Frau Roselia sucht das Glück (Tagebuch- Auf den Weg zur Unabhängigkeit)

  • Hallo!

    Das war mal wieder ein herrlich erfrischender Beitrag von Sunshine, die ich im Übrigen seit Jahren sehr schätze, auch wenn wir nicht in allen Punkten auf einer Wellenlänge liegen. Übrigens: Das schaffe ich ja nicht mal mit meiner Frau :wink:

    Roselia, Du steckst noch in der Startphase in dein abstinentes Leben. Mach dir jetzt in den ersten Monaten nicht zu viele Gedanken über Begrifflichkeiten und akzeptiere sie erst mal so wie sie sind, um deinen Weg aus der aktiven Phase der Sucht zu finden.

    Du hast die ersten Bücher gelesen, das ist schon mal 'ne prima Sache. Ich kann noch empfehlen: "Lieber schlau als blau" von Lindenmeyer.

    Ich bin anfangs gut mit der 1-Tages-Methode gefahren: Morgens nach dem Wachwerden habe ich mir autosuggestiv geschworen: "Heute trinke ich nichts." So kommt dann ein Schritt zum nächsten. Der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt, den Du bereits gemacht hast.

    Über Sinn, Zweck und Richtigkeit von gewissen, ich sag mal "sonderbaren" Ausdrücken, mit denen Alkoholkranke gerne belegt werden, kannst Du dir Gedanken machen und sie mal kritisch hinterfragen und beleuchten, wenn Du stabil abstinent bist. Das dauert aber eine ganze Weile, bei mir mehr als 1 Jahr. Aus heutiger Sicht meine ich sogar, dass meine Stabilität so richtig erst nach 2-3 Jahren einsetzte.

    Deine ganze Denke im Oberstübchen wird sich verändern, ebenso der Blickwinkel auf dich selbst, deine Fehler, deine positiven Eigenschaften, deinen Job, dein Umfeld..... Gib dir die Zeit, zu dir selbst zu finden, um wie Pellebär es absolut richtig herausgestellt hat, dich selbst zu akzeptieren und zwar so wie Du bist.

    Wenn Du diese Stabilität erreicht hast, ich nehme sie für mich in Anspruch, hast Du immer noch genug Zeit und Muße, mal über gewisse Begriffe zu sinnieren.

    Von daher waren meine Ausführungen von gestern, zu denen ich inhaltlich stehe, für dich momentan zu früh. Damit solltest Du deinen Kopf in dieser Anfangsphase der Abstinenz nicht belasten. Du bist alkoholkrank. Daran gibt es nichts zu rütteln. Und allein Du trägst die Verantwortung, ob Du so weiter lebst wie zuvor oder dich, wie es hier schon viele geschafft haben, aus dem Klammergriff des Alkohols lösen kannst. Gute und wirklich brauchbare Ratschläge findest Du hier in Hülle und Fülle.

    Für mich war es sehr wichtig zu erkennen, dass es kein zurück in eine frühere Phase vor dem Abgleiten in die Sucht geben kann. Sehr hilfreich waren mir in diesem Zusammenhang die Ausführungen von Rückfälligen in meiner ambulanten Therapie, die mir eindrucksvoll schilderten, ich habe ihre Gesichter auch heute noch nach mehr als 5 Jahren vor meinen Augen, wie schnell sie wieder bei alten Schlagzahlen oder darüber landeten.

    Auch kann ich dir den Mehrteiler "Der Trocken Doc" ans Herz legen." Google mal, in irgendeiner mediathek wird sie sicherlich noch von zu finden sein.

    In den ersten Wochen meiner Abstinenz hatte ich noch irgendwo im Hirn den Gedanken rumspuken, irgendwann geht doch noch mal was mit dem Alkohol. So lange der Gedanke noch vorhanden ist, wird es schwer mit einer dauerhaften Abstinenz. Ich musste lernen, dass dieser Gedanke, der ja nur Ausdruck eines diffusen Gefühls ist, letztlich ein Trugschluss ist. Anschließend lief es bei mir leichter und besser.

    Alles Gute
    wünscht Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,
    ich schätze auch Deine Anwesenheit hier, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind.
    Das ist auch gar nicht nötig. Allerdings...so weit auseinander sind wir auch wieder nicht, denke ich mitunter :wink:

    Zitat

    Von daher waren meine Ausführungen von gestern, zu denen ich inhaltlich stehe, für dich momentan zu früh. Damit solltest Du deinen Kopf in dieser Anfangsphase der Abstinenz nicht belasten. Du bist alkoholkrank. Daran gibt es nichts zu rütteln. Und allein Du trägst die Verantwortung, ob Du so weiter lebst wie zuvor oder dich, wie es hier schon viele geschafft haben, aus dem Klammergriff des Alkohols lösen kannst. Gute und wirklich brauchbare Ratschläge findest Du hier in Hülle und Fülle.

    Das sehe ich auch so. Es ging mir auch gar nicht so sehr um das Inhaltliche, sondern darum, das es für Frischlinge für manches einfach noch zu früh ist.
    Weil eben noch keinerlei Stabilisierung da ist. Weil die Birne noch total nass tickt...etc.pp.
    Es ist hier im Forum ja oft die Rede davon, das man jemanden dort abholen soll, wo er/sie gerade steht. Das ist sicher auch richtig so.
    Gelingt mir aber auch nicht immer, meine bisherigen Beiträge hier bei Roselia beschränkten sich ja erstmal auch nur auf ein "dazwischen-hauen" :wink:
    Wird aber noch nachgebessert von mir ! :)
    So wie Du es mit Deinem letzten Beitrag insgesamt auch nochmal sehr gut gemacht hast.

    Mir ist auch klar, das es einige Wege nach Rom gibt, aber meiner Meinung nach nicht unendlich viele.
    Dein Weg war ja bisher auch erfolgreich, das sehe ich ja auch und erkenne das auch an... alles okay so.
    DU musst am Ende mit Deinem Weg zufrieden sein und gut umgehen können, für DICH muss er passen.
    Und Du bist ja Deinen Weg auch nicht völlig allein gegangen, ausgehend ausschließlich von Deiner eigenen Meinung, die schon richtig sein und zum Ziel führen wird.
    Du hast Dir ebenso Hilfe von Außen geholt, nachdem Du Deine Krankheit als solche anerkannt und angenommen hast.
    Du hast also nicht nur schlau daher geredet, sondern bist aktiv geworden und hast Dich auch ausgetauscht, unter anderen mit Therapeuten, auch in einer realen SHG, wenn ich mich recht erinnere...und auch hier.
    Und Deine Frau weiß ja auch Bescheid, sicher gab es auch da ausreichend Gespräche.
    Du hast die Sache also auch nicht in geheimen durchgezogen oder durchziehen wollen, und ich glaube auch, heimlich trocken werden wollen funzt auch einfach nicht.
    Und das muss auch überhaupt nicht sein.
    Meist ist ja auch das Gegenteil der Fall, es erleichtert, wenn man sich jemanden offenbart, jemanden an seine Seite holt, sich auch professionelle Hilfe holt, man muss es sich ja nicht selbst unnötig schwer machen.
    Und für mich wäre es auch unakzeptabel gewesen, nicht offen mit meinem Mann über alles zu sprechen.
    Er ist ja einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben, und ich würde es auch nicht okay finden, wenn er eine schwerwiegende Erkrankung vor mir verheimlichen würde oder es auch nur versuchen würde.
    Ich halte sowas auch für einen groben Vertrauensbruch.
    Und auch der Arzt/Zahnarzt etc. sollte natürlich Bescheid wissen, damit er einem mal nix mit Alk verschreibt oder Alkohol zur Behandlung verwendet, um mal ganz praktischen Gründe zu nennen.
    Auch muss ein(e) Therapeut(in) wissen, was los ist, wie soll er/sie denn sonst gezielt weiter helfen können?
    Wem man es sonst noch erzählen möchte, bleibt einem ja selbst überlassen, das muss am Ende jeder echt für sich selbst entscheiden.

    Was ich allerdings nicht mag, das sind so "Unterstellungen", das man mit seiner Krankheit hausieren ginge, wenn man offen damit umgeht.
    Offenheit und Hausieren-gehen sind meiner Meinung nach zwei unterschiedliche Paar Schuhe, das eine hat nicht zwangsweise mit dem anderen zu tun!
    Ich gehe auch nicht mit meiner Krankheit hausieren, ich komme auch nicht auf irgendeine Feier, Veranstaltung oder sonstige Treffen und rufe: Leute, alle mal herhören, ich bin trockene Alkoholikerin!
    Wie käme ich auch dazu? Ich will mich weder irgendwie "wichtig" tun damit noch irgendeine Art merkwürdiges Mitleid erregen oder whatever, das alles liegt mir überhaupt nicht.
    Wenn mir jemand Alkohol anbietet, sage ich auch erstmal ganz schlicht "ich trinke keinen Alkohol" und in den allermeisten Fällen kamen da auch kaum mal weitere Nachfragen. Soooo interessant ist man damit nu auch wieder nich...(aber dazu noch an anderer Stelle)
    Aber man denkt es vielleicht...und stellt sich Szenarien vor, die im realen Leben so überhaupt nicht statt finden.
    Hier ist dann eher die eigene Denke etwas schräg (die vielleicht sogar auf eigenen dummen Vorurteilen beruht?), und nicht das wirkliche Verhalten anderer Menschen.

    Dann noch kurz eine eigene Erfahrung zum Thema Begrifflichkeiten, an die ich mich heute noch sehr genau erinnere...
    Ich war am Anfang meiner Trockenheit in enger ärztlicher Betreuung und Nachsorge bei meiner Hausärztin, einer Internistin, die ich mir nach meiner Entgiftung gesucht hatte.
    Sie ist ziemlich damenhaft, mit Perlen-Ohrsteckern, schicken Klamotten und Schühchen und immer perfekt dezent geschmimkt und ich mag sie auch sehr, so wie sie ist.
    Sie fragte mich am Beginn meiner Trockenheit bei einem Termin, ob ich unter "Saufdruck" leiden würde, ob ich damit zu kämpfen hätte?
    Ich fand in dem Moment diese Formulierung etwas "asi", um ehrlich zu sein :lol: und es passte für mich erstmal so gar nicht zu ihr.
    Später habe ich diese Meinung revidiert, und heute finde ich es gut, wenn man die Dinge so beim Namen nennt, das sie auch das Gegenüber sehr wahrscheinlich versteht.
    Verstanden habe ich nämlich die Frage sofort :D
    Auch im KH nach meiner Entgiftung wurden mit mir sehr offene Worte gesprochen, auch die Dinge beim Namen genannt.
    Klar ist das in dem Moment nicht sooo besonders angenehm...aber die Wahrheit zu verleugnen oder schön zu reden hätte mir doch auch kein Stück weiter geholfen.
    Für mich war es wichtig, das Menschen mit Fachwissen auch offen mit mir reden und die Dinge beim Namen nennen, denn das kam dann auch echt bei mir an.
    Und ich habe mir diese Worte auch zu Herzen genommen, aber letztendlich im positiven Sinn.
    Auch das hat mich trocken gehalten, ganz besonders am Anfang meiner Abstinenz.

    Ich finde auch Deine Buchtipps gut, Carl Friedrich.
    Auch das Lesen von Fachliteratur, oder Erfahrungen anderer...oder... oder... kann weiter helfen.
    Auch Dinge mal anders zu sehen, von einer anderen Warte aus zu betrachten etc...auch dabei kann das Lesen von Fachliteratur behilflich sein.
    Ich habe beispielsweise sehr gern "Alk" von Borowiak gelesen, weil ich diese Art der Schreibe gern mag. Ich musste öfters mal lachen, auch weil ich ich selbst beim Lesen ertappt fühlte :lol:
    Andere Bücher in Lebensratgeber-Form liegen mir persönlich eher nicht, weil ich dann beim Lesen schon denke: "Hä, was soll das Geschreibsel da, das weiß ich doch allein aufgrund meines gesunden Menschenverstandes". :roll::lol:
    Einem anderen helfen aber vielleicht gerade diese Bücher wieder gut weiter, das muss jeder selbst rausfinden.
    Und dann gäbe es ja auch noch den Austausch in diesem Forum :wink:

    Lieben Gruß und noch einen schönen Sonntag für Dich, CF !
    Sunshine

  • Hallo Roselia, wie geht es Dir denn heute so?
    Konntest Du übers WE trocken bleiben? Und wie läuft es sonst so bei Dir?

    Das hier las ich in einem Deiner Beiträge:

    Zitat

    Auf einer Party, man steht an einem Stehtisch, alle sind gut drauf und dann folgender Dialog:

    Hey, möchtest du ne Zigarette? … „Nein Danke, ich bin Nichtraucher“. .. Ah.. ohh.. wie toll, wäre ich auch gerne. Schei** Zigaretten! „Stimmt, deshalb habe ich auf aufgehört, geiles Gefühl nicht mehr abhängig zu sein!

    Hey, soll ich dir ein Bier oder Wein mitbringen? „Nein Danke, ich bin Nichttrinker.“ … Ah.. Hä! Wie jetzt? Bist du ex Alki? Du arme Sau! Ich geh dann mal.

    Roselia, um Dich mal da abzuholen, wo Du momentan stehst ... :wink:

    Erstmal, meiner Meinung nach hast Du als frisch Abstinente nix auf einer Party zu suchen, das mal vorne weg. Die meisten hier raten von so etwas ebenso ab, weil die Rückfallgefahr gerade am Beginn der Abstinenz sehr hoch ist, und da sollte man sich nicht solchen uneinschätzbaren Gefahren aussetzen.
    (Ich selbst bin übrigens die ca. ersten 1,5-2 Jahre auf keinerlei Feiern gegangen, wo auch nur evtl. Alkohol hätte getrunken werden können, das war mir viel zu heikel, und das es nicht gut für mich sein kann, hat mir schon allein mein gesunder Menschenverstand gesagt, dazu brauchte ich nicht mal ne SHG :wink: )

    Und Nein, sich von Veranstaltungen fern zu halten, die vorranging dem Alkoholkonsum dienen, führt nicht zu Einsamkeit, falls das jetzt als Gegenargument kommt :wink:
    Es ist unwahr, das alle Menschen Alkohol trinken und man sich dem ja kaum entziehen kann.
    Sowas ist nur nasse Denke...und wenn der Freundeskreis tatsächlich fast nur aus Menschen besteht, die ohne Alk nicht können, sollte man sich schnell von diesen verabschieden.
    Sind meist auch keine wirklichen Freunde, sondern eher Saufkumpanen. Und die kannst Du in Deinem trockenen Leben so rein gar nicht gebrauchen.
    Menschen, die in Deiner Gegenwart nicht auf Alkohol verzichten können, haben meist selbst ein Alkoholproblem.
    Menschen, denen es nicht wichtig ist, Alk zu konsumieren, fühlen sich überhaupt nicht eingeschränkt, wenn Du sie bittest, in Deiner Gegenwart nicht zu trinken.
    Weil es für sie ganz schlicht und ergreifend einfach unwichtig ist.

    Nun aber mal zu Deinem oben beschriebenen Szenario:
    Das habe ich so bisher genau NULL x so erlebt in den 19 Jahren meiner Trockenheit !
    Es hat sich noch nie jemand in einem Gespräch oder überhaupt von mir irgendwie abgewandt, nur weil ich alkoholkrank bin.
    Wenn, dann hatte das ganz andere Gründe und mit meiner Alkoholkrankheit rein gar nix zu tun.
    Ich bin auch kein "ex Alki", sondern für mein restliches Leben lang Alkoholikerin, hoffentlich eine trockene.
    Und ich denke auch nicht, das jemand mich als "arme Sau" betrachtet :lol:
    Denn das bin ich ja gar nicht, und das strahle ich auch kein bisschen so aus. :wink:

    Weißt Du, was ich denke, wenn jemand so ein Szenario ausmalt?
    Das es auf der EIGENEN DENKE beruht, sich sowas überhaupt in dieser Art vorzustellen. Vielleicht sogar auf eigenen Vorurteilen gegenüber Abhängigen? 8)
    In der Realität läuft sowas meiner Erfahrung nach eher ganz anders ab.
    Erstens ist man weitaus weniger interessant mit seiner Alkoholerkrankung, als man das selbst denkt. :wink:
    Von daher reicht meist eine einfach Erklärung aus, das man grundsätzlich keinen Alk trinkt und es kommen gar keine weiteren Nachfragen.
    Und wenn doch, dann sage ich auch, warum ich keinen Alk trinke. Ich muss dann nicht rumlügen oder so, sondern bleibe bei der Wahrheit.
    Selbst dann ist man längst noch nicht so interessant wie man vielleicht denkt.
    Denn die meisten Menschen interessieren sich am allermeisten nun mal für sich selbst.

    Ab und zu kam es aber auch bei mir zu weiteren Gesprächen, weil wirkliches Interesse vorhanden war. Meistens hatte aber auch das dann wieder persönliche Hintergründe, weil der Fragende als Angehöriger oder guter Freund oder was auch immer selbst betroffen ist, aber auch wenig über die Krankheit weiß.
    Das mal so aus meiner Erfahrung heraus...

    Zitat

    Muss ich ein Leben lang für alle die "trockene Alkoholkerin" sein?

    Also ich definiere mich weder über meine Krankheit noch tun das die Menschen in meinem Umfeld. :wink:
    Ich bin doch nicht nur meine Krankheit!
    Ich bin ebenso ein Mensch mit einer eigenen Persönlichkeit, die Krankheit ist nur ein Teil von mir, aber ich bin doch viel mehr. :D
    Auch unterscheidet sich mein Leben nicht groß vom Leben anderer, ich trinke nur keinen Alkohol und achte auf bestimmte Dinge. Mehr ist es aber nicht, ansonsten bin ich ein "Normalo" und das bin ich auch GERN. Weil ich mir das sehr gewünscht habe in meiner nassen Phase der Krankheit.

    Ich habe auch nie das Gefühl, das andere da überhaupt groß drüber nachdenken, das ich trockene Alkoholikerin bin. Die schonen mich nicht, weil ich sonst vielleicht wieder saufen könnte, die haben auch kein besonderes Mitleid mit mir oder sonstwas.
    Ich glaube, die haben das längst irgendwie wieder vergessen... so wichtig ist das für meine Liebesten und Freunde offenbar gar nicht.
    Hier bewertet man einfach die eigene Krankheit über, das ist für andere gar nicht so wichtig wie man vielleicht selbst denkt.

    Überhaupt finde ich es auch unfair, die eigenen Gedankengänge auf andere zu übertragen und sogar schlußfolgern zu wollen, wie andere Menschen ticken und sich zukünftig einem gegenüber verhalten werden.
    Ich finde das sogar recht frech und auch unangemessen, alle anderen Menschen über einen Kamm zu scheren und sie für zu dumm zu halten, eine Krankheit zu begreifen und damit umgehen zu können.
    Denn das können die meisten ziemlich problemlos. :wink:

    Das mal so als meiner Sicht und meinen Erfahrungen zu den paar herausgepickten Punkten.

    LG Sunshine

  • @Sunshine: Den Ausdruck mit dem Hausieren habe ich mal vor mehreren Jahren ( 2015 oder 2016) gebraucht und er war unsachlich und überzogen. Das Du das immer noch auf dem Schirm hast :wink:

    Heute führe ich richtigerweise -ich bin ja lern- und entwicklungsfähig- aus: Wen mal alles einweiht, das entscheidet der Proband ganz alleine, die einen ziehen den Kreis sehr weit, andere -wie ich- halten sehr überschaubar. Und das muss ein jeder für sich austesten, was ihm am besten hilft. Da gibt es keine allgemein gültige Regel.

    Und zu den sonderbaren Ausdrücken, ich habe noch ein paar auf Lager :) werde ich mal zu gegebener Zeit in meinem thread was schreiben. Das ist halt eher eine Art Wortspiel, da ich nun mal ein Zeitgenosse bin, der gerne mal hinter die Kulissen schaut und Dinge kritisch hinterfragt. Und nicht jeder Ausdruck im Zusammenhang mit unserem Thema ist so gewählt, dass er mich überzeugt. Aber das ist eher was für Leute, die schon ein paar Jahre am Ball sind.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Zitat

    @Sunshine: Den Ausdruck mit dem Hausieren habe ich mal vor mehreren Jahren ( 2015 oder 2016) gebraucht und er war unsachlich und überzogen. Das Du das immer noch auf dem Schirm hast :wink:

    Tja, man sagt mir ein Elefantengehirn nach...is leider wirklich so :lol:
    Ich nehme aber nun hiermit ausdrücklich zur Kenntnis, das Du Dich von der damaligen Aussage distanzierst und damit soll es dann auch gut sein.
    Ich habe das Wort "Unterstellungen" auch absichtlich in Anführungsstriche gesetzt, denn ich wollte Dich damit gar nicht mehr so persönlich ansprechen.
    Wollte nur nochmal klar stellen, das Offenheit nicht unbedingt was mit Hausieren-gehen zu tun hat, mehr nicht.
    Auch um dem Fall gleich vorzubauen, das jemand anderes damit ankommt, man gehe mit seiner Krankheit hausieren. :lol:

    LG Sunshine

  • Tag 14 nüchtern

    Hallo liebe Gemeinschaft,

    hier geht’s ja hoch her. Vielleicht hätte ich auch mal an der ein oder anderen Stelle ein dickes ;) setzten sollen. :)

    Trotzdem Danke an alle für ihr Meinungen, Gedanken, Einstellungen und besonders für die Hilfsbereitschaft. Ja, ich bin sicher noch am Anfang, aber WARUM ich auch sooo lange gebraucht habe mir einzustehen, das ich abhängig bin ist, weil ich einfach zu viel Angst vor der Bezeichnung Alkoholikerin hatte. Leider für mich ein Stigma, das ich NIE tragen wollte. Aber jetzt ist es nun mal so. Fertig!!

    In meinem Kopf hat es immer geschrien (Du Alki, du Trinkerin, du bist echt eine Alkoholikerin) aber das konnte ich einfach nicht über die Lippen bringen.

    Hier im Forum habe ich das erste mal das Kreuzchen gemacht bei: Alkoholikerin.

    Aber Schluss mit den ganzen Begrifflichkeiten! Das diskutieren wir dann in 1 Jahr mal weiter aus. ;) Jedem das Seine.


    Fakt ist, ich habe am Samstag meinem Mann alles erzählt. Es war der richtige Zeitpunkt und es brach alles aus mir heraus. Dass ich Flaschen versteckt habe und wieviel ich so heimlich getrunken hatte usw.. Neu war für mich, dass mein Mann auch öfters mal Flaschen und Gläser gefunden hat. Er hat nie groß was gesagt, ihm fiel selten auf, wie betrunken ich eigentlich war, nur weil ich noch normal geredet habe. Im Inneren habe ich oft “geglüht“.

    Er meinte, es wäre im aufgefallen, das ja immer einige Falschen in der Altglas Box lagen, und ich musste dann gestehen, dass diese Flaschen nur Alibi Flaschen waren. Das ich fast täglich die 1 oder 2 Flaschen selbst entsorgt habe. (im Notfall in Papier gewickelt im Restmüll).
    Ich musste viel weinen konnte aber damit endlich erklären, warum ich immer so gereizt war, warum ich ihn oft ohne Grund angemacht habe, warum ich so unzufrieden mit mir war, warum ich aber auch nie was sagen konnte. Ich wußte doch genau wo mein Problem liegt. Nur konnte ich es nicht aussprechen oder zugeben.

    Er fragte, bist du jetzt eine Alkoholikerin? … da MUSSTE ich ja sagen. Da hat er geschluckt und ENDLICH begriffen, dass es für mich NICHT funktioniert weniger oder nur am Wochenende zu trinken.

    Das hat gesessen! *puhh..

    Er war sichtlich überrascht. Jetzt hat er aber auch endlich verstanden, warum ich immer so schei** zu ihm war. Wie oft hat er zu mir gesagt, ich müsse an mir arbeiten, mein Verhalten mal überdenken. Jetzt weiß er warum.

    Er hat schon gemerkt, dass ich die letzten Tage viel ruhiger war, nicht so genervt wie sonst. Eben anders, schöner, besser. Er ist voll auf meiner Seite, versteht aber, dass ich erstmal Zeit brauche. Er hat mehrmals gesagt, dass er das toll findet, dass ich das endlich für mich so klar gemacht habe und er ist sich total sicher, dass ich es schaffe. Er ist voll auf meiner Seite und will mich unterstützen. Es ist meine Entscheidung, wann und wie ich nach aussen darüber reden möchte.

    Ich musste viel weinen, aber nun fühle ich mich auf unheimlich erleichtert. Ich bin soo froh einen tollen Mann an meiner Seite zu haben. Ich gehe nun Schritt für Schritt. Vielleicht hat Corona jetzt auch mal was Gutes, auch wenn es mich letztes Jahr zum mehr Trinken verführt hatte.

    Lieben Gruss bis bald

    Roselia

  • Hallo Roselia!

    Erst mal Glückwunsch zu der raschen Einsicht und dem positiven Beitrag. Das ist ein anständiger Schritt nach vorne.


    Da hat er geschluckt und ENDLICH begriffen, dass es für mich NICHT funktioniert weniger oder nur am Wochenende zu trinken.

    Wichtig erscheint mir, ihn darauf hinzuweisen, dass Alkoholismus eine Einbahnstraße ist (Begriff stammt aus dem Film Der Trocken Doc). Es gibt kein zurück in ein früheres Stadium, als Du noch moderat und gelegentlich was trinken konntest. Das wird dir nie mehr möglich sein. Es wäre sehr förderlich, deinen Mann auf diesen Umstand zu sensibilisieren. Das betrifft dann förmliche Anlässe wie Geburtstage, Jubiläen, Feiern -wenn wir mal wieder dürfen- Feiertage, Urlaub.. sprich alle Anlässe, an denen gerne mal einer getrunken wird. Er, aber auch Du selbst, sollte nicht auf die Idee kommen, dir was anzubieten, weil man womöglich der Auffassung ist, Du seist wieder bei null und könntest jetzt wie ein Normalo mal was trinken.

    Aufgrund solcher Anlässe ist schon so manch ein Rückfall entzündet worden.

    Wie sieht es mit dem Alk Konsum deines Mannes aus? Trinkt er in deiner Gegenwart daheim? Auch das wäre erst mal kontraproduktiv, ebenso das Horten von Alkohol im Haushalt.

    In den Grundbausteinen wird ein alkoholfreier Haushalt befürwortet, und das nicht ohne Grund. Hattest Du einen schlechten Tag oder bist einfach mal nicht gut drauf und Schmacht auf einen Drink kommt auf, dann ist der Weg zur Flasche nicht weit. Müsstest Du dich dann erst mal auf den Weg zu einem Alk-Dealer machen, hättest Du in der Zwischenzeit reichlich Zeit, deine Gedanken kritisch zu hinterfragen, um ggf. umzukehren und dem Trinkverlangen Einhalt zu gewähren.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Roselia,

    das hast Du richtig toll gemacht, ganz ehrlich, sei stolz auf Dich!! So kann es Dir alles besser gelingen. Es ist bestimmt erleichternd gewesen. Schön, dass Du mit Deinem Mann so gut reden kannst.

    LG Cadda

  • Ich bezeichne mich als NÜCHTERN! Das ist mir wichtig. Ich kann mich mit der Bezeichnung „Trockene Alkoholikerin“ nicht identifizieren. Das war vielleicht auch immer ein Grund mit, warum ich es Jahrelang hinausgezögert und schön geredet habe. Dass ich ein Problem mit Alk habe, weiß ich leider schon viel zu lange.

    Der Gedanke, es zuzugeben verband ich immer mit den AA. Ein Alptraum dort mal zu sitzen.

    Hallo liebe Gemeinschaft,

    oben habe ich nochmal meine ersten Sätze wiederholt, die ich hier im Forum als Erstes schrieb...
    .. und wenn es okay ist, würde ich so gerne ein youtube Video verlinken (10 min) von edit Karsten ... und hier wird erklärt
    WARUM auch ICH soooo verdammt lange Nicht den Ersten Schritt machen konnte und WARUM ich den ersten Schritt tat.
    *b itte keine Fremdlinks, danke Morgenrot *

    Vielleicht muss man wirklich auch mal etwas umdenken??

    sorry, ich hatte versprochen das Thema erst wieder in 1 Jahr anzusprechen. ;) ;) ;) aber vielleicht kann ja der eine oder andere Mitleser und Unentschlossene hier weiterkommen?

    Ich mache hier keine Werbung aber MIR hat es unheimlich geholfen.

    Euch allen ein schönes WE
    Lieben Gruss

    Roselia

  • [/quote]

    *b itte keine Fremdlinks, danke Morgenrot *


    [/quote]

    dachte das wäre ok, da hier schon einige youtube Sachen verlinkt wurden. Wo ist da der Unerschied? oder haben sich die Regeln geändert?

    Darf ich sagen, schaut mal auf die Homepage von edit Karsten?

  • Hallo Roselia,

    Zitat

    da hier schon einige youtube Sachen verlinkt wurden.


    es dürfen Links vom Forum und von Amazon eingestellt werden, von You Tube ist mir nichts bekannt. Wir suchen nicht bewußt nach Links, ich habe deinen nun entdeckt und herausgenommen.
    Wegen des Hinweis auf eine Homepage werde ich mich noch einmal bei Karsten, dem Admin, erkundigen.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo liebe Gemeinschaft,

    ich lasse mal wieder von mir hören. Ich bin jetzt 29 Tage nüchtern und es fällt mir fast schon zu leicht. Ich weiß aber, ich muss unglaublich auf der Hut sein. Meine Gedanken an die schönen Momente mit Alk muss ich sofort verdrängen und mir sagen, was nun all die Vorteile sind nüchtern zu sein.

    Schlittenfahren unter strahlend blauen Himmel mit (nur) Kakao in der Thermoskanne, und die Frau neben mir, „Oh, jetzt habe ich ja gar keine Glühwein mitgenommen.“ .. .. Genau das waren auch kurz meine Gedanken. *grrr

    Mein Highlight ist aber immer noch der Schlaf. Und gestern bin ich das erste mal wirklich schnell eingeschlafen und hatte nicht mal meinen Schlafttee oder die Baldrian Tabletten genommen. So schön!! Ich bin so dankbar endlich diesen Schritt für mich zu gehen.

    Auch mein altes lustiges Wesen kommt wieder zum Vorscheinen. Ich dachte immer mit Alk bin noch witziger, aber eigentlich brauche ich den echt nicht. Wir haben soviel Spaß auf der Arbeit und ich mische wieder richtig mit. Ich liebe es, wenn Kollegen über meine Bemerkungen schmunzeln oder lachen. Ich bin wieder bei mir angekommen und sitze nicht vorm PC mit einem Kater vom Vortag und sage nichts, weil es mir richtig schlecht geht.

    Ich habe mich auch bei einem Online-Meeting vom Blauen Kreuz angemeldet. Da geht es nächste Woche dann los.
    Im Moment höre ich immer noch jeden Tag alles mögliche an Podcast´s zum Thema und lese meine „alten“ Alk-Bücher. Also volles Gehirnwäsche Programm. Zum anderen habe ich mich 2 Wochen lang auf einer FB Plattform zum Thema Alkohol-Sucht ausgetobt. Da geht es hoch her und die Post folgen im Minuten Takt. Schon krass, was sich dort alles tummelt, aber für mich so erschreckend, wie viel „Junge“ Menschen so übest abhängig sind oder waren. Man hat ja Gesichter auf FB ;) und ich konnte es gar nicht glauben, das gerade der ein oder andere so Abhängig von diesem Zeug ist.

    Es bestärkt mich umso mehr, genau dieses EINE Glas nicht zu trinken. (Obwohl mein Mann es glaube ich, immer noch nicht versteht, warum Trinker eben genau nicht EIN Glas trinken können.)

    Das eine Glas stehen zu lassen ist leicht, das zweit nicht zu trinken sau schwer bis unmöglich.

    Noch bin ich aber in der Corona- Blase geschützt, die Bewährungsprobe mit all ihren Aktivitäten und Verlockungen kommen ja noch. Das macht mir echt Angst.

    Aber heute ist heute.. und morgen ist morgen..

    So dann.. stay sober and be happy :)
    Roselia

  • Hallo Karsten,

    ich versuche hier wirklich meine Erfahrung mitzuteilen, und ich habe diesmal NICHT eine Person benannt. Ich habe woanders geschrieben, dass es (zum Glück) seit 2019 auch endlich MEHRERE deutschsprachige Podcast zu diesem Thema gibt. Das es zufällig die Person war habe ich anfangs erwähnt (wurde ja gelöscht) alles gut, aber es gibt viele verschiedene Podcast. Ich habe versucht auf diese (neuen) Medium aufmerksam zu machen, weil es MIR geholfen hat.

    Tut mir leid, wenn es blöd rüber kommt. Aber Bücher werden hier auch empfohlen (Die kosten auch Geld) die Postcast sind umsonst (und ob jemand da ein Mentorin in Anspruch nimmt, kann ja wohl jeder selbst entscheiden.) ICH habe KEIN Geld in irgendeiner Weise dort bezahlt. Ich nehme für mich das Blaue Kreuz in Anspruch.

    Ich bin definitiv NICHT mit der Person in Verbindung. Ich höre nur ihre Podcast und finde die Einstellung super. Das hat mich auf den richtigen Weg gebracht. Wie weit der mich führt, muss ich noch rausfinden.

    Wenn das hier nicht rein passt fände ich das Schade.

    Vielleicht sollte man auch mal NEUE WEGE gehen.

    Vielleicht ist ja nicht für jeden der Gang zum Arzt, Entgiften und Langzeittherapie der richtige Weg?? I don´t know? Mich hat das abgeschreckt und genau aus diesem Grund habe ich 12 Jahre lang nichts gegen meine Sucht unternommen.

    Lieben Gruß
    Roselia

  • Lass dich nicht verrückt machen, mach was dir hilft wenn's hilt.

    Da lese richtige Anfangseuphorie bei dir raus, das ist auch gut so, wenn sich schnelle Erfolge einstellen.
    Bereite dich aber mal schon immer darauf vor, dass die Anfangseuphorie nach dem Anfang auch schnell verfliegen kann/wird, dann kommt noch mal ein Trauerspiel und da hilft s - meiner Meinung nach - wenn im realen Leben jemand da ist, mit dem du sofort reden kannst.
    Ich hab nichts gegern das Internet aber so von Angesicht zu Angesicht, ist ein anderer Schnack.

    Übrigens hilft es mir, wenn der Gedanke an Alk kommt, auch heute nach vielen Jahren nicht, wenn ich mir vorstelle, wie schön das Leben ohne Alk ist, sondern wenn ich mir in's Gedächtnis rufe, wie es früher nach einem Glas mit mir weiter ging, also eher die Abschreckung.

    Aber je wie er denkt und weiterhin viel Erfolg.

  • Ich habe eine Mail erhalten das hier umgestellt wird und Karsten aufhört.

    Ich hatten zwar nicht so lange Kontakt hier im Forum aber ich wünsche Karsten alles Gute und bewundere seine Arbeit.

    Euch anderen liebe Grüße und ein schöne WE.


    Roselia (93 Tage nüchtern + frei)

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