Bilder in meinem Kopf

  • Hi zusammen,

    ich weiss nicht mehr weiter....

    Am Donnerstag rief mich meine Mutter an und meinte, dass mein Papa sich gemeldet hat (trinkt seit Jahren, Jan. 2020 hat Mama ihn rausgeschmissen, Okt. 2020 hab ich ihn in den Entzug gebracht und er sich wieder selber entlassen) er ist fristlos aus der Wohnung geflogen, man müsse ihn abholen. Wir haben Rücksprache gehalten, Mama, mein Bruder und ich. Wir haben beschlossen, ihn abzuholen, er darf eine Nacht bei Mama bleiben, kann sich waschen, wir seine Klamotten und am nächsten Tag gehts in den Entzug. Er war einverstanden. Am Samstag bin ich mit meinem Freund hingefahren, er war schon unten, ich musste aber so dringend aufs Klo, dass ich den Schlüssel von ihm bekommen habe und hoch bin - was soll ich sagen, das war der schlimmste Fehler meines Lebens, ich hab schon einige Sachen gesehen, aber das hat alles übertroffen was ich jemals gesehen habe..... Locker 200 leere Wodkaflaschen, der Müll lag dort rum und stand mir bis zu den Knie!!!! Von der Toilette will ich gar nicht erst anfangen...... Ich bekommen diese Bilder nicht aus meinem Kopf..... es war mehr als unmenschlich, man kann es sich nicht vorstellen, nicht im Ansatz. Ich bin seither wie betäubt und fühl mich so leer und einfach nur traurig, weil am Ende ist der doch immer noch mein Papa?!?!?

    Aber wäre er bei normalen Verstand gewesen, hätte er mir nie nie niemals seinen Wohnungsschlüssel gegeben....

    Ich hab keine Ahnung wie ich das verarbeiten soll.

    War jemand in einer ähnlichen Situation? Kann mir jemand helfen?

    Anna

    Einmal editiert, zuletzt von annali (2. November 2021 um 13:07)

  • Herzlich Willkommen Anna!

    Ja, ich denke hier haben einige Ähnliches erlebt 😔

    Vielleicht hilft es dir ein wenig bei anderen zu lesen, so schrecklich es ist, ich zB. finde den Gedanken tröstlich nicht der einzige Mensch auf der Welt zu sein, der sich mit solchen Dingen auseinander setzen muss.

    Hier ist zur Zeit sehr viel los, aber bestimmt meldet sich bald ein Moderator bei dir, um dir eine Anmeldung für den Austausch Bereich an zu bieten.

    Und habt bestimmt kann dir das Forum helfen! Helfen deine Gedanken zu sortieren, helfen dich weniger alleine und überfordert zu fühlen helfen Ideen zu sammeln.

    Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, du kannst dich bald aus deiner Schockstarre befreien.

    Liebe Grüße, Lea

  • Hallo Anna,

    Willkommen im Forum,

    Ich kenne einige Fälle die ähnliches Erlebt haben, bin allerdings "von der Anderen Seite", das hat mich immer sehr betroffen gemacht.

    Klar es ist "Papa" ... aber genau darum ist es so schwer zu Helfen und es zieht die Mitbetroffenen so hart mit runter,

    wenn du dich weiter hier austauschen möchtest, melde dich bitte

    mit dem Hinweis, dass du dich hier schon vorgestellt hast, dann schalten wir dich frei. Solange kannst du gerne hier noch Schreiben :)

    Grüße

    Barthell

    Train to survive

    survive to train

  • Hallo Anna,

    Ich empfinde mit dir - eine ganz schlimme Situation. Eigentlich sollte kein „Kind“ so etwas erleben 😞 ich habe viele schlimme Situationen mit meinem alkoholkranken Vater erlebt aber nichts was so schlimm ist wie deine Schilderungen. Mir hat immer Kraft gegeben, mir die guten Momente ins Gedächtnis zu rufen. Zudem habe ich lange mithilfe einer Therapie daran gearbeitet, mich nicht verantwortlich zu fühlen und nicht nur negativ ihm gegenüber zu fühlen. Ich denke hier wirst du sicher gute Ratschläge und Hilfe bekommen.

    Liebe Grüße

  • Nein, kein Kind sollte sowas erleben müssen! Niemand sollte sowas erleben oder so leben müssen!

    Nun ist es aber leider so, dir wurde die Situation durch seine Bitte um Hilfe aufgedrängt. Er hat sich gegen den Entzug und für dieses Leben entschieden. Das ist ein riesiger Unterschied.

    Am wichtigsten ist es im Moment, wie du nun am besten für dich selbst sorgen kannst. An deiner Stelle würde ich bei der Suchberatung anrufen und fragen wo ihr am schnellsten akut Termine als Angehörige bekommen könnt. Du musst lernen die Bilder los zu werden und brauchst einen Plan für euer weiteres Vorgehen.

    Wo steckt dein Vater inzwischen? Ist es bei der einen Nacht geblieben? Ist er in der Klinik angekommen?

    Falls er noch bei euch ist und die Wohnungsschlüssel noch hat würde ich ihn umgehend zurück in diese Wohnung bringen! Kündigung bedeuten nicht das sie ihn auch rausgesetzten bekommen und wenn ihr nicht die Verantwortung für ihn übernehmen wollt, dann lasst ihn dort wo er war.

    Meine Erfahrungen mit süchtigen Familienmitgliedern sind sehr vielfältig und ich schreibe dir jetzt wirklich nur meine ganz persönliche Meinung. Wen oder was du heute gesehen hast ist nicht mehr dein Papa. Vielleicht steckt er noch ganz tief drinnen, vielleicht ist er längst vom Alkohol getötet worden. Deinen Papa gibt es im Moment nur noch in deinen Erinnerungen und in deinem Herzen. Der Mann, der früher dein Papa war, diesen Mann musst du nun lernen los zu lassen. Auf sein Leben und seine Lebensumstände hast du leider keinen Einfluss und wenn du versuchst daran etwas zu ändern machst du dich selbst kaputt, erreichst aber trotzdem nichts von dem was du dir wünschst.

    Ich hoffe du kannst schlafen, liebe Grüße, Lea

  • Liebe Annali,

    Das klingt was ein wenig nach posttraumatischen Belastung, was du schreibst. Vermutlich werden all die schrecklichen Bilder in deinem Kopf mit all den negativen Emotionen aus den Begegnungen mit deinem Vater und beängstigenden Situationen aus deiner Kindheit verknüpft und ergeben so einen toxischen Gedankencocktail. Ich denke, das ist so heftig, dass wir das im Forum kaum Lösen können, da wäre vielleicht ein Gang zum Therapeuten hilfreich. Die können dir sicherlich gute Strategien an die Hand geben, wie du diese Sachen auseinandernehmen und sortieren kannst.

    Es gibt noch die Vaterfigur, die dich liebt und die du lieben kannst, aber sie ist nicht identisch mit dem alkoholkranken Menschen, der in seiner Wohnung verlottert.

    Solche Bilder kennt sicher jeder, der Mal bei den Rettungssanitätern gearbeitet hat und zu den Leuten heim geht. Ich war mal mit meinen Kindern meine Oma besuchen, als sie sich nicht mehr gut selbst versorgen konnte, aber nicht ins Heim wollte und ich kriege v.a. Die Gerüche davon nicht aus der Nase...

    Als erste Schutzmassnahme würde ich sagen, begegne ihm und der Situation nicht mehr allein, sondern schlepp da immer deinen Freund mit, wenn es geht, dann bist du so etwas nicht so ausgeliefert und hast danach jemanden, mit dem du dich darüber austauschen kannst.

  • Liebe Lea, ich antworte hier auf beide Deiner Beiträge.

    Wies mir geht - mal so mal so. Wenn ich abgelenkt bin, bei der Arbeit oder daheim was zu tun habe, dann geht es, aber sobald ich ins Bett gehe, aufs Sofa liege oder nichts zu tun habe, schießen die Bilder wieder in meinen Kopf, versuch sie dann wegzuschieben, aber geht irgendwie leider nicht.

    Mein Papa ist inzwischen im Entzug - wir, mein Bruder und ich, haben ihn am Sonntag da hingefahren, mein Bruder ist da "härter", der hat ihn reingebracht und kam wieder raus, nach ca. 15 Minuten. Am Sonntag hat Papa dann nochmal angerufen, dass er jetzt auf Station kam, auf Station 43 - das ist die Entgiftung. Mama geht heut hin und bringt ihm noch ein paar Sachen.

    Die Wohnungsschlüssel seiner alten Wohnung haben wir in den Briefkasten geschmissen, als wir ihn abgeholt haben. Keine Ahnung ob das richtig war. Was da Wohnungstechnisch jetzt noch kommt, macht mir auch Angst. Er hat keine Cent mehr, nicht einen.

    Er möchte lt. ihm nach der Entgiftung direkt in eine Reha. Das wollte er aber schon so oft.... Man weiss ja grundsätzlich nicht mehr was stimmt, wenn er den Mund aufmacht.

    Das was Du sagst, dass das nicht mehr mein Papa ist, das stimmt - das sagt mein Bruder auch so oft, er sagt so oft das da von dem Mann der mal unser Papa war nichts mehr übrig ist, kein Fatzen - Null. Auf der einen Seite gut, auf der anderen Seite unfassbar schlimm.

    Ich muss lernen zu akzeptieren, dass er wollen muss. Ich hab genug getan, mehr als genug, nicht nur einmal.

    Mein Verstand weiss das zu 80% - mein Herz aber leider nicht. :(

    Danke für Deine Rückmeldung, Lea. Das tut gut!

    Liebe Grüße, Anna

  • Liebe Anna,

    vielleicht kannst du ja die aktuelle Ruhe ein wenig genießen und dir selbst zugestehen, dass es Zeit braucht los zu lassen.

    Heute ist er in der Klinik und dort gut aufgehoben. Heute kannst du durchatmen und etwas Gutes für dich tun.

    Lass die Sonne rein, Lea

  • Liebe Anna,

    ich kenne solche Bilder von meinem inzwischen lange verstorbenen Junkie-Freund. Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, aber "kniehoch" habe ich den Müll auch noch in Erinnerung, da war nirgendwo ein freies Stück Teppich zu sehen. Es tut mir sehr leid für Dich, daß Du diese traumatische Erfahrung machen mußtest. Bei meinem Freund hat mich das damals schon sehr mitgenommen, bei dem eigenen Vater stelle ich mir das nochmal etwas schwieriger vor, denn man möchte ja gerne zu seinem Vater hochgucken können.

    "Er möchte lt. ihm nach der Entgiftung direkt in eine Reha."

    Einen anderen Weg sehe ich für ihn gar nicht. Der Mann ist ja, wie Du es beschreibst, dramatisch von Obdachlosigkeit bedroht und gar nicht mehr alleine lebensfähig, der muß jetzt erstmal lückenlos betreut und untergebracht werden. Es gibt solche Hilfsangebote, die sind in der Entgiftungsstation natürlich auch bekannt. Ob Dein Vater jetzt, wo alles in Scherben liegt, vielleicht doch nochmal die Kurve bekommt? Wenn Du die Kraft dazu hast, kannst Du ja versuchen, ihn zu unterstützen, aber Du bist nicht verantwortlich für ihn, er muß jetzt die Hilfe von Profis annehmen. Wenn er alles wieder wegwirft, dann bist Du da leider machtlos.

    Kopf hoch! Wenn es Dich zu sehr belastet, dann such Dir gute Gespräche und im Extremfall sogar einen Therapeuten.

    Grüße,

    H.

  • Lieber Hanseat,

    bin gerade auf der Arbeit, werde mich aber noch auf deine Nachricht melden.

    Vielen Dank schon mal vorab!

    Liebe Grüße, Anna

  • Liebe Annali,

    Das klingt was ein wenig nach posttraumatischen Belastung, was du schreibst. Vermutlich werden all die schrecklichen Bilder in deinem Kopf mit all den negativen Emotionen aus den Begegnungen mit deinem Vater und beängstigenden Situationen aus deiner Kindheit verknüpft und ergeben so einen toxischen Gedankencocktail. Ich denke, das ist so heftig, dass wir das im Forum kaum Lösen können, da wäre vielleicht ein Gang zum Therapeuten hilfreich. Die können dir sicherlich gute Strategien an die Hand geben, wie du diese Sachen auseinandernehmen und sortieren kannst.

    Es gibt noch die Vaterfigur, die dich liebt und die du lieben kannst, aber sie ist nicht identisch mit dem alkoholkranken Menschen, der in seiner Wohnung verlottert.

    Solche Bilder kennt sicher jeder, der Mal bei den Rettungssanitätern gearbeitet hat und zu den Leuten heim geht. Ich war mal mit meinen Kindern meine Oma besuchen, als sie sich nicht mehr gut selbst versorgen konnte, aber nicht ins Heim wollte und ich kriege v.a. Die Gerüche davon nicht aus der Nase...

    Als erste Schutzmassnahme würde ich sagen, begegne ihm und der Situation nicht mehr allein, sondern schlepp da immer deinen Freund mit, wenn es geht, dann bist du so etwas nicht so ausgeliefert und hast danach jemanden, mit dem du dich darüber austauschen kannst.

    Liebe Merlyn, danke für Deinen Beitrag - bin gerade noch auf der Arbeit, melde mich aber später noch dazu!

    LG, Anna

  • Liebe annali!

    Was du erlebst hast ist bei weitem zu viel. Was du getan hast ist viel mehr, als das was du in der Beziehung als Tochter tun kannst. Er war und ist zwar dein Vater, aber sieht es in seiner jetzigen Situation (in der er sich befindet) nicht. Er hat sich da rein begeben und muss entscheiden ob er darin verbleibt. Es darf nicht dazu kommen das er seinen Beziehungsstand verdreht benutzt. –

    Versuche ihn seiner Wege ziehen zu lassen. Wenn er aufwachen sollte dann ist der Zeitpunkt da, an dem du entscheidest ob du ihm eine Hand reichen möchtest. Du bist weder für ihn verantwortlich noch seine dritte Hand.

    Ich wünsche dir recht viel Kraft, damit du dein Leben unbeschwert leben kannst!

  • Hallo ihr Lieben,

    tut mir Leid, dass ich mich noch nicht auf Eure Beiträge gemeldet habe.

    Soll nicht rüber kommen, als wäre es mir egal was ihr schreibt - ganz im Gegenteil, es hilft.

    Fühle mich aktuell nur irgendwie wie gelähmt, so leer und hab nicht das Gefühl das ich antworten kann.

    Wird aber kommen.

    Danke Euch allen!

  • Hallo Anna,

    vielleicht denkst du noch einmal über ein Gespräch mit der Suchtberatung oder einem Therapeuten nach. Es ist ja immer sinnvoll, sich passende Hilfe ran zu holen. In einer akut so belastenden Situation wie deiner, kann es wahre Wunder bewirken 😊

    Lg, Lea

  • Hallo Anna,

    du kannst auch einfach so vor dich hinschreiben, ohne speziell auf einzelne Antworten einzugehen. Ich kenne das phasenweise auch von mir, daß ich zwar alle Antworten lese, aber nicht immer antworten kann. Ich hoffe dann immer, daß sich keiner vor den Kopf gestoßen fühlt, der bei mir schreibt und erst Wochen später eine Antwort bekommt... Gibt so Phasen... Ist nicht böse gemeint. Aber innen drin rattert es. Und das ist ja gut so.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • hier auch 🙈

    hast du mal probiert weiche Dinge gegen eine Wand zu werfen? Aber nicht nach zwei drei Würfen aufhören, sondern eine Weile weiter machen, immer weiter wütend werfen 😉

    Ich fühle mit dir!

  • ...habe gerade mit einer Freundin von meiner Mama telefoniert, die im KH arbeitet in welchem ER ist.

    ER war heute bei dieser Freundin und ist der felsenfesten Überzeugung, dass Mama und ER seit April'21 geschieden sind, Mama das Haus jetzt alleine gehört und ER noch ausgezahlt wird.

    Joa....im April wäre der Termin beim Anwalt gewesen... wie dieser ablief?

    Am Ostermontag stand ER um 6 Uhr morgens vor Mamas Türe und hat Sturm geklingelt, mit dem Auto ist ER gekommen! Mit dem Auto!!!!!!

    Mama sagt warum er da ist, ja weil sie morgen doch den Termin beim Anwalt haben und er ist lieber schon etwas früher losgefahren, nicht dass er in den Osterverkehr kommt.....................................

    Mama hatte ihn dann so weit, dass er ins KH geht... was macht er in einer unbemerkten Sekunde??? Schnappt sich den Schlüssel und haut ab....

    Was sollten wir tun .... außer die Polizei rufen und sagen, dass da ein wahrscheinlich alkoholisierter Mann unterwegs ist... die ham ihn angehalten, Auto beschlagnahmt, ihn ins KH.... mein Gott.......

    Der Mann kann nicht mehr unterscheiden, was wirklich war und/oder passiert ist und was nicht. Das ist so krank.

    Die Freundin meiner Mama meinte auch, da er kein Arbeitslosengeld mehr bezieht, weil er sich ja nicht drum gekümmert hat, ist er nicht mehr kranknversichert....... also bekommt er nur eine "Notfall"behandlung... die is halt auch iwann vorbei....

    Bin sehr froh um diese Freundin.... sie spricht dort mit den Sozialarbeitern und Leitern und auch mit IHM....

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