• Indirekt werde ich jetzt doch drauf eingehen.

    Ich hatte 4 Tage mit einem alten Freund zusammen, dessen Frau, mit der ich ebenfalls gut befreundet war, gestorben ist.
    Sie haben schon auch gerne gelebt und auch gerne getrunken, aber nicht so wie ich. Beruflich auch welche, die es geschafft haben. Waren viel zielstrebiger und geradliniger als ich.
    Gestern haben sich meine Frau und ich deren Lieblingsfilm angeguckt, weil wirs halt wissen wollten.
    Es war ausgerechnet Leaving Las Vegas, was ich noch nie gesehen hatte. Da säuft sich Einer gezielt tot.
    Meine Frau fühlte sich durchaus an meine schlimmsten Zeiten erinnert. So glamourös wie in LLV wars allerdings nicht, ich hatte nicht so viel Geld.

    Diese Freunde kannten mich auf dem Höhepunkt meiner Drogenkarriere. Sie wussten damals, dass ich voll am Arsch war. Und ich war am Arsch, kein Geld, keine Wohnung, Selbstmordabsichten, Drogenprobleme, eben einfach am Ende.
    Meine Frau hat mich auf dem Höhepunkt meiner Alkoholkarriere verlassen.
    Da war ich nochmal am Arsch. ich wollte aber nicht noch mal ganz so kaputt sein wie schon mal. War es aber.

    Heute? Bei bester Aussicht sitze ich im eigenen Haus und habe keine Geldprobleme.
    Meine Frau liebt mich, so wie es aussieht. Meine sonstigen Beziehungen zur Aussenwelt laufen auch im guten Bereich, die verkorksten Beziehungen zu meinen Eltern längst bereinigt.
    Ich bin schwerbehindert, was ich ziemlich sportlich nehme, und ansonsten bin ich ziemlich glücklich mit meinem Leben. Total wäre übertrieben, den irgendwas ist immer. Ich bin Realist. Aber auch dann gehts mir gut.
    Und ansonsten bin ich mehr als 24 Jahre trocken, Nichtraucher, und über 40 Jahre das Andere Zeug weg.
    Eine Menge meiner ehemaligen Weggefährten liegen längst in der Kiste. Und das oft aus Gründen, wie sie in diesem Forum hier besprochen werden.

    Ob man so was schafft oder ob es einem zufliegt, weiss ich nicht. Ich geniesse es, reicht mir.

    Wenn ich zurückblicke, kann ich es fast selbst nicht fassen, was das für ein Ritt war.
    An sich könnte man es als Beispiel sehen, dass man auch aus der tiefsten Scheisse wieder rausfinden kann. Muss man aber nicht.

    Und beweisen muss ich gar keinem was.

    LG LK

    Edit: hat sich mit Euren Beiträgen überschnitten. Danke dafür.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man es anschiebt.

    Aber das Gras wächst.
    Sei sparsam mit dem Düngen:mrgreen:

    Einmal editiert, zuletzt von Lebenskuenstler (28. März 2025 um 10:09)

  • Alles, was nicht zu meiner Lebensweise oder Ansicht passte, wurde verbal angegriffen.

    Mit der Zeit, als der Kopf etwas klarer wurde, merkte ich erst, dass es in mir der eigene Frust ist und außen nur eine Projektion.

    Danke für deine Schilderung Hartmut. So oder so ähnlich passt es auch hier zum Mitbewohner. Er ist auch ein Macher. Vieles ähnelt sich.
    Jetzt schleiche ich mich wieder raus…

  • Was mir öfter mal im Kopf umgeht, angesichts meines eigenen Lebens, ist Dankbarkeit.

    Ich bin nicht so der große Gläubige, aber nachdem ich dem Tod schon ein paar mal von der Schippe gesprungen bin, empfinde ich tiefe Dankbarkeit dafür, dass ich meine zweite Lebenshälfte völlig anders gestalten konnte, durfte, wie auch immer man das sehen mag.

    Manchmal, gerade wenn ich mein heutiges Leben vergleiche mit meinem früheren, dann empfinde ich mich schon als ziemlichen Glückspilz.
    Was ich hier so von mir gebe, ist kein Suhlen in meinem früheren Elend.
    Sondern es ist eher so, mein heutiges Leben ist ein Geschenk, dessen Wert ich erst durch meine Vergangenheit so richtig schätzen kann. Und das ich bewahren möchte, bis mir das Alter dann das Steuer aus der Hand nimmt.

    Und wenn das jemand zu sülzig wird, weil es vielen hier ja nicht so gut geht wie mir, dann kann ich das nicht ändern. Ich habe meinen Preis für das gute Karma bezahlt.

    Trockenheit ist für einen wie mich schon sehr, sehr wichtig.

    LG LK

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man es anschiebt.

    Aber das Gras wächst.
    Sei sparsam mit dem Düngen:mrgreen:

  • Und wenn ich meine Lebensgeschichte hier preisgebe, dann auf meine Weise, und es wird immer jemanden geben, der sich daran reibt. Und das ist auch gut so. ;)

    Moin, ich bin noch nicht allzulange hier im Forum, weiß das Forum aber mittlerweile sehr zu schätzen.Das nicht alle immer der gleichen Meinung sind, ist ja klar.Austausch ist gut, um andere Lebenswege,Erfahrungen,Verhaltensweisen und.s.w. kennenzulernen. Ich bin bemüht, nicht zu provozieren!! Ich denke,da muss jeder an sich selbst arbeiten. Ich glaube niemand hat die Weisheit mit Löffeln gefressen! Was für den einen richtig ist muss nicht unbedingt auf einen anderen passen! Diskutieren und sich mit seiner Meinung aneinander reiben ist in Ordnung. Bei einer Provokation seh ich das schon kritischer.Eine Provokation ist dazu da,eine Reaktion beim Gegenüber hervorzurufen !!Da sollte man schon sehr sparsam mit umgehen.Also immer wertschätzend und respektvoll miteinander kommunizieren, ist denn doch sehr wichtig! Wenn eine Sache hier im Forum zu anstrengend und zu intensiv diskutiert wird, einfach mal ausklinken!!. Ist manchmal nicht einfach! Es muss und kann ja nicht alles bis ins kleinste i-Tüpfelchen ausdiskutiert werden! Allerdings werde ich, wenn ich provoziert werde und mich ungerecht behandelt fühle ,oder missverstanden werde, auch nicht klein beigeben! Ich werde dann natürlich meine Sicht der Dinge kunttun! Sollten diese Diskussionen über das normale Maß hinausgehen,haben wir ja die ordnenden Hände von unserem alten weißen,weisen Mann :saint::)und den Moderatoren!! Ich meine, daß macht ihr sehr gut!! Also in dem Sinne, ein paar Gedanken von mir, zum Thema Streitkultur. Schöne nüchterne Grüße Bono

    Einmal editiert, zuletzt von Bono59 (28. März 2025 um 13:45)

  • Weil ich in einer Depression vulnerabler für Saufdruck bin. Und ich kann mir vorstellen das Dich Deine starken Schmerzen auch vulnerabler für Saufdruck machen.

    Dazu will ich mal noch was schreiben.

    Hier in meiner Vorstellung habe ich geschrieben, dass ich alle Zweifel vor dem Aufhören weggesoffen habe.
    Dazu gehört auch, dass ich schon mal versucht habe, Schmerzen wegzutrinken.
    Funktioniert bei mir exakt so lange, wie ich bewusstlos bin.
    Und bis ich bewusstlos bin, hat eine Flasche Whisky nicht gereicht, meistens nicht mal zwei. Keine Option und nicht mal der Wunsch, es zu tun.

    Bis ich bewusstlos bin und danach, so bald ich wach bin und mit dem Kater oder Entzug kämpfe, fühle ich mich da hilfloser als ganz nüchtern.
    Aus dem Grund bin ich da nicht vulnerabler.

    Hier zu der Reha:

    Das ist eine komplett andere Umgebung und Menschen, die Du nicht kennst und die Dich nicht kennen. Allerdings glaube ich das Du ganz gut alleine klarkommst und das Du sehr gut auf Dich aufpassen kannst. Du hast ein Einzelzimmer, somit ist der Bereich schon einmal safe.

    es geht schon darum. Ich könnte alleine klarkommen. Aber will ich das überhaupt? Nein, will ich nicht.

    An vielen Wohnorten habe ich mich um niemanden gekümmert. Das war jahrelang mein normales Asozialverhalten. Ich hatte keine Lust auf die Leute um mich herum. Ich weiss wie es geht, ob es mich glücklich macht, ist eine andere Frage. So lange ich etwas mache, was sich für eine Einzelperson gut eignet, mache ich das gerne, aber in einer Situation, in der ich eingebunden bin, werde ich lieber Teil des Teams und bin dann aber lieber nicht der Underdog.

    Als ich an meinen jetzigen Wohnort gezogen bin, habe ich bewusst versucht, es Anders zu machen. Ich habe mich bei allen Nachbarn vorgestellt, reibungslos alle Fronten geklärt. Es macht das Leben auch spürbar einfacher, wenn ich mit meinen Nachbarn gut auskomme. Und wenn nur mal jemand nach den Katzen guckt oder mich an den Flughafen fährt. Hier lagen von einem Vorgänger Anwaltschreiben wegen den Nachbarschaftsstreitigkeiten, kann man so machen, aber nur wenns unumgänglich ist. Ich mags lieber friedlich um mich herum. Und hier, kleines feines Wohngebiet, spielt Nachbarschaftshilfe eine Rolle.

    Das gleiche wars vor 4 Jahren im Krankenhaus. Ich hatte nur Vorteile davon, dass mich meine Mitpatienten mochten und mich sogar als Respektsperson betrachtet haben.
    Und den "Gemeinschaftsjob", den jeder machen musste, nahm mir jemand ohne mein Zutun ab, weil ich mit den Alkoholikern zum Einkaufen ging und von daher schon irgendwie eine Funktion hatte. Und der Oberarzt nannte mir die besseren Cafés drumrum.

    Das gab mir die Freiheit, das zu tun, was mir gut tat, ohne mich in blödsinnigen Auseinandersetzungen zu verlieren. Manche hatten sich da nämlich durchaus in der Wolle. Haben sich beim gemeinsamen Essen gestritten etc, ich nicht. Ich weiss, da ich es ausprobiert habe, dass es Stress ist, sich im Alleingang gegen 20 andere zu stellen. Ich werde in der Regel zwar nicht gemobbt, aber mir gehen die Leute dann aus dem Weg.

    Ob mir irgendwelche Gemeinschaftsübungen, mit denen in einer Reha zu rechnen ist, besser gefallen, wenn ich mich als Aussenseiter generiere, bezweifle ich. An sich rechne ich eher damit, ich stelle mich vernünftig dar und dann läuft das. Und das ist das, was ich will. Ich wills mir so einrichten, dass ich das gerne mache.

    Bei mir ist es generell so, ich mache viel allein. Ich muss mir gar nicht beweisen, dass ich das kann. Es geht um den Wohlfühlfaktor.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man es anschiebt.

    Aber das Gras wächst.
    Sei sparsam mit dem Düngen:mrgreen:

  • Hi LK,

    dem gibt es eigentlich nichts hinzuzufügen. Wir hatten uns ja auch schon bezüglich Klinikaufenthalten geschrieben und dabei festgestellt das wir uns dort ähnlich einrichten.

    Was Gruppen angeht. Ich bewege mich schon das ganze Leben in Gruppen. In manchen über Jahrzehnte. Und mir ist es auch wichtig, Kontakte und Freundschaften zu haben. Manche auch schon über Jahrzehnte. Allerdings bewahre ich mir auch meine Unabhängigkeit und lasse mich nicht vereinnahmen. Und damit fahre ich gut. Ich respektiere Menschen und erwarte, dass Menschen mich respektieren. Und wenn mich Menschen nicht respektieren, teile ich Ihnen das "freundlich aber bestimmt mit". Mir ist es egal, in welcher Rolle mich andere in einer Gruppe sehen. Solange sie aus dieser Annahme nichts was mich betrifft ableiten oder mir etwas aufdrücken wollen, ist alles gut.

    Gut das Dich Deine Schmerzen nicht vulnerabel bezüglich Alkohol machen. Warum das bei mir wegen meiner Depressionen so sein kann, dazu haben wir uns ja schon geschrieben.

    Liebe Grüße

    Kazik

  • Es ist gut, dass ich hier bin.
    Aus manchen Themen ziehe nämlich ich noch was.
    Z.B., dass es absolut nicht erstrebenswert ist, nach Jahrzehnten wieder anzufangen.

    Mir fehlt es nicht mal an Empathie, ganz im Gegenteil. In der Haut möchte ich nicht stecken. Macht mich nicht gerade neidisch.
    Und ich kann sogar nachvollziehen, dass das alles ganz schön hart ist, sich das anzuhören. Ich wills nicht hören.
    Manchmal kommts mir vor, ich betrachte das wie ein Arzt. Was bräuchte der wirklich?

    Oder was bräuchte ich, wenn es so wäre. Es wäre einfach besch...eiden. Die Motivation, dass es nüchtern besser war, hat ja offensichtlich nicht mehr gegriffen.
    Heute Nacht habe ich seit langem erstmals geträumt, dass ich wieder trinke. Beim Aufwachen, nee, echt nicht.

    LG LK

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man es anschiebt.

    Aber das Gras wächst.
    Sei sparsam mit dem Düngen:mrgreen:

  • Ich verstehe was du meinst, habe das auch alles verfolgt und habe mir Gedanken gemacht. Auch Gedanken, dass mir das nicht passiert.

    Du hast auf jeden Fall super Beiträge dort gelassen. Da konnte ich mir für mich was mitnehmen. Also dickes Lob an dich. ✌️

  • Oh, danke.

    Es ist nicht das erste mal, dass ich sowas erlebe.
    Ich weiss es ja.
    Und ich gehe davon aus, dass ich das für mich verhindern kann. Zumindest tue ich mein Möglichstes.

    Das ist aber grade auch das Bittere. Ein Langzeittrockener, der wieder anfängt, ist ja kein Anfänger. Er weiss eigentlich, wie es geht, aber er tuts nicht. Er findet ein Argument, warum er trinken will, weil irgendwas davon besser wird, und wenn es nur die Erfüllung des eigenen Willens ist, und dann stellt er fest, er hat sich geirrt. Und ich habe in realen Gruppen schon gesehen, dass das manchen Leuten endgültig die Füsse wegzieht, wenn sie wissen, dass sie es hätten es verhindern können. Denn man fängt ja nach Jahren nüchtern wieder damit an, ich glaube das passiert nicht so aus Versehen. Ich selbst habe ja tausend Werkzeuge, muss sie nur einsetzen. Und der Punkt, um wirklich wieder aufzuhören, muss wieder gefunden werden, da braucht es aber wieder so was wie einen Tiefpunkt. Findet nicht jeder.

    Es ist zwar schon eine Krankheit, aber wie bei manchen Anderen ist man der nicht hilflos ausgeliefert, sondern es gibt Verhaltesweisen, die haben sich bewährt. Hier sind es die Grundbausteine, es gibt noch zwei drei Andere, aber so ganz frei ist es eben nicht. Sicher ist, ohne Alkohol bin ich sicher, Punkt Aus Ende. Wenn ich nicht anfange, muss ich nicht aufhören.

    Es ist für mich ein bisschen wie beim Katastrophenschutz. Ein Rückfall wäre ja meine persönliche Katastrophe. Denn ob ich den Ausgang noch mal finden würde, wer weiss das schon. Es wurde hässlich werden. Nüchtern kann ich nüchtern überlegen. Wenn ich erst mal wieder trinke, kommt das übliche nasse Denken, von der Gier gesteuert und wegen dem Versagensgefühl ist dann auch schon manches noch schwerer. Ich habe einige gesehen, die dann wegen ihren Versagensängsten nicht mehr aufhören konnten, weil sie sich das nicht mehr zugetraut haben.

    Das ist keine Spekulation, manche reden da ja offen drüber. Da kann man sich im Sinne der Selbsthilfe schon was rausziehen.

    Katatrophenschutz muss in Übung bleiben. Wenn die Feuerwehr erst übt, wenns brennt, kannst Du Dir ja vorstellen.
    Ich halte mir das lieber im Bewusstsein, dann kanns mich nicht so sehr überraschen.

    Ich bleibe bei der Rückfallprohylaxe, dafür habe ich meine Arroganz, dass ich das nicht brauche, weil es ja so locker läuft, längst abgelegt. So lange ich nämlich nicht wieder anfange, bleibt es verhältnismässig locker. Selbst wenns mal schwierig wird, wieder aufhören ist schwieriger, nach Allem, was ich bisher gesehen habe. Zumindest bei mir gehe ich davon aus, ich bleibe lieber trocken.

    LG LK

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man es anschiebt.

    Aber das Gras wächst.
    Sei sparsam mit dem Düngen:mrgreen:

  • Ein Langzeittrockener, der wieder anfängt, ist ja kein Anfänger. Er weiss eigentlich, wie es geht, aber er tuts nicht. Er findet ein Argument, warum er trinken will, weil irgendwas davon besser wird, und wenn es nur die Erfüllung des eigenen Willens ist, und dann stellt er fest, er hat sich geirrt.

    Ich bin nun schon seit Jahren hier, und immer wieder zeigt sich dasselbe Muster: Wer nach einem Rückfall nicht mit dem ersten Glas aufhören kann, verfällt sofort in sein altes nasses Denken, als ob ein Hebel im Hirn umgelegt wird.

    Unabhängig davon, wie lange er trocken war: Das Wissen ist nicht verloren, es kann lediglich nicht unmittelbar abgerufen werden.

    Ich kann nie sicher sein, ob die Geschichten von jemandem, der hier im Forum auftaucht, wirklich so passiert sind. Aber wenn jemand nicht bei sich selbst bleiben kann und stattdessen versucht, andere von seinem Denken zu überzeugen, dann weiß ich, dass er noch einige Runden drehen muss.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Trocken seit 2007

  • Manno Lebenskünstler, du schreibst wieder mega. Irgendwie anders in letzter Zeit finde ich.

    das Bittere. Ein Langzeittrockener, der wieder anfängt, ist ja kein Anfänger.

    Ich habe mir da auch tagelang den Kopf drüber zerbrochen. Nach so vielen Jahren, das ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

    ich glaube das passiert nicht so aus Versehen.

    das kann ich mir auch nicht vorstellen

    Und der Punkt, um wirklich wieder aufzuhören, muss wieder gefunden werden, da braucht es aber wieder so was wie einen Tiefpunkt. Findet nicht jeder.

    Das stelle ich mir horror mäßig vor. Weiß nicht ob ich das könnte, deshalb werde ich es auch nicht testen.

    Sicher ist, ohne Alkohol bin ich sicher, Punkt Aus Ende. Wenn ich nicht anfange, muss ich nicht aufhören.

    So denke ich auch. Warum sollte ich mir jetzt wo ich abstinent bin, so einen Stress nochmal antun? Lieber genieße ich mein nüchternes Lund meinen klaren Kopf.

    Es ist für mich ein bisschen wie beim Katastrophenschutz. Ein Rückfall wäre ja meine persönliche Katastrophe. Denn ob ich den Ausgang noch mal finden würde, wer weiss das schon.

    Das ist ein guter Vergleich. Merke ich mir. Katastrophenschutz ist sehr treffend.😀


    Das ist keine Spekulation, manche reden da ja offen drüber. Da kann man sich im Sinne der Selbsthilfe schon was rausziehen.

    Katatrophenschutz muss in Übung bleiben. Wenn die Feuerwehr erst übt, wenns brennt, kannst Du Dir ja vorstellen.
    Ich halte mir das lieber im Bewusstsein, dann kanns mich nicht so sehr überraschen.

    Ich bleibe bei der Rückfallprohylaxe, dafür habe ich meine Arroganz, dass ich das nicht brauche, weil es ja so locker läuft, längst abgelegt. So lange ich nämlich nicht wieder anfange, bleibt es verhältnismässig locker. Selbst wenns mal schwierig wird, wieder aufhören ist schwieriger, nach Allem, was ich bisher gesehen habe. Zumindest bei mir gehe ich davon aus, ich bleibe lieber trocken.

    Absolut richtig und genauso mache ich es auch.

    Danke Lebenskünstler 🙋‍♀️

  • Und der Punkt, um wirklich wieder aufzuhören, muss wieder gefunden werden, da braucht es aber wieder so was wie einen Tiefpunkt.

    Das finde ich eine wichtige Aussage, denn begebe ich mich einmal in den Sumpf des doch mal „Ausprobieren-Wollens“, mit dem Hintergedanken, wenn’s nicht klappt höre ich halt wieder auf, dann habe ich ausgeblendet, was es bedeutet hat, meinen Tiefpunkt zu finden.

    -------------------------------------------------------
    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Ich schreibe noch mal was zu dem ganzen Thema.
    Mir macht das richtig Spaß, mich damit auseinanderzusetzen.

    Mein wesentlicher innerer Antrieb ist nicht, trocken zu bleiben, sondern, ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen. Die Trockenheit ist für mich Mittel zum Zweck. Wenn Ich nicht glücklich werden würde, hätte ich keinen Antrieb, länger leben zu wollen oder auf meine Gesundheit zu achten.
    Da gibts übrigens Massenuntersuchungen in der USA dazu. Nichts macht zuverlässiger auf Dauer unglücklich, als zu viel zu trinken. Hoher Alkoholkonsum führt zuverlässig zu Schwierigkeiten. Abgesehen davon, dass es lt. WHO keinen risikolosen Konsum gibt. Die zwei Gläser Wein, die angeblich gesund sind, sind längst Geschichte.

    Ich habe mich selbst im Zuge meiner Auseinandersetzung mit mir selbst schon gefragt, was ich eigentlich tun würde, wenn ich eine Möglichkeit finden würde, dass ich wieder trinken könnte.

    In diesem Zusammmenhang hatte ich einmal eine Unterhaltung mit einer Frau, die nach 13 Jahren Trockenheit wieder angefangen hatte. Als die Unterhaltung statt fand, ging sie bereits seit 5 Jahren mehrmals im Jahr zum Entgiften. Da erzählte sie mir, sie ist in ihrem ganzen Leben nie so glücklich wie in der Entgiftung. Denn da hat sie Leute um sich herum, die sich um sie kümmern und die sich für sie interessieren. Ihr ganzes anderes Leben ist total langweilig und sie war trocken nie so recht zufrieden.

    Ich habe da zugehört und dachte, OK, auch eine Möglichkeit. Einschub, der Arzt meines Vaters sagte, die Freiheit des Einzelnen beinhaltet auch die Freiheit, sein Leben gegen die Wand zu fahren.
    Also, wenn sie das so für sich entscheidet, kann man so machen, geht mich nichts an. Sie sagte dann aber auch noch, ihr gehts gut dabei. Mein Vater war ja auch überzeugt, ich werde nüchtern unglücklich werden. Denn für ihn war bis zu seinem Lebensende klar, das Leben lässt sich nur durch Alkohol erträglich machen. Auch seine Entscheidung, ich habe mich rausgehalten. Aber er war ja trotzdem mein Vater, denke ich dann schon drüber nach. Nur hat es keine Macht über mich, ich will mir nur selbst auch nichts vormachen.

    Und da kommt der Punkt für mich ganz speziell. Ist bei anderen Langzeittrockenen vermutlich ähnlich.
    Ich bin so gerne nüchtern, dass ich anfangs dachte, wenn ich es früher so gewusst hätte, hätte ich früher aufgehört. Stimmt so nicht, da ich damals einfach noch nicht so weit war. Aber heute bin ich es. Und selbst wenn ich könnte, würde ich nicht trinken. Manchmal mache ich mir tatsächlich einen Spaß draus, wenn ich mich mit einem Freund unterhalte, der dazu ein Glas Wein trinkt. Würde ich das Gefühl mögen? Ich kann mich ja dran erinnern. Und ich bin mir sicher, ich würde mich nach einem Bier oder einem Wein ganz sicher nicht besser fühlen. Ich kann mir das vorstellen, ohne dass es Appetit weckt. Eigentlich ist das für mich der Inbegriff des Trockenseins, ich will tatsächlich nicht und nicht nur aus Angst vor den möglichen Folgen.

    Und wie andernorts erwähnt, will ich nicht mit Stärke und Disziplin trocken bleiben, sonders es soll ein Selbstläufer sein.
    Der Selbstläufer ist es, aber bei unserem Freund hier gestern war es das auch, das hatte er erwähnt. Es war sogar so locker, dass er seine Vorsichtsmassnahmen vergessen hat. Bei mir ist es auch locker, also erkenne ich durchaus Ähnlichkeiten. Mir geht es aber zu gut, als dass ich seinen Weg nachgehen möchte.
    Angst habe ich davor nicht, denn ich weiss, ich habe das in der Hand.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man es anschiebt.

    Aber das Gras wächst.
    Sei sparsam mit dem Düngen:mrgreen:

  • Da gibts übrigens Massenuntersuchungen in der USA dazu. Nichts macht zuverlässiger auf Dauer unglücklich, als zu viel zu trinken. Hoher Alkoholkonsum führt zuverlässig zu Schwierigkeiten. Abgesehen davon, dass es lt. WHO keinen risikolosen Konsum gibt. Die zwei Gläser Wein, die angeblich gesund sind, sind längst Geschichte.

    Ich habe eine Zeitlang (jetzt im Nachgang betrachtet) eindeutig zu viel getrunken. Seit mein Partner in der Entgiftung war, habe ich auch keinen Tropfen mehr angerührt und was soll ich sagen- es geht mir soviel besser ohne Alkohol, ich fühl mich fitter, die Haut ist besser und so weiter. Und vor allem fehlt mir nichts!

    Im Nachhinein schäme ich mich auch sehr dafür, dass ich mir manchmal richtig einen "reingekippt" habe, um meinem Partner eins auszuwischen, wusste ich doch, dass er es nicht mochte, wenn ich getrunken habe und ich mir dann dachte "was du kannst, kann ich schon lange"....

    Ich lese deine Beiträge übrigens sehr gerne, auch wenn ich von der Co-Seite bin 🌞

    Einmal editiert, zuletzt von 123 (16. April 2025 um 11:58)

  • Ja, meine Frau hat auch mit mir zusammen ganz aufgehört, obwohl sie kein Alkoholproblem hatte. Beim Feiern mal mehr, sonst sehr gemäßigt
    Auch, weil auch ihr dann auch besser ging. Man muss kein Alkoholiker sein, damit es ohne besser geht.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man es anschiebt.

    Aber das Gras wächst.
    Sei sparsam mit dem Düngen:mrgreen:

  • Hi LK,

    ich fand es nahezu unmöglich aus dem, was der User geschrieben hat, irgendetwas Verlässliches rauszuziehen. Das fand ich in erster Linie für Ihn sehr bedauerlich, weil das die Aussichten für seine weitere Abstinenz verschlechtert.

    Was seine jahrzehntelange Abstinenz angeht, scheint er diese nicht ausreichend und vor allem regelmäßig reflektiert zu haben. Sonst wäre er nicht rückfällig geworden. Und das unterscheidet ihn von Dir und Hartmut. Und das ist auch der Grund warum ich glaube das ich von seiner Abstinenz nichts hätte lernen können.

    Liebe Grüße

    Kazik

  • Ich lese deine Beiträge übrigens sehr gerne, auch wenn ich von der Co-Seite bin 🌞

    geht mir auch so. ein paar takte dazu, und dann bin ich auch schon wieder weg...
    ich trinke seit Winter 23 nicht mehr, erst mal nur, weil ich dachte, ich könnte jemanden durch mein nicht-trinken dazu bewegen über seinen problematischen konsum nachzudenken. dann irgendwann wollte ich selbst nicht mehr, weil ich abgeschreckt war von dem was ich jeden tag bei ihm gesehen habe. aber ich habe irgendwann auch angefangen meinen eigenen konsum zu hinterfragen. was mir mein ganzes leben bisher komplett normal vorkam, weil ich es vom elternhaus nicht anders kannte und mich auch jahrelang in einem umfeld bewegt habe, wo das genusstrinken und regelmäßiger exzess ausdruck von einem erfüllten leben war. nach dem motto, wer nicht konsumiert, und seine grenzen austestet auch körperlich, der lebt gar nicht, vorallem in künstlerkreisen wirklich verbreitet. klingt wie ein klischee, hält sich aber hartnäckig. (die werbung bläut uns das ja auch seit kindertagen ein), und je nach umfeld werden die motive ein bisschen verändert, aber der konsens bleibt, daß es einfach dazu gehört.

    dabei habe ich ja eigentlich schon gewusst und gesehen davor bei meinem vater auch, daß regelmässiges trinken weder was mit genuss noch mit das leben aus dem vollen schöpfen zu tun hat. und ich kann jetzt nur von den branchen reden, die ich kenne. künstler, medienschaffende, musiker, filmleute, - natürlich nicht trinken während der arbeitszeit, aber danach? work hard, party hard. wer kann sich schon einen echten musiker mit ingwertee vorstellen? oper, klassik ok, aber rock, pop, jazz? Letzten Sommer war ich auf einer hochzeit eingeladen, natürlich gab es den obligatorischen sektempfang, und für die kinder, ganz selbstverständlich, den kindersekt, damit die trinken wie die großen. die woche davor saß ich am bett von xy in der intensiv, das ging mir dann wieder durch den kopf und ich hatte plötzlich eine solche wut auf die alkoholströme, die mit einer selbstverständlichkeit fließen und fließen sollen.

    Man muss kein Alkoholiker sein, damit es ohne besser geht.

    Stimmt.

  • ich fand es nahezu unmöglich aus dem, was der User geschrieben hat, irgendetwas Verlässliches rauszuziehen

    Man wird niemals etwas Verlässliches herausziehen können, wenn sich jemand noch im Rückfall befindet. Jedoch sollten wir den Betroffenen nicht mehr zu personalisieren, da er hier nicht mehr aktiv dabei ist.

    Die Abläufe sind jedoch stets ähnlich. Ich sehe es so: Wenn ich rückfällig werde und das Glas wieder wegstelle, befinde ich mich trotz Abstinenz noch Tage oder Wochen im Rückfall, da ich weiterhin denselben nassen Gedanken vertraue.

    Es benötigt Zeit, bis sich das Gehirn wieder auf „Trocken“ umstellt. Dafür ist jedoch die Bereitschaft erforderlich. Passend dazu lautet der Spruch: "Nur nichts trinken reicht nicht."

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Trocken seit 2007

  • Und da kommt der Punkt für mich ganz speziell. Ist bei anderen Langzeittrockenen vermutlich ähnlich.
    Ich bin so gerne nüchtern, dass ich anfangs dachte, wenn ich es früher so gewusst hätte, hätte ich früher aufgehört.

    Hallo Lebenskünstler.Mir als " Frischlingstrockener"gefällt der letzte Satz sehr gut.Ich bin jetzt 4 Monate trocken(das ist wirklich nicht viel!). Allerdings bin ich mittlerweile gerne nüchtern und ich frage mich ernsthaft, warum ich darauf nicht früher gekommen bin? Ist einfach stressfreier!;):) Wahrscheinlich ging es mir mit Alkohol noch nicht schlecht genug!? Ich verfolge deinen Faden sehr interessiert.Du schreibst mittlerweile anders als zu Anfang deines Fadens.Kann das sein? Ist nur meine Meinung!? Zu Anfang konnte ich dich schlecht einschätzen.Deine Beiträge finde ich mittlerweile sehr bereichernd für meine eigene Abstinenz! Da kommt viel Erfahrung rüber.Kann ich gut gebrauchen! Übrigens bin ich auch Bipo, zum Glück "nur" 2! :)Freu mich auf einen weiteren Austausch. Gruß Bono

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!