Seminar - was tun? - Fragen an die Langzeittrockenen

  • war selbst fassungslos als mir mein eigenes Verhalten gespiegelt wurde.

    ja, das ist deprimierend. aber andererseits hilft mir dies auch, den abscheu gegen alkohol hoch zu halten. das was ich im suff immer für lustig und unwiderstehlich gehalten habe, ist eoffensichtlich ziemlich peinlich gewesen und im nachhinein ..... ernüchternd. erkenntnis: auch fremdschämen hilft!

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • sind 2,5 Liter Bier

    Ui, da war er wohl auf Diät. ^^

    Auch wenn das Fremdschämen hilft... Ich gebe mir das nicht mehr freiwillig. Passiert ja auch so schon oft genug. Gerade an Weihnachten, dass man das zu Gesicht bekommt. Aber es ist gut, wenn Du weißt, was Dich da stört.

    Schon mal "Frohe Weihnachten"

  • so, guten abend,

    mal wieder in berlin für 2 tage. diese stadt ist ja immer ein nicht ungefährliches pflaster für mich. ich hab hier wieder beruflich zu tun. und es war heute viel arbeit, da war ruhe. später am abend dann party für alle. ich bin nicht hingegangen. das ist mir noch zu heiß, in eine bar zu gehen und an feier teilzunehmen, in deren mittelpunkt alkohol steht, aber nicht bei allen.

    und andererseits fühl ich mich heut ein wenig ausgeschlossen, weil einige menschen dabei sind, mit denen ich mich gerne im nichtberuflichen rahmen ausgetauscht hätte. das ärgert mich. dass ich noch nicht so weit bin. ich weiß fast 4 monate ist noch recht frisch, aber trotzdem ... . heute eine vernunftentscheidung, keine gefühlsentscheidung. was macht(et) ihr in solchen situation?

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • Mich anderweitig beschäftigen. Zum Sport, in die Sauna, einen Spaziergang oder heute Handball geschaut.


    Das mit dem "Ärgern" wird sich hoffentlich noch legen. Du bist erst ein paar Wochen dabei. Gib Dir die nötige Zeit, Deine Abstinenz zu entwickeln. Nicht umsonst sagen viele langjährig Abstinente, das erste Jahr ist das schwerste, einfach die nötige Routine, den Schliff in die Abstinenz zu bekommen. Dazu meldet sich gerne das Suchtgedächtnis, das Dich verführen will, in diesem Fall in Form des Ärgerns.

    Ich habe mir in den ersten ca. 3 Jahren stets im Vorfeld eine Strategie zurecht gelegt. Die Party, das gemeinsame Ausgehen war doch sicherlich schon im Vorfeld abzusehen.;)


    ich bin anfangs stets gut gefahren, mir im Vorhinein Auswege und Alternativen zurecht zu legen, falls es brenzelig werden könnte.

  • habe schon ein wenig frieden gemacht mit mir. schau jetzt fußball und versuche mich mit den interessanten leuten zum nachmittagskaffe zu verabreden. danke fürs melden cf!

    das mit den auswegen ist das richtige stichwort. zu hause gelingt das routinemäßig schon besser.

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • Guten Morgen.

    schau jetzt fußball und versuche mich mit den interessanten leuten zum nachmittagskaffe zu verabreden.

    Genau so ist es auch richtig, meiner Meinung nach. Ich habe noch Kontakte, die ich schon zu Saufzeiten hatte, da ist es auf eine andere Ebene gerutscht. Wenn wir früher zusammen abends zum Party machen gegangen sind, ist es heute die Verabredung zum Käffchen am Nachmittag oder abends etwas Essen gehen.

    Ich habe allerdings auch mit vielen meiner Bekanntschaften nichts mehr zu tun, weil uns eben nur das Feiern verbunden hat und das Interesse auf einer anderen Ebene gar nicht mehr da war, auf beiden Seiten.

    LG Cadda

  • schönen guten abend, ja, es trennt sich sehr schnell und das ist auch gut so und schafft ruhe.

    allerdings ist es in meinen bekannten- und freundschaftskreisen eher so, dass es sehr gemischt ist. die vieltrinker und vielsttrinker sitzen neben den gemäßigten und ich halt nun mitten drin. das für mich sortiert und handhabbar zu bekommen, das ist eine größere aufgabe.

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • allerdings ist es in meinen bekannten- und freundschaftskreisen eher so, dass es sehr gemischt ist. die vieltrinker und vielsttrinker sitzen neben den gemäßigten und ich halt nun mitten drin.

    Und das wäre für mich der falsche Ort. Ich habe mich von Anfang an bei den Nicht- und Wenigtrinkern aufgehalten. Zu den Vieltrinkern ist der Kontakt eingeschlafen. Ich habe auch nicht vor, ihn wieder aufzunehmen.


    Ich kann nur raten, sich im ersten Jahr von Ereignissen, bei denen der heftige Konsum von Alk gegeben ist, tunlichst fern zu halten.


    Ich weiß, dann setzt bei manchem sofort das Gejaule ein, dass sie sonst an sozialer Vereinsamung zugrunde gingen. Das war bei mir jedenfalls nicht der Fall. Deshalb bin ich auch noch abstinent, andere, die es haben riskanter angehehen lassen, sind rückfällig geworden z.T. mehrmals, wenn sie nicht noch immer noch an der Flasche hängen. Der Neuling sollte m.E. erst mal festen Boden unter die Füße bekommen und das ist m.E. in einem "feucht-fröhlichen" Umfeld nicht/kaum möglich.

  • Nayouk24 hi, danke der nachfrage.

    mir geht's ganz gut soweit. jetzt sind's bald fünf monate und irgendwie ändert sich grad was. das ist spannend. die körperlichen auswirkungen, wie müdigkeit, unruhe, aber auch euphorie und schwankungen, haben sich weitgehend verflüchtigt. es ist so etwas wie alltag eingekehrt und das ist schön. es gibt einzelne tage, an denen ich keinen gedanken an alkohol und die damit verbundenen themen habe. aber es schleicht sich auch etwas fieses ein: so eine untergründige stimme, die mir einreden will, dass das alles ja gar nicht schlimm ist, dass ich ein wening dramatisiert habe mit meinem aufhören, das ich ja mal wieder eine wenig .... , nicht viel ....., gelegentlich ....., bei besonderen gelegenheiten .... etc pepe. d heißt es achtsam sein.

    und so verstehe ich die bedenken, sich zu früh in gesellige runden zu begeben. es ist -zumindest bei mir- eine trügerische ruhe, der ich nicht so recht traue, an der ich mich aber trotzdem freue.

    was ich festgestellt habe ist: ich dachte, wenn ich eine einladung mit (mäßig) trinkenden menschen verbracht habe und mich das nicht sonderlich gestresst hat, dann ist das damit auch ausgestanden. aber das stimmt nicht (für mich), es wirkt nach. und auch den tag danach kommt so ein seltsames gefühl von: siehst du, so schlimm ist es ja nicht, du könntest ja wieder und .... siehe oben.

    deshalb halte ich mich so weit als möglich fern.

    aber nach einer phase des regenierens und ausruhens und für-mich-seins habe ich jetzt auch wieder das gefühl, reger zu werden, aktiver. ein innerer frühling bricht an - mit tollen gefühlen und gefährdungen. das leben hat größere pegelausschläge bekommen. ich empfinde das als schön.

    und bei dir?

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • Hallo Paul_dry,

    bei mir ? Zuerst, mir geht es gut. Der Schlaf ist so gut wie die letzten 8 Jahre nicht mehr.
    So ganz fit bin ich aber noch nicht, werde am späten Nachmittag schnell müde, stehe allerdings auch früh auf.
    Bisher ein Unding für mich.
    Im Kopf sieht es anders aus, schwer zu beschreiben, keine Unruhe aber so wie Hummeln im Kopf, zwei oder drei, das reicht ja schon.
    Bei jedem dreht die Psyche wahrscheinlich andere Kapriolen.

    Situationen wie folgende:

    Meine Frau sagt: Ich gehe jetzt einkaufen, bin ca. in 1 Stunde zurück und bei mir machts Bing !
    Dies war früher das Signal für mich, die Chance zu nutzen,meinen Vorrat wieder aufzufüllen. d.h. ich bin selber einkaufen gegangen damit es niemand sieht,
    da es mir peinlich oder unangenehm gewesen wäre. Meine Familie wusste um mein Alkoholproblem aber sie kannten nicht den Umfang am Ende.
    Dies ist nur eine beispielhafte Situation für viele andere. Dann sage ich zu mir: "Spinnst Du ? was ist los ? Du brauchst keinen Alkohol
    mehr kaufen, entspann Dich, ganz ruhig, Du brauchst Dir diesen Stress nicht mehr machen....". Das Thema ist dann auch schon durch und es ist auch nicht mit Suchtdruck verbunden. Aber diese Interrupts nerven gehörig.
    Gestern habe ich eine neue Taktik ausprobiert: Ich bin mit zum Einkaufen ! War auch eine Erfahrung, da ich eigentlich fast nur die Getränkehändler
    im Umkreis kannte.

    Ähnliches bzgl. Gedankenkarusell beschreibst Du ja auch und es tut gut zu hören, dass es nicht nur mir so geht. Und es hilft zu hören, dass es noch eine
    ganze Weile braucht bis es langsam besser wird, dann kann ich mich schon mal drauf einstellen. Es gibt wohl kein schnelles Konzept, wie ich diese "Bings" wegbekomme.
    Da geht es wohl nach dem Motto "Gut Ding braucht Weile". Genauso wie man diese Muster über lange Zeit antrainiert hat muss man sie über längere Zeit wieder wegtrainieren.

    Übrigens Dein Thema "Seminarleiter am Abend nicht beim gemeinsamen Umtrunk": Als Teinehmer eines mehrtägigen Seminars habe ich es oft erlebt, dass unser(e)
    Seminarleiter:in sich schnell zurückgezogen hat oder erst gar nicht dabei war. Wenn jemand gefragt hat war oft die Antwort "ich muss morgen fit sein, dafür werde ich von Eurer Firma bezahlt" oder "Ich muss den morgigen Tag noch vorbereiten " usw.

    Viele Gruesse Nayouk

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • moin

    eigentlich ist das hier ja der bereich für die langzeittrockenen, und mit verlaub, da gehörst du ja nu noch nicht dazu. das nur am rande, weil ich mich etwas gewundert habe über deine beiträge. kann passieren.

    du hast schon ein wirklich gutes stück weg geschafft, aber du merkst ja selbst wie der teufel dir da immer wieder versucht mist einzuflüstern. jetzt dazu noch einen hundsmiesen tag und eine gesellschaft mit trinkern... was glaubst du wie du da raus kommst? ich sage es immer wieder. im ersten jahr keine veranstaltung wo getrunken wird.

    ich vergleiche diese reflexe immer mit tiefen radspuren wie man sie auf alten burgen findet wo die wagen ewig immer den gleichen weg nahmen. je nach gestein hab ich schon welche von 50 cm tiefe gesehen. so ist es auch bildlich in unserem kopf. je länger man gesoffen hat um so tiefer sind die fahrrinnen. es ist so sau schwer da raus zu kommen und einen neuen weg zu nehmen. es dauert bis sich der neu weg eingefahren hat und man ist immer in gefahr in die alte spur zu rutschen wenn die neu noch nicht zu einer rinne geworden ist die halt gibt. und das braucht einfach zeit.

    der größte fehler ist diese gefahr zu unterschätzen. es kann einem noch so gut gehen, dann kommt irgend ein trigger den man nicht auf dem schirm hatte und bums, man hat wieder druck. das passiert selbst mir noch, extrem selten, aber es kommt vor. es ist einfach wichtig sich immer vor dem teufel in acht zu nehmen, und da haben wir alkis es im grunde sogar einfacher als nicht alkis, denn wir sind ihm schon mal entkommen, alles anderen könnten ihm noch blind in die falle gehen. aufpassen sollten immer alle.

    fass mal so in etwa 1 jahr ins auge, das ist in den meisten fällen die zeit die es braucht um die neuen fahrrinnen einigermaßen zu festigen. die es braucht um die meisten trigger zu identifizieren und wie tretminen zu entschärfen. nach einem jahr ist bei den meisten eine gewisse sicherheit entstanden mit der die fallen umgangen werden, der freundeskreis ist ein anderer, die neue lebenssituation auf alkfrei eingestellt. du wirst es merken wenn du diese andere sicherheit bekommst, weil sich einfach viele fragen beantwortet haben.

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo Paul,

    gehts hier in dem Thread speziell noch um das Seminar-Thema? Wenn nicht, würde ich hier abschließen und ihr schreibt in deinem eigentlichen Thread weiter.

    Bitte gib kurz Rückmeldung, danke.

    LG, Linde:)

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • ich sage es immer wieder. im ersten jahr keine veranstaltung wo getrunken wird.

    hallo dorothea,

    danke für deinen post. ja, du hast recht, ich versuche das auch so weit als möglich (z.b. nachmittäglicher spaziergang mit freunden, wenn's dann zu einem nach hause geht zum fröhlichen umtrunk, bin ich nicht dabei).

    nicht immer aber ist das möglich und das ist auch der grund, warum ich im "falschen" bereich unterwegs war. ich musste beruflich ein seminar besuchen, wo es eben auch alkohol gab und da brauchte ich etwas hilfe von erfahreren und länger nüchternen menschen. die tipps waren gold wert.

    ich halte mich von allen alkoholfeiern und -veranstaltungen fern, aber es ist in dieser welt nicht möglich (ausser im eigenen heim), nicht mit alkohol konfrontiert zu werden. beim tanken stehen die fläschchen in vorderster front, im supermarkt, im café, im kino, im theater, sogar in der kirche trinkt der pfarrer während der messe wein. ich bin ja schon froh, dass mich dieses überangebot und die ständige verfügbarkeit von alkohol nicht mehr in größere unruhe versetzt, ich mache halt einen bogen drumrum, aber es ist halt da. und damit umzugehen lernen, das ist grad die aufgabe. und das ist ja nicht nur bedrohlich, sondern auch erfüllend, zu merken, dass der sog einer weinabteilung im supermarkt immer weniger wird.

    und deinen hinweis mit dem einen jahr finde ich ganz wertvoll, ich hoffe, die fahrrinnen werden dann auch von der zeit und neuem leben zugewittert werden.

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • Hier gehts also wieder weiter:

    Paul_dry
    19. Februar 2024 um 08:16

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Linde66 21. Februar 2024 um 14:30

    Hat das Thema geschlossen.
  • Linde66 21. Februar 2024 um 14:31

    Hat den Titel des Themas von „Seminar - was tun?“ zu „Seminar - was tun? - Fragen an die Langzeittrockenen“ geändert.

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