kamarasow - Man stolpert nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel

  • Hallo kamarasow

    Zitat

    D.h., selbst bei dem Geburtstag deiner Frau oder Kinder im eigenen Hause bist du verschwunden?

    da musste ich nicht verschwinden, da mein Haus alkoholfrei ist und es eben keinen Alkohol gab.

    Zitat

    Hast während der Feier nichts geholfen und alles, wie bspw 25 Gäste, der Frau überlassen?

    Natürlich habe ich geholfen , ich koche sogar und war auch in der nassen Zeit dafür zuständig. Aber anhand der Frage sehe ich schon, das du dir im Moment oder überhaupt kein fest ohne „Alkohol“ vorstellen kannst. Oder irre ich mich da?

    Heute besuche ich auch Feste, Geburtstage und bin reichlich in Meetings unterwegs. Wenn es zuviel mit dem Saufen wird, verschwinde ich. Das ist bekannt. Wenn es im Vorfeld schon bekannt ist das es nur um das Saufen geht, geh ich nicht hin. In den 11 Jahre die ich nun schon trocken bin ist das auch ganz normal wie beim Bäcker Brötchen zu holen.

    Gerade weil ich am Anfang sehr akribisch war macht es mir heute nichts aus.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Zitat von Hartmut

    das du dir im Moment oder überhaupt kein fest ohne „Alkohol“ vorstellen kannst. Oder irre ich mich da?


    Seit ich mich erinnere, verlaufen bei uns Familienfeste immer mit Alkohol. Wir haben einen anderen Alkoholiker in der Familie, bei dem jeder weiß, dass er Alkoholiker ist. Er trinkt seit Jahren nur Cola. Die anderen trinken weiter (ich sage bewusst nicht saufen, weil es nicht ausartet). Ich denke, dass die Familienmitglieder es bei mir ähnlich erwarten. Im Prinzip müsste ich die Familien"tradition" brechen, wenn ich darauf bestehe: "Feier ja, Alkohol nein". Das hatte ich am Anfang der Abstinenz 2x bereits gemacht. Wie beschrieben - mit Widerständen, aber es ging. Es kostete Kraft, sich allein gegen alle durchzusetzen. Es wurden auch unterschwellig Witze gemacht. Ich kann es aber nicht leiden, wenn man hinter meinem Rücken tuschelt und Rücksicht nimmt. Das war eine ganz komische Stimmung, die ich nicht mehrmals haben will.
    Vor kurzem Stand die Jugendweihe an und da wurde Alk im eigenen Haus erlaubt. Alle fandens super. Ich fands schrecklich und musste mich ein paar mal in ein abgelegens Zimmer entfernen. Es kostete mich ebenfalls viel Kraft. Kurzum: Familienfeiern mit Alkohol sind schlecht, aber ohne auch.
    Die Variante: Dann fällt das Fest aus, habe ich noch nicht übers Herz bringen können. Das Bedarf ein gewisses Maß an emotionaler Härte. Wenns mein eigener Geburtstag wäre ok, aber nicht die Geburtstage der Kinder oder Frau. So kreiselt es nachwievor im Kopf.

    Um auf die Eingangsfrage einzugehen: Ja, du irrst. Gäbe es nur meine Frau + Kinder, so wäre es sehr entspannt.

    Grüße

  • Hallo kamarasow,

    nun kann ich das ja alles nachvollziehen und weiß auch das es nicht immer einfach ist. Es wird immer jemanden geben der sich auf meine oder andere Kosten lustig macht um sein tristes Dasein einen Anstrich zu geben. Es wird auch immer welche geben die es nicht verstehen und es wegdiskutieren wollen. Es müssen auch in meinem trockenen Weg immer wieder emotionale Entscheidungen getroffen werden.

    Ich muss jedoch wissen was passiert, wenn ich durch „Erwartungen“ anderer meine Trockenheit auf Spiel setze und die Konsequenzen daraus sind. Egal welche Gründe auch angeführt werden, warum, wieso oder weshalb. Wenn ich nur einen Arm breit am Glas sitze und wieder saufe bin ich ganz Alleine mit mir. Nicht der Alkohol der vor mir am Tisch steht macht mir was. Es ist die Sucht die mich veranlasst das ich den Saufe.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Dessen bin ich mir bewusst. Das ist nicht das Problem. Das Problem ist das Finden einer Lösung, um alle zufrieden zu stellen. Die Variante: "Mein Haus, meine Regeln, die anderen sind mir egal." ist aus meiner Sicht als etwas grob einzuschätzen.
    Ich suche nach Grauzonen, die für mich risikofrei und die anderen in Ordnung sind.
    Nunja. Die Gedanken haben Zeit und können reifen.

  • Hallo

    Zitat

    "Mein Haus, meine Regeln, die anderen sind mir egal.

    warum muss denn in deinem Haus Alkohol sein . Sind deine Frau oder Kinder süchtig ?

    Zitat

    Ich suche nach Grauzonen, die für mich risikofrei und die anderen in Ordnung sind.

    Gibt es nicht risikofrei.

    Was würde deine Familie sagen wenn du wieder Saufen würdest? Da du dich ja so sehr um die Verköstigung von Alkohol für deine Familie sorgst müssen sie auch die Konsequenz mit tragen. Oder ?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo kamarasow,

    Zitat

    Das Problem ist das Finden einer Lösung, um alle zufrieden zu stellen. Die Variante: "Mein Haus, meine Regeln, die anderen sind mir egal." ist aus meiner Sicht als etwas grob einzuschätzen.

    Meine Lösung war schon immer Offenheit.
    Ich habe im laufe meiner Anfangstrockenheit sehr oft mit anderen über meine Gefühle und Emotionen im Bezug zum Alkohol geredet.
    Habe erzählt was der Anblick von Trinkenden oder Alkohol bei mir auslöst. Habe erzählt wie ich manchmal innerlich kämpfe.
    Meine Wohnung war von Anfang an Alkoholfrei. Gläser und alles was an Alk. erinnern könnte landete im Müll.
    Meine Wohnung bleibt in jeglicher Hinsicht „vermutlich“ für immer alkoholfrei.
    Trotzdem kommen mich viele Bekannte und Freude besuchen. Keiner vermisst irgendetwas.
    Und wenn doch, bezieht es sich nicht auf den Alkohol, da meine Wohnung ,heute, für alle selbstverständlich alkoholfrei ist und bleibt.
    Kein normal trinkender wird verstehen was in einem Alkoholiker alles vorgeht, bis Ich erzähle wie es mir damit geht oder was es bei mir auslösen könnte/kann.
    Bis heute bleibe ich jeglichen Feiern fern, wo Alkohol die erste oder zweite Geige spielt. Einsam bin ich dadurch nicht geworden.
    Nur die Prioritäten haben sich verschoben, nicht der gesamte Bekannten und Freundeskreis.
    Die, die es nicht verstehen wollen, denen bin ich eh egal !

    Gruß Nobby :wink:

  • Zitat von Hartmut

    Gibt es nicht risikofrei.

    Das ist wohl der springende Punkt. Es liegt an mir, ob es das Risiko wert ist.
    Zur Offenheit: Im engsten Kreis habe ich keine Probleme damit. Unwohl fühle ich mich bei entfernteren Leuten. Da erzähle ich nur das nötigste, wenn überhaupt. Im engsten Kreis stoße ich jedoch z.T. an Grenzen. Selbst wenn man es logisch auseinander legt, ist manchmal keine Einsicht da. Das ernüchtert mitunter.
    Wichtig ist, dass ich auf mich schaue. Ob es die anderen nachvollziehen können oder nicht ist sekundär. Es würde mich zwar freuen, aber es ist keine Voraussetzung oder Randbedingung für mein alkoholfreies Leben.

    Grüße
    Karamasow

  • Hallo karamasow,

    du bist ja erst 38, d. h. du hast noch kleine Kinder, oder? Da hat doch Alkohol eh nichts auf der Feier verloren.

    Nimm dich wichtig. Kämpf für deine Sache. Kein Kind will einen Papa, der wieder sauft.

    Ich bin EK und meine Geburtstage waren die Erwachsenen alle angesoffen, das war furchtbar. War und ist mir egal, ob das "dazugehört" hat. Ist doch Mist. Kann mich noch gut erinnern, wie es mich immer angeekelt hat, den Alk zu riechen. Ach, will gar nicht tiefer drüber nachdenken, denn da kommen ungute Erinnerungen hoch. Die Erwachsenen haben die Kindergeburtstage als Anlaß genommen, um mal wieder saufen zu "dürfen" und wir Kinder hatten uns gefälligst mit uns selber zu beschäftigen.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Zitat von kamarasow

    ...Selbst wenn man es logisch auseinander legt, ist manchmal keine Einsicht da...


    Guten Morgen kamarasow,

    mit Diskussionen habe ich auch kein Glück gehabt.
    In der Anfangszeit wurde ich regelmäßig für meine "Spinnerei" aufgezogen.
    Vor allem mein Bruder hat sich dabei ziemlich hervorgetan.
    Seit ich auf das vermeintliche Diskutierenwollen nicht mehr eingehe,
    haben die Leute das Interesse an dem Thema verloren.
    Und ich selbst konnte damit das Thema für mich retten.
    Es ist so wie Du schreibst: wichtig ist Dein eigener Umgang mir Deiner Krankheit.
    Weiterhin einen guten Weg und einen wunderschönen Tag

    Viele Grüße
    Correns

  • Hallo Karamasow !

    Obwohl es bei uns schon etwas länger her ist, dass wir solche Situationen hatten, kann ich deine Gefühle unbewusst nachempfinden, denn ich war sowas von Co - abhängig.... Eine große Feier meiner Eltern "musste" mit Alkohol gefeiert werden, weil meine Stimme zu leise war. Ich spüre noch genau die Wut, die Enttäuschung, und auch die Angst um die damalige Trockenheit meines Mannes, der sehr viel geholfen hatte. Gläser spülen, Kisten und Flaschen schleppen, bedienen....
    Vielleicht ist es gut, vehement darauf hinzuweisen, dass das Gift des Alkohols den Betroffenen umbringen kann. Und sogenannten "Tuschlern" usw. den Wind aus den Segeln nehmen, mit der Frage, ob es ihnen egal ist.
    Hätte ich damals besser wissen sollen.
    Naja, hätte , wäre, ... nützt mir/ meinem Mann jetzt nichts mehr, aber du kannst noch alles schaffen!!!!
    Ich wünsche dir ganz viel Energie und Fantasie und Mut für gute Gespräche mit deiner Familie, und deinem Bekanntenkreis, damit ihr auf eine zufriedenstellende Ebene für ein entspanntes Miteinander kommt!
    Alles Gute für dich! Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Ihr, Danke für die Rückmeldungen. Es hilft, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

    Zitat von Linde66

    Die Erwachsenen haben die Kindergeburtstage als Anlaß genommen, um mal wieder saufen zu "dürfen" und wir Kinder hatten uns gefälligst mit uns selber zu beschäftigen.

    Das ist es, leider. Kindergeburtstage oder wie neulich die Jugendweihe des "Kindes" sind nur ein willkommener Anlass der Erwachsenen um zu saufen. Die Kinder dürfen sich selbst beschäftigen. So ist es in meiner Familie seit ich mich erinnern kann. Grinsende Sprüche wie: "Mach dich doch mal locker." keine Seltenheit (ich begann ja erst spät mit Saufen).

    Zitat von Gotti

    Gläser spülen, Kisten und Flaschen schleppen, bedienen....

    Mhm. Kommt mir bekannt vor. Das Fazit der letzten Feier ist, dass ich das nicht mehr machen werde. Das war nicht einfach für mich. 1,5 Jahre Abstinenz sind eben noch nichts.

    Grüße
    Karamasow

  • Hallo Forum,
    vor ein paar Tagen sah ich einen alten Mann (ca. 70 Jahre), der mit einem Bier in der Hand ein Fußballspiel am Beamer verfolgte. Er sah zufrieden aus. Drogenweichgespühlt. Ich fragte mich, ob ich das sein könnte. Wenn ich nach einem langem Leben keine Verantwortung mehr für jemandem habe und in gewisser Weise nur auf den Tod warte. Ich konnte in dem Moment die Frage nicht klar beantworten. Das Suchtgedächtnis meldete sich jedenfalls deutlich. Ich schreibe das hier nieder, um dem Gedanken die Kraft zu nehmen, denn das hilft erfahrungsgemäß ziemlich gut. Negative Gedanken relativ zeitnah rauszulassen ist für mich ein guter Schlüssel. Somit verstricke ich mich nicht im eigenen (z.T. suchtgetriebenen unlogischen) Gedankensalat. Nach ein paar Tagen sieht man den gleichen Sachverhalt meist gelassener oder gleichgültiger.

    Grüße
    Karamasow

  • Hallo Karamasow,

    das ist eine interessante Beobachtung, die du da gemacht hast. Ich hab mich mal da hineinversetzt und mir eine ähnliche Frage gestellt. Und festgestellt, dass es bei mir tatsächlich das Suchtgedächtnis ist, das mir eine solche Lebensrealität („gegen Ende des Lebens, ohne große Verantwortung für andere, ein Glas Wein trinken“) als wünschenswert erscheinen lässt. Denn ich WEISS ja, dass das bei mir aufgrund meiner Suchterkrankung so nicht funktionieren würde. Ich würde auf jeden Fall wieder abhängig trinken, mit allen Konsequenzen inklusive Verlust der Selbstachtung, was ich als besonders belastend erlebt habe. Und ich würde auf jeden Fall wieder in den Zustand kommen, dass ich mich alkoholgetränkt innerlich aus dem Leben ausklinken würde.

    Aus meiner heutigen Sicht käme das einem Abschied vom Leben gleich.

    Aber trotzdem ist da etwas in mir, das darauf anspringt. Dieser Wunsch, „einfach durchatmen“ zu können. Last abwerfen, zur Ruhe kommen, keine Sorgen mehr zu haben. Und das ist das Wertvolle für mich an dieser Fantasie: Sie zeigt mir, was ich jetzt, heute, nüchtern, für mich tun kann. Was ich ersehne. Und jetzt, nüchtern, kann ich täglich meine Prioritäten überprüfen, ob ich mir genügend Raum zum durchatmen und Last absetzen einräume. Und wenn nicht, daran was ändern.

    Danke für deinen Bericht, der mir Anstoß war. So gefällt mir Austausch in der Selbsthilfegruppe.

    Dir ein schönes Wochenende, und danke für deinen Gruß in meinem Tagebuch.

    Thalia

  • Moin Karamasow,

    ich bin 70 Jahre alt und glaube mir, die Verantwortung hört nie auf. Sicher, es wird leichter, das Berufsleben ist vorbei, das Einkommen ist gesichert, aber die Kinder sind da, sie bleiben Kinder, auch erwachsen, ich sorge mich um sie und nicht nur um sie, bis ich die Augen endgültig schließe.

    Ich habe nicht aus Verantwortung für andere aufgehört zu trinken, sondern aus Verantwortung für mich. Ich habe mir mein Leben zurück geholt, lebe es so, wie es sich für mich gut und richtig anfühlt. Eine Bierflasche brauche ich dafür nicht.

    LG PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Hallo Ihr Beiden,
    ich komme bei dem oben beschriebenen Gedankengang nachwievor nicht richtig weiter. Was ich nicht als schlimm empfinde. Es gibt Tage da bewerte ich den Gedanken mit Gleichgüligkeit und es gibt Tage da bin ich die Fliege, die im süßen Leim klebt. Mir hilft für Klarheit wahrscheinlich nur die Zeit.

    Grüße
    Karamasow

  • Zitat

    vor ein paar Tagen sah ich einen alten Mann (ca. 70 Jahre), der mit einem Bier in der Hand ein Fußballspiel am Beamer verfolgte.
    Er sah zufrieden aus. Drogenweichgespühlt. Ich fragte mich, ob ich das sein könnte.
    Wenn ich nach einem langem Leben keine Verantwortung mehr für jemandem habe und in gewisser Weise nur auf den Tod warte.
    Ich konnte in dem Moment die Frage nicht klar beantworten. Das Suchtgedächtnis meldete sich jedenfalls deutlich.

    Meinst Du diesen Gedankengang?
    Hmmm... mit 70 Jahren schon auf den Tod warten :shock: ... und wieder zu saufen? :(
    Und was, wenn man nun doch nicht gleich stirbt, sondern für Jahre in die Abhängigkeit zurück rutscht?
    Ich würde nicht mal mehr am letzten Tag meines Lebens trinken wollen, selbst wenn ich wüßte, das es der letzte ist.

    Ich glaube, jeder hat solche Gedankenspielchen schon mal gehabt?
    Da sucht sich vielleicht das Suchtgedächnis mal wieder ne Lücke, um sich wieder wichtig tun zu können ? :roll:
    Bei mir war es immer so, das ich solche Gedanken dann auch gedanklich zu Ende brachte.
    Was passiert, wenn ich wieder saufen würde ?... und ich weiß doch, was wieder passieren würde.
    Ich möchte einfach nie wieder in diesen Sumpf zurück, in dem ich nicht mehr richtig gelebt, sondern nur noch
    irgendwie existiert habe.
    Ich möchte nicht mehr dieses mir heute unangenehme Gefühl der Benommenheit haben (drogenweichgespült eben),
    mich ekelt sogar der Gedanke daran irgendwie an.
    Ich kann daran gar nichts mehr positives finden.

    Ja, vielleicht ist es wirklich eine Entwicklung, die auch die Zeit mit sich bringt.
    Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, wohin ich nie wieder zurück möchte.
    Denn ich habe nie vergessen, was auch alles schlimmes passiert ist... da war bei mir nicht nur das "tolle"
    Gefühl der Erleichterung und blabla... da war doch am Ende nur noch ganz schreckliches Leid !
    Das möchte ich nie wieder erleben müssen... an keinem Tag meines Lebens, weder mit 70 noch sonst irgendwann.
    Das wohlige Gefühl... das war doch wohl vor unserem abhängigen Saufen, oder?
    Vergiss nicht, was danach kam.... oder hast Du aufgehört, als alles noch toll und unproblematisch war?
    Es gab doch Gründe, aufzuhören, oder?
    Es ist darum etwas kurz gedacht, sich so ein Gefühl nochmals verschaffen zu wollen, denn wir hatten doch die Missbrauchsschwelle
    längst überschritten... und wir können da auch nicht wieder hin zurück, als alles noch lustich und entspannt war mit der Sauferei.

    Bei solchen Gedanken wie Deinen half mir immer die schonungslose Auseinandersetzung mit mir selbst, halt hinzuschauen, wie es WIRKLICH war.
    Und da absolut nix mehr schönen zu wollen.

    LG Sunshine

  • Hallo sunshine,
    ja, den Gedanken meinte ich.

    Mit den 70 Jahren wollte ich eigentlich keinem vor den Kopf stoßen. Die Zahl kommt mir aber deshalb so hoch vor, weil es fast meinem doppelten Alter entspricht. Meine Kinder nennen mich auch "alt". Nunja. Alter liegt wohl immer im Blickwinkel des Betrachters.
    Im Prinzip beschreibt Thalia sehr gut das Gefühl, welches ich bei diesem Gedankengang auch empfinde. Aber wie du wahrscheinlich richtig feststellst, ist dies nur eine Lücke des Suchtgedächtnisses.

    Zitat

    oder hast Du aufgehört, als alles noch toll und unproblematisch war?

    Schlussendlich, ja. Ich verlor nie komplett die Kontrolle über Leben, Familie und Arbeit. Ich hoffe, dass ist nicht meine Achillesferse bei der Trockenarbeit. Der Grund, oder besser die Initialzündung um aufzuhören, waren die Kinder. Darauf fußt wahrscheinlich auch die Lücke des Suchtgedächtnisses. Pellebärs Einwurf, dass man immer Verantwortung hätte, tröstet erstmal und schafft Zeit. Ich denke, am Ende wird es auch nur die Zeit zeigen.

    Grüße
    Karamasow

  • Hallo Forum,
    hier mal wieder ein paar Zeilen von mir.
    Vor kurzem war mein zweiter alkfreier Jahres-Sommerurlaub. Ich war etwas überrascht, dass die visuellen Trigger am Abend z.T. recht deutlich waren. So deutlich wie lange nicht. Deutlicher als im Alltag und der gewohnten Umgebung. Dies führte zu kurzen Stimmungsschwankungen, die sich aber schnell legten. Insgesamt war der Urlaub wunderschön und notwendig. Schöne Momente sind nicht aufgrund des Alkohols schön, sondern aufgrund des Moments und der Personen mit denen man den Moment verbringt.

    Das hiesige Lesen triggert mich auch noch zum Teil und treibt mir manchmal die Spucke in den Mund. Das erinnert einen immer wieder wachsam zu sein. Dennoch bin ich etwas schreibfaul, da ich denke, hier nichts Neues beitragen zu können. Der Drang etwas niederzuschreiben ist nicht so stark wie am Anfang der Abstinenz.

    Insgesamt steht bei mir immer noch der Fokus auf den Themen Gelassenheit und Entspannung. Mein Ziel ist es, soweit auf mich aufzupassen, dass der kritische Erschöpfungszustand gar nicht erst eintritt. Nein-Sagen, Keine-Zeit-Sagen, Whatsapp- und Informationsflit minimieren. Diese Flut wurde besonders deutlich als man aus dem Urlaub wiederkam. Alle zerrten mit ihren Anrufen und Mitteilungen an einem. Da habe ich mich erstmal bewusst rausgenommen und nicht geantwortet. Wie schön entspannt muss die Welt damals nur mit Briefen gewesen sein :)

    Grüße
    Kamarasow


  • Da habe ich mich erstmal bewusst rausgenommen und nicht geantwortet. Wie schön entspannt muss die Welt damals nur mit Briefen gewesen sein :)

    Hallo Karamasow!

    Schön, mal wieder was von dir zu hören. Du bist weiterhin abstinent, allein das ist wichtig.

    Ja, ja, die gute alte Zeit. Unlängst habe ich doch glatt mal an einem Wochenendausflug mein Handy zu Hause liegen lassen und das Teil von meiner Frau war leer. Es war ein richtig erholsamer Sonntag. Und gefehlt hat uns absolut nichts. Es war eigentlich so wie früher vor sehr langer Zeit. Ansonsten hätte ich schon das eine oder andere mal im Netz gesurft u.ä.

    Ich habe beschlossen, in unserem Septemberurlaub das Smartphone öfter mal im Safe zu lassen, wenn's z.B. an den Strand geht. Und für den Notfall, es könnte ja mal was am Mietwagen o.a. sein, stecke ich ein altes Tastenhandy in den Rucksack.

    Ich sage ja immer: Ich will und werde mein Leben entschleunigen. Warum? Es tut mir mental einfach unheimlich gut.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Forum,
    mit dem gestrigen Tag habe ich seit 2 Jahren keinen Alkohol mehr getrunken. Ursprünglich wollten wir es als Familie am Nachmittag etwas feiern, indem wir uns bei diesem schönen Wetter in einen Biergarten oder zum Italiener setzen. Das haben wir dann nicht gemacht, da wir alle etwas erschöpft waren. So hatte ich Zeit, um mit der Kleinsten Bausteine und Männlein zu spielen. Die anderen wuselten im Garten, gossen Blumen, oder hingen bei den Zwergkanichen rum. Es war sehr entspannt. Die Sonne schien und der Wind trieb die Blätter von den Ästen. Danach schlief ich kurz auf dem Sofa ein.

    Ich schildere das, weil es eigentlich genau auf den Punkt bringt, was sich verändert hat. Ich passe auf mich auf und versuche mich nicht mehr zu übernehmen. Kein höher, schneller, weiter. Außerdem gibt mir die Zeit mit der Familie Kraft. Kraft für die anstehenden Aufgaben in der Woche. Vor 2 Jahren wäre ich am Sonntag Nachmittag mit mindestens einer halben Flasche Wein schon gut unterwegs und irgendwo allein im Haus. Jetzt kommen Gedanken wie: Was machen wir heute mal schönes zusammen.

    Passt auf euch auf,
    Karamasow

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