• Hallo liebe Community,

    ich stelle mich einmal vor. Ich bin 32 Jahre alt, gerade mitten im Staatsexamen Tiermedizin (zweiter Bildungsweg), und hoffe hier auf Erfahrungsberichte, Tips etc. von Angehörigen. Vor etwas über einem Jahr bin ich in einer ziemlich turbulenten Fernbeziehung gelandet und habe mich sehr lange gefragt, was damit (und mit mir) nicht stimmt. Über die Monate spitzte sich das Verhalten meines Partners immer weiter zu und wurde destruktiver, je mehr und häufiger er trank. Vor ca. 2 Monaten kam dann der Bruch, wo ich ihm sagte, dass das so nicht mehr geht nachdem ich dann wieder eine Nacht lang mit Anrufen malrätiert, per Nachricht beleidigt und abgewertet wurde.

    Mittlerweile macht er eine Therapie (Gruppensitzung wöchentlich und Einzelsitzung nach Absprache im Durchschnitt alle 2 Wochen) und sehe da aber folgende Probleme: Er ist auch mit dem Therapeuten nicht so 100 % ehrlich, was den Konsum angeht (wie viel, wie aggressiv er dann ist), er trinkt jetzt einfach heimlich und hofft, dass ich es nicht merke (versteckt auch Flaschen im Keller, ist wieder unausstehlich am Tag danach etc.).

    Ich habe jetzt länger nach Selbsthilfegruppen in der Umgebung gesucht und mir eineige Angebote angesehen, mich aber doch sehr gewundert wie religiös das oft angehaucht ist unbd für mich beschlossen , dass das nicht so meins ist. Ich habe schon ein bisschen gelesen und gemerkt, dass viele ähnliche Verhaltensweisen beschreiben und das hilft mir sehr.

    LG an alle

  • Hallo und willkommen SoLa,

    ich habe eine Frage zum Verständnis.

    Ist das eine Fernbeziehung oder wohnt ihr inzwischen zusammen? Denn, woher weißt du so gut über ihn Bescheid?

    Du schreibst ja, es kam zu einem Bruch.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo liebe Aurora,

    wir leben noch nicht zusammen, telefonieren aber mehrmals täglich via Videotelefonie, das ist aber massiv weniger geworden, v.a. abends ist er nicht mehr zu erreichen, obwohl er vorher massiv Wert darauf gelegt hat (und auch ausgerastet ist, wenn es mal später wurde). Wenn wir telefonieren merkt man natürlich ob er was getrunken hat, oder nicht. Die versteckten Flaschen finde ich bei meinen Besuchen, v.a. wenn ich relativ spontan vorbei komme.

    Schlimme Situationen hat es schon viele gegeben, aber vor zwei Monaten hat er jeden Tag, teilweise schon morgens getrunken und das auch nicht versteckt. Da war er natürlich über längere Zeit sehr unangenehm, es gab viel heftigen Streit, auch in der Öffentlichkeit mit Beleidigen, Bedrohen, Sachen aus der Hand schlagen etc. und an dem Tag hab ich morgens auf mein Handy geschaut, die vielen Anrufe und Nachrichten gesehen und beschlossen, dass ich das nicht mehr mitmache. Da hab ich ihn angerufen und ihm alles vorgeworfen, was sich so angestaut hat. Seitdem erkenne ich auch an, dass wir wirklich ein großes Problem haben. Darauf hin hat er erstmal ein Trinktagebuch geführt, aber schnell auch wieder Vollabstürze gehabt, sodass er nicht arbeiten gehen konnte. Dies hat er mir erst auf Nachfrage gestanden. Jetzt versteckt er, wie gesagt, Flaschen im Keller usw.

    Ich hoffe, das ist etwas klarer :) Vielen Dank für deine Zeit

    LG

  • Hallo SoLa,

    damit wir dich fürs Forum freischalten können, gehe bitte auf den Link* und fülle das Formular aus.

    Danach wird dein Thema gleich in den Angehörigenbereich verschoben und du kannst mit dem Austausch loslegen.

    * gemeint ist der Link in dem Beitrag von Aurora

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo SoLa,

    ja, jetzt ist es klarer :) .

    So wie du es beschreibst steckt er tatsächlich ganz schön drin in der Sucht und ein Trinktagebuch macht da wenig Sinn. Denn wenn eine Abhängigkeit entstanden ist, kann nichts mehr wirklich kontrolliert werden. Damit meine ich, ein Abhängiger hat keine Kontrolle mehr über sein Trinkverhalten. Die Sucht steht da im Vordergrund und es entsteht sowas wie ein Zwang.

    Ich bin ja selbst aus der Co-Ecke, habe über 20 Jahre eine Ehe geführt, in der mein Exmann zuerst ganz schön missbräuchlich getrunken hat aber irgendwann dann abhängig war. Für Menschen, die keine Sucht haben, ist es schwer bis unmöglich, sich reinzufühlen. In diese Zwänge, die die Sucht erzeugt, diesen Drang ES zu tun obwohl man weiß, dass es schädlich ist.

    Soviel dazu ;) .

    Dass er Drohungen gegenüber dir macht, dich beleidigt, Dinge aus der Hand schlägt, ist Gewalt. Auch wenn du es vielleicht nicht so bezeichnen würdest. Jetzt ist es schon "nur" Bedrohung, etwas aus der Hand schlagen. Daraus kann schnell mehr werden...

    Jetzt ist halt die Frage, wie stellst DU dir deine Zukunft vor? Was hast du vor?

    Du kannst dich gerne bewerben um an unserer Selbsthilfegruppe teilzunehmen. Es gibt viele hier, die Coabhängig sind oder eben mitbetroffen. Was für dich Selbsthilfe bedeuten kann ist, dass du Wege FÜR DICH findest, nicht für ihn. Denn es ist einfach mal Fakt, dass er erwachsen ist und mit seinem Leben machen kann, was er will. Und wenn er keine Hilfe haben will, wirst du gegen Windmühlen kämpfen. Ich weiß leider, wovon ich rede... :( , hab das alles hinter mir. Hier kommt also der Link für die Freischaltung, einfach draufklicken, nur kurz was schreiben und du wirst freigeschaltet. Dein Thema hier wird dann in den Bereich "Erste Schritte für Coabhängige und Angehörige" verschoben, da findet dann der Austausch statt.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Lieber Gruß

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo SoLa,

    Aurora und ich haben dir zeitgleich geschrieben und denselben Link geschickt. :)

    Deswegen habe ich den Link bei mir oben im Beitrag wieder gelöscht. Es war ja derselbe...

    Liebe Grüße und bis morgen,

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hartmut 12. Dezember 2021 um 09:40

    Hat den Titel des Themas von „Vorstellung“ zu „SoLa1704 Vorstellung“ geändert.
  • Hallo SoLa,


    ich habe dich freigeschaltet und gleich in den richtigen Bereich verschoben. War das OK für dich? Ansonsten schönen Austausch noch.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich habe tatsächlich noch ein paar konkrete Fragen:

    Wie viel von diesem destruktivem Verhalten ist tatsächlich auf den Alkohol zurück zu führen? Hört das auf, wenn sie den Alkohol im Griff haben? Er hat ja jetzt eine Therapie begonnen, aber die kleinen Sticheleien über den Tag (Kontrolle wo/mit wem/wie lange ich wo bin, Sätze wie "Wie kann man nur so dumm sein?", "Ich rede erst wieder mit dir, wenn du dies/das/jenes tust", "das war doch alles nur ein Spaß, du bist überempfindlich") bleiben doch irgendwie, wenn auch in abgeschwächter Form und viel weniger als vorher.

    Sein Umfeld tut so, als wäre das was ganz neues, obwohl er mit seiner Mutter ähnlich umgeht und sie häufig zum weinen bringt um ihr danach zu erzählen das sei ja lles nur Spaß gewesen. Die kommen abends auch mal mit nem Bier vorbei, weil denen die Problematik gar nicht bewusst ist. Soll ich die mit ins Boot holen? ich habe mit denen noch nei darüber gesprochen, was da so vorfällt und wie aggressiv er ist und als das mal zur Sprache kam schienen beide massiv erstaunt zu sein, dass mein Freund irgendwie nicht nett sein könnte. Ich kann mir das aber absolut nicht vorstellen, dass die noch nie das Gefühl hatten, dass da was schief läuft.

    Wenn ich Flaschen finde, soll ich ihn irgendwie konfrontieren? Wenn er betrunken ohne Fahrerlaubnis Auto fährt mit dem Wagen der auf seine Mutter angemeldet ist, soll ich die Polizei rufen? Soll ich wortlos gehen? Was soll ich tun?

    Er verunglimpft gern Menschen in meiner Umgebung. Wenn ich mit meinem Vater essen gehe und deshalb einen Tag früher wieder Heim fahre bekomme ich zu hören, dass ich meinem Vater ja total hörig sei und er es als äußerst problematisch empfinden würde, dass ich direkt springe wenn mein Vater mich anruft. Außerdem zeige ich damit, dass alleds andere wichtiger ist. Das ist nur ein Beispiel. Wie grenze ich mich da am besten ab?

    Wenn er wieder so massiv mies drauf ist und so non-sense Disskussionen anfängt, soll ich einfach auflegen? ich hab Angst, dass es dann nur noch schlimmer wird.

    Ehrlich gesagt, kann ich mir eine Zukunft mit einem nassen Alki nicht vorstellen, auch von Berufswegen her nicht. Ich hab noch großes vor, meinen Doktor machen, in einer Klinik anfangen zu arbeiten etc. da kann ich das nicht stemmen.

    Ich freue mich sehr über Erfahrungsberichte und es fühlt sich gut an zu wissen, dass andere Menschen ähnliches erlebt haben. Ich dachte einige Zeit lang, ich würde verrückt werden, oder wäre ein Narzisst oder irgendwie anders pathologisch Erkrankt an der Psyche.

    LG

  • Wie viel von diesem destruktivem Verhalten ist tatsächlich auf den Alkohol zurück zu führen?

    Das findet man nur raus, wenn er das Saufen sein lässt. Der Alkoholismus übernimmt den Tagesablauf und alles andere wird untergeordnet. Wesens und Persönlichkeitsveränderungen sind ein Bestandteil der Krankheit

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Sola,

    herzlich willkommen in unserem Forum.

    Alkohol ist ein Nervengift und es verändert den Menschen sehr.

    Wenn dein Freund Alkoholiker ist, wird er den Alkohol nie im Griff haben. Alkoholiker ist er sein Leben lang, und er muß genau so lange seine Trockenheit an die erste Stelle setzen.

    Das fängt schon mal damit an, das er seinem Therapeuten gegenüber offen darüber spricht.

    Du kannst ihn mit leeren Flaschen konfrontieren, aber was bringt es dir?

    Neue Beschimpfungen, neue Lügen, er wird alles umdrehen und dir vielleicht sagen, das er nur wegen dir trinkt, weil du ihn kontrollierst.

    Wenn er betrunken Auto fährt, solltest du dir schon überlegen die Polizei zu rufen, ich schreibe bewußt "solltest" weil ich es damals auch nicht geschafft habe, aber die Polizei hat ihn doch erwischt.

    Wenn du mit seiner Mutter redest, mußt du damit rechnen, von ihr keine große Unterstützung zu erfahren. Sie scheint ja hinter ihm zu stehen und wenn alles "nur ein Spaß war" setzen sie sich abends zusammen und trinken Bier.

    Was sie dazu veranlasst, darüber kann ich nur spekulieren und das möchte ich nicht.

    Wichtig ist für dich, deinen Wahrnehmungen zu vertrauen und zu wissen, das, das Leben mit einem nassen Alkoholiker kein schönes ist.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Das findet man nur raus, wenn er das Saufen sein lässt. Der Alkoholismus übernimmt den Tagesablauf und alles andere wird untergeordnet. Wesens und Persönlichkeitsveränderungen sind ein Bestandteil der Krankheit

    Das ist der einzige Weg, alles andere wäre Augenwischerei.

    Wenn ich Flaschen finde, soll ich ihn irgendwie konfrontieren? Wenn er betrunken ohne Fahrerlaubnis Auto fährt mit dem Wagen der auf seine Mutter angemeldet ist, soll ich die Polizei rufen? Soll ich wortlos gehen? Was soll ich tun?

    Das wird Dir bzw. eurer Beziehung nichts positives bringen, vielleicht deinen ordentlichen Krieg anfachen. Ein Alkoholiker wird alles (!) tun, um seinen Konsum zu schützen. Alles (ich war auch Mal so).

    Schönen 3. Advent

  • Hallo SoLa,

    auch von mir ein herzliches Willkommen in dieser Online-SHG.

    Wie viel von diesem destruktivem Verhalten ist tatsächlich auf den Alkohol zurück zu führen? Hört das auf, wenn sie den Alkohol im Griff haben? Er hat ja jetzt eine Therapie begonnen, aber die kleinen Sticheleien über den Tag (Kontrolle wo/mit wem/wie lange ich wo bin, Sätze wie "Wie kann man nur so dumm sein?", "Ich rede erst wieder mit dir, wenn du dies/das/jenes tust", "das war doch alles nur ein Spaß, du bist überempfindlich") bleiben doch irgendwie, wenn auch in abgeschwächter Form und viel weniger als vorher.

    Wozu Alkoholmissbrauch führt, haben die anderen dir schon geschrieben. Ob diese Sticheleien aber nur auf den Alkoholmissbrauch zurückzuführen sind oder doch irgendwie zu seiner Persönlichkeit und seinem Denken dazu gehören, ist völlig offen.

    Es scheint auch völlig offen zu sein, ob er mit dem Trinken tatsächlich irgendwann mal aufhört. Was du über ihn schreibst, lässt derzeit überhaupt nicht auf ein Umdenken schließen.

    Zitat

    Ehrlich gesagt, kann ich mir eine Zukunft mit einem nassen Alki nicht vorstellen, auch von Berufswegen her nicht. Ich hab noch großes vor, meinen Doktor machen, in einer Klinik anfangen zu arbeiten etc. da kann ich das nicht stemmen.

    Ich freue mich sehr über Erfahrungsberichte und es fühlt sich gut an zu wissen, dass andere Menschen ähnliches erlebt haben. Ich dachte einige Zeit lang, ich würde verrückt werden, oder wäre ein Narzisst oder irgendwie anders pathologisch Erkrankt an der Psyche.

    Das sagt schon eine Menge darüber aus, was du willst bzw. nicht willst....

    Vertraue deinen Wahrnehmungen, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit liegst du damit genau richtig. Verdrehungen der Wahrheit, Lügen und so weiter gehören häufig zum Krankheitsbild „Alkoholismus“ dazu.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!