Wichtelmama - Co mit zwei kleinen Kindern

  • Hallo zusammen,

    ich erwarte hier einen Austausch und vielleicht auch ein paar gute Gedanken und Ideen. Ich möchte das Forum gerne als eine Art Tagebuch nutzen wenn ich bleiben darf.

    Der Vater meiner Kinder, Schulkind und Kindergartenkind, ist seit bereits über 6 Jahren in der Sucht gefangen und ich als Co mittendrin. Ich habe mich vor zwei Jahren getrennt, aber die räumliche Trennung steht noch aus leider. Ich suche aber mit Hochdruck nach einer Wohnung, da der Mitbewohner nicht ausziehen würde. Ich komme nur schlecht aus meinem Gedankenkarrussel, auch die Kinder fallen bereits mit ihrem Verhalten auf. Die machen mir die größten Sorgen und ich erhoffe mir einfach ein wenig Input oder Erfahrungen.

    Einmal editiert, zuletzt von Wichtelmama (28. Januar 2025 um 03:46)

  • guten Morgen Wichtelmama,

    herzlich Willkommen in unserer Onlineselbsthilfegruppe.

    Es ist gut, dass du hierher gefunden hast.

    Ich kann dich gut verstehen, denn es ist sehr schwer, diesen Gedankenkreislauf zu durchbrechen. Ich habe beim lesen auch daran gedacht, wie es mir ging- Ich habe auch zwei mittlerweile lange erwachsene Kinder und habe meinen xy auch Mitbewohner genannt.

    Die Kinder bekommen sehr viel mehr mit, als wir uns vorstellen können, dabei ist es so wichtig, dass es dir und ihnen gut geht. Deinen Mann kannst du nicht ändern.

    Ich lasse dir den Bewerbungslink für den offenen Forenbereich da, folge dem Link und schreibe noch einen kurzen Satz dazu, damit wir dich freischalten können. Dann kann der Austausch beginnen.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Wichtelmama,

    du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet, und kannst überall schreiben, nur bitte in den ersten 4 Wochen nicht bei den Usern im Vorstellungsbereich. Diese erkennst du an den orange/roten Namen.

    Ich wünsche dir einen Hilfreichen Austausch und verschiebe dein Thema in den offenen Angehörigenbereich. Dort kannst du einfach hier in deinem Thema weiterschreiben.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Ich mag ein wenig zu meiner Situation erzählen.
    Kennengelernt habe ich meinen Ex vor 12Jahren, da hat er schon gerne und viel getrunken, aber nur mit Freunden und zu Anlässen. Für mich hat das gepasst, ich habe gerne mitgemacht.
    Kurz vor der Geburt unseres ersten Kindes gab es ein Ereignis, das meinen Ex aus der Bahn geworfen hat. Ab da hat er angefangen heimlich die härten Sachen zu trinken. Ich habe ihm anfangs immer wieder gesagt, wo dieser Weg hinführen wird und ich das nicht für die Kinder will.
    Mein Vater ist nasser Alkoholiker und meine Kinder sollten das nicht auch mitmachen müssen. Ich habe mich deshalb vor zwei Jahren getrennt. Die Trennung an sich hat mir schon eine Last von den Schultern genommen und ich habe Verantwortung abgegeben.
    Leider habe ich mich bisher räumlich nicht trennen können. Es gibt da so viele, auch vorgeschobene Gründe. Es ist natürlich bequem und finanziell sicher zusammen zu wohnen. Wäre es ein vernünftiges Zusammenleben, hätte alle ihre Vorteile.
    Aber schön ist das Zusammenleben schon lange nicht mehr. Ich arbeite jetzt seit drei Jahren wieder. Seit dieser Zeit habe ich viele viele Ängste ausgestanden. Er musste in der Zeit auf die Kinder aufpassen. Natürlich auch unter Alkoholeinfluss. In der Vergangenheit gab es mehr als einmal Situationen, die die Kinder hätten gefährden können. Ich habe mir oft gewünscht, dass jemand die Polizei informiert, wenn er wieder besoffen mit den Kindern unterwegs war. Gott sei Dank kamen diese schlimmeren Abstürze nicht so häufig vor.

    Ich glaube meinen persönlichen Tiefpunkt hatte ich vor 1,5Jahren. Ich bin mit den Kindern im Auto in den Urlaub gefahren. Die Kinder haben aufgrund der langen Fahrt irgendwann angefangen zu spinnen und haben nur gestritten. Ich war mit den Nerven so fertig, dass ich ernsthaft darüber nachgedacht habe das Lenkrad zu verreißen, auf der Autobahn, einfach nur damit endlich Ruhe ist. Das war wirklich schlimm. Wir sind dennoch gut angekommen und haben den Urlaub genossen . Danach folgte mein zweiter Hörsturz(vermutlich stressbedingt). Ich habe dann ein halbes Jahr später eine Mutter-Kind Kur gemacht. Die hat mir sehr gut getan, den Kindern auch. Ich habe viel mitgenommen aus der Kur.
    Diese Energien sind jetzt aber verbraucht. Ich habe wieder ein enorm hohes Stresslevel. Der Tinnitus brüllt mich nur noch an. Ich habe Angst vor noch einem Hörsturz. Aber ich kann die Situation im Moment nicht ändern. Der Mitbewohner ist seit 3 Monaten zuhause, krankgeschrieben. So schnell wird er nicht arbeiten gehen denke ich. Wir sind also seinen Stimmungsschwankungen ausgesetzt. Man merkt das den Kindern an. Wenn er sie mal wieder anbrüllt, weil er Respekt verlangt, haben sie Angst und weinen. Einsicht seinerseits? Nein, die Kinder müssen Respekt haben vor ihm und gehorchen, wenn sie sich fürchten, dann ist das eben so. Antiautoritäre Erziehung funktioniert nicht.
    Das kleine Kind möchte nicht mit dem Vater alleine bleiben. Er macht jedes Mal ein Riesen Geschrei, steigert sich je nach Situation so rein, dass er fast anfängt zu kotzen. Das ist nicht schön mitanzusehen.

    Mittlerweile bin ich wirklich bereit meine finanzielle Sicherheit und mein bequemes Leben aufzugeben. So kann es nicht weitergehen.

  • Ich gebe zu, ich kann kaum aushalten zu lesen, was du deinen Kindern da zumutest. Ich verstehe überhaupt nicht, warum für dich nicht längst der Punkt erreicht ist, an dem „bequem“ und „finanziell sicher“ keine Argumente mehr sind. Du musst sie aus dieser toxischen WG rausholen!

    Es gibt viele Hilfsangebote. Und aus meiner Sicht ist es allerhöchste Zeit, deine Kinder zu retten. Ist dir nicht klar, wie groß und langanhaltend der Schaden ist, den sie gerade nehmen?

  • hallo wichtelmama, das ist wirklich ein furchtbares klima was du da beschreibst. wie er mit dir umgeht, hast du ja noch nicht beschrieben, aber was deine kinder erleben müssen, und mussten, fügt ihnen grossen schaden zu. Sie sind verhaltensauffällig, da setzen sie selbst ja schon eine alarmstufe.

    Soweit das ein Kind kann. Denn sie sind dieser Hölle ja ausgesetzt.
    Dein kleines Kind will nicht mit dem Vater alleine sein. Und sollten sie auch nicht, beide nicht.

    Mein erster impuls war, sofort raus da.

  • Hallo Wichtelmama,

    bitte warte nicht länger ab sondern tu was. Alles Geld der Welt, keine noch so schöne Wohnung/ Haus kann das nicht aufwiegen, welcher psychischen Gewalt die Kinder und du ja auch ausgesetzt sind.

    Du kannst einen Anwalt aufsuchen, Pro Familia, Caritas, Diakonie... es gibt Hilfe, dass vor allem die Kinder da rauszukommen. Das ist Kindswohlgefährdung.

    Das kleine Kind möchte nicht mit dem Vater alleine bleiben. Er macht jedes Mal ein Riesen Geschrei, steigert sich je nach Situation so rein, dass er fast anfängt zu kotzen. Das ist nicht schön mitanzusehen.

    Das tut mir regelrecht weh wenn ich es nur lese...

    Liebe Grüße Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Danke euch erstmal für eure Antworten.
    Ja, natürlich, wir müssen raus hier. Ich habe bereits mit meinem Arbeitgeber gesprochen und um andere Arbeitszeiten gebeten. Sobald sich was ergibt, werde ich informiert. Alternativ müsste ich einen anderen Arbeitgeber suchen, damit hätte ich jetzt auch kein Problem und es gibt mittlerweile auch schon mehrere Arbeitgeber, die den Muttis mit den Arbeitszeiten entgegenkommen.
    Jetzt sind die Kinder schon größer und stabiler, nicht mehr so oft krank. Die letzten Jahre waren sie ständig krank im Winter, da kamen mir meine jetztigen Arbeitszeiten natürlich entgegen und ich konnte fast alles auffangen. Genauso wie die ganzen Tage an denen der Kindergarten geschlossen war, früher zu war etc. Denke das waren auch alles Gründe, die mich haben die Situation ertragen lassen.
    Das leider wirklich größte Problem ist die Wohnungssuche. Es gibt hier kaum Wohnungen, bzw ist der Markt hart umkämpft. Ich arbeite daran, dass wir bald rauskommen.
    Zu dem Mitbewohner. Natürlich erzählt man immer nur die schlechten Dinge. Wenn er immer so ein A…Loch wäre, wäre ich sicher längst weg. Aber so oder so, es reicht! Ich bin ja auch EKA. Ich kann mich zwar nicht daran erinnern meinen Vater trinken gesehen zu haben, aber sehr wohl habe ich meine Mutter in Erinnerung, die immer auf Spannung war. Ja, jetzt kann ich das natürlich einordnen. Ich merke, dass ich auch mit meiner Spannung meinen Kindern nichts Gutes tue. Sie merken das und haben in der Vergangenheit oft genug ausbaden müssen, was ich für innerliche Kämpfe gefochten habe. Da hat mir die Kur Gott seindank geholfen Strategien zu entwickeln. Kann ich nur jedem Elternteil ans Herz legen! Einfach mal drei Wochen raus und sich um sich selbst kümmern.
    Trotz aller Entschlossenheit bleibt aber trotzdem noch immer diese Stimme im Kopf, dass ich den Kindern den Vater nehme. Er ist ja nicht den ganzen Tag betrunken, er funktioniert ja. Auch mit einer Flasche Vodka intus. Ja, ich weiß, es ist Blödsinn. Verstärkt wird sowas natürlich auch durch den Mitbewohner der dann wieder sagt, dass ich ihm auch noch in den Rücken falle. Ja, die Stimme kann man nicht so leicht ausschalten.

  • Du kannst einen Anwalt aufsuchen, Pro Familia, Caritas, Diakonie... es gibt Hilfe, dass vor allem die Kinder da rauszukommen. Das ist Kindswohlgefährdung.

    Ich war gestern bei der Caritas, Suchtberatung. Sie hat mir ein paar Flyer mitgegeben mit Anlaufstellen. Ich muss noch schauen ob was passendes für die Kinder dabei. Für Kinder ab 8 Jahren haben sie tolle Angebote, dafür sind meine noch zu jung.
    Zum Anwalt gehe ich noch. Ich will zum Einen mein Testament machen(wir sind nicht verheiratet und ich will nicht, dass er über das Erbe der Kinder verfügt, er kann nicht mit Geld umgehen). Auch will ich mich informieren, was nach meinem Tod mit den Kindern passiert, sollte er weiterhin saufen. Ich habe Geschwister die auch keinesfalls wollen, dass die Kinder dann bei ihm bleiben und sie würden sich um die Kinder kümmern. Sicherlich gibt’s dort noch mehr Informationen.
    Die Profamilia meinte sie wäre jetzt nicht unbedingt zuständig, eher die Suchtberatung. Ich schaue mal was sonst für Angebote gibt.

  • Auf wen läuft die Wohnung denn Wichtelmama?

    Auf uns beide. Aber wie ich oben schon schrieb gerade, freue ich mich auf einen Neuanfang mittlerweile. Klar, es wäre deutlich einfacher wenn er geht, aber darauf kann kein Mensch warten. Bis dahin sind die Kinder schon groß.

  • Heute hatte ich ein gutes Gespräch mit dem Vater des Mitbewohners. Ich habe seine Eltern schon vor einiger Zeit mit ins Boot geholt. Sie wissen dass ihr Sohn Alkoholiker ist, verstehen die Krankheit aber nicht wirklich. Das ist jetzt nicht weiter schlimm, aber sie wissen, dass die Situation mehr als ungesund ist. Sie haben mir Hilfe mit den Kindern zugesichert. Ich finde es sehr wichtig und es tut mir auch gut, wenn man Verbündete hat, jemanden einweiht. Man muss nicht alles alleine tragen und mit sich selbst ausmachen. Seinem Vater ist auch vorher schon aufgefallen, dass sein Sohn immer so ausgedünstet hat. Auch in seinem Freundeskreis ist er bereits mit seinem Konsum aufgefallen. Ich glaube es ist nicht der richtige Weg alles zu vertuschen und verheimlichen.
    Der Mitbewohner trinkt momentan etwas mehr als eine Flasche Vodka in 24h, plus etwas Bier oder Wein. Man merkt ihm den Konsum nicht an, er funktioniert. Außenstehende würden gar nicht wahrnehmen, dass er überhaupt getrunken hat. Ich frage mich schon wie lange sowas gut gehen kann.

  • dass ich den Kindern den Vater nehme. Er ist ja nicht den ganzen Tag betrunken, er funktioniert ja. Auch mit einer Flasche Vodka intus. Ja, ich weiß, es ist Blödsinn. Verstärkt wird sowas natürlich auch durch den Mitbewohner der dann wieder sagt, dass ich ihm auch noch in den Rücken falle. Ja, die Stimme kann man nicht so leicht ausschalten.

    Ja, es IST Blödsinn.

    Und es sagt ja auch niemand, dass es leicht ist, die Stimme auszuschalten.

    Aber für die Kids ist Eure Situation noch weniger leicht.

    Was den Wohnungsmarkt angeht: Hast Du mal bei Kleinanzeigen o.ä. nach "Wohnen auf Zeit" oder nach "Monteurwohnungen" geschaut? Auch Ferienwohnungen können bezahlbar sein, wenn man für etwas längere Zeit mietet. Dann kämst Du erstmal raus und könntest in Ruhe und mit klarem Kopf weitersuchen!

  • Aber für die Kids ist Eure Situation noch weniger leicht

    Du hast natürlich absolut recht, ich bin mir dessen bewusst. Dieses auf und ab macht ja uns alle fertig. Aber ich sehe ja auch wie die Kinder an ihrem Vater hängen(ok, das tun Kinder eigentlich immer, egal was Eltern ihnen antun). Es ist einfach nur zum kotzen. Ich erhoffe mir aber auch durch die räumliche Trennung, dass der Vater vielleicht etwas entspannter ist, auch im Umgang mit den Kindern. Ich glaube sie gehen ihm oft auf die Nerven. So oder so, dieses Gefühl eine falsche Entscheidung zu treffen bleibt. Aber mir geht es einfach auch schon sehr lange nicht mehr gut. Neuerdings sind Magenschmerzen dazugekommen. Ich werte das mal als Symptom vom Stress.

    Zu der Wohnungssuche. Ich habe überlegt wegen wohnen auf Zeit, aber das möchte ich nicht. Ich möchte bestenfalls gleich eine Wohnung finden, in der wir langfristig bleiben können. Ich glaube die Kinder brauchen auch eine gewisse Konstante. Vor allem muss ich ja auch wegen der Schule und Kindergarten schauen. Hier im Stadtteil ist es eh fast unmöglich irgendwas zu finden. Ich habe mich langsam mit dem Gedanken angefreundet weiter auswärts zu suchen. Aber auch da muss ich schauen wegen der Arbeit. Homeoffice ist nicht möglich und ein langer Arbeitsweg kommt nicht in frage, sonst komme ich Nichtraucher meine Stunden. Und ja, da sind die Finanzen doch einfach wichtig, für eine Mietwohnung muss man hier schon fast eine Niere verkaufen.

  • Heute ist ein nichtbsonguter Tag. Der Mitbewohner ist wieder furchtbar angespannt und und lässt seine Laune raus. Denke er hat schon gut getrunken.
    Das Große Kind spinnt rum. Es ist einfach zermürbend.
    Gerade erst wieder in einer Gruppe von einer Dame gelesen, die über hundert Bewerbungen für Wohnungen geschickt hat, aber nur zu 10 Vorstellungsgesprächen geladen wurde.
    Die Hoffnungslosigkeit keimt langsam wieder auf. Gefangen mit dem Alki, keine Chance zur Flucht.

  • Liebe Wichtelmama,

    Ich kann mir vorstellen, dass es schwierig ist. Mache Dir doch heute mit den Kids einen schönen Tag, weg von ihm und sammel ein bisschen Kraft.

    Hast Du schon Wohnungen angeschaut? Genossenschaften etc?

    Aber vielleicht heute mal einfach ein Tag zum ausspannen.

    LG Momo

  • Sieh es doch mal so: Du möchtest ja auch nicht 100 Wohnungen besichtigen, 10 wären doch schon eine gute Vorauswahl.

    Viele gute Wohnungen werden ja auch unter der Hand vergeben. Hast Du da schon im Bekanntenkreis "Bedarf" angemeldet, falls sie von einer freuen Wohnung hören?

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