maibisjuni - Endet mit der Trennung wenigstens die Co-Abhängigkeit?

  • Guten Abend,

    nachdem ich in diesem Forum sehr sehr viel gelesen habe, musste ich erkennen, dass sich meine Erfahrungen mit denen vieler Co-Abhängigen decken, und auch ich Co-abhängig, und unsere Kinder durch ihren Vater "Erwachsene Kinder eines alkoholkranken Elternteils" sind.

    Ich habe durch die Beiträge auch erkannt, dass ein Alkoholiker, der in den 'Kampf gegen die Sucht' NICHT mit dem Ziel "nie wieder Alkohol", sondern (insgeheim) eher mit "irgendwann kontrolliert Trinken" zieht, die Leidenszeit seiner Angehörigen als Co- Abhängige lediglich um weitere Jahre verlängert.

    Mein Mann ist daher auf meinen Wunsch aus unserem Zuhause ausgezogen.

    Und leider ist diese Trennung wohl für immer, was ich, nach fast 40 Jahren Beziehung, selbst noch gar nicht begreifen kann.

    Weil ich/wir vor kurzem noch euphorisch und voller Hoffnung waren.

    Aber, da auch sein letzter Versuch, sich vom Alkohol zu trennen, wieder nur auf mein Bitten und Drängen erfolgte, und der deswegen zu erwartende Rückfall in einem 7-tägigen Besäufnis endete, kann und muss ich solche naiven Hoffnungen wohl endlich und endgültig für immer aufgeben.

    Am traurigsten und von mir enttäuscht bin ich, weil ich soo unendlich lange für diese Erkenntnis benötigt habe.

    Meine Kinder meinen, sie hätten nie etwas mitbekommen, aber ich weiß was ihnen entgangen ist, weil ihre Eltern sich eben nicht unbeschwert vom Alkohol um sie kümmern konnten, wie sie es verdient hätten und ich es mir all die Jahre gewünscht habe.

    Hätte ich mich doch nur als sie noch klein waren zu früheren Überlegungen, durchringen können.

    Mein Mann ist nüchtern ein toller Mann und Vater.

    Der Alkoholkonsum machte ihn geistig abwesend und mich als Co-Abhängige angespannt.

    Das tut mir unendlich leid und macht mich wütend auf mich und meinen Mann, da ich die Zeit nicht zurück drehen kann.

    Ich schreibe diesen Beitrag für mich zur Erinnerung, weil ich, so unglaublich es ist, immer noch eine leise zarte Hoffnung in mir spüre.

    So blöd zu sein, ist wirklich unfassbar peinlich.

    Ich wähle in diesem Forum den Namen Hanna

    Danke für das Lesen und für die vielen Beiträge, die mir endlich die Augen öffneten.

    6 Mal editiert, zuletzt von maibisjuni (1. Mai 2023 um 20:30)

  • Hallo Hanna,

    herzlich Willkommen bei uns in der Gruppe.

    Eine Trennung nach so langer Zeit ist ein ziemlich einschneidendes Erlebnis, selbst wenn sie von dir ausgegangen ist. Ich kann gut verstehen, daß da noch leise Hoffnung ist. Nimm dir alle Zeit. Du wirst ja sehen, wie sich eure Wege entwickeln.

    Hier unser Bewerbungslink, bitte anklicken und folgen, dann wirst du fürs Forum freigeschaltet.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Guten Morgen,

    obwohl mein Mann während ihrer gesamten Kindheit getrunken hat, haben meine Kinder - "offiziell" - erst als Jugendliche/junge Erwachsene erfahren, dass ihr Vater Alkoholiker ist.

    Ich habe es ihnen erst erzählt, als sich mein Mann für eine Woche zur Entgiftung im Krankenhaus befand.

    Mir ist leider erst durch dieses Forum bewusst geworden, dass ich Co-Abhängige und meine Kinder EKA sind, und von den typischen Folgen betroffen sind.

    Ich würde gerne wissen, wie ich mit meinen Kindern darüber sprechen soll, ob/wie sich die Alkoholabhängigkeit ihres Vaters, auf sie ausgewirkt hat.

    Bisher sagen sie, sie hätten damals nichts gemerkt, da sie ja immer die ganze Zeit miteinander gespielt haben. (Vor unseren Kindern hat mein Mann auch nie Alkohol getrunken.)

    Tatsächlich haben sie immer miteinander gespielt, da was anderes (Ausflüge, abendliche Brettspiele mit beiden Eltern, ...) ja nicht möglich war.

    Ich glaube, dass auch meinen Kindern die Erkenntnis schwer fällt,, dass sie von der Alkoholkrankheit ihres Vaters evtl mehr betroffen sind, als man als Angehöriger wahrhaben will.

    Aber auf mich treffen alle beschriebenen Punkte der co-abhängigen zu und was dazu am Sonntag im Post von Liesel von Tara u. Morgenrot geschrieben wird, sehe ich auch bei meinen Kindern.

    Aktuell ist mein Mann seit einer Woche ausgezogen und bisher besteht keinerlei Kontaktaufnahme zueinander.
    Seit dem meine Kinder von der Alkoholabhängigkeit meines Mannes wissen, und das Thema präsenter ist, ist mein Mann mehrmals ausgezogen (einmal auch für 1,5 Jahre).
    Stets habe ich gehofft, dass er uns vermisst, und ernsthaft aufhören will.

    Tatsächlich hat er die Zeit aber wohl nur genutzt, um ungestört zu trinken.

    Während wir allein waren, haben meine Kinder nur wenige Male nachgefragt, wann Papa denn wieder kommt, hatten zu ihm jedoch keinerlei Kontakt.

    Es ist, als wenn meine Kinder mit dem Thema nichts zu tun haben wollen. Ist diese Distanzierung gut?

    Soll ich trotzdem mit ihnen darüber sprechen? Ob sie z.B. deshalb kiffen. (Gewarnt habe ich sie immer nur davor, Alkohol zu trinken.)

  • hallo,

    ich habe mal deine Themen zusammengefügt, sonst wird es zu unübersichtlich. Du kannst immer in deinem Thema bleiben.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo maibisjuni

    Die sogenannte Co-Abhängigkeit beruht auf unbewusst erlerntem Verhalten. Das verlernt man nicht einfach durch den Wegfall des Abgängigen.

    Ich würde an Eurer Stelle versuchen, das Thema mit einem Psychologen aufzuarbeiten oder zumindest in einer SHG für Angehörige von Alkoholikern zu thematisieren. Wichtig ist auf jeden Fall, offen darüber zu sprechen. Denn das Aussprechen ist die Voraussetzung für das Verstehen und letztlich auch das Verarbeiten.

  • Danke für die Antwort. Mir schießen sofort die Tränen in die Augen, wenn ich daran denke.

    Ich werde das für mich tun.

    Aber ich glaube, meine Kinder (Söhne) werden das für sich für nicht notwendig halten.

    Mädchen wären evtl eher bereit?

    Ich vermute, sie sind für mich froh, wenn ich handele , und Alkohol bei uns Zuhause keine Rolle mehr spielt.

    Sie haben mich oft traurig erlebt.

    Und haben sich irgendwann zurück gezogen. Zum Glück verstehen sie sich miteinander gut, vielleicht reden sie miteinander.

    Es ist alles so traurig.

  • Zitat

    Es ist, als wenn meine Kinder mit dem Thema nichts zu tun haben wollen. Ist diese Distanzierung gut?

    Wenn sie Abstand und Thema-Ausblenden als Schutzmechanismus noch brauchen, dann hat das seine Gründe.

    Wieso sie zum Psychologen schleppen?

    Zitat

    Ich würde an Eurer Stelle versuchen, das Thema mit einem Psychologen aufzuarbeiten oder zumindest in einer SHG für Angehörige von Alkoholikern zu thematisieren.

    Das halte ich für "drüber".

    Wie wäre es ihnen zu sagen, daß sie jederzeit zu dir kommen können, wenn sie mal Fragen haben. Also ein Gesprächsangebot machen, ihnen aber nichts aufdrängen.

    "Du bist ein armes EKA und gehörst zum Psychologen...", das ist genau der Weg, um zu erreichen, daß sie komplett dicht machen.

    LG, Linde (EKA)

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Bisher sagen sie, sie hätten damals nichts gemerkt, da sie ja immer die ganze Zeit miteinander gespielt haben. (Vor unseren Kindern hat mein Mann auch nie Alkohol getrunken.)

    Hallo maibisJuni,

    meinst Du, dass Deine Kinder ihre Aussage Dir gegenüber auf der Basis verzerrter Wahrnehmung machen?

    Ist es für Dich schlimm bzw. unglaubwürdig, wenn sie Dir sagen, dass sie sich nicht geschädigt fühlen, weil in ihrer Kindheit bestimmte Dinge wie gemeinsame Ausflüge nicht stattfanden?

  • meinst Du, dass Deine Kinder ihre Aussage Dir gegenüber auf der Basis verzerrter Wahrnehmung machen?

    Ist es für Dich schlimm bzw. unglaubwürdig, wenn sie Dir sagen, dass sie sich nicht geschädigt fühlen, weil in ihrer Kindheit bestimmte Dinge wie gemeinsame Ausflüge nicht stattfanden?

    Nein, es beruhigt mich, wenn sie keine schlechten Erinnerungen haben. Und ich glaube ihnen auch.

    Insgesamt haben sie wohl auch eine schöne Kindheit gehabt, da sie sich als Geschwister sehr gut verstanden haben, meine Eltern liebevolle Großeltern waren, und ich ja alles tat, um es auszugleichen.

    Natürlich hinterlässt es bei Kinder keinen Schaden, nur weil sie mit Ihren Eltern nur selten Brettspiele oder Ausflüge gemacht haben. Es ist auch nicht so, dass wir nie etwas unternommen haben.

    Es tut mir für die Kinder leid, dass sie vermutlich spürten, dass der Alkohol trinkende Elternteil zwar beim Ausflug, ... dabei ist, aber es eigentlich kaum erwarten kann, dass die "Veranstaltung", das "Brettspiel", ... bald vorbei und "überstanden" ist.

  • ich befürchte, dass mein Mann Desinteresse ausstrahlte, wenn er mit Gedanken beim Feierabendbier war, und die Kinder dies auch sich bezogen.

    Mein Mann war aber nie gemein oder gewalttätig gegenüber mir oder den Kindern.

  • "Du bist ein armes EKA und gehörst zum Psychologen...", das ist genau der Weg, um zu erreichen, daß sie komplett dicht machen.

    Da hast du bestimmt recht. Und wie oben geschildert, sind sie der Meinung eine schöne Kindheit gehabt zu haben.

    Tatsächlich bewusst ist ihnen die Alkoholabhängigkeit ihres Vaters auch erst seit 5 Jahren, als er das erste Mal aktiv war und zur Entgiftung im Krankenhaus war. Seit dem ist das Thema auch präsenter, da mein Mann seitdem mehrmals für eine Weile ausgezogen ist, oder seinen Rausch vor ihnen nicht mehr versteckte.

  • Ich habe jetzt seit 13 Tagen nichts von meinem Mann gehört.

    Ich weiß gerade nicht wie ich mich verhalten soll.

    Ich überlege den besten Freund meines Mannes anzurufen, ob er etwas von meinem Mann gehört hat.

  • Ich sitze wie auf Kohlen und warte darauf , dass etwas passiert und er sich meldet und wir überlegen,wie es weitergehen soll.

    Ich lese hier seit Tagen in den Berichteb bei den Angehörigen und bei den Alkoholikern und es hilft mir standhaft zu sein, aber es nimmt mir auch gleichzeitig fast die Hoffnung, dass es eine alkoholfreie gemeinsame Zeit gibt.

  • Hallo Hanna,

    wie ich gelesen habe, seid Ihr schon öfter getrennt gewesen. Einmal sogar 1,5 Jahre und dann immer mal wieder.

    Vielleicht ist es so, dass es einfach nicht (mehr) passt?

    Und willst Du wirklich in diese Partnerschaft zurück?

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Ja, eigentlich möchte ich mit meinem Mann weiterhin zusammen sein, nur der Alkohol soll endlich verschwinden.

    Ich denke mein Mann wünscht sich ebenfalls eine weiter Partnerschaft, aber der Alkohol sollte im Rahmen bleiben dürfen.

    Wenn er das könnte,dann wäre ich ja einverstanden, aber etliche Versuche in etlichen Jahren haben eigentlich gezeigt,dass das nicht klappt.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!