20 Jahre Alkoholmissbrauch

  • Liebe Community, ich stell mich mal vor. Ich bin 42 männlich und nach viel lesen und aufarbeiten bin ich ca. 24 Jahre Alkoholiker gewesen. Vom Missbrauch bis zur Sucht. 2016 wurde ich mit 1.4Promille angehalten. Um die Sperre zu verkürzen, Abstinenznachweise etc . Irgendwie habe ich es geschafft nach 7 Monaten ohne MPU den FS zurückzubekommen. Leider habe ich mir nicht allzuviel Gedanken gemacht und bin dannach in meine alten Muster zurück gefallen. Anfang 2021 erneute Kontrolle... 0.7 Promille. Wie es kommen musste natürlich Aufforderung zur MPU. Diese habe ich im September 2021 erfolgreich bestanden. Ich fühle mich natürlich ohne Alkohol viel besser, es fällt mir leider regelmäßig schwer am Regal im Supermarkt vorbei zu gehen, möchte aber auch nicht wieder in alte Muster verfallen. Das liegt auch daran, dass ich in der Zeit der Abhängigkeit vielen Menschen sehr weg getan habe. Momentan weiß ich nicht mehr wie ich mich verhalten soll. Vielleicht könnt ihr mir helfen. Lg Tobi

  • Hallo Tobi!

    Herzlich willkommen im Forum - hier bist du richtig, schätze ich, nachdem ich gerade deine Vorstellung gelesen habe. Ich habe mich ziemlich gut wiedererkannt ;) Dabei fiel mir auf, daß auch ich mit 42 aufgehört habe, zu trinken - das ist nun so 15 Jahre her, glaube ich. Der Führerschein ist mir immer erhalten geblieben, aber das war einfach purer Zufall.

    Trinkst du denn seit September nicht mehr? Hast du einfach aufgehört oder bist du zu einem Arzt gegangen? Ich frage das, weil ein "kalter" Entzug ohne ärztliche Begleitung lebensgefährlich sein kann.

    Diese Wege im Supermarkt sind tückisch... Alles ist so aufgebaut, daß man eigentlich überall vorbei muss. Ich meide diese Regale konsequent - warum soll ich mir mein Leben schwer machen?

    Ich glaube, jeder nasse Alkoholiker hat Menschen weh getan. Das ist typisch für die Sucht. Du fragst, wie man dir helfen kann, Tobi. Eigentlich weisst du das selber am besten - immerhin hast du dich hier ja schon angemeldet ;) Für das Forum hier würde ich sagen: lesen lesen lesen... schau in die Geschichten der anderen und du wirst Augen machen, wie vielen es genauso ergangen ist, wie dir. Wenn du was loswerden willst: schreiben. Hier ist immer jemand da.

    Viele Grüße,

    Peter

  • Guten Morgen Tobi,

    gut, dass Du hier her gefunden hast. Noch besser, dass Du aufgehört hast, zu trinken :)

    Wie Peter allerdings schon schrieb, wäre es wichtig gewesen, zu einem Arzt zu gehen, da ein kalter Entzug wirklich sehr gefährlich sein kann.

    Du schreibst, dass es Dir schwer fällt, teilweise. Man wird ja wirklich oft mit Alkohol konfrontiert. Um Dir Unterstützung zu holen, hast Du Dich ja nun hier angemeldet. Das wird Dir helfen.

    Kummer haben wohl fast alle hier den Menschen um sich herum bereitet. Das wird einem auch nochmal ganz deutlich, wenn man auch die Berichte der Co.-Abhängigen liest.

    Wie soll es weitergehen? Möchtest Du dauerhaft abstinent leben und Dich hier austauschen?

    LG Cadda

  • Entschuldigt bitte, ich war im Mai beim Arzt, eine stationäre Therapie kam nicht so recht in Frage, aufgrund meiner Selbstständigkeit. Ich hatte von Ihm auch ein Medikament bekommen, (den Namen habe ich leider vergessen) um den Entzug zu erleichtern. Ich musste auch dreimal die Woche beim Arzt erscheinen. Es sind ja viele Faktoren die zusammenspielen, öffne ich mich meinen Freunden, jeder wundert sich wenn ich mal nicht mittrinke. Glücklicherweise hatte wir einen Sommer, der nicht so wirklich oft zum Grillen eingeladen hat. Ich möchte diese Menschen halt auch nicht verlieren.

    Wenn ich ein was wirklich will, dann definitiv nie wieder Alkohol!

  • Dann hast Du das ja genau richtig gemacht, dass Du beim Arzt warst.

    Du sagst, Du möchtest die Menschen nicht verlieren. Würdest Du sie denn verlieren, wenn Du ihnen sagst, dass Du kein Alkohol mehr trinken möchtest?

  • Hallo Schlingel,

    auch von mir ein willkommen im Forum. Du bist seit Mai ohne Alkohol? Darauf kannst du doch aufbauen!

    Wie kannst du deine Trockenheit nun stärken? Erstmal hast du dich hier angemeldet. Ansonsten gibt es natürlich noch reale Selbsthilfegruppen oder, wie Barthell geschrieben hat, auch eine ambulante Therapie. Da kannst du dich an eine Suchtberatungsstelle wenden.

    Mir hat sehr geholfen, für die entsprechende Situation eine Alternative zum Alkohol zu finden. Bin ich traurig, erinnere ich mich an eine positive Sache, die mir an dem Tag passiert ist. Bei Langeweile gehe ich spazieren oder zum Sport. Beim Bedürfnis für eine Belohnung suche ich mir etwas "Besonderes" zu Essen oder ein anderes Getränk.

    Im Supermarkt gehe ich zügig am Regal mit den alkoholischen Getränken vorbei.

    Zu deiner Angst, dass du deine Freunde verlierst: Wieso solltest du? Glaubst du, du wirst nicht mehr eingeladen, wenn du ihnen sagst, dass du keinen Alkohol mehr trinkst? Sind es denn alte Saufkumpanen, mit denen dich nur der Alk verbindet? Dann wirst du sie eventuell verlieren. Du hälst ihnen ja auch irgendwie den Spiegel vor. Wenn es gute Freunde sind, werden sie deinen Entschluss akzeptieren und dich in deinem Vorhaben eher stärken.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Ich bin tatsächlich seit Mai trocken und auch wenn es keine lange Zeit ist, ein bisschen stolz darauf. Mit diversen Selbsthilfegruppen etc. habe ich mich auch auseinandergesetzt. Mein Problem ist dabei, dass meine Zeit nicht wirklich planbar ist. Wahrscheinlich hast du, Seeblick, recht. Es sind ja keine Saufkumpanen sondern Menschen mit denen ich zusammenarbeitete, Freunde, auf die ich mich verlassen kann. Vermutlich werden Sie es wohl eher positiv empfinden, dass ich mich gegen Alkohol entschieden habe. Bis jetzt konnte ich es noch kaschieren, war halt einfach immer der Fahrer. Ich sollte es zeitnah wirklich versuchen, es offen auszusprechen. Je länger ich darüber nachdenke, umso bewusster wird mir dass ich doch von dem ein oder anderen angesprochen wurde, obwohl ich selten offensichtlich betrunken war.

    Ich war auch zur Suchtberatung, irgendwie, hab ich mich da nicht wohlgefühlt. Ich hoffe und wünsche mir, ich werde es jetzt endgültig schaffen. Es gibt ja hier wahnsinnig viele gute Beiträge!

  • Hallo!

    Es gibt unterschiedliche Wege, um sich dem Klammergriff des Alkohols zu entziehen. Ich bin jetzt seit knapp 6 1/2 Jahren (musste gerade nachrechnen) clean.

    Bei mir war es die Kombi: Ambulante Therapie, Fachliteratur, Internetrecherche und dieses Forum, die meinen Ausstieg mit vielen guten Ratschlägen, jedoch auch Kritik zu rechten Zeit, begleiteten. Da gibt es keine feste Daumenregel. Es gibt unterschiedliche Gründe für ein Abgleiten in den Alkohol und mehrere Wege wieder heraus. Jeder muss halt den für sich richtigen finden.

    Es gibt hier einige User, die allein mit diesem Forum clean geworden und abstinent geblieben sind.

    Gruß

    Carl Friedrich

  • Das Lesen hier im Forum tut wirklich gut. So viele Menschen denen es ähnlich geht oder ging. Ich kann die Erfahrungen die hier zu finden sind, tatsächlich nur gierig aufsaugen. Vor allem sehe ich mich so oft in anderen "Geschichten" wieder. Früher getrunken damit ich locker werde, ich war sehr schüchtern in meinen jungen Jahren da ging mit dem einen oder anderen Glas tatsächlich vieles einfacher. So hat es sich mit Höhen und Tiefen halt immer weiter gesteigert. Ich hatte an sich nie Probleme, wegen denen ich hätte trinken müssen. Ich merke vor allem eines, wie sich mein Körper erholt, wie ich wieder mehr Spaß am Leben habe, wie ich mich wieder in alte Hobbys vertiefe. Die Geschäfte laufen besser und je länger ich nachdenke, kann ich gar nicht mehr verstehen, wieso ich mich immer wieder so benebeln musste. Zwei Gruppen habe ich bisher besucht, leider konnte ich mich in beiden nicht wiederfinden. Ich werde sehen wem ich mich in naher Zukunft anvertraue und wem nicht. Letztendlich muss ich mich vor niemandem rechtfertigen, wenn ich nichts trinke.

    Liebe Grüße Tobi

  • Hallo Tobi!

    Bei einer analogen SHG müssen schon die Zusammensetzung und die berühmte Chemie stimmen. Die letzte Gruppe habe ich vor mehr als 4 Jahren besucht.

    Dieses Forum ist ja letztlich auch eine Gruppe und das gleich 24/365.

    Ich werde sehen wem ich mich in naher Zukunft anvertraue und wem nicht. Letztendlich muss ich mich vor niemandem rechtfertigen, wenn ich nichts trinke.

    Das praktiziere ich genau so. Nur ersetzte ich den Begriff der Rechtfertigung durch Erklärung. Ich habe nur diejenigen informiert, die es wirklich was angeht. Der Kreis ist sehr klein und überschaubar.

    Gruß

    Carl Friedrich

  • Ich mache mir an manchen Stellen vermutlich viel zu viel Gedanken. In ziemlich jedem Bereich ist Abstinenz inzwischen normal. Ich habe die letzten drei Jahre nie einem Empfang erlebt wo es außer Sekt keinen Saft gab. Da fragt auch niemand mehr. Das war vor einigen Jahren echt anders. Die beiden SHG wo ich war, da waren echt nur Menschen, die man sich, ohne sich mit der Problematik auseinanderzusetzen da erwartet. Ungepflegt, runtergekommen unangenehm riechend. Nichts dagegen einzuwenden, sie setzen sich damit auseinander, ich hab mich da echt unwohl gefühlt.

  • Hallo Tobi,

    wie gehts dir denn aktuell?

    Zitat

    Ungepflegt, runtergekommen unangenehm riechend.

    Vielleicht gehen sie in die reale SHG, weil sie kein Geld fürs Internet haben? oder keinen festen Wohnsitz?

    Wir haben hier User, die langfristig "nur" mit unserer online-SHG arbeiten, andere gehen zusätzlich in eine reale Gruppe, besuchen eine Suchtberatungsstelle oder machen Therapie.

    Hast du das Gefühl, das hier bei uns ist dir zu wenig? Momentan bist du ja noch im Vorstellungsbereich. Der eigentliche Erfahrungsaustausch hat ja noch gar nicht richtig begonnen.

    Zitat

    Ich fühle mich natürlich ohne Alkohol viel besser, es fällt mir leider regelmäßig schwer am Regal im Supermarkt vorbei zu gehen, möchte aber auch nicht wieder in alte Muster verfallen.


    Die alten Muster erkennen und verändern, das ist wichtig.

    Möchtest du fürs Forum freigeschaltet werden?

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich fange mal an, hier fühle ich mich sehr gut aufgehoben. Viele Berichte, vieles was mich an mich selbst erinnert. Viele Meinungen, viele Vorschläge, viele Ideen mit der Krankheit umzugehen. Ich fühle mich hier Wohler wie in den beiden realen SHG. Hier nehme ich im Moment viel Input mit. Ich fühle mich sehr wohl. Ich lese auch in anderen Foren, hab mich aber nur hier angemeldet. Das vorbeigehen am Alkohol im Supermarkt fällt mir tatsächlich schwer. Trotz allem verspüre ich nicht (oder noch nicht) den Saufdruck den viele hier schildern. Vielleicht kommt das noch, aber dann hätte ich gern Plan A! Sollte man mich für mehr freischalten können, wäre ich selbstverständlich sehr interessiert.

  • Hallo Schlingel,

    ich habe dich gerade freigeschaltet, du kannst dich nun in den offenen Bereichen austauschen.

    Bitte achte auf deine Anonymität.

    Wenn du magst, wird dein Thema in den Bereich "Erste Schritte für Alkoholiker" verschoben, sag einfach hier Bescheid.

    Lieber Gruß

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Tobi,

    hier gehts jetzt für dich weiter.

    Ich wünsche dir einen hilfreichen Erfahrungsaustausch!

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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