Vergeudete Jahre...

Hallo,
ich möchte mich bei Euch vorstellen.
Bin 58 Jahre alt, verheiratet und habe 2 Kinder.
Saufen tu ich schon seit ich Mofa fahren durfte, also seit ich 15 bin.
Naja, den ersten Vollrausch hatte ich sogar schon mit 13 Jahren.
Alkohol, hauptsächlich in Form von Bier, zieht sich wie ein roter Faden durch mein ganzes Leben.
Jede Menge Trinkpausen und Abstürze, so siehts bei mir aus.

Anfang 2007 hatte ich mich hier schon einmal angemeldet.
Mit der Hilfe des Forums hatte ich es tatsächlich geschafft
fast 2 trockene, glückliche Jahre hinzulegen.

Tja, dann hat sich aber der Alkohol zurück in mein Leben geschlichen.
Schuld war ich natürlich ganz alleine. Habe nach 2 Jahren gedacht
da stehste drüber, dir kann nix mehr passieren. So bin ich dann
sozusagen mit offenen Augen in meinen Rückfall gelaufen.

Ich habe mir seinerzeit ein Wohnmobil gekauft, und das obwohl
ich wusste das so etwas garnicht gut für mich ist. Man könnte
fast sagen das ich den Rückfall geplant hatte. War doch klar
das ich auf dem nächstbesten Campinplatz gemütlich in der Rundecke
hocke und und eine Flasche Pils in der Hand halte. Dumm nur
das ich mich geschämt habe und hier im Forum nicht direkt
Alarm gemacht habe...aber vielleicht wollte ich das ja auch nicht.

Das Ungemach begann ja schon Monate vorher, wo ich wieder
angefangen hatte zu Rauchen. Heute ist mir das klar. Ich weiss nicht
wie es anderen ergeht, aber bei bildet Nikotin und Alkohol eine
feste Einheit.

Zwischendurch habe ich mal 2-3 Trinkpausen gehabt, eine sogar
ein Jahr, aber ohne Gruppe, ohne eigene Initiative, ohne echte
Kapitulation vor dem Alk wird das nichts, jedenfalls nicht bei mir.

Momentan bin ich auf dem Stand, das ich seit gut 4 Wochen
keinen Alkohol und keine Zigarette mehr angerührt habe.
Ich hatte einfach keinen Bock mehr auf den ganzen Mist
mit dem Beschaffungsstress, der Kotzerei am Morgen und
dem ständigen Selbstmitleid. Körperlich habe ich Gott sei
Dank noch nicht unter meiner Sucht gelitten, wie mir zumindest
mein Hausarzt bestätigt hat.

Momentan geht es mir seelisch und körperlich sehr gut,
ich versuche meinen Tag möglichst gut zu gestalten, habe
wieder mit Sport angefangen, meine Ernährung umgestellt
und fühle mich insgesamt auch wieder selbstbewusster.

Aber ich muß mich wieder viel mehr mit meiner Alkohl-Krankheit
auseinander setzten, sonst geht es mir wieder so, das ich nach einem
Jahr meine es " jetzt im Griff zu haben".

Deswegen bin ich (wieder) hier, weil ich nie mehr Saufen will.

Danke
Cornelli

Zitat von Karsten

ich war ja damals auch öfter ein Jahr ohne Alkohol und habe mich dann auf den Rückfall vorbereitet und dann auch gesoffen.

Anfangs waren es meist kleine Dinge, die ich vernachlässigt habe, meist sogar bewusst.
Gruß
Karsten

Wegen dieser Art Erkentnisse bin ich wieder hier.
Genau so habe ich es erlebt Karsten, ich konnte es nur nicht
so treffend zusammenfassen.

Danke für Eure
herzliche Begrüßung, ich freu mich wieder
hier zu sein.

Zitat von Seidenraupe

Hallo Cornelli,

willkommen im Forum!
Ich war damals zwar schon auf meinem langen Weg, aber noch nicht im Forum, kenne dich also noch nicht.
Glückwunsch zum Neustart! Ich wünsche dir viel Erfolg. Hast du außer diesem Forum noch weitere professionelle Hilfe?
Vier Wochen ohne Alkohol und Nikotin - toll!

Alles Gute

Seidenraupe

Hallo Seidenraupe,
momentan noch nicht. Ich bin seinerzeit so gut mit dem Forum gefahren, da dachte ich, ich fang erst mal hier an und schau dann weiter wie es geht. Aber der Gedanke einer SH-Gruppe in meiner Nähe beizutreten ist schon da... naja, Schaun wir mal.

Viel Angst hatte ich immer davor, das dieses einmalig schöne Gefühl, wie ich es auf meinem ersten Weg in die Trockenheit erfahren konnte vielleicht nie wieder zurück kehrt. Ich muß sagen, anders ist es in den 4 Wochen seit ich nix mehr trinke schon, etwas abgeklärter, aber doch auch schön.
Ich meine mich aber auch erinnern zu können, das seinerzeit dieses schöne Glücksgefühl erst nach Monaten ohne Suff einsetzte... bin mal gespannt.
Das Nichtrauchen habe ich mit der Unterstützung durch Nikotinpflaster bisher ganz gut in Griff. Habe das 3 Wochen draufgepappt und seit einer Woche geht es auch ohne. Hab vorher locker 2 rote XXL Päckchen am Tag weggezogen.

Nun trinke auch ne Menge Wasser am Tag und ernähre mich momentan auch viel besser. Das mit dem vielen Wasser habe ich bei meinem ersten Trocken-Versuch auch nicht so richtig beherzigt, oder kapiert.
Das einzige mal das ich in den bisherigen 4 Wochen Saufdruck (alleine zu Hause und Langeweile) hatte, habe ich mir ganz konsequent 1 Liter Wasser getankt und danach wollt ich auch kein Bier mehr, war einfach zu gesättigt.

Was mir aber bisher fehlt ist die Selbstreflexion zum Thema Sucht, meiner Sucht. Das ist bei allen "good feelings" untergegangen und das ich ja nicht so gut. Deswegen habe ich mir vorgenommen hier auch wieder in regelmäßigen Abständen zu lesen und zu schreiben, damit ich nicht vergesse das ich Krank bin.

cornelli

Dank Euch für den netten Empfang!
Ja einige kenne ich noch und ich freue mich auch auf den erweiterten Bereich, zu dem ich mich heute angemeldet habe. Toll das so viele Leute dem Forum nun schon über Jahre die Treue halten, das sagt ja schon einges aus.

Nun, ich hatte mich ja seinerzeit mehr oder weniger hier aus dem Forum geschlichen, sonst wäre ich ja heute evtl. auch noch dabei. Naja, jetzt bin ich wieder hier und nur das zählt.

Zu meinem Rückfall ist mir gestern noch etwas wichtiges eingefallen, das ich hier unbedingt aufschreiben möchte.

Wie ich damals noch trocken war, da habe ich ja einigen meiner Bekannten und Freunden gesagt das ich Alkoholiker bin. Die fanden das ja sehr gut, das ich offen darüber gesprochen habe.

Nachdem ich dann wieder angefangen habe zu Saufen, schämte ich mich gegenüber meinen Freunden und Bekannten und habe mich, anstatt ehrlich zu sein, einfach aus dem gesellschaftlichen Leben zurückgezogen
und meist alleine im Keller vor dem Computer gesoffen, das reichte mir ja auch vollkommen aus. Bier und Zigaretten, das war alles was ich wollte.

Aufgrund meiner dann wieder angeschwollenen veritablen Bierplautze hätte ich eh keinem etwas vormachen können.

Das hat schon so etwas von einem "Teufelskreis" aus dem man nur schwer wieder rauskommt. Krank, das ganze Lügengespinst was man so aufbaut nur um in Ruhe dem Suff nach zu gehen.

cornelli

Gestern habe ich weitere Schritte unternommen um zu mehr Zufriedenheit zu gelangen; Ich bin angefangen zu laufen. Allerdings war schon nach den ersten 20 Metern in leichtem Trab die Luft bei mir raus
... naja bin dann sozusagen etwas schneller spazieren gegangen um ab und an wieder für eine kurze Strecke in eine Art Lauf überzugehen.
Hoffe morgen klappt das schon ein klein wenig besser, ein wenig mehr Fitness wäre schön.

cornelli