• Ich hatte mir in ihrer nassen Zeit angewöhnt, ausschließlich vormittags mit ihr zu telefonieren. Dasselbe mache ich mit meiner Tante = ihre Schwester. Kontakt ausschließlich vormittags, da ist die Chance am größten, daß es ein Gespräch wird.

    Es ist doch immer wieder erschreckend, welche Ausmaße diese Seuche angenommmen hat. Ich benutze mal ganz absichtlich dieses drastische Wort. Wenn man mal die Lauscher aufstellt, dann gibt es in fast jeder Familie einen oder mehrere Fälle. Gestern hatte ich ein Gespräch mit einem guten Freund, da ist der Bruder schon tot, und die Schwester gerade dabei, ihm zu folgen. Selbst bei meinem Zahnarzt hat sich die Mutter totgesoffen.

  • Es ist doch immer wieder erschreckend, welche Ausmaße diese Seuche angenommmen hat. Ich benutze mal ganz absichtlich dieses drastische Wort.

    Eine Seuche ist Alkoholismus nicht. Er ist nicht ansteckend. Es gibt jedoch familiäre Prädispositionen, die jedoch nicht virusbasierend sind. Mein Therapeut meinte stets, dass der Faktor Sozialisierung eine wichtige Rolle spielt. Welches Verhalten leben die eigene Familie und das Umfeld vor, den häufigen oder nur den gelegentlichen Griff zum Alkohol? Wenn Kinder mitbekommen, dass im familiären Bereich viel getrunken wird, dann färbt das schon ab.

    Wenn man mal die Lauscher aufstellt, dann gibt es in fast jeder Familie einen oder mehrere Fälle. Gestern hatte ich ein Gespräch mit einem guten Freund, da ist der Bruder schon tot, und die Schwester gerade dabei, ihm zu folgen. Selbst bei meinem Zahnarzt hat sich die Mutter totgesoffen.

    Die Häufung im persönlichen Umfeld ist purer Zufall, da steckt kein System hinter. Ich meinem neuen Umfeld, die Kontakte zu Saufkumpanen sind allesamt weggebrochen, gibt es kaum Auffälligkeiten.

    Ich kann die Sichtweise der Neuankömmlinge, die gerade eine Handvoll Tage abstinent leben, jedoch gut nachvollziehen, da es mir damals ähnlich erging.

    Gerade in der Anfangszeit der Abstinenz ist der eigene Blick doch noch sehr alkoholfixiert. Ist ja auch kein Wunder. Körperlich sind wir alle ziemlich schnell entgifet. Bis Hirn, Gefühle und Denken sich erholt haben, dauert es viel länger.

    Ich kann den hier Betroffenen mit auf den Weg geben, dass sich ihre Sichtweise mit zunehmender Stabilität langsam und beständig verändern wird. So war es zumindest bei mir.

    Hoffnung : Lass Dich von Deiner Mutter metal nicht nach unten ziehen. Achte auf Dich. Mir ist erst der Ausstieg aus dem aktiven Teil der Sucht gelungen, als ich bereit war, meiner Nüchternheit absolute Priorität im Leben einzuräumen. Sie ist nicht verhandelbar. Abstinenz ist für mich sicherlich nicht alles, aber ohne sie ist alles nichts.

    Geh weiter Deinen Weg, Schritt für Schritt. Angfangs hat mir die 1-Tagesstrategie geholfen. Jeden morgen nach dem Wachwerden habe ich mir fest vorgenommen: "Heute trinkst Du nicht."

    Irgendwann nach ein paar Monaten brauchte ich diese Form der Autosuggestion nicht mehr, sie schlief irgendwie ein.

    Gruß

    Carl Friedrich

    Einmal editiert, zuletzt von Carl Friedrich (15. November 2021 um 16:46)

  • Gerade in der Anfangszeit der Abstinenz ist der eigene Blick doch noch sehr alkoholfixiert.

    Das ist bestimmt so, ja. Ich reagiere im Moment sehr sensibel auf Werbung für Alkohol, registriere, was in meiner Straße so weggesoffen wird (sehr, sehr viel, hier gibt es eine große Alki-Szene und viel Gastronomie), wie Alkohol in Filmen verniedlicht und verherrlicht wird -- ganz allgemein, wie überhaupt bei allen gesellschaftlichen Anlässen pokuliert wird. Blaue Republik Deutschland, denke ich mir da manchmal. Neulich hab ich "Casino Royale" gesehen und bin zu dem Schluß gekommen, daß Bond ein schwerer Alkoholiker ist und dringend einer Therapie bedarf.

  • Ich habe diese Sensibilität auch als Angehörige. Habe neulich die Serie „Merz gegen Merz“geschaut, als meine alkoholabhängige Mutter gerade zu Besuch war und war wirklich geschockt und verunsichert, ob man jetzt ausschalten muss, um nicht zu triggern.

    Da wird gefühlt alle zwei Minuten Alkohol getrunken, um Probleme zu betäuben, cool zu sein, sozialen Anschluss zu finden.... wirklich abstrus, was für einen grossen Platz Alkohol bei den meisten einzunehmen scheint.

  • Hallo an Alle,

    heute bin ich sehr deprimiert, weil ich 20 km nördlich von Salzburg wohne und ab Montag schon wieder lockdown für Alle angesagt ist. Meine ganze Familie ist geimpft, ich natürlich auch. Ich habe einige Bekannte in Bayern ist gleich bei uns über die Grenze. Letzten Winter haben wir 5 Monate nicht zu unseren Nachbarn nach Bayern fahren dürfen.

    Dann kam die Impfung mit dem Versprechen, es gibt keinen lockdown mehr. Jetzt müssen wir die Weihnachtsgeschenke wieder im Internet kaufen ;( nun kann ich wieder nur im Nebel an der Salzach spazieren gehen :cry:

    Wie soll das nur weitergehen. Lege mich jetzt ins Bett zu meinem Mann in die Arme zum kuscheln. Heute wäre die Gefahr eines rueckfalls schon sehr gross gewesen, wenn ich alleine wäre.

    Morgen ist sicher wieder ein besserer Tag. Wollte euch nicht ansudern :S

    Gute Nacht

    Hoffnung

  • hallo Hoffnung,


    ich kann dich sehr gut verstehen, mir geht es fast ähnlich.

    Es gleicht fast dem Zustand von letztem Jahr vor Weihnachten. Mein Sohn lebt im Bundesland Salzburg. Letztes Jahr wohnte er noch in Salzburg, und es war lange nicht klar, ob er kommen könnte, weil Bayern da bei der Ausreise aus Österreich kontrolliert hat.

    Er konnte dann doch kommen, weil er deutscher Staatsbürger ist, und ( s ) einen Wohnsitz hier bei uns hat.

    Ich habe damals viel von den bei euch gängigen Umfahrungen gehört, wo nicht oft kontrolliert wurde, außerdem gab es ja letztes Jahr für ihn auch noch den Schein, das er systemrelevant ist.

    Ich kann verstehen, das es dich traurig macht, und auch hätte nicht gedacht, das es dieses Jahr wieder diese Ungewißheit gibt. Ich war im Oktober unten bei ihm, und kann sagen das dort wirklich sehr viel für die Sicherheit getan wurde.

    Ich bin schon mehrmals im Nebel an der Salzach entlang gelaufen, wenn ich man es freiwillig tut, kann es sehr schön sein. Gerade in Salzburg fand ich es sehr schön.

    Ich denk an dich und wünsche uns allen, das sich die Situation bald entspannt, auch wenn es momentan nicht sehr wahrscheinlich

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Morgenrot,

    Danke für deine aufmunternden Worte.

    Heute ist sogar schon die Sonne da :lol:

    Schade ist auch, dass wir uns beim Spaziergang keine maroni bei der Stille Nacht Kapelle am Christkindlmarkt holen können. Die sind viel besser, als die aus dem Ofen daheim. Na ja, gibt es eben Maroni Suppe .

    Einen schönen Sonntag

    LG. Hoffnung

  • Hallo Hoffnung,

    du hast mein Mitgefühl!!! Und, ich kann dich ein bissel verstehen, deine "Freiheiten" werden eingeschränkt ...

    ich finde es einen sehr mutigen, vernünftigen Schritt der österreichischen Regierung, ist es doch ein Versuch die Pandemie zumindest einzuschränken - Hut ab. Bei den Deutschen dauert es sicherlich noch eine Weile. Es geht um Schadensbegrenzung, Bewahrung und Schutz von Leben, das vergessen die meisten. Vor ca. 100 Jahren wütete die spanische Grippe in Europa (bitte Mal selbst nachlesen) - das war arg! Sehe ich mir die heutigen Berichte über Brasilien, Indien etc. an, kommen mir die Tränen. Uns geht es sooooooo gut, wir haben alles, was die meisten auf unserer Erde nicht haben. Ist es denn nicht vernünftig das/uns zu schützen - mit allen Mitteln?

    Ich war vor einer Woche als Besucher im Krankenhaus (Coronafall), glaub` mir da denkt niemand an Weihnachtsgeschenke oder ans Einkaufen.

    Sicherlich wird jetzt wieder von einigen gemeckert, am meisten von denen die gar keine Vorschläge/Ideen haben.

    Du bist gesund, kannst sogar spazieren gehen, hast jemanden zum Kuscheln. Uns wird selten bewußt, was wir alles haben, solange es wir haben.

    Das ist, zumindest für mich, ein Grund einen Rückfall gänzlich auszuschließen.

    Einen zauberhaften Sonntag wünschend ...

  • ich wollte dir wenigstens ein Bild von der Stille Nacht Kapelle in Oberndorf hier lassen, leider ist die Datei zu groß. :(

    Gutes Gelingen und guten Appetit beim Maronensüppchen.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Liebe Hoffnung, versuche, das Positive zu sehen. Immerhin kannst Du schön spazieren gehen, ich habe nur einen traurigen, drogenverseuchten und vermüllten Ort um die Ecke, der aus unerfindlichen Gründen "Park" heißt. Und keine Partnerin, mit der ich kuscheln könnte. Ich will nicht jammern, Dir nur zeigen, daß Du es gar nicht so schlecht hast.

    Außerdem lese ich gerne von Dir, auch wenn es nur ein paar Zeilen in der Woche sind.

  • Hallo Hanseat,

    du hast ja recht. Es tut mir leid für dich, dass du es nicht so schön hast.

    Ich war nur etwas frustriert, wie viele unter den geimpften sicher auch, dass wir jetzt trotzdem wieder in den lockdown gehen müssen und die Impfung anscheinend nicht so gut wirkt wie erwartet. Lasse mich trotzdem im Dezember das dritte Mal impfen. Für die Schulkinder und deren Eltern ist es sicher auch sehr schwer, Alles unter einen Hut zu bringen. Heute scheint die Sonne auch wieder in meinem Herzen.

    LG. Hoffnung

  • Ich habe es nicht schlecht. Natürlich könnte vieles besser sein, ich würde mir mehr Grün ringsum wünschen, ich bin ja auch auf dem Dorf aufgewachsen, aber ich habe mir meine kleine Wohnung gemütlich gemacht und fühle mich hier wohl. Wenn ich die Tür zumache, ist die verrückte Welt draußen. Als ich noch gesoffen habe, DA hatte ich es schlecht. Da wäre ich selbst in einer 30-Zimmer-Villa nicht zufrieden gewesen.

  • Liebe Hoffnung,

    Du bist mir ja ein Stückchen voraus. Herzlichen Glückwünsch nachträglich zu vier nüchternen Monaten! Das ist ein toller Erfolg, nicht wahr? Hast Du denn manchmal so Deine wackeligen Momente? Was machst Du dann?

    Grüße,

    H.

  • Hallo Hanseat,

    Danke. Ich habe auch manchmal wackelige Momente. Ich verlasse dann auf jeden Fall mein Haus, fahre zu meiner Tochter, einer Freundin oder gehe spazieren. Nie mit Geldbörse. Trinke dann auch gerne mal ein Glas Cola Light, wenn ich am Abend druck verspüre.

    LG. Hoffnung

  • Guten Morgen, Hoffnung,

    "wackelige Momente" kenne ich auch sehr gut, vor allem am Abend oder vor dem TV ... Bierwerbung oder Alkoholkonsum in div. Filmen. Ich machte mir klar, daß dieses Verlangen nur (!) in meinem Kopf wohnt und nur dort, körperlich brauche ich diesen Stoff nicht. Das beste Mittel, dagegen war: Ablenken. Es war als ob mich viele kleine Teufelchen verführen wollten - nur dieser Gedanke brachte mich zum Schmunzeln. Es dauerte ca. 4... 5 Wochen bis die wackeligen Momente aufhörten und die Vernunft siegte. Ich weiß, wenn ich Alkohol trinke, verändert sich absolut nichts (bitte nicht falsch verstehen), außer das ich Alkohol trinke, ich benötige keinen Alkohol, er schadet mir nur - warum sollte ich es also tun. Ich nehme ja auch keine anderen Substanzen, die mir schaden.

  • Ich mache mir bei Werbung den Spaß, die Sache weiterzudenken. Wenn da irgendwelche Bacardi-Nixen, die keiner offensichtlichen Arbeit nachgehen müssen, am Strand rumhüpfen, dann stelle ich mir vor, wie sie 20 Jahre später in der Betty-Ford-Klinik einchecken, im Jogginganzug und mit einer Zahnbürste in der Hand. Bei "Heute ein König" denke ich mir "Morgen ein Penner". Und so weiter und so fort ...

    Diese Softdrinks wie Cola, Fanta und Konsorten sind mir alle zu süß. Ich bin jetzt bei Cappuccino und Leitungswasser mit Sprudel aus der Kartusche. Das sind ganz hervorragende Getränke. Bei Steak mit Pommes gibt's entweder so eine Bio-Brause mit wenig Zucker oder auch mal ein Malzbier. Alkoholfreies Bier kommt für mich nicht infrage und ist tabu.

    Bei der Gelegenheit: Wie ist denn die Forumsmeinung zu Malzbier?

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