Jana, Mein Mann ist Alkoholiker

  • Ich glaube, einen gewissen Anteil daran, dass er gegangen ist, war die Tatsache, dass er nicht gewusst hätte, wie er das hinkriegen soll ohne den Großteil seines Lebens verändern zu müssen.

    Jana,

    Ich bin zwar nicht gegangen, aber solange ich konnte wurde dem Zustand "trinken zu müssen" alles untergeordnet.
    Alles was mich daran hindern konnte wurde vermieden, aus dem Weg geräumt, oder ich habe getäuscht und verheimlicht.
    Die Ohnmacht der Sucht gegenüber lies mich immer weiter machen und dabei wurden eigene Grenzen immer weiter verschoben.
    Erst als sich die Schlinge immer weiter zuzog und ich meinen Tiefpunkt erreicht hatte, war ich in der Lage zu handeln.

    Viele Grüsse
    Nayouk

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Echt super, Nayouk, dass du es geschafft hast! Hoffe, du genießt dein alkoholfreies Leben!!!

    Finde es sehr traurig für meinen Mann und auch für unsere Ehe, dass er diesen Tiefpunkt noch nicht erreicht hat...

  • Willkommen zurück.

    Viele Erkenntnisse hast Du gewonnen. Jetzt "nur" noch umsetzen.

    In Deinem sehr langen Comeback-Text habe ich wieder sehr viel über Deinen Mann gelesen. Auch die vielen Erklärungen, die Du für ihn und sein Verhalten suchst.

    Ob Du richtig liegst, wieso er sich so verhalten hat und noch verhält, ist aber eigentlich nicht sehr wichtig.

    Du hast die Erkenntnis, Du willst die Scheidung. Das kann ich absolut nachvollziehen. Damit sind doch die anderen Fragen schon obsolet.

    Ich weiß. Nicht so einfach. Sag ja, umsetzen ist schwer.

    Weiter geht es nur, wenn ich den Blick nach vorne richte. Beim Gehen ständig nach hinten schauen, ist keine gute Idee.

    Also. Ich habe es jetzt vielleicht überlesen. Warst Du beim Anwalt. Wie geht es mit der Scheidung voran? Und was treibst Du denn jetzt so? Hobbys, Freunde, usw. Urlaub? Was hast Du denn jetzt in der nächsten Zeit vor? Wie geht es weiter, für DICH. :)

  • Hallo Alex,

    danke für deine nette Begrüßung!

    Ja, ich war beim Anwalt, gibt mehrere Möglichkeiten und ich muss mich entscheiden. Tendiere aber zur schnellsten Möglichkeit. Glaube, dass das emotional für mich besser ist, finanziell eher nicht ;)

    Beim Gehen ständig nach hinten schauen, ist keine gute Idee.

    gebe ich dir zu 100 Prozent recht, ganz gelingen tuts mir leider noch nicht. Schaue noch mehr zurück als nach vor, aber eben schon auch nach vor.

    Neben dem Zurückschauen versuche ich es mir aber schon auch gut gehen zu lassen. Genieße die Zeit mit Familie und Freunden, mach Sport, geh ins Theater, spazieren. Bin aber auch gerne alleine. Langweilig war mir nie und das ist nach wie vor so. Ich lese und meditiere auch. Und einen Job hab ich ja auch noch. Er ist schon leider noch sehr viel Thema, insbesondere die Entscheidungen, die zu treffen sind, kosten mich recht viel Energie und auch Zeit. Geht mir insgesamt recht gut, aber die Blicke zurück schmerzen schon noch sehr arg. Das ist mein Ehemann, dem ich vertraut habe, der mich wie Abfall weggeworfen hat. Das kann ich nicht so locker abschütteln. Ihn will ich nicht mehr, aber die Zukunft, die ich mir gewünscht hatte, ist jetzt hinfällig und das Adaptieren nicht immer einfach.

    Das mit den Erklärungen ist so eine Sache. Wir Menschen, wir wollen ja immer verstehen, weil wir glauben, dann leichter mit etwas fertig zu werden. Ist halt nur teilweise so.

    Finde es auch wirklich sehr schwierig, dass er nach wie vor ein Gespräch verweigert. Ich habe ihn das letzte Mal gesehen, da war er schwerst betrunken und dann war er weg und kam nie wieder. Hätte mir damals nicht gedacht, dass dies unser letztes Gespräch ist über eine Sache, die nie passiert ist (mein angebliches Fremdgehen). Er hat ja auch noch fast all seine Sachen hier, bis auf die Dinge, die er damals auf die Schnelle mitgenommen hat.Einen Teil habe ich zusammengepackt und im Keller deponiert.

    Ach ja, Urlaub hätte ich sogar gebucht gehabt, nur für mich,, bin dann aber leider krank geworden. Eine heftige Sommergrippe hat sich an mir ausgetobt, also wurde nichts draus.

    Ich versuche nach vorne zu schauen, stolpere halt immer wieder, weil einem das Zurückschauen doch etwas die Sicht versperrt. Aber es wird. Ich habe schon Schlimmeres überstanden und werde auch das überstehen. Hätte das halt nicht auch noch gebraucht.

    Ich danke dir für dein Interesse und deine Fragen!

  • Guten Morgen Jana,

    ich finde es gut, dass Du den Weg nochmal hier her zurück gefunden hast, trotz der Kritik.

    Mir ist passend zu meinem Thema, welches ich gerade in meinem Buch "bearbeitet" habe, folgender Satz ins Auge gesprungen:

    Finde es sehr traurig für meinen Mann und auch für unsere Ehe, dass er diesen Tiefpunkt noch nicht erreicht hat...

    NOCH nicht erreicht hat....?

    Von dem Gedanken würde ich mich wirklich frei machen. Denn solange Du denkst, dass er seinen Tiefpunkt irgendwann erreichen wird und alles wieder gut oder besser wird, sitzt Du emotional in der Warteschleife.

    Es gibt unzählige Alkoholiker, die ihren Tiefpunkt NIEMALS erreichen, egal was passiert. Sie nehmen irgendwann ihre Krankheit mit ins Grab.

    Es wäre also vergebene Hoffnung und Zeit für jeden Co-Abhängigen, den Tiefpunkt des Alkoholikers in seine eigenen Gedanken zu integrieren.

    LG Cadda

  • Liebe Jana, schön, dass du wieder schreibst.

    Ich kann verstehen, dass es schwer für dich ist mit dem Vergangenen abzuschließen, weil alles so plötzlich kam und ungeklärt ist.

    Ein Eifersuchtswahn kommt meines Wissens öfter vor bei Alkoholikern. Was in seinem Kopf vorgeht ist total verrückt (ich meine das nicht abwertend, sondern eben ver-rückt) und daher auch nicht nachvollziehbar. Es wird unverständlich bleiben, so sehr du dich auch anstrengst. Das macht das Loslassen aber noch schwerer, denke ich.

    Alles Liebe, Jump! 🏵️

  • Hallo Jana,
    auch von mir schön dich wieder zu lesen. ich habe auch eine Lese und Schreibpause gemacht. Ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnern kannst. Mein Mann ist ja auch sang und klanglos verschwunden im Februar. Bis heute. Ohne ein Wort, ohne dass ich oder die Kinder weiß, wo er wohnt. Nun hat er im August auch noch das beschlossene Geld vom Anwalt einfach nicht mehr gezahlt. meine Kinder und ich sitzen ziemlich doof in dem gemeinsamen Haus und können ohne finanzielle Mittel nicht ausziehen. Aber uns geht es gut. Zumindest meinen Kindern, denen geht es sehr gut.

    Ich habe so wie du auch sagst noch Einbrüche aber die werden immer weniger. Ich schau nach mir den Kindern und dem Hund und dass wir eine schöne kleine Familie haben. Ich lasse mich auf dieses Spiel nicht mehr ein und reagiere nicht mehr. Mein Anwalt nimmt es in die Hand und schüttelt nur noch den Kopf. Die Kosten dafür mein Mann tragen müssen, da es schwer im Verzug ist.
    Ich mache mir schon noch Gedanken, wie es ihm geht und dass er mir sehr leid tut, das bekomme ich nicht aus meinem Kopf. Auch hab ich den Impuls, ihm helfen zu wollen, weil ich mich für seine Alkoholsucht schuldig fühle. Nach wie vor. Warum das so ist Kann ich selbst nicht verstehen, aber es ist so.
    ansonsten bin ich sehr selbstständig. Habe mir mit meinem ersparten ein Auto gekauft und fange im September einen Nebenjob an. Wieder im Büro. Da freue ich mich sehr.
    Ich drück dir die Daumen, dass wir das irgendwann mal mal wegstecken und einen Abschluss für uns in uns finden.

  • Danke, Cadda, für deine Nachricht!

    Von dem Gedanken würde ich mich wirklich frei machen. Denn solange Du denkst, dass er seinen Tiefpunkt irgendwann erreichen wird und alles wieder gut oder besser wird, sitzt Du emotional in der Warteschleife.

    Ach so, nein, das habe ich falsch ausgedrückt - ich habe nicht die Hoffnung, dass er noch seinen Tiefpunkt erreicht und dann unsere Ehe wieder gut wird. ich finde es schade, dass es in der Vergangenheit nicht passiert ist und wir nicht doch noch eine Chance hatten. Auf das hin, was er in den letzten beiden Monaten abgezogen hat, könnte ich ihm nie wieder vertrauen, die Ehe ist vorbei. In der Warteschleife hänge ich "nur" bezüglich des Heilens meiner Wunden, das dauert wohl noch.

  • Es wird unverständlich bleiben, so sehr du dich auch anstrengst. Das macht das Loslassen aber noch schwerer, denke ich.

    Ja, leider... aber auch das wird irgendwann besser werden - ich hoffe das Beste! Hat mich aber sehr gefreut zu lesen, dass du dich in einem guten Loslöse-Prozess befindest, auch wenn es nicht immer einfach für dich ist!

  • Ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnern kannst.

    Natürlich erinnere ich mich!

    Tut mir echt leid, dass dein Mann dich und die Kinder so hängen lässt. Wenn Kinder involviert sind, ist ja alles nochmal viel heftiger. Freut mich sehr zu hören, dass ihr auf einem guten Weg seid und dass es euch besser geht. Hoffe sehr, dass sich auch noch das finanzielle regelt!

  • Auch hab ich den Impuls, ihm helfen zu wollen, weil ich mich für seine Alkoholsucht schuldig fühle.

    Ist mir bewusst, dass das leichter gesagt ist als getan, aber bitte zieh dir diesen Schuh schnell wieder aus! Da kannst du definitiv nichts dafür! Auch nicht für sein Verhalten, das er dir gegenüber und den Kindern gegenüber an den Tag legt.

  • Ich bin schon immer noch sehr traurig, dass diese Ehe zerbrochen ist. Aber ich genieße schon auch die Ruhe. Dass ich nicht drüber nachdenken muss, ob er getrunken hat oder nicht, um den Verlauf des Abends einschätzen zu können. Dass ich mich nicht mehr zurückziehen muss um diesen Ausbrüchen zu entgehen. Dass keine Türen mehr knallen, keine Sachen herumgeworfen werden und ich nicht grundlos beleidigt werde. Ich dachte mir sehr lange Zeit, er könne das in den Griff bekommen... Neugierig wäre ich schon, wie sein Leben jetzt so läuft, aber auch das werde ich wohl nie erfahren.

  • Merke, dass es in meinem Unterbewusstsein schon noch ziemlich rumort. Habe in den letzten Nächten geträumt, dass ich ihn gebeten habe, zurückzukommen. In den unterschiedlichsten Varianten. Wenn ich dann aufwache könnte ich mein Traum-Ich echt anschreien! Mein Waches Ich ist diesbezüglich zum Glück nicht gefährdet, wirklich nicht, aber die Träume erschrecken mich.

  • Habe in den letzten Nächten geträumt, dass ich ihn gebeten habe, zurückzukommen. In den unterschiedlichsten Varianten.

    Man kann es auch als Alptraum verbuchen, dann ergibt der Traum auch einen Sinn.;).

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Meinen Ehering habe ich ja sehr schnell abgelegt. Um die leere Stelle nicht zu sehen, habe ich dort einen vorläufigen Ersatzring getragen - am Samstag habe ich mir einen wunderschönen antiken Silber-Bergkristall-RIng gekauft, der füllt die Stelle des Eherings jetzt perfekt aus. Ist nur eine Kleinigkeit und der Ring war auch nicht teuer, aber für mich hat es eine große Bedeutung. Hab mir damit wirklich eine richtig große Freude gemacht :)

  • Wie schön, dass du für dich so etwas gefunden hast und ich finde es interessant, wie jede*r das anders empfindet. Für mich war das Ablegen des Ringes eine Befreiung, zurück zu meinem alten Ich, das nie Ringe getragen hat.

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