfach eine extreme Reduktion der normalen Schmerzschwelle. Mir war es wichtig, mich mit dem Schmerz auseinanderzusetzen und ihn nicht zu betäuben, so habe ich gelernt besser zu unterscheiden, wann ich sofort ein Medikament einnehme muss und wann ich es auch ohne aushalten kann, ohne eine mehrtägige extreme Episode zu riskieren. Dennoch denke ich heute, ich hätte diese schmerzmittelfreie Phase nicht Jahre durchziehen sollen, weil es einfach schlimm war. Aber ich habe der Aussage der Ärzte damals nicht wirklich vertraut und hatte riesen Angst, abhängig zu sein.

    Ich merke, dass ich selbst nicht frei von Zwängen bin. Evtl. gehört der extrem lange Verzicht auf Schmerzmittel auch dazu, also zur Kategorie zwanghaftes Verhalten. Heute geht es für mich mehr um mangelnde Nüchternheit im sozialen Miteinander, von der Ihr hier ja auch bereits etwas abbekommen habt. Seit ich hier mitlese denke ich, dass das ja auch irgendwie eine Art Sucht ist. Wenn auch nicht im herkömmlichen Sinn, so ist das ja zumindest kein für mich hilfreiches Verhalten. Und in diese Kategorie fällt doch auch die Sucht, oder? Um mein Verhalten zu ändern, muss ich den Zusammenhang erkennen, also quasi die Gründe.

    Wie genau meinst Du Deine Aussage also Hartmut?

    LG Siri

  • Von aussen könnten z.B. Psychologen oder Sozialarbeiter ja eventuell durchaus Gründe sehen, warum derjenige in die Sucht abgeglitten ist?

    Psychologen oder Sozialtherapeuten schon. Ist ihr Job.

    Für mich sind es Annahmen, Hypothesen oder Begleitumstände, die eine Sucht begünstigen können, aber keine Gründe, die dazu führen. Dazu müsste ich, mal übertrieben gesagt, jede Minute meines Lebens analysieren, was mich zur Sucht getrieben hätte.

    Das wäre aus heutiger Sicht auch nur schemenhaft herzustellen, da sich die Erinnerungen in den Jahren verschwimmen. Je mehr Verbindungen ich zur Sucht suche, umso mehr Gründe würden mir heute bleiben, um wieder anzufangen. Mir bleibt also nur die Erkenntnis, dass die Sucht der treibende Faktor ist, dass ich gesoffen habe oder wieder anfange zu saufen.

    Ich muss aber auch zugestehen, dass ich sehr zwiegespalten von der „Allzweckwaffe“ Psychologen oder Therapien bin. Wird mir zu schnell empfohlen. Ich habe auch dazu eigene Erfahrungen sammeln können.

    Viele Alkoholiker hilft es, und sie haben dadurch einen Anker für ihre Trockenheit. Mag auch helfen, dass sie ihre „vor der Sucht Erkrankungen“ besser zu verstehen.

    Mal zum Nachdenken. Ich habe sehr viele Festivitäten, viele Feiern und Veranstaltungen hinter mir und fühlte mich da auch wohl und trank fröhlich mit. Ist das nun ein Grund gewesen, Alkoholiker zu werden, weil es mir gut ging? Muss ich da heute aufpassen, dass es mir nicht gut geht?

    Wäre dann rund um die Uhr mein Verhalten der Grund Alkoholiker geworden zu sein?.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Berni,

    ich habe heute seit Wochen das erste freie Wochenende und lese gerade wieder im Forum und es ist mir gerade ein Bedürfnis kurz was zu schreiben.

    Ich glaube alles von dir und euch. Nur ich habe das Problem ‚Nägel mit Köpfen zu machen‘ und konsequente Entscheidungen zu treffen. Dies nutzt natürlich meine Frau schamlos aus. :(

    Nägel mit Köpfe zu machen ist auch schwer. JA, sie nützt es aus. Sie weiß die richtigen Knöpfe zu drücken, so auch mein Mann. Nun stell ich mir die Frage, wann steige ich aus diesem Karussell aus??? Ich habe für mich auch noch nicht die Lösung gefunden aber ich gehe Schritt für Schritt....

    Ich hoffe immer wieder auf Besserung, aber das Spagat zwischen Hoffnung und Enttäuschung wird immer größer. Wenn sie mal nüchtern ist (kommt aktuell nicht häufig vor) ist sie eigentlich ein sehr lieber Mensch.

    OhJa.....wir (die meisten) hoffen....

    Genau so einen ähnlichen Satz hab ich letzte Woche bei meiner Therapeutin gesagt....ihre Antwort war: Er wäre....ein netter/lieber Mensch. Aber Berni, deine Frau ist nicht mehr die die sie mal war.

    Das kann ich mir jetzt wieder abschminken. Versteht mich bitte nicht falsch, ich/wir wollten nur 200km weg in eine Therme fahren mit Übernachtung

    WARUM???? Du kannst es dir finanziell leisten wenn ich das richtig verstanden habe. Ich an deiner Stelle würde fahren. Sie kommt alleine zurecht und wenn nicht ist das ihr Problem. Sie ist mündig, erwachsen und kann sich Hilfe holen im Notfall. PUNKT!!!

    Gönn dir Ruhe und Erholung. So bekommst du einen klaren Kopf und kannst evtl. den ersten kleinen Schritt gehen. Auch kleine Schritte führen zum Ziel.

    Du musst es nur machen/gehen.....

    Liebe Grüße Petra

  • Für mich sind es Annahmen, Hypothesen oder Begleitumstände, die eine Sucht begünstigen können, aber keine Gründe, die dazu führen.

    Danke Dir sehr Hartmut für Deine ausführliche Antwort. Der obige Satz ist für mich der Schlüssel zum besseren Verständnis.

    Also eben kein Determinismus. Denn ein solches Konzept, das eindeutig Gründe bestimmt, würde ja einem deterministischem Menschenbild entsprechen, oder? Ich denke auch, dass das Leben eines Menschen nicht von den Umständen determiniert ist, auch wenn die Möglichkeiten nicht unbegrenzt sind. Zumindest fände ich das furchtbar, es würde jegliche Entwicklungsmöglichkeit nehmen.

    Ich sehe es beim Umgang mit meinen eigenen problematischen Verhaltensweisen auch so, dass es Umstände gibt, die zu ungünstigen Verhaltensweisen führen, dass dies aber für mich kein Grund ist, dies Verhalten weiterzuführen, sobald ich es einmal erkannt habe (was ein Knackpunkt ist, da es eben oft ein blinder Fleck ist). Ich muss dann lernen mit den Umständen besser und anders klarzukommen, auch wenn das schwer sein kann, weil Gewohnheiten so hartnäckig sind. Wenn körperliche Abhängigkeit dazu kommt, ist es wohl noch schwerer.

    Mir hilft Therapie sehr, gerade auch um zu verinnerlichen, dass ich nicht schuld bin an meinen dysfunktionalen Verhaltensweisen, um den Mut nicht zu verlieren und um nicht von einem ins andere Extrem zu geraten (wie bei der Schmerzmittelsache). Die Suche nach Schuld und das Verharren in der Vergangenheit scheinen ja auch bei der Bewältigung der Sucht nicht zielführend zu sein.

    Danke nochmal!
    LG Siri

  • Ich denke, so einfach ist es nicht. Ideen, Argumente, Vorschläge… von anderen Unsern/innen bedeuten, dass man ein größeres Repertoire eines Handlungsspielraumes hat, auch um dann eigenständige Entscheidungen zu treffen, die wahrlich nicht einfach sind. Und eine Sucht ist doch nunmal die Konsequenz von Problemen aller Art (Job, Familie, Finanzen, Trauer, Misserfolge, Stress, Schmerzen, Schlafstörungen etc.). Deshalb sind diese Themengebiete immer im Kontext auch zu berücksichtigen, sonst wäre alles viel einfacher, auch wenn es nur schwarz/weis gäbe. Aber es gibt bei einer Lösungsfindung oder Motivation auch viele Grautöne dazwischen. Deshalb ist so ein gutes Forum auch der Austausch von vielen Usern/innen mit tausenden Jahren Lebenserfahrung. Danke, dass es euch alle gibt! Jeder Kommentar ist wertvoll.

  • Hallo Berni,

    ich habe dieses Thema aus Unfugs Thread in deinem Thread verschoben. Sonst wird der andere Thread verwässert.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • dass man ein größeres Repertoire eines Handlungsspielraumes hat, auch um dann eigenständige Entscheidungen zu treffen, die wahrlich nicht einfach sind.

    wer ist man?

    'Umstände führen nie zum Alkoholismus'.

    Ich denke so einfach ist es nicht.

    Und aus einem anderen Thread

    Ich denke, so einfach ist es nicht. I

    Wenn ich diesen Satz lese, kommt er entweder aus einer CO Ecke oder bei einem noch nassen Alkoholiker.

    Da frage ich mich. Wird sich nicht zuweilen eine Mauer aufgebaut, um sich dahinter zu verstecken. Die Opferrolle eingenommen und sich erstmal selbst handlungsunfähig erklärt? Auf Zeit gespielt? Ist der CO oder Alkoholiker eigentlich schon so weit etwas für sich zu tun oder muss er noch ein paar Runden schwimmen?

    Natürlich und das unbenommen mag der Weg steinig werden und es braucht Informationen, aber mit einer ständigen Diskussion, was alles zu beachten wäre, alles wichtig ist und da und da noch eine Information braucht, ist ja nichts erreicht.

    Als ich trocken werden konnte, hatte ich keinen Gedanken daran verschwendet, ob es einfach ist. Es war notwendig.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hartmut, du hast natürlich vollkommen Recht! Trotzdem denke ich, dass es nicht immer und für jeden so einfach ist!

    Ich beglückwünsche alle, die den 'Absprung' als Betroffene/r oder Co davon sehr schnell oder sofort geschafft haben. Wäre das bei allen Süchtigen im Anfangsstadium immer so, vorausgesetzt sie erkennen und akzeptieren ihr 'Problem' oder ihre Sucht und möchten selbst was verändern, gäbe es keine Suchtabhängige, die schon in den Stadien schwer oder schwerst wären oder bei Alkohol schon an Leberzirrhose oder Nierenversagen leiden (müssen). Die Menschen sind nun mal unterschiedlich! Auch bei Entscheidungen, die einen können das sehr spontan, die anderen brauchen Informationen und Hilfen, die anderen gehen Entscheidungen aus dem Weg, da sie Angst etc. davor haben oder sogar notwendige Veränderungen scheuen.

    Jeder Mensch interpretiert auch z.B. Gesunde Ernährung, Glück, Gesundheit etc. für sich anders.

    Auch die übliche 'Floskel' "Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!" kann ich gerne auch anders ausdrücken/ergänzen:

    Nur wer eine Einsicht hat, Hilfe annimmt oder noch Energie hat sich selbst zu motivieren, findet Wege. Wer nicht will, bereits verzweifelt ist oder keine Energie mehr hat, muss mit den Konsequenzen klar kommen oder diese sind ihm/ihr dann auch vollkommen egal.

    Gruß, Berni

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    Das Leben ist schön, auch ohne Alkohol. Genießt das Herbstwetter mit den bunten Blättern im Wald. Indian Summer in Deutschland!

  • Trotzdem denke ich, dass es nicht immer und für jeden so einfach ist!

    Mal ein unverblümter Tipp. Werde Egoist und kümmere dich nicht um Jeden. Schau nur auf dich, dann wird ein Schuh draus.

    Mir hat es beim Nüchtern werden nicht geholfen, dass andere mehr, weniger oder nur zu bestimmten Zeiten gesoffen hatten. Ob jemand tiefer oder nicht so tief in der Abhängigkeit steckte. Oder gar die vielsagende Individualität des Menschen.

    Das waren Themen für den Stammtisch. Da war es auch wurscht. Ich musste da ja nichts für mich tun, nur nachplappern, diskutieren, dadurch meine Zugehörigkeit bekunden und die frohe Botschaft verkünden. "Morgen höre ich auf" Das jeden Tag, Jahr für Jahr.

    Ich weiß, dass du aus der Co Ecke kommst, aber ist das nicht auch zu vergleichen? Schaut her ich kümmere mich um jeden der sich in einer ähnlichen Lage befindet um nicht direkt handeln zu müssen. Auf morgen verschieben?

    Ich weiß, es liest sich immer so banal, was ich schreibe, aber ich hatte begriffen, dass Morgen nur Heute sein kann.

    Sei es dir wert, nicht für Jeden da sein zu müssen.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Denn man kann doch kein CO werden, wenn es zuvor kein/e aktive Alkoholiker/in gibt.

    Meine ersten Kontakt mit Alkoholismus hatte ich, weil ich als Kind mit alkoholkranken Eltern und Großeltern aufgewachsen bin. Da habe ich süchtiges und co-abhängiges Verhalten von klein auf gelernt.

    Für mich waren der Zustand "normal", daß alles um die Alkoholiker kreiste. Sie wurden "geschützt", das Thema war tabu, alles wurde verheimlicht und mir wurden jegliche eigene Gedanken dazu unterbunden. Irgendwann in der Pubertät wurde mir sogar gesagt, daß ich mit meinem Verhalten schuld am Alkoholismus wäre... Mit dem Satz war meine Co-Rolle in der Familie zementiert. Ich habe das nach der jahrelangen Gehirnwäsche geglaubt.

    Ich habe mir zwar später keinen Alkoholiker geangelt, aber das erlernte co-abhängige Verhalten z. B. am Arbeitsplatz und im Verein ausgelebt. Arbeiten bis zur Selbstaufgabe, die Interessen der anderen sind wichtiger als meine, mich immer unterm Radar bewegen um keine Aufmerksamkeit zu bekommen, Mißstände als normal ansehen usw.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Das stimmt aus meiner Sicht nicht. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass mein Ex-Freund bereits gesoffen hat, bevor ich ihn kennengelernt habe. Als ich irgendwann gemerkt habe, dass da irgendwas faul ist, hat er zugegeben, dass er ein Problem mit Alk hat aber aufhören will. Ich habe gedacht ich kann ihn unterstützen/ihm helfen/ihn und unsere Beziehung retten, wenn ich mich nur doll genug reinhänge - und mit der Denke hab ich genaugenommen schon total co-abhängig gehandelt.

    Also ist doch dann die Reihenfolge Alkoholiker/in zuerst da, dann der Partner/in als CO doch richtig, oder verstehe ich dein Kommentar nicht ganz? Denn man kann doch kein CO werden, wenn es zuvor kein/e aktive Alkoholiker/in gibt.

    Was ich damit sagen will: Ein „gesunder“ selbstbewusster Mensch hätte nicht gedacht: ich häng mich da rein und dann schaffen WIR das. Er hätte sich auf seine Werte, Standards und Grenzen besonnen und wäre ganz bei sich geblieben anstatt sich in der Partnerschaft aufzulösen. Ich bin der Meinung, wir (mein Ex-Freund und ich) waren beide nicht ganz gesund als wir aufeinandertrafen. Ich hab - übrigens wie Linde durch meine Kindheit in einer suchtbelasteten Familie - gewisse Voraussetzungen und Glaubenssätze mitgebracht, die das Suchtsystem zwischen meinem Ex-Partner und mir extrem begünstigt und am Laufen gehalten haben.

    Bis zu dem Punkt an dem ich erkannt habe, dass ich ganz unabhängig von der Sauferei meines Ex-Freundes, ein Problem habe. Als ich das angegangen bin (Selbstbewusstsein aufbauen, Selbstwertgefühl stärken, Selbstwirksamkeit bewusst machen, Selbstliebe praktizieren und die Vergangenheit ein weiteres Mal aufarbeiten) hat sich die ganze Situation geändert.

    Ich konnte loslassen, was ich vorher festgehalten und idealisiert habe und unbedingt retten wollte! Es war also in der Beziehung zu meinem Ex-Partner nicht „erst der Alkoholkranke da“ und dann mein Co-Verhalten. Sondern unsere Verhaltensmuster haben einfach „gut gepasst“ um ein für uns beide ungesundes System am Laufen zu halten. Die Geschichte in meiner Ursprungsfamilie steht auf einem anderen Blatt.

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