Grundbausteine Co - Nr. 2: Professionelle Unterstützung

  • Hier finden sich die Grundbausteine zur Co-Abhängigkeit.

    Hallo,

    hier in diesem Thread kann jede/r gerne aufschreiben, welcher Art professioneller Hilfe in Anspruch genommen wurde.

    Wir war das beim Arzt, bei der Beratungsstelle, wo kann man sich hinwenden, wie war das mit der Scham oder der Angst, wie komme ich an eine Therapie, was hat mir konkret weitergeholfen...?

    Das sind so ein paar Einstiegsfragen zum Thema 'professionelle Unterstützung'.

    Vielleicht können die hier aufgeschriebenen Erfahrungen ja denjenigen Mut machen, die noch unentschlossen sind, sich professionelle Hilfe zu holen.


    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Salue Linde,
    da mein Ende der Alkoholikerbeziehung in Verbindung mit einem beruflichen Burnout (was nicht selten zu sein scheint) stand war ich in therapeutischer Behandlung um erst den Burnout und dann die Co-Abhängigkeit zu bearbeiten.

    Mein Hausarzt - was sich erst viel später herausstellte - hatte lange Jahre in Landeskliniken im Suchtbereich gearbeitet und eine mehr als deutliche Einstellung zum Thema Alkoholismus und unbedingte Trennung des Partners bei mangelnder Krankheitseinsicht.

    Schade, dass sich das erst später herausstellte. Er erzählte mir einen Teil seiner Erlebnisse, dass einem als Angehörigem das Grausen kommt. Mein Hausarzt war überdeutlich und strikt - Mitgefühl nicht zu erwarten: aber ganz klare Ansagen!!!

    Fachliche Hilfe empfinde ich persönlich als unabdingbar! Nur Fremde sind (meines Erachtens) in der Lage Veränderungen zu erkennen und neutral Gedankengänge in die Wege leiten zu können.

    Auch jetzt, 3 Jahre später, bin ich noch jedes Quartal beim Therapeuten/Hausarzt um eventuelle Rückfälle /trotz Trennung bei anderen Geschnissen/ besser verhindern zu können.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Zitat

    Vielleicht können die hier aufgeschriebenen Erfahrungen ja denjenigen Mut machen, die noch unentschlossen sind, sich professionelle Hilfe zu holen.

    Hallo :)

    Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, ein wesentlicher Schritt für Gesundung.
    Warum ist dieser Schritt mit Überwindung verbunden? Fehlendes Erkennen? Fehlende Einsicht? Oder Stolz? Die Angst als Versager in einer leistungsorientierten Welt dazustehen? Die Angst vor Beurteilung und Verurteilung? Angst konfrontiert zu werden mit dem eigenem verkümmerten Ich? Angst, sich auszuliefern? Die Angst, erkannt zu haben, dass man nicht mehr in der Lage ist sich zu wirklich zu öffnen?

    Warum hindere ich mich auf einem Menschen, der entsprechende Kompetenz besitzt, zuzugehen?

    Ich schreibe jetzt einfach drauflos.

    Im Verlauf der Zeit nahm ich Verhaltensweisen von Menschen wahr. Von sogenannten gesunden Menschen und auch von Menschen mit einem HC. Psych. Erkrankungen mit eingeschlossen.
    Ich erfuhr, welche Beurteilungen und Verurteilungen entgegengebracht wurden. Ich erfuhr, welchen Wert ein Mensch mit einem HC in der Gesellschaft, im zwischenmenschlichem Bereich zugeordnet wird.
    Geduldet, aber bittschön am Rand. Zum Nichtstören verurteilt. Nur keine Bemühungen verursachen. Zur Belustigung darf gern beigetragen werden, aber wehe es zeigt sich ein Spiegel...es könnte ja den Spass verderben.
    Also Mensch mit einem HC, überlege wohl, was du sagst und wie du dich in der Gesellschaft bewegst.
    Ich schreibe das, weil ich, noch bevor ich mit meiner Kodependenz konfrontiert wurde, mir ein eigenes Bild von zwischenmenschlichen Beziehungen und von spezieller fachlicher Hilfe zusammengezimmert hatte. Warum? Ich bin ein Mensch, der schwerhörig ist. Der erfahren hat/hatte, wie weit menschliche Toleranz, Ignoranz und Grenzen technisch machbaren gehen.
    Schon lange unerkannt in co-Abhängigkeit und noch mit einem körperlichen Defizit versuchte ich, mich auch leistungsmäßig anzupassen.
    Klappte auch recht gut und es erstaunt doch immer wieder, wie leidensfähig ein Mensch sein kann. Tja.
    Bis zu der unfassbaren Nacht. Tod meines Sohnes. Mit einem Zettel in der Hand bin ich zu dem damaligen Hausarz. Ich konnte kaum sprechen, deswegen hatte ich den beschriebenen Zettel und eine tiefe Hoffnung und Vertrauen, das dieser Mensch das in die Wege leitet, was notwendig ist. Es ging absolut in die Hose. 1 Woche krankschreibung und keine Überweisung. Ich war geschockt, frustriert und fühlte mich absolut im Stich gelassen.
    Und es wuchs etwas sehr krankes in mir: unbeschreiblicher Stolz. Nie mehr würde ich mich auf jemanden verlassen, mich jemanden so in völliger Hilflosigkeit und Vertrauen zuwenden. Es gibt keine Hilfe von außen. Nur ich selbst kann mir helfen. Niemals wieder lasse ich mich so tief verletzen. Nie wieder.Tja.

    Jo und dann kam die Auseinandersetzung mit Kodependenz, Konfrontation durch aufzeigen meiner Strukturen. Und es ging mir dreckig. Mit Stolz wollte ich nicht auch noch psychisch krank sein. Nicht noch ein Schild um den Hals tragen. Ich wollte nicht krank sein. Weder mit den Ohren und schon mal garnicht mit der Psyche.

    Mir wurde an´s Herz gelegt, kompetente Hilfe vor Ort zu suchen und ich klappte sofort zu wie eine Auster. Ne wie ein schweizer Klappmesser, denn ich habe mit dieser Reaktion weder mir einen Gefallen getan, noch habe ich die mich begleitenden Menschen so wahrgenommen, wie es eigentlich richtig gewesen wäre. Was ich in mir trug und schön pflegte: ein nichtvergeben können dem damaligen Hausarzt.

    Irgendwann merkte selbst ich: es geht einfach nicht mehr weiter, ich komme immerweniger mit anderen Menschen klar. Und meine verkorksten Bemühungen riefen folgerichtige entsprechende Reaktionen hervor.
    Ich suchte für die Vergangenheitsbewältigung/Traumabewältigung einen Psychologen. Lange Suche und noch viel längere Wartezeiten.
    Und ich sagte nichts, weder das ich auf der Suche bin, noch das ich in einer Warteschleife hänge, noch Termin und wieder Warteschleife für Therapie.
    Aber ich reagierte wie ein Stachelschwein, wenn mir gesagt wurde, ich solle in Therapie gehen. Ich hatte so eine Wut im Bauch. Warum kommt nur: Ich soll gehen und nicht die Frage: Hast du was erreicht oder so. Mutiert zum auster-risiertem Stachelschwein.

    Tja und dann der erste Termin bei der Psychologin. Vorher dieses ausfüllen von Fragebögen. Boah ich war kurz davor wieder davonzuflattern. Ich mag Fragebögen nicht. Und diese mochte ich schon mal garnicht. Und dann im Sprechzimmer.....Mensch war ich sowas von froh, doch nicht abgefalttert zu sein. Sie stellte sofort die Basis dar. Absolute Wellenlänge. Leider bei ihr keine Psychotherapie möglich, weil der Kalender übervoll war. Also Therapeutin suchen. Nervig und Geduldsprobe.

    Zu Beiden bin ich hin mit der Grundeinstellung: Ich habe das getan, was mir möglich ist und sie sind die Fachkräfte. Es ist ihr Job, sie sind spezialisiert auf diesem Gebiet. ich tue ihnen nicht weh, ich strapaziere keine Freundschaft und ich will es wagen wie ein Flughörnchen loszuspringen, mich einzulassen und auf mich zukommen lassen.

    Jo. Und ich bin unendlich dankbar und freue mich, den Flughörnchensprung gewagt zu haben. :)

    Und ganz ehrlich, ich hatte gedacht die prof. Hilfe wird grauselig und unendlich schwer. Ich habe mich geirrt. Grauenvoll war der Weg bis dorthin.

    lg
    Mora

  • Anmerkung

    Ich verwendete die Abkürzung _HC_ und möchte diese Abkürzung für ein ggf. besseres Verständnis ausformulieren.

    HC = Handicap (Einschränkung/Behinderung)


    Danke für die Nachfrage!
    Mora

  • Lieber Forumsleser und Leserinnen,

    Professionelle Unterstützung ist eine gute Sache. Gerade bei psychischen Erkrankungen/Störungen ist das Bild was Wir von uns und unserer Umwelt haben oft etw. verrutscht und verzerrt. Menschen von außen können uns neue Blickwinkel und Sichtweisen eröffnen. Und gerade wenn Wir keine oder nur geringe Erfahrungen von gesunden Beziehungen haben kann es sehr wichtig sein andere Meinungen wahrzunehmen zu kennen zu erfahren.

    Ich persönlichen hatte eine Therapie. Später dann als ich die 2. Alkbeziehung hatte das Forum und noch eine Therapie. Ich war bei einer Selbsthilfegruppe (kurze Zeit) und einige Stunden bei Beratungen bei der Diakonie und der Caritas. Habe Entspannungskurse gemacht und viel Selbstfindung u.a. in Seminaren. Viel gelesen etc.

    Ich habe mir vieles angeschaut. Manches hat gepasst, manches nicht. Da muß jeder für sich selber schauen was das richtige ist. Manchmal sind es eben Ansprechpartner die nicht die gleiche Wellenlänge haben, dann sollte man weiterschauen. Aber nicht aufgeben. Es gibt Hilfe und es ist so sinnvoll diese in Anspruch zu nehmen.

    Therapeuten und Berater haben sicher die Wahrheit auch nicht gepachtet und Sie arbeiten auch aus Ihrem Weltverständniss herraus, trotzdem, jeder kann einem was mitgeben auf dem Weg.

    Sorgt gut für Euch. vorallem SORGT FÜR EUCH!!! Ihr seid der Mittelpunkt Eurer eigenen Welt.

    Lg Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Hallöchen!

    Persönlich habe ich mich dazu entschlossen erst mal keine professionelle Hilfe anzunehmen oder eine Gruppe für Angehörige aufzusuchen.

    Ich habe momentan das Gefühl stark genug zu sein die kommende Zeit alleine durchzustehen. Das heisst aber nicht dass ich nichts für mich tun werde. Ich habe mich beim Yoga angemeldet das wollte ich schon lange mal ausprobieren.

    Es hört sich vielleicht egoistisch an aber ich kann momentan im Realleben keine weiteren Geschichten über alkoholkranke Partner hören was in Gruppen ja der Fall wäre.

    Ich war schonmal in einer Selbsthilfegruppe (ich bin Rheumatikerin) und dort nicht wieder hingegangen weil ich die Klagen der anderen nicht mehr hören konnte.

    Es ist halt so - egal was passiert den Weg muss man alleine gehen. Ich habe mir den Weg mit meiner Erkrankung ganz alleine gebahnt und lebe mit kleinen Einschränkungen ganz normal.

    Ich schätze mich so ein dass mir auch der Weg in mein neues Leben gelingen wird. Eine starke Triebfeder wird sein dass ich nie mehr dahin will wo ich schon mal war.

    Hier im Forum empfinde ich es wieder anders, ich lese und schreibe gerne hier es ist einfach genug Distanz da und löst keinerlei Ängste in mir aus.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo Speranza, oh ich kann das so gut nachvollziehen. Mir ging das in der Selbsthilfegruppe auch total auf die Nerven, das ewige rumgejammer. Konnte das nicht ertragen. Und ich finde auch das ist nicht das was so eine Gruppe ausmachen sollte. Am liebsten würde ich eine eigene Gruppe gründen. Eine in der man nach vorne schaut und in Kontakt mit seinen Bedürfnissen kommt und sich gutes tut. :wink:
    VG Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Professionelle Hilfe, hab ich mir schon vor vielen Jahren geholt und eine ambulante Gesprächstherapie über 3 Jahre absolviert - hat mir sehr gut geholfen - bei mir anzukommen.
    Im Moment bräuchte ich mal wieder eine Auffrischung - und zögere und zaudere noch - mal gehts mir gut - mal bin ich unten im Tal -

    Was mich jedoch erschüttert hat - von einer FachFrau hören zu müssen, dass ich ja nicht krank sei - sondern mein Partner -
    Und ein andermal von einem VollProfi - wegen einer Delle (Alkoholismus) wirft man doch nicht gleich das ganze Auto weg.

    Egal, wie krank ich bin - ich fühlte mich dann einfach bei diesen "FachLeuten" fehl am Platz.

    Bin deshalb froh, dass ich hier diese jederzeit verfügbare SHG derzeit für mich wieder nütze.

    Das Lesen und mich hier einbringen bringt mich auch weiter - und meine düsteren TalGefühle haben sich merklich gebessert - seit ich hier im "lockeren Kontakt" bin.

    Herzlich nebliger Gruß, die HerbstSonne :wink:

  • Zitat von dranbleiben

    Professionelle Hilfe, h...hat mir sehr gut geholfen - bei mir anzukommen.
    ...
    Was mich jedoch erschüttert hat - von einer FachFrau hören zu müssen, dass ich ja nicht krank sei - sondern mein Partner -
    Und ein andermal von einem VollProfi - wegen einer Delle (Alkoholismus) wirft man doch nicht gleich das ganze Auto weg.

    Egal, wie krank ich bin - ich fühlte mich dann einfach bei diesen "FachLeuten" fehl am Platz.

    Auch ich kenne es, dass ich mich manchmal von einem professionellen Berater falsch gesehen oder beraten fühle. Früher fühlte ichmich dann auch fehl am Platz und suchte mir einen neuen Platz. Heute sehe ich es anders. Jede Aussage eines Beraters kann mir helfen zu mir zu finden, entweder, indem sie mich bestätigt oder in dem sie mir deutlich zeigt, dass ich anders denke und fühle. Dann ist es heute für mich wichtig zu klären, weshalb ich mich so anders positioniere, derart abgrenzen muss und ich nutze die Chance im geschützten Raum die Berater-Klienten-Beziehung zu klären.

    Ich habe ja imer wieder auf's Neue die Entscheidung etwas zu tun oder zu unterlassen. ich kann weiterhin in meiner Welt bleiben oder ab und zu versuchen aus der Perspektive des Gegenübers mit seiner mir fremden Sichtweise auf mich zu schauen. Krank oder gesund, was uns ausmacht ist unsere Selbstbestimmtheit. Allerdings sind wir manchmal auch zu bequem und leidensfähig, um bewusste Entscheidungen zu treffen und umzusetzen. Lieber verharren wir im altvertrautem und dadurch irgendwie auch sicheren Milieu.


    Zitat von dranbleiben

    Bin deshalb froh, dass ich hier diese jederzeit verfügbare SHG derzeit für mich wieder nütze.

    Das Lesen und mich hier einbringen bringt mich auch weiter - und meine düsteren TalGefühle haben sich merklich gebessert - seit ich hier im "lockeren Kontakt" bin.


    Mir hilft es auch immer einmal wieder hier in diese virtuelle SHG zu schauen, mich auszutauschen, zu diskutieren. manchmal wünsche ich mir Bestätigung, manchmal bin ich dankbar für die Unterschiede und doch auch habe ich oft das Gefühl, dass hier im öffentlichen Bereich meine persönliche Entwicklung nur zäh verlaufen kann. Zu unverbindlich sind die Kontakte, zu wechselhaft, und die Themen wiederholen sich immer wieder bis zu einem bestimmten Punkt. Darüber hinaus komme ich dann hier nicht weiter. Es ist für mich eine erste Anlaufstelle, wenn mich Gedanken um Alkohol- und Coabhängigkeit beschäftigen, für die ich sehr dankbar bin.

  • ja manche mögen da anderer meinung sein...
    aber entscheiden, ob ich etwas aus meinem leben streiche oder eben aufgebe,
    dass kann nur ich allein...
    auch ich war mal in einer shg...wurde dort auch nicht wirklich verstanden...
    vielleicht lag es auch daran, dass es eine gemischte war...
    na jedenfalls ging ich einmal die woche frohen mutes hin...
    ging aber manchmal todunglücklich wieder nach hause..
    ich hab aber auch sehr viel dazugelernt...
    vorallem, dass es um mich geht und um das was ich für mich will...

    auch ich schrieb damals in einem forum(das leider nicht mehr exestiert)...
    dort fand ich mehr hilfe als in dieser gruppe...und sie machten mir mut, für mich was anderes zu suchen...

    mir persönlich half auch die suchtberaterin vom DRK...und im DRK schloß ich mich dann auch einer gruppe an...diesmal aber eben nur co abh....

    diese gibt es aber leider nicht mehr...weil zu wenige angehörige
    den mut haben, oder sich schämen, dort mitzumachen....

    so bin ich auch dankbar, hier wieder was gefunden zu haben,
    um mich mit leuten auszutauschen, dazuzulernen und erlebtes weiter
    zugeben....

    egal wie....professionelle hilfe sollte auch ein co zulassen....
    ob hier, in der gruppe oder bei sonstigen stellen wo beratung angeboten wird...

    Glaube-Hoffnung-Liebe

    Diese drei haben mir geholfen alles zu verstehn und zu überstehn.

    blumige Grüße aus der Lausitz

  • Ich hätte da noch einige Fragen. Ich bin ein EKA und mich würde interessieren, welche Form der professionellen Hilfe ich suchen soll? Viele Therapeuten haben sich ja auf die Behandlung bestimmter Krankheitsbilder spezialisiert - aber EKA ist schließlich keine Diagnose. Noch dazu gibt es ja die unterschiedlichen Therapieformen - ich bin gnadenlos überfordert in diesem Jungle aus Bezeichnungen und Anlaufstellen. Vielleicht können ja einige dazu ihre Erfahrungen teilen, das würde mich vielleicht weiter bringen.

  • @ Jade: Es kommt darauf an, in welchem Bereich an dir du arbeiten möchtest? Möchtest du die Vergangenheit aufarbeiten? Möchtest du die jetzigen Symptome, in der Gegenwart, bearbeiten und Verhaltensweisen lernen? Möchtest du die Vergangenheit verstehen, um anders zu handeln, als dir in der Familie vorgelebt wurde?

    Ich war bereits bei einem Coach, der sich in der Thematik auskennt (ich würde spontan auch auf EKA tippen, man erkennt doch seinesgleichen ;) ). Das hat mir für den Moment sehr geholfen.

    Momentan mache ich nichts, außer zu mein Leben zu genießen, mich selbst einzulesen. Zwischendurch bin ich in einer SHG, das hilft auch. Aber manchmal ist mir das Gejammere auch dort zuviel- ich will kein Selbstmitleidsbad, sondern konstruktive Tipps. Zwischendurch, alle halbe Jahre, ist Selbstmitleid heilsam.
    Nun. Ich merke im Kontakt zu anderen Familien, dass das Verhalten meiner Mutter mir gegenüber schon als Kleinkind schrecklich war. Von mir wurde das Verhalten eines kleinen Erwachsenen erwartet, was ich als 3-Jährige nicht erfüllen konnte. Dann wurde ich abgewertet. Das, habe ich gelernt, ist nicht normal ;)
    Daher plane ich, dass ich spätestens, wenn ich eigene Kinder habe, eine tiefenpsychologische Gesprächstherapie beginnen möchte, um das aufzuarbeiten und nicht an die Kinder weiterzugeben. Bis dahin lese ich in Elternforen mit, wie man mit Kindern umgeht und dass andere Mütter nicht zur Flasche greifen, wenn das Kind bockt ;)

  • Hallo Zimttee,

    guten Morgen.

    Vielleicht magst du dir mal überlegen die Therapie zu machen BEVOR !! du ein Kind/Kinder bekommst.

    Denn alles was du denkst, fühlst, erlebst und machst erlebt dein Kind im Mutterleib mit.

    Dann kommen da die ersten wichtigen Lebensstunden und Tage, das bonding das ihr miteinander haben könnt, das Stillen, ob es klappt oder nicht, das alles hängt mit einer zufriedenen, in sich ruhenden Mutter und Umwelt zusammen.

    Mal ganz davon abgesehen, dass einer "jungen" Mutter der Sinn nach allem anderen steht als danach eine Therapie zu machen.

    Zu dieser Zeit ist die beste Therapie 10 min nur für dich, zumindest wenn es dir so geht wie es mir damals ging. :)

    Hätte ich das alles gewusst bevor ich meine 3 Kinder bekommen habe, wären mir bestimmt der eine oder andere Fehler nicht passiert.

    Wir sind jetzt eine glückliche Familie, meinen Kindern geht es gut.

    Weil vieles was ich von meinem Elternhaus erlebt habe noch so negativ in mir verwurzelt war, dass ich es einfach ganz anders und "besser" machen wollte.

    Das ist mir glaube ich auch ganz gut geglückt, manches aber, was ich seit meiner Therapie weiss, wird meinen Kinder für immer verloren bleiben.

    Ich hoffe du siehst das nicht als Einmischung an. :)

    Liebe Grüsse

    MaryLou

  • Hey MaryLou!

    Nein, ich sehe deine Rückmeldung nicht als Einmischung an. Genau deswegen bin ich doch im Forum, damit Leute, wenn sie einen "Denkfehler" bei mir bemerken bzw. sehen, dass ich etwas übersehe, mir dies mitteilen. Wäre das nicht der Fall, würde wir uns alle gegenseitig selbst bestätigen und uns in unserer Co-Abhängigkeit festhalten.

    Ich habe mich da etwas falsch ausgedrückt- ich würde die Therapie beginnen, bevor ich mit der Babyplanung beginne. Wobei man natürlich ewig auf Therapeuten wartet. Momentan möchte ich noch nicht in den wirklich tiefen Wunden rumstochern, weil ich im Abschluss des Studiums bin und meine Energie dafür brauche. Mama werde ich bestimmt in den kommenden 5 Jahren nicht. Ich habe doch gerade erst angefangen, mein Leben zu leben.
    Ich hatte ein paar Stunden bei meinem Coach, der mit mir über ein paar meiner Altagsprobleme gesprochen hat- Prüfungsangst, Nervosität, Essen. Ich esse zu viel- habe nun 20kg abgenommen. Das war mein Anker- ohne Essen war ich aufgeschmissen, das kleine Kind kam durch. Wenn ich bei meinen Eltern bin, falle ich noch immer in dieses Muster zurück, auch wenn meine Waage sagt, dass mein Gewicht im gesunden Bereich ist.
    Der Coach und ich hatten viele Gespräche; irgendwann kamen wir in meiner Kindheit an. Das Ergebnis ist, dass bei mir in Belastungssituationen eben diese Probleme rauskommen und ich in das mir vorgelebte Verhaltensmuster meiner Eltern falle. Auch wenn die Vorsätze noch so gut sind- aber unter Stress gehe ich vom Kurs ab und falle in das altbekannte Verhalten.

    Danke, dass du mir deine Erfahrungen mitgeteilt hast.
    Darf ich fragen, woher du weißt, dass es ihnen gut geht? Gehen sie auch zur Therapie?
    Ich weiß von damals, dass gerade in der frühen Kindheit (Ich werde Pädagogin und dieses Thema war Teil meiner Staatsprüfung) Verhaltensweisen geprägt werden. Die Kinder lernen von Anfang an am Modell, also das Verhalten der Eltern wird beobachtet und übernommen, ohne dass Kinder reflektieren. Gerade so prägen sich Dinge ein, die nur unbewusst vorhanden sind, ohne direkt abgerufen werden zu können. In Stresssituationen wird darauf zurückgegriffen bzw Probleme (wie bei mir) kommen wieder hoch.

    Ich weiß von mir, dass ich mich als Kind nie getraut hätte, meinen Eltern zu zeigen, dass es mir nicht gut geht. Ich hatte viel zu viel Angst, ihnen Kummer zu machen und dann womöglich noch Schuld an einem weiteren Absturz zu sein. Ich möchte dich bitten, zu bedenken, dass es deinen Kindern ähnlich gehen könnte.
    Ich habe den Eindruck, dass Alkoholiker nach ihrer nassen Zeit weiterhin im Mittelpunkt stehen, aber die nächsten Angehörigen weiterhin übersehen werden. Gerade für junge Kinder ist das Kapitel nach dem begonnenen Entzug der Eltern nicht beendet; die Co-Abhängigkeit geht weiter, auf einem anderen Level. Falls deine Kinder nicht schon in Therapie sind, würd ich dir den Rat geben, darüber nachzudenken. Gerade so, wenn sie dich (wie ich meine Mutter, die auch EKA ist) nicht anders kennen.

    Ich hoffe, du verstehst auch meinen Kommentar nicht als Einmischung oder böse.
    Und danke nochmal für deine Erfahrungen. Die bestärken mich weiterhin, dass ich erst vollkommen aufräumen möchte.

    Liebe Grüße!
    Zimttee

  • Noch etwas:
    Wie war die Therapie für dich? Fühltest du dich zu beginn beeinträchtigt, hat sie dich belastet? Warst du dadurch weniger leistungsfähig?

    Ich befürchte, dass sie mich ablenkt vom Lernen- momentan muss ich mich auf die Uni konzentrieren und möchte nicht tagelang grübeln und mich davon ablenken.
    Ist das realistisch oder sind die Gedanken unberechtigt?

  • Hallo Zimtee,

    zur ersten Frage:

    Meine Kinder gehen/gingen in den Waldorfkindergarten und 2 davon jetzt seit vielen Jahren in die Waldorfschule.

    Dort werden die Kinder von Anfang an von einer anthroposophischen Ärztin/ Arzt regelmäßig "gecheckt"...körperlich aber vor allem auch seelisch.

    Bei meiner Tochter meinte die Ärztin, dass sie das seelisch gesündeste Kind der ganzen Klasse sei.

    Das hat mich natürlich sehr gefreut.

    Mein Sohn hatte mal über ein paar Wochen Schlafstörungen.

    Als es durch Tee und Meditations Cds nicht besser werden wollte sind wir zur Therapeutin.

    Sie bestätigte mir, dass es sich bei ihm um einen gesunden "jungen Mann" handelt, die Schlafstörung war lustiger weise kurz nach den zwei Besuchen weg.
    Obwohl nicht viel "Therapie" geschehen war.

    Die Menge meines Alkohol Konsums lies mir fast immer die Möglichkeit emphatisch und liebevoll auf meine Kinder einzugehen.

    Sie standen/stehen bei mir und der ganzen großen Familie immer im Mittelpunkt.

    Ihr Wohlergehen und ihre seelisch/geistige Entwicklung waren uns immer das Wichtigste und keine Mühe oder Kosten waren zu viel.

    Sie haben Vertrauen in mich, erzählen mir von ihren Sorgen und ihren Freuden.

    Meine Großen sind jetzt 14 und 12, wir küssen, umarmen und massieren uns immer noch, haben also auch körperliche Nähe die uns unsere Liebe zueinander zeigt.

    Meine Kinder sind meine größte Liebe und jetzt wo sie langsam Teenagern werden kann ich sie gut loslassen und trotzdem die seltener werdende Zeit mit ihnen zusammen genießen.

    Ich betreue ihre schulischen Leistungen, lerne mit ihnen wenn es mal nicht so klappt und freue mich mit bei ihren Hobbys.

    Mein Kleiner (5) ist von seinen engagierten Waldorferzieherinnen immer "unter Kontrolle", es gab noch kein Gespräch wegen irgend welchen Auffälligkeiten. Im Gegenteil, sie sind alle "begeistert" von ihm, er ist sozial voll integriert und sehr beliebt.

    Ausserdem sau schlau und witzig.

    Ich kann es mir erlauben zu sagen: Meine Kinder sind glücklich. :)

    Meine Therapie in Verbindung mit allem was ich für mich selbst analysiert habe, hat mich oft tief bewegt und ich muss ehrlich sagen, dass ich froh war nur stundenweise zu arbeiten.

    Damals habe ich ja noch sporadisch getrunken und in Therapie in Verbindung mit gelegentlichem Alk Konsum war hammerhart.

    Ich hätte kaum im geregelten 9 to 5 Rythmus bestehen können.

    Aber das schiebe ich eher auf den Alk !!

    Weil er mich öfters leicht depressiv machte, was ich aber durch die morgendliche Ruhe im Haus und das auf mich selbst hören, nachdenken und schreiben oft auch ganz gut überwinden konnte.

    Die Gespräche selbst haben mich sehr bestärkt, vor allem in der Beziehung, bzw. der Reduzierung der Beziehung zu meinen Eltern.

    Es tat gut jemanden zu haben, der mir mein schlechtes Gewissen ihnen gegenüber nimmt und mir klipp und klar sagte, dass meine Gefühle ok sind, nämlich die, dass ich meine Eltern nicht liebe.

    Und die mir sagte, dass es ok ist, dass der Zug abgefahren ist, dass das was meine Eltern bei mir versäumt haben auch jetzt durch vermehrte Zuwendung nicht mehr aufgeholt werden kann.

    Meine Therapiestunden sind vorbei. Ich würde eine weitere wohl genehmigt bekommen, sollte ich es wünschen...... laut Therapeutin.

    Ich möchte jetzt aber auf eigenen Beinen stehen, die beste Therapie ist das Leben selbst und mein Verstand. :) Bilde ich mir zumindest ein.

    Ich hoffe deine Fragen soweit einigermaßen beantwortet zu haben.

    LG

    MaryLou

  • Ich gehe mittlerweile zur AWO und versuche dort gerade mit der Gruppenleitung eine Gruppe für Angehörige auf die Beine zu stellen. Mit Psychotherapeuten stehe ich auf Kriegsfuss - die kassieren meist nur die Beläge der Krankenkassen um abzurechnen daher kann ich davon nicht Positiv berichten. Zudem ist es häufig immer noch so dass Therapeuten nicht unbedingt geschult sind in Rtg. Co - Abhängigkeit. Einige wagen sich an das Thema nicht ran und lehnen eine Behandlung daher auch schon mal ab.
    Mir bringt das Gespräch mit Gleichgesinnten sehr viel. Zudem habe ich mittlerweile einige Seiten im I- Net gefunden in denen sich gleichgesinnte so wie hier austauschen können.
    Ich lese mich zudem viel bezgl. des Themas ein und habe auch einige Bücher hierzu zuhause.

  • hi
    nochmal ein kleiner tip

    es wird hier oft bemängelt das ein freien therapieplatz zu bekommen monate dauert auch in großstädten...

    Also an erster stelle heißt es immer wieder zu telefonieren immer wieder und alle , oft wollen die therapeuten auch damit feststellen wie ernst es jemanden mit einer therappie ist und wenn man häufiger nachfragt kommt man event auch eher dran... (insideriinfo von meiner therapeutin!) den oft springt jemand ab oder pausiert die therapie...

    Zum zweiten die kassenärztliche vereinigung bzw. Die krankenversicherung anrufen dort liegt eine liste vor mit therapeuten die freie kapazitäten haben...

    Also auch bei der therapeutensuche gild: nicht jammern sondern etwas tun...

    Viel glück
    topas

  • Guten Morgen Rumba,

    naja... ich habe fast 1 Jahre gebraucht jemamden zu finden bei dem ich die Therapie machen kann.
    Ist nicht so ganz einfach - da hilft mir suchen....

    LG

    Sarawen

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