saltsoul - Mut gefasst hier zu schreiben

  • Hallo,

    Ich, 44 Jahre, EKA, vermutlich Co und Mutter einer Tochter weiß gerade nicht so richtig weiter.

    Mein Mann hat rückblickend schon immer viel getrunken. Im letzten Jahr waren wir ein paar Monate getrennt weil ich ihn dazu bewegen wollte eine Entgiftung zu machen. Er war auch beim Arzt und hat sich in der Klinik vorgestellt. Dort wurde er abgelehnt mit der Begründung, dass es bei ihm noch nicht so schlimm sei und er das selbst schaffen kann mit Unterstützung von mir. Im Nachhinein frage ich mich aber ob er mich da nicht angelogen hat. Er hat sich bemüht weniger zu trinken aber auf seine 4 bis 5 Bier täglich wollte er nicht verzichten. Da ich ihm aber helfen wollte sind wir wieder zusammen gekommen. Und nun hat sich die Menge wieder gesteigert, er ist verbal aggressiv und sehr verändert. Nicht täglich aber oft. Da kommen dann Erinnerungen an meinen Vater hoch der mit nur 60 Jahren an den Folgen des Alkohols verstorben ist.

    Ich stelle mir gerade sehr viele Fragen. Wie geht es weiter, wie sichere ich mich finanziell ab usw. Ich bin gerade so enttäuscht und traurig aber auch mutlos.

    Über Anregungen, Gedanken und Tipps würde ich mich sehr freuen.

    Lieben Dank an euch!

    Saltsoul

  • Hallo Saltsoul,

    herzlich Willkommen hier bei uns in der Gruppe.

    Hier kannst du viele Berichte lesen, dich austauschen und hoffentlich ganz viel für dich mitnehmen.

    Damit wir dich freischalten können, klicke bitte diesen Link an und folge ihm. Dann einfach einen Satz ins leere Feld schreiben, danach kannst du freigeschaltet werden.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe, saltsoul!

    Du bist für die offenen Bereiche freigeschaltet.

    Jetzt kannst Du überall schreiben, jedoch bitte nicht die ersten 4 Wochen bei den neuen Teilnehmern im Vorstellungsbereich.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Auch dir danke Elly.

    Die Sozialarbeiterin der Schule rief mich an, dass sie mich sprechen möchte. Meiner Tochter ging es heute nicht gut und sie wäre noch trauriger als sie sonst ist (sie ist chronisch krank und hat dadurch körperliche Behinderungen) und wirkte sehr belastet. Ich kann ja morgen nicht sagen, verständlich, ihr Vater war wieder betrunken. Er lag da wo er sich fallen lassen hat. Warum will ich das immer nicht aussprechen? Es ist doch die Wahrheit. Heute geht es wieder bei ihm. Aber diese ständige " hab acht Stellung" ist anstrengend. Das erinnert auch so sehr als ich Kind war und mein Vater so war. Warum schäme ich mich für ihn so?

  • Ich kann dir nur Mut machen es auszusprechen. Du kannst ja sagen, daß du dich schämst, aber die Situation ist eben so und so....... Das hilft der Sozialarbeiterin der Kleinen besser zu helfen. Mach kleine Schritte. Die Sozialarbeiterin kann euch beide begleiten.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • mit der Begründung, dass es bei ihm noch nicht so schlimm sei und er das selbst schaffen kann mit Unterstützung von mir.

    Ein Alkoholiker kann nur aus sich selbst heraus trocken werden, saltsoul.

    Der Angehörige kann nichts tun, wenn keinerlei Einsicht beim Alkoholiker besteht. Da helfen weder gute Worte noch Taten.

    Und der Konsum wird im Laufe der Zeit immer größer, die Spirale dreht sich immer schneller.

    Deine Tochter und Du leiden unter der Alkoholkrankheit. Du hast geschrieben, dass Du Dich schon mal getrennt hast. Hast Du für jetzt einen Notfallplan, falls es weiter eskaliert?

    Hast Du Freunde oder Familie, an die Du Dich wenden kannst?

    Bei der Sozialarbeiterin würde ich an Deiner Stelle kurz beschreiben, dass Dein Mann zu viel trinkt. Sie kann dann besser auf Deine Tochter eingehen.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Herzlich Willkommen im Forum!

    Du bist auf jeden Fall niemals in der Verantwortung seine Alkoholsucht zu unterstützen bzw das er gesund werden kann! Das ist absoluter Quatsch, denn nur er selbst kann und muss an sich arbeiten, Entgiftung, Therapie... machen, um ein gesundes, abstinentes Leben gemeinsam mit euch als Familie führen zu können. Nicht anders herum! Ihr könnt ihm kein gesundes Umfeld "erstellen" und bieten, wenn er von sich aus nicht aufhören will. Und verbale Gewalt von einem Alkoholkranken ist absolut nicht zu tolerieren und überschreitet Grenzen. Jemand, der seine Sucht leugnet und sich weiterhin Tag täglich kränker macht, benötigt andere, professionelle Unterstützung und gehört nicht in euer gesundes Familienleben, ehe er sich nicht darum bemüht gesund zu werden und zu sein.

    Für deine Tochter ist jetzt wichtig, das du etwas an eurer Situation veränderst und das ihr euch schützt und raus aus der Co-Abhängigkeit als Angehörige kommt. Sei offen und ehrlich zu dir, das er ein Alkoholproblem hat und du und deine Tochter jetzt wichtig seid. Ihr könnt ihm die Sucht nicht abnehmen und nur für euer Leben neue und bessere Wege gehen.

    Liebe Grüße

  • hallo saltsoul,

    Herzlich willkommen in unserer Selbsthilfegruppe.

    Warum schäme ich mich für ihn so?

    ich kenne dieses Fremdschämen auch. Das ist überhaupt kein schönes Gefühl. Bei mir hat es lange gedauert, bis ich es ablegen konnte. Aber Gedanken in die Richtung kommen immer mal wieder. Gib dir Zeit, es geht nicht alles auf einmal

    Bei der Sozialarbeiterin würde ich ehrlich sein, versuch da bitte ohne Schamgefühl hinzugehen. Das ist wichtig für dich und deine Tochter. Diese Alkoholismusachterbahn sollte unterbrochen werden.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Das hilft der Sozialarbeiterin der Kleinen besser zu helfen

    Bei der Sozialarbeiterin würde ich ehrlich sein

    Hat denn niemand Angst das diese Dame das Jugendamt informiert wegen Gefährdung des Kindeswohls? Also ich hätte da etwas Bedenken. Die machen ja auch nur Ihren Job und sind evtl. verpflichtet dazu? Wie sind da Eure Erfahrungen?

    WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Meine Erfahrung ist, daß mit dem Schüren von Angst vorm Jugendamt, die Leute zum Schweigen gebracht werden. Dann dauert das Elend eben noch paar Jahre länger...

    Warum nicht den umgekehrten Weg gehen: Alle mit ins Boot holen und sich helfen lassen?

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Angst zu haben, dass die Sozialarbeiterin evtl. das Jugendamt informiert, finde ich völlig unnötig. .
    Sie kann nur helfend zur Seite stehen, wenn sie auch die Umstände kennt.
    Auch die Jungendämter arbeiten immer zum Wohl des Kindes. Hier sehe ich erstmal eine Mutter, die sich um genau dieses Kindeswohl sorgt. Ich finde es immer richtig, sich Hilfe zu suchen, wenn man alleine stehengeblieben ist.

    Schweigen ist nur nicht nicht hilfreich, es verlängert das Leiden und es verschlimmert das Leiden.

    Ich kann ja morgen nicht sagen, verständlich, ihr Vater war wieder betrunken.

    Doch, genau das kannst du.
    Und ich möchte dich ermutigen , genau das auch zu tun.

    ‚Vertuschen‘ verlängert das Leiden, es verschlimmert das Leiden.


    Ein Alkoholiker wird solange weiter trinken, bis er irgendwann tot umfällt, wenn er keine Krankheitseinsicht hat und die Sucht von sich aus zum Stillstand bringen will.
    Die Trinkmenge wird immer mehr und die Suchtspirale geht immer nur nach unten. Immer, Ausnahmen gibt es da nicht.
    Alkoholsucht wird irgendwann zur Familienkrankheit, alle sind da involviert. Schaffen es die Angehörigen nicht, sich an den Ausgang dieser Suchtspirale zu klammern und sich da rauszuziehen, zieht es sie genau so mit nach unten.

    Du hast erkannt, dass du dich und euer Kind schützen musst und hast dich hier angemeldet. Das ist ein großer erster Schritt.

    Scham ist immer ein ganz großes Thema. (oftmals auf beiden Seiten)Aber dafür gibt es keinen Grund. Die Alkoholsucht ist eine Krankheit. Und niemand muss sich für eine Krankheit schämen.

    Ich wünsche dir, dass du die Angst und die Scham für einen Moment zur Seite legen kannst und offen mit der Sozialarbeiterin reden kannst. Du wirst merken, wenn ‚es‘ einmal ausgesprochen ist, wird ganz viel viel leichter.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Danke für eure vielen Anregungen. Ich kann jederzeit mit meiner Tochter zu meiner Freundin. Meine Schwägerin hilft auch wo sie kann. Ich werde heute auch eine Tasche packen. Im Moment wird es sehr präsent und es gibt viel zum nachdenken und verarbeiten. Dafür brauche ich noch ein wenig Zeit. Ich habe mir vorgenommen jeden Tag kleine Schritte vorwärts zu gehen, mich nicht mehr manipulieren zu lassen. Diese Einsicht ist sehr schmerzhaft. Wo ist der Mann hin in den ich mich verliebt hatte. Und das hin und her vielleicht übertreibe ich ja, das ist ja gar nicht so schlimm und dann wieder nein, du siehst es doch, was willst du dir noch gefallen lassen... Und die Hoffnung, dass er endlich Krankheitseinsicht bekommt...Wir sind seit 26 Jahren ein Paar, 16 davon verheiratet. Haben ein Haus mit Grundstück usw. Das wird auch nicht einfach werden.

    Bei der Sozialarbeiterin werde ich dann spontan entscheiden was ich mache. Ich werde euch berichten.

    Danke euch!!!

  • Ich habe mir vorgenommen jeden Tag kleine Schritte vorwärts zu gehen, mich nicht mehr manipulieren zu lassen. Diese Einsicht ist sehr schmerzhaft.

    Es wird weniger schmerzhaft werden.
    Auch mit kleinen Schritten kommst du ans Ziel. Wichtig ist es doch, überhaupt erstmal loszulaufen. Und das machst du gerade. Ganz stark von dir.

    Wo ist der Mann hin in den ich mich verliebt hatte.

    Den gibt es nicht mehr, er hat sich in der Sucht selbst verloren. Es ist unmöglich, ihn wiederzufinden, wenn er nicht von sich selbst aus auch der Suchtspirale entkommen will.

    Und das hin und her vielleicht übertreibe ich ja, das ist ja gar nicht so schlimm und dann wieder nein, du siehst es doch, was willst du dir noch gefallen lassen... Und die Hoffnung, dass er endlich Krankheitseinsicht bekommt..

    Du übertreibst nicht. Es ist schlimm. Sucht ist schlimm.
    Es ist doch dein Empfinden. Und wenn ‚es‘ nicht so schlimm wäre, hättest du dir auch nie Gedanken dazu gemacht.

    Wir sind seit 26 Jahren ein Paar, 16 davon verheiratet. Haben ein Haus mit Grundstück usw. Das wird auch nicht einfach werden.

    Das ist deinem Mann nicht (mehr) wichtig. Einem Alkoholiker ist irgendwann nur noch der Alkohol wichtig. Leider ist das wirklich so.
    Ein Haus und ein Grundstück sollte niemals ein Grund sein, sich für ein Leben zu entscheiden, was von der Alkoholsucht bestimmt wird.

    Du entscheidest das auch nicht nur für dich, da ist ein Kind mittendrin, was nicht alleine entscheiden kann.

    Bei der Sozialarbeiterin werde ich dann spontan entscheiden was ich mache.

    Ich wünsche dir und deinem Kind, dass du die beste Entscheidung treffen kannst.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Ich denke das du keine Angst vor der Sozialarbeiterin / dem Jugendamt haben brauchst, vorallem nicht, wenn du jetzt an der gesamt Situation arbeitest und sie änderst, das es für dich und dein Kind positiv weiter geht.

    Wenn du nichts änderst kanns natürlich passieren, das das Jugendamt gucken kommt und unschöne Dinge auf dich zu kommen, einfach weil die Situation mit deinem Mann so wie sie ist, nicht mehr tragbar ist.

  • Ich habe der Sozialarbeiterin die Situation erklärt. Sie hat mit sehr viel Verständnis (sie kennt das Alkoholproblemaus der eigenen Familie) reagiert und meiner Tochter noch mehr Hilfe zugesichert. Auch ich kann mich jederzeit bei ihr melden. Das fand ich richtig toll. Ich habe sie dann gefragt, ob sie jetzt das Jugendamt einschalten muss. Sie verneinte, da ich die Situation realistisch geschildert habe, ich die ersten Schritte gehe und nichts beschönigt habe. Es sei denn ich möchte das....

    Und der Anfang es auszusprechen war schwer aber mit jedem Wort mehr wurde es besser. ..

  • Das freut mich wirklich sehr …..dass du offen sprechen konntest und dass es immer leichter wurde.
    Du hast heute ganz viel geschafft. 👍

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

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