R/no - "lauf R/no lauf"

  • Ich hab im Sommer ja von meinem Urlaub berichtet, die Bier Plakate am Ortseingang etc. wie die mich auch leicht getriggert haben. Wie ich jetzt darauf kam im Weingang den Sommelier spielen zu können weiß ich wirklich auch nicht, ich weiß nur das dass wirklich strunzdumm gewesen wäre mir wieder alte Zeiten zu Gemüte zu führen und so zu tun als ob nichts gewesen wäre. Nach langem nachdenken bin ich zur Erkenntnis gekommen das man ja auch warten könnte bis der andere zu einem kommt...

    Bei mir steht aber nichts an bzw. ich habe kein Bedürfnis/Verlangen nach Kneipen oder Kaffees, Volksfesten oder anderen Orten um meine Abstinenz auf die Probe zu stellen.

    Wichtig war wie man jetzt im Nachhinein sieht das ich meine Schnapsidee hier kommuniziert hab und gleich Feedback bekommen habe.

    Über meinen ersten Geburtstag mache ich mir jetzt natürlich auch Gedanken denn der ist ja am Silvester. Die letzten 12 Jahre (seit der Kinder) sind wir gar nicht mehr auf Partys sondern haben immer bei uns gefeiert darum mache ich mir darüber auch nicht all zu große Sorgen aber ein bisschen geistert es mir schon durch den Kopf. Was macht meine Frau an dem Abend, wird sie zufrieden sein usw.

    Ich für mich möchte am liebsten einen Kinoabend auf dem Sofa machen und irgendwas cooles mit den Jungs gucken, bin mal gespannt...

  • Hallo zusammen, heute ist ein schöner Tag, ich bin vom arbeiten heim gekommen sitz jetzt in der Sonne und mir geht's super. Heute morgen hab ich im Vorstellungsbereich bei Ich-will-nicht-mehr geschrieben.

    Ich persönlich habe es mit eigenem Willen und der Unterstützung des Forums geschafft Abstinent zu leben und ich bin mir sicher du schaffst das auch wenn du willst.

    Nun hab ich heute schon in mehreren Fäden das Thema aufgenommen und wollte mal wissen wie ihr das seht. Hartmut du hast geschrieben

    Sucht ist kein Gegner, den man mit Disziplin oder Willenskraft besiegt. Das Zauberwort für Abstinenz ist nicht „Willenskraft“, sondern „Kapitulation“.

    Alex_aufdemweg

    Das hat nicht funktioniert. Sonst wäre ich kein Alkoholiker. Ich habe kapituliert.

    Ein kalter Entzug ist lebensgefährlich. Und es macht auch im betrunkenen Zustand keinen Sinn.

    Kazik

    Es ist nicht mein Wille, sondern eine Notwendigkeit das ich nicht trinke also trinke ich nicht. Wenn ich mich nur auf meinen Willen verlassen würde, bestünde eine gute Wahrscheinlichkeit das ich scheitern könnte. Also lass ich es.

    Aber man muss doch "wollen" Abstinent zu werden und zu bleiben und damit ist doch nicht automatisch ein Kampf damit verknüpft. Ich will das abstinente Leben ich hab Lust darauf und das geht nur ohne Kampf, ohne die geballte Faust in der Tasche um anderen zu beweisen das man es kann, ich liebe dieses Zitat von Hartmut , aber am Anfang braucht es doch auch einen Funken Willen um um die Erkenntnis in die Tat umzusetzen, bzw. wenn es eine Notwendigkeit ist dann braucht man den Willen erstrecht

    Man darf sich auf keinen Kampf einlassen, das ist völlig richtig, aber ohne den sprichwörtlichen eigenen Willen sehe ich keinen Erfolg auf eine zufriedene Abstinenz.

    Eure Kommentare waren super bitte nicht falsch verstehen, es geistert mir halt im Kopf rum.

    So jetzt wünsche ich euch allen einen schönen Sonntag.

    LG R/no

    2 Mal editiert, zuletzt von R/no (26. Oktober 2025 um 15:51)

  • Aber man muss doch "wollen" Abstinent zu werden und zu bleiben und damit ist doch nicht automatisch ein Kampf damit verknüpft. I

    Der Wille war damals schon da, als ich dachte, die Sucht unter Kontrolle zu haben. Doch genau dieser Wille wurde von der Sucht ersetzt. Da konnte ich ankämpfen, so viel ich wollte, da war nichts mehr mit Willen. Und jetzt, in der Abhängigkeit, soll derselbe Wille ausreichen, um dauerhaft trocken zu bleiben?

    Nein, der Wille allein reicht nicht. Er ist zu schwach gegen eine Sucht, die sich tief ins Denken und den Alltag eingebrannt hat. Trocken zu bleiben bedeutet nicht, willentlich dagegen anzukämpfen. Es braucht Kapitulation statt Kampf.

    Es braucht eine echte Veränderung im Leben, anstelle eines bloßen „Ich will“. Ich muss handeln, nicht nur wollen, um trocken zu bleiben.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Trocken seit 2007

  • Aber man muss doch "wollen" Abstinent zu werden und zu bleiben und damit ist doch nicht automatisch ein Kampf damit verknüpft.

    Das sehe ich auch so. Ganz am Anfang wollte ich abstinent sein. Es war kein Kampf, sondern eine Entscheidung. Dieses kapitulieren kam bei mir ebenfalls dazu. Das hat dann zu meiner Einstellung geführt nüchtern zu bleiben, egal was kommt. Ich war am Anfang auch mal wackelig, aber da war mein Wille dann sofort zur Stelle. Die Kombination von allem begleitet mich auf meinem Weg. Also bei mir hat bisher mein Wille in den unterschiedlichen Phasen meiner Abstinenz eine wichtige Rolle gespielt.

  • Hi R/no ,

    schön das es Dir gut geht und bei Dir die Sonne scheint. Hier ist Land unter.;)

    Nein bei der Notwendigkeit nicht zu trinken brauche ich keinen Willen. Es ist notwendig, dass ich nicht trinke, also trinke ich nicht. Mein Suchtgedächtnis würde mir allerdings gerne erzählen, dass die Notwendigkeit gar nicht besteht. Und dann würde es zu einem (Willens)Kampf werden. Den ich sicher verlieren würde. Aber da ich meinem Suchtgedächtnis keine Aufmerksamkeit beimesse, kommt es zu diesem (Willens-) Kampf nicht.

    Das heißt nicht, dass ich nicht auch mal Momente hatte, wo ich die Zähne zusammengebissen habe. Anders geht das manchmal nicht. Aber das waren seltene Ausnahmen.

    Liebe Grüße Kazik

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    abstinent seit 10.12.2024 / Heute trinke ich nicht.

  • Meine eigene Erfahrung:

    Ich sehe es bei mir für die ersten Monate ganz klar als Kombination aus Kapitulation und Willen an, und zwar einem eisernen und ganz entschiedenen Willen in der ersten Zeit der Abstinenz. Bei mir hatte sich zwar bereits in der Endphase des Trinkens - ca. ¾ Jahr - wo es aus meiner Sicht völlig in den Abgrund zu Kippen drohte, langsam die Einsicht in die eigene Machtlosigkeit (hin zur Kapitulation) entwickelt. Die Kapitulation fand zwar gefühlt gleichzeitig mit dem Alkoholstopp statt, aber es brauchte 2-3 Monate, bis ich sie in meinem Kopf tiefer verinnerlichte. Ohne festen Willen hätte ich speziell die ersten beiden abstinenten Monate nicht hinbekommen - denn da war die innere Kapitulation noch gar nicht in vollem Umfang "wirksam".

    Erst mit der Zeit - nach ca. drei Monaten - empfand ich diesen "Klick" oder wie immer man es nennen mag, wo es "plötzlich" leichter wurde und die Willensanspannung nachließ. Ab da war und blieb es leichter und dann kam/kommt der zunehmende Abstand vom Alk hinzu, der die Abstinenz insgesamt "leicht" erscheinen lässt und ja auch ist. Plus natürlich die erfolgten Veränderungen des Umfelds, mancher Gewohnheit etc.

    Einmal editiert, zuletzt von Oskar (26. Oktober 2025 um 16:46)

  • Es braucht eine echte Veränderung im Leben, anstelle eines bloßen „Ich will“. Ich muss handeln, nicht nur wollen, um trocken zu bleiben.

    Also Ich muss wollen um zu handeln, es ist nur eine auslegungssache denke ich. Bei mir gab es diesen Willen nie, es waren immer nur Gedanken, der Wille ist bei mir erst gewachsen als mir die Felle davon geschwommen sind bzw. meine gesundheitlichen Probleme zu Tage kamen. Wenn ich früher versucht hätte trocken zu werden wäre ich 99,9% gescheitert, denn ich hatte nicht diesen Willen oder sagen wir Wunsch abstinent zu leben, das war immer mit Verzicht und Tristesse verbunden. So richtig klick hat es bei mir erst gemacht als ich hier angekommen bin(Wochen/Monate) und ich bin wirklich zufrieden auch wenn es da noch Luft nach oben gibt aber das sind alltäglich Sorgen und haben nichts mit Alkohol zu tun.

  • Ich will glücklich abstinent leben oder ich will trocken werden/bleiben sind zwei Paar Schuhe, so stelle ich es mir vor.

    Die Kapitulation fand zwar gefühlt gleichzeitig mit dem Alkoholstopp statt, aber es brauchte 2-3 Monate, bis ich sie in meinem Kopf tiefer verinnerlichte. Ohne festen Willen hätte ich speziell die ersten beiden abstinenten Monate nicht hinbekommen - denn da war die innere Kapitulation noch gar nicht in vollem Umfang "wirksam".

    Erst mit der Zeit - etwa nach drei Monaten vollends - empfand ich diesen "Klick" oder wie immer man es nennen mag, wo es leichter wurde und die Willensanspannung nachließ.

    So wollte ich es in etwa beschreiben...

  • Hallo R/no,

    ich hatte diesen Deutungskonflikt auch und habe ihn für mich so aufgelöst.

    Es ist die Kapitulation und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Diese Konsequenzen hätte ich ohne die Eigenheit einer Kapitulation so nicht 1:1 umgesetzt.
    Da wären Wenns und Abers gewesen, kleine Umwege und Hintertürchen.
    Kapitulation heisst, ich habe akzeptiert, ohne wenn und aber. Am Anfang habe ich intuitiv das Richtige getan, eben diese Konsequenzen gezogen, und die 2-3 Monate (eher noch mehr), wie von Oskar erwähnt, habe ich gebraucht, um das zu verinnerlichen. Dann, mit der Zeit, wuchs der Wille, diesen Pfad nicht mehr zu verlassen.

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          - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Für mich ist das keine Frage der Interpretation oder Auslegung, sondern eine nüchterne Erkenntnis. Der Wille allein reicht nicht aus, wenn es um Sucht geht.

    Jeder, der mal in seiner nassen Zeit abends beschlossen hat, nichts oder weniger zu trinken und es trotzdem getan hat, weiß, wie wenig der Wille gegen die Sucht ausrichtet. Auch die Versprechen gegenüber dem Partner, aufzuhören oder sich zu mäßigen, waren voller guter Absicht. Der Wille war da und hat trotzdem nichts verhindert.
    Und jetzt, beim Trockenbleiben, soll plötzlich derselbe Wille genügen? Oder hat der Süchtige zwei Persönlichkeiten ,eine, die im Rausch machtlos ist, und eine, die nüchtern alles im Griff hat? Wenn auf den Willen keine Handlung folgt, endet es im Rückfall.

    Ich frage mich auch, was es überhaupt bringt, darüber nachzudenken, ob ich aus Willenskraft oder aus Kapitulation trocken geworden bin. Und wenn es die Willenskraft war, wie lange hat es gedauert, bis die Kapitulation übernommen hat?

    Was will ich mir damit beweisen? Dass ich stark bin? Dass ich meine frühere Schwäche, suchtkrank geworden zu sein, relativieren kann? Das würde ja bedeuten, ich erkenne es nicht als Krankheit an. . Oder ich kein Opfer war, sondern ein Held? Ich weiß es nicht.

    Und ehrlich gesagt: Ich will es auch gar nicht mehr wissen. Ich bin einfach froh, dass ich heute trocken bin.

    Schönen Austausch noch.

    Gruß Hartmut

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    Trocken seit 2007

  • ich hatte diesen Deutungskonflikt auch und habe ihn für mich so aufgelöst.

    Ich finde da wird zuviel reininterpretiert. Ich seh das ganz pragmatisch.Ich muste schon den Willen haben, radikal etwas zu ändern. Das resultierte ja aus der Erkenntnis, vor der Sucht kapituliert zu haben. Ohne meinen Willen wäre es nicht möglich gewesen.

  • Ich muste schon den Willen haben, radikal etwas zu ändern.

    So habe ich das auch mal gesehen. Der Wille war da, ich wollte doch unbedingt aufhören, schon sehr lange davor. Was habe ich nicht alles unternommen, um endlich vom Alkohol loszukommen und geklappt hat es kein einziges Mal.
    Da war ein Wille, aber auch die Sucht, und die wollte etwas anderes.

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          - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Wenn auf den Willen keine Handlung folgt, endet es im Rückfall.

    Korrekt.

    Wenn auf die Kapitulation keine Handlung folgt, war es keine.

    Ich zieh mich jetzt zurück , bevor ich mich selbst verheddere:mrgreen:

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          - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Jeder, der mal in seiner nassen Zeit abends beschlossen hat, nichts oder weniger zu trinken und es trotzdem getan hat, weiß, wie wenig der Wille gegen die Sucht ausrichtet

    Der nasse Wille

    Und jetzt, beim Trockenbleiben, soll plötzlich derselbe Wille genügen?

    Es ist unbestreitbar Arbeit,aber ja

    Oder hat der Süchtige zwei Persönlichkeiten

    meistens ja

    Ich frage mich auch, was es überhaupt bringt, darüber nachzudenken, ob ich aus Willenskraft oder aus Kapitulation trocken geworden bin. Und wenn es die Willenskraft war, wie lange hat es gedauert, bis die Kapitulation übernommen hat?

    Gute Frage, ich finde Nayouk24 Beschreibung auch gut obwohl es im Grunde genommen ja egal was zuerst da war, die Henne oder das Ei.

    Was will ich mir damit beweisen? Dass ich stark bin? Dass ich meine frühere Schwäche, suchtkrank geworden zu sein, relativieren kann? Das würde ja bedeuten, ich erkenne es nicht als Krankheit an. . Oder ich kein Opfer war, sondern ein Held? Ich weiß es nicht.

    Ich erkenne meine Krankheit an bin aber froh sie gestoppt zu haben und ja ich bin schon ein kleines bisschen Stolz und dankbar auf mein 10 Monatige Abstinenz.

  • Das kannst du auch. Der Wille war da und ist immernoch da. Es hat Klick gemacht.Der Wille wird untermauert durch die Einsicht, daß die Sucht nur durch absolute Abstinenz gestoppt werden kann und nicht anders zum Stillstand gebracht werden kann.

  • Ich erkenne meine Krankheit an bin aber froh sie gestoppt zu haben und ja ich bin schon ein kleines bisschen Stolz und dankbar auf mein 10 Monatige Abstinenz.

    War bei mir anfangs genauso, aber das habe ich mit der Zeit abgelegt ganz einfach, weil ich der Sucht nicht mehr Raum geben will, als unbedingt nötig. Es ist ja kein Wettbewerb, wie lange man nüchtern ist.

    Es ist eine Notwendigkeit, um sein Leben selbst bestimmen zu können.

    Mit Demut und Dankbarkeit in Bezug auf Krankheiten tu ich mich auch generell schwer. Und Stolz? Den verbinde ich eher mit sportlichen Leistungen oder bestandenen Prüfungen aber doch nicht mit einer Krankheit. Ich hatte neulich Corona, Omikron. Lief glimpflich ab. Aber stolz war ich darauf auch nicht.

    Am Anfang, wenn jemand noch etwas unsicher auf den Beinen steht, mag es auch mal gut sein, sich auf die Schulter zu klopfen, bis sich eine gewisse Stabilität eingestellt hat und wenn daraus eine Normalität entwickelt passt das alles .

    Gruß Hartmut

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    Trocken seit 2007

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