Meine Vorstellung - Angehörige

  • ich möchte dir auf deine Fragen antworten, dass ich mich gar nicht um die Belange, Befindlichkeiten meines Mannes und den Ablauf seiner Therapie kümmer, sondern nur auf MICH und MEINE Gefühle achte!

    Was kann ICH momentan vertragen, womit bin ICH noch belastbar, ohne MICH zu überfordern?

    Wie geht es MIR in dieser schwierigen Situation?

    Was kann ich für MICH tun, damit ich MEINE Lebensfreude und Lebensenergie auflade........

    Liebe Christrose, ich finde diese Zeilen bemerkenswert mutig, reflektiert und sehr rational (und wie ich hier gelernt habe, ist es die Ratio, die im Umgang mit dem Alkoholiker das Handeln bestimmen sollte, das ist also durchaus als Kompliment gemeint -- weil sehr schwierig) und ziehe meinen virtuellen Hut. Nach so einer langen Beziehungszeit ist es für mich unvorstellbar, wie schwer es sein muss, sich aus den Verstrickungen zu lösen, die sich über die Jahre eingeflochten haben. Ich bewundere Dich für Deine Klarheit. Und hoffe und drücke sehr die Daumen, dass die Situation sich zu Deiner Zufriedenheit entwickelt -- in welche Richtung auch immer das letztlich sein mag. Hauptsache, Dein Wohlbefinden ist dabei gesichert. :)

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Liebe Catalina,

    herzlichen Dank für deinen Beitrag mit den guten Wünschen für meine Zukunft.

    Meine jetzige gewonnene Klarheit ist ein sehr sehr schmerzhafter Prozess.....eine Entwicklung aus den erlebten, durchlebten vergangener Jahre.

    Vor allem die schlimmen Vorkommnisse im letzten Jahr mit der Suchterkrankung meines Mannes, brachten mich zuerst zu einem langsamen, dann aber auch schnellen rationalen Umdenken.

    Meine Schmerzgrenze war erreicht, eigentlich schon längst überschritten.

    Wie eine Seifenblase zerplatzte mein inständiges Hoffen und Beten auf eine Kehrtwende seiner Sucht.

    Stattdessen keimte Wut, Enttäuschung, Trauer, tiefe Verzweiflung in mir auf.

    Ich strampelte mich ab, unsere gemeinsam langjährig getragene Liebe zu retten.

    Er tat alles dafür, um sie zu zerstören.

    Das musste ich erst einmal für mich im tiefsten meines Herzens verarbeiten.

    Ein Lernprozess, der mir in der gegenwärtigen Situation jetzt eindringlich ins Ohr flüstert.......Gefühle für den Weg meines Mannes ausschalten, Gefühle für meinen Weg jetzt einschalten!

    Natürlich ist das auch ein tägliches Übungsfeld, mich aus den Verstrickungen zu lösen. Das geht nicht im Eiltempo.

    Aber nur so kann ich am Ende des Prozesses für mich entscheiden, ob eine gemeinsame Zukunft, meine Liebe zu ihm noch Bestand hat.

    Meine neu gewonnene Klarheit, unterstützt durch die vielen mutmachenden und hilfreichen Beiträge hier im Forum helfen mir dabei, mich nicht wieder zu verlieren.

    Liebe Grüße

    Christrose

  • Liebe Christrose,

    vielen Dank für Deine Offenheit!

    Das hast Du ganz hervorragend in Worte gefasst, ich kann es sehr gut nachempfinden. Selber stecke ich wohl eher noch sehr in der von Wut, Verzweiflung, Trauer und Enttäuschung getragenen Phase des Prozesses fest, wobei die Klarheit immer mal durchschimmert -- und ich kann Letztere zumindest nach außen hin, ihm gegenüber, konsequent formulieren. Das ist ja auch schon was.

    Aber ja. Ich hab den Weg zur Akzeptanz dessen, dass der Andere alles dafür tut, eine Liebe zu zerstören, noch nicht vollständig beschritten. Wie soll man das akzeptieren, ohne den Anderen anzuschreien, zu schütteln, in die Klinik zu zerren...? :cry: Es ist so, so ungerecht. Ich hab mir das nicht ausgesucht und muss trotzdem nun damit fertig werden.

    Ich hoffe auf die Zeit, und dass sie am Ende wirklich ein paar Wunden heilen kann. Denn die Verzweiflung ist einfach unerträglich.

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Wie soll man das akzeptieren, ohne den Anderen anzuschreien, zu schütteln, in die Klinik zu zerren...? :cry:

    Ich hoffe auf die Zeit, und dass sie am Ende wirklich ein paar Wunden heilen kann. Denn die Verzweiflung ist einfach unerträglich.

    Liebe Catalina,

    es ist in der Tat eine wahnsinnig anstrengende, kraftraubende Lebenssituation, weil das ganze Leben dadurch auf den Kopf gestellt wird, ein Kartenhaus zusammenbricht.

    Ich kann dich sehr gut verstehen.

    Deine Gefühle durchlebte ich genauso und anfänglich schimmerte auch die Klarheit ab und zu nur durch.

    Aber je aussichtsloser der Kampf gegen den Feind Alkohol wurde, desto intensiver nahm mein Wunsch Konturen an, dieses Leben so nicht mehr mit(er)tragen zu wollen.

    Der Wendepunkt kam zwangsläufig durch den zweiten Führerscheinentzug meines Mannes wegen Trunkenheit am Steuer und Gefährdung im Straßenverkehr.

    Der Gedanke, dass er durch seine Alkoholsucht, seine gelebte Verantwortungslosigkeit, anderen Menschen beinahe einen Schaden an Leib und Seele zugefügt hätte, raubte mir fast den Verstand.

    Eine grausame Panikattacke, die mich mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus brachte, läutete die Kehrtwende ein......die Erkenntnis zur Trennung, wenn ich nicht gesundheitlich zu Grunde gehen wollte.

    Hätte mein Mann nicht so gefleht, ich möge ihm bitte noch eine letzte Chance geben, wäre die Trennung in diesem Moment unaufhaltbar gewesen.

    Seit einer Woche befindet er sich in einer Suchtklinik, er möchte seine Alkoholerkrankung intensiv therapieren .....ich warte ab, was die Zeit bringen wird.

    Die Verzweiflung ist die größte Motivation für jeden Wandel......so beginnt ein Sprichwort.

    Wenn du sie überwunden hast, dann wird dir die Klarheit leuchten, wie die Sonne am blauen Himmel.

    Ich wünsche alles erdenklich Gute für deinen Weg,

    Christrose

  • Ich danke Dir für Deine klugen Zeilen, liebe Christrose, und wollte aber auch gar nicht Dein Thema mit meiner Geschichte kapern! Hoffentlich ist es nicht so rübergekommen.

    Aktuell fühle ich mich verbittert und ein bisschen ausgelaugt und des Lebens müde, kennst Du das auch? Ich hab irgendwie gar keine Lust mehr darauf, fröhlich sein und was Schönes für mich zu tun. Es kommt halt so in Wellen - ging auch schon besser.

    Ich hoffe einfach, dass ich - wie Du - meinen Lebensmut wiederfinde und endlich nach vorne - oder zumindest wieder mehr nach innen - blicken kann denn ständig nur zurück und auf all das, was ich verloren habe. <3

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Du hast mein Thema auf keinen Fall mit Deiner Geschichte gekapert.....keine Sorge!

    Es liegt ja im Ermessen jedes Einzelnen, was er von sich und seinem Thema hier im Forum preisgibt.

    Nur ohne Hintergrundwissen werden gewisse Zusammenhänge, Entwicklungsprozesse oder Entscheidungen oftmals nicht verstanden.

    Das bedarf einer gewissen Offenheit und Ehrlichkeit, wenn man Erfahrungen austauschen möchte.

    Deine momentane Gefühlwelt liest sich für mich wie eine kleine Depression.

    Es ist ja auch wahnsinnig viel in Deinem Leben passiert. Die Trauer über den Verlust eines Traums wiegt schwer.

    Man fällt in ein Loch und krabbelt sich irgendwann heraus.

    Dieser Zustand ist insoweit " normal ", wenn man es schafft, in absehbarer Zeit wieder positiv nach vorne zu schauen.

    Für diesen Verarbeitungsprozess solltest Du Dir Zeit geben, nur nicht endlos darin verharren.

    Sonst wird es schwierig, den Anschluss zum Leben mit Mut und Freude wiederzufinden.

    Vielleicht hast Du Menschen an Deiner Seite, die Dich darin unterstützen können. Mit denen Du über Deine Gefühle, Deine aktuelle Situation sprechen kannst oder einfach etwas Schönes mit Dir unternehmen.

    Das kann sehr hilfreich sein, denn gemeinsam ist man stark.

    So manche Lebenskrise konnte dadurch gemildert werden.

    Jetzt schaust Du noch auf das, was Du verloren hast.........irgendwann schaust Du auf das, was Du durch Deinen Verlust gewonnen hast!

    Liebe Grüße

    Christrose

    Einmal editiert, zuletzt von Christrose (24. Januar 2022 um 22:42)

  • Guten Abend alle zusammen,

    mein Mann rief mich heute aus der Klinik an, seine Psychologin möchte ein gemeinsames Paargespräch vorschlagen, weil unsere problematische Partnerschaft auch ein Grund für seine Alkoholsucht sei. Termine wurden mir gleich mitgeteilt...so sein Wortlaut.

    Ich erklärte ihm, dass ich zu so einem Gesprächstermin auf keinen Fall bereit wäre, da er in erster Linie seine Sucht therapieren sollte.

    Daraus resultierend ergäben sich für mich auch ein Großteil unserer Beziehungsprobleme.

    Er möge auf sich schauen, und ich benötige jetzt Zeit für mich!

    Zuerst reagierte er verständnisvoll, versuchte dann aber Druck auf mich auszuüben, indem er wieder manipulativ wurde.

    Daraufhin beendete ich das Telefonat sofort.

    Als ich die Vorkommnisse am Nachmittag bei einem Besuch meinen erwachsenen Kindern schilderte, bekam ich unterschwellig indirekte Vorwürfe zu hören.

    Die Sucht sei immer ein Teil des Familiensystems, was natürlich stimmt.

    Ein psychologisches Gespräch hätte ich deshalb nicht ausschlagen sollen.

    Somit würde ich meinem Mann auch wieder "Futter liefern" für den nächsten Rückfall und Schuldzuweisung......nach dem Motto...."Seht her, ich arbeite an meiner Alkoholsucht, aber meine Frau unterstützt mich nicht dabei!"

    Ich habe es vehement abgelehnt, mich wieder in seine Suchtarbeit reinziehen zu lassen, auch mit der Begründung, dass es nicht sein kann, nach erst 10 Tagen stationärer Aufnahme gleich die Ehefrau mit ins Boot zu holen.

    In Form eines Abschlussgespräches nach Beendigung der stationären Therapie wäre so eine Vorgehensweise denkbar gewesen..... gleichzeitig als Vorbereitung für die Nachsorge.

    Zum momentanen Zeitpunkt sei es aus meiner Sicht von der Psychologin unprofessionell gedacht.

    Meine Vermutung ist, dass mein Mann von seinen eigenen Problemen wieder ablenken möchte, den Fokus deshalb wieder auf mich richten will.

    Das sind alte bekannte Verhaltensmuster aus der Vergangenheit, Erfahrungen aus seiner ambulanten Therapie.

    Projizieren, manipulieren, ablenken........erpressen und drohen.

    Lange Rede, kurzer Sinn.....ich mache nichts, was mir nicht gut tut, was mich wieder überfordert und belastet.

    Und momentan brauche ich einfach nur Ruhe!

    Trotzdem kam ich kurzfristig ins Nachdenken, weil ich auch erstmalig Druck von der Familie spürte.

    Das war ganz ungewöhnlich für mich, denn wir zogen immer an einem Strang bezüglich der Alkoholerkrankung meines Mannes.

    Irgendwie fühlte ich mich plötzlich so unverstanden, so einsam.

    Vielen Dank für das Lesen!

    Liebe Grüße,

    Christrose

  • Liebe Christrose,

    da bin ich beim Lesen ja gerade beinahe vom

    Sofa geflogen…

    mein Mann rief mich heute aus der Klinik an, seine Psychologin möchte ein gemeinsames Paargespräch vorschlagen, weil unsere problematische Partnerschaft auch ein Grund für seine Alkoholsucht sei. Termine wurden mir gleich mitgeteilt...so sein Wortlaut.

    Exakt..SEIN Wortlaut! Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das die Psychologin das als Grund für seine Sucht in Betracht zieht…und wenn doch, würde ich nur raten zu laufen, weit weg!

    Mir schimmert da ein ganz ähnlicher Gedanke wie dir. Nämlich das Ablenken von SEINEM Problem und wieder eine ganze Menge Mumpitz…

    Ich finde du hast so großartig reagiert, bleibe dabei, nämlich ganz bei dir! Du wirkst sehr klar, auch wenn dich hier und da Gedanken und eine gewisse Unsicherheit heimsuchen. Finde das nur menschlich. Wichtig ist nicht vom Kurs abzukommen.

    Wünsche dir weiterhin viel Kraft und Mut für dich selbst!

    Sensual

  • Guten Abend Christrose,

    für mich klingt das auch nach einen "netten" Versuch deines Mannes, nicht an seinem Anteil der Sucht arbeiten zu müssen... Schuld sind doch immer die Anderen, oder? Das Wetter, die blöden Kollegen, die schwierige Partnerschaft.

    Ich glaube, dass dein Bauchgefühl da richtig ist.

    Paartherapie wäre etwas für viel später.

    Wenn die problematische Beziehung ein Grund für seine Alkoholsucht wäre, dann wäre es doch sicher gut für ihn, wenn ihr getrennt seid, oder? 😉

    Außerdem haben andere auch Probleme in der Beziehung und fangen deshalb nicht an zu trinken.... Das ist seine Baustelle.

    Liebe Grüße

    Sophia

  • Hallo Ihr Lieben ,

    ich danke Euch von Herzen für Eure Antworten, hilfreiche Unterstützung und das Mitgefühl.

    Genauso wir Ihr es beschreibt, sehe ich das auch......ich war vollkommen irritiert, als der Anruf meines Mannes kam, merkte sofort, was Sache war.

    Meine Selbstfürsorge ist ein tägliches Übungsfeld! ;)

    Liebe Grüße und eine gute Nacht ,

    Christrose

  • Hallo Christrose

    mein Mann rief mich heute aus der Klinik an, seine Psychologin möchte ein gemeinsames Paargespräch vorschlagen, weil unsere problematische Partnerschaft auch ein Grund für seine Alkoholsucht sei. Termine wurden mir gleich mitgeteilt...so sein Wortlaut.

    Entschuldige mal meine Wortwahl. Das ist absoluter Bullshit. Ich denke, er ist im "Rückholmodus "und möchte dich wieder an Bord ziehen.

    Die Sucht sei immer ein Teil des Familiensystems, was natürlich stimmt.

    Stimmt. Ein Süchtiger zerstört den Familienfrieden. Die Verantwortung liegt jedoch nicht in der Familie, sondern beim Süchtigen. Ergo. Nur er kann was tun.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Liebe Christrose,

    Trotzdem kam ich kurzfristig ins Nachdenken, weil ich auch erstmalig Druck von der Familie spürte.

    Das war ganz ungewöhnlich für mich, denn wir zogen immer an einem Strang bezüglich der Alkoholerkrankung meines Mannes.

    Irgendwie fühlte ich mich plötzlich so unverstanden, so einsam.

    Ich möchte Dir dazu meine Erfahrungen schildern. Du hast es nicht genau geschrieben, aber ich interpretiere jetzt mal die Kinder als Familie. Für mich war mein Kind (damals schon erwachsen) als ich zu Hause weg bin auch mein Ansprechpartner, denn mein Kind wusste wovon ich rede, wie er tickt, was los war. Hier im Forum hat mich jemand davor gewarnt, meinen Kummer mit meinem Mann mit unserem Kind zu besprechen. Ich wollte es nicht war haben. 8 Jahre später flog mir das dann um die Ohren, das Kind war unsagbar traurig und machte mir Vorwürfe, dass ich nur meine Probleme gesehen hätte und nicht seine. Mein Kind lebte damals schon 300 km weg von zu Hause. Die Kinder haben ihre eigene Stellung im Familiensystem und oftmals wollen sie, dass es mit den Eltern wieder gut wird. Sie können/wollen? diese Manipulation von Seiten deines Mannes nicht so sehen wie Du. Sie haben ja auch ihre Gefühle in diesem ganzen kaputten System - auch wenn sie schon erwachsen sind, sind sie doch unsere Kinder, die ihre Eltern im Normalfall lieb haben (auch wenn sie saufen) und sich wünschen, dass das System funktioniert.

    Ich nehm dich mal virtuell in den Arm. Du bist auf einem guten Weg und du passt auf dich auf. Es ist ein bescheidenes Gefühl, wenn man denkt, die Böse zu sein, die an allem Schuld hat. Aber ich hoffe du weißt, dass es nicht so ist.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Christrose.

    es ist immer einfach die Verantwortung auf jemand anderen zu schieben, sei es vom Süchtigen selbst oder vom sogenannten Fachkompetenten. Immer wenn es arg unangenehm wird und man nicht mehr weiter weiß, sind die Anderen die Ursache für das eigene Unvermögen.

    Und man versucht es über/ durch Dritte zu klären, die weder ursächlich, noch verantwortlich sind. Wenig hilfreich.

    Auch ich vermute da einen weiteren Versuch deines Mannes, Verantwortung abgeben zu wollen.

    Dein Kind ist sicherlich auch überfordert mit der ganzen Situation und klammert sich an jede Möglichkeit, so nach dem Motto: schaden kann es ja nicht.

    Ich sehe es genau so, erst muß man von der Sucht weg und das ist ein Ding, was man nur mit sich allein ausmachen kann/ muß.

    Da ist es wenig hilfreich, die Gründe bei anderen zu suchen.

    Deine Selbstfürsorge ist dein tägliches Übungsfeld.

  • Hallo Christrose,

    mein XY hat auch eine Langzeittherapie gemacht.

    Zum Paargespräch war ich nie, wurde nicht angeboten, da sich die Patienten auf ihre Suchtbearbeitung konzentrieren sollten.

    Zum Ende der 12 Wochen waren meine Tochter und ich zu einem Angehörigenseminar, das habe ich auch als sehr sinnvoll erachtet.

    Da bekamen die Angehörigen auch Zeit um über sich und ihre Empfindungen zu reden, und nach dem Seminar war für die Patienten immer noch genügend Zeit, dieses Wochenende in ihren Einzel- oder Gruppentherapien zu besprechen.

    Ich würde da auch nicht hinfahren, er scheint wieder Verantwortung abgeben zu wollen.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo liebe Christrose,

    ich war glatt baff über Deine Reaktion und dachte mir auch... wo ist das Problem? Anhören schadet ja nicht.. wiederum beschäftigst Du dich ja leider auch schon länger dem dem ganzen schei*** und kannst dadurch vielleicht schon vieles anders sehen ( wie ich )

    Ich war gestern bei einer anderen Psychologin ( für mich) ich glaube, ich bin mit ihr auf einer Welle.. also hatte das Gefühl, die Chemie stimmt.

    Und die sagte mir, das ich in die Therapie mit einbezogen werde, wäre sehr wichtig ( sie hat selber Jahrelang in einer Suchtklinik gearbeitet )

    Mein Mann hatte mir auch gesagt, das ich in der Zukunft mit einbezogen werde, er sich aber erstmal um sich kümmert und wenn er auch selber soweit ist, ich bin ins Boot soll und ich fand es auch echt ok!

    Aber gut, die Situation ist noch ein bisschen anders, er ist ja schon länger dort und NOCH war ich auch nicht da. Ich werde es aber machen, wenn es soweit ist!


    Du hast ja jetzt Zuspruch von den anderen bekommen, das es genau richtig ist und Du bei Dir bleiben sollst und wenn Dich das bestärkt, dann ist es das richtige...

    ... meine persönliche Meinung ist aber eine andere... gehe hin... nicht sofort, aber wenn einige Wochen vergangen sind, würde ich es schön finden.

    Die Psychologin sagte zu mir, nach 6-8 Wochen Therapie werden auch Angehörige mit einbezogen, das hat sie mir gestern gerade frisch erzählt.

    Im Endeffekt musst DU aber das machen, was DU für richtig hältst und was DIR gut tut - GANZ KLAR!!!!

    <3

  • NudelTante

    Bitte eines an der Tatsache nicht verkennen:

    Miteinbezogen werden ist eine andere Thematik, als die Schuldzuweisung und Abgabe der eigenen Verantwortung des Süchtigen! Darum ging es hier ja! Da liegt der Hund begraben.

    Unabhängig davon empfinde ich es auch als viel zu früh! Der Partner ist nicht Teil der Sucht. Da muss der Erkrankte erstmal eine ganze Strecke allein arbeiten.

    Ich habe keine Erfahrung, worum es beim miteinbeziehen irgendwann geht. Sinn macht für mich, den unterstützenden Umgang in die Trockenheit zu besprechen und was ich noch viel wichtiger fände, die Verletzungen und Vertrauensbrüche in der nassen Zeit gemeinsam, professionell besprechen und bearbeiten zu können! Damit es klar in eine trockene, gemeinsame Zukunft gehen könnte. Und ich als Angehörige auch in meinem Schmerz/Trauma/Verletzung gehört und gesehen werde.

    Denn welchen Teil, welche Verantwortung habe ich an der Sucht des anderen?! Ein Angehöriger wird da in etwas mit reingezogen, aber bitte niemals zur Verantwortung für den anderen erbeten! Ich stoße immer wieder für mich auf das Thema…was geschieht mit den Angehörigen, wenn die Zukunft mit einem trockenen Alkoholiker weiter geht? Wird über das, was war, gesprochen? Wird all das gesehen? Oder wird es unter den Teppich gekehrt, vergessen? Dann wäre in meiner Logik die Zukunft zum Scheitern verurteilt und höchst ungesund, da ich als Angehörige damit in meiner Autonomie, in meinem Fühlen und Denken vollends „begraben“ werden würde, ergo meine Wahrnehmungen während der nassen Zeit als belanglos gelten würden. Denn der Gedanke und die Illusion „wenn er dann trocken ist, wird alles endlich gut“ hinkt ganz gewaltig und ploppt an anderer Stelle irgendwann wieder auf. Auf welcher Basis soll man dann weitermachen in der Beziehung?

  • Ich meine klar, problematische Beziehungen oder sonst was, rechtfertigen natürlich nicht, das einer in die Sucht gerät, das ist Fakt, ABER... vielleicht hat ihr Mann es einfach auch unglücklich ausgedrückt, ob beabsichtigt oder nicht... vielleicht an die Psychologin es gar nicht so gesagt, wie er es weitergegeben hat, alleine aus dem Grund würde ich mir das anhören wollen, zumal man sich dann auch selber zu äußern kann oder wenn es einem zu bunt wird, die Reißleihe ziehen, aber das ist nur MEINE Meinung!


    Und wie Du schon sagst, wie es weitergehen wird, ob in der Zeit, wenn er wirklich trocken wird und bleibt drüber gesprochen wird, das interessiert mich in meinem fall auch... wie man mit umgeht.. ich denke Haken dran und fertig, so läuft es nicht... man sollte schon drüber reden können, aber ich wünsche mir natürlich das es irgendwann nicht mehr DAS Hauptthema ist... klar, Thema wird es immer bleiben...

    ... das wird sich für mich alles erst noch zeigen... habe auch angst davor..

    aber gerade.. scheint die Sonne, ich trinke einen schönen Latte Karamell, hole den Kleinen bald von der Schule ab, mit seinem 1. Zeugnis... alles sehr aufregend :love:

  • Hallo Christrose.

    was ich mich immer frage bzw. was ich sehr spannend finde. Wie geht der Co nach der Therapie seines Alkoholikers mit der Situation um? Bzw. wie geht der Alk. damit um?

    Bei vielen, es hört sich zumindest in vielen Berichten so an, geht der Alk. zur Entgiftung, Therapie … eher unfreiwillig, er sieht es mehr oder weniger ein, um des lieben Friedens Willen, um zu retten, was noch zu retten ist.

    Er wird gedrängt bis er einwilligt, ist einsichtig. Während seiner Behandlungszeit ist der Druck relativ groß, die Einsicht wächst … kaum wieder zu Haus, ist der Druck weg, die Versuchung groß und im schlimmsten Fall nervt noch, gerade zu Haus, das Umfeld.

    Wie komme ich auf diese unpopuläre Frage? Wie viele gehen freiwillig, von sich aus zur Entgiftung? Wie viele tun es erst bei äußerem Druck?

    Wie bekomme ich den Alk. dazu, all die Gründe zu ignorieren, die vorher (jahrelang) ihn zum Trinken veranlassten????

    Wie bereitest du dich darauf vor?

  • Die Psychologin sagte zu mir, nach 6-8 Wochen Therapie werden auch Angehörige mit einbezogen, das hat sie mir gestern gerade frisch erzählt.

    Hallo liebe Nudeltante,

    ich möchte Dir ein wenig Hintergrundwissen schreiben, damit Du weißt, warum ich meine Entscheidungen momentan so treffe, wie sie sind.

    Das alles hat eine für mich sehr verletzende, traurige Vorgeschichte......

    Vor einigen Jahren begann mein Mann eine ambulante Therapie, nachdem seine Fahrerlaubnis aufgrund von Trunkenheit am Steuer zum ersten Mal eingezogen wurde.

    Ich war damals, so wie Du es jetzt bist, voller Euphorie, meinem Mann auf seinem Weg in die Abstinenz helfen zu wollen.

    Der feste Glaube, sehr viel Hoffnung und die große Freude über seine Bereitschaft, endlich aus dem Teufelskreislauf Sucht herauskommen zu wollen, beflügelten mich förmlich.

    Ich fuhr ihn zu jeder Therapiestunde, unterstützte seine Bemühungen in jeglicher Hinsicht. Es gab nichts, was ich nicht getan hatte.....meine starke Liebe zu ihm und der feste Wille, seine ( unsere) Lebenskrise gemeinsam bewältigen zu wollen, ließen mich förmlich blind für meine eigenen Bedürfnisse werden und läuteten somit leider meinen Realitätsverlust ein.

    Seine Therapeutin band mich in die Therapiearbeit ein, meist dann, wenn es in Gesprächen um die Folgen seiner Alkoholerkrankung auch im Partnerschaftssystem ging.

    Ich schöpfte absolute Hoffnung, glaubte an eine Offenheit und Ehrlichkeit im gemeinsamen Miteinander in unserer Ehe.

    Nach einiger Zeit und die war ziemlich lang, bekam mein Mann seine Fahrerlaubnis wieder.

    Seine ambulante Therapie wurde ihm auf einmal immer weniger Wert.

    Gemeinsam vereinbarte Termine bei seiner Therapeutin wurden von ihm einfach abgesagt, ohne Angabe von Gründen.

    Die Abstände zum nächsten Einzeltermin verlängert oder ebenfalls gekenzelt, so dass aus wöchentlichen Therapiesitzungen, sich zum Schluss ein vierteljährlicher Rhythmus einschlich.

    Aber nicht etwa, weil mein Mann auf einem positiven Weg gewesen wäre, weiterhin an seiner Suchterkrankung erfolgreich zu arbeiten.

    Nein, weil er wieder fleißig anfing heimlich zu trinken und seiner Therapeutin die schönsten " Grimms Märchenstunden " auftischte.

    Über sein Verhalten war ich dermaßen enttäuscht und auch wütend, dass ich seine Therapeutin bat, mich nicht mehr in seine Suchtarbeit einzubinden.

    Ab sofort wäre ich nicht mehr bereit, meine kostbare Zeit für meinen Mann zu verschwenden, dem es an Ernsthaftigkeit Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit mangeln würde. Sie zeigte größtes Verständnis für meine Entscheidung.

    Das Ende seiner vierjährigen Ära....ambulante Therapiearbeit .....endete mit dem zweiten Verlust seines Führerscheins.

    Liebe Nudeltante, ich hoffe, du verstehst jetzt meine Beweggründe, einem Paargespräch nach nur 10 Tagen!!! stationärer Aufnahme nicht zuzustimmen.

    Du schreibst von ersten Gesprächen mit Angehörigen und Einbindung in die Suchtarbeit nach 6 bis 8 Wochen Therapiezeit.....davon ist mein Mann Meilen entfernt.

    Ich wünsche Dir von Herzen, dass du nie Deine Hoffnung verlieren musst.

    Liebe Grüße,

    Christrose

  • Ich möchte mich bei allen hier im Chat für Eure immer unterstützenden , mutmachenden, hilfreichen Beiträge, eigenen Erfahrungen, Denkanstöße und auch kritischen Anmerkungen von Herzen bedanken.

    Es hat mich nochmals sehr zum Nachdenken angeregt, gerade auch hinsichtlich der Einbeziehung meiner erwachsenen Kinder, danke liebe lütte69 für Deine Erfahrungen.

    achelias

    Du hast eine sehr interessante Frage an mich gestellt....." wie bereitest Du Dich darauf vor?"

    Ich muss darüber nachdenken........in mich gehen.

    Liebe Grüße,

    Christrose

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