Hallo in die Runde...
ich bin 31 Jahre alt und mit einem Alkoholiker verheiratet...mein Mann hat mir vor knapp zwei jahren offenbart, dass er alkoholkrank ist. Wir kennen uns seit 12 Jahren und sind seit 6 Jahren verheiratet. Ich wusste schon von Anfang an, dass er gerne getrunken hat, hätte es aber nie so richtig mit einer Krankheit in Verbindung gebracht. Und dann vor 2 Jahren war er immer gereizter, unausgeglichen und ständig müde, so dass man gar nichts mehr mit ihm machen konnte. Auf mein Drängen hin ist er dann mal zum Arzt gegangen und da kam eine vergrößterte Leber bei raus...gemacht hat er nach der Diagnose nichts weiter. Er wurde auch immer sehr schnell böse und er griff mich verbal an und beleidigte mich sehr oft...."ich sei behindert und dumm und bescheuert"-waren so Aussagen, die ich mir letztes Jahr sehr oft anhören musste. Das setzte mir dermaßen zu, dass ich selbst psychische Probleme bekam. Letztes Jahr war ich noch sehr zurückhaltend und konnte auch mit niemandem darüber reden. Es wurde so ein großer Druck aufgebaut, alles geheim zu halten. Anfang diesen Jahres habe ich mich dazu entschlossen Hilfe in Anspruch zu nehmen und bin selbst zur Stadtmission zur Beratung. Meinen Mann habe ich auch dazu gedrängt sich Hilfe zu suchen...
In der Beratung wurden mir die Augen geöffnet, dass ich schon sehr viel Kontrolle ausübe und wie eine Art "Mama" agiere. Das war schmerzhaft, aber auch bitternötig...Ich habe dieses Jahr eine Psychotherapie angefangen und bin dadurch emotional stärker und selbstbewusster geworden. Ich habe das Gefühl, dass meinem Mann das nicht so gefällt.
Anfang des Jahres hat mein Mann seinen Job aufgegeben, weil es ihm keinen Spaß mehr gemacht hat und er auch wegen des Alkohols einige Probleme bekommen hat. In seiner Arbeitslosenzeit hat er eine Umschulung gemacht, die ihm viel Spaß gemacht hat und meine Hoffnung wuchs, dass der Alkohol vielleicht auch weniger werden würde. Er hatte mal Phasen, in denen er nichts oder viel weniger getrunken hat, aber die Abstände zwischen den abstinenten Zeiten wurden immer kürzer. Die Streitereien wurden wieder mehr, das EInschlafen auf der Couch auch und die große Unzuverlässigkeit auch...das war kein Ehe mehr.
Vor ein paar Wochen habe ich mich endlich dazu durchgerungen, die Trennung auszusprechen und auch durchzuziehen. Ich habe es viel zu lange nur angedroht, aber aus Angst bin ich viel zu schnell eingeknickt. Endlich wurden meinem Mann auch mal die Augen geöffnet und er hat mal wieder angefangen zu kämpfen...Ich habe in unserer Ehe auch viele Fehler gemacht. Da ist er nicht alleine Schuld. Wir haben beide gesagt, wir müssen etwas ändern.
Unter Vorbehalt habe ich mich nochmal auf eine Beziehung eingelassen und die ersten Tage waren mal wieder wirklich schön und alte Gefühle keimten auch auf. Doch schon kurz danach wurde wieder gestritten wegen gefühlter Kleinigkeiten, ich würde ihm nie zuhören und ihn ignorieren und meine Vermutung, er trinkt wieder, wurde gestern Abend bestätigt.
Er hat mir natürlich vorgeworfen, dass ich nur auf einen Moment wie diesen gewartet habe, um endlich zu gehen. Und ich hätte nichts an mir geändert und er müsste jetzt nur in unsere Ehe investieren und ich würde alles nur auskosten.
ISt es so falsch sich zu wünschen, als Frau mal wieder umworben zu werden!? Ist das dann ausnutzen? Ich habe auch versucht, mich zu ändern und mehr auf ihn einzugehen, weil ich mich in en letzten Monaten sehr zurückgezogen hatte, um Verletzungen zu vermeiden. Und ganz ehrlich...bei dem Geruch von Alkohol kommen bei mir nun wirklich keine romantischen Gefühle mehr auf... :-/
Ich hoffe auf einen Austausch mit Gleichgesinnten, aber auch gern Aufklärung von ehemaligen Alkoholikern, die mir bestimmte Verhaltensweisen vielleicht besser erklären können...
Liebe Grüße