Hallo,
in letzter Zeit hab ich hier schon berichtet, dass ich mir vor einigen Wochen angefangen hab, Sorgen um meinen Partner zu machen, weil er meiner Meinung nach zu viel trinkt. Weniger in geselliger Runde als vielmehr allein oder wenn ich da bin zuhause ca. 1-2 Flaschen Wein bis zu ein paarmal in der Woche. Und dass, wie er sagt, zur Entspannung und um Probleme zu vergessen/erleichtern. In einer Woche, als das so mit deutlichem Angetrunkensein am abend dreimal vorkam und kurz darauf (zum bisher einzigen mal) auch auf einer party auftrat, die wir dann auch auf mein Drängen frühzeitig verlassen haben, hab ich ihn darauf angesprochen. Er hat Einsicht gezeigt, dass es zuviel ist und gesagt, dass er es reduzieren will. Als Ansatzpunkt was er (darauf hab ich gedrängt) darüber hinaus an seinem Verhalten ändern kann, um den Mechanismus auszuhebeln, sagte er, er wolle sich mehr Zeit und Ruhe für sich nehmen und mehr uf sich achten.
So weit so gut, dachte ich, das Gespräch hätte auch schlechter laufen können. Mehr Zeit für sich nimmt er sich tatsächlich seitdem, was aber teilweise schon soweit geht, dass ich zehn Minuten, nachdem ich nach hause gekommen bin, schonmal vor ins andere Zimmer gehen soll (zum Beispiel wenn er allein"fertig" kochen will) - um noch zu trinken, ohne dass ich was merke?? ... Denn: in meiner Anwesenheit wird seitdem nichts mehr getrunken, wohl aber, wenn ich mal einen abend nicht da bin. Dann merke ich den Alkoholkonsum beim Telefonieren. Eine wirkliche Einsicht scheint also nicht vorhanden? Oder übertreibe ich und so schnell kann das gar nicht gehen? Außerdem fällt mir auf, dass er seit dem Gespräch deutlich distanzierter ist, wir weniger reden, mal "zwischendurch" kaum noch zärtlich sind und auch weniger im Bett. Ist das "normal" nach 1,5 Jahren Beziehung und übertreibe ich auch hier? Oder ist es nicht doch auffällig, dass das keine schleichende Sache ist sondern ich den Tag der Umstellung genau sagen kann? (Die Gründe für diesen Einstellungswechsel hab ich schon in einem anderen Beitrag diskutiert und auch sehr hilfreiche Antworten erhalten. Vielen Dank! Ich möchte hier nicht doppelt fragen, aber ich bin mir immer noch unsicher und frage mich nun vielleicht ähnliche, aber andere Dinge hierzu).
So, nachdem ich mir in letzter Zeit also jede Menge Gedanken zum Thema Alkohol gemacht hab, auch hier sehr viel gelesen hab und auf jeden Fall Alkohol in meinem Leben keinen Logenplatz (an welche Person auch immer gebunden) einräumen mag, hab ich Tacheles mit meinem Partner geredet. Dazu müsst ihr wissen, dass er derjenige von uns beiden ist, der unbedingt bald Heiraten und Kinder haben will. Ich schon auch, aber es ist nicht soo eilig. Also hab ich ihm gesagt, dass ich derzeit auch mit den (meiner Meinung nach nicht durchschlagenden) Veränderungen nach unserem letzten Gespräch mich nicht wohlfühle akut und in der Langzeitperspektive. Dass ich zwar die genannten Pläne für die Zukunft gern umsetzten würde, das aber mit ihm auf keinen Fall angehe, bevor ich nicht das Gefühl hab, dass er das Thema Alkohol im Griff hat. Dazu hab ich gesagt, dass ich bis dahin erstmal uns eine Wartephase verordne, in der wir erstmal lose weitersehen (also wenn er möchte schon mit nüchternem sich sehen, aber ohne verbindlicher zu werden, also auch nicht mal zusammenziehen). Wie lange diese Wartephase dauern soll, hab ich offen gelassen, wenn er fragt werde ich mindestens einige Monate sagen, obwohl ich selber nicht weiss, ob das überhaupt geht.
Was meint ihr, war dieses Gespräch richtig? Kann es etwas bewirken?
Und, auch wenn sich das jetzt hart anhört, ich glaube nicht, dass er soweit Einsicht haben wird, dass er sich Hilfe holt und nur so geht es meiner Meinung nach. Insofern, ist diese ganze Wartephase-Geschichte berhaupt realistisch? Weil, ich bin mir nicht sicher, dass ich in näherer Zukunft davon zu überzeugen bin, dass er alles im Griff hat. Dafür zweifle ich zu sehr. Und selbst wenn, wer sagt mir, dass es so bleibt?
Bin ich also zu pessimistisch was die lange Perspektive angeht? Oder realistisch und sollte mich besser ganz trennen?
Tut mir leid, dass es ein so langer Text geworden ist. Danke fürs Lesen und ich würde mich sehr über Tipps und Orientierung freuen!!