• Ich will mich jetzt endgültig Abgrenzen, auf mich achten, Zeit verbringen ohne ihn, vor allem, wenn er sich sowieso schon ausgeknipst hat und nicht bei mir ist! Soll ich ihm von meinem Plan, ihn im Suff grundsätzlich mit sich allein zu lassen und mich im Haus zurückzuziehen erzählen? Ihm sagen, was ich vorhabe? Oder ist das kontraproduktiv, da ich es vielleicht nicht konsequent schaffe und dann sein Respekt vor mir noch mehr schwindet? Bin gerade ratlos…und völlig am Boden! Mal fühle ich mich stark, mal will ich nur noch heulen. :(

    If you can`t hold me now, you will never hold me again!

  • Hallo Trinkula,

    auch die ersten kleinen Schritte kosteten mich ganz viel Überwindung. Wie schon vorhin geschrieben, würde ich nicht viel Worte machen, sondern Taten sprechen lassen. Ich denke, dass ist die Sprache, die auch Dein Partner verstehen wird. Ich kann natürlich nicht für alle hier sprechen, aber ich denke dieses Gefühlschaos ist völlig normal. Jedenfalls kenne ich das so von mir. Hier im Forum oder nach Gesprächen war ich voll Mut und Hoffnung und dann wieder die Angst nach Hause zu fahren. Dann stand ich ihm gegenüber und oft genug war die Hoffnung und der Mut dahin. Aber irgendwie konnte ich dann doch kleine Dinge für mich verändern, mal "nein" sagen, mal gehen. Und das macht Mut für die größeren Projekte.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Meiner Meinung ist es extrem wichtig, dass du konsequent bist...

    warum sollte man was ändern wenn es eh keine spürbaren Konsequenzen hat:

    Wenn du zu schnell fährst und jedes mal die Polizei sagt: "sie sind zu schnell gefahren lassen Sie das bitte" ... würdest du aufhören wenn du eh nix zu befürchten hast?


    Abgesehen davon und das finde ich wichtiger:
    Wenn du Konsequent wirst, wirst du auch sicherer, du weisst, dass du es durchziehen kannst wenn du es sagst. Du lernst für dich mit der Angst um zu gehen.

    Train to survive

    survive to train

  • hh soll heissen: wenn du nicht sicher bist es durchziehen zu können, kündige es gar nicht erst an...

    wenn du es ankündigst: zieh es auch durch!

    zeige dir und deinen Kindern, dass du zu deinem Wort stehen kannst! dass du ernst zu nehmen bist! dass dein XY dann damit klar kommen muss ist ein positiver Nebeneffekt.

    Train to survive

    survive to train

  • Ich muss das durchziehen können, sonst geh ich ganz kaputt. Habe ihm allerdings gesagt, was in mir vorgeht und das ich mein Leben nicht mit einem Alkoholiker verbringen werde. Er meinte, er weiß, dass er was ändern muss...das kam schon so oft.
    Es tut gut, hier was loswerden zu können. Danke für die Unterstützung!
    Im Moment plane ich nur meinen Tag, bzw. den Rest davon...an die nächsten Wochen, Monate kann ich gerade nicht denken.

    If you can`t hold me now, you will never hold me again!

  • Auch wenns gemein klingt:

    Glaub' ihm nicht.
    Alkoholiker haben das Lügen zur Perfektion gebracht.

    Und du sagst ja selbst dass es schon zu oft kam. Soll er halt mal was tun statt nur zu reden.

    Train to survive

    survive to train

  • Ja,ich bin auch sehr skeptisch. Gestern abend bin ich zum ersten Mal in eine Selbshilfe Gruppe für Alkoholiker und Angehörige gegangen. Es war unheimlich befreiend über die Situation und meine Gefühlslage zu sprechen...das habe ich noch nie! Mit wem auch! Die Befürchtung, dass Freunde und Bekannte sich von uns als Paar abwenden ist natürlich da. Mein Mann wußte wohin ich gehe und hat es nicht kommentiert. Ich brachte allerlei Info-Material mit und er hat es sich angesehen, aber auf mein Nachfragen ob er nicht mal mitwolle, fragte er, was ich denn jetzt von ihm wolle. Spielchen! Er hat gestern abend nichts getrunken...aber dafür wird er sich natürlich belohnen..heute oder morgen..mir wurde dort einiges vermittelt und ich habe mich aufgehoben gefühlt. Also schauen wir mal, wie es weiter geht. Natürlich habe ich die Hoffnung, dass ...ganz vielleicht..u.U. mein xx jetzt doch etwas ändert. Aber da er eigentlich immer bis zum Kontrollverlust trinkt, sieht es schon sehr nach "Sucht" aus; Schlafstörungen, Gedächtnisprobs, Magenschmerzen ( eher wenn er nüchtern ist ) ...und er hat ja auch kein Einsehen, meint nur ich habe das Problem..
    Ich muss mich regelrecht zwingen über mich nach zudenken und darüber, wie ich mich verhalte und vorgehe. Alles nicht so einfach!

    If you can`t hold me now, you will never hold me again!

  • Hallo Trinkula,

    ich frage mich, warum man sich überhaupt vom Partner abgrenzen "muss"?
    Und das auch noch wider Willen ?? :shock:
    Ist das eine gute Beziehungsgrundlage, wenn ich mich von meinem Partner abgrenzen muss, mich gar vor ihm in Sicherheit bringen muss, wenn er wieder säuft.
    Ich kann ja nur für mich sprechen, aber so eine Beziehung würde ich überhaupt nicht wollen.
    Das hört sich für mich sehr nach "zu zweit einsam" an, wenn jeder nur noch sein Ding macht.

    Falls Du die Hoffnung hast, das Abgrenzung Deinen Mann zur Einsicht bringen könnte... das funzt selten bis gar nicht.
    Weißt Du, wie ich als damals, als noch nasse Alkoholikerin, auf sowas reagiert habe?
    Je nach Stimmungslage habe ich mich sogar noch gefreut, wenn mein Partner sich in ein anderes Zimmer zurückgezogen hat.
    Noch besser hätte mir gefallen, wenn er das Haus für ein paar Stunden verlassen hätte !!
    Auch über Nacht, selbst das wäre mir egal gewesen.
    Prima ! So konnte ich dann in aller Ruhe weiter saufen.
    Oder aber ich bedauerte mich selbst für mein "schweres Schicksal" und das mein Partner sich so böse von mir abgrenzt.
    Die Notwendigkeit habe ich im Suff doch gar nicht gesehen und selbst wenn, das hätte ich schnellstens wieder ausgeblendet.

    Beide Situationen, ob Erleichterung, das mein Partner mich in Ruhe lässt, oder eben das Sebstmitleid, führten zum absolut gleichen Ergebnis:
    Ich habe gesoffen !
    Weil ich saufen wollte, am Ende, weil ich saufen musste wegen schwerer Abhängigkeit.

    Wenn Abgrenzung dazu dienen soll, sich selbst in Sicherheit zu bringen, und mal gründlich über die eigene Situation nachzudenken... sich Klarheit zu verschaffen, halte sich sie durchaus für sinnvoll.
    Soll sie aber beim Partner was bewirken, kannste das knicken wegen funzt nich.

    Und mal im ernst, warum sollte ich mich denn dauerhaft mit einem Zimmerchen irgendwo unterm Dach oder sonstwo begnügen in meinem eigenen Heim ??
    Nur weil mein Partner saufen will oder muss?
    Glaub es hackt...

    Zitat

    Er meinte, er weiß, dass er was ändern muss...das kam schon so oft.


    Ja mei, was nasse Alkoholiker alles so daher schwatzen... OHNE Taten folgen zu lassen. :roll:
    Gibst Du da noch irgendwas drauf?
    Mit solchen Geschwätz hält man sich seine CO`s bei der Stange. Klappt meist auch ganz gut.

    Wenn er was an seinem Leben ändern wollte, wenn er trocken werden wollte, könnte er JETZT SOFORT was dagegen tun!
    Es haben alle Arztpraxen offen !
    Anrufen, Termin machen, hingehen, sich helfen lassen.
    Geht heute gerade nicht?
    Morgen auch nicht... und am WE haben ja die Ärzte zu?
    Nächste Woche isses auch schlecht?
    Weil da ist ja dieses und jenes...
    Am St. Nimmerleinstag wäre allerdings noch ein Termin frei :wink:
    Und überhaupt, das mit dem Suff kriegt man doch auch allein wieder auf Reihe
    (was Blödsinn ist, kenne keine trockenen Alkies, die das allein geschafft haben, der Zug ist bei nassen Alkies längst abgefahren !)

    Fall nicht auf so ein dummes Gewäsch rein, Trinkula
    (Was is das überhaupt fürn nick ? dachte erst, Du bist diejenige, die säuft :wink: )
    Wie gesagt, wenn er was an seinem Leben ändern wollte, könnte er das und wüßte auch, was zu tun ist.
    Jeder nasse Alkie weiß auch, wo es Hilfe gäbe, da brauchst Du ihm auch nicht auf die Sprünge zu helfen.

    Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe :wink:

    LG Sunshine (Alkoholikerin)

  • Liebe Trinkula
    ich kenne diese Hoffnung die du hast. Auch ich hatte sie und habe gedacht er wird es verstehen. Man hat ihn ja auch geliebt, und er hat ja nette Seiten usw.
    Nur leider ging die Spirale dann für mich immer weiter herunter.
    ich habe mich immer mehr aufgegeben. Heute brauche ich antidepresiva und mein hausarzt organisiert einen Klinikaufenthalt. Es wäre jetzt sehr einfach zu sagen , da hat er mich hingebracht. Aber ich musste mir eingestehen ich habe es mit mir machen lassen. Die Erkentniss hat mich geschockt.
    Aber sie musste sein. Denk bitte an dich und nur an dich...
    denn es geht ganz schnell nach unten. Gib dich nicht für einen Menschen auf, der nur mit dir und deinen Gefühlen spielt.

    Auch aus Steinen die einen in den Weg gelegt werden.....könnte man etwas schönes bauen....

  • Hallo Trinkula,
    Ich kann deine Verzweiflung sehr gut nachempfinden, denn mir geht es momentan genauso. Ständiges auf und ab, immer wieder hat man Hoffung und dann die Enttäuschung. Wenn er mal völlig klar im Kopf ist und es ihm gesundheitlich dann wahrscheinlich nicht so gut geht ist er auch einsichtig und meint selbst, dass er was machen muss, aber am nächsten Tag ist das dann wieder vergessen und er trinkt weiter. Alles nur heimlich, so dass ich auch nicht genau weiß welche Menge er trinkt. Aber man sieht das ja alles schon an der Gestik, den Augen und das ganze Verhalten. Man kann es einfach nicht ertragen so etwas zu sehen. Ich versuche schon wenn er angetrunken ist ihm aus den Weg zu gehen, aber das ist schwierig in einer gemeinsamen Wohnung. Ich versuche auch immer mehr an mich zu denken, aber das ist sehr schwer und es belastet mich viel zu sehr um mehr an mich selbst zu denken. Ich gehe auch schon einige Zeit in eine Selbsthilfegruppe, was mir sehr gut tut. Ich kann manchmal keinen klaren Gedanken fassen und meine Gedanken kreisen den ganzen Tag nur um das Problem Alkohol und was mich zu Hause erwartet. Ich sitze dann manchmal nur noch heulend zu Hause bin verzweifelt und auch wütend Wenn man das Thema Alkohol bei ihm anspricht wird er aggressiv und beleidigend. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalten kann.
    Liebe Grüße
    Sandra P

  • Zitat von Sunshine_33

    Hallo Trinkula,

    ich frage mich, warum man sich überhaupt vom Partner abgrenzen "muss"?
    Und das auch noch wider Willen ?? :shock:
    Ist das eine gute Beziehungsgrundlage, wenn ich mich von meinem Partner abgrenzen muss, mich gar vor ihm in Sicherheit bringen muss, wenn er wieder säuft.
    Ich kann ja nur für mich sprechen, aber so eine Beziehung würde ich überhaupt nicht wollen.
    Das hört sich für mich sehr nach "zu zweit einsam" an, wenn jeder nur noch sein Ding macht.

    Falls Du die Hoffnung hast, das Abgrenzung Deinen Mann zur Einsicht bringen könnte... das funzt selten bis gar nicht.

    Er hat kein Problem mit seinem Trinkverhalten, aber ich. Ich lasse zu, dass er meine Grenzen überschreitet, wenn ich bei ihm bin und seinen Suff ertrage...das will ich ändern. Ich will ihn nicht mehr um mich haben, wenn er sich ausgeknipst hat. Das ist für mich eine Grundvoraussetzung mal wieder in die Lage versetzt zu werden, die ganze Situation aus meiner Sicht bewerten zu können; ohne die ständigen Gedanken an sein Verhalten.

    Es könnte ihm tatsächlich etwas ausmachen, wenn ich mich zurückziehe, denn er sucht meine Nähe, auch ihm Suff. Die Stimmung kippt natürlich irgendwann, und ich werde abgewertet, aber da ist er dann schon so weit weg, dass er nichts mehr mitbekommt.

    Zitat von Sunshine_33


    Und mal im ernst, warum sollte ich mich denn dauerhaft mit einem Zimmerchen irgendwo unterm Dach oder sonstwo begnügen in meinem eigenen Heim ??
    Nur weil mein Partner saufen will oder muss?
    Glaub es hackt...

    Ja, das ist allerdings wahr. Es stinkt mir auch, der Gedanke daran, dass er im Wohnzimmer thront, während ich...
    Aber das wäre keine dauerhaft Lösung. Mir ist vollkommen klar, dass ich durch diesen räumlichen Abstand - der im übrigen nur seinem Rückzug entspricht - mehr Distanz in unsere Ehe bringe. Aber es kann auch sein, dass ich diese Distanz brauchen werde, da dann der letzte Schritt - die Trennung - nicht mehr so groß sein wird. Es bricht mir das Herz soetwas zu schreiben, zu denken...meine Liebe, meine Lebensplanung, mein zu Hause ...all das zerfällt. Quälend langsam, weil ich ständig versuche alles zusammenzuhalten. Jetzt möchte ich den Prozess nicht mehr aufhalten. ER muss das tun und die Verantwortung dafür, gebe ich ganz an ihn. Dazu gehört ein Stück weit, mein Leben ohne ihn zu führen.

    Gestern abend schon hat er sich wieder für seine Bierchen entschieden und ich habe mich ausgeklinkt! Das wird jetzt erstmal der Weg für eine Weile sein...ich sehe, ob das was auslöst oder nicht und ob es mich etwas zur Ruhe kommen läßt.

    Manche Beziehungen lassen sich nicht so einfach beenden, Sunshine, auch unabhängig davon, ob Alkoholismus im Spiel ist oder nicht. Wir stehen nicht am Anfang unserer Lebensplanung, sondern am Ende, sind beide 50. Unser Heim ist noch gar nicht fertig..wir renovieren gerade den letzten Raum..auch das geht nur sehr langsam, liegt ja auf der Hand. Der Gedanke etwas hinter mir zu lassen, was ich - zum ersten Mal in meinem Leben - als MEIN zu Hause angesehen habe. Was ich so gestalten konnte, wie ich es wollte. Mit einem eigenen Garten ( ich bin ein besserer Mensch, wenn ich in der Erde wühlen kann) ...nur der Gedanke daran kostet mich endlos Kraft, und Kraft musste ich ihn den letzten 10 Jahren genug lassen. ( Scheidung, Probleme mit den Kindern, Patchwork-Chaos, Mobbender Chef...)
    Andererseits ..was soll das für ein zu Hause sein, in dem frau ihremMann beim Saufen zuguckt.
    Das ist mir alles klar; aber ich möchte noch ein paar Dinge versuchen um ihm einen Anstoß zu geben. Er ist noch nicht ganz unten; vielleicht hat ein Einsehen und lässt sich helfen ( nicht von mir, sondern professionell; er war schonmal in Thera, wg. einer PS und ist nicht grundsätzlich unzugänglich) Und ich muss mich aufbauen mit Hilfe der SH-Gruppe und einer Therapie, die ich für mich anstrebe.
    So wie die Beziehung jetzt ist, will ich sie nicht, das steht fest.

    If you can`t hold me now, you will never hold me again!

  • Hallo,

    Sandra P , hast du ein eigenes Fädchen? Wenn nicht lade ich dich herzlich ein, eines zu eröffnen. Denn das ist dann dein Ort für einen guten Austausch. Hier geht das leider ziemlich unter, weil ja auch Trinkula ihre eigene Problematik hat. Das soll nun nicht heißen, dass du hier nicht schreiben sollst, im Gegenteil! Aber es wäre auch toll wenn du einen Platz für dich auch hier hast.

    Zitat

    Man kann es einfach nicht ertragen so etwas zu sehen.

    und

    Zitat

    Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalten kann.

    das schreibst du. Ersetz mal das Wort "man" im ersten Satz durch "ich"... du kannst es nicht ertrage, das mit anzusehen. Ich konnte es auch nicht. Es ist ja auch zu schmerzlich, zu verwirrend, zu ärgerlich zu...
    Und ja, durchhalten, Wie lange willst du das durchhalten? Musst du überhaupt etwas durchhalten? Durchhalten in einer Liebesbeziehung? Ist das der Sinn der Sache? Ich sag dir was, du musst garnichts! Du hast das Recht, jederzeit etwas zu verändern, was dich unglücklich macht.

    ---------------------------------------------------

    Liebe Trinkula,

    es ist ja völlig legitim, dass du erst mal abwarten möchtest, wie er sich verhält. Natürlich ist sehr oft der erste Gedanke hier, boah, trenn dich so schnell wie es geht, nimm die Beine in die Hand und renne.

    Nur das ist immer leichter gesagt als getan. In solchen Abhängigkeitsbeziehungen spielen sehr viele psychische, emotionale Dinge mit. Lange antrainierte Muster und Lebensvorstellungen und Verhaltensweisen. Und eben auch materielle Dinge, an denen das Herz hängt, ganz klar. Ich kann davon auch ein Lied singen.

    Ich finde es gut, dass du nun für dich siehst, was du da nun machen kannst. Dass du dir dein Leben wieder zurückerobern willst.

    Zitat

    So wie die Beziehung jetzt ist, will ich sie nicht, das steht fest.

    Darauf kannst du aufbauen und auch darauf, dass du deine eigene Persönlichkeit in den Fokus rückst, wahr nimmst, was du möchtest vom Leben. Denn mit 50 liegt nicht mehr alles vor dir! Ich war Ende 40, als mir das klar wurde und ich dachte, ich will nicht meine letzten Jahrzehnte so verbringen sondern endlich mal was vom Leben haben. Ich will leben. Und zwar so, dass es auch ein Leben ist!

    Ich wünsche dir ein gutes Wochenende
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Das WE war entspanndend, kaum zu glauben. Ich bin schon wieder versucht zu schreiben, was ER getrunken, nicht getrunken, getan, nicht getan hat..als Begründung, warum ich mich entspannen konnte. Und das zeigt wohl, wie weit ich von einer Selbstbestimmtheit meiner Verfassung entfernt bin. Zu ihm sage ich nur, er hat sich sehr zurückgenommen, nur einmal in meiner Gegenwart 2 Bier getrunken,...dann bin ich ins Bett. Ich spioniere seinem Konsum nicht mehr hinterher, aber augenscheinlich trinkt er jetzt heimlich, wenn ich schon im Bett bin; bis dahin, solange ich um ihn bin nur Wasser. Ganz ehrlich; das ist für den Moment besser als nichts. :shock:
    Ich muss aufpassen, dass ich nicht in die komplette, motivationslose Trägheit abdriffte, was den Alltag angeht. Wir haben im und am Haus noch einiges zu tun und bei mir schleichen sich dann die Gedanken ein "Wozu? Wieso all diese Mühe, wenn ich morgen, in 3 Monaten, 1 Jahr, 4 Jahren..gehe?" Aber ich will es schön haben, damit ich mich entspannen kann ohne ihn. Diese Zerissenheit kostet mich maßlos viel Kraft und wenn ich mich länger als eine halbe Stunde mit dem Thema beschäftige ( sind eigentlich nur kreisende Gedanken ) werde ich bleiern müde, geradezu erschöpft. Hinzu kommt, dass das WE tatsächlich so konfliktlos war, dass sich meine Gefühle für ihn machtvoll zurückgemeldet haben; aber das kenne ich schon. Dieses Schwanken zwischen Wut und Liebe. Ich mache mir eigentlich keine Hoffnung, dass er was ändert, aber auf den ersten Blick sieht es natürlich so aus.

    If you can`t hold me now, you will never hold me again!

  • Zitat

    Manche Beziehungen lassen sich nicht so einfach beenden, Sunshine, auch unabhängig davon, ob Alkoholismus im Spiel ist oder nicht. Wir stehen nicht am Anfang unserer Lebensplanung, sondern am Ende, sind beide 50. Unser Heim ist noch gar nicht fertig..wir renovieren gerade den letzten Raum..auch das geht nur sehr langsam, liegt ja auf der Hand. Der Gedanke etwas hinter mir zu lassen, was ich - zum ersten Mal in meinem Leben - als MEIN zu Hause angesehen habe. Was ich so gestalten konnte, wie ich es wollte. Mit einem eigenen Garten ( ich bin ein besserer Mensch, wenn ich in der Erde wühlen kann) ...nur der Gedanke daran kostet mich endlos Kraft, und Kraft musste ich ihn den letzten 10 Jahren genug lassen. ( Scheidung, Probleme mit den Kindern, Patchwork-Chaos, Mobbender Chef...)

    Hallo Trinkula,
    Lassen sich Beziehungen denn überhaupt einfach beenden, wenn sie länger dauerten?
    Ich denke, das ist dann immer besonders schwer.

    Ich bin 55 Jahre alt, kann das also schon ganz gut nachvollziehen, ich würde auch sehr viel verlieren, wenn ich hier gehen müßte.
    Wir haben auch ein Haus mit Garten und ich wohne sehr gern hier mit meinem Mann zusammen.
    Wir können jeder machen was wir wollen in unserem eigenen Heim und nutzen das auch gern.

    Aber... wäre mein Mann Alkoholiker oder würde es noch werden, dann wüßte ich, was zu tun ist.
    Denn ich habe ja die Krankheit an eigenen Leibe erfahren und ich habe sie ja auch noch, wir können ja unsere Krankheit nur stoppen, heilbar ist sie nicht.
    Ich weiß auch, das man da ohne Hilfe von außen nicht mehr rauskommt.
    Angehörige können da nicht helfen, sie sind zu stark persönlich involviert und es funzt auch einfach nicht.
    Meine Angehörigen hätten machen können, was sie wollen, ich hätte weiter gesoffen.
    Ich hab mich fast tot gesoffen, mich hat der RTW abgeholt und ich landete sofort auf der Intensiv.
    Ich wäre beinahe an meiner Alkoholsucht gestorben.
    Erst da konnte ich meine Krankheit stoppen, leider nicht eher.
    Anderen gelingt das aber mitunter, aber ein Tiefpunkt muss bei jedem wohl erst erreicht sein, wo es so nicht mehr weiter geht.
    Dieser Tiefpunkt kann unterschiedlich sein.

    Ich schreibe das nur, um Dir klar zu machen, das Hoffnungen meist umsonst sind, das der Partner einsichtig wird, nur weil man sich nun abgrenzen möchte.
    Und ist Dir das denn am vergangenen WE überhaupt gelungen?
    Wenn es einigermaßen läuft oder sogar ausnahmsweise entspannend ist, kann man sich denn dann trotzdem noch abgrenzen?

    Trinkula, ich hatte auch Zeiten, wo ich tagelang mal ganz zurückhaltend trinken konnte.
    Da habe ich sogar selbst wieder Hoffnung geschöpft, das ich die Sauferei aus eigener Kraft beenden kann.
    Ich habe später dann auch viel heimlich gesoffen, um die Sucht vor meinem Partner zu vertuschen.
    Der ahnte nicht mal, wie viel ich wirklich gesoffen habe und war schockiert, als er davon erfuhr, wie viel ich gesoffen haben muss und das ich schwerstabhängig bin.
    Das haben ihm die Ärzte gesagt, ich konnte nicht mehr viel sagen, weil ich im KH mit Medikamenten abgeschossen wurde, mir fehlen da einfach einige Tage.
    Später haben wir natürlich viel darüber gesprochen und ich habe ihm alles gessagt, was war.

    Ich will mit dem allen nur sagen, ich weiß nur zu genau, wie die Krankheit ist.
    Wenn Dein Partner auch alkoholkrank ist, bräuchte er auch Hilfe.
    Und zwar nicht Deine, sondern die von Ärzten und einer SHG und gegebenenfalls auch von Psychologen.
    Holt er sich diese Hilfe nicht, sehe ich keine Chance für ihn, die Alkoholkrankheit zu stoppen.

    Und wenn er sie nicht stoppen kann, dann steht DIR auch noch sehr viel Leid bevor.
    Ich wüßte, was ich dann zu tun hätte.... ich würde zusehen, das ich mir mein Leben nicht auch noch selbst zerstöre, indem ich bleibe.
    Denn ich habe auch nicht mehr endlos Lebenszeit zur Verfügung, ich möchte JETZT ein schönes und zufriedenes Leben haben und nicht irgendwann mal vielleicht...
    Und nicht jahrelang leiden, weil ich Haus und Garten nicht verlieren will.
    DAS wäre mir die Sache im Endeffekt nicht wert.
    Da wäre mir persönlich meine Gesundheit wichtiger, denn auch die wird leiden, wenn man so eine Sache endlos weiter macht.
    So schwer es mir auch persönlich fiele... ich kenne andererseits diese Krankheit zu genau.
    Und ich wüßte, das ich mit einem nassen alkoholkranken Partner kein Leben führen kann und auch kein Leben führen möchte.
    Dann würde ich sogar lieber ganz allein leben als so etwas mitmachen zu müssen.

    Zitat


    Dieses Schwanken zwischen Wut und Liebe. Ich mache mir eigentlich keine Hoffnung, dass er was ändert, aber auf den ersten Blick sieht es natürlich so aus.


    Ich stelle mir diese ambivalenten Gefühle sehr anstrend vor.
    Und ich sag Dir mal ganz ehrlich, was ich denke:
    Wenn DU nichts an der Situation änderst, ändert sich gar nix.
    Warum sollte sich was ändern, solange Du noch so gut funktionierst?
    ER hat doch kein Problem mit seinem Gesaufe, sondern DU !!!

    Trinkula, man kann andere Menschen nicht ändern, die machen was sie wollen. Und wenn sie saufen wollen, werden sie das tun.
    Egal was Du sagst, egal, was Du tust.
    Und wenn jemand dazu noch abhängig ist, KANN er gar nicht mehr anders.
    Wir saufen nicht aus Bosheit und um andere Menschen zu ärgern, sondern oftmals, weil wir derart abhängig geworden sind und einfach nicht mehr anders können.
    Und dann sind wir völlig unerreichbar für andere Menschen.
    Auch für Partner.

    LG Sunshine

  • Hallo Trinkula,

    ich finde die beiden letzten Abschnitte von Sunshine sehr wichtig. Das war es auch was mir immer so Probleme bereitet hat. Ich wollte ihn verstehen, aber das ging nicht, weil ich selbst keine Suchterfahrung habe. Und was hätte es mir am Ende auch gebracht? Ich musste meinen Weg gehen und schauen, wohin er führt. Was morgen ist, können wir nicht wissen, aber wir können unser Heute gestalten. Lass doch die Zeit entscheiden, was wird. Mir war erst mal alles egal, aber mit meinem Auszug hab ich uns die Chance gegeben, unser Leben neu zu ordnen. Hab ich damals nicht so gesehen, aber heute fühlt es sich so für mich an. Erst musste jeder wieder zu sich selbst finden und dann hatten wir auch wieder gemeinsam eine Chance (was auch anders enden kann), aber wer sagt, dass nicht noch eine gesunde, glückliche Beziehung auf Dich wartet.

    Sorge dafür, dass es Dir gut geht.
    Sonnige Grüße
    Elke

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Trinkula,
    ich kann dich soooo gut verstehen, bin in exakt der gleichen Situation wie du. Je nach Situation schwankend zwischen Wut, Hass, Liebe, Wunsch nach Harmonie und guter Familie, Ohnmacht....
    Die Trennung allein ist ja schon schlimm genug, weil ja auch noch Gefühle da sind, aber was das alles mit sich zieht....Den Kindern das Zuhause wegnehmen, mein (!) Zuhause verlieren, weil er niemals bereit wäre zu gehen, ich bzw. wir müssten gehen, das Finanzielle, es schnürt einem die Luft weg.
    Und diese Wut über dieses komplette Nichtverstehen von seiner Seite.
    Man wünschte sich einfach jemanden an der Seite, der einen einfach sagt, so und so machst du das jetzt.
    Möchte einfach mal wieder, dass die guten Tage überwiegen. Dass ich mich wohlfühlen kann in meinem eigenen Zuhause.
    Liebe Grüße, Elisa-Chrissy

  • Hallo Hier! Ich war in Urlaub - ohne meinen Mann - und habe mit dort recht gut entspannen können. Auch mit meinen erwachsenen Kindern habe ich dort über meine derzeitige Situation und meine Gedanken sprechen können. Sie haben ihre eigene Meinung zu ihrem Stiefvater und seinem Alkoholkonsum ( meine Sohn verharmlost, meine Tochter ist zornig auf ihn ) aber sie haben mir beide unaufgefordert, rückhaltlose Unterstützung zugesagt, was immer ich in Zukunft mache. Das hat sehr gut getan. Meine Gedanken in den letzten Wochen haben so oft darum gekreist, was ich in meinem zu Hause überhaupt noch machen soll ( wir sind noch nicht mit dem renovieren aller Räume durch ); die Motivation geht mir flöten, wenn ich daran denke, dass ich vielleicht bald nicht mehr hier bin.. aber egal wo ich bin, möchte ich es ja schön haben und so wie es mir gefällt. Also werde ich weiter an "meinem" Haus arbeiten. ( Es gehört zu 2 Dritteln meinem Mann!) Ich versuche sehr, auch auf meine Gedanken zu achten; nicht so an ihn und zu denken, und was mich bald wieder erwarten könnte. Manchmal führe ich nur in meinem Kopf Streitgespräche, Argumentationen mit ihm durch; das ist ganz schön schräg
    :shock: und muss aufhören. Im Grunde hätte ich mich gar nicht als typische Co-Abhängige bezeichnet; ich will ihm nicht helfen, denke nicht, dass ich ihn retten kann und mache mir auch schon lange keine Sorgen mehr um ihn, obwohl da noch einiges an Liebe ist, was ich für ihn fühle. Ich habe aber schon vieles einfach losgelassen. Meine Sorge gilt mir! Aber ich reagiere schon sehr stark alltäglich auf ihn und sein Verhalten. Wenn er trinkt geht es mir schlecht, wenn er nicht trinkt deutlich besser. Das muss ich auch ihn Gedanken bekämpfen, sonst habe ich keine Chance mich auf mich zu besinnen und drehe mich immer weiter nur um ihn. Also MEINEN Tag planen, und dann entsprechend meiner Bedürfnisse verbringen, unabhängig davon, ob er voll ist oder nicht. Außerdem will ich mir täglich, zu Hause eine Auszeit nehmen, von min. einer halben Stunde. Alleine in einem Zimmer sein, lesen, fern gucken ...mich entspannen. Und ich suche mir einen Therapie-Platz. Das ist ziemlich viel auf einmal, oder?
    Gibt es hier Erfahrungen, von Partnern von Alkoholikern, die sich noch in der Beziehung befinden und denen es besser geht, weil sie gelernt haben mehr auf sich zu achten? Ich wüßte gerne, ob es auch vor einem Auszug schon Besserung geben kann..

    If you can`t hold me now, you will never hold me again!

  • Hallo Trinkula,

    ich lebe mit meinem XY unter einem Dach, und ja es geht mir viel besser. Das ist aber in meinen Augen nicht der springende Punkt.

    Zitat

    von Partnern von Alkoholikern, die sich noch in der Beziehung befinden und denen es besser geht,


    Genau dies empfand ich als Knackpunkt, und ich habe verdammt lange gebraucht um dahinter zu kommen.
    Es ist nicht möglich mit einem nassen Alkoholiker eine Beziehung und Partnerschaft auf Augenhöhe zu führen.
    Kannst du euer Zusammenleben wirklich noch so nennen?
    Ich mußte für mich feststellen, das ich meine Kinder mehr oder weniger alleine erzogen habe. Vieles habe ich ihm nicht mitgeteilt, damit Ruhe war, denn damals dachte ich ja noch, ich könne etwas ändern.

    Ich war über sehr lange Strecken alleine, obwohl ich mich in einer angeblichen Partnerschaft wähnte.
    Ich war mit ganz wenig für mich zufrieden, weil mein Selbstwertgefühl so am Boden lag, das ich glaubte nicht anderes "verdient" zu haben.
    Wichtige Dinge besprach ich, wenn ich dachte er sei nüchtern. Ein Freund hat mich dann mal gefragt, wann denkst du ist ein nasser Alkoholiker nüchtern?
    Ich habe diese Frage nie vergessen, weil sie mir bis heute vor Augen führt, wie sehr ich mich habe blenden lassen. Mein Wunsch war eine gesunde Partnerschaft auf Augenhöhe. Daran zerbricht keiner der Partner, aber bei mir wäre es fast soweit gewesen.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Trinkula,

    ich lebe mit meinem Mann noch zusammen. Wir haben beide gelernt aufeinander zu achten (ich meine jeder auf sich). Unser Leben hat sich sehr stark verändert, wir haben uns verändert. Dafür war mein Auszug sehr wichtig. Ich glaube, dass hat uns die Chance zur Veränderung gegeben. Alkohol spielt keine Rolle mehr in unserem Leben. Wir reden wieder miteinander, wir haben gemeinsame Hobbies und Aktivitäten, die wir allein unternehmen. Wir haben Spaß an diesem Leben.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!