Was bedeutet für euch Selbsthilfe?

  • Hallo,

    dieses Forum versteht sich ja als (Online) Selbsthilfegruppe.
    Ich selber gehöre dieser Gruppe jetzt seit etwas weniger als zwei Jahren an. Neben dieser Gruppe hier habe ich seit etwas weniger als einem Jahr auch noch eine (nicht online) Selbsthilfegruppe.

    Eben auf dem Weg nach Hause von dieser anderen SHG dachte ich darüber nach, was Selbsthilfe eigentlich für mich bedeutet. Und auch darüber, warum Selbsthilfegruppen für uns Suchtkranke so eine wichtige Funktion haben. Woran liegt das, warum ist das so?

    Ich wollte diese Frage mal hier in die Runde weitergeben. Vielleicht hat ja eine(r) von euch, die ihr hier (mal öfter, mal weniger oft, schon länger oder erst sehr kurz) schreibt und lest, Lust, sich für sich ganz persönlich auch diese Gedanken zu machen (und sie dann vielleicht sogar hier mitzuteilen).
    Würde mich freuen.

    Viele Grüße und frohe trockene Ostern,
    Thalia

  • Hallo Thalia,

    ein interessantes Thema!

    Das Wichtigste bei der Selbsthilfe ist für mich das Selbst.
    D.h. wenn die Hilfe bei mir funktionieren soll,
    muss der Antrieb von mir selbst kommen,
    muss ich selbst wollen, dass ich trocken bin.

    Manchmal lese ich hier, dass Leute
    wegen ihres Partners mit dem Trinken aufhören wollen
    oder wegen der Kinder
    oder wegen der Arbeit.
    Solch ein Antrieb kommt von außen und nicht von einem selbst.

    Eigentlich ist es etwas schade,
    dass so ein interessantes Thema
    (noch?) so wenig Resonanz findet.
    Aber Ostern ist ja noch lang.

    Frohes Osterfest
    Correns

  • Hallo ihr zwei :),
    ich finds nicht schlimm, dass die Resonanz schleppend ist. Ist schließlich Ostern, und außerdem hatte ich auch nicht gleich ne Antwort auf meine eigene Frage, sondern musste erstmal ne Runde darüber nachdenken.

    Ich find auch, es geht ums Selbst. In die Selbsthilfegruppe, also hier ins Forum ;), gehe ich meinetwegen. Es bietet mir die Möglichkeit, mich mit mir selbst zu beschäftigen. Und das in einer Gruppe von Leuten, die meine Krankheit verstehen, weil sie selbst sie haben. Da ist schon ein Stück Vertrauen da. (Im geschlossenen Forum trifft das natürlich noch mehr zu.)

    Ein Bekannter von mir, selbst trockener Alkoholiker und seit 20 Jahren in der Selbsthilfe aktiv, sagte mal von sich, es ist schon gut, einfach jede Woche wieder den Raum zu betreten, wo die Gruppe stattfindet. Einfach als Erinnerung an das Thema.

    Und das finde ich im Forum hier auch: Ich mach die Seite auf, ich lese hier täglich, und über das Gelesene denke ich nach. Und teile meine Gedanken hier mit. (Zumindest habe ich die Chance dazu ;)) Und dann krieg ich auch noch Feedback! Was für eine tolle Sache, oder?

    So, nun geh ich auch erstmal an die Sonne. :)

    Schöne Ostern allen, die vorbeischauen.
    Thalia

  • Moin

    Selbsthilfe bedeutet für mich, dass ich an einem Punkt angelangt bin, an dem ich mir nur noch selbst helfen kann und das, weil ich mir unbedingt helfen will. In der Gemeinschaft sehe ich, ich bin nicht allein mit meinem Problem, lerne aus den Erfahrungen der Gemeinschaft und finde so meinen Weg.

    PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Hallo Thalia1913,

    Ich finde ich es toll das du diesen Thread ins Leben gerufen hast .

    Nun war das für mich am Anfang sehr schwierig zu verstehen was Selbsthilfe ist. Ähnlich wie es Karsten beschreibt . Ich war ja am Ende meines Lateins und benötigte erstmal in meinem Leben Fremdhilfe, gerade weil ich ja mir nicht mehr selbst helfen konnte.

    Erst als ich diesen Schritt getan hatte ,wurde mir jedoch auch sehr schnell klar das die Hilfe von Außen nur soviel wert ist , wie ich sie für mich selbst nutzte. Noch verwirrender wurde es , als ich begriff das diejenigen, die mir mit dem Austausch geholfen haben auch dadurch Selbsthilfe betrieben .

    Im Endeffekt ist eine SHG das wichtigste Bindeglied zwischen mir und der Sucht um mir selbst helfen zu können. Am Besten aktiv im Austausch .

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo liebe Thalia,

    Das ist in der Tat ein hochinteressantes Thema.

    Selbsthilfe, also in dem Sinne "ich helfe mir selbst" war mir bis zu meiner Entgiftung nicht möglich. Hätte ich mir selbst noch helfen können, hätte ich ja keine SuchtHILFE, keine Entgiftung mitHILFE von Medikamenten und engmaschige Überwachung durch einen Arzt gebraucht.

    Ich hätte mal eben aufgehört zu saufen :evil:

    Da ich aber schwerst körperlich abhängig war, gab es nur noch Entgiftung oder Sterben.
    Ohne fremde Hilfe wäre ich gestorben.

    Aber das ist ja erst der winzig kleine Anfangsschritt. Jetzt, mit klarem Kopf beginnt für mich die Selbsthilfe.

    Denn jetzt gilt es, mir einen trockenen Alltag aufzubauen, ein Risiko für einen Rückfall zu minimieren, und auch, mir selbst zu helfen indem ich mir verzeihe, ein Notfallkoffer.... (Hier könnte ich noch viel mehr aufzählen)

    Das ist dann für mich Selbsthilfe. Damit helfe ich mir nämlich selbst.

    Eine ganz wichtige Selbsthilfe ist dieses Forum für mich. Die Menschen und die vielen Erfahrungen hier. Und: Die Grundbausteine!!!

    Deswegen werde ich selbstverständlich, sobald es mir möglich ist, auch in den erweiterten Bereich wechseln.

    Ich möchte hier allen noch einmal einen ganz ganz großen Dank aussprechen. Was ihr hier leistet ist echt groß!

    Alles Liebe
    Tanja

  • Hallo zusammen,

    danke für das Thema, Thalia!

    Ja, das "Selbst" ist meiner Meinung nach der entscheidende Teil des Wortes. Wenn ich selbst es nicht will, also wenn die Entscheidung nicht von mir selbst und für mich selbst getroffen wird, wird es ganz einfach nicht funktionieren...

    @Karsten: Ich finde es aber - gerade am Anfang, wenn man sich hier anmeldet - absolut in Ordnung und auch ganz normal, dass man um Hilfe bittet. Wenn ich mich zurück erinnere, hatte ich auch gehofft, hier Hilfe zu bekommen und auch "an die Hand genommen" zu werden. Ich hatte ja von überhaupt nichts eine Ahnung, wusste nur, dass ich vom Alkohol loskommen wollte (und zwar einzig und alleine für mich selbst). Mir war die Unterstützung hier, die vielen Tipps, die aufbauenden (und auch mal "mahnenden") Kommentare äußerst hilfreich!! Mir war schon klar, dass es letztendlich einzig und alleine am mir liegt, ob ich vom Alkohol los komme oder nicht. Aber ich habe mich mit der Hilfe/Unterstützung hier nicht so alleine/"abartig"/hoffnungslos gefühlt und das hat sicherlich dazu beigetragen, dass ich diesen Weg hier jetzt schon seit über 3 1/2 Jahren gehe.

    Dafür bin ich dem Forum und seinen Mitgliedern sehr dankbar!

    So, das war mein Wort zu Ostern :lol:

    lg Sue

    You will bloom if you take the time to water yourself 🌷

  • Kurz und bündig: Nur wir selbst können uns helfen und uns aus der Geiselnahme durch den Alkohol befreien. Doch gerade dazu benötigen wir Hilfe, um uns selbst helfen zu können. Hilfe zur Selbsthilfe in Form von Therapie/Literatur/SHG incl. diesem Forum.

    Einen anderen Weg kenne ich nicht und es wird ihn auch nicht geben.

    Gruß Carl Friedrich

  • Allo

    Selbsthilfe bedeutet für mich, dass ich wissen will, wie es² geht³, damit ich
    es selbst (nach-)machen kann.
    Selbsthilfe bedeutet für mich weiter, dass ich (da ich ja weiß, wie es geht³)
    denen, die auch wissen wollen, wie es geht³, zeige, wie es geht³.

    ² was auch immer... z.B. trocken zu werden und zu bleiben

    ³ oder besser: gehen kann.

    Es kann natürlich sein, dass ich zunächst einfach nur Hilfe brauche, bevor
    ich überhaupt an Selbsthilfe denken kann.

    Lieben Gruß
    Ghiuirgean
    >> Sorgen Sie dafür, daß es Ihnen gut geht. <<

  • Hallo Zusammen,
    Selbsthilfe bedeutet, ich hole mir soviel Hilfe wie möglich,daß ich es schaffe mein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen ,um ordentlich und nüchtern leben zu können.
    Ich bin der Meinung ,ohne das Forum,überhaupt ohne die Hilfe einer SHG oder des Forums,der Erfahrungen und vor Allem der Grundbausteine hier, wäre mir niemals gelungen,wieder auf die Beine zu kommen
    Dem Einen oder Anderen mag das zu Bevormundet oder Fremdbestimmt erscheinen,mag sein aber letztendlich bestimme ich ja selber den Grad der Hilfe,die ich zulasse und für angemessen halte.Also ist es ein Mix aus wie viel helfe ich mir selber,indem ich Hilfe annehme und zulasse.
    Im Endeffekt zählt für mich das Ergebnis,ein Trockenes Leben ohne Faust in der Tasche,erreicht durch den Austausch hier und den Besuch einer SHG.
    LG schatzmeister

    Wer einmal sich selbst gefunden, kann nichts auf dieser Welt mehr verlieren.


    (Stefan Zweig)

  • Hallo,
    wie das Wort schon sagt, helfe ich mir selbst...
    Ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben und sollte gut für mich sorgen!
    Ich habe schon sehr viele wertvolle Sätze hier im Forum gelesen oder in der realen
    Gruppe gehört. Wichtige Erkenntnisse konnte ich für mich mitnehmen. Das tolle
    ist, dass sogar für Ultra-Langzeittrockene (mehr als 20 Jahre) es immer noch als
    Selbsthilfe erlebt wird, in eine SHG zu gehen. Am Anfang fiel es mir schwer,
    das zu glauben, inzwischen ist es für mich keine Frage mehr. Wir sind ein Leben
    lang krank (auch wenn ich mich nicht so fühle , da ich die Krankheit zum Stillstand
    bringen konnte :D) und müssen achtsam sein und bleiben.
    Besser geht es nicht: Ich helfe mir selbst und helfe (möglicherweise) gleichzeitig anderen.
    Ein Geben und Nehmen. Wie schön!

    Seidenraupe

    Seidenraupe

  • Hallo,

    danke für die Gedanken, die hier schon zum Thema Selbsthilfe geäußert worden sind.

    Manches ist für mich noch nicht so ganz greifbar. Zum Beispiel, wenn du, Carl Friedrich, schreibst

    Zitat

    Nur wir selbst können uns helfen (...). Doch gerade dazu benötigen wir Hilfe, um uns selbst helfen zu können.


    Das klingt so ...

    Zitat

    kurz und bündig


    ;)
    So nach Schlagworten. Aber wie füllst du das mit Inhalt? Also so ganz konkret?

    Ich frage mich nämlich wirklich ganz konkret, was gerade eine Selbsthilfegruppe zu so einem wertvollen, und vielleicht unersetzbaren, Pfeiler, oder Baustein, der Trockenheit macht. Ist es die Kombination aus "angenommen werden", weil ja die anderen "auch so sind wie ich" und dem Profitieren von den gelebten und mitgeteilten Erfahrungen der anderen, länger Trockenen? Und was macht die Selbsthilfegruppe so wichtig auch für schon länger Trockene? Denn ich glaube ja, auch schon länger Trockene sind in erster Linie für sich selbst hier/in ihrer SHG und erst in zweiter (oder dritter) Linie (oder auch gar nicht) für "die anderen".

    Für mich gilt das auf jeden Fall. (Als nicht ganz kurz aber auch noch nicht lang Trockene.)

    Und was ich zum Beispiel auch besonders toll finde in meinen beiden SHGs ist das Zuhören (oder Lesen), wenn andere von sich erzählen, und dann oft direkt den Anstoß in mir zu spüren, mich mit den angesprochenen Themen für mich selbst auch einmal auseinanderzusetzen. Worauf ich alleine in meinem stillen Kämmerlein sicher in vielen Fällen gar nicht gekommen wäre.

    Freut mich, wenn die Gedanken zum Thema hier vielleicht noch etwas weiter fließen :)

    Viele Grüße
    Thalia

  • Hallo Thalia,

    für mich ist und wird es immer wichtig sein, nicht zu vergessen, wie es war und nie,
    nie wieder werden soll! Eine bunte Mischung aus noch nicht ganz, eine kurze Zeit
    sowie schon lange Trockenen ermöglicht dies.
    Neulich war in meiner realen SHG ein "Rückfälliger", der 18 Jahre vorher abstinent
    gelebt hatte! - Er war nicht mehr zu seiner SHG gegangen, weil er glaubte, es nicht mehr
    zu brauchen...
    Für mich, nach nun fast zwei Jahren Trockenheit :D ist es wichtig, über das Thema Alkohol
    sprechen zu können. Mit wem kann ich über "Verlangen" o.ä. sprechen? Ein nicht Süchtiger
    kann sich nicht in mich hineinversetzen. Ich finde es wichtig, einmal in der Woche
    mit anderen Betroffenen zusammen zu sein und über das Thema zu sprechen.

    Seidenraupe

    Seidenraupe

  • Da leg ich mal nach:

    Für meine Einstellung zur SHG prägend sind:

    Meine Abschlussbesprechung mit dem Suchtmediziner nach meiner ambulanten Therapie. Er verwies darauf, dass nach seiner langjährigen Erfahrung der erste Schritt in Richtung Rückfall gemacht werde, wenn man sich nicht mehr regelmäßig mit seiner Erkrankung auseinandersetzt, da man sie ja nicht unmittelbar in Form von Schmerzen spürt. Daher die SHG, um permanent am Ball zu bleiben und so die Notwendigkeit der Trockenheit vor Augen zu halten.

    Daneben die ausdrücklichen Hinweise meiner Therapeuten, als auch in veröffentlichter Literatur und zwar aus Sicht von Therapeuten und Patienten gleichermaßen.

    Daher hat Thalia mit ihrer Einschätzung schon Recht. In erster Linie nutze ich die SHG für mich. Das hat nichts mit Egoismus zu tun, da ich bei den anderen Teilnehmern die gleiche Einstellung voraussetze, von ein paar reinen Altruisten mal abgesehen. Die zweite und willkommene Seite der Medaille besteht darin, dass anderen gezeigt werden kann, dass trockenes Leben durch konsequentes Verhalten möglich ist.

    Was mich an den SHGs, egal ob hier oder real vor Ort fasziniert ist, dass es Herrschaften gibt, die ein viel schweres Los zu tragen haben, als ich und sich trotzdem aus ihrer Sucht befreien konnten, dass sie nicht mehr den Giftstoff konsumieren. Und dann noch bei anderen unerfreulichen Ereignissen in Familie, Gesundheit oder Arbeit trotzdem nicht rückfällig geworden sind oder sich nach einem Rückfall schnell wieder aufgerappelt haben. Dem zolle ich ausdrücklich Respekt.

    Daher merke ich, dass mir persönlich die SHG gut tut und meine Abstinenz festigt.

    Vielleicht kann man unsere Situation ansatzweise mit dem Training von Sportlern vergleichen. Wir betreiben eine Individualsportart und benötigen aber auch regelmäßiges Team-Training, um uns stets weiter zu motivieren, ja nicht in unseren individuellen Bemühungen nachzulassen.

    Gruß Carl Friedrich

  • Selbsthilfegruppe bedeutet ja erstmal, dass sich die Mitglieder/Teilnehmer der Gruppe selbst/untereinander dabei helfen, mit ihren Problemen zurecht zu kommen. Also „Problemkinder“ unter sich und ohne – meiner Meinung nach oft störende weil hemmende - Mitwirkung von Psycho-Profis aber unter der Leitung eines (meistens) geschulten Moderators, dem Leiter der Gruppe – ohne wird’s Anarchie.

    Die hier viel gepriesene Methode sich einfach selbst zu helfen funktioniert ja so überhaupt nicht – meine Meinung. Der Anstoß zur Bereitschaft etwas gegen die Sucht zu tun, muss natürlich vom Kranken selbst kommen. Aber selbst der Weg zur Einsicht funktioniert ja nicht im Selbsthilfe-Programm, da ja der Anstoß daraus resultiert, dass irgendwas anders ist als bei anderen. Die Idee, dass was anders ist – Trinkverhalten, soziales Umfeld zum Beispiel – kommt ja erst, wenn andere irgendwie zu verstehen gaben, dass irgendwas anders ist. Also zeigt erst der Vergleich mit den anderen, dass ich mich doch bitte mal an jemanden wenden möchte, der mir dabei hilft, wieder so oder wenigstens ähnlich wie die anderen zu werden. Wenn uns andere – bewusst oder unbewusst – nicht mit der Nase darauf stoßen würden, dass irgendwas nicht stimmt, würden wir ja denken, dass wir so wie wir sind normal wären und kämen nicht auf die Idee, etwas ändern zu müssen/wollen, weil: Warum? Und jeder von uns hätte ohne die Hilfe anderer wahrscheinlich „aufs Brett geschi.ssen“, wenn er auf immer und ewig versucht hätte sich selbst zu helfen und auf die Hilfe anderer zu verzichten. Die Bezeichnung Selbsthilfe als Bedeutung für ohne die Hilfe anderer auszukommen, ist – auch wieder meiner Meinung nach – hier nicht richtig. Einfach deshalb nicht, weil wir nicht ohne Hilfe auskommen. Wenn dem so wäre, bräuchten wir dieses Forum nicht, nicht die reale Selbsthilfegruppe, nicht unsere Familien, Bekannten, Ärzte … (Das ist eine Aufzählung, keine Wertung.). Selbsthilfe hat also keinesfalls was mit allein zu tun. Und jetzt zahl ich auch ins Phrasenschwein (symbolisch): Der Erfolg hat viele Väter. 

  • Hallo Rattenschwanz,

    von allein war auch nicht die Rede. Selbst und allein sind für mich zwei unterschiedliche Dinge.
    Ob jemand vor, während, nach einer anderen Hilfe oder nur ausschließlich eine SHG besucht,
    spielt keine Rolle. Und natürlich muss man selbst etwas ändern wollen (Ausnahmen
    betätigen die Regel). Bei mir gab es allerdings keinen äußeren Anlass/Anstoß.
    Mir war sozusagen von alleine klar, dass mein Trinkverhalten nicht gut und schädigend war.
    Ich habe ganz lange experimentiert, bevor ich einsehen musste, dass ich ohne fremde Hilfe
    nicht aus dem Teufelskreis komme.
    Selbst = ohne Hilfe - so ist das wohl nicht gemeint. Aber ich nehme es nun selbst in die Hand
    und besuche meine Gruppe. Niemand zwingt mich, dorthin zu gehen. Ich tue es für mich.

    Seidenraupe

    Seidenraupe

  • glück auf alle

    wichtiges thema - und was erwartet ihr von ner (online)SHG?

    selbsthilfe is für mich ne quelle zum lernen - lernen trocken zu leben.
    am anfang wars auch n "sicherer ort" - immer n ansprechpartner (auch nachts) immer hilfe und verstehen (auch nachts).
    am anfang hab ich, ganz egoistisch, genommen was ich bekommen konnte - ich hab erwartet und gefordert was zu bekommen - ich hab gefragt und nachgefragt und hab gelernt
    nach und nach darf ich wieder was zurückgeben :wink:


    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Bei mir war es so wie bei Karsten und Seidenraupe...
    Mir mußte niemand sagen, das ich "anders" trinke als andere und das tat auch niemand.
    Das wußte ich lange selbst, bevor andere auch nur auf die Idee kamen, das die Sunshine vielleicht öfters einen übern Durst trinkt.
    Und es verlangte auch niemand von mir, mit der Sauferei aufzuhören.
    Es war meinen engsten Mitmenschen bis zuletzt nicht mal bekannt, wie viel ich wirklich soff.

    Ich habe oft versucht, allein aufzuhören. Es ging jedes Mal schief und ich fühlte mich mittlerweile wie eine Versagerin.
    Weil ich nicht konnte, was andere konnten.
    Mir war zu dem Zeitpunkt noch gar nicht bewußt, das ich das allein nicht schaffen kann.

    Selbsthilfe bedeutet für mich, mir selbst zu helfen :wink:
    Ich halte es für wichtig, sich mit Menschen auszutauschen, die von der gleichen Krankheit betroffen sind wie ich.
    Und in einer SHG kann man sich auch gegenseitig helfen, auch das sehe ich als Sinn einer SHG.

    Zitat

    Selbsthilfegruppe bedeutet ja erstmal, dass sich die Mitglieder/Teilnehmer der Gruppe selbst/untereinander dabei helfen, mit ihren Problemen zurecht zu kommen. Also „Problemkinder“ unter sich und ohne – meiner Meinung nach oft störende weil hemmende - Mitwirkung von Psycho-Profis aber unter der Leitung eines (meistens) geschulten Moderators, dem Leiter der Gruppe

    So sehe ich das auch.
    Und anders wäre es für mich auch nicht gegangen, denn ich habe es nicht so mit irgendwelchen Psychologen.
    Ich möchte mich mit Menschen austauschen, die meine Krankheit selbst erlebt haben und nicht mit Leuten, die darüber mal was gelesen oder gelernt haben.
    Ich brauche da einfach was "Authentisches" und ich halte LZT für sehr viel qualifizierter als irgendwelche Psychos, die selbst nicht von der Krankheit betroffen sind.

    Ich war auch immer mal wieder ohne SHG, aber nie ohne Austausch mit anderen Betroffenen. Das beschränkte sich bei mir nie nur auf eine SHG.

    Eine reale Gruppe habe ich auch mal ca. 2 Jahre zwischendurch besucht, aber die wollten mich zu sehr "einatmen". :lol:
    Ich habe aber auch noch andere Freunde, die nicht von unserer Krankheit betroffen sind und möchte nicht den größten Teil meiner Freizeit (oder gar die gesamte :shock: ) in einer SHG verbringen.

    So ist diese SHG hier für mich besser, weil ich mich hier frei fühle und nicht dauernd vollgelabert werde, ob ich nicht an dieser oder jeder Freizeitaktivität mitmachen möchte.
    Ich kann hier schreiben, wenn ich den Austausch brauche und es auch mal sein lassen und muss nicht zu bestimmten Terminen erscheinen.

    Ich weiß für mich, das ich nur Dinge machen kann, bei denen ich mich frei und selbstbestimmt fühle. Alles andere funzt bei mir nicht, weil ich dann recht schnell wegrenne.

    LG Sunshine

  • Silberkralle fragte:

    Zitat

    wichtiges thema - und was erwartet ihr von ner (online)SHG?

    Ich erwarte im Grunde nix, aber ich erhoffe mir einiges :wink:
    Und wenn das eintrifft, freue ich mich drüber :)

    Ich erhoffe mir, hier ein offenes Ohr zu finden, wenn es mir nicht gut geht.
    Ich erwarte nicht immer einen Rat, sondern manchmal nur jemanden, der mir zuhört, bzw. zuliest.

    Ich erhoffe mir, einen Ort zu haben, wo ich auch mal "Schutt abladen" kann.
    Denn ich weiß mittlerweile, das alles in sich reinfressen nicht gut tut.

    Ich erhoffe mir ehrlichen Austausch mit anderen Betroffenen und keinen Tummelplatz der persönlichen Eitelkeiten.

    Ich möchte von anderen lernen oder mich zumindest inspirieren lassen.
    Und ich erhoffe mir auch neue Sichtweisen, die mir helfen könnten bei Problemen.

    Ich bin außerdem kontaktfreudig und lerne gern neue Leute kennen :)
    Finde ich einfach interessant.
    Und meiner Erfahrung nach lernt man gerade in SHG oftmals ganz "besondere" Menschen kennen.

    Und ich freue mich außerdem, wenn ich anderen auch mal helfen kann.
    Denn mir wurde auch geholfen und davon möchte ich auch ein Stück zurück geben.

    Das ist das, was mir so auf Anhieb dazu einfällt :wink:

    LG Sunshine

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