• Hallo!

    Ich bin relativ neu hier, habe aber bereits einige Beiträge geschrieben und meine Situation etwas erläutert. Ich bin seit über einem Jahr mit einem Mann zusammen, von dem ich ziemlich sicher bin, dass er ein Alkoholiker ist. Er trinkt nicht täglich aber wenn er trinkt, dann unkontrolliert bis zum Blackout. Er trinkt wenn er Stress hat und depressiv ist um nicht nachdenken zu müssen. Oft ist er nächtelang unterwegs und kommt entweder erst in der Früh nach Hause oder dann im Laufe des nächsten Tages.

    Wir haben über das Thema oft geredet, er wollte aufhören und sich Hilfe suchen und hat nichts unternommen. Vorgestern meinte er, er findet Trinken nicht schlimm, wenn man es kontrollieren kann. Er denkt also, dass er das kann, ich sehe das anders.

    Meine Frage an die Community ist: wie kann ich mich emotional (räumlich geht momentan nicht) soweit abgrenzen, dass es mir besser geht? Diskussionen, Bitten, Tränen und Vernunft haben nicht gefruchtet. Ich bin müde, habe keine Energie mehr zu diskutieren, lebe aber ständig in Angst vor der nächsten Sauftour. Ich möchte gerne, dass mich das nicht mehr berührt und ihm auch zeigen, dass ich mich distanziere von ihm und seiner Sucht. Allerdings weiß ich nicht, wie. Ich habe auch jetzt gerade keine Kraft, die Beziehung zu beenden.

    Danke für eure Ratschläge, Kommentare usw.

    LG Julia

  • Liebe Julia,

    ich habe eine Bitte an dich. Du brauchst nicht für jedes Thema ein neues Fädchen zu eröffnen. Es ist viel einfach für die anderen Leute, wenn du einfach in einem immer weiter schreibst. Da steht dann alles drin und kann nachgelesen werden. Also ist es gut, wenn du jetzt hier in diesem Fädchen einfach bleibst.

    Eine emotionale Abtrennung finde und fand ich für mich selbst damals als sehr schwierig. So lange ich ihn immer wieder vor Augen hatte, er mich somit auch jederzeit mit Worten angreifen konnte oder durch seine Handlungen verunsicherte, so lange war es einfach unendlich schwer.

    Aber unmöglich war es auch nicht. Ich habe Dinge alleine für mich unternommen, mehr und mehr. Ihm seine Wäsche nicht mehr gewaschen und ihn nicht mehr mit versorgt. Das war sehr schwer, denn er machte einen auf großes Opfer und armseligen Leidenden.

    Diskussionen und so Sachen würde ich aus dem Weg gehen. Es bringt ja nichts. Es kostet einfach nur Energie, merkst du ja selbst. Also von deiner Seite aus macht es Sinn, ihn einfach nicht mehr anzusprechen und wenn er anfangen will zu diskutieren kannst du den Raum verlassen oder so.

    Das ist auch am Anfang sicher schwer weil es auch ungewohnt ist. Grenzen zu setzen. Aber leider wird es nicht anders gehen.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Julia Tara,

    ich befinde mich gerade in fast der gleichen Situation...nur einen kleinen Schritt weiter.

    Mein Mann ist seit 6 Monaten trocken, und nichts hat sich geändert. Im Gegenteil, es ist schlimmer geworden. Die alten Muster kommen durch, das wie er war bevor der getrunken hat.

    Ich versuche mich abzugrenzen in dem ich nicht mehr für ihn koche, ihm komplett aus dem Weg gehe, nicht mehr rede. Er ist im Augenblick noch friedlich. (seit ca 6 Wochen) Anfangs war es gaaaaanz schwer, weil er sehr subtil immer wieder versucht hat mich zu manipulieren. Ich glaube er hat ca. 25-150 Möglichkeiten mich hoch zu bringen.

    Schau einfach mal, welche Wiederholungen die du kennst auftauchen. Wappne dich, indem du mal schaust, worauf DU anspringst. Wenn du nicht anspringst, wird er aufhören dich zu traktieren. Das ist hier im Moment so der Fall. Das ist der 1. Schritt.
    Ich bin genau so müde wie du, immer wieder zu versuchen das abzufedern und nicht zu reagieren. Aber es wird von Tag zu Tag leichter.

    Ich kann dir sicherlich nicht den ultimativen Tipp geben, ich lerne selbst noch aber ich wünsch dir ganz viel Kraft bei deinem Vorhaben.

    Lieben Gruß
    Conbira

  • Hallo Julia,

    Zitat von JuliaTara

    Er trinkt nicht täglich aber wenn er trinkt, dann unkontrolliert bis zum Blackout.

    das hilft Dir jetzt auch nicht weiter, aber ich wollte trotzdem mal fragen: Wie oft passiert das?

    Oder anders: Hättest Du eine persönliche Grenze, bei der Du Dir sagen könntest: "OK, wenn es nur x mal im Monat/Jahr (was auch immer) passieren würde, dann könnte ich damit leben"?

    LG
    WildRover

  • Zitat von WildRover2017

    Hallo Julia,


    das hilft Dir jetzt auch nicht weiter, aber ich wollte trotzdem mal fragen: Wie oft passiert das?

    Oder anders: Hättest Du eine persönliche Grenze, bei der Du Dir sagen könntest: "OK, wenn es nur x mal im Monat/Jahr (was auch immer) passieren würde, dann könnte ich damit leben"?

    LG
    WildRover

    Hallo WildRover,

    das ist eine sehr gute Frage, die ich mir selbst immer wieder stelle. Ab wann ist man ein Alkoholiker? Wann trinkt man einfach gerne, weil es Teil der Kultur ist? Wo ist die Grenze? Ich bin gebürtige Slawin und habe viele Jahre in Österreich gelebt. Beide Kulturkreise sind keine Kostverächter wenn es um Alk geht. Jetzt lebe ich in Finnland und hier ist es noch einmal härter. Die Finnen haben eine ganz heftige Trinkkultur. Wenn sie trinken, dann komplett unkontrolliert und bis sie nicht mehr stehen können. Und das habe ich so noch nie erlebt.

    Mein Freund trinkt manchmal mehrere Tage hintereinander, manchmal wochenlang nicht. Manchmal kommt er nächtelang nicht nach Hause weil er auf Sauftour ist. Wenn er trinkt, dann kippt er das Bier runter wie Wasser. Das hat mit Genusstrinken nichts mehr zu tun. Er hat ständig Blackouts danach und wird verbal fies. Er trinkt wenn er Stress hat und depressiv ist als Kur und Lösung zu all seinen Problemen. Er hat mir erzählt, dass er keinen Tropfen getrunken hat bis die Probleme in seiner Ehe vor ca. 15 Jahren begonnen haben. Für mich klingt das nach dem vorgezeichneten Weg in den Alkoholismus. Würde er einmal die Woche ausgehen und sich aus Spaß betrinken und gut ist, wäre das okay. Beim Essen ein Glas Wein oder Bier und gut ist. Aber er will immer weitermachen, nicht nach Hause gehen sondern weiter trinken.

    Sorry für die lange Wurst. Aber das ist der "Tatbestand" :).

    Liebe Grüße
    Julia

  • Liebe Julia,

    meine Gedanken gingen in genau dieselben Richtungen wie Deine:

    Zitat von JuliaTara

    das ist eine sehr gute Frage, die ich mir selbst immer wieder stelle. Ab wann ist man ein Alkoholiker? Wann trinkt man einfach gerne, weil es Teil der Kultur ist? Wo ist die Grenze? Ich bin gebürtige Slawin und habe viele Jahre in Österreich gelebt. Beide Kulturkreise sind keine Kostverächter wenn es um Alk geht. Jetzt lebe ich in Finnland und hier ist es noch einmal härter. Die Finnen haben eine ganz heftige Trinkkultur. Wenn sie trinken, dann komplett unkontrolliert und bis sie nicht mehr stehen können. Und das habe ich so noch nie erlebt.

    Ich bin nach vielem gequälten Grübeln zu dem Schluss gekommen, dass man bei "Grenzfällen" letztenendes einfach nicht genau sagen kann, wo der Alkoholismus anfängt und das nicht abhängige Vieltrinken aufhört. Als Mitbetroffener weiß man es nicht, und der Trinker selbst weiß es wahrscheinlich auch nicht, nur dass wir Partner eher davon ausgehen, dass da schon eine Abhängigkeit da ist, während der grenzwertige Trinker selbst natürlich felsenfest vom Gegenteil überzeugt ist.

    Aber letztenendes ändert das auch nichts, denn wenn der Partner nicht-abhängig soviel trinkt, dass man es nicht erträgt, ist es ja schließlich auch schon fürchterlich genug.

    Aber die kulturelle Prägung ist auf jeden Fall da, daran habe ich auch gedacht, denn ich hatte in meinem Leben sowohl viel mit Slawen als auch mit Skandinaviern zu tun - Skandinaviern im weiteren Sinne, also auch mit Finnen, und ich bin viel in Finnland unterwegs gewesen.

    Dabei habe ich natürlich auch die Trinksitten dort kennengelernt, und hatte immer den Eindruck, dass, überspitzt gesagt, die Leute in Skandinavien - und vor allem in Norwegen und Finnland - entweder totale Abstinenzler oder aber Alkoholiker sind, und dazwischen scheint es einfach nichts zu geben.

    Und im Gegensatz zu den Slawen, bei denen es meist ziemlich wild zuging, schien mir in Finnland auch das ganze Konzept des "social drinking" irgendwie zu fehlen. Ich habe einige Partys erlebt, bei denen sich die Leute praktisch ausnahmslos einfach bis zur Quasi-Bewusstlosigkeit zuschütteten, ohne dass dabei viel los gewesen ware, und ein paar Tage später meinten dann einige: Was für eine geile Party war das, ich kann mich von dem ganzen Abend an nichts erinnern!

    Und so ist eben auch meines Erachtens das sozial akzeptierte Trinken stark kulturell geprägt, und in Finnland muss man wahrscheinlich einfach akzeptieren, dass sehr viel mehr Leute sozial so konditioniert sind, dass sie für unsere Begriffe extrem viel trinken und das als normal ansehen, so dass man sich einfach damit abfinden muss. Und ich denke, dass es einem das Leben vielleicht etwas leichter machen kann, wenn man denkt: Ist hier einfach so, macht nicht nur mein Partner so, sondern eigentlich alle.

    Aber so, wie Du das von Deinem Freund schilderst, hat es natürlich ein Ausmaß, bei dem man sich auch durch Akzeptanz der anderen Kultur nicht mehr selbst beruhigen kann ...

    LG
    WildRover

  • Hi WildRover,

    wow, es tut so gut zu lesen, dass jemand mit dem Trinkverhalten der Skandinavier Erfahrungen gemacht hat. Es ist genau wie du es schilderst. Sie haben kein soziales Trinkverhalten sondern da wird sich halb ins Koma gesoffen. Bei den Slawen ist das anders, das kenne ich von meiner Familie nur allzu gut. Deshalb bin ich so schockiert was hier in Finnland abgeht. Und auch bei dem Punkt mit entweder Abstinenzler oder Alkoholiker hast du absolut Recht. Es ist einfach irre. Und natürlich stelle ich mir immer wieder die Frage, warum akzeptiere ich es nicht einfach und versuche mich daran zu gewöhnen, auch wenn das total blöd klingt. Ich lebe ja jetzt schließlich hier.

    Natürlich kann ich auch mein Verhalten ändern und sagen, wenn mein Freund beim Weggehen die Kontrolle verliert, gehe ich eben nach Hause und gebe mir das nicht mehr.

    Eines ist mir auf jeden Fall klar geworden seit ich hier lebe: Ich hinterfrage meine Einstellung zu Alkohol komplett. Bin voller Abscheu Leuten gegenüber die Trinken und gehe nicht mehr gerne in Bars. Ich bin richtig aggressiv wenn mein Freund was trinken gehen will und sehe Leute voller Verachtung an, wenn sie trinken. Das hatte ich davor nicht und in meiner Familie ist immer viel getrunken worden. Aber eben total anders. Deshalb fällt es mir hier so schwer klar zu sehen, hat mein Freund ein Problem oder ist es eher ein kultureller Unterschied, den ich akzeptieren lernen muss oder eben nicht.

    Vielen Dank für den Austausch. Das hat gut getan :).

    LG Julia

  • Hallo Julia,

    Distanz zum geliebten Menschen aufbauen müssen? Sorry, aber warum sollte man das tun wollen oder müssen??
    Da liegt doch schon der Hase im Pfeffer, das da was GRUNDSÄTZLICH nicht stimmt, oder?
    Möchtest Du Dein weiteres Leben in Distanz zu einem geliebten Partner verbringen (müssen aus Selbstschutzgründen)?
    Dann bleib bei Deinem saufenden Alkie.
    Willst Du das nicht, wirst DU was ändern müssen und nicht er.
    Denn DU hast doch ein Problem damit, er hat doch keins mit seiner Sauferei.
    Also wird er auch nix ändern, warum sollte er?
    Läuft doch noch alles prima und Du tanzt auch schön mit im immer enger werdenden Abhängigkeits-Tango.

    Zitat

    wie kann ich mich emotional (räumlich geht momentan nicht)


    Doch geht alles, wenn man nur will !
    Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe, so einfach ist das.
    Weder in Finnland noch bei uns in D gibt es Sklavenhaltung oder Leibeigenschaft.

    Zitat

    Ich habe auch jetzt gerade keine Kraft, die Beziehung zu beenden.


    Aha. Meinst Du, Du wirst in dieser Beziehung noch Kraft sammeln können?
    Nee, wirst Du nicht, im Gegenteil, Du wirst immer mehr Kraft verlieren!
    Mensch Mädel, sieh zu, das Du aus dieser Nummer wieder raus kommst.
    Und zwar so schnell wie möglich.
    Es gibt immer Wege... aber nicht, solange man noch nach Ausreden sucht, warum man nicht gehen kann.
    Lass lieber Deinen Traum platzen, und bastel Dir nen neuen. Denn aus diesem wird doch nix mehr, hier ist ein Ende mit Schrecken echt besser.

    Sorry, aber ich habe es nicht so mit dem Samthandschuhen, darum schreibe ich Dir mal lieber Klartext.

    LG Sunshine (trockene Alkoholikerin)

  • Hallo Sunshine 33,

    Du sprichst mir aus der Seele.

    "Du wirst immer mehr Kraft verlieren", das ist so. Ich konnte mich grad mal noch so aufrappeln und distanziere/entliebe mich.

    Aber ich bin auf dem Weg.

    Lieben dank für deinen ehrlichen Beitrag.

    Conbira

  • Liebe Julia,

    Zitat von JuliaTara

    Deshalb fällt es mir hier so schwer klar zu sehen, hat mein Freund ein Problem oder ist es eher ein kultureller Unterschied, den ich akzeptieren lernen muss oder eben nicht

    Ja, ist es einfach ein kulturelles Phänomen oder ist es pathologisch...?

    Ich fürchte nur, dass Du da nicht wirklich weiterkommen wirst:

    Erstmal wirst Du kaum sicher feststellen können, ob es pathologisch ist oder nicht. Mit diesem Problem haben wir uns hier wahrscheinlich alle herumgeschlagen - ich auch: Trinkt sie nur viel oder ist das schon irgendwie eine Abhängigkeit? Du kriegst es nicht raus, höchstens dadurch, dass Du abwartest, ob es immer schlimmer wird ... Na toll ...

    Aber selbst wenn es "nur" kulturell und nicht pathologisch ist, dann wird es Dich doch immer noch genauso stören, denn es ist Dir zu viel, zu oft, zu heftig.

    Mit dieser Frage kommst Du also einfach nicht weiter. Stattdessen: Kann ich damit leben, wie er trinkt, oder nicht? Das kannst Du schon eher beantworten.

    Wenn ja, dann OK. Wenn nicht: Wird er es ändern, wenn Du ihn darum bittest? Und zwar sofort und auf Dauer?

    Wenn ja, dann OK. Wenn nicht, dann heißt Distanzieren im Endeffekt: Trennung. Es ist ein riesengroßer Mist, aber darauf läuft es hinaus.

    LG
    WildRover


    Mein Freund trinkt manchmal mehrere Tage hintereinander, manchmal wochenlang nicht. Manchmal kommt er nächtelang nicht nach Hause weil er auf Sauftour ist. Wenn er trinkt, dann kippt er das Bier runter wie Wasser. Das hat mit Genusstrinken nichts mehr zu tun. Er hat ständig Blackouts danach und wird verbal fies. Er trinkt wenn er Stress hat und depressiv ist als Kur und Lösung zu all seinen Problemen.

  • Hallo Julia,

    Zitat

    Deshalb fällt es mir hier so schwer klar zu sehen, hat mein Freund ein Problem oder ist es eher ein kultureller Unterschied, den ich akzeptieren lernen muss oder eben nicht


    das alles sind Nebenschauplätze.
    Du hast Probleme mit dem Alkoholkonsum eines Menschen, das allein sollte dein Gradmesser sein.
    Vertrau deinen Wahrnehmungen und verwässere sie nicht mit anderen scheinbar wichtigen Argumenten.
    Was nützt es dir, wenn du weißt, das bestimmte Völker viel trinken, du es aber nicht aushalten kannst, wenn dein Freund trinkt.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hi WildRover,

    nein er wird es nicht ändern, wenn ich ihn darum bitte. Das habe ich schon mehr als einmal getan. Und es wird immer schlimmer. Mittlerweile kommt er fast jede zweite Nacht nicht nach Hause und kommt in der früh oder am Vormittag zurück...

    @Sunshine Ich brauche keine Samthandschuhe und schätze die Ehrlichkeit hier, das ist mit ein Grund, warum ich mich hier angemeldet habe. Ich denke, hier kennen auch vermutlich alle die Diskrepanz zwischen dem, was der Verstand sagt und dem, was man letztlich tut. Nein, ich werde keine Kraft mehr aus dieser Beziehung schöpfen, das weiß ich. Ich bin einfach unendlich verzweifelt und fühle mich verloren.

    Morgenrot Stimmt, das sind alles Nebenschauplätze. Ich bin unglücklich mit dem Alkoholkonsum meines Partners, egal in welchem Kulturkreis ich beschlossen habe zu leben.

  • Liebe Julia,
    Du hast die Gesamtsituation erfasst, schönst auch nichts mehr und hast begriffen, worum es geht.
    Das ist erstmal ein ganz wichtiger Schritt.
    Außerdem hast Du Dir Hilfe gesucht, indem Du hier hergekommen bist..
    Auch eine gute Entscheidung.
    Du hast also schon einiges geschafft !

    Nun musst Du nur noch in die konkrete Handlung kommen. Das ist auch nochmal schwer, ich weiß das.
    Aber Du wirst es tun müssen, wenn es Dir wieder besser gehen soll.
    Opfere Dich bitte nicht für eine Sache auf, auf die Du eh keinen Einfluss hast.
    Das ist völlig sinnlos und kostet Dich wertvolle Lebenszeit, die Du mit vielem schönen füllen könntest.

    Zitat

    Nein, ich werde keine Kraft mehr aus dieser Beziehung schöpfen, das weiß ich. Ich bin einfach unendlich verzweifelt und fühle mich verloren.


    Ja, das verstehe ich.
    Das eine resultiert aber auch aus dem anderen.
    Du kannst in dieser Beziehung keinerlei Kraft schöpfen, sondern sie kostet Dich nur sehr viel Kraft.
    Eine Beziehung sollte doch aber auch eine Bereicherung sein !!
    Aus der man auch mal Kraft schöpfen kann und so funzt das ja eigentlich auch normalerweile.
    Diese Bereicherung kannst Du aber in einer Beziehung mit einem nassen Alkoholiker niemals finden, das kann ich Dir schon mal versprechen.

    Gegen die Verzweiflung und das Verlorenheitsgefühl kannst Du was tun, Du müßtest aber aus dieser Beziehung raus.
    Einiges wird dann von ganz allein "wieder gut", bei anderen brauchst Du evtl. therapeutische Hilfe.
    So war es bei mir auch mit meiner Alkoholkrankheit, als ich sie stoppen konnte, konnte auch vieles wieder gut werden und heilen.
    Wir haben alle diese Kraft in uns !! Daran glaube ich ganz fest.
    Wir müssen aber auch bereit sein, zu handeln und Hilfe anzunehmen, wenn wir welche brauchen.
    Mitunter kann es sehr sinnvoll sein, in gewissen Fällen auch anwaltliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
    Das kann einem auch nochmal einen kräftigen Schub geben, eine Situation, die ausweglos erscheint, doch noch zu verlassen.

    Nimm bitte alle Hilfe in Anspruch, die Du brauchst und bekommen kannst.
    Ich drücke Dir die Daumen, das Dein Leben wieder richtig schön werden kann.

    LG Sunshine

  • Zitat von JuliaTara

    Mittlerweile kommt er fast jede zweite Nacht nicht nach Hause und kommt in der früh oder am Vormittag zurück...

    Alle zwei Tage, das hältst Du doch nicht lange aus, ob er nun abhängig ist oder nicht. Da ist ein Ende mit Schrecken doch wohl eindeutig besser als ein Schrecken ohne Ende ...

    Alles Gute und viel Kraft, Julia!

  • Liebe Julia,

    Versuch es mal, dich mit einem Gedanken zu beruhigen: Stell dir vor, je mehr er sich austobt, je heftiger er säuft, desto schlimmer werden die Erfahrungen, die er macht und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er von alleine aufhört.

    Wie würde er reagieren, wenn du dich völlig gelassen und kühl zeigst? Wenn du dir denkst, soll er trinken so viel er will, es ist sein Körper, nicht deiner. Und seine Verantwortung.

    Kannst du, anstatt dir Sorgen um ihm zu machen, Sorgen um DICH machen? Kannst du, anstatt dich zu fragen, was er gerade macht und wo er ist, dich lieber fragen, wie es DIR geht und was DU gerade brauchst?

    Hast du neben dem Alkoholiker noch andere Dinge, mit denen du dich gerne Beschäftigst? Menschen? Ein Hobby? Ein Beruf?

    Inzwischen mache ich das so: Ich bleibe Single und auf möglichst gesunder Distanz mit Alkoholikern. Wenn ich eine zwischenmenschliche beziehung zu einem Alkoholiker habe, dann denke ich: Soll er trinken, so viel er will. Aber nicht in meiner Anwesenheit. Und wenn er aggressiv wird, schicke ich ihn weg oder flüchte. Vielleicht kannst du dir auch vorstellen, er sei ein Kater. Kater oder auch Katzen bleiben oft Nächtelang weg. Aber eigentlich kommen sie immer wieder zurück. So war es jedenfalls bei meinen Katzen.

  • Hallo Julia,

    einiges an deiner Situation kommt mir leider sehr vertraut vor. Vorallem das Gefühl der Kraftlosigkeit und des verloren Fühlen.
    Ich habe es damals auch versucht mit Distanz und innerhalb der Beziehung "etwas für mich tun". Mit dem Ergebnis, dass mein XY dann auch körperlich aggressiv wurde.

    Ich weiß wie wenig Kraft und Energie man in solch einer Beziehung nur noch hat. Aber wenn du dir was Gutes tun willst, wenn du da endgültig raus möchtest, dann sammel die letzten Reserven und geh. Das funktioniert, Schritt für Schritt. Jeden Tag ein bisschen.
    Hinterher fühlte ich mich wie neu geboren.

    Das möchte ich dir nur mit auf den Weg geben, damit dir nicht das Gleiche widerfährt wie mir. Dieses tägliche Leben in Angst und die täglichen Frage, ob heute wieder ein Tag ist, an dem er ausrastet.
    Bis dies passiert ist, hätte ich übrigens immer die Hand dafür ins Feuer gelegt, dass er mir nie körperlichen Schaden zufügen würde. Und heute kämpfe ich mit den körperlichen Folgen. Lass es nicht so weit kommen.

    Liebe Grüße,
    Eule89

    Ps. Das soll jetzt keinesfalls heißen, dass Alkoholiker grundsätzlich gewalttätig oder gewaltbereit sind. Ich möchte damit lediglich sagen, dass die Möglichkeit besteht, dass man einen Menschen auf dieser Ebene falsch einschätzen kann.

  • Hallo an alle,

    vielen Dank für eure Antworten.

    Liebe Eule89, ich lege für ihn auch die Hand ins Feuer, dass er mir nichts tut aber ich muss dir sagen, ich fühle mich bei ihm immer unwohler und unsicherer.

    @WildRover nein, ich halte das auch nicht mehr aus. Es ist mir egal, was für Probleme er hat. Ich will so nicht mehr leben.

    Ich habe zwei Nächte nicht zu Hause geschlafen und jetzt ist er übers Wochenende bis morgen bei seinen Kindern und ich fühle mich so unglaublich gut und entspannt. Wenn er zurück kommt sage ich ihm, dass ich ausziehe. Ich habe mir Zimmer in WGs angeschaut und habe Alternativen, wo ich hin kann.
    Vor dem Gespräch habe ich Angst, nicht, weil ich denke, dass er gewalttätig wird, sondern Angst, dass ich einknicke. Ich habe mit ihm auch in den letzten Tagen nicht kommuniziert, er hat ein paar Mal versucht Kontakt aufzunehmen und mich gefragt, wie es mir geht. Ich bin stolz, dass ich jetzt standhaft bin und meine Entscheidung für mich getroffen habe.

    Drückt mir die Daumen, dass ich es wirklich durchziehe.

    @CoA ich glaube, ich habe in dieser Beziehung sehr viel über mich und meine Grenzen gelernt. Und alleine sein erscheint mir jetzt auch das Beste und einzig Richtige um wieder Energie zu sammeln. Was du über Katzen sagst und ihr Herumstreunen finde ich so schön, weil ich Katzen liebe und auch immer welche hatte. Nur ist da für mich ein Riesenunterschied: Ich weiß, dass Katzen unabhängige Wesen sind, das ist ihre Natur. Sie gehen keine Verantwortung ein, wenn ein Mensch sie zu sich holt. Wenn man in eine Beziehung geht, tut man das sehr wohl, das ist beidseitig. Mein Katzi hat mir mit seinem Streunen nicht weh getan und mein Vertrauen damit zerstört. Mein Freund schon. Und eine weitere traurige Konsequenz aus seinem "Streunen" ist, dass ich mich fast schon ein bisschen vor ihm ekle. Nicht weil ich denke, er betrügt mich, sondern weil er immer mehr physisch verfällt. Er stinkt wie eine Brauerei und wenn er sich dann so ins Bett legt, stirbt immer mehr Gefühl in mir für ihn.

    Ich wünsche euch allen viel Kraft und einen schönen Sonntag!

    Grüße aus Finnland
    Julia

  • Glückwunsch zu Deiner Entscheidung und zwei gedrückte Daumen für die Standhaftigkeit!

    Fokussiere Deinen Kopf auf das Negative und die deutlichen Verfallserscheinungen. So hält das noch schwankende Herz am ehesten die Klappe.

    Bleib vor allem auch beim Gedanken "Was er für Probleme hat/denkt/tut ist nicht (mehr) wichtig, ich will und kann so einfach nicht weiterleben".

    Das war für mich der Knack- und Schlusspunkt.

  • Zitat von Danja

    Glückwunsch zu Deiner Entscheidung und zwei gedrückte Daumen für die Standhaftigkeit!

    Fokussiere Deinen Kopf auf das Negative und die deutlichen Verfallserscheinungen. So hält das noch schwankende Herz am ehesten die Klappe.

    Bleib vor allem auch beim Gedanken "Was er für Probleme hat/denkt/tut ist nicht (mehr) wichtig, ich will und kann so einfach nicht weiterleben".

    Das war für mich der Knack- und Schlusspunkt.

    Danke Danja! Ich mach das! Ich muss einfach!

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