Julia - Ich werde gerade wach

  • Die Frage ist, was willst du als Konsequenz daraus ziehen oder was erwartest du dir. Höchstwahrscheinlich wird er weiter lügen und es nicht zugeben. Und was willst du dann machen?

    Oder er gibt es zu, sieht aber keinen Grund etwas zu ändern und will weitertrinken.

    Dann musst du auch überlegen, was du dann machen willst. Du kannst ihm nicht helfen, wenn er nicht selbst aufhören will.

    Dann kannst du nur versuchen, dich abzugrenzen. Dich nicht zu ihm ins Auto setzen etc. Und lass am besten deine Söhne nicht mehr mit ihm im Auto mitfahren.

  • Hallo Morgenrot,

    Hallo Panama,

    ich danke euch für eure Worte. Ich weiß, am Ende liegt es an mir was zu tun, aber eure Erfahrungen sind sehr viel Wert und holen mich bei Zweifeln in die Realität zurück.

    Ich werde ihn wohl auf seinen Konsum ansprechen müssen, da ich nicht möchte, dass meine Kinder mit ihm Auto fahren.

    Gestern Abend habe ich auch schon mit meinen Kindern gesprochen. Der Große (18) war garnicht verwundert und sagte mir, dass er eh die ganze Zeit nicht verstehen konnte, warum ich ihn von seinem Vater abholen lasse wenn er bei seiner Freundin ist, weil immer wenn er in das Auto steigt, würde er seine Fahne riechen. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Aber es war gut, dass er es mir gesagt hat.

    Mein Kleiner (14) hatte schon eher ein Problem damit. Er weiß nicht, was er sagen soll wenn sein Vater mit ihm irgendwo hin fahren will. Er konnte auch nicht verstehen, dass sein Papa ein Alkoholproblem hat, weil er ja nicht besoffen rumfällt und er es nicht riechen würde, weil er garnicht weiß wie Alkohol riecht. Ich erklärte es ihm dann an Verhaltensbeispielen von seinem Vater und dann war es für ihn total einleuchtend. Immerhin ist er meist der Leidtragende. Ich habe versucht ihm alles kindgerecht zu erklären und aufgepasst, dass ich seinen Vater nicht schlecht rede. Am Ende war ich froh mit den Kindern darüber gesprochen zu haben.

    Konsequenzen werde ich noch nicht androhen, weil ich mir erst sicher sein muss, was ich wirklich durchziehen kann und will. Ich werde aber trotzdem schon aufhören seine Aufgaben zu übernehmen und versuchen nicht mehr auf seine Vorwürfe mir gegenüber einzugehen. Kein leichter Prozess, aber notwendig. Ich hatte schon immer viel Verantwortung, daher ist es für mich normal mich um andere zu kümmern und ich mach das auch gerne, aber das mit meinem Mann geht mittlerweile an meine Substanz und hat mich bereits krank gemacht.

    Ich werde mich für den Fall der Fälle vorbereiten. Ich suche meine Unterlagen zusammen, damit ich sie direkt griffbereit habe. Ich muss mich auch informieren, was mir zusteht wenn ich mir eine eigene Wohnung suchen müsste, weil ich es mir nicht so einfach finanziell leisten kann. Eigentlich habe ich schon eine Vorstellung davon, was ich will und was ich nicht will, aber es umzusetzen ist nochmal ein anderer Schritt. Auch wenn ich momentan für eine Trennung bin, weil ich befürchte das alles nur noch schlimmer wird, gibt es ja auch immer noch eine emotionale Ebene. Wir sind schon 29 Jahre zusammen, davon 19 Jahre verheiratet. Das streift man nicht so einfach ab.

  • Ach noch was.... ich weiß ja, dass er alkoholisiert Auto fährt. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Auch wenn meine Kinder und ich nicht bei ihm ins Auto steigen, ist er ja eine Gefahr für andere. Er trinkt ja immer nur so viel, dass er meint es merkt keiner. Vielleicht merkt es auch niemand? Auch wenn er den Pegel so hält, dass er es irgendwie schafft von A nach B zu kommen. Was ist wenn er sich da verschätzt und etwas passiert? Ich weiß nicht wie ich das mit meinem Gewissen vereinbaren soll. Wie seid ihr damit umgegangen bzw. wie geht ihr damit um?

    Ich habe manchmal den bösen Gedanken ihn anzuschwärzen. Hattet ihr auch solche Gedanken?

  • Liebe Julia, ich halte das nicht für einen bösen Gedanken, ich könnte es mit meinem Gewissen nie vereinbaren zu wissen, wenn jemand mit Alkohol im Blut Auto fährt.

    Er könnte jemanden töten oder für immer an den Rollstuhl binden, er könnte Leben zerstören und du hast es gewusst.

    Als Kind habe ich mit im Auto gesessen, es ist nie etwas passiert, was ich bis heute für das reinste Wunder halte.

    Verstanden habe ich es nicht, es war einfach der aggressive unsichere Fahrstil, ich hatte oft solche Angst!

    Diese Angst hab ich mit genommen und Auto fahren war immer eine gewisse Hürde für mich. Eins der zahlreichen, etwas besser greifbaren Beispiele dafür, wie viel es eben doch mit den Kindern macht und das auf Dauer.

    Liebe Grüße, Lea (EKA)

  • Hallo Julia,

    Ich reagiere jetzt aus dem „ Bauch“ raus ; mich hat dein Gespräch mit deinen Kindern gestern über das Trinken deines Mannes richtig geärgert. Nicht, das mit den Kindern gesprochen wurde sondern dass

    z u e r s t mit den Kindern gesprochen wurde.

    Sobald ich seine Abhängigkeit auf den Tisch bringe, wird sich schlagartig etwas ändern nehme ich an

    Ich denke, die Kindern werden es schon merken lassen.

    Ich werde ihn wohl auf seinen Konsum ansprechen müssen, da ich nicht möchte, dass meine Kinder mit ihm Auto fahren.

    Das hast Du ja nun getan, allerdings nicht dem Betroffenen.

    Da die Kinder nun w i s s en , der Große ja schon länger - ohne bisher darüber zu sprechen- ,

    werden sie auf ihren Vater reagieren m ü s s e n bei entsprechender Gelegenheit.

    Der Große (18) war garnicht verwundert und sagte mir, dass er eh die ganze Zeit nicht verstehen konnte, warum ich ihn von seinem Vater abholen lasse wenn er bei seiner Freundin ist, weil immer wenn er in das Auto steigt, würde er seine Fahne riechen.

    Ja, warum ist ein junger Erwachsener in ein Auto gestiegen trotz Fahne des Fahrers…

    Und jetzt weiß er es ja, hat es von Dir bestätigt bekommen im Gespräch gestern……und nun wird er nicht mehr einsteigen ?????? Seine Wahrnehmung wurde e n d l i c h bestätigt.

    Ach noch was.... ich weiß ja, dass er alkoholisiert Auto fährt. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Auch wenn meine Kinder und ich nicht bei ihm ins Auto steigen, ist er ja eine Gefahr für andere

    Sprich mit Deinem Mann.

    ich überlege ob und wann ich meinen Mann mit meinem Wissen um seinen Alkoholkonsum konfrontieren sollte.

    Bisher war ich eher immer zurückhaltend und habe nur Andeutungen gemacht.

    Und dann kannst Du reagieren.

    Tut mir leid, wenn ich jetzt „ angreifend“ rüberkomme.

    Aber, hinter dem Rücken eines engsten Familienmitgliedes, dessen - wahrscheinlich bzw. mit großer Sicherheit- Alkoholproblematik und die Folgen zu thematisieren ist für mich nicht nachvollziehbar.

    Das macht mich als Alkoholikerin zutiefst betroffen und als EKA triggert es höchst unangenehme Gefühle hoch. Aber das macht es ja mit mir, vielleicht ist Dein Mann da ja toleranter…….

    Dagmar

  • Aber das macht es ja mit mir, vielleicht ist Dein Mann da ja toleranter

    Ehrlich gesagt ist es doch wurscht was es mit ihrem Mann macht. Es geht hier um sie und die Kinder. Auf die Reaktion des Mannes würde ich mich nicht konzentrieren. Es geht darum die Kinder zu schützen und dafür ist jetzt der Weg geebnet.

    Als ich herausgefunden hatte, dass mein Ex mit unserer Tochter betrunken gefahren ist, habe ich mit ihm geredet und auch gesagt, dass ich überlege ihn anzuzeigen (geht nachträglich übrigens nicht). Was er gemacht hat? Mir gedroht mich zu verlassen wenn ich das tue.

    Ich bin zur Polizei und habe seine Automarke genannt. Damit die Wahrscheinlichkeit steigt, dass er kontrolliert wird. Sie müssen ihn halt auf frischer Tat ertappen. Daher könntest du die Polizei anrufen, wenn du weißt, dass er gerade betrunken ins Auto steigt und du zB das Ziel kennst.

    Ich bin mittlerweile getrennt und mische da nicht mehr mit. Es ist seine Verantwortung, ich kann weder ihn noch die anderen potentiell gefährdeten schützen. Aber schweigen muss ich auch nicht, wenn ich es mitbekomme.

    Alles Gute für deinen Weg!

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Ich finde auch, du musst schnellstmöglich mit deinem Mann sprechen und ihm sagen, dass du nicht mehr willst, dass die Kinder mit ihm Auto fahren! Ansonsten bringst du die Kinder, vor allem den 14-jährigen, in eine unmögliche Situation. Natürlich hat er ein Problem damit, denn genau, was soll er denn zu seinem Vater sagen, wenn der mit ihm irgendwo hin will?

    Du musst die Verantwortung übernehmen und deinem Mann ne klare Ansage machen, dass die Kinder nicht mehr mit ihm fahren werden.

    Und ich würde gucken, dass du für die Kinder und dich schnellstmöglich einen Termin bei einer Suchtberatungsstelle bekommst. Vielleicht gibts auch Selbsthilfegruppen für Kinder/ Familien in eure Nähe. Gerade der 14-jährige wird bestimmt Hilfe brauchen. Und du eben auch, wie du und die Kinder mit der Situation umgehen können.

    Eine Trennung muss übrigens nicht für immer sein. Du könntest deinen Mann auch erstmal bitten zu gehen, um Abstand zu gewinnen und selbst zur Ruhe zu kommen.

    Die anderen Schritte, finanzielle Klarheit gewinnen, Unterlagen zusammensuchen, finde ich wichtig für den Anfang. Erstmal einen Überblick gewinnen und für dich ins Handeln kommen.

  • Ich reagiere jetzt aus dem „ Bauch“ raus ; mich hat dein Gespräch mit deinen Kindern gestern über das Trinken deines Mannes richtig geärgert. Nicht, das mit den Kindern gesprochen wurde sondern dass

    z u e r s t mit den Kindern gesprochen wurde.

    Das habe ich bei Julia anders gelesen. Sie hat es ihrem Mann schon versucht mitzuteilen, dass ihr etwas aufgefallen ist - nur eben verklausuliert. Vielleicht hätte eine Andeutung einem empfindsamen Menschen auch genügt, darauf eingehen zu können. Lange genug leben beide ja zusammen, da kennt man sich gegenseitig vermutlich ein bisschen, so dass situative Andeutungen für eine Reaktion des anderen schon reichen.

    Danach waren nun die Kinder dran, ins Wahrnehmungsbild der Mutter gesetzt zu werden.

    Zum Punkt unter Alkoholeinfluss Auto fahren. Wenn sich derjenige in meinem Beisein betrinkt und dann ans Steuer will und dann verhindere ich es nicht, dann wäre ich mit dran, wenn etwas passiert. Sonst ist es Aufgabe der Polizei - Gefahrenabwehr.

    Was eigene Kinder betrifft: Nachdem ich mit ihnen über das Thema Suchterkrankung gesprochen habe, würde ich sie ermuntern, sich alternative Transportmöglichkeiten zum "Vater-Taxi" zu organisieren (mit 18 Jahren gehört das auch zum Thema selbst schon erwachsen sein, Eigenverantwortung für eine Strecke von A nach B) und natürlich mit meinem Mann insgesamt noch mal über das Thema Alkohol und am Steuer sitzen sprechen.

  • Das habe ich bei Julia anders gelesen. Sie hat es ihrem Mann schon versucht mitzuteilen, dass ihr etwas aufgefallen ist - nur eben verklausuliert. Vielleicht hätte eine Andeutung einem empfindsamen Menschen auch genügt, darauf eingehen zu können. L

    Warum sollte er auf Andeutungen eingehen……zumal sie ihn ja immer wieder den 18 jährigen abholen ließ!!!! Also ist er - und das muss er ja dann so annehmen -unentdeckt- geblieben.

    und natürlich mit meinem Mann insgesamt noch mal über das Thema Alkohol und am Steuer sitzen sprechen.

    sie hat noch nie Klartext 🤔mit ihm gesprochen, noch nie gesagt dass sie seine Flasche (n) findet und gefunden hat, noch nie gesagt : Du, ich habe ein großes Problem mit deinem - heimlichen - Alkoholkonsum und kann und mag damit nicht leben.

    Und natürlich geht fahren unter Alkohol gar nicht. Jederzeit kann es einen Unschuldigen treffen.

    Aber all das führt am Thema hier vorbei, ich werde dazu nichts mehr äußern.

  • Dagmar ,

    ich habe bei Julia auch nicht gelesen, dass sie mit ihrem Mann nun gar nicht mehr sprechen will, sondern sie noch überlegt, wie sie es beim nächsten Anlauf angeht.

    Anregungen und Strategievorschläge gibt es ja auch noch bei Suchtberatungsstellen, die ja auch schon erwähnt wurden.

    Panama ,

    als 14jähriger könnte man auch schon allein in öffentlichen Verkehrsmitteln fahren; er ist eben nur noch nicht volljährig.

  • Keine Ahnung, wie das da in der Familie so läuft.

    Wenn aber der Vater zu dem 14 jährigen sagt, komm, wir fahren mal eben zu xy, dann ist das sehr viel Verantwortung und schwer für einen 14 jährigen zu sagen, nein, ich Steig nicht zu dir ins Auto. Schon gar nicht, wenn die Mutter nicht vorher ne klare Ansage an den Vater gemacht hat.

  • Hallo,

    ich habe damals meinem ersten Mann viele Ansagen gemacht, mit ihm geredet und all sowas. Geändert hat sich nichts, er hat immer alles abgestritten, mich als die blöde Zicke hingestellt und meine Gefühle und Wahrnehmungen als Schwachsinn und "du bist übergeschnappt" hingestellt. Das ist ganz oft so, eine Art Muster, wie ein nasser Alkoholiker reagiert.

    Es hat nix genutzt ihm Chancen zu geben oder sonstwas. Das alles hat mich nur enorme Kraft gekostet. Und ich denke heute, warum habe ich denn immer Rücksicht auf ihn und seine Gefühle genommen? Er hat das umgekehrt ja auch nicht gemacht. Er hat sein Sucht-Ding durchgezogen.

    Julia, ich finde es sehr gut, dass du mit deinen Kinden geredet hast. Auch wenn zumindest der Große schon sowas wusste ist es jetzt klar zwischen euch und die Kinder verstehen wahrscheinlich vieles an deinem und auch am Verhalten des Vaters besser.

    Jetzt ist es wichtig, weiter in's Handeln zu kommen. Zum Beispiel dass sie auch nicht mehr im Auto mit ihm fahren. Das zeigt deinem Mann ja ein Stoppschild. Alles andere ist ein Verdecken seiner Sucht und er sieht keinen Grund, was zu ändern. Ob er allerdings trotz des Stoppschildes was ändert weiß man auch nicht. Aber es zeigt ihm auf alle Fälle eine Grenze.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Panama ,

    da gebe ich dir recht, dass insbesondere der 14jährige für eine neue Positionierung Unterstützungsbedarf haben könnte.

    Liebe Julia,

    Du machst das schon - in Deinem Tempo und Deinen Etappen für Dich und die Kinder!

  • Hallo,

    ich habe hin und her überlegt, ob und wie ich hier schreibe. Das geschriebene Wort kann oft falsch interpretiert werden. Teile auszulassen oder abzukürzen geben oft ein anderes Blild.

    Es gab viele Reaktionen auf mein zuletzt Geschriebenes und ich habe überlegt wie ich damit umgehen soll und ob ich darauf antworten sollte.

    Ich schreibe hier allgemein ohne auf die einzelnen Reaktionen einzugehen.

    Ich habe mit meinen Kindern gesprochen bevor ich mit meinem Mann gesprochen habe. Dafür gab es Gründe die ich hier nicht alle erläutern möchte. Wenn man die Hintergründe nicht kennt, finde ich es vermessen so extrem darüber zu urteilen und Vorwürfe zu machen, auch wenn es aus dem Bauch heraus ist. Ich habe meinen Mann in dem Gespräch mit meine Kindern nicht schlecht geredet oder ihn "Alkoholiker" bezeichnet. Ich selber habe noch Probleme ihn als Alkoholiker zu sehen. Ich bin auch nicht auf alles eingegangen. Alles müssen die Kinder nicht wissen. Ich denke, jeder sollte seine Kinder soweit kennen um zu wissen, was er ihnen zumuten kann oder auch nicht.

    Meinem Jüngsten hat das Gespräch ganz gut getan. Das mit dem Papa was nicht stimmt hat er schon länger gespürt. Er kann sich schon lange nicht mehr auf seinen Vater verlassen und hat die Launen bisher immer auf sich bezogen. Er kann das Verhalten seines Vaters und auch meines nun besser verstehen.

    Mein 18jähriger Sohn ist nicht "ständig" mit meinem Mann unterwegs gewesen. Keiner von beiden Kindern. Da sich mein Mann seit einer Weile sehr wenig um das Familienleben kümmert, habe ich so gut wie alle Aufgaben übernommen, unter anderem auch das Fahren. Seit mein Sohn mir damals sagte, dass er bei meinem Mann eine Fahne riecht wenn er zu ihm ins Auto steigt, habe ich ihn von meinen Mann nicht mehr abholen lassen. Als ich jetzt nochmal mit meinem Sohn über dieses Thema sprach, wiederholte er es nur nochmal. Das habe ich vielleicht etwas zu ungenau beschrieben.Da ist wieder das Problem mit dem geschriebenen Wort...... man muss da höllisch aufpassen.

    Und zu der Feststellung/dem Vorwurf, dass mein Sohn trotzdem zu meinem Mann ins Auto gestiegen ist, muss ich sagen, dass es auch für einen jungen Erwachsenen nicht einfach ist sich gegen seinen Vater zu stellen.

    Wer mir jetzt den Vorwurf macht, ich hätte ihn nicht losschicken dürfen..... zu dieser Zeit hatte ich noch Probleme mit meiner Wahrnehmung. Mein Mann trinkt nie so viel, dass er lallend oder schwankend vor uns steht. Ich dachte immer ich übertreibe, bilde mir das alles nur ein. Man hat es auch nicht gerochen.

    Meine Kinder fahren so weit es geht mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn ich nicht fahren kann, aber wir haben bis vor Kurzem extrem ländlich gewohnt und da war es mit Bus und Bahn sehr schwierig.

    Glaubt mir, ich bereue erst jetzt aufzuwachen und der Realität ins Auge zu blicken. Aber ich arbeite an mir, meiner Wahrnehmung, meinem Mut mich dem Ganzen entgegenzustellen. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Und ich mache sicherlich auch weiterhin Fehler, aber ich tu was. Ich habe mich erst vor ungefähr einer Woche diesem Forum angeschlossen und meine Gedanken sind ein reines Durcheinander.

    Ich habe meinen Mann auf seinen Alkoholkonsum angesprochen. Ich habe alles auf den Tisch gepackt und ihm gesagt was ich denke. Ihm war es "scheissegal". Erst verließ er den Raum, dann kam er wieder rein und legte los. Es würde mir ja nicht um ihn gehen sondern nur um alle anderen. Ich erklärte ihm, dass ich nicht mehr da wäre, wenn es mir nicht auch um ihn gehen würde und dass ich ihm schon sehr oft (auch aufgrund seiner Depression) angeboten habe ihn zu unterstützen wenn er sich dazu entscheidet Hilfe anzunehmen. Er meinte weiter, dass es mir dann wohl nur um das Finanzielle geht. Er macht sich um die Zukunft Gedanken und ich wäre zu naiv und würde mich kein bisschen interessieren wie es die nächsten Jahre weitergehen soll. (Finanziell und auf dieser bösen Welt). Ich fragte daraufhin, ob er meint das sich irgendwas bessert wenn er jetzt zusätzlich ein Alkoholproblem hat, worauf er antwortete, dass es ja wohl kein Problem wäre wenn er ab und zu mal was trinkt. Das mit dem "ab und zu" habe ich gleich ausgeräumt und ihm gesagt, dass ich weiß dass er viel zu viel trinkt und um welche Menge es geht. Auch auf den Alkohol in seiner Arbeitstasche habe ich ihn angesprochen und auf die Befürchtung, dass er alkoholisiert Auto fährt. Er sagte, dass er "noch" nicht auf der Arbeit trinkt. Er würde erst trinken bevor er ins Haus kommt. Er würde sich dann mal 10 Minuten Pause gönnen. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich nicht möchte, dass die Kinder mit ihm Auto fahren. Dazu hat er nichts mehr gesagt. Es wurde noch so vieles gesagt, was ich garnicht alles zusammenbringe.

    Das Gespräch war dann nach kurzer Zeit beendet. Ich habe ihm nochmal gesagt, dass ich ihn unterstütze sobald er einsieht, dass er Hilfe braucht und diese auch annimmt. Dann wies ich ihn auf eine Teilnahme bei einer Selbsthilfegruppe hin.

    Mit genau dieser Reaktion habe ich gerechnet und ich war darauf vorbereitet. Wie immer sind bei ihm Tränen geflossen und auch wenn es mich innerlich zerrissen hat, habe ich nicht darauf reagiert. Und ohne überheblich zu sein, möchte ich sagen, dass ich stolz auf mich bin, weil ich mich von meinem Standpunkt nicht habe abbringen lassen. Er konnte mich dieses Mal nicht einlullen. Ich bin wieder einen Schritt weiter.

  • Auf das Thema "Autofahren" werde ich ihn nochmal speziell ansprechen. Ab morgen ist das Auto erstmal in der Werkstatt und ich habe somit etwa eine Woche Zeit mir was zu überlegen. Ich habe ihm jedenfalls schonmal nahegelegt eher Bus und Bahn zu fahren. Falls er darauf nicht eingeht, werde ich wohl eine andere Möglichkeit finden müssen ihn vom Fahren abzuhalten. Auch wenn er sagt, dass er nichts trinkt wenn er fährt, so fällt es mir doch schwer es ihm zu glauben.

  • Hallo Julia,

    ich bin EKA, also erwachsenes Kind eines alkoholkranken Elternteils. Ich wollte, mit mir hätte damals jemand geredet. Und es wäre mir auch völlig wurscht gewesen, mit wem vorher geredet oder nicht geredet wurde. Als Mutter machst du es so gut es nur irgend geht, denn keiner steckt in deinen Schuhen.

    Die Reaktion deines Mannes liest sich fast wörtlich hier quer durch den Angehörigenbereich in vielen Threads. Es sind immer diesselben Ausreden, Schwüre, Tränen, Aggressionen, Versprechungen, Verleugnungen usw. usw.

    Denk dir deinen Teil und leg den Fokus auf dich und die Kinder.

    Falls mit deinem Mann nochmal das Gespräch auf Selbsthilfegruppe kommt: Bitte erzähle ihm auf keinen Fall hier vom Forum. Es ist jetzt DEINE Selbsthilfegruppe. Sag ihm nicht, daß du hier bist, sonst spioniert er dir vielleicht nach.

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Denk dir deinen Teil und leg den Fokus auf dich und die Kinder.

    Falls mit deinem Mann nochmal das Gespräch auf Selbsthilfegruppe kommt: Bitte erzähle ihm auf keinen Fall hier vom Forum. Es ist jetzt DEINE Selbsthilfegruppe. Sag ihm nicht, daß du hier bist, sonst spioniert er dir vielleicht nach.

    Viele liebe Grüße, Linde


    Ich werde ihm nichts von der Gruppe erzählen und ich hoffe er kommt nicht von alleine darauf. Ich sehe diese Gruppe auch als MEINE Gruppe, daher werde ich seinen Focus erst garnicht auf eine Online Gruppe lenken.

    Vielen Dank für deine Worte, Julia

  • Das hast du super gemacht!!

    Für deine Kinder ist das alles auch unfassbar schwierig, genau wie für dich.

    Hallo,

    ich fühle mich auch gerade wirklich erleichtert. Ich habe es ausgesprochen und das Gefühl, dass es mir damit besser geht. Es ändert erstmal nicht viel, aber mein Mann weiß, dass er es nicht verbergen kann.

    Ich werde meine Kinder nicht aus dem Blick lassen und ihnen immer zuhören. Und sobald ich das Gefühl habe, dass wir Hilfe von aussen benötigen, werde ich nicht lange warten. Jetzt muss sich das alles erstmal setzen, aber ich bleibe dran. Dadurch, dass mein Kleiner aufgrund seiner Ängste schon in Therapie war, scheue ich davor nicht zurück. Es hilft nicht nur den Kindern, sondern auch mir tut es gut zu reden.

    Viele Grüße und danke,

    Julia

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