Mausipieps - Mein Bruder trank und es verlief tödlich

  • Oh je...

    musst / möchtest Du denn diese ganzen Details erzählt bekommen? Gibt es vllt etwas entferntere Verwandte / Freunde, die die Wohnung weiter ausräumen könnten? Das muss ja grauenvoll für so nahe stehende sein...

    Leider gibt es niemanden, der es uns da abnehmen kann. Wir müssen jetzt die Wohnung kündigen und meine Mutter und ich können uns momentan gar nicht vorstellen da reinzugehen. Schon alleine bei diesem Gedanken bekommen wir die Bilder in den Kopf. Mein Freund war heute Kreidebleich und total neben der Spur. Er hat zu viele Dinge heute gesehen.

  • Das glaube ich. Eine Entrümplung durch Profis käme nicht infrage?

    Wäre vielleicht am Ende eine Möglichkeit, aber vorher müssen wir erstmal die wichtigsten Dinge da rausholen. Glaube das ist dann noch mal der schwierigste Teil . Ich weiß auch gar nicht so richtig was wir alles von ihm brauchen. Gefragt wurde heute nach der Geburtsurkunde. Die braucht das Bestattungsinstitut. Dann wahrscheinlich Versicherungen und Verträge..er hat so viel davon. Auch Technik war sein Liebling. Ich vermute einige abgeschlossene Abos. Wir müssen das alles nach und nach rausfinden und kündigen.

  • Für das Haus meiner Eltern hatten wir eine Entrümplungsfirma. Die schmeißen nicht einfachvalles weg, sondern wenn man denen sagt was man noch braucht ‚retten‘ die das für einen.
    Erst mal viel Kraft für die Beerdigung- ich hoffe sie wird auch ein wenig tröstlich.

    Die Tipps von Aurora finde ich ganz toll- sich in der Trauer begleiten lassen von Menschen, die wissen wie das ist, ist wirklich Gold wert.

  • Ja, alles geht viel zu schnell, zumindest, was die Beerdigung anbelangt. Der ganze Papierkrieg dauert viel länger. Auch Ausräumen wird noch eine Katastrophe werden. Ich habe lange gebraucht, bis ich das erste Mal die Wohnung überhaupt betreten konnte. Und dann steht man dort wie benebelt, kann es nicht fassen. Wo fängt man an und was muss nun passieren. Kann ich das überhaupt? Tausend Dinge, die zu tun waren und auch immer noch zu tun sind. Vorher, währenddessen und oder danach fließen die Tränen. Morgens, Mittags, Abends...

    Ich habe mir die Kontoauszüge eines Jahres angeguckt, weil man dort am besten erkennen kann, was alles an Abbuchungen rausgeht, welche Versicherungen existieren etc. Und dann eben gezielt nach der aktuellsten Unterlage gucken und kündigen oder zumindest benachrichtigen. Ohne Urkunde kommt man aber auch nicht besonders weit. Auch das dauert dann noch.

    Man muss ja erstmal alles verarbeiten und egal, was einem in die Hände fällt - Foto zB. - guck mal, da haben wir das und das gemacht...;(

    Man kommt nur schleppend voran. Einen Entrümpler mag ich noch nicht haben, solange wir selbst noch nicht alles gesichtet haben. X Mails losgeschickt, dann natürlich Einladungen an Freunde und Kollegen. Es ist so viel zu tun. Ich bin momentan wie ausgelaugt und es gibt immer noch kein Land in Sicht.

    ich wünsche Dir auch viel Kraft bei dem was alles zu tun ist.

    Nimm Dir Zeit, lenk Dich auch mal mit etwas schönem ab. Mir hilft es mal einen Film zu gucken, um nicht ständig über all das nachdenken zu müssen.

    Liebe Grüße

  • So geht es mir auch. Ich versuche jeden Tag etwas zu erledigen, in kleinen Schritten. Verträge kündigen, immer ein bißchen was entsorgen. Ich stehe vor den Schränken und fühle mich wie gelähmt.

    Ich hatte gestern nochmal ein Gespräch mit der Bestatterin und es hilft mir sehr, dass ich sie ganz gut kenne.

    Mir hilft es, dass er keine Schmerzen mehr hat und ich keine Angst mehr um ihn haben muss. Für die Beisetzung habe ich mich für das Lied von Reinhard Mey, lass nun ruhig los das Ruder, entschieden.

    Ich wünsche Euch viel Kraft.

  • Hallo Mausipieps,

    ich komme von derAlkoholiker*innenseite deshalb schreibe ich hier eigentlich nicht.

    Ich bin aber auch EKA.

    Nachdem Tod meines Vaters habe ich mich um die Abwicklung des Verkaufs meines Elternhauses gekümmert. Meine ältere Schwester und seine neue Frau wollten damit nichts zu tun haben. Ich musste sie regelrecht drängen an einem Tag mit anzupacken. Den Rest habe ich ganz alleine gemacht und das war dann auch "okay".

    Ich hatte aus Gründen ein sehr schwieriges Verhältnis zu meinen leiblichen Eltern. Aber es war mein Elternhaus in dem ich zwanzig Jahre gelebt hatte. Ich habe mich innerlich sehr gewappnet als ich dort "gearbeitet". Ich habe die Tage dort auf ein Minimum reduziert. Ich habe tatsächlich nur sehr wenige Dinge aus dem Haus mitgenommen. Und habe heute noch weniger davon. Meine Gedanke dabei war das ich die "schönen" Dinge in meinen Erinnerungen behalten und die "schlechten" Dinge nicht extra erinnert werden Möchte. Das war mein Weg. Das ausräumen hat bei uns die Stadtreinigung übernommen. Die unbrauchbaren Dinge kamen in einen Presswagen und die brauchbaren Dinge in einen LKW wo sie über einen stadteigenen Secondhandmarkt verkauft wurden. Ich war dabei und hätte jederzeit sagen können wenn ich etwas behalten wollte. Aber ich konnte mich auch fernhalten wenn ich mich abgrenzen wollte.

    Zu seinen Verpflichtungen. Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen wo Ihr seine Konten und sein Vermögen auflösen müsst. Und dann wird Euch die Bank sagen ob dort noch Forderungen sind und diese begleichen. Danach werden die Konten geschlossen und die Bank benachrichtig die Gläubiger das das die Konten nicht mehr existieren. Damit enden die Ansprüche. Falls ihr dazu noch fragen habt fragt Eure Bank oder nehmt Euch einen Anwalt.

    Mein Beileid zum Tod Deines Bruders.

    Liebe Grüße

    Kazik

  • Es tut irgendwie gut zu wissen das man nicht alleine damit ist. Ich danke euch das ihr eure Geschichten und Erfahrungen mit mir teilt.

    Heute hatte ich sein Handy in der Hand. Es war ein eigenartiges Gefühl. Ich habe keine Gallerie geöffnet und auch sein Whats App lies ich geschlossen. Es gab einige Abbos die ich kündigen konnte. Aber es scheint das es online noch viel mehr gibt. Ich hoffe man kann es alles irgendwie finden und kündigen. Auf dem Friedhof waren wir heute auch schon. Aber jetzt merke ich das ich mal eine Pause brauch. Es tut einem der Bauch weh wenn es immer wieder ein Schritt weiter geht.

  • Aber jetzt merke ich das ich mal eine Pause brauch

    Gut dass du das spürst. Nimm dir die Pausen. Nichts hat Eile- auch wenn du bestimmt die unangenehmen Dinge schnell hinter dich bringen möchtest. Deine Trauer in deinem ganz eigenen Tempo ist jetzt wichtig. Das ist harte Arbeit und braucht auch Pausen.

  • Heute bin ich aufgestanden und bemerkte sofort, das dieser Tag sehr weh tun wird. Obwohl ich mir nichts vornahm hatte ich so ein blödes Gefühl im Bauch. Man kann es gar nicht beschreiben. Ein kitzeln aber nicht angenehm sondern wie Lampenfieber.

    Das ging den ganzen Tag und wieder muss ich realisieren das ich meinen Bruder nie wieder sehe ;( . Ich bin traurig und wütend. Wie könnte er mich nur alleine lassen

    Ich weiß das er immer stolz auf mich ist und er liebte meine Kinder. Besonders die ganz kleine. Er wollte doch sehen wie sie groß werden..er wollte wie jedes Jahr den Weihnachtsmann für sie spielen. Er wollte mich jetzt öfter besuchen, sagte er beim letzten mal. Auch Mama versprach er es . Seine letzen persönlichen Worte. Und kurz danach dann der Rückfall.

    Warum passiert sowas ?

    Warum riskiert man sein eigenes Leben wenn man doch so viele Ziele hat?

    Warum lässt er uns alleine obwohl er uns alle so liebt?

    Ich kann es immer noch nicht verstehen;(

  • Hallo Mausipieps,

    jetzt schreibe ich doch noch etwas. Du bist zurecht wütend den er hat sich selbst getötet. Ob er das in diesem Augenblick wirklich auch so wollte ist unerheblich. Wenn er seine Sucht nicht gestopt hätte ware das früher oder auch passiert den Alkoholismus ist durch die Giftigkeit eine tödliche Sucht. Und das wird er auch gespürt haben. Und Du kannst zurecht darüber wütend sein das er sich aufgegeben hat und bis zum Schluss lieber sterben wollte als sich für sein Leben zu entscheiden. Sowas macht alle die eine Selbsttötung bei nahestehenden Menschen erleben müssen wütend. Nur sehr viele merken nicht so wie Du diese Wut. Aber sie ist okay.

    Ich hoffe das war jetzt nicht zu direkt.

    Liebe Grüße

    Kazik

  • Heute ist ein merkwürdiger Tag. Ich komme mir vor als ob mein Bruder neben mir sitzt. Vielleicht ist es die Hoffnung die dieses Gefühl erweckt. Aber es passieren auch mysteriöse Dinge die ich wahrnehme. Vielleicht werde ich jetzt verrückt wegen dieser Sehnsucht.

    Und das die Trauer nicht groß genug ist geht das nächste Problem einher. Ich glaube.. nein ich bin mir sehr sicher... Mein Stiefvater hat auch ein Alkoholproblem. Meine Mutter erzählte mir es schon ein paar mal. Und mittlerweile wird es immer mehr. Er macht es heimlich. Gleich früh am Morgen. Er versteckt es draußen und wahrscheinlich überall. Ich weiß das es Probleme zwischen ihm und meinem Bruder gab. Und im letzen Jahr eskalierte es öfter zwischen den beiden. Mein Bruder nahm Abstand. Zumindest blieb er nicht mehr über Nacht ich glaube mein Stiefvater hat jetzt ein schlechtes Gewissen und kommt damit nicht klar. Ich mache mir Sorgen um meine Mutter, die beiden sind auch nicht mehr die jüngsten. Die Qual um meinem Bruder ist groß genug soll der Spuk jetzt in der Familie weiter gehen?

  • Aber es passieren auch mysteriöse Dinge die ich wahrnehme. Vielleicht werde ich jetzt verrückt wegen dieser Sehnsucht.

    Nein das ist in der Trauer ganz normal. Man sieht Zeichen des Verstorbenen. Ob das jetzt wirklich Zeichen sind oder die Trauer aus dir spricht ist allein deine Interpretationssache.

    In einer solchen Situation darf man auch ein wenig verrückt sein. Eine Freundin fragt seit Jahren vor wichtigen Entscheidungen ihren Vater um Rat. Der ist schon viele Jahre tot. Das ist ok und jeder findet seinen eigenen Weg.

    Sorgen um meine Mutter

    Bleib bei dir. Klar könnt ihr gemeinsam trauern aber gehe jetzt nicht zu tief in die Betreuung. Das müssen andere machen. Das ist auch deine Trauer.

  • Hallo Mausipieps,

    Aber es passieren auch mysteriöse Dinge die ich wahrnehme.

    Seit meine Tochter verstorben ist ( war kein Alkohol im Spiel) sehe ich auch oft " Zeichen". In Form von Herzen.

    Ganz banal und manch einer lacht vielleicht heimlich drüber. Aber das ist mir egal, denn mich tröstet es und lässt mich ihr nahe fühlen. In meinem Herzen ist sie eh IMMER nahe bei mir.

    Die Herzen können die Form zum Beispiel der Milchschaum auf meinem Kaffee sein oder ein Stein, den ich finde, eine Wolke, die so aussieht wie ein Herz...

    Alles ist richtig, was Trost spendet.

    Liebe Grüße Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Liebe mausepieps

    Auch ich habe nach der Sterbebegleitung und dem Tod eines sehr engen Freundes noch Jahrelang manchmal seine Nähe durch verschiedenste "Zeichen" ganz plötzlich und intensiv gespürt. Erst erschreckend und dann sehr schön war das.

    Meine Cousine hat als Jugendliche nach dem Tod ihres Bruders ihn plötzlich gerochen.

    Da ist gar nichts Falsches dran!


    Ich hoffe, Du kannst die Sorgen um Deine Eltern ein wenig auf Distanz halten!

    Viel Kraft wünscht

    Api

  • Hallo Mausipieps ,

    auch ich habe im letzten Oktober meinen Papa verloren. Meine Mama war zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr in der Lage sich um irgendetwas zu kümmern.

    Ich bin dann wirklich sehr organisiert an die Sache ran gegangen und habe mir eine To Do Liste geschrieben was alles zu erledigen ist (hier einige Beispiele):


    - Sterbeurkunde anfordern (geschieht meist durch den Bestatter)

    - Rentenversicherung informieren, sofern er schon Rente bezogen hat (übernimmt meist auch der Bestatter)

    - Abos Kündigen -> Hier hab ich dann eine extra Liste angelegt und immer dazu geschrieben wann und wie ich gekündigt habe. Z.B ADAC per Mail mit Sterbeurkunde und hab dan dazu geschrieben wann die Kündigungsbestätigung eingegangen ist

    - Bankkonten auflösen

    - Versicherungen kündigen


    Mir hat die strukturierte Liste sehr viel Halt gegeben und ich konnte sie in kleinen Etappen abarbeiten. Im Haus meiner Eltern kann ich aber auch nicht lange sein und dann kommt ein erdrückendes Gefühl.

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