• Mir reicht's, ich bin fertig. Zum Glück habe ich keinen Säufer, den ich auch noch mitschleppen müsste.

    In sofern bin ich echt froh und noch immer dankbar, dass ich vor 16 Jahren den für mich entscheidenden Schritt der Trennung gewagt habe.

    ich finde es toll, wie du das alles meisterst und, dass du nach doch langer Zeit das „immer noch“ siehst.

    Gibt dir das nicht auch Kraft und Stärke ?

    Liebe Grüße und du weißt, es kommen auch ruhigere Zeiten, auf die du dich freuen kannst :)

  • Hallo,

    ich hab eben was im Fädchen von jacaelli geschrieben und finde, das kann auch hier stehen.


    Zuerst war es mir nicht bewusst, ich bin in einer Familie groß geworden in der Alkohol auf Feiern in Strömen geflossen ist. Die Familie war sehr groß also gab es auch viele Feiern.

    Dass also mein erster Mann da gut mithalten konnte war für mich erstmal nicht auffällig.

    Wir bekamen 2 Kinder und es war mir schon nach einigen Jahren bewusst, dass beim Ex etwas aus dem Ruder lief. Aber da ich eine gute Ehefrau und Mutter war ( so war ich halt geprägt worden), hielt ich aus, unterstützte ihn usw. In den Jahren war er dann irgendwann abhängig geworden und mein Leben wurde immer schwieriger.

    Außer seiner Arbeit nachzugehen, tat er nicht viel. Ich war zuständig für so ziemlich alles. Und zwischendurch lief es ja auch immer wieder mal gut und ich habe gehofft. Und die Jahre gingen ins Land, ich wurde zunehmend erschöpft, gereizt, hatte keine guten Gefühle für ihn. Das wurde immer schlimmer, es war Ekel, Wut, Schmerz, Angst. Ich hatte Trennungsgedanken. Aber ich hab mich nicht getraut.

    Denn da waren die Kinder, die schöne Wohnung, finanzielle Sicherheit, Hoffnung und meine Unfähigkeit, Grenzen zu setzen und selbstbewusst zu sein.

    Bis es so schlimm wurde, dass ich durch die psychische Gewalt, die er durch seinen Zustand ausübte, anfing, ihn zu hassen. Er wurde immer übergriffiger, auch sexuell. Und ich hatte kaum noch Gefühle für mich selbst. Die Kinder waren erwachsen und ich war am Ende. Ein kleines bisschen Überlebenswille war noch da und dadurch konnte ich in Bewegung kommen.

    Ich war 23 als wir geheiratet haben, da kannten wir uns gerade 6 Monate. Ich war 48, fast 49 als ich mich getrennt habe. Klar wir hatten auch gute Zeiten. Aber ich hätte mehr von meinem Leben ohne ihn gehabt. Ich war psychisch ziemlich am Ende und auch physisch. Und ehrlich, empfehlen tu ich das keinem.

    Mein erster Mann wollte nicht aufhören. Ich hatte alles getan um ihn zu überzeugen. Nix hat geholfen. Nach der Trennung war er gut 4 Jahre trocken, dann fing er wieder an und hat sich schlussendlich totgesoffen.

    Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Hallo,

    jetzt ist es bald 17 Jahre her, dass ich mich auf den Weg gemacht habe. Endlich aus meiner Starre rauskonnte. Meene Jüte, wo ist die Zeit geblieben =O.

    In diesen Jahren seit der Trennung damals habe ich mich viel mit meiner Coabhängigkeit beschäftigt und konnte ganz viel für mich reflektieren und neu ordnen. Es war gut, dass ich aus dieser ersten Ehe aussteigen konnte, im Grunde genommen war es ja sehr viele Jahre nicht die Erfüllung gewesen. Zum einen wegen der Trinkerei meines ersten Mannes, zum anderen wegen seiner Übergriffigkeit und der seiner Familie.

    Ich habe hier sehr viel für mich mitnehmen können. Das Forum war meine Rettung, gewissermaßen, weil ich hier endlich Verständnis gefunden habe, Unterstützung und Wertschätzung. Ich bin ernstgenommen worden, etwas, was ich aus meiner Ehe nicht mehr kannte.

    Ich habe hier Freunde gefunden und sogar meinen zweiten Mann, der Alkoholiker ist, seit 2006 ist er trocken. Und gestern ist was Komisches passiert...

    Wir waren essen, bei unserem Lieblingsinder. Ich war auf dem Klo, Dante hatte inzwischen für uns bestellt und ging anschließend auf die Toilette. Die Bedienung kam, stellte meinen Ingwer-Minze- Tee hin und für ihn ein Bier...

    Echt, ich meinte, mein Mann hätte das mit Sicherheit nicht bestellt, sie meinte aber, doch, hat er. Ich saß am Tisch wie vom Donner gerührt, das hat mich so getriggert. Ich weiß doch, er trinkt nicht aber doch vertraute ich meinem Wissen nicht. Ich war wie in alten Zeiten, starrte das Bier an und war unglücklich und verwirrt. Und erstarrt.

    Dante kam dann zurück, sah das Glas stehen und setzte sich garnicht erst hin. Sondern ließ das Glas sofort wegbringen und das richtige, bestellte Getränk bringen.

    Ich bin wieder sehr erschrocken gewesen, wie schnell ich in solchen Situationen wieder diese alten Gefühle von Fassungslosigkeit, Wut und Trauer hatte. Das scheint so tief eingegraben zu sein. Ich lebe schon so lange mit meinem Mann abstinent und zufrieden und trotzdem wirft mich sowas noch immer aus der Bahn. Zwar nur ganz kurz aber immerhin.

    Diese Trigger, die chronische Depression, die ich habe, chronische Erschöpfung und eine Angststörung sind meine Überbleibsel aus meiner ersten Ehe. Natürlich wurde das durch den Tod meiner Tochter und meines Enkels nochmal schlimmer. Ich war schon während der ersten Ehe mehr und mehr erschöpft aber ich bin trotzdem ständig über meine Grenzen gegangen. Habe sozusagen gegen mich selbst gearbeitet.

    Ich bin froh, dass ich nicht mehr in solchem Suchtsystem stecke. Wer weiß, wo ich jetzt dann wäre...

    Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Hallo,

    koda hat diesem Beitrag ein Herz geschenkt und ich habe mal gelesen, was seit meinem Beitrag auf Seite 64 so passiert ist.

    Ruhe ist im Hause Aurora ja eher ein Fremdwort, das Leben meint es in der Hinsicht eher stürmisch mit mir.

    Aber Dante konnte nun endlich seine Reha antreten, er hatte im August letzten Jahres ein Burnout. Beruflich und familiär war einfach zu viel gewesen all die Jahre.

    Er hat ja mich in meinen depressiven Episoden und Angst- und Panikattacken immer mitgetragen. Hat ja dieses ganze Exschwiegersohn Theater auch mitgemacht. Hat mich gehalten, getröstet, unterstützt. Mut gemacht. Er war nach außen immer der starke Bär... Das hat natürlich bei ihm Spuren hinterlassen.

    Nun bin ich seit knapp 2 Wochen Strohwitwe mit Enkelinanhang ^^.

    Ich komme dadurch auch etwas zur Ruhe in mir selbst und es kommen viele Gefühle hoch. Die Enkelin ist viel unterwegs und bei ihrem Freund oder ihrer Freundin und ich habe plötzlich Zeit. Das kannte ich jetzt garnicht mehr.

    Nun kommen Trauer und Erschöpfung wieder hoch. Und auch Ängste. Immer so schubweise. Na gut, dann lass ich die mal raus, heule rum und dann geht das wieder.

    Das Zusammenleben mit der Enkelin klappt gut. Trotzdem denke ich manchmal, ich bin doch Oma, ich hab 2 Kinder durch alles begleitet bis sie erwachsen waren. Und nun setze ich mich nochmal mit Pubertätsproblemen auseinander. Habe Verantwortung für Dinge, die Elternsache sind.

    Nicht falsch verstehen, ich liebe meine Enkelin über alles, sie ist ziemlich unproblematisch und ich würde es jederzeit wieder so machen. Aber die Zeiten sind nochmal anders als mit meinen Kindern damals. Die Eltern der anderen Knder sind teilweise helikoptermäßig unterwegs. Dadurch ergeben sich auch für die Enkelin nochmal andere Probleme.

    Auch die Lehrer, diese Schulzeit jetzt, ist nochmal anders als damals. Es ist ja normal. Mein Sohn wird jetzt am 28ten 39 Jahre alt, meine Tochter wäre Mitte Juni 42. Da liegen Welten dazwischen. Die Teenies sind ganz anders drauf. Als ich damals in den 70gern, mit Schlaghose, "Bravo" und " Dr. Sommer".

    Als meine Kinder in den 90gern, da ging es los mit Computern und so.

    Heute regiert " TikTok" die Teeniewelt..., Smart- oder I-Phone. Völlig andere Ansichten und Erwartungen an das Leben, völlig andere Herausforderungen.

    Und icke olle Frau jetzt da mittenmang. Da muss man sich erstmal zurechtfinden. Und dann kommt halt diese Trauer, wie sehr mir meine Tochter fehlt.

    Aber jut, ich wäre nicht ich wenn ich da nun nicht auch noch mit fertig werden würde.

    Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • ja liebe aurora, ich wusste ja gar nicht, daß es ihn überhaupt gibt, deinen faden. du hast ihn in einer diskussion erwähnt, in der es um deine langzeiterfahrung ging. und ich bin so froh, daß ich hierher finden durfte. 1000 dank daß du das alles geteilt hast, ich schreibe ja recht wenig hier, bin oft auch noch schüchtern. aber sehr dankbar, daß es diesen ort gibt. ich kam mir beim lesen vor, wie in einem garten, da stand ein kleines tor offen und ich bin zaghaft aber auch neugierig reinspaziert, da bist du, und dann aber auch all die forumsgefährten, die hier immer wieder geschrieben haben. wie du dich durchgekämpft hast, seit deinem ankommen vor so vielen jahren. in deinen zeilen las ich von soviel Liebe, Traurigkeit, aber vorallem immer wieder den Mut aufzustehen, und dich der Gegenwart zu stellen.

  • Ich bin erstaunt, dass du erstaunt bist.

    Du bist so stark, du schenkst vielen hier so unfassbar viel Mut und Kraft. Und du fängst einen auf, gibst einem Achtung und Wert und Respekt, wo man selbst nicht mehr daran glaubt.

    Unter anderem dank dir, habe ich meinen Wert gefunden.

    An der Stelle möchte ich dir nochmal Danke sagen und wie schön, dass du hier bist.

  • Hallo liebe Aurora,

    ich habe jetzt deine ganzen Beiträge gelesen, 68 Seiten lang. Du hast so viel geschafft, echt bewundernswert. Dass du es damals geschafft hast dich vom Ex zu lösen, dann neu verliebt und dann dieser unglaubliche Schicksalsschlag. Wünsche dir noch viele glückliche, alkoholfreie Jahre mit deinem Dante!

    Wie so viele dir geschrieben haben, helfen deine Erzählungen sehr, wenn man selber grad in der Co Abhängigkeit verstrickt ist und nicht wirklich weiß, wie man da wieder rauskommen soll, aus der Co Abhängigkeit und aus der Beziehung!

    Danke, dass du deine Geschichte geteilt hast und nach wie vor teilst!

    Alles Liebe, Jana

  • Hallo,

    liebe Jana, dankeschön für die lieben Worte. Es bedeutet mir immer so viel, wenn ich Rückmeldungen bekomme die sagen, dass mein Weg eine Anregung ist, es zu schaffen. Und der Mut macht.

    Fertig ist mein Weg ja noch nicht, das ist auch gut so. Denn das Leben geht weiter und es bleibt spannend.

    Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Hallo,

    Jana, na klar, es ist gut so, dass dein Weg sich gerade gut und fertig anfühlt. Das ging und geht mir ja auch so. Das sind immer Etappen, die wir geschafft haben. Darauf können wir stolz sein, denn der Weg ist halt nicht immer leicht.

    Danke, Gamani :)

    Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Hallo,

    Dante ist nun seit einer Woche aus seiner Reha zurück. Er konnte sich viel mitnehmen von dort.

    Und auch für mich war das gut, mal für mich zu sein. Nicht so im Alltagsallerlei zu versinken. Sondern Zeit für mich haben zu können.

    Und damit habe ich noch immer meine Probleme. Ich hatte immer zu tun. Mit Familienarbeit, Hausarbeit, Berufsleben,alles war immer wichtig. Nur ich nicht...

    Das heißt, doch, im Zuge der Trennung damals und der Veränderungen, die ich durchlaufen habe, habe ich mich auch wiedergefunden. Aber mit der Umsetzung hapert es oft noch. Nun ist ja die Enkelin hier und ich fühle mich schon auch verantwortlich und ich tu mich dann schwer damit, auch loszulassen. Ich denke immer, ich müsste doch da sein, müsste dies und jenes machen für sie, grenzenlos. Wenn sie anruft muss ich bereit sein.

    Und ja, neeee, muss ich nicht. Na klar findet sie es toll wenn Oma einspringt. Wenn es was Leckeres zu Essen gibt, sie mit dem Auto gefahren wird. Aber sie setzt das nicht voraus und verlangt das nicht . Das bin ich selbst.

    Und schwupps, schon bin ich wieder im altbekannten Funktionsmodus. Erst die Anderen, dann ich. Da will ich jetzt mal wieder achtsamer mit mir sein.

    Das ist eine ziemliche Sache. Oft bin ich halt auch erschöpft und mache dann nicht viel. Weil ich es dann einfach nicht schaffe.Da habe ich noch immer ein schlechtes Gewissen. Aber hier zuhause ist auch alles ordentlich. Warum also nervös sein wenn ich einfach nichts mache...

    Das heißt, ich mache ja dann nicht nichts sondern etwas, was mir Spaß macht. Netflix gucken, Buch lesen, nachdenken... Diese Muster sind tief eingeprägt. " Faulenzen" ist was Schlechtes. Etwas für sich tun ist was Schlechtes. Nööööö, is nich.

    Also mach ich mich auf zur Entdeckungsreise zu mir. Mal wieder. Gibt ja immer mal was Neues. Oder ich krame Altes aus wie meine Freude an Fotografie. Der Apparat liegt schon bereit :). Auf zu neuen Motiven, da hab ich Lust drauf.

    Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Auch mir hat es gut getan und hilft mir weiter. Ich habe auch seit 1 Jahr einen Enkel bei uns wohnen sein vater ( mein Sohn ) wohnt zwar auch in einer kleinen Wohnung im Haus aber gibt gerne die Verantwortung gerade an mich ab und ich merke dass ich das ändern muss . Heute werde ich ihn nicht von der Schule abholen er kann mit Bus und bahn fahren und ich werde mir die Freiheit nehmen was für mich zu tun.

    Mariexy

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