Hallo!
Das war mal wieder ein herrlich erfrischender Beitrag von Sunshine, die ich im Übrigen seit Jahren sehr schätze, auch wenn wir nicht in allen Punkten auf einer Wellenlänge liegen. Übrigens: Das schaffe ich ja nicht mal mit meiner Frau
Roselia, Du steckst noch in der Startphase in dein abstinentes Leben. Mach dir jetzt in den ersten Monaten nicht zu viele Gedanken über Begrifflichkeiten und akzeptiere sie erst mal so wie sie sind, um deinen Weg aus der aktiven Phase der Sucht zu finden.
Du hast die ersten Bücher gelesen, das ist schon mal 'ne prima Sache. Ich kann noch empfehlen: "Lieber schlau als blau" von Lindenmeyer.
Ich bin anfangs gut mit der 1-Tages-Methode gefahren: Morgens nach dem Wachwerden habe ich mir autosuggestiv geschworen: "Heute trinke ich nichts." So kommt dann ein Schritt zum nächsten. Der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt, den Du bereits gemacht hast.
Über Sinn, Zweck und Richtigkeit von gewissen, ich sag mal "sonderbaren" Ausdrücken, mit denen Alkoholkranke gerne belegt werden, kannst Du dir Gedanken machen und sie mal kritisch hinterfragen und beleuchten, wenn Du stabil abstinent bist. Das dauert aber eine ganze Weile, bei mir mehr als 1 Jahr. Aus heutiger Sicht meine ich sogar, dass meine Stabilität so richtig erst nach 2-3 Jahren einsetzte.
Deine ganze Denke im Oberstübchen wird sich verändern, ebenso der Blickwinkel auf dich selbst, deine Fehler, deine positiven Eigenschaften, deinen Job, dein Umfeld..... Gib dir die Zeit, zu dir selbst zu finden, um wie Pellebär es absolut richtig herausgestellt hat, dich selbst zu akzeptieren und zwar so wie Du bist.
Wenn Du diese Stabilität erreicht hast, ich nehme sie für mich in Anspruch, hast Du immer noch genug Zeit und Muße, mal über gewisse Begriffe zu sinnieren.
Von daher waren meine Ausführungen von gestern, zu denen ich inhaltlich stehe, für dich momentan zu früh. Damit solltest Du deinen Kopf in dieser Anfangsphase der Abstinenz nicht belasten. Du bist alkoholkrank. Daran gibt es nichts zu rütteln. Und allein Du trägst die Verantwortung, ob Du so weiter lebst wie zuvor oder dich, wie es hier schon viele geschafft haben, aus dem Klammergriff des Alkohols lösen kannst. Gute und wirklich brauchbare Ratschläge findest Du hier in Hülle und Fülle.
Für mich war es sehr wichtig zu erkennen, dass es kein zurück in eine frühere Phase vor dem Abgleiten in die Sucht geben kann. Sehr hilfreich waren mir in diesem Zusammenhang die Ausführungen von Rückfälligen in meiner ambulanten Therapie, die mir eindrucksvoll schilderten, ich habe ihre Gesichter auch heute noch nach mehr als 5 Jahren vor meinen Augen, wie schnell sie wieder bei alten Schlagzahlen oder darüber landeten.
Auch kann ich dir den Mehrteiler "Der Trocken Doc" ans Herz legen." Google mal, in irgendeiner mediathek wird sie sicherlich noch von zu finden sein.
In den ersten Wochen meiner Abstinenz hatte ich noch irgendwo im Hirn den Gedanken rumspuken, irgendwann geht doch noch mal was mit dem Alkohol. So lange der Gedanke noch vorhanden ist, wird es schwer mit einer dauerhaften Abstinenz. Ich musste lernen, dass dieser Gedanke, der ja nur Ausdruck eines diffusen Gefühls ist, letztlich ein Trugschluss ist. Anschließend lief es bei mir leichter und besser.
Alles Gute
wünscht Carl Friedrich