Seeblick Weiter geht's

  • Hey,

    hatte in der Zeit zwischen Entgiftung und LZT auch Gäste, für die ich unmittelbar vorher Bier besorgt habe. Was nicht alle wurde, hab ich ihnen mitgegeben. Dachte mir, warum sollen die sich wg. meiner Krankheit einschränken?

    Abgesehen vom vermeidbaren Risiko weiß ich heute nicht mehr, wo ich für die Gäste eine Einschränkung gesehen hab. Wenn ich als Fleischfresser bei einem Vegetarier zu Besuch bin gibt es halt nicht mein Lieblingsessen sondern was anderes. So what? Ich komme ja nicht in erster Linie des Essens wegen. Und wer mich nur mit Alkohol etragen kann der muss sich ja nicht mit mir rumquälen.

    Viele Grüße

    Eismann

  • Hallo zusammen,

    mal etwas zum Nachdenken. Nun kommt es auch darauf an wo ich meine Trockenheit sehe. Hat es Priorität 1?

    Gehe ich offen mit der Krankheit um? Verstecke ich mich hinter der Krankheit? Weis mein Umfeld, das ein Rückfall mich zum Tod führen kann? Weis mein Umfeld, das alle Sinnen darauf anspringen können, wenn jemand neben mir trinkt und es später zu einen Saufdruck führen kann?

    Auch nach Tagen noch?

    Wenn ein Lungenkranker neben mir sitzt, rauche ich da? Wenn jemand eine Nussallergie hat, backe ich ihm einen Nusskuchen?

    Wenn Gäste / Bekannte Freunde oder auch Partner das Wissen haben und trotzdem auf ihren Suff bestehen, kann ich mich auch fragen, welchen Stellenwert ich bei diesen Menschen habe. Vorausgesetzt sie wissen von dem Ausmaß der Krankheit. Ich verbiete nichts in meinem Haus, ich biete einfach kein Alkohol an.

    Gerade am Anfang des Weges ist es sehr wichtig eine gewisse Stabilität und ein Sicherheits- Raum für sich zu schaffen

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,

    vielen Dank für diese Perspektive. Von der Seite hab ich das noch gar nicht gedacht. Es bestärkt mich auf jeden Fall. Meine Freunde haben schon signalisiert, das sie von sich aus in meiner Gegenwart auf Alkohol verzichten.

  • Hallo Eismann!

    hatte in der Zeit zwischen Entgiftung und LZT auch Gäste, für die ich unmittelbar vorher Bier besorgt habe. Was nicht alle wurde, hab ich ihnen mitgegeben. Dachte mir, warum sollen die sich wg. meiner Krankheit einschränken?

    Als Angehörige ohne Suchtpotential ist es mir vollkommen egal wenn mir kein Alkohol angeboten wird, es wäre noch nichtmal ein Verzicht für mich. Ich denke einfach daß ich aus lauter Respekt für den Gastgeber nichts trinken würde. Ich würde auch von mir aus niemals nach Alkohol fragen wenn ich irgendwo zu Besuch bin.

    Manchmal denke ich es ist falsches Denken der Menschen die gerade trocken geworden sind und es noch als Einschränkung empfinden nichts zu trinken.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Manchmal denke ich es ist falsches Denken der Menschen die gerade trocken geworden sind und es noch als Einschränkung empfinden nichts zu trinken.

    LG Marie

    Da hast du vermutlich den Nagel auf den Kopf getroffen. Alles Neue muss erstmal zur Normalität werden.

  • Hallo liebes Forum,

    ich glaube, dass viele gar nicht wissen, wie gefährlich der Alkohol für uns ist. Ich muss dazu sagen, dass ich nicht allzu offen mit meiner Krankheit umgehe. Ich trinke keinen Alkohol mehr. Punkt. Da denken viele, naja, aber dann kann ich ja trotzdem etwas (in deiner Gegenwart) trinken. Du kannst es ja einfach sein lassen. Viele sind da einfach unbedarft. Ich möchte allerdings auch nicht, dass anderen meinetwegen verzichten müssen.

    Woran ich aber weiterhin festhalte: keine Lagerung in meiner Wohnung! Ich möchte mich in meinen eigenen vier Wänden sicher fühlen.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Zitat

    Ich möchte allerdings auch nicht,
    dass anderen meinetwegen verzichten müssen.

    Hallo Seeblick,

    das würden sie vielleicht sogar gerne und freiwillig und ohne rumzudiskutieren - wenn sie es wüßten....

    So herum kann man es auch sehen.

    Als Angehörige oder Freund wärst du mir trocken lieber als nass. Von daher wäre es kein Verzicht für mich, sondern ein "Das ist jetzt so und hat Prio-1".

    Mir würde z. B. nie einfallen in meinem Elternhaus Alk zu trinken, einfach damit ich meine Mutter nicht unnötig triggere. Ich bin sooo stolz auf sie und würde sie nie in Gefahr bringen wollen.

    Hast du Angst es anzusprechen, weil dir evtl. Leute wegbleiben würden?

    Andererseits, was wären das für Beziehungen, wenn denen deine Gesundheit egal ist?

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde,

    ich glaube das „Problem“ liegt bei mir selbst. Ich möchte anderen nicht zur Last fallen oder einschränken. Wenn mich jemand fragt, wie es mir geht, dann immer „gut“. Ich mag nicht gern über mich, mein Befinden oder Krankheiten sprechen. Ich weiß, dass das bei guten Freunden nicht so ist und ich bin sicher, dass sie das auch so sehen. Ich kann da aber schlecht aus meiner Haut.

    Letztendlich komme ich aber gut damit klar, wenn andere Alkohol trinken – es hat mich nicht dazu gebracht, dass ich mittrinken möchte. Und wenn es mir spät am Abend zu viel wird, gehe ich ins Bett. Bisher bin ich gut damit zurechtgekommen.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo Hartmut,

    mir geht es gut. Ich hatte ein schönes Wochenende am Strand.

    Eine Freundin meinte, dass sie als Ex-Raucherin nicht mehr verstehen kann, warum andere rauchen müssen. Auch wenn sie selbst früher genauso gehandelt hat, ist es ihr jetzt fremd.

    Mir geht es beim Alkohol ähnlich. Am Strand Bier trinken, bei guter Stimmung auch vielleicht schon am Nachmittag. Wenn ich jetzt andere so sehe frage ich mich: Muss das sein?

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Mir geht es beim Alkohol ähnlich. Am Strand Bier trinken, bei guter Stimmung auch vielleicht schon am Nachmittag. Wenn ich jetzt andere so sehe frage ich mich: Muss das sein?


    Das sind ganz normale Reaktionen.

    Aber auch ein Zeichen das man damit, für sich, noch nicht ganz abgeschlossen hat. Man will ja irgendwie noch dazugehören aber kann es nicht mehr.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Aber auch ein Zeichen das man damit, für sich, noch nicht ganz abgeschlossen hat. Man will ja irgendwie noch dazugehören aber kann es nicht mehr.

    Die Schlussfolgerung halte ich nicht für zwingend. Wenn ich heute mal in der Stadt oder anderswo mittags oder nachmittags Leute beim Bier sehe, denke ich mir manchmal, wie gut, das ich das nicht mehr brauche und über das Stadium hinweg bin. Ich neide den Leuten weder das Bier, noch die Gesellschaft.

    Es mag sein, dass die These auf andere Herrschaften, die noch frisch im Geschäft sind, durchaus zutreffen kann.

  • Wenn ich heute mal in der Stadt oder anderswo mittags oder nachmittags Leute beim Bier sehe, denke ich mir manchmal, wie gut, das ich das nicht mehr brauche und über das Stadium hinweg bin.

    Interessant Carl F. Zwingend ist es nicht aber ist es sinnvoll? (rhetorische Frage)

    Ein Nichtsüchtiger denkt sich sowas jedoch nicht. Ich für meinen Teil hatte sowas auch noch nicht gedacht.

    Hat für mich irgendwie den Touch einer Bestätigung alles richtig gemacht zu haben. Kann ich alles richtig machen bei der Sucht? Was passiert denn wenn mein Suchtgedächtnis mal losschreit. Ich war doch noch nicht über dem Stadium weg?

    Loslösung vom Alkohol heißt für mich nicht nur das Glas wegstellen. Sondern auch jegliche Verbindungen zum Alkohol neutral zu betrachten. Das geht jedoch nicht von heute auf morgen. Ich brauchte Jahre dazu.

    Am Anfang des Weges haben suchtorientierte Gedanken jedoch noch die Überhand ohne das man sie selbst erkennt.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Carl Friedrich und Hartmut,

    der Gedanke ging eingentlich gar nicht in die Richtung, dass ich nicht mehr Teil der trinkenden Gesellschaft bin oder es mich gestört hat. Sondern eher dass ich nicht mehr so ganz verstehen kann, warum man sich zum Strand alkoholische Getränke mitnimmt. Bei der Hitze und übehaupt.

    Aber sich doch immer wieder zu hinterfragen warum dieser Gedanke aufkam ist sicherlich nicht verkehrt. Nun bin ich schon fast 1,5 Jahre "ohne", aber wie Hartmut schon sagt, man sollte sich nach so relativ kurzer Zeit nicht in Sicherheit wiegen und achtsam sein, damit man nicht plötzlich doch in einer Gedankenspirale feststeckt.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Interessant Carl F. Zwingend ist es nicht aber ist es sinnvoll? (rhetorische Frage)


    Loslösung vom Alkohol heißt für mich nicht nur das Glas wegstellen. Sondern auch jegliche Verbindungen zum Alkohol neutral zu betrachten. Das geht jedoch nicht von heute auf morgen. Ich brauchte Jahre dazu.

    Am Anfang des Weges haben suchtorientierte Gedanken jedoch noch die Überhand ohne das man sie selbst erkennt.

    Meine Gedanken schweifen nun mal hin- und her. Mal sind sie sinnvoll, mal nicht.

    Mit der erwähnten Neutralität zum Alkohol stimme ich dir zu. Mir ist es wurscht, ob andere trinken, sollen sie es tun. Für mich ist es nichts. Das ist alles was für mich zählt.

    Seeblick : Nach 1 1/2 Jahren war ich auch noch etwas unsicherer unterwegs als heute nach mehr als 6 Jahren, in denen sich die Abstinenz eingeschliffen hat. Ich betrachte es als meine persönliche Entwicklung. Nur ab- und an habe ich mir schon mal die Frage gestellt, warum ich nicht schon früher, sagen wir mal so 10 Jahre in etwa, auf den Trichter gekommen bin? Aber ich war einfach noch nicht so weit und habe Lehrgeld in Form von Lebensqualität und Lebensjahren bezahlt. Die versoffene Zeit kann ich nicht mehr aufholen, aber aus ihr für die Zukunft lernen.

    Gruß

    Carl F.

  • Hallo Forum,

    irgendwie bin ich heute ein wenig frustriert. Sind die Menschen alle egoistischer geworden? Im Moment kommt es mir so vor, als wenn alle nur auf sich achten. Jeder denkt nur an sich und bloß keinen Kompromiss eingehen. Achtsamkeit und Selbstfürsorge sind eine Sache, aber wenn alle nur das machen was und wie es ihnen passt, wieso dann überhaupt etwas gemeinsam planen? Dann kann ja jeder vor sich hinleben ohne Rücksicht auf andere.

    Wahrscheinlich nehme ich mal wieder alles zu persönlich. Aber es häufen sich die kleinen Dinge, die mir gerade so auffallen. Fremde, die auf der Straße nicht beiseite gehen, oder auch Freunde, mit denen man keinen Abend/kein Wochenende planen kann. Da heißt es dann einfach „ich mache es so wie ich es will und ihr anderen könnt euch darum herumbauen oder es lassen“.

    Wird Zeit, dass der Urlaub kommt und ich hoffentlich alles etwas entspannter sehe.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo Seeblick,

    vielleicht ist es einfach Zufall.

    Mir ist diese Woche genau das Gegenteil aufgefallen.

    Gefühlt in jeder 4. Straße steht irgendwo eine Kiste oder ein Karton an einem Hoftor oder auf einem Gartenmäuerchen. Darin sind Sachen zu verschenken! Gestern entdeckte ich hier im Dorf etliche noch richtig gute kleine Bilderrahmen und heute paar Dörfer weiter einen Krimi von Agatha Christie.

    Dann habe ich im Drogeriemarkt so eine herzliche, kompentente Beratung über meine Ernährungsumstellung bekommen, da war ich platt. Die Mitarbeiterin war sooo gut ausgebildet, echt beeindruckend. Und heute war ich bibbernd und zitternd beim Arzt. Was hatte ich Angst, aber der Arzt war sooo nett, hat alles gut erklärt, in breitem Dialekt, das tat einfach nur gut. Für meine eigentliche Behandlung wird eine Freundin mich zum Termin fahren, die sich extra für den Tag frei nimmt.

    Neulich radelte ein mir völlig unbekanntes Kind an meinem Hoftor vorbei und sagte "Guten Morgen", da mußte ich grinsen, so habe ich mich gefreut.

    Vermutlich ist es Zufall. Aber ich dachte, ich stelle jetzt einfach auch mal so eine Glücklich-mach-Kiste vors Hoftor. Vielleicht mache ich unverhofft jemandem eine Freude.

    Lass dich nicht unterkriegen. Es gibt so Zeiten, wo irgendwie "alle" in einem anderen Universum unterwegs zu sein scheinen. Und irgendwann trudeln sie wieder ein. Zu mir kommt heute eine Freundin zum gemeinsamen Eis essen, die mich neulich keine 5 Min. vorm Termin versetzt hat, weil ihr Scheich plötzlich vor ihrer Tür stand. Da war ich nimmer interessant. Hinterher bekam ich den Eindruck, daß sie lieber mit mir Eis essen gegangen wäre... :lol:

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Linde,

    danke für deine positiven Erlebnisse. In der Therapie habe ich verschiedene Übungen gelernt: Eine war davon, dass ich bei jedem positiven Erlebnis eine Kaffeebohne eingesammelt habe. Das konnten auch kleine Dinge sein wie das Vorbeihuschen eines Eichhörnchens. Eine weitere war, sich am Ende des Tages eine positive Sache in Erinerung zu rufen. Ich kann mich ja mal wieder auf diese Übungen besinnen.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo Seeblick,

    ich kenne diese Übung mit Erbsen. Habe sie bei einer Fortbildung kennengelernt.

    Wir bekamen sogar ein "Starterset" an die Hand, und bei schönen Dingen mußte immer eine Erbse, oder was auch immer Tasche wechseln.

    Ich finde bis heute, das es eine schöne Übung war.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo,

    eine Übung mit Erbsen habe ich auch bei einer Fortbildung kennengelernt: Und zwar sollten wir uns morgens 5 Erbsen in die eine Hosentasche stecken und jedes Mal, wenn uns am Tag etwas als schön, gut oder erfreulich auffiel, sollten wir jeweils eine Erbse in die andere Hosentasche stecken. Am Abend sollten wir uns unsere Erbsen in der anderen Hosentasche nochmals vornehmen und erinnern, wofür die stand.

    Hatte diese Übung ganz vergessen....

    Liebe Grüße

    AufderSuche

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