NiLiHaMi - Ich weiß nicht was ich machen soll

  • Ich und meine Frau sind Mitte 30, wir haben 4 Kinder. Wir sind über 20 Jahre zusammen.


    Sie trinkt seit 13 Jahren. Ich habe das alles erst später bemerkt. Als ich sie kennengelernt habe, hatte sie schon eine hohe Toleranz gegenüber dem Alkohol. Irgendwann bemerkte ich, dass das Trinkverhalten nicht gesund ist. Dann begann mein Weg ihr helfen zu wollen. Ich wollte das alles nicht wahrhaben. In den 13 Jahren habe ich, sie und unsere Kinder sehr viel erlebt.

    Sie hatte eine schwierige Kindheit und einen schwierigen Weg erwachsen zu werden (wurde zB missbraucht). Seit ihrer Jugend hatte sie immer wieder Süchte. Ritzen, Drogen, Magersucht, exessives Arbeiten. In den letzten 13 Jahren war es dann der Alkohol. Sie war anfangs eine Problemtrinkerin. Sie arbeitete in der Gastronomie, da war wurde auch oft gesagt ich trinke, um schlafen zu können.

    Als ich bemerkte, dass es ungesund ist, habe ich alles versucht, um sie retten zu wollen und dass sie einsichtig ist. Das habe ich nicht erreicht zu diesem Zeitpunkt. Ich bin schon ein kühler Mensch. Sie meinte oft, sie trinkt, weil ich ihr keine Liebe schenke. Weiter ging es über zum Komatrinken. Dort waren Notarzteinsätze, diverse schmerzliche Szenen für mich (zB Sie steht auf, uriniert ins Schlafzimmer im stehen und legt sich wieder hin. Unsere Hochzeitsnacht war auch dem Alkohol gewidmet. Das war sehr schmerzlich für mich. Und so gab es sehr viele Erinnerungen.

    Gut letztlich ist sie seit 2 Jahren eine Pegeltrinkerin. In den letzten 6 Entgiftungen war die Konzentration von Alkohol nie unter 3,6 Promille.

    Ich war dann irgendwann vor 1 ½ Jahren sehr froh, dass sie einsichtig war, eine Entgiftung zu machen. Voller Hoffnung wartete ich auf diesen Tag. Doch was ich am Ende der 10 Tage erlebt habe, waren Distanz und Vorwürfe ich habe sie wie ein Stück Vieh abgeliefert. Sie hatte sich sehr distanziert von mir. Ich ahnte das was nicht stimmte. Sie erzählte immer von ihrer Begegnung mit einem Mitpatienten. Dieser war in der schlimmsten Phase für sie da, und der ist so ein toller Mensch. Angekommen zu Hause war ihr Verhalten weiter so. Ich stalkte Nachts ihr Handy und mit schrecken fand ich eine Nachricht an ihre Freundin mit dem Satz ( Ich glaube nicht dass er kommt) Eigentlich wollte sie einen Mädelsabend machen. Nun hatte ich zusätzlich die Zugroute zur Freundin als Bild gefunden. Für mich ist alles zusammengebrochen. Ich weiß nicht was da los war, aber ich wurde ihr gegenüber sehr gewalttätig. Es kam die Polizei usw. Ich fühle mich so so schlecht, was ich da getan hatte. Irgendwie lief dann aber alles gleichbleibend blöd weiter. In de 3. Entgiftung hatte sie wieder so ein Erlebnis. Es kribbelte wieder in meinen Händen, ich merkte da ist was Faul. Im Handy verfasste sie an den Mitpatienten eine intime, eindeutige Nachricht. Wieder stand ich voller Enttäuschung und Verletzlichkeit da. Ich wurde aber nicht körperlich gewalttätig, jedoch schon verbal. Auch die Zeit danach ging mit uns weiter. Innerhalb der letzten 1 ½ Jahre waren es nun 6 stationäre Entgiftungen.

    Die letzte ist 4 Wochen her. Dort blieb sie 3 Wochen. In der letzten Entgiftung ging es ihr psychisch immer schlechter. Sie meldete sich auch nur sehr sporadisch bei mir. Das war sonst anders. Ich fühlte mich so verlassen, so allein und war voller Angst was los ist. Sie erzählte, sie habe wieder einen Seelenverwandten kennengelernt, dies sei aber nicht so wie bei den Beiden in die sie sich verguckt hatte. Als dieser dann in die Langzeittherapie ging, konnte sie sich dann auch mal mehr melden. Ich habe herausgefunden, dass sie die Überlegung hatte mit ihm zusammen in die selbe Einrichtung zu gehen. Aber lehnte sie dann doch ab. Sie sagte, es geht so nicht weiter mit uns, ich trete mit dir nur auf einer Stelle herum. Ich komme nicht voran. Sie will eine räumliche Trennung. Diesen Gedanken hatte ich auch schon. Heute morgen hatte ich wieder ins Handy geschaut und musste wieder feststellen, dass sie was geschrieben hat zu dem neuen Seelenverwandten, dass sie ihn vermisse usw. Dann war ich wieder richtig wütend und ging sie verbal an. Es hieß dann ich trenne mich von dir, es bringt nichts. Ich bin so so traurig. Letztendlich ist sie heute erstmal 2 Tage irgendwohin gefahren, weil sie meinte, sie hat so Suchtdruck hier zu Hause, wenn sie bleibt säuft sie. Ich fand das soweit gut, dass sie das Verlangen nicht nachgeben will.

    Wie geht es mir? Schlecht. Ich habe Phasen gehabt, wo ich alles gedeckelt habe, ich habe kontrolliert, den Alkohol weggeschüttet, ihr Alkohol gekauft als sie 4 Promille hatte, weil ich nicht wollte, dass sie ein Unfall baut. Ich war voller Hoffnung und Enttäuschung, voller Wut usw. Bevor sie weggefahren ist, hat sie mich geküsst. Davor sogar Sex! Ich bin so fertig. Ich bin richtig abhängig von ihr.

    Letzten Samstag hatte ich dann einen Nervenzusammenbruch. Ich muss die ganze Zeit funktionieren. Ich selbst habe nichts mehr für mich. Ich kümmere mich um die Kinder und halte alles am Laufen. Samstag brach ich dann Nachts kurzzeitig zusammen. Nun ist sie weg, ich schaue dauernd ob sie online ist usw.

    Ich war am Dienstag auch bei einer Psychologin. Diese meinte ich soll mich und die Kinder retten.

    Meine Frau hat eine starke Leberschädigung, eine Polyneuropathie, eine Blutstörung (könnte verbluten bei jedem Sturz) Das tut mir so unendlich weh.

    Ich weiß auch nicht wie es weitergehen soll. Ich habe das Gefühl, dass ich ohne Sie nicht sein kann.

    Ich hoffe ihr haltet mich nicht für bekloppt und dumm.

    Im Arztbrief steht, sie ist hochgradig Rückfallgefährdet aufgrund der Psyche und der angespannten häuslichen Situation. Ich fühle mich beim Lesen sehr schuldig. Sie sagt zwar, dass sie die Entscheidung selbst trifft, aber keine Ahnung ich fühle mich schuldig.

    Die Psychologin meinte auch, dass sie weiß, dass sie alles mit mir machen kann, da ich angedrohte Konsequenzen nie vollzogen habe. Sie hat die letzten 2 Jahre lieber getrunken, als sich um die Kids gekümmert. Das will sie nun ändern, indem sie eine eigene Wohnung möchte.

    Was kann ich tun, dass es mir besser geht? Tut mir Leid für den langen Text!

    Einmal editiert, zuletzt von Cadda (14. Februar 2024 um 20:05) aus folgendem Grund: Details wegen hoher Wiedererkennung entfernt - Cadda

  • Hallo Nilihami,

    herzlich Willkommen hier bei uns. Mir tut es sehr leid, in was für einer Situation Du und natürlich auch Deine Frau stecken. Sie schafft es offensichtlich seit Jahren nicht, vom Alkohol wegzukommen und Du schaffst es nicht, von ihr wegzukommen.

    Dass das eigentlich dringend nötig ist, wirst Du sicherlich seit dem Vorfall, wo Du ihr gegenüber Gewalt ausgeübt hast, spätestens selbst wissen. Dass so ein Ausraster natürlich absolut nicht geht, weißt Du selbst.

    Mal davon abgesehen verstehe ich natürlich, dass Du am Ende mit den Nerven bist. So wie Du die Situation beschreibst, mit dem Urinieren im Schlafzimmer, die Abstürze, die Entgiftungen, die Tatsache, dass Du alles allein mit den Kindern regeln musst, das ist schon wirklich krass.

    Dass Du nun zu einer Psychologin gehst, finde ich gut und richtig und ich denke, dass Du auch erkennst, dass sie Recht hat, wenn sie sagt, dass Du Dich und die Kinder retten solltest. Das ist ja kein Zustand für Dich und die Kinder.

    Es ist doch schon so viel passiert, sie scheint Dich die betrügen und Du bist unglücklich.

    Umso besser, dass Du Dich nun hier gemeldet hast, weil offensichtlich eine Grenze bei Dir erreicht ist.

    Ich sende Dir den link zur Freischaltung des offenen Bereiches, wo der eigentliche Austausch stattfindet.

    Du kannst diesen anklicken und kurz ausfüllen.

    Wie könnte eine räumliche Trennung möglichst schnell geschehen? Könntest Du Dir vorstellen, dass Du irgendwie Abstand bekommen kannst? Was könntest Du tun, damit es Dir und den Kindern besser geht?

    LG Cadda

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

  • Hallo Cadda,

    danke für die schnelle Rückmeldung.


    Wie könnte eine räumliche Trennung möglichst schnell geschehen?

    Das ist schwierig. Ich könnte zu meinen Eltern gehen, jedoch habe ich Sorge eines Rückfalls und dann um die Nichtübernahme der Verantwortung zu unseren Kindern. Das ich gehe findet die Psychologin nicht für sinnvoll. Meine Frau selbst möchte nicht zu ihrer Mutter oder Geschwister. Aktuell meinte sie, sie ist 2 Tage weg, um die Situation runterzufahren. Ich weiß nicht wo sie ist. Sie meinte zu einer Mitpatientin.

    Der Wohnungsmarkt ist bei uns sehr knapp.


    Könntest Du Dir vorstellen, dass Du irgendwie Abstand bekommen kannst?


    Ich wüssten nicht wie . Ich bräuchte sicher mal eine Auszeit ä, aber ich muss mich um die Kids kümmern.

    Was könntest Du tun, damit es Dir und den Kindern besser geht?

    Morgen fahren wir mal in ein Kinderland.

    Ich selbst fühle mich aber so gefangen in meiner Rolle zu meiner Frau. Ich denke, dass ich aktuell alles für sie tun würde, dass sie zurück kommt. Aber ich lasse sie in Ruhe und schreibe ihr nicht.

  • Ich habe Dich für den offenen Bereich freigeschaltet und verschiebe Dein Thema in den offenen Bereich.

    Bitte achte darauf, dass Du nicht zu detailliert schreibst, wegen einer möglichen Wiedererkennung.

    Dass Du Dir und den Kindern etwas Gutes tust, ist doch schon mal ein Anfang. Energie tanken!

    Das ist schwierig. Ich könnte zu meinen Eltern gehen, jedoch habe ich Sorge eines Rückfalls und dann um die Nichtübernahme der Verantwortung zu unseren Kindern.

    Ohne die Kinder würde ich in der Situation auch nicht gehen!

    Kann Deine Frau denn nicht irgendwo anders hin, womit sie einverstanden wäre?

    LG Cadda

  • Ich habe vor der Verschiebung Deines Beitrages diesen einmal bearbeitet, da Du wirklich sehr viele Details genannt hast. Den genauen Wortlaut einer Nachricht und sämtliche Alters- und Jahresangaben… das hat einen zu hohen Wiedererkennungswert.

    Ich hoffe auf Dein Verständnis.

    Nun verschiebe ich Dein Thema in den offenen Bereich. Du kannst Dich jetzt überall austauschen, jedoch bitte nicht in den ersten 4 Wochen im Vorstellungsbereich bei den neuen Usern.

    Hier geht es nun weiter.

  • Kann Deine Frau denn nicht irgendwo anders hin, womit sie einverstanden wäre?

    Wir beide haben uns so isoliert, dass wir viele Freunde verloren haben und eigentlich nur uns noch haben. Ich hätte schon Möglichkeiten für mich, aber wie geschrieben, werde ich das nicht machen aufgrund der hohen Rückfallgefährdung. Ich hatte ihr vorhin angeboten, dass ich 2 Tage gehe, da meinte sie da kommt sie nicht zur Ruhe weil die Kinder zu stressig sind, um einen freien Kopf zu bekommen.

    Meine Frau hat nur Mitpatienten als Freundschaften, welche entweder Suchtverlagerung machen oder selber instabil. Das zu Mitpatienten geht oder gar zu denen in die sie sich verguckt hat, finde ich erst recht nicht gut. Also aktuell wird sie das aber gemacht haben. Auch darüber mache ich mir große Gedanken

  • Das ich gehe findet die Psychologin nicht für sinnvoll.

    Hallo NiLiHaMi,

    kannst Du das mal näher erläutern? Das finde ich etwas fragwürdig. Was sollst Du sonst tun?

    Gruss WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Die Psychologin hat nach einer Möglichkeit gefragt, ob meine Frau gehen könnte. Da sagte ich, dass nur ich gehen könnte aber ohne die Kinder. Da meinte sie, dass das nicht geht, da meine Frau so hoch rückfallgefährdet ist, dass sie denkt, sie kann sich nicht dauerhaft um die Kids kümmern. Daher gibt es in ihren Augen nur die Option, dass sie dauerhaft geht und wenn sie die Kinder sehen möchte,sogar beweisen müsse, dass sie trocken ist.

  • Guten Morgen NiliHami,

    das sehe ich ganz genau so, nach allem, was Du beschreibst.

    Bisher machst Du den Anschein, als hättest Du Angst, Deine Frau zu verlieren und dass Du immer noch an der Hoffnung festhältst, dass alles gut wird. Dabei läuft die Zeit an Dir und den Kindern vorbei, in denen sie ja auch Schaden nehmen. Wenn Du jetzt aber wirklich eine Grenze ziehen möchtest, wäre es denn vielleicht möglich, dass Deine Frau sogar gehen würde, wenn sie wüsste, Du würdest die Trennung auch wollen?

    LG Cadda

  • Bisher machst Du den Anschein, als hättest Du Angst, Deine Frau zu verlieren und dass Du immer noch an der Hoffnung festhältst, dass alles gut wird.

    Ja genau so ist es. Ich habe oft gesagt, dass ich mich trennen werde, doch ich habe es nie geschafft. Ich weiß auch aktuell nicht, wie ich mich davon lösen soll. Ich weiß auch, dass es so kein Zusammenleben mehr ist, weder für die Kids, noch für sie oder mich. Emotional bin ich aber irgendwie total gefangen, dass ich aktuell immer noch alles für sie tun würde. Das ist ein ganz schlimmes Gefühl

  • Hallo, ich bin mit einer alkoholkranken Mutter aufgewachsen und selber süchtig geworden. Probleme löst man nicht, sondern betäubt sich. Stress hält man nicht aus, sondern… Schwierigkeiten packt man nicht an, sondern…. Was mir vorgelebt wurde habe ich für alle Zeiten auf der Festplatte.
    Bei mir wurde es Eßsucht und TV Sucht. Hat Jahre Therapie gebraucht.
    Rette nicht sie, das funktioniert seit 13 Jahren nicht, sondern dich und die Kinder.
    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Die Psychologin hat nach einer Möglichkeit gefragt, ob meine Frau gehen könnte. Da sagte ich, dass nur ich gehen könnte aber ohne die Kinder. Da meinte sie, dass das nicht geht, da meine Frau so hoch rückfallgefährdet ist, dass sie denkt, sie kann sich nicht dauerhaft um die Kids kümmern. Daher gibt es in ihren Augen nur die Option, dass sie dauerhaft geht und wenn sie die Kinder sehen möchte,sogar beweisen müsse, dass sie trocken ist.

    warum kannst du nur ohne die kinder gehen?

    rette sich, wer kann

  • Hallo Linde,

    danke für deinen Beitrag. Das zeigt wie wichtig und notwendig die Ablösung ist. Ich muss das irgendwie schaffen.


    Hallo Lilamond,

    es ist einfach räumlich schwer wo unterzukommen, wenn man 4 Kinder hat... Daher muss ich im Haus bleiben.

  • Hallo NiLiHaMi,
    ich bin auch in einem Sucht/Co-Abhängigkeitshaushalt aufgewachsen. Für mich war das Schlimmste, daß meine Eltern zusammen geblieben sind - das wurde uns auch immer so kommuniziert - die Folge war das ich mich immer für das Wohlbefinden beider Eltern verantwortlich gefühlt habe. Nach meinem Auszug dann Angstattacken, zeitweise Magersucht, Depersonalisierungserfahrungen, und immer wieder Schuldgefühle. Das ich als Erwachsene nicht länger hilflos Situationen ausgesetzt bin, hat mich Jahrzehnte gekostet. Ich hab nie den Kontakt komplett abgebrochen, aber drastisch reduzieren müssen, weil mich jede neuerliche Kontaktaufnahme in den ersten Jahren immer nur fertig gemacht hat.
    Heute würde ich sagen, es hatte viel damit zutun, daß meine Eltern nicht voneinander loskamen. Und sich gegenseitig sehr unglücklich gemacht haben durch ihr jeweiliges Suchtverhalten.
    Alles Gute dir, ich wünsch dir einen klaren Kopf, schau auf dich und deine Kinder.

  • Hallo Koda,

    das ist ja auch schlimm, was man als Kinder mitmachen muss. Die Psychologin bei der ich den 1. Termin hatte am Dienstag meinte zu mir ich kann mich entscheiden, aber die Kinder nicht. Und sie werden schnell zu Index-Kindern.

    Hat jemand eine Empfehlung, wie man sich von der Co-Abhängigkeit lösen kann?

  • Mach dir nochmal bewusst, dass Du deine Partnerin nicht retten kannst aber eure Kinder schon! Ich habe ähnlich wie koda sehr und langanhaltend darunter gelitten, dass ich in einer suchtbelasteten Familie aufgewachsen bin. Mute das Deinen Kindern nicht länger zu!

    Ich bin allerdings selbst später auch in eine Partnerschaft mit einem Suchtkranken gerutscht und weiß deshalb auch , wie es sich anfühlt jemanden retten zu wollten, den man liebt und erinner mich gut, wie verzweifelt ich war, dass das nicht funktioniert hat.

    Mein Gamechanger war die Arbeit an mir selbst - besonders an meinem (sehr kleinen) Selbstwergefühl und die Erkenntnis, dass es unwahrscheinlich ist, dass nein damaliger Freund wirklich aufhören will (mich eigentlich nur hinhält mit halbherzigen Versuchen) und wir leider gar nicht mehr auf partnerschaftlicher Augenhöhe sind. Zu gehen ist dann immer noch schwer aber ich bin mir jetzt sehr viel bewusster, dass ich meine Fürsorge mindestens genauso brauche und verdiene und ich keine Zeit und Energie übrig habe, um sie zu verschwenden.

  • Lieber NiLiHaMi,

    herzlich willkommen im Forum. Da trägst du ein großes Paket mit dir rum. Du bist hier nicht allein, viele haben ähnliche Erfahrungen gemacht wie du. Ich habe mich vor 2 Jahren von meinem Ex getrennt und bin mit den Kindern dann ausgezogen.

    Hat jemand eine Empfehlung, wie man sich von der Co-Abhängigkeit lösen kann?

    Einen ersten Schritt hast du schon getan, du suchst Hilfe. Ich habe hier im Forum begonnen und mich dann Schritt für Schritt herausgearbeitet. Mir haben folgende Dinge geholfen:

    - eine gute Selbstfürsorge

    - Austausch mit anderen Betroffenen

    - Abstand / räumliche Trennung

    - therapeutische Begleitung (zB in der Suchtberatung für Angehörige)

    - mich mit dem Thema Co Abhängigkeit zu beschäftigen und mir meiner Muster bewusst zu werden

    - den Suchtstoff (den Menschen) loszulassen

    - auf mich zu schauen

    - rechtliche Beratung

    - Coaching für alleinerziehende Eltern

    - meine Familie, Freunde einzuweihen und den nötigen Umkreis (Kinderkrippe und andere wichtige Bezugspersonen der Kinder)

    Es benötigt Kraft, aber definitiv weniger Energie, als der unmögliche Versuch eine Suchtfamilie am Laufen zu halten, geschweige denn retten zu wollen.

    Und dann kommt irgendwann die Leichtigkeit und Unbeschwertheit wieder.

    Es war nicht immer leicht, aber ich habe mein Leben zurück. Den Kindern und mir geht es sehr gut.

    Ich wünsche dir alles Gute für deinen Weg!

    LG,

    Kintsugi

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Hallo Kintsugi,


    Vielen lieben Dank für die lieben Worte und deiner Erfahrung. Wow das klingt nach einem sehr langen Weg.

    Ich selbst hatte erst nach 13 Jahren gemerkt, dass ich mir eine Mauer aufgebaut hatte. Mein bester Freund schrieb mir einmal, den (meinen Namen) den ich mal kannte, den gibt es leider nicht mehr. Jetzt weiß ich was er damit meinte... Ich habe mich völlig für meine Frau aufgegeben usw.

    Ich hatte mein erstes Psychologengespräch. Leider sind die Therapien voll. Ich darf aber Gesprächstermine wahrnehmen, dass ich nicht so in der Luft hänge. Eine ambulante Psychotherapie zu erhalten, ist bei uns sehr sehr schwierig aufgrund der hohen Nachfrage.

    Das Forum hilft mir erstmal meine chaotischen Gedanken besser zu ordnen.

    Mir hilft es sehr, mich austauschen zu können, mit Personen, die es kennen, wie man sich gefangen fühlt.


    Mein Kollege hat neulich gesagt, ich mache mir Sorgen um dich, wie lange du das noch aushälst. Und auch darüber was ist, wenn du mal länger ausfällst. Das waren auch sehr nachdenkliche Worte für mich.

    Die Umsetzung ist aktuell schwierig für mich.

    Im Moment habe ich auch so ein schlechtes Gewissen. Meine Frau tut ja was und geht auf Entgiftung. Soll ich sie da wirklich so im Stich lassen? Wäre das nicht unfair ihr gegenüber?

    Einmal editiert, zuletzt von NiLiHaMi (15. Februar 2024 um 20:12)

  • schwierig für mich.

    Schwierig ist ein guter Ausgangspunkt, denn du weißt: es ist nicht unmöglich.

    Dieser Freund, war der dir früher sehr nah? Ich habe durch meine Beziehung zu meinem Ex auch einige Kontaktabbrüche erlebt. Allerdings waren die meisten wieder da, als ich mich geöffnet habe.

    Ein soziales Netzwerk ist so wertvoll. Und zwar gar nicht mal um sich auszuheulen (ja auch) aber vor allem um Energie zu tanken in lockeren angenehmen Situationen. Gemeinsam lachen, weinen, Zeit verbringen.

    Schaffe dir kleine Oasen wo du kannst. Für mich waren das auch Dinge wie: Schaumbad in der Badewanne, Kerzen anzünden und Puzzeln, in ein Café gehen und Kaffee mit Kuchen gönnen.

    Auch kleine Schritte ergeben einen Weg.

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Kintsugi,


    wie lange hat dieser Prozess der endgültigen Ablösung gedauert bei dir gedauert. Also ich meine von dem: Ich muss was machen bis zur Endgültigkeit.


    Dieser Freund war mein bester Freund. Durch mein Verhalten und Isolation habe ich die Freundschaft zerstört.

    Einmal editiert, zuletzt von NiLiHaMi (16. Februar 2024 um 11:15)

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