Veru Hallo da bin ich

  • Guten Morgen,

    meine Partnerin hat leider eine sehr egoistische Seite. Sie ist so sehr auf ihre Arbeit und auf ihr Empfinden fokussiert, dass andere schnell durchs Raster fallen. Das ist aber auch die einzige schlechte Eigenschaft und führt gelegentlich zu Konflikten in der Beziehung.

    Sie selbst trinkt quasi kein Alkohol....alle paar Monate evtl. ein kleines Glas Wein.

    Sie ist daher weit von diesem Thema der Alkoholsucht entfernt und ziemlich blauäugig.

    Aaaber evtl. hat sie was geahnt. Das kann natürlich sein.

    Nur ist sie sehr direkt und hätte mich ganz bestimmt darauf angesprochen.

    Wir hatten ja auch ein sehr offenes Gespräch über meine Sucht und ihr sei nichts aufgefallen.

    - edit, bitte hier im Forum keine Beschreibungen deines Kalten Entzuges, danke, Linde -


    Wie hat sie es mir geglaubt?

    Nun ja, neben dem Entzug war ich absolut überarbeitet. Seid 6 Jahren keine Mittagspause, täglich 10 Stunden arbeiten. Permanentes Multitasken. Dann vor einigen Monaten hatte ich einen Arbeitsunfall. HWS, Quetschungen der Wirbelsäule, Einblutungen, einige Muskeln waren im Nackenbereich angerissen und entzündet. 6 Monate ging ich damit schwanger. Mir ging es so schlecht aber ich depp habe mich nicht krank schreiben lassen. Und der Arbeitgeber hat trotz Wiedereingliederung 150% erwartet.

    Man munkelt es war ein Burnout.

    Und das habe ich ihr so auch gesagt.

    Sie verstand es aber nur bedingt... beim Entzug verlangte sie viel von mir! Und ich habe mich ja zu dieser Zeit nicht getraut ihr die Wahrheit zu sagen.

    Daher will ich mein Leben nun ändern! Meine Arbeitszeiten optimieren, NEIN sagen etc... mehr auf mich achten.

    Hoffe deine Fragen beantwortet zu haben.

    Bist du denn noch mit ihm zusammen?

    LG

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (29. Dezember 2021 um 15:42) aus folgendem Grund: Beschreibung des Kalten Entzuges gelöscht

  • Gib trotzdem nicht auf!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Das andere Leben - ohne Alkohol - ist es wert und ich glaube, deine Frau auch!!!!!!!!!!!

    Danke dir :*

    Werde auch nicht aufgeben!

    Noch habe ich mir mein Leben nicht verbaut, noch kann ich den Absprung schaffen.

    Ich bin so fest davon überzeugt, dass ich mit Alkohol mir mein Leben nun ruinieren würde!

    Das ich nicht alt werden kann und meine Arbeit etc.. verliere.

    Das ich mein "Lebensstandart" nicht halten kann.

    Und ehrlich gesagt war ich auch einfach nicht mehr glücklich!

    2 Stunden im Vollrausch und dafür erhält man tagelang die Quittung.

    Dieses Doppelleben, all das kotzt mich an.

    Das war kein Leben mehr.

    Dieses Versteckspiel, den Tagesablauf darauf ausrichten. Wie lange ich wo sein kann.

    Alibi Einkäufe im Supermarkt und immer schön den Supermarkt wechseln, damit die Kassierer mich nicht mit einem Alkoholiker in Verbindung setzen.

    Flaschen verstecken....Ach ich schäme mich so gelebt zu haben.

    Zum Glück ging das Ganze noch nicht über Jahre.

    Würde sagen, etwas über ein Jahr.

    Doch es hat sich dramatisch zugespitzt.

    Und davor war der Konsum auch schon nicht okay!!

  • Lieber Veru!

    Als Betroffene "von der anderen Seite" erlaube ich mir zu schreiben, vielleicht ist zum Teil ihr Egoismus gut für sie, weil leider man derartig mit und geht ev. selbst zu Grunde. Aber ich habe auch oft die Erfahrung gemacht, dass viele nur härter tun, als sie wirklich sind. Vielleicht magst du ja dennoch das Gespräch mit ihr suchen, ich denke, dass das auch dir und einem Gefühlen gut tut. Auch eine Chance, dass die Beziehung eine neu Tiefe bekommt.

    Ich hätte es mir so gewünscht! Hätte mich nicht weggedreht bzw. hätte ich mir auch leichter getan, mich selber abzugrenzen, indem offen darüber gesprochen worden wäre. Aber dem war leider nicht so. Es hat zwar JEDER, wirklich jeder gewusst: Familie, Freunde (die dich distanziert haben), meine Familie, meine Freunde und auch ich! Es wurde auch immer über auffälligem Alk-Genuss gesprochen, aber es war lange Zeit schon viel, viel mehr! Sein Job hat er noch, weil er durchgetragen wird, aber bereits stigmatisiert. Der soziale Abstieg ist auch schon gegeben, verändertes Verhalten/Persönlichkeit. Ich glaube auch, dass er schon in seiner eigenen Scheinwelt lebt. Mir wird im Nachhinein nur so vieles klarer, wo eben überall schon Alk der Grund war und es damals einfach noch nicht sah. Damit beantworte ich auch deine Frage: ich bin gegangen! Es tut mir weh und ich hoffe noch immer, aber ich darf mir auch nichts mehr vormachen, sonst gehe ich eben zu Grunde!

    Schick dir viel Kraft! :thumbup:

  • Lieber Veru!

    Ich hab dir vorhin schon geantwortet und jetzt diesen Beitrag gelesen.

    Wie du ein klein-wenig dein Doppelleben beschreibst ..

    Ein bisschen weißt du ja auch schon von mir und dass ich es begreifen, verstehen will, was ich lange nicht gesehen habe.

    Darf ich dich daher fragen, wie oft du getrunken hast, wie lange dann das Trinken gedauert hat - warst du länger unterwegs, hast du bis zu einem gewissen Level nur getrunken oder bis du nicht mehr konntest? Wie lange haben nach dem Rausch deine Durchhänger gedauert? War das dann depressive Phasen?

    Ich hoffe, die Fragen sind nicht zu unangenehm...

    GLG Anita

  • Ich hoffe, die Fragen sind nicht zu unangenehm...

    Liebe Anita,

    ich habe mir soeben mal deine Geschichte zu dem Thema durchgelesen und mir tut es sooo leid, dass du so darunter leidest. Diese Demütigung, die vielen Versprechen, die Aggression und jetzt schleimt er sich wieder ein.

    Irgendwo ließt man zwischen den Zeilen, dass du zwar räumlich getrennt bist jedoch dein Herz noch nicht aufgegeben hat.

    Wenn er nicht sofort mit dem Trinken aus freien Stücken aufhört, eine qualifizierte Entgiftung und Therapie durchzieht, bleibt es ein ewiger Teufelskreis.

    Du wirst dich in dieser toxischen "Halbbeziehung" noch verlieren!

    Ich glaube es gibt nicht die eine Antwort zu dem Thema. Das Unbewusste, was er selbst nicht kennt, wirst auch du nicht entdecken.

    Dafür gibt es Psychologen.

    Hängst du noch an ihm weil man doch gerne die schlechten Dinge vergisst und das "Gute" vermisst?

    Was ich absolut nicht nachvollziehen kann ist, dass Menschen nach dem Alkohol aggressiv werden. Verbal wie auch körperlich.

    Ich würde mich von diesen Leuten fern halten!!!

    Man kann auch nicht einfach alles auf den Alkohol schieben. Irgendwo kommt ja das zum Vorschein was irgendwo verborgen blieb.

    So meine Einschätzung.

    Es scheint als würde er viel mit sich selbst ausmachen. Und da kann auch schon das Problem sein. Im Prinzip ist er selbst unzufrieden, auf der Arbeit im Freundeskreis etc...

    Es wirkt als wärst du ein passendes Ventil um den ganzen Frust loszuwerden.

    So weh es auch tut... :(

    Ich habe vermehrt getrunken um abschalten zu können. Auch war ich wegen der Arbeit sehr unzufrieden und vergrub meinen Kummer im Suff.

    Wollte ausbrechen, wenigstens für einen Moment. An nichts mehr denken müssen, nur für mich sein.

    Meine Partnerin schläft ja bereits wenn ich nach Hause komme.

    Jetzt habe ich eine andere Abwechslung. Ich unternehme viel, ordentliche Bewegung, Spazieren, Wandern, was so zu Corona möglich ist. Am Abend bin ich auf natürliche Weise "Breit" und genieße es die Beine hoch zu legen.

    Es ist ein wahnsinnig tolles Gefühl, dass der Körper auch ohne Alkohol einfach müde werden kann. Das man zufrieden und ausgeglichen ins Bett geht.

    LG

  • Darf ich dich daher fragen, wie oft du getrunken hast, wie lange dann das Trinken gedauert hat - warst du länger unterwegs, hast du bis zu einem gewissen Level nur getrunken oder bis du nicht mehr konntest? Wie lange haben nach dem Rausch deine Durchhänger gedauert? War das dann depressive Phasen?

    Naja.... ich habe täglich getrunken. Es ging auch nicht anders. Halbe Flasche Vodka :(

    Gelegentlich auch mal mehr!

    Dazu kamen an ca. 3 Abenden in der Woche noch ein Bier.

    Selten habe ich mich in die Besinnungslosigkeit gesoffen. Aber es kam schon vor!

    Die Durchhänger waren meist zum Mittag wieder verschwunden.

    Würde schon sagen, dass ich auch noch ein Spiegeltrinker war....zumindest zum Ende hin.

    Ich schäme mich sehr dafür und es fällt mir nicht leicht es hier zu schreiben ....

    Ich wollte einfach entfliehen!!!! Mir war einfach alles zuviel!!! Irgendwann kommt der Punkt wo man nur noch funktioniert und selbst das wird immer schwieriger.

    Man baut um sich herum eine Mauer....und glaubt dort in Sicherheit zu sein. Aber selbst der Partner wird ausgeschlossen. Die Mauer wird immer dicker und höher und irgendwo erkennt man viel zu spät wie einsam man ist...


    Schon traurig 😪

  • Ich finde es total mutig, dass du es schreibst ... und du weißt gar nicht, wie du auch mir damit hilfst.

    Zu verstehen, warum kein Platz für mich war, wenn sich doch tagtäglich alles um Alkohol dreht.


    :thumbup::thumbup::thumbup::thumbup:

  • Hallo Veru,

    schön, dass du dich hier so öffnen kannst.

    Die Scham um „das Alles“ kenne ich auch zu gut, sie ist allgegenwärtig.

    Das Schreiben hier wird auch dir gut tun und beim Lesen unserer Beiträge wirst du feststellen, dass du nicht alleine damit bist. Vermutlich gehört es irgendwie dazu, wenn man sein Leben nüchtern reflektiert.

    Es wird sich aber auch Erleichterung, Stolz und Freude dazugesellen 😀

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Moooorgen :lol:

    Du meinst bestimmt wegen Silvester :wink:

    Es war ja soooo langweilig.... oberflächliche Themen, keine Stimmung.

    Es lag aber nicht daran das ich nichts getrunken habe...wohl eher an Corona und das man nicht sooo viel zu erzählen hat.

    Was die Sucht betrifft lief es ziemlich gut....wohl zu gut!

    Gelegentlich schießt mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich ja nun alles überstanden habe. Und ob ich ein geregeltes Trinken schaffen könnte?

    Das macht mir eher Sorgen!

    Dieses Teufelchen auf meiner Schulter, dass mir gelegentlich immer ins Ohr flüstert nervt!

    Versuche mir da noch irgendwelche Strategien anzueignen :/

    Zum Thema Saufdruck:

    Gefühlt wird es immer besser! Alle 2-3 Tage verspüre ich kurzfristig den Druck etwas trinken zu wollen.

    Mittlerweile reicht schon ein großes Glas Fanta etc. um die Gedanken zu ersticken.

    Bin nun in der 5 Woche *freu* :love::love:

    S

  • Lieber Veru, gratuliere zu der 5. Wochen .. weiter so!!!!!!

    Frage: weil du schreibst ein großes Glas Fanta reicht, um den Gedanken zu ersticken. Lese das hier schön öfter, dass was intensives/zuckerhältiges dann getrunken wird. Hat das einen Hintergrund .. Zuckergehalt oder ist es bloß so?

    Sorry, vielleicht eine blöde Frage...

    GLG

  • Liebe Anita,

    daaanke 🤗 bin auch richtig Stolz auf den Erfolg.

    Ich trinke halt den ganzen Tag über Wasser und abends gerne Tee.

    Mir fehlt ein intensiver Geschmack... oder halt etwas auf das ich mich freue!

    Statt dem Bierchen auf dem Couchtisch, ein leckeres kühles Getränk zur Belohnung.

    Etwas, um auf andere Gedanken zu kommen.

    Habe für mich Fanta Mango entdeckt und find es super. Auch muss es was mit Kohlensäure sein...

    Cola hingegen meide ich bewusst. Da gehört für mich noch Rum oder Whiskey rein :/

    Heute beginnt auch wieder meine Arbeit.

    Ich bin auf den Rückweg gespannt.

    Eigentlich habe ich mir nach der Ankunft ne halbe Flasche Vodka reingezogen.

    Rechne damit, dass die Routine dies von mir heute Abend verlangt.

    Zumindest wird sich mein Suchtgedächtnis melden.

    Daher habe ich gestern eine Flasche Fanta kalt gestellt und leg sie mir gleich ins Auto 🚗

    LG

  • Veru weisst Du was mir bei solchen Triggermomenten geholfen hat?

    Ich habe das Gefühl, jetzt saufen zu wollen, zugelassen. Zugelassen und beobachtet was es mit mir macht. Nicht darin "gebadet", nicht "weitergedacht", einfach nur in mich hineingespürt.

    Die Trigger, respektive die Emotionen dahinter, die sind sehr bald verblasst.

    Ich durfte merken, dass - überspitzt ausgedrückt - Saufdruck nicht weh tut, mich nicht umbringt, und auch kein Verbrechen ist. Ich darf so viel saufen wollen wie ich möchte..ich darf nur nicht saufen.

  • Du bist nun schon in der 5. nüchternen Woche 😀 Herzlichen Glückwunsch 💐

    Sei stolz auf jeden einzelnen Tag und freue dich auf jeden nüchternen Tag, den der noch kommt. Erinnere dich an dieses tolles Gefühl, wenn es mal zwickt im Hirn.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Zitat

    Heute beginnt auch wieder meine Arbeit.

    Ich bin auf den Rückweg gespannt

    Hallo Veru,

    Idee: Überlege dir im Vorfeld eine andere Fahrt-Route.

    Sprit ist teuer, aber was machen paar Kilometer Umweg? nix.

    Und man sieht auch mal was anderes.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Veru,

    Glückwunsch zu den ersten 5 Wochen und zu dem entspannten Silvesterfest. Ich trinke tagsüber auch Wasser und freue mich im Restaurant oder abends auf etwas Besonderes, eine Belohnung. Ich habe für mich als Softdrink "Wild Berries" entdeckt. Mit etwas Wasser gestreckt, ist es nicht mehr so süß.

    Auf dein Suchtteufelchen musst du aufpassen. Nicht dass du meinst wieder trinken zu können, da du ja jedrzeit wieder aufhören könntest. Diese Gedanken hat man, aber sie dürfen dich nicht überzeugen.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hi Veru, ich freue mich für Dich!

    Ich bin "nur" Angehörige, wollte dir aber einen Tipp da lassen: wir haben in den ersten "trockenen" Wochen meines Mannes mal geforscht, welche Limonaden es gibt - da gibt es spannende Geschmacksrichtungen (ich zB liebe "Tannenwald" Von Wostock).

    Nach zwei Jahren sind wir mittlerweile auch davon abgekommen (weil wir mittlerweile "low - sugar" eingeführt haben für die Familie) aber in der ersten Zeit hat das geholfen um Stück für Stück weiter loszulassen.

    Auf gar keinen Fall darfst du den Gedanken verfolgen, dass du es kontrollieren kannst - das ist, sorry B*llsh*t, das weißt du ja auch!

    Lass den Gedanken kommen, schau ihn dir aus der Entfernung an, schütteln innerlich den Kopf und verabschiede dich- mach das jedes Mal wenn er sich wieder meldet! Du schaffst das weiterhin, du machst das toll!

  • Mona , Seeblick, Linde66, Stern, Florian73, Anita und Rattrnschwanz u.v.m.

    Vielen vielen Dank für die lieben Glückwünsche und die tollen Ratschläge :love: Ihr seid mir ein unsichtbarer Begleiter!! Ohne dieses Forum würde sooo vieles fehlen. Man wäre in so viele Situationen gerutscht und mein Teufelchen hätte wohl längst gewonnen.

    Gestern, auf dem Weg zur Arbeit ist mir auf der Autobahn bewusst geworden, dass ich wohl seid Ewigkeiten nun völlig nüchtern ein Fahrzeug bediene.

    Ich war so glücklich und dankbar!!! Mir kamen sogar ein paar Tränen vor Freude ^^ Es waren sogar ein paar mehr Tränen ^^

    Es war auch gut vorgedacht die Fanta ins Auto zu legen. Kaum angekommen, habe ich tatsächlich die halbe Flasche getrunken.

    Die Wahrnehmung im Job ist geschärft und wirkt leicht überfordernd. So vieles hab ich lange Zeit gedämpft empfunden. Das Gefühl ist erfrischend und interessant.

    Beim Autofahren fühle ich mich etwas unsicher. Ob es an der Reizüberflutung liegt? Habe das Gefühl nicht zu 100% die Spur halten zu können.

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