Smartie - Verliebt in einen Alkoholiker

  • Danke für all Eure Hilfe. Ich merke, das ich keine Beziehung mehr mit ihm eingehen will, bin hoffentlich emotional nicht umkippbar. Glücklicherweise vergeht noch etwas über eine Woche, bis er wieder zur Arbeit erscheint. Es ist leider im Moment nicht möglich, ihm ganz aus dem Weg zu gehen, aber ich möchte es so weit wie möglich versuchen....

  • Hallo liebe Forumsmitglieder, ich habe gerade einen Anruf von ihm erhalten. Er wollte mir mitteilen, das er aus der Klinik zu Hause ist und wir uns morgen auf der Arbeit sehen. Außerdem wollte er mich am Wochenende zum Essen und zum Spaziergang einladen. Ich wollte nicht und sagte das auch. Er fragte mich auch, ob ich den gar keinen Kontakt mehr will. Ich sagte glaube ich, das ich erstmal Abstand brauche. Und dann habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt und ihm gesagt, das es nichts mit Beziehung wird. Das hatte ich ihm ja bei einem Besuch in der Klinik schon Mal gesagt, aber die Begegnung dort war so schön mit zärtlichen Gesten etc., das meine Verliebtheit wieder stark durchkam und ich damals nicht mehr wusste, was ich wollte (was ich ihm dort in der Klinik auch sagte). Er fragte auch heute wieder nach dem "Warum" (nicht Beziehung). Ich erklärte ihm noch mal, das ich sehr unter seinem Absturz gelitten hätte (Todesängste um ihn vor ein paar Wochen). Dann sagte ich ihm auch heute ganz vorsichtig, das er mir zu oft abstürze und das er mir zu " nass" ist........Puuh, das fiel mir schwer, das zu sagen...War das richtig? Er sagte noch, was er denn noch machen sollte und ich kenne ja den Grund seines erneuten Abstürzes ( Begegnung mit der Ex- sie war ja auch seine Therapeutin in einer Klinik- er wollte Ihr ein Buch geben, in dem eine Schauspielerin beschreibt, warum sie trank und wie sie den Weg in die Trockenheit fand- er hoffte, das sie als Therapeutin versteht durch dieses Buch, warum jemand trinkt- sie warf es ihm in den Briefkasten zurück- angeblich kamen dadurch alte Erinnerungen welcher Art auch immer hoch........und die beschriebenen Bauchschmerzen.....

    Er fragte auch,ob wir uns auf der Arbeit den jetzt lieber aus dem Weg gehen sollten und ich sagte ja (nachdem er noch mal gefragt hatte, wie viel Zeit ich ihm den noch geben würde und ich noch mal sagte, das es doch endgültig ist. Er meinte dann noch resigniert, das er es ja schon kenne, von allen verlassen zu werden.

    Ich habe mich voll für meinen Verstand entschieden, Gefühle für ihn sind immer noch da.....Noch fühlt es sich "falsch" an ...Entschuldigt das Geschwafel, ich musste es einfach mal loswerden. Ein bisschen Angst habe ich auch, das er sich was antut, da er oft schon dachte, das Alles keinen Sinn mehr macht, er sagte seinerzeit aber, das er immer zu feige gewesen wäre, sich was anzutun. So hart es klingt,aber dann könnte ich das wohl auch nicht ändern und ich bin gerade da nicht die Richtige, um ihn diesbezüglich zu begleiten....Er ist sehr einsam ( typisch Alkoholiker, keine Freunde mehr), kann aber theoretisch morgen auf der Arbeit Probleme besprechen (wir sind ja ein spezielles Projekt mit Sozialpädagogen etc.). Außerdem hat er seine Selbsthilfegruppe....So, ich habe einfach drauf losgeschrieben und würde mich über wohlwollende Kommentare freuen....

  • Hallo Smartie,

    Meiner Meinung nach, hast du das richtige getan. Es ist keine Entscheidung gegen ihn, sondern eine Entscheidung FÜR dich.

    ich kenne ja den Grund seines erneuten Abstürzes

    Jeder hat die wahl in solchen momenten. Alles wieder hinzuschmeissen und zu trinken oder aber diese gefühle auch einfach mal auszuhalten und mit jemanden drüber reden.

    Es zeigt ganz einfach, dass er noch nicht soweit ist.

    Er meinte dann noch resigniert, das er es ja schon kenne, von allen verlassen zu werden

    Dann sollte er auch daran denken, warum das denn so ist. Das ist ein (unbewusster?) Manipulationsversuch. Er ist das arme Opfer, das immer verlassen wird.

    So einfach ist es aber nun mal nicht. Du schützt dich lediglich. Denn ein alkoholiker zieht nahestehende immer mit sich in den Abgrund.

    Ich kann mir gut vorstellen, dass es dir jetzr nicht gut geht. Aber das ist ehrlich gesagt nichts im Vergleich zu dem, wie es dir gehen würde, wenn du ihn weiterhin mit abstürzen an deiner Seite hättest und tief in die Spirale der co-abhängigkeit geraten würdest.

    Sei stolz auf dich, dass du diesen Schritt, auch wenn es weh tut, gegangen bist. Das zeigt sehr viel Stärke.

  • Hallo Smartie,

    ich finde, du hast das super gemacht. Da kannst du echt stolz drauf sein.

    Ganz klare Ansagen, das ist wichtig. Und du bist dabei geblieben, hast dich nicht weichklopfen lassen. Das ist gut so, dann merkt er, dass du es ernst meinst.

    Dass dein Herz jetzt verrückt spielt, gehört dazu. Das tut weh, du hattest ja deine Wünsche und Träume für dein Leben mit diesem Mann. Das loszulassen tut weh. Aber es würde noch sehr viel mehr wehtun, wenn du dich erstmal verstrickt hättest in diesem Suchtgefüge.

    Tu dir was Gutes. Dinge, Kleinigkeiten, die dir gefallen. Das lenkt ab und tut gut.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Smartie!

    Es war eindeutig die richtige Entscheidung. Und Du hast klar kommuniziert, dass es eine Beziehung mit

    ihm nicht geben wird.

    Das war richtig stark von Dir! Super!!!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Wow, die ersten Schritte sind gemacht! :thumbup:

    Per Telefon hat man ja quasi Sicherheitsabstand. Wenn ihr euch über den Weg läuft, wäre gut, vorher schon einen Plan zu haben, wie du dann handelst.

    Zitat

    Er meinte dann noch resigniert, das er es ja schon kenne, von allen verlassen zu werden.

    Sein Selbstmitleid bringt ihn nicht weiter. Es ist nur ein Manipulationsversuch, mehr nicht.

    Außerdem: Wenn er wirklich ein Traumprinz wäre, würden ihn nicht reihenweise die Frauen verlassen. Also hat das was mit IHM zu tun und nicht mit dir oder deinen Vorgängerinnen.

    Er hat vor Ort zig Ansprechpartner, du aber auch. Mach dir mal keinen Kopp, daß er sich was antut. Seine Sauferei ist schlimm genug. Die wenigsten tun sich was an. Sie drohen nur damit oder machen so Andeutungen, um die Partnerin weich zu klopfen.

    Hast du vor Ort Betreuer oder Ansprechpartner, die du mit ins Boot holen kannst?

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde66, ich sehe ihn morgen auf der Arbeit, unerwartet früher. Ich weiß nur, das ich beim Frühstück (die einzige gemeinsame Pausenzeit) nicht mit ihm an einem Tisch sitzen werde. Ansonsten Versuche ich mich, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Ich bin ja in der Küche, er macht handwerkliche Arbeiten. Leider müssen wir uns dabei häufiger über den Weg laufen. Mal sehen, ob ich mit mit Beschimpfungen o.ä. rechnen muss. Ich glaube eher nicht, aber wenn, dann weiß ich hoffentlich noch, das es der Situation geschuldet ist....manches persönliches würde mich aber doch treffen....

    Ja, ich habe Anleiterinnen und einen sozialen Dienst (gleich unsere Chefin) auf der Arbeit. Bei Problemen werde ich die ansprechen, die wissen eh' schon bescheid. Die sind natürlich auch seine AnsprechpartnerInnen sind....Aber ich würde es sogar gut finden, wenn er dort über seine Probleme reden würde...

    Ich habe eine ambulante Betreuerin von Außerhalb, mit der ich jederzeit reden kann....treffe sie 2x wöchentlich...

    Dann gibt es noch den Beirat, so was ähnliches wie ein Betriebsrat, zu dem ich aber selbst gehöre....

  • Hallo, ich wollte nur mal kurz schreiben, das die erste Wiederbegegnung mit ihm heute auf der Arbeit ganz gut verlaufen ist. Ein kurzes "Guten Morgen", zwischendurch ein "Hallo", ein paar Mal über den Weg laufen....das war's. Als er ging, trafen wir noch aufeinander und er wünschte mir ein schönes Wochenende, ich ihm auch. Er gab mir dann noch ein Lob (Du strahlst so, tat ich auch, da ich froh war, das Nichts böses kam....), das berührte mich zwar, ließ mich aber nicht wieder umkippen. Nun liegt ein schönes Wochenende mit meiner Familie (Mutter, Schwester, Bruder) vor mir....Wir sehen uns erst am Dienstag wieder, da wir beide immer Freitags frei haben und er Montags nicht arbeitet. Es ist auch gut, daß wir beide nur ca. halbtags arbeiten (er noch weniger), dann ist der Nachmittag zum Entspannen da. Ganz lieben Dank noch einmal für Eure Hilfe!

  • Hallo Smartie,

    das ist sehr gut gelaufen und freut mich für Dich!

    Wie schön, dass wir Dir so zeitnah helfen konnten!

    Auch in Zukunft solltest Du mit ihm ganz unverbindlich bleiben.

    Und wenn etwas ist, Du weißt, wo Du uns findest! ;) :thumbup:

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Nimm deine Beine in die Hand und lauf! Wenn er bis 60 nicht aufgehört hat, wird er das nun auch nicht mehr tun. Du wirst dich in einer Hölle wieder finden, wenn der Alltag eingekehrt ist. Ohne Alkohol sind all unsere (ex)Partner hier tolle Menschen. Aber mit Alkohol sind sie wie Abziehbilder alle gleich. Die Familie wird sich nicht abgewendet haben, weil es bei ihm anders ist. Wenn die eigenen Kinder ihn nicht zum Aufhören bewegt haben und er es vorgezogen hat weiter zu saufen und dann eben keinen Kontakt zu ihnen zu haben, wird er es für eine Frau nicht tun. So lieb und einfühlsam wird er dann auch nicht gewesen sein, wenn die Kinder mit ihm brechen. Er sucht unbewusst ein schwaches Opfer und findet es gerade in dir....

  • In vielem hast Du Recht Hope und ich habe ja gehandelt. Im Moment kann ich mir noch nicht mal eine normale Freundschaft mit ihm vorstellen, da bei jedem privaten Kontakt bei ihm Hoffnung auf Beziehung wieder aufkeimen könnte (und auch ich noch nicht ganz von den Gefühlen für ihn frei bin). Außerdem könnte ich auch als normale Freundin mit seinen Rückfällen nicht umgehen, hätte immer wieder Angst um ihn, das er stirbt etc.... Mit einem scheinst Du mir aber Unrecht zu haben: Ich bin in den letzten Monaten seit ca. Januar seelisch richtig gut drauf. Habe meine Ernährung geändert und auch sonst einiges für mich getan. Ich glaube, er hat mich eher als fast gesundeter Mensch mit Ausstrahlung und endlich nach Jahrzehnten wiedergewonnener Lebensfreude wahrgenommen denn als schwach.....Meine Umwelt nimmt mich jedenfalls so wahr und sagt mir das auch. Ich muss sehen, wie es weitergeht mit der Begegnung in unserem Arbeitsprojekt. Ich mag trotz der "Gesundung" noch nicht auf den ersten Arbeitsmarkt wieder wechseln, da ich Erfahrungen von Versagen/gekündigt werden habe...Notfalls werde ich diesen Weg aber gehen ..

  • Hallo, ich bin jetzt doch verwirrt in meinen Gefühlen. Heute morgen kam ich auf die Arbeit und er bat mich beiseite und wollte mir einen Blumenstrauß geben. Mir war nicht danach, ihn anzunehmen, ich sagte, ich bräuchte wohl Distanz und nahm ihn nicht an. Ich sagte auch, das ich keine privaten Treffen für gut halte, da dann wieder Gefühle entstehen könnten und er ja sonst wüßte, warum ich das auch nicht will. Er fand das schade ( ich hatte ihn ja mal gesagt, das ich solche Angst gehabt hätte, das er stirbt beim letzten Absturz). Soweit so gut. Ich ging wieder rein zur Arbeit, er verrichtete seine Dinge weiter. Dann wollte ich noch irgendetwas zu ihm sagen und ging noch mal raus zu ihm. Er sagte dann, das er auch nicht ehrlich zu mir gewesen wäre in Bezug auf das er seine Ex während unserer Kennenlernphase nicht aus dem Kopf bekommen hätte. Deswegen hätte er sich mit nicht so nähern können (er sagte ja 2x, er bräuchte noch Zeit) Außerdem würde er, so sinngemäß, darauf hinarbeiten, das ich mal wieder mit ihm spazieren gehe. Ich sagte ungefähr soetwas wie, ich brauche Abstand. Er fragte, wie lange und ich sagte "weiß ich noch nicht" .....Zu Hause hatte ich mir eigentlich vorgenommen zu sagen, das ich gar keine privaten Kontakte mehr will.....Jetzt stehe ich da, er sagte das alles so vorsichtig und zärtlich das ich ahne, das bei mir schon wieder emotional ausgeblendet wird, das er wieder anstürzen könnte......und wird!?

    Er meinte noch, ein Nachbar von ihm, der uns mal gemeinsam in einem Café gesehen hätte, meinte, ich wäre eine sympathische Person und wir würden gut zusammen passen. Als ich meinte, ich würde bei Beziehung zu ihm (wie auch immer, als normale Freundin oder als Partnerin) wieder nur Verantwortung übernehmen (und die hatte ich mir seinerzeit wirklich selbst genommen, indem ich wie wild nach Kliniken mit freiem Platz gesucht habe, mal wollte er beim letzten Absturz, mal nicht, das wusste er heute gar nicht mehr....) meinte er, das solle ich um Gottes Willen nicht tun und ablegen. Er wäre ja schlussendlich selbst mit Hilfe des Gesundheitsamtes, das er informiert hat seinerzeit beim letzten Absturz, selbst in die Klinik gegangen...Die Selbsthilfegruppe, bei der er gestern war, hätte sich Gesten auch auf sein Wiedersehen gefreut (er hatte da zuvor Konflikte). Er wußte auch, das er bei Abstürzen alle Leute mit reinreißt. Jetzt stehe ich da wieder mit meinen verwirrten Gefühlen, er sagte all das so zart und vorsichtig.....Er sagte auch, das er sich seinerzeit sehr über meinen Besuch in der Klinik gefreut hätte (wo ich schon Mal gesagt hatte, das es mit Beziehung nichts wird, dann doch ob zärtlicher Gesten nicht mehr wußte, was ich will...). . .m

  • Liebe Smartie,

    klar kannst du deine Gefühle nicht von heute auf morgen abstellen, aber daher ist es so wichtig, dass du dem Verstand folgst. Wenn er sich wirklich ändern will (für sich selbst), dann soll er das mal in Ruhe machen. Die Zukunft wird dann zeigen, wo es hingehen kann. Diese schmeichelhaften Rückholaktionen gehören zum Programm, lass dich davon nicht auf deinem Weg ablenken. Da musst du für dich konsequent einstehen.

    LG,

    Kintsugi

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Hallo Smartie,

    es war ziemlich absehbar, daß er mit Blümchen und lieben Worten ankommt. Hat ja die ganze Zeit auch schon funktioniert. Es ist für einen Alkoholiker einfacher, seine bewährte Co-Abhängige zu reaktivieren, als sich eine neue Co-Abhängige zu suchen.

    Du kannst dich jetzt wieder einlullen lassen, denn so paar Zärtlichkeiten am Arbeitsplatz scheinen ja irgendwie auch gut zu tun. Scheinbar reicht's dir noch nicht, oder doch?

    Ich wünsche dir gute Entscheidungen. Spätestens dann bei seinem nächsten Absturz.

    Es ist echt prima, daß du vor Ort gute Ansprechpartner hast und dich besprichst. :thumbup:

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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