• Hallo zusammen

    Ich bin 50 Jahre alt und seit 9 Jahren mit meinem Partner zusammen. Ich weiss eigentlich seit Beginn unserer Partnerschaft, dass er gerne bis zur Besinnungslosigkeit trinkt. Ich habe schon einige unschöne Situationen erlebt, die er im Vollrausch getan hat. Ich denke, ich habe dieses Thema einfach verdrängt. Am Anfang habe ich mitgetrunken, bis meine Kinder irgendwann mal einen Kommentar gebracht haben, ob wir es denn nicht etwas übertreiben würden. Seit diesem Moment versuche Ideen zu bringen, dass er z. B. unter der Woche nicht zu trinken, oder nur 1-2 Bier anstatt 4 Liter, und dann noch Wein und Schnaps und noch einen Schlummerbecher...es ist nicht jeden Tag so viel, aber wenn er in Gesellschaft ist, trinkt er literweise. Einmal im Jahr trinkt er einen Monat lang nichts, aber der Rest vom Jahr gibts eigentlich keinen Tag, ohne mindestens 1 Bier. Und weil ich nicht mehr mittrinke, geht er halt zum Kollegen, ins Feuerwehrmagazin, oder mit seinen Arbeitskollegen. Ich bin oft oder meistens am Abend daheim, da wir einen Hund haben. Er ist oft unterwegs am Abend, (Turnverein, Feuerwehr etc.). Wenn ich dann mal am Abend wegmuss, rennt er kaum bin ich weg, ins Restaurant und lässt sich vollaufen...wir hatten schon so oft Streit, ich mag einfach nicht mehr...ich habe ihn sehr gerne, aber bei jedem Vollsuff bin ich so unsagbar enttäuscht und traurig. Letztes Wochenende hat er von Freitagabend beim Kegeln getrunken, dann war er den ganzen Tag bis morgens um 2 mit dem Turnverein unterwegs am feiern, war stockbetrunken und am Sonntag gings mit dem ersten Bier um 9.00 Ihr mit dem Fussballverein weiter. Ich verstehe es einfach nicht und ich habe keine Kraft und Energie mehr.

  • Hallo Lulu,

    herzlich Willkommen hier bei uns in der Gruppe.

    Ich habe dir ein eigenes Thema eröffnet.

    Richtig gut ist, daß du selber aufgewacht bist und aufgehört hast mitzutrinken!

    Du bist rechtzeitig ausgestiegen, das ist echt wichtig.

    Dein Mann scheint keine Einsicht zu haben, oder will er auch etwas ändern?

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Lulu,

    das hört sich grässlich an. Ich glaube, so möchte kein nicht abhängiger Mensch sein Leben verbringen.

    Das Problem ist dabei: Du kannst noch so viele Ideen haben (nur in der Woche usw), das bringt nichts.

    Selbst wenn er diese Ideen selbst hätte, wäre es genau so sinnlos, denn so wie Du Deinen Partner beschreibst, ist er bereits über eine gewisse Grenze hinaus und Alkoholiker können leider nicht kontrolliert trinken.

    Was kannst Du tun,damit es Dir und den Kindern besser geht?

    Was liegt in Deiner Macht sozusagen?

    Was Dein Mann tut, kannst Du wohl nicht beeinflussen.

    Falls Du Dich regelmäßig austauschen möchtest, lass ich Dir mal den Bewerbungslink für den offenen Bereich da.

    LG Cadda

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

  • Vielen Dank für die Aufnahme. Beim durchlesen der Geschichten, sind mir die Augen noch mehr aufgegangen und es ist eine riesengrosse Erleichterung zu wissen, dass ich nicht alleine bin. Ich habe mich entschlossen, mich von meinem Partner zu trennen. Mein schlechtes Gewissen ist aber die Hölle. Ich dachte immer, er ist meine grosse Liebe, war es auch und es fällt mir so schwer, ihn loszulassen, habe das Gefühl, ihn fallen zu lassen. Und ich denke, er wird jetzt auch fallen, bis ganz runter. Aber all das reden, und bitten und betteln nützt einfach nichts. Es ist schwer, zuzuschauen, wie ein geliebter Mensch sich selber zu Grunde richtet... Danke, dass ich hier sein darf❤️

  • Guten Morgen Lulu,

    Du musst kein schlechtes Gewissen haben, dass Du ihn fallen lässt. Dein Handeln ist nur eine Konsequenz aus SEINEM Verhalten. Er hat DIch doch im Grunde genommen fallen gelassen, indem er trinkt und sich keine Hilfe holt.

    Es ist schwer, das stimmt. Doch da solltest Du dringend umdenken, denn Dich trifft keine Schuld. Es liegt in seiner Hand, wie Du Dich verhältst.

    LG Cadda

  • Danke Cadda, Deine Worte brauche ich dringend. Ich hab wirklich im Moment das Gefühl, dass ich ein böser Mensch bin😭 Ich weiss aber jetzt schon, dass ich nichts dafür kann. Ich versuche auch, seine Trinkerei nicht persönlich zu nehmen, aber das ist furchtbar schwer. Vor ihm hatte ich eine 11jährige Ehe in der ich häusliche Gewalt erleben musste, gegen mich und meine Kinder. Es hat mich unsagbar viel Mut und Kraft gekostet, da wegzukommen, aber das ist eine andere Geschichte. Und nun bin ich wieder an dem Punkt null und habe Angst, nicht durchzuhalten und wieder auf seine Seite zu kippen und ihm helfen zu wollen. Es ist so schwer u i hadere mit mir, was ist denn an mir nicht richtig, warum wurde ich verprügelt, warum betrinkt man sich wenn ich neben dran sitze... Fragen, die ich wohl nie beantwortet haben werde. 😢

  • Hallo Lulu,

    Als ich damals noch getrunken habe und dazu noch im höchsten Maße co-abhängig war, habe ich meiner Therapeutin genau diese Frage gestellt. Warum gerate ich denn immer an solche Männer?

    Ihre Antwort war: weil Sie genau nach solchen Männern suche um ihre eigene Krankheit ausleben zu können.

    Ich meinte dann, dass diese Männer doch kein Schild auf der Stirn kleben haben "ich saufe, ich bin aggressiv".

    Aber heute mit klarem Kopf kann ich sagen, daß sie absolut recht hatte. Diese Männer, und nur diese Männer, haben etwas ausgestrahlt, was ich sehr anziehend fand und sie fanden mich aus dem gleichen Grund anziehend. Weil sich unsere Krankheiten wunderbar miteinander ergänzt haben.

    Erst als ich mich langsam auf den Weg der Genesung gemacht habe, konnte ich dieses kranke Muster erkennen.

    Und ich musste vor allem eines lernen: glücklich alleine zu sein. Ohne Partnerschaft.

    Vielleicht magst du dich ja auch weiterhin mit deiner Krankheit co-abhängigkeit auseinander setzen. Dann wirst du sehr viele Muster erkennen können.

    Du machst gerade alles richtig. ❤️

  • Da hast du nun schon so viel schlimmes erlebt und deine Kinder ja auch. Umso wichtiger, dass du dich erstmal um dich kümmerst! Nur wenn du gesund und stark bist, kannst du dich auch mit voller Kraft um deine Kinder kümmern. Umso wichtiger auch, dass du dir Hilfe suchst und vielleicht aufarbeiten kannst, wieso es so weit kommen konnte, dass du in so toxische Beziehungen geraten bist.

    Du bist wichtig und es wert, dass du auch von anderen wertgeschätzt wirst!

    Du kannst auch für dich Termine bei der Suchtberatung machen, mir haben die Gespräche dort sehr gut getan.

  • Vor ihm hatte ich eine 11jährige Ehe in der ich häusliche Gewalt erleben musste, gegen mich und meine Kinder. Es hat mich unsagbar viel Mut und Kraft gekostet, da wegzukommen, aber das ist eine andere Geschichte.

    Und genau das zeigt eben Deine eigene Krankheit, die Co-Abhängigkeit.

    Du bist emotional gebunden und schaffst es nicht rechtzeitig zu gehen, obwohl Du weißt, dass Du Dich und die Kinder schützen solltest. Deshalb ist es gut, dass Du nun hier bist. Dass Du nicht auf Deinen Partner schaust, denn dem kannst Du nicht helfen, sondern eben auf Dich selbst.

    Es sind so viele hier, die Co-Abhängig sind. Nicht alle Partner von Alkoholikern sind co. Viele gehen eben auch, weil sie es sich selbst nicht mehr zumuten möchten. Diejenigen, die eben nicht gehen (können) sollten lernen, was sie tun können, um sich abzugrenzen.

    Co-Abhängigkeit besteht ja auch nicht nur in Bezug zum Alkohol. Co-abhängiges Verhalten ist auch bei Partnern möglich, die nicht trinken, aber eben aggressiv sind (ob verbal oder körperlich) und Dich eben nicht gut behandeln. Grenzen erreichen und für sich selbst sorgen, darum geht es im Kern und da kannst Du nur bei Dir selbst schauen, nicht mehr bei ihm.

    Jedenfalls kannst Du Dich von der Schuld frei machen, ihn im Stich zu lassen, wenn Du gehst.

    Schaue lieber nach der Schuld Dir und den Kindern gegenüber, wenn Du nicht gehst.

    Das ist nicht als Vorwurf gemeint (ich bin selbst zu lange in unerträglichen Situationen geblieben, sowohl als Alkoholikerin damals und auch als Co-Abhängige). Es ist nur als Denkanstoß gemeint.

    LG Cadda

  • Huiii, dieser Denkanstoss hat gesessen. Noch nie habe ich über so etwas nachgedacht, oder war mir dessen bewusst. Ich danke Euch für diese Worte und dass Ihr mir die Augen noch weiter öffnet. Bei mir laufen grad mal die Tränen wie bei einem Wasserfall. Und ja, es wird das beste sein, mich mal um mich zu kümmern und mir Hilfe zu holen. Eure Worte stärken mich, diesen Schritt endlich zu machen. MERCI❤️

  • Und ja, es wird das beste sein, mich mal um mich zu kümmern und mir Hilfe zu holen

    Das hast Du bereits getan!

    Du bist hier. Damit hast Du Dir schon mal Hilfe geholt. Du hast Dich um eine Selbsthilfegruppe bemüht und einsichtig bist Du noch dazu!

    Beste Voraussetzungen liebe Lulu :)

  • Vielen Dank für die Aufnahme. Beim durchlesen der Geschichten, sind mir die Augen noch mehr aufgegangen und es ist eine riesengrosse Erleichterung zu wissen, dass ich nicht alleine bin. Ich habe mich entschlossen, mich von meinem Partner zu trennen. Mein schlechtes Gewissen ist aber die Hölle. Ich dachte immer, er ist meine grosse Liebe, war es auch und es fällt mir so schwer, ihn loszulassen, habe das Gefühl, ihn fallen zu lassen. Und ich denke, er wird jetzt auch fallen, bis ganz runter. Aber all das reden, und bitten und betteln nützt einfach nichts. Es ist schwer, zuzuschauen, wie ein geliebter Mensch sich selber zu Grunde richtet... Danke, dass ich hier sein darf❤️

    Hallo Lulu, dieses schlechte Gewissen kenne ich nur zu gut. Auch nach mittlerweile 7 Monaten Trennung habe ich das immer noch. Allerdings habe ich mittlerweile auch gemerkt das es zumindest bei mir keine Liebe mehr war sondern wohl eher Mitleid.

    Ich vermisse ihn als Partner nicht. Das ist nur die Wehmut über die guten Momente die man zusammen hatte. Und auch ich mache mir Sorgen was passiert wenn er es nicht schafft. Wer kümmert sich um ihn usw. .

    Aus diesem Gedankenkarussell komme ich leider auch noch nicht ganz raus.

    Ich wünsche dir viel Kraft.

  • Danke an Euch alle für Eure Worte. Ich bin froh, hier zu sein und merke nach knapp einem Tag in diesem Forum, dass ich den richtigen Weg einschlage. Die Geschichten die ich lese, könnte ich geschrieben haben, es ist so krass diese zu lesen. Wie wenn mir jemand den Spiegel vors Gesicht hält. Wenn ich auf der Arbeit bin, ist es einfacher, aber wenn er nun Abends auf dem Sofa sitzt, wie ein Häuflein Elend und nicht weiss, was er denn nun mit sich anfangen soll, fange ich wieder an zu kippen. Meine Sachen sind fertig gepackt im Gästezimmer, ich warte nur noch aufs ok für eine Wohnung. Es bricht mein Herz, ihn so zu sehen und muss dann in meinem Hirn die Schublade mit den besonders üblen Erinnerung hervorholen. Er ist ein Herzensguter Mensch, war noch nie agressiv, erfüllt mir jeden Wunsch... Aber er spricht nicht, nicht über seine Gefühle, nicht über seinen Vater, der Alkoholiker war und mit 50 gestorben ist. Ich nehme an, er nimmt die Schuld auf sich, da er bei seinem Zusammenbruch nicht da war. Und dann ertränkt er das mit literweise Bier. Es tut mir leid für ihn, dass er alles hineinfrisst und denkt, es sei alles ok. Es ist so schwer...

  • Ach Mollyfisch, genau so ist es😭 warum kommen nun die schönen Momente in dem Vordergrund und warum dann die schlechten, wenn er im Vollrausch ist? Es ist zum heulen. Ja, es war nicht alles nur schlecht, aber eben viel... Und wieso habe ich das so lange verdrängt, obwohl ich es eigentlich von Anfang an gewusst habe. Ich kenne ihn ja schon seit der Schulzeit, er war mein heimlicher Schwarm. Aber wenn ich ehrlich bin, hab ich ihn schon vor unserer Beziehung immer nur mit einer Flasche Bier in der Hand getroffen. Ich zweifle manchmal an mir selber🙈 aber man denkt halt, ja der ändert sich für mich, weil er sagt ja immer, dass er mich liebt... Hmmmm

  • Liebe Lulu, das scheint ja der Klassiker zu sein. Vater Alkoholiker und so rutscht der Sohn da leider auch rein. Weil er in einem kranken Familiensystem groß geworden ist und wohl nichts anderes kennt. Kinder übernehmen das, was sie von den Eltern vorgelebt bekommen.

    Umso wichtiger für dich und deine Kinder aus dem System auszusteigen.

    Und denk daran, die Verantwortung dafür, dass er trinkt, trägt er ganz alleine. Nur er kann etwas verändern, aber das müsste er wirklich wollen.

  • Da ich schon fast alles gepackt und in die Garage gestellt habe, wird ihm langsam bewusst, dass ich es ernst meine. Ich bin mit Vollgas auf der Suche nach einer Wohnung. Sobald ich zuhause bin, versucht er mich einzulullen, sagt, er habe kein Alkoholproblem, er zittere ja "noch" nicht, er wolle für mich weniger trinken etc... Ich bin grad wieder am kippen, aber ich will nicht kippen😭 ich will mich lösen und aus diesem Hamsterrad raus. Mann, es ist so Kräfteraubend und traurig😔

  • Hallo Lulu,

    wenn Du samt Kinder ausziehen willst und die Sachen schon gepackt hast, dann bist Du schon sehr weit.

    Das solltest Du nicht mehr ausbremsen.

    Genau, lass Dich nicht einlullen!

    Lies Dir Deinen Vorstellungstext nochmal durch!

    Wenn jemand so viel wie er trinkt, dann ist ein Entzug nötig und die Umstellung der Freizeitaktivitäten. Dazu ist

    er anscheinend nicht bereit.

    Dein Partner will nur weniger trinken. Das funktioniert, meiner Meinung nach, nicht!

    Wie sieht es mit der Wohnungssuche aus, hast Du schon eine bestimmte Wohnung in Aussicht? Denn wenn Du

    schon die Kisten gepackt hast, gehe ich mal davon aus.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

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