Selbstfürsorge für Angehörige und Co´s

  • Liebe Foris,

    Zum heutigen Weltfrauentag erst einmal herzliche Grüße an alle Frauen in dieser Runde!

    Inspiriert durch mein Weihnachtsthema, soll es hier nun um das Thema Selbstfürsorge gehen.
    Bis vor kurzem habe ich dies noch als Psychogeschwätz und Gelaber gesehen.

    Ja, was ist den nun Selbstfürsorge und warum sollte ausgerechnet ICH als Angehörige und Co-Abhängige eines Alkoholikers es für mich praktizieren?

    Es fällt mir wirklich schwer im Moment, meinen Fokus mehr auf mich zu richten, denn gedanklich bin ich meist woanders. Ich freue mich sehr über eure Definition sowie Vorschläge.

    Seid lieb´gegrüßt

    Loewenmama

  • Moin nochmal,

    viele Leute haben mir vorgeschlagen, ich soll als "Selbstfürsorge" ein gutes Gespräch mit einem Freund/Freundin führen.

    Das würde ich gerne machen, jedoch habe ich in den letzten Jahren viele Kontakte eingestellt, nicht nur wegen Corona. (Nein, ich bin auch keine Verschwörungstheoretikerin:-)Der Grund hierfür war, dass ich niemandem mehr von meinen Sorgen mit meinem Sohn erzählen konnte und wollte, zumal ich andere damit genervt hatte. Keiner hatte es auch nur im Ansatz verstanden, wie ich mich fühlte und irgendwann war ich die blöden Sprüche, ich solle meinen Sohn am besten draussen auf der Parkbank schlafen lassen im tiefsten Winter, satt.

    Also mache ich alles im Großen und Ganzen selbst mit mir aus.

    Den Vorschlag von Hanseat fand ich gut, eine heisse oder kalte Schokolade und einen richtig kitschigen Film :love::love::love:

    Liebe Grüße

    Loewenmama

  • Moin Loewenmama,

    genau das ist der richtige Weg, mache was dir gut tut, auch wenn`s Anfangs schwer fällt.

    Ich kann gut verstehen, wenn viele die Sorgen von Anderen nicht hören wollen, zumindest nicht zu oft, jeder hat mit sich selbst zu tun - da verzichtet man gern auf "das Gejammere" . Das ist leider so, ich habe das auch schon erleben dürfen, selbst bei sehr guten Freunden. Mir geht es ja ähnlich, hin und wieder bin ich gern Mal "die Sorgentante" , aber eben nur hin und wieder.

    So traurig es auch ist, mit deinem Sohn, pflege dich, tu dir was gutes, auch Du lebst nur ein Mal.

    Auch wenn du deine Sorgen nicht gänzlich vertreiben kannst, es gibt noch schöne Dinge im Leben - hoffentlich ;o) - , andere Gesprächsthemen, lenke dich ab.

    Kopf hoch!

    Viele Grüße

  • Hallo Loewenmama,

    wie wäre es mit einer Liste mit schönen Dingen, die du für dich tun kannst? Beispiele:

    Sauna

    Massage

    Hörbuch/Lesen

    Spaziergang

    lecker Kochen

    Zeichnen/ Tanzen/Fotografieren (irgendwas, das du gerne machst oder schon immer mal ausprobieren wolltest)

    Deine Lieblingsmusik hören

    Badewanne mit Kerzen

    Dankbarkeits-Meditation

    ...

    ...

    Davon machst du jeden Tag 1-3 Sachen und schreibst dir das danach abends auf, in ein kleines Tagebuch oder so. Oder noch besser: du teilst es jm mit, mit dem du das als festes Ritual verabredest.

    Für mich bedeutet Selbstfürsorge, meine Zeit und Aufmerksamkeit auf positive, stärkende heilsame Gedanken/Tätigkeiten zu richten. Muss auch gar nichts großes sein ... eine Blume anschauen, ein Tier streicheln ... reicht auch manchmal schon.

    Wie findest du das?

  • Noch als Ergänzung:

    Ich glaube die "Bewusstmachung", was man positives erlebt hat, ist ein wichtiger Aspekt.

    Heute habe ich den Tag zB recht unbewusst erlebt, also einfach vor mich hin "gewurschtelt" und gleich gehe ich schlafen.

    Hätte ich mich durch diesen Thread nicht mit dem Thema beschäftigt, wäre mir gar nicht sonderlich aufgefallen, dass ich:

    - ein wunderschönen Spaziergang bei tollster Sonne mit meinem Hund hatte

    - es seit längerer Zeit schaffe, meine Wohnung schön zu halten und heute bin ich nicht hektisch losgefahren, sondern habe mir Zeit genommen, alles ordentlich zu hinterlassen

    Also wenn ich am Ende des Tages ein Resumee ziehe, dann verstärkt das dieses gute Gefühl, etwas für sich getan zu haben.

    Auch ein bewusstes Vornehmen: "Heute tue ich XY, nur für mich!" verstärkt den Effekt.

    Am besten man macht alles drei: sich was vornehmen, tatsächlich machen und in Gedanken danach nochmal genießen!

    3 fache Selbstfürsorge!!!

    Das macht was im Gehirn, schüttet positive Botenstoffe aus 🙂

  • Du gehst uns nicht auf den Geist, wenn Du von Deinen Problemen mit Deinem Sohn erzählst, also jedenfalls mir nicht. Genau dafür ist eine Selbsthilfegruppe ja da, daß man auch mal unangenehme Themen ansprechen kann. Menschen des persönlichen Umfelds sind damit schnell überfordert. Ich kenne das noch aus meiner nassen Zeit, die mit periodisch wiederkehrenden, heftigen Depressionen einherging: Ich hatte eigentlich niemanden, mit dem ich darüber sprechen konnte. Die Depressionen sind mit meiner Nüchternheit übrigens wie weggeblasen, aber es soll hier nicht um micht gehen. Ich weiß nur, wie das ist, wenn einem ein Thema auf der Seele brennt, aber niemand sich damit belasten will.

    Mein Gedanke ist, daß Dein Sohn sein Leben gerade nach allen Regeln der Kunst zerstört und dadurch auch Dein Leben sehr in Mitleidenschaft gezogen ist. Es ist schon schlimm genug, wenn sein Leben den Bach runtergeht, da sollte es nicht auch noch Deins sein. Wie ist denn das Leben mit Deinem Partner, wenn ich fragen darf, gibt er Dir ein bißchen Halt? Da ist ja auch noch eine Tochter, wenn ich mich richtig erinnere, wie ist denn Dein Verhätlnis zu ihr?

  • Hallo Löwenmama,

    zur Selbstfürsorge gehört, wie LeaLux schon schrieb, sich die schönen Seiten seines Lebens bewusst zu machen. Ich habe z.B. gestern eine Dienstfahrt durch meine schöne Heimat bei grandiosem Wetter enorm genossen und mich bei dem Universum für eine fantastische Stunde bedankt.

    Warum solltest Du alte Freundschaften nicht wieder aufleben lassen können und dabei bewusst das Thema "Sohn" ausklammern. Es ist in dem Moment Deine Zeit. Genug Raum in Deinem Leben nimmt er doch eh ein.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Löwenmama!

    Ich habe schon lange nicht mehr im Forum geschrieben, weil ich die letzte Zeit sehr intensiv mit meiner Selbstfürsorge beschäftigt war. Drum bin ich auch bei deinem Beitrag hängen geblieben. Ich habe wohl einen anderen Zugang bzgl. Selbstfürsorge, aber auch ich stehe vor der Herausforderung, das für mich zu definieren und danach zu leben.

    Ich bin seit August definitiv getrennt (nach 10 Jahren und viele Dinge in Bezug auf ALK erlebt).

    Ich war immer bemüht und bin es noch, die schönen Dinge im Leben zu sehen. Genieße meine neue Freiheit und v.a. die Ruhe und Sicherheit. Gute Gespräche mit alten Freunden und neue Gespräche mit neuen Menschen in meinem Umfeld. Ich laufe und genieße es, meinen Körper zu spüren. Bin viel in der Natur und neuerlich fotografiere ich sehr gerne, v.a. Landschaftseindrücke.

    Meinen größten Selbstschutz muss ich aber noch besser lernen und festigen, nämlich den emotionalen Schutz ihm gegenüber.

    Ich habe seit Oktober kontinuierlichen Kontakt, zwar nur per Nachricht, aber er meldet sich aktiv. Meist oberflächlich, kaum in die Tiefe gehen, aber er ist präsent. Innerlich geht es mir oft nicht gut und ich rede dann mit Freunden, ihm gegenüber bin ich neutral und versuche keine Gefühläußerung zu zeigen. Blockieren ist keine Option, weil er wohl einen anderen Kanal finden würde. Und ich auch nicht weiß, wie er reagieren würde. Zumindest ist er seit Oktober "ruhig", kein schimpfen, ich bekomme sein exzessives Trinken nicht mit. Manchmal an den Nachrichten erkennbar, aber nicht mir gegenüber erniedrigend und beschimpfend. Er scheint taktisch gut zu wissen/ahnen, dass wenn er schimpfen würde, ich eine Blockade setzen würde (habe ich angedroht). Aber diese kontinuierliche Präsenz ist für mich eine Herausforderung. Ich schwanke oft zu Hoffnung hinüber oder dem alten Musterdenken, dass es ja gar nicht so schlimm ist/war. Er das Trinken eh im Griff hat. Es ist aber definitiv nicht so, real ist, dass er nicht nur nahe am Abstürzen ist, sondern bereits abstürzt. Es berührt mich einerseits, dass er sich seit Monaten so konsequent und friedlich meldet (streichelt auch bissi mein Ego), andererseits ich annehme, dass er ein perfekter Blender ist und perfekt manipulieren kann (ging 10 Jahre lang gut, bis tlw. heute sogar).

    Und das ist meine Herausforderung in Bezug auf Selbstschutz .. mich so zu festigen, sodass ich mich immer mehr und mehr distanziere, bis zu dem Zeitpunkt, wo es mir egal ist, ob er sich meldet.

    Die Schritte zu diesem Selbstschutz, die hab ich noch nicht ganz heraußen.

    Danke, dass ich das unter deinem Beitrag schreiben durfte. Aber es ist meine Dimension "Selbstschutz".

    Alles Liebe und viel Kraft!

  • Du gehst uns nicht auf den Geist, wenn Du von Deinen Problemen mit Deinem Sohn erzählst, also jedenfalls mir nicht. Genau dafür ist eine Selbsthilfegruppe ja da, daß man auch mal unangenehme Themen ansprechen kann. Menschen des persönlichen Umfelds sind damit schnell überfordert. Ich kenne das noch aus meiner nassen Zeit, die mit periodisch wiederkehrenden, heftigen Depressionen einherging: Ich hatte eigentlich niemanden, mit dem ich darüber sprechen konnte. Die Depressionen sind mit meiner Nüchternheit übrigens wie weggeblasen, aber es soll hier nicht um micht gehen. Ich weiß nur, wie das ist, wenn einem ein Thema auf der Seele brennt, aber niemand sich damit belasten will.

    Mein Gedanke ist, daß Dein Sohn sein Leben gerade nach allen Regeln der Kunst zerstört und dadurch auch Dein Leben sehr in Mitleidenschaft gezogen ist. Es ist schon schlimm genug, wenn sein Leben den Bach runtergeht, da sollte es nicht auch noch Deins sein. Wie ist denn das Leben mit Deinem Partner, wenn ich fragen darf, gibt er Dir ein bißchen Halt? Da ist ja auch noch eine Tochter, wenn ich mich richtig erinnere, wie ist denn Dein Verhätlnis zu ihr?

    Moin Hanseat,

    mein Partner ist leider dabei keine große Hilfe, für ihn sind Alkoholiker nicht erkrankte Menschen, sondern "Subjekte", solche Bezeichnung finde ich extrem schlimm, denn es kann jeden treffen. Ich habe ihm auch gesagt, dass es auch ihn treffen kann, niemand ist davor geschützt. Und ich verbitte es mir von ihm , meinen Sohn als "verkommenes Subjekt" zu betiteln.

    Wie es scheint, hat mein Sohn wieder Kontakt zu seinem Vater und Stiefmutter aufgenommen, da scheint ein wenig Hilfe zu laufen, er bekommt ab und an das Auto, um zum Arzt zu fahren, weil er extrem starke Rückenschmerzen hat. Ich mache auch keine MRT Termine mehr für ihn, er hat ja keinen einzigen von denen wahrgenommen, weil ihm weder die Zeiten noch der Ort passten. Und ich kann und will ihn nicht mehr fahren.

    Meine Tochter will mit mir nicht über ihren Bruder sprechen. Sie meldet sich eigentlich nur, wenn sie etwas möchte, ansonsten lebt sie ihr Leben.

    Halt finde ich in erster Linie bei den online Meetings und wenn ich hier lese.

    Schönen Sonnigen Tag und lieben Gruß

    Loewenmama

  • Hallo Löwenmama,

    zur Selbstfürsorge gehört, wie LeaLux schon schrieb, sich die schönen Seiten seines Lebens bewusst zu machen. Ich habe z.B. gestern eine Dienstfahrt durch meine schöne Heimat bei grandiosem Wetter enorm genossen und mich bei dem Universum für eine fantastische Stunde bedankt.

    Warum solltest Du alte Freundschaften nicht wieder aufleben lassen können und dabei bewusst das Thema "Sohn" ausklammern. Es ist in dem Moment Deine Zeit. Genug Raum in Deinem Leben nimmt er doch eh ein.

    sonnige Grüße

    Lütte

    Moin Lütte,

    das ist doch mal eine gute Selbstfürsorge, eine Fahrt bei tollem Wetter geniessen.

    Alte Freundschaften mag ich im MOment nicht aufleben lassen, ich habe für viele Leute mich seinerzeit krumm gemacht, das ist für mich vorbei.

    LG

    Loewenmama

  • Moin Lealux,

    danke für deine Vorschläge!

    Ich mache ab Montag einen Pilateskurs , weil ich dringend etwas tun muss für die Beweglichkeit. Das ist dann für mich auch Selbstfürsorge. Yoga ist mir persönlich zu viel Entspannung, ich bin ein Mensch, der immer auf power ist, und positive power tut mir gut.

    Und Dankbarkeitsmeditation finde ich einen klasse Vorschlag.

    Sonnige Grüße

    Loewenmama

  • Hallo Loewenmama,

    da lese ich ja schon einiges an Selbstfürsorge...

    Halt finde ich in erster Linie bei den online Meetings und wenn ich hier lese.

    Ich mache auch keine MRT Termine mehr für ihn, er hat ja keinen einzigen von denen wahrgenommen, weil ihm weder die Zeiten noch der Ort passten. Und ich kann und will ihn nicht mehr fahren.

    Alte Freundschaften mag ich im MOment nicht aufleben lassen, ich habe für viele Leute mich seinerzeit krumm gemacht, das ist für mich vorbei.

    Ich mache ab Montag einen Pilateskurs

    Selbstfürsorge ist etwas ziemlich Individuelles, finde ich. Was für mich die höchste Entspannung ist kann für einen anderen Menschen der totale Horror sein...

    Beim Aufzählen positiver Dinge, die Einigen an einem Tag hier aufgefallen sind, ist mir was eingefallen.

    Ich weiß gerade nicht, welcher kluge Mensch sich das hat einfallen lassen aber es gibt da ein schönes Ritual.

    Mach dir morgens eine Handvoll Erbsen oder Murmeln oder ähnliches in die linke Hosentasche, Jackentasche oder so. Und immer, wenn dir was Gutes passiert, und sei es auch nur ein Lächeln vom Nachbarn, mach eine Erbse etc in die rechte Tasche. Und abends kannst du sehen, wie viel Gutes du dir getan hast oder du erlebt hast.

    Für mich kommt jetzt auch gleich das Gute des Tages:

    ich setz mich auf den Balkon in die Sonne. Ohne schlechtes Gewissen, weil die Fenster dringend geputzt werden müssten =O .

    Und später gibt es Rinderbraten...

    Das sind nur zwei der Dinge, die für mich heute Selbstfürsorge sind.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Ein schönes Ritual ist es auch, alle schönen Erlebnisse auf kleinen Zettel aufzuschreiben und diese in einem Schraubglas od. ähnlich sammeln…. Das kann man dann immer nachlesen unr geht nicht verloren.

    Ich will das jetzt schon seit Januar machen…. das Glas steht schon bereit, aber immer noch leer…. :roll:

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