Trockener CO/ EKA ?

  • Hall zusammen

    eine Frage an die CO / EKA Abteilung .

    Bei Alkoholiker gibt es den Ausdruck "Trockner" Alkoholiker, was teilweise greifbar ist. Sucht bleibt, ist aber gestoppt.

    Gibt es auch eine "Trockner" CO oder EKA" ?

    Wie wirkt sich das aus?

    Bin mal gespannt.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Harrmut,

    Nein, das gibt es meiner Meinung nach nicht. Co-Abhängigkeit (dieser Begriff ist psychologisch bereits umstritten) ist ein falsch erlerntes Verhaltensmuster, um in dysfunktionalen Beziehungen zu "überleben". Hier gibt es auch keine DMS Klassifizierung dafür.

    Da man Verhaltensmuster anders bearbeiten kann, als eine chemische (körperliche) Abhängigkeit, ist das für mich nicht vergleichbar.

    Falsch erlernte Beziehungsmuster kann ich angehen, wenn ich sie erkannt habe. Und ich habe ja keinen "Entzug" in dem Sinne oder "Suchtdruck".

    Das ist meine Sicht auf Deine Frage.

    LG Momo

  • Oh wow! Spannend.

    Ich glaube, dass es genau wie bei der stoffgebundenen Sucht ein „nasses“ und „trockenes“ Denken gibt.

    Die Co‘s, die ewig in ihrem Leid hängen bleiben, nicht lernen, sich selbst endlich wichtig zu nehmen und selbst wertzuschätzen. Und die, die unabhängig von Trennung ihres „Suchtmittels“: dem Partner, den Weg zurück in ihr Leben finden. Dazu zähle ich mich nämlich mittlerweile.

    Kein Opfer mehr! Handlungsfähig.

    Also ja ich glaube auch da gibt es die Nassen und die Trockner 😝

  • Falsch erlernte Beziehungsmuster kann ich angehen, wenn ich sie erkannt habe. Und ich habe ja keinen "Entzug" in dem Sinne oder "Suchtdruck"

    Kann ich für mich nicht bestätigen. Also das mit Entzug und Suchtdruck. Die Muster kann ich erkennen und angehen. So aber der Alkoholiker doch auch.

    In der Zeit meiner Trennung von meinem Suchtmittel hatte ich nicht einfach „nur“ Liebeskummer. Ich war richtig auf Entzug. Ich hatte körperliche Entzugserscheinungen. Zittern, Schlaflosigkeit, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Panikattacken, mein ganzer Körper stand unter Dauerstress. Das war mit normalen Liebeskummer nicht zu vergleichen. Und wenn ich meine Gedanken früher und heute betrachte, dann seh ich da schon die süchtigen Verhaltensweisen von mir. Sucht nach Wertschätzung, Liebe, Nähe usw.
    Heute geb ich mir das selbst und kann nun besser mit meinem Partner umgehen und seine Sucht nicht mehr zu meinem Problem machen.

  • Sag ich doch: spannend.

    Also wenn ich es von der Suchtseite betrachte, dann ist es doch so, dass ein Süchtiger mit stoffgebundener Sucht lernen kann, sein Suchtmittel wegzulassen. Es ist allgegenwärtig und es wird ein Umgang damit gelernt, das Mittel stehen zu lassen.

    Wieso sollte es bei der stoffungebundenen Sucht nicht auch so sein? Also in meinem Fall: das Suchtmittel steht jederzeit zur Verfügung, aber ich muss mich doch davon nicht mehr abhängig machen.

    Und ich sehe es nicht als „kontrolliertes beziehen“ sonst müsste es beim Alkoholiker doch auch so heißen, wenn er nur Werbung davon sieht, oder?

    Und ich glaube, dass ich im Gegensatz zu einem Alkoholiker meine Sucht sogar heilen kann. Nicht nur stoppen.

    Und beim Alkoholiker ist auch das Suchtmittel klar definiert. Der Alkohol. Den weglassen und die Krankheit ist gestoppt.

    Beim Co sieht das anders aus, da ist einfach jeder Mensch ein potenzielles Suchtmittel.

    Meine Gedanken in dem Thema schwirren.und sind noch nicht fertig und lassen sich auch sicher noch klarerer benennen oder auch ändern.

  • Das Thema ist auch komplex und es gibt keine klare Definition.

    Meine Gedanken zu:

    In der Zeit meiner Trennung von meinem Suchtmittel hatte ich nicht einfach „nur“ Liebeskummer. Ich war richtig auf Entzug. Ich hatte körperliche Entzugserscheinungen. Zittern, Schlaflosigkeit, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Panikattacken, mein ganzer Körper stand unter Dauerstress.

    Für mich war das bei meiner Trennung kein Liebeskummer sondern Trauer. Mir fällt es schwer mich in die Gedankenwelt eines suchtkranken Menschen einzufinden. Theoretisch kann man sich das anlesen, aber nicht fühlen, nachempfinden. In meiner Welt ist es ja ganz einfach, dann halt das was schädlich ist einfach wegzulassen. Für mich war es schwer zu verstehen, dass eine Sache wichtiger ist, als zwischenmenschliche Beziehungen. Ich habe meine Trauer als eine gesunde Reaktion auf eine ungesunde Situation gesehen.

  • Beim Co sieht das anders aus, da ist einfach jeder Mensch ein potenzielles Suchtmittel.

    Nein - das sehe ich nicht so. Der Co hat Glaubenssätze und Muster, die es ihm schwer bis unmöglich machen, sich seines Wertes bewusst zu sein/werden und gesunde Grenzen zu ziehen. Nicht jeder Mensch ist für ihn eine Gefahr - nur diejenigen, die ihm nahe stehen und aus welchem Grund auch immer (Sucht, Personlichkeitsstörung etcpp.) manipulativ agieren. Denen kann er, wenn er nicht an seinem Selbstwert, seiner Selbstwirksamkeit, seinem Selbstbewusstsein und ggfs. Seinen Traumen arbeitet, nicht entgegentreten. Er arbeitet sich an ihnen ab, um die Kontrolle über die Situation zurückzugewinnen. Und er ist glücklich, wenn sein Engagement Früchte zu tragen scheint und der Partner/Angehörige sich auf den suchtfreien Weg macht (oder immFall einer Persönlichkeitsstörung) weniger toxisch agiert.

    Weißt Du Nova - ich gönne es Dir aus tiefstem Herzen, dass Dein Partner wirklich raus will aus der Sucht. Und ich hoffe, dass Du sonst tatsächlich so konsequent sein kannst, wenn er sich irgendwann doch nicht mehr so sicher ist. Aber aus meiner Sicht bist Du aktuell immer noch nicht unabhängig von ihm. Sonst würde sich in Deinem Leben und in deinem Schreiben nicht so viel darum drehen, wie es ihm gerade geht.

  • Und für mich ist das eben doch so. Denn mit diesen Glaubenssätzen, kann ich mich von absolut jedem Menschen abhängig machen. Sogar von Nicht-Süchtigen, die müssen mir nicht mal nahe stehen, zB Kollegen usw.

    Was aber letztendlich heute für mich egal ist. Weil ich da raus bin. Ob du das glauben willst oder nicht. Nicht immer ist die Trennung das Mittel aus seinen eigenen Strukturen, Mustern, Glaubenssätzen rauszukommen. Denn als aller erstes muss ich an mir arbeiten!

    Ist doch wirklich absolut egal, ob ich meinem Partner noch zur Seite stehe, wenn ich mit mir beschäftigt bin, meine Themen zu bearbeiten.

    Und wenn ich das tue, ist es genauso normal von ihm zu schreiben. Und wie es mir mit seinem Umgang damit geht.

    Und wie nun unser beider Prozess läuft. Denn er ist Teil meines Lebens. Aber er ist nicht mehr mein Leben! Glaub’s oder lass es.
    Und mal ehrlich, ich schreibe mehr von mir und wie ich mit meinem Leben gerade umgehe (von dem er noch Teil ist) als von ihm. Meine ganzen Aufs und Abs in meinem TB haben überwiegend mit meinen Themen ohne L. zu tun. Mit meinem Alltag (oh, dazu gehört mein Partner ja auch), mit meinem Job, meinem Kind, meiner Familie, meiner Selbsthilfe.

    Warum da immer wieder jemand kommen muss und meint es besser zu wissen ist erstaunlich. Keiner hier geht in meinen Schuhen.

    Ich finde es super hilfreich auf Fallstricke und rückfälliges Verhalten hingewiesen zu werden. Ich lasse mir aber meine Beziehung hier nicht kaputtreden. Was ja meins ist, wie ich mit den Anmerkungen hier umgehe ;)
    Und wenn ich Verlassensängste habe, dann haben die mit meiner frühen Kindheit und nicht mit meinem Partner per se zu tun.

    Und ich glaube es nicht, dass nicht jeder schon mal solche Ängste hatte oder hat. Denn was in der Zukunft ist denn sicher???? Das wäre naiv!
    Keiner konnte mir eine Garantie geben, dass meine Ehe halten wird, als ich geheiratet habe. Hab’s trotzdem getan. Hat nicht gehalten, hab’s überlebt.

    Nun gut. Ich beende das hier für heute. Da sollen ja noch andere ihre Sichtweisen äußern können 😜

    Es ist für mich immer noch irre spannend, was dazu alles für Gedanken entstehen und wie jeder einzelne seinen Weg und Umgang damit findet.

    Einmal editiert, zuletzt von Nova (6. Mai 2024 um 18:13)

  • Ich als EKA bin bei Momo und Lanananana. Ich denke nicht, dass ich eine Sucht in Bezug auf andere Menschen und Beziehungen entwickelt habe, die ich stoppen müsste.

    Sucht nach Wertschätzung, Liebe, Nähe usw.

    Wertschätzung, Liebe, Nähe sind meiner Überzeugung nach grundlegende und berechtigte Bedürfnisse eines jeden Menschen.

    Wer als Kind mit einem alkoholkranken Elternteil aufgewachsen ist oder einem Elternteil mit Persönlichkeitsstörung ausgeliefert war, hat jedoch leider erfahren müssen, dass diese grundlegenden Bedürfnisse an Bedingungen geknüpft waren und somit nicht beantwortet wurden.

    Vielleicht ist es so, dass sich bei manchen der Betroffenen daraus ein unstillbares Verlangen nach Bestätigung und Kontrolle entwickelt. Ob das mit einer Sucht vergleichbar ist, vermag ich nicht zu sagen.

    Ich denke aber wie Momo und Lanananana, dass die dysfunktionalen Verhaltensmuster und Glaubenssätze eines EKAs eher etwas mit mangelndem Selbstwert, mangelnder Selbstwirksamkeit und mangelndem Selbstbewusstsein zu tun haben. Wenn hieran gerarbeitet wird, kann sich ein größeres und differenzierteres Verhaltensrepertoire im Umgang mit anderen Menschen entwickeln. Das ist sehr wirksam gegenüber manipulativen Menschen jeglicher Couleur. Oft versuchen sie es gar nicht mehr, da sie spüren, dass sie keinen Erfolg haben würden.

    Die eigenen Grenzen zu spüren, zu wahren und im Fall der Fälle auch mal hart zu verteidigen ist entscheidend für den Umgang mit anderen Menschen, zumal ja nicht nur persönlichkeitsgestörte oder alkoholkranke Leute Grenzverletzungen begehen können.

    Vermeiden hilft eher nicht, wie das bei einem Suchtmittel ja der Fall wäre.

    Sobald man selbst merkt, wie wirksam diese Veränderung im eigenen Verhalten und der eigene Haltung ist, ist dies sehr bestärkend für einen selbst. Das ist tatsächlich heilsam, auch wenn die Trauer über die eigene verlorene Kindheit und der Schrecken, am eigenen Leib und der Seele erfahren zu haben, wozu Menschen fähig sind, sogar die nächsten, vielleicht immer bleibt.

  • Hallo!

    Schwierig zu beantworten.

    Als Kind eines Alkoholikers habe ich das Co Verhalten von Anfang an erlernt und übernommen, Vorbild war meine Mutter. Das war meine unnormale , normale Welt.

    Ein gut erlerntes Muster. So gut , dass ich einen Alkoholiker geheiratet habe, und das Leben meiner Mutter weitergelebt habe.

    Mein Vater war paradoxerweise grade trocken geworden, da habe ich meinen jetzt Ex Mann kennengelernt.

    Viele Jahrehing ich fest, das Co Karussell hat sich munter gedreht.

    Bis es unerträglich wurde, mein Ex trocken wurde und es trotzdem zu spät für uns als Paar war.

    Noch während meiner Ehe habe ich eine Verhaltenstherapie gemacht, eine Kur und natürlich das Forum gefunden.

    Bin ich „geheilt“, nein, alle Co Anteile sind noch da.
    Aber ich kenne sie jetzt, halte es nicht mehr für normal und kann aktiv darauf reagieren.

    Und das muss ich immer seltener, denn mein Leben ist ein anderes.

    Aber Co ist man nicht nur im Bezug auf Alkohol, es lässt sich auf viele Situationen übertragen.

    Ich schaue genau hin.


    LG Clärchen

  • Danke Euch erstmal.

    Co-Abhängigkeit (dieser Begriff ist psychologisch bereits umstritten) ist ein falsch erlerntes Verhaltensmuster, um in dysfunktionalen Beziehungen zu "überleben". Hier gibt es auch keine DMS Klassifizierung dafür.

    Nun, was kann dann daran falsch sein, jemand "retten" zu wollen? ;)

    Ich weiß das Co keine anerkannte Krankheit ist. Noch nicht. Alkoholmissbrauch ist auch keine Krankheit, wird jedoch im Fortlauf zu einer schwerwiegenden Erkrankung.

    Wenn ich mal zusammen fasse.

    Als Säufer habe ich die Chance, das Suchtmittel wegzulassen und somit die Krankheit im Fortlauf zu stoppen. Jedoch reicht für die meisten, nur das Glas wegzustellen einfach nicht aus. Es bedarf einer lebenslangen Eigenbeobachtung.

    Wenn ich das jetzt vergleiche, was ich ungern mache, da es einmal um eine stoffgebundene und einer, ich umschreibe es mal mit, einer Verhaltenssucht handelt, hört es nie auf.

    Wann ist man überhaupt trocken?

    Da gibt es auf der Alkoholiker Seite auch nur Anhaltspunkte. Je mehr ich mich mit dem nassen Dasein als trocken werdender beschäftige, stecke ich noch mitten drin im nassen (krankhaften) Denken . Lege ich mein Hauptaugenmerk auf mein trockenes Leben, ums so trockener werde ich.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ja, genau - deshalb ist es für einen Co aus meiner Sicht extrem wichtig, sich zurück oder endlich in den Mittelpunkt des eigenen Denkens zu rücken und daran zu arbeiten alternative Sichtweisen zu entwickeln, neue Verhaltensmuster zu erlernen, alte Glaubenssätze aufzudecken bzw. zu verabschieden und neue zu entwickeln. Also in ein „nicht-co-abgängiges“ Denken und Handeln zu kommen und das einzuüben.

  • Hallo Hartmut,

    Ich weiß das Co keine anerkannte Krankheit ist. Noch nicht.

    Meiner Meinung nach ist es keine Krankheit... Nicht jeder "Co" kommt aus einem dysfunktionalen Umfeld. Es gibt mit Sicherheit viele, welche sich in diesem Suchtkreislauf aufopfern.

    Ich habe beim arbeiten keine Co- Verhaltensweise , ich habe normale Freundschaften in denen ich mich nicht aufopfere, etc.

    Ich habe bei Dir oft das Gefühl, dass für Dich ein "Co" kranker ist, als der Suchtkranke ansich... Aber mein Eindruck kann auch absolut falsch sein .

  • Guten Morgen,

    meine Meinung ist, dass die Co-Abhängigkeit sehr viel mit dem eigenen Wesen zu tun hat. Sie kommt ja auch nicht immer erst dann zum Vorschein, wenn ein Partner oder Angehöriger mit einer Suchterkrankung im Spiel ist. Nur nennt es sich dann anders, nämlich: Emotionale Abhängigkeit.

    Ich z. B. war emotional abhängig in meiner Ehe und mein Ex-Mann hat nicht getrunken. Er war sehr jähzornig und um schlechte Stimmung zu vermeiden habe ich mich exakt so verhalten, wie ich es später in der Co-Abhängigkeit mit meinem saufenden Ex-Partner getan habe. Es war ein Eiertanz ohne Ende. Immer versucht, alles Recht zu machen, bloß keine schlechte Stimmung. Nach außen hin immer versucht, einzulenken, damit kein Streit entsteht. Sein Verhalten vor Anderen entschuldigt (er ist ja gerade so gestresst usw.).

    Ich war nie ein stilles Mäuslein und mir ist auch oft der Kragen geplatzt, so dass wir uns gestritten haben bis zum Umfallen. Aber was ich dann in den Streits alles habe durchgehen lassen, ohne mich zu trennen, das ist im Nachhinein betrachtet unglaublich...

    Ich habe mich irgendwann getrennt, weil es mir zu viel wurde, aber dafür musste schon so einiges passieren, da hätten Mensche mit seinem "gesunden Selbstwertgefühl" schon viel früher Grenzen gezogen.

    Nach der Trennung wurde es mit meiner Sucht so richtig schlimm und ich kam dann ja auch noch mit jemanden zusammen der selbst trank. Und so wurde das Muster immer schlimmer, welches ich eh schon in mir trug. Mit einem Alkoholiker kann so eine emotionale Abhängigkeit ja richtig ausgelebt werden. Dadurch, dass mein Partner Alkoholiker war, bekam mein eigenes Verhalten ja einen offiziellen Ausdruck: Co-Abhängigkeit.

    Das Wesen, das Verhalten... das hatte ich aber nicht erst seit dem ich mit diesem Mann, der getrunken hatte, zusammenkam. Das war schon vorher der Fall.

    Deshalb ist es für mich ganz klar, dass diese Co-Abhängigkeit im Grunde genommen erst durch einen trinkenden Angehörigen diesen Namen bekommt. Die "Krankheit" ist jedoch schon vorher in dem Co-Abhängigen und kann durchaus ausgelebt werden, ohne dass der Partner oder ein Familienmitglied trinkt.

    Ich bin ja selbst trockene Alkoholikerin. Mit der Trockenheit und meiner Trennung von meinem saufenden Ex bekam ich mein Selbstwertgefühl allmählich zurück. Bei mir persönlichz hat es also ganz viel mit meiner eigenen Sucht zu tun gehabt, dass ich in meiner emotionalen Abhängigkeit immer schlimmer wurde.

    Ich habe viel an mir gearbeitet, dass ich behaupte, dass es mir nicht mehr wieder passieren würde, dass ich mich so abhängig von jemandem mache. Mit einem Menschen, der viel Alkohol trinkt, würde ich eh nie wieder zusammen kommen. Aber auch jemand, der mich nicht respektvoll behandelt, hätte null Chance mehr. Ich würde mich nie wieder verbiegen.

    Warum nicht? Weil ich an mir gearbeitet habe. Weil ich immer noch an mir arbeite. Weil ich aufpasse. Ich sehe es so, dass auch die Bearbeitung einer Co-Abhängigkeit/emotionale Abhängigkeit eine Lebensaufgabe ist. Immer wieder schauen, nicht in alte Muster zu fallen. Jedoch ist es hier - denke ich - ebenso wie bei der Alkoholsucht: Je mehr Zeit ich ohne Alkohol verbringe, umso normaler wird es für mich. Je mehr Zeit ich verbringe, ohne in einer Co-Abhängigkeit zu sein, umso mehr stärkt es mein Selbstwertgefühl.

    Zum Thema Co-Abhängigkeit und emotionaler Abhängigkeit möchte ich noch sagen, dass - je länger ich in der Lage war, Grenzen deutlich zu setzen und umso stärker mein Selbstwertgefühl ist, ich das ja auch ausstrahle und gar keine Menschen mehr anziehe, die mich schlecht behandeln.

    Gerade vorgestern sagte mein ehemaliger Schwiegervater über seinen Sohn, also meinen Ex-Mann zu mir:

    Es gibt nur einen einzigen Menschen, vor dem XY Respekt hat und deren Meinung er sich anhört und das bist Du.

    Und ja, da hat er sogar Recht. Mein Ex-Mann erhebt schon seit Jahren nicht mehr laut das Wort gegen mich. Natürlich hat er auch mal eine andere Meinung, die er mir auch sagt. Aber er geht immer respektvoll mit mir um und schätzt mich sehr. Ich kann ihm Dinge sagen, die früher zu einem lauten und riesigen Streit geführt hätten. Heute lässt er mich aussprechen und legt sehr viel Wert auf meine Meinung.

    Mein Ex-Mann hat sich jedoch nicht sehr viel verändert. Es liegt definitiv an meiner Veränderung.

    Ich will damit sagen, dass ich es mit meinem eigenen Verhalten beeinflussen kann, wie andere Menschen mit mir umgehen. Gehen sie nicht respektvoll mit mir um, passen sie nicht in mein Leben und sind raus.

    Genauso verhält es sich aber auch als trockene Alkoholikerin. Ich kann selbst beeinflussen mit welchen Menschen ich mich umgebe. Ob sie mir gut tun oder nicht. Wenn sie nicht in mein Leben als trockene Alkoholikerin passen, sind sie ebenfalls raus.

    Sich aber dahingehend zu beobachten und genau zu schauen, was passt und was nicht, das bleibt eine Lebensaufgabe. Grenzen setzen. In beiden Krankheiten.

    Anderen Menschen Grenzen setzen und sich selbst Grenzen setzen.

    Immer am Ball bleiben ist für in beiden Bereichen von großer Wichtigkeit.

    LG Cadda

  • Ich habe bei Dir oft das Gefühl, dass für Dich ein "Co" kranker ist, als der Suchtkranke ansich

    Durch 17 Jahre Forumszugehörigkeit mit intensivem Austausch sowohl als Betroffener, mit 16 Jahren Moderator Tätigkeit habe ich den Eindruck gewonnen. Wir Moderatoren lesen fast jede Post, da kann man(N) sich schon mal ein Bild machen.

    Aber was macht es für einen Unterschied, wenn ich es nicht als Krankheit ansehe? Ist es denn keine Zwangshandlung, jemand unbedingt helfen zu müssen? Jemanden, der weiter saufen möchte, trocken zu legen? Immer wieder trotz besseren Wissen das es nicht geht?

    Aber nicht jeder, der hier aufschlägt, ist CO oder Alkoholiker. Zudem wir das nur bedingt herausfiltern können.

    Ich kann mich nur nicht anfreunden mit einmal Co immer CO. Da kann der Co auch seine Handlungsunfähigkeit schön dahinter verstecken. Deswegen gab es die Frage gibt es trockene CO.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ob Coabhängigkeit eine Sucht ist wie Alkoholismus oder nicht, darüber wird hier schon immer mal wieder diskutiert seit ich im Forum Mitglied bin. Und das bin ich schon inzwischen seit dem 2. Mai 2007... Hab ich gerade festgestellt.

    Ich weiß nicht ob das unbedingt wichtig ist zu wissen oder zu vergleichen.

    Was ich von mir selbst sagen kann und auch aus meiner langjährigen Erfahrung hier im Co-Bereich sehen kann ist, dass es da auf alle Fälle ganz viele immer wieder ähnliche Abläufe gibt. Und die Gründe warum jemand coabhängig werden kann auch sehr ähnlich, oft gleich, sind.

    Was Coabhängigkeit von Alkohol- bzw überhaupt Drogenabhängigkeit unterscheidet ist, dass ich Menschen nicht weglassen kann. So wie ein Alkoholiker den Stoff.

    Denn eine Coabhängigkeit muss nicht zwingend mit einem Abhängigen zu tun haben. Ich habe zum Beispiel lange in einer Art Coabhängigkeit zu meinem Exschwiegersohn gehangen. Der kein Alkoholiker ist.

    Darum ist es wichtig sich der Mechanismen bewusst zu sein. Die bei mir aus meiner Persönlichkeitsstruktur kommen. Aus meiner Prägung nach dem alten Frauenbild, meinen Vorbildern in meiner Urfamilie. Meiner ängstlichen und zurückhaltenden Art, wenig Selbstbewusstsein, ich bin empathisch und hilfsbereit. So mal mein Kurzprofil.

    Ich werde meine Persönlichkeit nicht loswerden, will ich auch garnicht. Vieles daran ist ja gut. Ich muss mir nur immer wieder bewusst sein, dass ich dadurch jederzeit übergleiten kann in ein gewisses Extrem. Dass ich immernoch schnell bereit bin, mich eher nicht so wichtig zu nehmen wie es manchmal nötig wäre.

    Ich lerne eine gewisse Balance und das ist schwer. Eine Balance zu haben ein Zipfel Co zu sein, sein zu dürfen. Denn ich liebe es meine Herzensmenschen zu verwöhnen. DAS sehe ich als Teil meines Menschseins an. Denn Menschen kümmern sich um ihre Lieben. Ein Stück weit ist es normal finde ich. Es ist auch überlebenswichtig, für Babys oder hilfebedürftige Menschen. Es gehört zum sozialen Zusammenleben dazu.

    Es darf nur nicht extrem werden, so, dass ich mich aufgebe für einen anderen, mich quasi in Luft auflöse und mich dabei kaputt mache.

    Ich sehe mich NICHT als " trockene Coabhängige ". Diese Bezeichnung find ich sehr unangebracht. Denn wäre ich das dann wäre meine Gefühlswelt sehr, sehr eingeschränkt. Und ich nicht mehr ich.

    Ich bin nicht " trocken", ich bin mir meiner selbst bewusst und lebe in dem Bewusstsein, dass ich auf meine Grenzen achten muss. Abstand halte zu Menschen, die mir Energie absaugen, die meine Co-Persönlichkeit brauchen und die ich anziehe um wieder in alten Mustern zu landen . Also so richtig wie damals.

    So, mehr fällt mir nicht ein

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Wie, was und warum Co ist, das ist ja schon definiert und auch gar nicht die Frage hier.

    Die Frage nach trocken oder nass wurde aber gestellt.

    Und ich sehe da schon Ähnlichkeiten zur stoffgebundenen Sucht.

    Wenn ich absolut und ohne Widerspruch an mir arbeite um aus der Sucht herauszukommen (und in meinem Fall war es wirklich eine Sucht) und meine Gedanken und Handlungen sich nicht mehr nur um die Person drehen, dann bin ich „trocken“

    Wenn ich mich wieder zur Priorität mache. Ganz unabhängig davon, ob ich noch mit demjenigen zusammen bin, der meine Co angefeuert hat.

    Ich war bereits als Kind co, in meiner Ehe auch und bei meiner „besten“ Freundin, die die toxischste Person in meinem Leben war und habe es noch nicht begriffen. Ich war jahrelang das Opfer und durch meinen suchtkranken Partner habe ich die Chance bekommen, das zu erkennen. Meine Muster zu erkennen und zu durchbrechen.

    Heute bin ich mir jeden einzelnen Atemzug wieder selbst wert. Das sich einige meiner Gedanken trotzdem um meinen Partner drehen ist in Partnerschaften völlig normal. Sie drehen sich auch um das Kind, die Mutter, die Arbeit, meine Gesundheit usw usw.

    Sie drehen sich aber nicht mehr ausschließlich um ihn. Ich mache meinen Wert nicht mehr von ihm abhängig. Ich bin nicht mehr permanent verzweifelt, weil er nicht so für mich da sein konnte, wie ich mir das erhofft hatte. Ich versuche ihn nicht mehr zu verbiegen, wie ich ihn gerne hätte. Wir Cos sind nämlich auch ganz toll manipulativ:

    Wenn du aufhörst/nicht aufhörst zu trinken, dann….

    Warum reicht dir meine Liebe nicht, mit dem Trinken aufzuhören, wieso bin ich es dir denn nicht wert? Usw usw….

    Wenn ich mein Verhalten und meine Denkstrukturen ändern kann, dann komme ich aus dem „nassen“ doch wieder raus. Dann kann ich sogar eine funktionierende Partnerschaft mit einem Süchtigen beibehalten. Und ich kann diese Partnerschaft auch jederzeit beenden, wenn ich merke, dass sie mich nicht erfüllt.

    Und eins noch. Nicht jeder Alkoholiker ist manipulativ oder aggressiv.
    L. ist einfühlsam, sensibel, emphatisch und könnte niemals einer Fliege etwas zu leide tun. Er hat mich nie weder körperlich noch verbal verletzt. Das „schlimmste“ was er mir „angetan“ hat, war mich zu versetzen oder das trinken zu verheimlichen und nicht erreichbar für mich zu sein, auch wenn er direkt neben mir saß.

    Ich hab mich selbst verletzt, weil ich Ansprüche und Erwartungen an einen Alkoholiker gestellt habe, die dieser nicht erfüllen konnte.

  • Ist es denn keine Zwangshandlung, jemand unbedingt helfen zu müssen? Jemanden, der weiter saufen möchte, trocken zu legen? Immer wieder trotz besseren Wissen das es nicht geht?

    Es ging gar nicht so sehr um die Zwangshandlung, jemanden unbedingt helfen zu wollen. Sonst hätte ich auch jedem anderem mir bekannten Alkoholiker helfen wollen.
    Und mein Ex-Mann ist wie gesagt nicht mal Alkoholiker.

    Oder Sylvia, die sich bei ihrem Ex-Schwieso so verhalten hat, da ging es ja nicht um zwangsweise helfen wollen.

    Es geht darum, sich nicht trennen zu können. Zu leiden, bei dem Gedanken, Grenzen zu setzen bzw. durchzusetzen.

    Nicht aushalten können, wenn keine Harmonie besteht. Das Gefühl zu haben, es ohne den Menschen schwer aushalten zu können oder schwer aushalten zu können, dass dieser Mensch einem nicht mehr wohlgesonnen gegenüber ist.

    Das Helfen wollen (wollen, dass er trocken wird) ist doch nur der Nebeneffekt. Weil die Hoffnung besteht, dass sich die Probleme dann lösen.

    Ich konnte den Menschen nicht loslassen. Unabhängig von den Gründen.

    LG Cadda

  • Hallo,

    ich halte mich für eine knochentrockene Co.

    2008 habe ich mich als EKA hier angemeldet und über die Zeit begriffen, daß ich von Kleinkind an die Co-Verhaltensweisen tief verinnerlicht habe. Ich war extrem-Co, nur habe ich mein Verhalten nie an einem Alkoholiker "angewendet", sondern woanders.

    Eine Beziehung mit einem Süchtigen war und ist für mich ausgeschlossen. Bin ich damit nicht automatisch davor gefeit, meine verinnerlichte Helferitis und Co-Strukturen auszuleben? Nein, denn ich habe sie extremst am Arbeitsplatz und im Verein ausgelebt. So Leute wie mich, die sich für den Betrieb oder die gute Sache vollkommen aufgeopfert haben, sind dort gerne gesehen. Bei mir ging das bis hin zu völligen Selbstaufgabe. Ich habe mich nur noch "gut" gefühlt, wenn ich helfen und retten und machen und tun konnte.

    Bis hin zum Burnout und zur Berufsunfähigkeit und Frührente. Klar, da kamen auch noch andere Sachen zusammen damals, aber das Co-Verhalten war ein großer Anteil an meinem Zusammenbruch.

    Nun wurde ich ja irgendwann hier Moderatorin. Wir lesen alle Beiträge, manchmal 200 und mehr am Tag. Ich habe ein Elefantengedächtnis, schnelle Auffassungsgabe und wer weiß was sonst noch für EKA-Eigenschaften. Als EKA war es überlebensnotwendig, schnell Stimmungen und Zustände erfassen zu können, schnell reagieren zu können usw. usw. Das kommt mir als Moderatorin einerseits zugute, andererseits kann es eine Falle sein.

    Die Co-Falle nämlich. Als Moderatorin wäre es ein Leichtes, hier zur Forums-Co zu mutieren. Hier melden sich täglich neue Leute an, die ich retten könnte, denen ich auf die Sprünge helfen könnte. Aber ich mache es nicht. Ich kann gut bei mir bleiben und kann den Menschen die Verantwortung für ihre Selbsthilfe überlassen. Das war ein Lernprozeß. Wenn ich als Moderatorin über die Jahre auch nur den Hauch einer Ahnung von Co-Verhalten an den Tag legte, bekam ich eins auf die Mütze - und bin dankbar dafür.

    Von wem bekam ich eins auf die Mütze? Von Hartmut, dem Threadersteller, der gerne unbequeme Fragen stellt und von dem ich so viel gelernt habe. Danke an der Stelle.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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