Bengalischer Tiger - Neu hier ...

  • Hallo miteinander. Ich bin neu hier im Forum. Hergebracht hat mich mein Mann. Oder Noch-Mann? Ist er das noch? In den letzten Jahren ist durch seine Sucht unsere Beziehung kaputt gegangen. Das klingt hart und ich habe auch immer versucht, ihn zu unterstützen. Aber langsam kann ich nicht mehr. Ich hadere mit mir und hoffe, hier Anschluss und Beratung zu finden. Ich freue mich auf den Austausch mit euch.

  • Nachdem ich die Beiträge anderer gelesen habe, möchte ich mein Problem noch etwas ausführlicher beschreiben. Sicher war hier schon jemand in derselben Situation.

    Mein Mann ist beruflich sehr erfolgreich und stark eingespannt. Solange ich ihn kenne (wir haben uns im Studium getroffen), steht er unter Strom. Er kam schon immer abends mit einem Glas Wein runter und ich fand das nie schlimm. In den letzten 5-6 Jahren hat er sich aber verändert. Ich weiß nicht, was der Auslöser dafür war. Aber plötzlich hat er zu harten Sachen gegriffen. Abends 0,7 l Schnaps stehen inzwischen an der Tagesordnung. Und er powert sich auch nicht mehr beim Sport aus, sondern hauptsächlich an mir. Versteht mich nicht falsch, er wird nie körperlich übergriffig. Aber seine Worte tun genauso weh. Wenn er abends auf dem Sofa sitzt und gröhlt "Schau doch, wo du mich hingebracht hast. Ist es das, was du immer wolltest?" zieht sich in mir alles zusammen. Ich liebe diesen Mann, ich würde alles für ihn tun. Aber so geht das doch nicht mehr weiter. Irgendwie muss ich da raus kommen. Eine Beziehung führen wir schon lange nicht mehr. Wir teilen das Bett nicht mehr, essen nicht mehr zusammen, unternehmen nichts. Wir leben nur noch aneinander vorbei. Manchmal denke ich, ich will die Scheidung. Dann denke ich wieder, ich will ihm nicht den finalen Stoß geben, indem ich ihn verlasse. Ich weiß, dass er mich braucht. Und einen Rosenkrieg kann er nun wirklich nicht gebrauchen. Habt ihr euch in solchen Situationen scheiden lassen? Was hat euch dazu gebracht, diesen Schritt zu gehen? Wie habt ihr euren Partner in der Scheidung geschon? Seht ihr irgendeinen Ausweg, irgendeine Möglichkeit, ihm zu helfen?

  • Hallo und schön, dass Du hier bist.

    Auch wenn er körperlich nicht übergriffig wird, es ging auch psychische Gewalt und die Schuld auf Dich zu schieben, ist auch ein typisches Merkmal.

    Leider kannst Du Deinem Partner nicht helfen, sondern nur Dir selbst.

    Ich schalte Dich zunächst für den offenen Bereich frei, Deine Bewerbung hast Du ja schon abgesendet.

    Ich verschiebe Dich dann direkt in den richtigen Bereich, so dass es hier für Dich weitergeht.

    Du wirst hier viele ähnliche Geschichten finden.

    LG Cadda

  • Hallo Tiger,

    herzlich Willkommen in unserer Onlineselbsthilfegruppe.

    Leider kannst du deinem Mann nicht helfen, so lange er keine Einsicht in sein Problem zeigt.

    ich will ihm nicht den finalen Stoß geben, indem ich ihn verlasse.

    den finalen Stoß gibt er sich selbst, wenn er weiter trinkt, dafür bist du nicht verantwortlich.

    Wofür braucht er dich? Hast du dir das mal überlegt?

    Ich habe auch immer gedacht, das er mich braucht, ja er hat mich gebraucht, aber nur damit er weiter in Ruhe trinken kann.

    Hast du eine Idee, was du für dich zun kannst, damit es dir besser geht? Darauf darfst du dein Augenmerk richten, denn es hat niemand verdient, sich so behandeln zu lassen. Verbale Schläge verletzen genauso wie körperliche, spiele es bitte nicht herunter.

    Du hast ihn ganz bestimmt nicht dahin gebracht, das hat er ganz alleine getan.

    Wenn du dich bei uns weiter austauschen möchtest, schicke ich dir schon mal die Bewerbung für den offenen Bereich:

    Bewirb dich kurz mit ein oder zwei Sätzen, dann wirst du im Laufe des Tages freigeschaltet.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Wofür braucht er dich? Hast du dir das mal überlegt?

    Ich habe auch immer gedacht, das er mich braucht, ja er hat mich gebraucht, aber nur damit er weiter in Ruhe trinken kann.

    Hast du eine Idee, was du für dich zun kannst, damit es dir besser geht? Darauf darfst du dein Augenmerk richten, denn es hat niemand verdient, sich so behandeln zu lassen. Verbale Schläge verletzen genauso wie körperliche, spiele es bitte nicht herunter.

    Du hast ihn ganz bestimmt nicht dahin gebracht, das hat er ganz alleine getan.

    Er hat ja auch klare, nüchterne Momente. Meist am frühen Mittag/Nachmittag. Und manchmal sagt er mir dann, wie froh er ist, dass er mich hat uns dass er ohne mich untergehen würde. Und ich glaube es ihm ehrlich gesagt sogar. Ich glaube, er braucht mich, um den normalen Teil seines Lebens aufrecht zu erhalten. Morgens aufstehen, zur Arbeit gehen. Rechnungen pünktlich überweisen. Geburtstage nicht vergessen. Sowas. Wir waren schon früher füreinander der Fels in der Brandung. Und ich wäre es ihm so gern weiterhin.

    Ich nehme mir manchmal eine bewusste Auszeit. Ein Wochenende mit einer Freundin auf dem Land oder ein Nachmittag in der Sauna. Zeit ganz allein für mich tut mir gut, wenn ich denn abschalten kann.

  • Hast Du es mal anders herum betrachtet? Du unterstützt seine Sucht. Du kümmerst Dich um alles und deshalb muss er gar nichts ändern. Es läuft doch alles. Was könnte denn im schlimmsten Fall passieren, wenn er ohne Dich völlig vor die Hunde geht?? Es könnte sein, dass er dann früher erkennt, dass es so nicht weiter gehen kann.

    Natürlich kann es auch sein, dass er am Boden bleibt und nichts ändern möchte. Da gelangt er aber durch seine Abhängigkeit sowieso hin, auch mit Dir. Nur etwas langsamer, weil Du ihn unterstützt.

    Du kannst ihn nicht retten.

    LG Cadda

  • Es haben übrigens viele den Gedanken: "Ich kann ihn doch nicht im Stich lassen".

    Du lässt ihn aber nicht im Stich. Er hat DICH schon längst im Stich gelassen, indem er trinkt.

    Er kann sich Hilfe suchen und aufhören zu trinken. Tut er aber nicht.

    Die Schuld hierfür hat allein er, nicht Du.

    LG Cadda

  • Und einen Rosenkrieg kann er nun wirklich nicht gebrauchen. Habt ihr euch in solchen Situationen scheiden lassen? Was hat euch dazu gebracht, diesen Schritt zu gehen? Wie habt ihr euren Partner in der Scheidung geschon? Seht ihr irgendeinen Ausweg, irgendeine Möglichkeit, ihm zu helfen?

    Hallo Bengalischer Tiger,

    ER kann es nicht gebrauchen, klar. Was ist aber mit dir? Geht es dir aktuell gut damit? Es geht wirklich nicht um ihn, sondern um dich, das solltest du für dich selber auch fest machen. Das Leben, möchtest du das so weiterführen? Es ist DEIN Leben!

    und jetzt nochmal

    Seht ihr irgendeinen Ausweg, irgendeine Möglichkeit, ihm zu helfen?

    Ihm zu helfen...

    Lese mal andere Beiträge der Co Abhängigen hier im Forum. Ich kann dir nur ein Tipp geben, DIR zu helfen:

    • Möchtest du so weiter Leben?
    • Kann es so weiter gehen ( Status Quo )
    • Kannst du selber dir etwas gutes tun

    Die Fragen wurden hier oft schon im Forum gestellt. Du kannst zB eine räumliche Trennung, eine eigene Wohnung beziehen. Leider ist es bei Alkoholikern so, das diese das kaum interessiert, eher das finanzielle.

    Einen Ausweg musst du finden, achte dabei aber mehr auf dich, als um ihn. Das ist nicht egoistisch, es geht wirklich um dein zukünftiges Leben, wenn du es denn zulässt.

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Du kannst ihn auch lieben, wenn du gehst. Aber du solltest ihn nicht mehr lieben als dich selbst.

    Und wenn du für ihn alles tun würdest, solltest du schnell gehen. Vielleicht wacht er dann auf. Zumindest aber hast du wieder Raum und Energie für Dich.

    Niemand hat eine so unbefriedigende und unglückliche Beziehung verdient. Ich wünsche Dir, dass du alles für dich (!) tun wirst, weil du dich selbst so liebst! Und das meine ich genauso wie ich es schreibe.

  • Elly 20. Dezember 2022 um 11:57

    Hat den Titel des Themas von „Neu hier ...“ zu „Bengalischer Tiger - Neu hier ...“ geändert.
  • Lieber Bengalischer Tiger, willkommen hier! Mir hat erst letzte Woche ein, schon lange trockener, Alkoholiker gesagt: die einzige Hilfe, die ein Angehöriger wirklich geben kann ist: nicht zu helfen.

    Das beinhaltet auch, bzw vor allem, die Sucht nicht mehr zu unterstützen. Und das ist die bitterste Erkenntnis: dadurch, dass man bleibt, den Alltag weiterlebt und den Alkoholiker dort mit drin lässt, unterstützt man die Sucht bereits. Das zu verinnerlichen ist der härteste und wichtigste Schritt zu sich selbst. Denn darum geht es letztlich: dass es DIR wieder gut geht, du mit den Gedanken wieder bei dir bist und du frei von jeglicher Art der Gewalt, auch psychischer, leben kannst.

  • Hey Bengalischer Tiger,

    bei mir hat der Prozess bis zu meiner jetzigen Erkenntnis gut 1,5 Jahre gedauert. Gewusst hab ich’s eigentlich von Anfang an.

    Das Abnabeln tut weh, aber sie werden sich für nichts und niemanden (außer für sich selbst hoffentlich irgendwann) ändern.

    Er hat sich für diesen Weg entschieden und das tut er jedes Mal aufs neue. Angebotene Hilfe, Gespräche, Augen öffnen wollen, was es mit dir anstellt…vergiss es.

    Hab meinem Exemplar mitgeteilt, dass ich mir eine Wohnung anschaue.

    Antwort: Viel Erfolg…

    Meiner glaubt sich schon in einer Traumwelt ohne mich. Kein Genörgel mehr, keine depressive Freundin um die man sich kümmern muss, wenn sie heult oder Panik bekommt. In Ruhe saufen! Und wenn ihm der Sinn danach steht nüchtern bleiben und vorbeikommen um zu vö…

    Ist doch cool. Den Zahn bekommt er aber auch noch gezogen.

    Ich wünsch dir ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen. Klammer dich nicht an eine Hoffnung, es bringt leider nichts.

    Bittere Erkenntnis :(

  • Lieber Bengalischer Tiger,

    herzliche willkommen im Forum, du wirst hier viele Geschichten finden, die deiner ähnlich sind. Ich hab mich bei dir in einigen Stellen wiedergefunden.

    Und manchmal sagt er mir dann, wie froh er ist, dass er mich hat uns dass er ohne mich untergehen würde. Und ich glaube es ihm ehrlich gesagt sogar.

    Das habe ich auch zu hören bekommen. Damals dachte ich, es wäre ein netter Liebesbeweis, jetzt weiß ich: das ist emotionale Erpressung. Er macht sein Überleben von dir abhängig und überträgt dir die Verantwortung. Puh, das kann niemand tragen. Er ist für sich verantwortlich, du für dich.

    Ich glaube, er braucht mich, um den normalen Teil seines Lebens aufrecht zu erhalten. Morgens aufstehen, zur Arbeit gehen. Rechnungen pünktlich überweisen. Geburtstage nicht vergessen. Sowas. Wir waren schon früher füreinander der Fels in der Brandung. Und ich wäre es ihm so gern weiterhin.

    Und auch das, war in meiner Beziehung genauso. Nur, dass das Co Abhängigkeit ist, habe ich damals nicht gewusst. Ein Fels in der Brandung, das habe ich mir immer gewünscht. Das ist ein nasser Alkoholiker nicht. Ein Fels in der Brandung ist jemand, der sein Leben eigenverantwortlich in die Hand nimmt und einen unterstützt, wenn es bei einem selbst mal stürmisch wird. Wir können den anderen ihre Päckchen nicht abnehmen.

    Was mir hier geholfen hat, ist den Fokus radikal auf mich zu legen: was brauche ich, damit es mir gut geht? Und was kann ich dafür tun? Ich bin mittlerweile getrennt. Es war die schwierigste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Es ging auch nicht von heute auf morgen. Dennoch war es die beste Entscheidung, die ich in der Situation treffen konnte.

    Denke nicht für ihn, und was du glaubst, dass für ihn die beste Entscheidung sei. Die darf er selbst treffen. Finde für dich, was DU willst. Du musst ihn auch nicht um Erlaubnis fragen, eigene Entscheidungen zu treffen.

    Alles Gute,

    Kintsugi

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

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