warum verlässt ein Co seinen Alkoholkranken Partner nicht?

  • bei mir war es lange Zeit die Angst vor der Entgültigkeit und das ich nicht erkannt habe wie schlimm seine zeitweiligen verbalen Ausfälle und sein Unvermögen Versprechen einzuhalten wirklich waren.Ich redete mir immer ein,"ach sooooo schlimm ist es doch gar nicht "Am schlimmsten aber empfand ich dieses Wechselspiel,der beleidigende stichelnde Partner und plötzlich wieder der so aufmerksame ,nette Mann.Und Scham,solange in einer kranken Beziehung auszuharren,immer wieder darauf wartend das er mir einen Grund liefert zu gehen.Diese Gründe gab es oft,danach natürlich gleich wieder nette Aufmerksamkeiten,ich blieb.Eine kranke Beziehung,bis ich mir meinen Selbstwert Schritt für Schritt aufgebaut habe,ich habe erkannt das ein paar Nettigkeiten keine gute Beziehung sind und habe begriffen das ich mein Leben selber in die Hand nehmen muss.
    Vielleicht mag jemand schreiben aus welchen Gründen oder durch welche Gedanken er in einer kranken Beziehung verharrt.

    LG seekrank

  • Hallo Seekrank,

    die Frage finde ich sehr gut.
    Bei mir liegt die Beziehung zu meinen nassen Alk ja nun auch schon eine Weile zurück. Die Gründe warum ich in dieser fatalen Situation verblieb waren teilweise mit Abstand nicht nachzuvollziehen. Zum einen war da die Hoffnung das das liebe was er manchmal an sich hatte irgendwann überhand gewinnen würde. Die verbalen Prügeleien liess ich darauf hin als Ausrutscher stehen ... die Sprüche "ich bin besoffen noch 1000 x besser als du" oder "du bist so schei... du findest eh keinen anderen der dich nimmt" nahm ich einfach so hin.
    Zum anderen hatte bzw. ist in mir ein kleiner verbliebener Kinderwunsch. Ich dachte wenn ich gehe habe ich noch weniger Chance darauf das dieser sich erfüllt. Denn irgendwann würde er ja aufhören zu trinken. (Wow - welch Wahnsinn!?).
    Da war Angst ... die mich auffrass - was kommt wenn ich gehe!? Die Stille in meiner Wohnung drohte mich zu ersticken. Wenn ich dann doch mal aus der enge dieser kranken Bindung ausbrechen wollte - kam Erpressung und Manipulation. "Ich kann nur aufhören zu trinken wenn du bei mir bleibst".
    Schwäche, Angst vor dem Alleinsein und mangelndes Selbstvertrauen sorgten dafür das ich in dieser Story blieb.
    Erst der Austausch hier und eine tolle Suchttherapeutin sorgten dafür das ich den Mut fand die längst überfälligen Schritte zu gehen. Heute frage ich mich nur warum nicht früher.

    LG

    Sarawen

  • Hallo Seekrank,
    ich kann deinen text voll unterschreiben. sogar als er mich verprügelte und drohte mich umzubringen. Irgendwie war ich immer im "akut Zustand mutig und foh daß es vorüber ist", dann verblasste die Erinnerung daran und diese Hoffnung kam wieder. wie krank! Ja, und das Schamgefühl. Ich schäme mich heute noch mich so erniedrigt zu haben.
    Ganz lieben Gruß
    Nancy

  • Guten Morgen,
    mir ging es so mit meinem Job, den ich fünf Jahre völlig übermotiviert gemacht habe und hab gehofft, dass sich der Chef, dessen Aufgaben ich vollständig übernommen hatte, der vermutlich kaufsüchtig ist, ändert.
    Ich habs ihm vor die Füsse geworfen, weil ich meine Kolleginnen nicht mehr schützen konnte- Heute frag ich mich warum ich es so lange mitgemacht habe- und ich sehe wie die Kolleginnen jetzt sein Verhalten rechtfertigen, bagatellisieren und schön reden.
    Die Co- abhängigkeit zieht sich durchs ganze Leben und ich hab mich auch da immerwieder manipulieren lassen.
    In meiner Beziehung harre ich noch aus, ich bin aber auf einem Weg, der sich besser anfühlt auch wenn das Abgrenzen und Loslassen immerwieder schwer fällt. Die Angst vor den Reaktionen lies mich erstarren, es dem anderen recht machen zuwollen, um Ruhe zu haben und der Irrglaube, dann wird alles gut und er hört auf zu trinken. Den eigenen Weg zu gehen und sich nicht verunsichern zu lassen und seinen eigenen Gefühlen wieder zu vertrauen ist für mich ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Cidra

  • Hallo Seekrank

    Das ist ein gutes Thema.
    Ich denke, ich war vor allem zu "faul" um zu gehen. Faul nicht so in physischen Sinne, sondern psychisch. So wuerde ich es beschreiben.
    Ich hatte Angst neu anfangen zu mussen, alles bekannte zu verlassen, ich kannte bis Dato kein anderes Leben.
    Ich lebte immer am Rande der Verzweiflung und knapp vorm Umfallen, und ich dachte, ich habe keine Kraft mehr noch mehr zu tun.
    Jeden Tag kaempfte ich ums ueberleben und das war alles was ich tun koennte.
    Ich habe diesen Mann gehasst, ich habe dieses Leben gehasst und ich konnte nicht weg.

    Eine Rolle spielte auch mein nicht mehr vorhandenes Selbstbewusstsein. Ich hatte Angst es ihm zu sagen, ich hatte Angst es meiner Familie zu sagen.
    Das sind alles Grunde,die ich heute noch gut "fuehlen" kann. Ich bin froh, dass ich da weg bin. Es war einmal, ich habe es erlebt und gut ist.
    Das Leben geht weiter, ich lebe so wie ICH will, ich habe von meinen Fehlern gelernt.

    Ich moechte nie wieder solche bodenlose Hoffnungslosigkeit erleben, nie wieder mich so zu verlieren.

    LG

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • Hallo,
    ja es stimmt,es hapert oft an der eigenen Ehrlichkeit,dem stimme ich zu.Ich erkannte das mein M. das Recht hat zu trinken,aber nicht das Recht mich in seinem Rausch zu demütigen.Und trotzdem bleibt man zu lange,aus den verschiedensten Gründen.Darum fragte ich ja welche Gedanken auftreten um den süchtigen Partner nicht zu verlassen.
    Mir ist heute heute klar das ich nicht bereit war für mich Verantwortung zu übernehmen.Und ich fand viele Gründe dafür.Ich habe sie nicht gesehen oder wollte sie nicht sehen.
    Ich sorge jetzt für mich und bin stolz darauf.Auch wenn nicht jeder Tag gut ist,aber viel besser als die Vergangenheit.
    Vielleicht schreiben doch noch einige Cos ihre Gedanken,warum sie glauben nicht gehen zu können.
    Danke für alle Antworten,sie helfen mir auch sehr.
    Gruss seekrank

  • Hallo seekrank
    Mein xy war ja nicht ausfallend ,gemein oder gewalttätig.
    Bei uns gab es nur diese ,,Auszeiten,,
    Ich habe es lange so gesehen ,soll er trinken und machen was er will ,solange es mich nicht beeinträchtigt.
    Da wir jeder ne eigene Wohnung hatten,beeinträchtigte mich sein Tun ja nicht täglich,manchmal über lange Strecken nicht ,wobei das ist schon eine Art Selbstbetrug, denn wenn man jemanden gerne hat schaut man (Ich) auch nicht kommentarlos zu wenn man mitkriegt wie der andere sich gesundheitlich zu Grunde richtet,nichtmehr weis was er gestern gesagt hat etc. und als ich was sagte verordnete er mir besagte Auszeiten.
    Manchmal dachte ich ,,sitz es doch aus,, der kriegt sich schon wieder ein,aber es stürzte mich in emotionale Abgründe (verlassensängste),tat unendlich weh.
    So entschied ich letzten Sommer und jetzt ist es genug.
    Das setzt natürlich vorraus das man neu überlegen muß ,was will ich weiter in meinem Leben und da hab ich grad keinen Plan.
    Ich tat es< glaube auch um nicht allein zu sein!
    Ich hatte große Angst vor dem Alleinsein im Alter,bis ich begriff mit diesem Mann war ich die ganze Zeit allein!!Ich wußte es nur nicht /wollte es nicht glauben,wie sehr ich im ,,wir,, war und er im ,,ich,, also bei sich selbst (dem Alkohol!!)
    Ich habe mir was vorgemacht und zahle gerade dafür.
    Lg R.

  • Bei mir gab es mehrere gründe, warum ich mich nicht gleich von meinem Mann trennte. Erstmal hatte ich immer die Hoffnung, dass es sich ändern würde, dass es nur eine Phase ist , wegen Stress oder so. Dann gab es auch Mitleid mit ihm, dass er ja irgendwie psychisch fertig ist und nciht kalr kommt, dass man da doch als ehepaar den anderen nicht hängen lassen sollte, also zusammen bleiben in guten wie in schlechten zeiten. Auch wollte ich ihn nicht als Vater meiner Kinder verlieren. Das war aber noch alles zu der Zeit, als ich wenig über den Alkohol als krankheit und Coabhängigkeit wußte. Als mir dann klar wurde, dass alkoholsucht eine Krankheit ist wollte ich ihn nicht verlassen, weil er ja krank ist. Immer war da diese Hoffnung.
    Seine ekeligen Aktionen nahmen aber it der Zeit überhand, ich konnte es nicht mehr ertegaen, meine Grenzen waren erreicht und ich merkte, dass ich meine Kinder in Sicherheit vor ihm bringen müßte. Mich natürlich auch, aber ich tat es dnan für die Kinder. Ich zog aus und wollte dann wie Karsten aus der Ferne 'heilen'. Fernheilung, da muß ich gerade über mich selbst lachen.
    Renate hat auch etwas interessantes geschrieben. Mein Denken war auch ein 'wir'-Denken und ich bemerkte, dass sein Denken ein stetiges 'Ich'-Denken war. Dafür hatte er aber sonderbare Ausreden. Mich nervte dieses egoistische verhalten auf der einen seite. Andererseits faszinierte es mich auch. Irgendwie sah ich darin auch ein unbeschwertes Leben im Hier und jetzt, welches viele Menschen anstreben , aber kaum umsetzen können. Zum Beispiel ich. Ich halte mich oft für zu kopflastig und denke, dass ich zu sehr über vergangenes nachdenke und zu sehr in die zukunft plane.
    aus ihm kam irgendwie immer das, was er genau in dem Moment fühlte und das sagte er ja auch und so handelte er auch. Auch wenn es so oft verletzte empfand ich es als ehrlich. So nach dem Motto: Im Wein liegt die wahrheit.
    irgendwie schon etwas absurd, oder? ich denke nicht, dass ich mir alles immer nur schön geredet habe, sondern auch tatsächlich Dinge zum Vorschein kamen, die bei meinem Mann ohen ALkohol sich nie gezeigt hätten. Aber das waren eben nicht unbedingt nur angenehme Seiten. Ich lernte so auch seine ganz geheimen Vorlieben kennen. Dinge, die er gerne tun würde, wenn es diese anerzogenen Blockaden und Tabus nicht gab. Das war teilsweise sehr erschreckend, was da zum Vorschein kam. Aber irgendwie war ich auf der einen Seite fasziniert und neugierig, gleichzeitig aber auch abgeschreckt von dem, was sich dann zu erkennen gab.
    ich hatte eine Phase, wo ich viel drüber nachdachte, wer denn nun der wirkliche wahre und unverfälschte XY sei. Der, der betrunken war oder der nüchterne.
    Mir wurde klar, dass sein Trinken bzw sein verhalten daraufhin mich nicht schädigen muß, wenn ich es nicht zulassen würde. Ich mußte mich dem ja nicht aussetzen.
    ich zog also aus. Das war ein Schutz für mich vor seinen Eskapaden, ich wollte wieder mein eigenes Leben kontrollieren. Auch in dem Sinne, dass ich es mir aussuchen konnte, wann und ob ich ihn sehen wollte. Rief er an und war nüchtern konnte er kommen. Sonst nicht.
    ich wollte auch üben ein Leben ohne Partner auszuhalten. Mein Leben wurde zunehmend selbstbestimmt. Auch wollte ich ihn nicht mehr bemuttern, er sollte alles für sich alleine machen udn mal sehn wie hart das ist. Habe ihn nie unter Druck gesetzt , dass er aufhören solle zu trinken, denn das schien mir nach den Informationen hier aussichtslos. Eher wollte ich ihm ein unangenehmes Aloholikerleben hinterlassen, so dass er schneller zu seinem Tiefpunkt kommen kann. Ganz entgegen meiner Erwartungen hat er es doch geschafft sich zusammen zu reißen und kriegt seinen Alltag plötzlich recht gut auf die Reihe.
    Ebenso hat er nicht mehr so heftige Abstürze wie all die Jahre vorher, wo er sich wohl eher wie ein Teenager benahm als wie ein Ehemann. Nichts desto trotz ist er abhängig und schafft es nicht oder will nicht aufhören. Klar, kann er jetzt ja auch viel besser in Ruhe trinken. Aus ihm ist jetzt wohl eher ein leveltrinker geworden. Aber es interessiert mich jetzt auch nicht mehr.
    Denn durch die räumliche Trennung habe ich immer mehr Gefallen gefunden an einem Leben ohne ihn. Dieses Loslassen, ihn einfach machen lassen wie er will und nciht mehr Bekehren müssen ist für mich eine ungeheure Erleichterung und Heilung für mich selbst. Das Schlimem nämlich an der Coabhängigkeit ist glaube ich, dass man seine eigenen Grenzen nicht wahrnimmt, wo etwas noch gut für einen ist oder schadet. Das ist nicht nur das aufopfernde Helfen, sondern auch die Belastung durch das alkoholbedingte Verhalten in welcher Form es auch immer auftritt. Man wird zum Opfer und das sollte man nicht zulassen. Ich bin über mich selbst erstaunt, dass ich heute denke, dass es ihm selbst überlassen ist, was er aus seiner Krankheit macht. ich glaube, dass ich ohne dieses Forum nicht zu dem Punkt gekommen wäre.

  • Eine sehr wichtige Frage, die sich jede(r) hier stellen sollte....
    vor ein paar monaten hätte ich sofort geantwortet "weil ich ihn doch liebe"...aber so edel und uneigennützig sind wir cos halt doch nicht, wenn wir ganz ehrlich zu uns sind.
    wie gesagt, sehr lange hielt ich das, was zwischen uns ist, als etwas ganz besonderes, eine liebe, die alle hürden meistern kann, so groß die ganzen baustellen auch sind.
    irgendwann, so habe ich rückblickend das gefühl, hat sich das gefühl des drauf-beharrens eingestellt. vonwegen, wir haben doch dies und das schon zusammen geschafft, also müssen wir das andere doch auch binbekomnen....auf biegen und brechen.....
    ein nicht-wahrhaben der realiät, ein wegschieben, ein verdrängen der realität.....man müsste sich ja sonst eingestehen, versagt zu haben. der realität ins auge sehen und feststellen, dass die liebe zueinander halt doch nicht sooo etwas besonderes ist und halt doch nicht alles schafft.
    dann natürlich ein ganz wesentlicher grund, warum ich mich so lange vor der trennung gedrückt habe, ist die eigne angst. darüber werde ich mir erst in den letzten wochen mehr und mehr bewusst. in wirklichkeit war es nämlcih nicht so, dass nur er mich gebraucht hat, sondern ich ihn genauso. vielleicht sogar noch viel stärker. ich hatte angst vorm alleinsein, angst dass ich die trennung irgendwann bereuen würde, dass ich auf immer alleine bleiben würde.
    das negative selbstbild, dass man nicht liebenswert ist, dass man zu eifersüchtig/zu zickig/ zu anstrengend/ zu dick/zu unschön ist für jemand anderes....ja es gibt zig andere gründe neben der vermeintlcihen liebe zum anderen, dass man sich nicht getrennt hat.

    heute bin ich, so glaube ich, ein stückchen weiter. ich schaue mir meine eigenen baustellen an und fange an, mich so anzunehmen wie ich bin. mir den druck zu nehmen, perfekt sein zu müssen. die schönen seiten an mir zu erkennen und vor allem unabhängiger von der meinung anderer zu werden. meine eigenen entscheidungen zu treffen, damit es mir gut geht...stück für stück....schritt für schritt


    liebe grüße
    herze

    Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass es einen Sinn hat - egal wie es ausgeht.

  • ganz "nüchtern" betrachtet war es bei mir eine totale psychische abhängigkeit, selbstaufgabe und die überzeugung helfen zu können. mein leben war weg und ich todunglücklich :(

  • Hallo,
    in vielen Berichten hier finde ich mich wieder.Ja,ich brauchte ihn wohl mehr als er mich.Ich glaubte das ich die Schuld trage , wenn ich gehe und alles auseinanderbricht.Habe erst spät erkannt das es eine Scheinwelt war, die ich glaubte zusammen halten zu müssen.Ich habe mein Akku vom Handy reglmässig geladen,nicht bemerkt das meine Akkus schon lange leer waren.So wenig war ich mir wert.
    Schrecklich wieviel mir jetzt mit Abstand bewusst wird.Im Moment habe ich noch viel zu tun,eine Wohnung ist noch nicht da,aber ich habe das drum rum alles geregelt.In dem Moment wo ich losgegangen bin ,mich um mich selber zu kümmern, konnte ich mich aus der Erstarrung lösen.Ich sass viele Jahre wie eine Maus vor der Schlange,nur nicht bewegen.Ich frage mich, war ich naiv,feige,bequem?Hunderte Ausreden,erst der Geburtstag vorbei,dann der angesagte Besuch,dann die Autoreparatur die ja kostet,der Urlaub,ach und heute war er doch so nett...Ich war mir nichts wert, wollte aber von ihm wertgeschätzt werden.Was nur der Fall war wenn ich funktionierte und keine Ansprüche stellte,an ein respektvolles Zusammenleben.Mir geht es gut,ich kann wieder frei atmen und ärgere mich immer wieder so lange gewartet zu haben.Auch das muss ich akzeptieren,meine Lebenszeit mit soviel kopflastegen unnützen Gedanken vergeudet zu haben.Jetzt muss ich selber darüber lachen.Ich sollte es mir nicht übel nehmen.Es ist wie es ist,mir geht es jetzt gut und ich habe viel zu tun,auch alte gesunde Freundschaften wieder aufleben lassen,schwimmen gehen,arbeiten,lesen und ab und an alleine mit sich zu sein ist auch nicht schlimm....Liebe Grüsse

  • Hallo ihr Lieben,

    diese Beschreibung mit den Akkus spricht mich sehr an. Mein XY hat sie sogar mitunter auch mal verwendet und mir gesagt, dass ich auch meine Akkus bei ihm auflade, um dann wieder Power zu haben, ihm zu sagen, was er zu tun hat.

    Auch wenn ich ihm damit nicht Recht geben will, in dem, was er getan hat etc., das steht nicht im Vordergrund.

    Aber es war so, ich habe in regelmäßigen Abständen bei ihm Liebe "geladen", bis meine Akkus wieder voll waren. Dann hatte ich wieder eine zeitlang Power, um ihn z.b. ständig darauf aufmerksam zu machen, was er alles tun könnte, dass er nichts versteht, etc. dann irgendwann kam immer wieder irgendeine eskalation, nach der ich dann wieder die bestätigung meiner ganzen Weisheiten eingeholt hatte, Akkus waren dann wieder leer. Und das Ganze wieder von vorne.

    Und nebenher lud ich meine Batterien bei ihm auch auf, wenn es mir wegen anderen Dingen schlecht ging, zum Beispiel wenn ich im Dunstkreis meiner Familie war, war es immer er, der mir vermeintliche Energie wieder zurückgab. In diesen Zeiten hatte ich immer besonders viel KOntakt mit ihm, der auch viel von mir aus ging und mir die Zeit bei der Familie leichter machte.

    War ich dann wieder aus dem Dunstkreis heraus ging es ganz schnell wieder nur noch um seine Problematik und meine Heilmethoden, die ich ausklügelte.

    Alles in Allem brauchte ich ihn auch sehr viel mehr, als ich es vorher dachte und habe ihn an der ein oder anderen Stelle nur zu meinem "gefühligen" Vorteil genutzt.

    Und das ist sicher auch ein nicht unwichtiger Punkt in bezüglich dessen, dass ich mich nicht getrennt habe.

    Liebe Grüße

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Hallo,

    auch ich sehe mich in vielen Berichten hier wieder.

    Ich habe ja mit meinem Exmann fast 26 Jahre lang zusammen gelebt. In diesen Jahren glitt er immer weiter in die Sucht. Und ich rutschte da mit, es war wie ein Sog, der uns beide immer mehr strudelte. Abwärts...

    Warum war ich dort so lange? Das sind so viele Gründe.

    Meine Erziehung zum Beispiel. So, wie ich geprägt wurde. Dieses Frauenbild, was mir vermittelt wurde, war ein großer Teil. Ich habe mich als Familienzusammenhalterin gesehen. Als Mutter und Ehefrau von... Ehe und Mutter, das waren für mich höchst erstrebenswerte Dinge, ich fühlte mich dadurch in der Gesellschaft als was wert.

    Und mit der Zeit verlor ich immer mehr meinen Selbstwert, von dem ich eh nicht massig viel hatte. Es kamen meine beiden Kinder zur Welt und eine Zeit lang schien alles perfekt. Bis nach einigen Jahren ich dachte, hey, der trinkt ganz schön viel und irgendwie anders...

    Ich wurde immer unzufriedener. Aber trotzdem bot mir diese Ehe immernoch eine Art schützende Hülle. Für mich und mein Weltbild.

    Es ging immer weiter abwärts, und ich hatte schon auch Trennungsgedanken, so ab Anfang der 90ger Jahre. Immer wieder mal. Aber ich hatte auch immer Argumente für mich bereit, warum ich nicht konnte.

    Die Kinder. Finanzielle Dinge. Und - er war zu der Zeit noch nicht so weit drinnen, dass es nicht auch durchaus sehr gute Zeiten gab. Da war ich immer wieder happy und dachte, ich sollte mich nicht so anstellen.

    Im Laufe der Jahre begann ich auch wieder zu arbeiten, teilzeitmäßig. Und er rutschte weiter in den Strudel, der immer stärker zog. Und ich rutschte mit...

    Trennungsgedanken, aber immer wieder auch die Argumente, warum nicht. Die Kinder, was würde die Familie sagen (meine, seine Eltern und so). Finanzielle Dinge. Wie sollte ich mich über Wasser halten können? Angst. Einfach Angst, Feigheit, das warme Nest zu verlassen, wo ich es mir so gemütlich gemacht hatte. Wo ich wusste, was mich erwartete, an Schmerz und Kummer. Aber auch an Überlegenheit.

    Denn ich hatte da schon ein Bild von mir. Ohne mich geht da doch nichts. Wie sollte er denn überleben. Und überhaupt. Ich hielt alles zusammen und versuchte, ein harmonisches Familienbild zu erhalten. Dafür wurde ich geachtet in der Familie. Für meine Stärke, meine Loyalität. Für meine Großzügigkeit und Grenzenlosigkeit. Wie stolz war ich darauf, wenn ich abends völlig ausgepumpt teilweise in's Bett fiel...

    "Ach, du bist so toll, so gut, so stark! Was du alles aushältst, ist bewundernswert! Was würde er ohne dich machen!" , mit solchen Sprüchen wurde ich überhäuft und badete darin. In vermeintlicher Liebe und Anerkennung. Mein Selbstwert, der irgendwo nicht wirklich mehr da war, wurde dadurch anscheinend gefüttert.

    In der Ehe selbst begann es aber immer mehr zu eskalieren. Ich begann zu kontrollieren. Ihm Vorhaltungen zu machen. Er begann, mich im Suff zu beleidigen, mich klein zu machen, egal, ob nüchtern oder betrunken. Ich sah mich immer kleiner und kleiner werden, noch kleiner. Und dachte, was willst du denn auch, was besseres hast du wohl nicht verdient, Aurora...

    Trennung? Hui, Angst! Und Angst! Und Angst! Feigheit. Dann müsste ich ja mein Leben selbst in die Hand nehmen. Massive finanzielle Einbußen hinnehmen. Dann hätte ich auch keinen Sündenbock mehr, wenn was schief laufen würde. Und wo sollte ich hin? Und dann wär ich eine "Getrennte", was würde meine Mutter da sagen? Die Familie? Das ganze Umfeld. Ich bin doch eine Ehefrau, das ist wichtig,. Verheiratet, egal, unter welchen Umständen. Und - ich würde eh keinen mehr finden, keinen besseren. Wieso auch? Das Glück gibt's nur im Film...

    Verachtung begann, ich verachtete seine Schwäche. Ihn. Liebe? hm... War er nüchtern und machte Versprechungen, wollte ich sie zu gerne glauben, schöpfte Hoffnung. Sah mich als verkehrt und übertrieben an. Ja, ich wollte ihm glauben, denn irgendwann wusste ich es ja besser... Begann er wieder zu trinken, war ich enttäuscht, sah ihn als den Schuldigen, den Schwächling, der nicht vom Suff loslassen konnte. In seinen Nüchternphasen atmete ich immer auf, hatte wieder Argumente, dass ich doch bleiben müsste. Nüchtern war er doch "gar nicht so schlimm", hatte auch "seine guten Seiten" und überhaupt, er schlug mich ja nicht oder so... :roll:

    Meine Argumente wurden aber immer wieder zerstört, wenn er wieder trank. Dann war ich wütend auf ihn, nicht etwa auf mich... Er hatte wieder mal meine Vorstellung von Ehe zerstört. Und zwang mich wieder dazu, darüber nachzudenken, was ich denn nun wollte.

    Eigentlich hatte ich schon eine Vorstellung von glücklichem Leben, von Ehe und so. Ich traute mich aber nicht, das zu leben. Denn, ich hatte ja Verantwortung. Meinen Kindern (die inzwischen erwachsen waren) gegenüber, ihm gegenüber... Ich hatte Angst und Zweifel, kein Selbstvertrauen. Schwer zu beschreiben, ich klebte an diesem Leben wie Klebstoff. Es stieß mich ab, genau so, wie es mich anzog.

    So viele Zwänge und Ängste. Unfähigkeit, Grenzen zu ziehen, nur niemanden zu verletzen durch ein "Nein" oder eine Konsequenz. Denn, dann wäre ich vielleicht alleine. Und geliebt von ihm fühlte ich mich nicht. Aber gebraucht. Und dann hätte ich das ja auch nicht mehr :roll: .

    Ich musste tatsächlich erst eine so große Verzweiflung spüren, dass ich schon daran dachte, mich umzubringen. Dann irgendwann konnte ich gehen. Als der Druck unermesslich war. Als nur noch Hass da war.

    Leider konnte ich nicht eher gehen. So ist das. Aber ich konnte eben doch irgendwann gehen, zum Glück! Es ist nie zu spät.

    Auch da fühlte ich noch all die Ängste und Zwänge. Schuld, Verantwortlichkeit. Ich fühlte all diese Dinge, die ich auch schon vorher gefühlt hatte. Und die mich festgehalten hatten. Aber der Wille zu überleben und endlich wieder lebenswert zu leben war größer! Und inzwischen sind diese Ängste Vergangenheit...

    So war das bei mir.

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Aurora
    Was du beschreibst passt du zu großen Teilen auch auf meine Ehe.
    Allerdings hatte ich keine Selbsmordgedanken.
    Ich versuchte mir ,,Hilfe,, von außen zu holen z.B. bei meiner Schwiegermutter,wir mochten uns sehr aber auch sie unterlag den ,,Zwängen,, des Dorflebens und antwortete mir ,mit deiner Offenheit darüber zu sprechen ,,machst du dir ins eigene Nest,,
    Später gab es dann mal eine Situation,kurz vor Weihnachten ,meine Tochter war noch klein und meine Freundin mit älterer Tochter hatte meiner Tochter ein rausgewachsenen Puppenwagen geschenkt.
    Meine Tochter war so stolz,wir fuhren damit nach Hause,mein Exmann lag betrunken im Bett (tagsüber,er hatte sich in den 7! Kneipen im Dorf jeweils sein Weihnachtsschnäpschen abgeholt) ihm war das Bett am Fenster,also schob meine Tochter den Puppenwagen ums Bett und plapperte dabei munter drauf los,sie erkannte nicht das Papa ,,voll,, war.
    Er lallte irgendwas unverständliches und ich stand am Türrahmen und dachte,, jetzt ein Kissen auf sein Gesicht und es ist endlich vorbei,,Ich war so erschrocken über mich selbst ,diesen unfassbaren Gedanken ,das ich ab diesem Zeitpunkt nur noch überlegte wie kommst du raus aus dieser Situation ,aus diesem Leben, diesen völlig unhaltbaren Zuständen.
    Da meine Schwiegermutter da schon an Krebs erkrankt war und kurz danach auch meine Oma(dort bin ich aufgewachsen) dauerte es noch fast ein halbes Jahr bis sich wirklich die Möglichkeit zu gehen ergab.
    Und ich hatte große Angst vorm Alleinsein,der Verantwortung mit 2 kleinen Kindern zurück in meine Heimatstadt (Oma gerade verstorben) ich lief doch völlig ins leere.
    Aber ich habe es geschafft.
    Warum mir nun über 20 jahre später wieder ein Alkoholiker(xy) ins Leben schneite ,ich nicht sofort weglief sondern mir auch mit ihm 7 Jahre ,,antat,,
    ja das versuche ich jetzt zu verstehen/bearbeiten.
    Vielleicht weil er aus derselben Gegend kam,ich mochte das Landleben dort sehr,oder weil ich dachte diesmal schaff ich den Kampf gegen den Alk,keine Ahnung.......................

    LG R..

  • Hallo,

    ich bin noch ganz frisch aus einer Horrorbeziehung draußen. Trotzdem, dass es ein wirklicher Horror war, mit psychischer und körperlicher Gewalt, fühle ich dass, wovor ich die ganze Zeit Angst hatte und weshalb ich bei ihm geblieben bin.

    Unsicherheit, ob ich das Leben alleine mit 2 Kindern meistere, Zukunftsangst, Einsamkeit, Leere, Antriebslosigkeit, Schuldgefühle (einen Kranken im Stich gelassen zu haben, den Kindern den Vater zu nehmen). Man glaubt ja auch dass, was einem die ganze Zeit suggeriert wurde, bzw. man hat Angst, dass es stimmt, dass man sowieso keinen Anderen findet, dass man allein nicht klar kommt, dass man unfähig ist.

    An manchen Tagen ist es besser, an manchen schlechter. Heute habe ich einen eher schlechten Tag und zweifle, ob ich durchhalte, zweifle an mir, ob es richtig war, ob er nicht doch noch eine Chance verdient hat.

    Klar, tagsüber habe ich meine Kinder und bin ein Stück weit abgelenkt, aber abends, wenn sie im Bett sind... es gibt Tage, an denen kann ich gemütlich fernsehen und meine neue Freiheit genießen, und dann gibt es Tage, da frisst mich die Einsamkeit auf, das allein sein quält, ich fühle eine unglaubliche Leere, breche innerlich zusammen und weine den ganzen Abend.

    Manchmal setze ich mich an das Bett meines kleinen, er ist 2, schaue zu wie er schläft und kann mir die Tränen einfach nicht verkneifen. Dabei kann ich noch nicht mal genau sagen, warum ich weine. Es kommt einfach. So schwer hatte ich es mir nicht vorgestellt. Und ich hoffe, ich schaffe den entgültigen Absprung trotzdem.

  • Liebe Florena,
    wenn Dir mal wieder zweifel kommen, ob Du das richitge gemacht hast dann schau Deine Kinder an und sag Ihnen: Ich hab das für Euch gemacht. Und wenn Du davon nicht überzeugt bist, dann lies in den Threads der EKAs, was wir alle unfreiwillig durchmachen mußten.
    Dein Mann ist erwachsen. Aber Deine Kinder, für die trägst Du die volle Verantwortung und das so ziemlich allein.
    Dein Mann ist auch Vater- was für ein Vorbild ist er für Deien Kinder. Glaubst Du, dass er sich darüber Gedanken macht? Aber auch Du bist Vorbild. Möchtest Du das Deine Kinder sich auch so ein Leben reinziehen?
    Wenn Deinem Mann ein intaktes Familienleben wichtig ist dann hat er es in der Hand. Er kann eine Therapie machen, er kann irgendwann trocken wieder zu Dir zurück kehren. Ob Du ihn dann noch willst ist eine andere Frage.
    Bei den meisten hier im Forum sieht es so aus als ob sie das garnicht mal mehr wollen, wenn sie isch denn erstmal getrennt haben. Wäre die Liebe wirklich sooo groß wie anfans oft behauptet, dann müßte das eigentlich anders aussehen. Mir sagt das auf jeden Fall, dass es nicht so sher um den trinkenden Partner geht, sondern dass sehr viel Ängste vor dem Alleinsein usw dahinter stecken.
    Bei meiner Mutter war es auchso. Ihr fehlte der Mut und auch die Selbstständigkeit, denn sie gehörte noch zu der Generation, wo ein Leben alleine als Frau nicht denkbar und erstrebenswert war. Dafür hat sie einen hohen Preis zahlen müssen, wir alle.

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