Brettman - Sucht seit ca. 33 Jahren

  • ... ich bin ja schon in Therapie beim psychologischen Suchttherapeuten und natürlich haben wir den neuerlichen Rückfall bereits erörert. Jetzt will ich mich um einen stationären Therapiplatz kümmern, was ohne Rentenversicherung leider nicht so einfach ist und ein wenig vom goodwill der Krankenkasse abhängt. Aber vielleicht gibt es da ja doch Möglichkeiten. Dann habe ich mit meiner Frau diverse neue Strategieansätze erörtert, die es umzusetzen gilt. Zudem noch mal Kontakt zu einer anderen Suchtberatung aufnehmen, weil ich mit der ersten keine guten Erfahrungen gemacht habe. Und zu guter letzt werde ich nüchtern bleiben. Mehr fällt mir momentan nicht ein. Reale SHGs erstmal nicht, zumal mir dort schonmal gesagt wurde, SHGs helfen beim Trocken bleiben, aber nicht beim Trocken werden. Das beurteile ich natürlich nicht. Mit einem spirituellen oder christlichen Ansatz kann ich zudem nix anfangen und das wird auch so bleiben. Ach so, meine ganzen Suchtbücher wie z. B. das von Röhr lese ich noch mal, vielleicht habe ich beim ersten Mal irgendwas nicht verstanden. Das Blaue Buch hat mich etwas angestrengt, gebe ihm aber auch noch mal eine Chance.

  • Zitat

    Dann habe ich mit meiner Frau diverse neue Strategieansätze erörtert, die es umzusetzen gilt.

    Was meinst du damit?

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • - neue Sachen ausprobieren, um zu prüfen, ob einem doch etwas Spaß macht, was man nicht kennt,

    - wieder gemeinsam einkaufen, kochen, bewusste Ernährung,

    - wir reden ja schon immer oft und viel; früher gerne auch in der Kneipe. Plätze außerhalb eines Triggerepizentrums suchen, wo das auch geht,

    - mich mehr in die Gartenarbeit (haben einen KGV) einbringen (habe zwar auch schon immer mitgearbeitet, aber mehr so als Projektarbeit),

    - versuchen, an mehr gemeinsamen Interessen zu arbeiten,

    - die Tage abwechselungsreicher gestalten,

    - sich nicht mehr mit Leuten umgeben, die auch gut trinken, z.B. bei Gartenfesten (versteht sich zwar von selbst, haben das sonst aber gemacht, wobei ich die letzten Male auch immer nüchtern war),

    - den aus beruflichen Gründen erforderlichen Aufenthalt in meiner Zweitwohnung auf ein Mindestmaß reduzieren (ich trinke exessiv ohnehin nur ganz alleine und dort ist es dann natürlich besonders einfach)

    und noch ein paar andere Kleinigkeiten.

  • Klingt gut.

    Die Wohnung ist natürlich am gefährlichsten. Hoffentlich wirst Du da nicht vom Suchtgedächnis überrannt.

    Am Besten jetzt schon für eine andere Atmosphäre sorgen darin wenn die unbedingt nötig ist.

    Gruss WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Tag acht nüchtern und hierbei sogar ein Konzert schadlos überstanden. Blutdruck normal und Sportprogramm schneller wieder aufgenommen, als es nach Rückfällen üblich ist. Theoretisch bin ich fast wieder da, wo ich die sechs Wochen vor der letzten lost week war. Theoretisch, denn die Postsuffdepression ist diesmal etwas ausgeprägter, weil es auch nach dem sechsten bis achten Anlauf zumindest insoweit nicht dauerhaft geklappt hat, als man es bereits erfolgreich und/oder motivierend bezeichnen könnte. Wie vermutlich einige bis viele hier (und dort) finde ich das Leben einfach öde und empfinde es als überwiegend belastend. Und das kreist permanent in meinen verbliebenen Hirnwindungen. Natürlich verspüre ich derzeit null Saufdruck, aber ich habe jetzt schon Angst vor dem Tag, an dem es mich wieder wie ferngesteuert zum Discounter zieht. Jedenfalls habe ich Kontakt zur Suchtberatung aufgenommen und ein paar ganz nützliche Tipps für meinen stationären Therapieantrag bekommen, die ich jetzt mit meinem Hausarzt und meinem Psychiater besprechen muss. Was ich aber eindeutig vermeide, ist ein manischer Aktionismus. Ich will mir für alles ausreichend Zeit lassen, da es neben mir auch noch anderes und andere gibt, um das und die man sich ebenfalls kümmern muss; und seien es nur unsere Katzen. Mag nicht empfehlenswert sein, ich will es aber so. Der Egoismus von Süchtigen ist mir zuwider, was die Sache natürlich ein stückweit Schizophren macht.

    Einmal editiert, zuletzt von Brettman (3. Juli 2023 um 21:59)

  • Hallo Brettman,

    mittlerweile bist Du bei Tag 8 Deiner Abstinenz. Das ist doch schon ein guter Start!

    Am Anfang ist man noch sehr auf sich und die körperlichen sowie seelischen Umstellungen konzentriert.

    Aber das gibt sich mit der Zeit. Mir hat es immer geholfen, raus in die Natur zu gehen. Spaziergänge oder

    aber auch im Garten werkeln. Diese Möglichkeiten hast Du ja auch, wie Du geschrieben hast.

    Und auf andere Gedanken kann Dich bestimmt der Austausch im offenen Bereich, mit den anderen trockenen

    Alkoholikern bringen. Da kannst Du lesen, schreiben und Erfahrungen austauschen.

    Hier ist der Bewerbungslink für Dich:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Anklicken und kurz etwas dazu schreiben.

    Wir werden Dich dann freischalten und Dein Thema in den Bereich "Erste Schritte für Alkoholiker" verschieben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Deine Bewerbung ist eingegangen und Du bist für den offenen Bereich freigeschaltet, Brettman.

    Hier geht es für Dich weiter.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • … Festival nüchtern überstanden. Bin ich darauf stolz? Nö, weil es dermaßen bescheuert war, überhaupt da hinzufahren. Ich habe mich gelangweilt und war nur darauf fixiert, nix zu trinken. Insofern ein Memo an mich: Solange man nicht auch nur ansatzweise das Gefühl hat, einigermaßen stabil zu sein, sollte man ALLES lassen, was auch nur im Ansatz mit Konsum zu tun hat. Eigentlich heißt das nichts anderes, als es tatsächlich niemals ein stabiles Gefühl geben wird. Wie dem auch sei, Tag 15 ist rum, und? Noch 350 Tage für ein Jahr und das wirkt fast gar nicht so endlos lange. Und da ich eigentlich nicht älter als 87 Jahre werden möchte, ist es auch nicht mehr so lang. LG

  • Festival nüchtern überstanden. Bin ich darauf stolz? Nö, weil es dermaßen bescheuert war, überhaupt da hinzufahren. Ich habe mich gelangweilt und war nur darauf fixiert, nix zu trinken.

    Find ich mega, dass Du das so zugibst ohne es schön zu reden.

    Insofern ein Memo an mich: Solange man nicht auch nur ansatzweise das Gefühl hat, einigermaßen stabil zu sein, sollte man ALLES lassen, was auch nur im Ansatz mit Konsum zu tun hat.

    Gute Entscheidung.

    Was dann später ist, wenn Du Dich stabiler fühlst, wird sich zeigen.

    Oft haben sich die Interessen dann eh verlagert.

  • Hallo Cadda,

    danke für die Rückmeldung. Ja, ich habe extreme Probleme damit, meine Interessen zu verlagern. Das hat mich auch immer rückfällig werden lassen. Weder die Liebe zu und mit meiner Frau noch die Anerkennung in meinem Job oder sonstige positive Aspekte konnten mich vom Suff abhalten. Warum? Weil ich scheinbar nix habe, was mein Glücksgefühl ähnlich befriedigt, wie eben Alkohol. Obwohl; nüchtern geht da was, aber warum nicht dauerhaft? Vielleicht sollte ich einfach (nur) am Ball bleiben!? LG

  • Herzlich willkommen hier im Forum und herzlichen Glückwunsch zu 15 nüchternen Tagen.

    Weder die Liebe zu und mit meiner Frau noch die Anerkennung in meinem Job oder sonstige positive Aspekte konnten mich vom Suff abhalten. Warum? Weil ich scheinbar nix habe, was mein Glücksgefühl ähnlich befriedigt, wie eben Alkohol

    Ist das tatsächlich so?

    Hat Alkohol dir wirklich ein Glücksgefühl verschafft?

    Mich konnte auch nichts und niemand vom Suff abhalten.

    Der einzige Grund, warum ich gesoffen habe, war (zumindest die letzten Jahre), weil ich süchtig war und meine Sucht nach Alkohol befriedigen musste. Daran konnte nichts und niemand etwas ändern. Mich vom Suff abhalten konnte nur ich ganz alleine …

    Heute ist es mein größtes Glücksgefühl, wenn ich abends nüchtern ins Bett gehe und morgens nüchtern wieder aufwache und mich auf einen nüchternen Tag freuen darf.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo Brettman,

    diese Gespräche aller, nichts hebt das Glücksgefühl so wie der Konsum, kenne ich.

    Bei mir ist es tatsächlich die Natur und mein Hund geworden.

    Ich war früher ne ganz extreme Partymaus. Mittlerweile ist mir allerdings klar, dass ich das nur bin, wenn ich voll genug bin. Habe dann hier irgendwo was gelesen, was ich total plausibel fand und darauf angewandt habe… vielleicht war ich ja noch nie eine Partymaus und hab mir das alles nur schön gesoffen um zu sein, was ich sein wollte.

    Würde das zu mir gehören, würde es doch auch nüchtern Spaß machen oder ….???

    Vielleicht kannst du mit meinen Gedanken was anfangen

    Lieben Gruß und du kannst stolz sein

  • Moin Stern,

    "Ist das tatsächlich so?

    Hat Alkohol dir wirklich ein Glücksgefühl verschafft?"

    Absolut und nahezu uneingeschränkt. Selbst das Wegtrinken der Entzugssymptome hatte natürlich einen Entspannungseffekt und hat den endorphin-lechzenden Körper jubeln lassen. Logisch, deswegen trinkt man ja auch weiter. Und jeder Schluck aus der Flasche hat (dann) ein Hoch ausgelöst. Und erst Recht nach einer Phase der Abstinenz. Da war schon allein das Gefühl an das baldige Saufen mit Glückshormonen nur so gepflastert; logisch, man war ja unmittelbar davor, dem Saufdruckteufel Recht zu geben. Ich glaube, dass Alkohol einen Glücksfaktor von 12 hat und das ist schon schwer zu topen. Klar, mit Drogen ginge das, aber die sind halt nicht so "cool" rundum die Uhr frei verfügbar. Jedenfalls hat m. E. Sucht mit einem Mangel an sonstiger Zufriedenheit zu tun und die muss man erstmal finden. Aber man ist ja auf dem Weg. LG

  • Juhu Hope,

    klar kann ich mit den Gedanken was anfangen. Trinken dürfte immer was mit Kompensation zu tun haben und ist auch bei mir exakt der Fall. Immer den Witzigen und Schlagfertigen raushängen lassen, was aber leider nur besoffen so richtig witzig und schlagfertig ist; und nicht mal oder erst recht nicht dann. Nur wer bin ich, wenn es doch über die Jahrzehnte vermeintlich geklappt hat? Das besch… war der Suchterwerb, den hätte man sich echt schenken müssen. LG

  • Hallo Brettman,

    noch immer siehst Du im Alkohol zu viel Positives. Wie lange hat denn Dein Glücksgefühl angehalten, wenn Du besoffen warst?

    Bei mir hat das nie lange angehalten, und zum Schluss musste ich saufen, weil mein Körper deutlich gezeigt hat, dass er den

    Alkohol braucht. Ich habe gesoffen, damit meine Hände nicht mehr gezittert haben. Ich hatte körperliche Beschwerden.

    Glücklich wurde ich erst, als ich mich nicht mehr betäuben musste.

    Wieso willst Du laufend Glücksgefühle haben? Im normalen, trockenen Leben gibts davon einige, aber nicht am laufenden Band.

    Aber diese nüchternen Gefühle sind bewusster, nicht vernebelt vom Alkohol. Und soviel mehr wert!

    Zufriedenheit, ich glaube, wenn man die hat, dann ist das schon sehr viel.

    Aber wieso bist Du nicht zufrieden, wieso muss bei Dir alles getoppt werden? Vielleicht solltest Du mal alle fünfe gerade sein lassen

    und einfach leben. Du kommst mir so vor, als ob Du durchs Leben hechelst nach immer mehr Höhepunkten. Aber das Leben

    besteht doch aus viel mehr. U.a. auch aus Dankbarkeit, wie gut es einem geht. Das Positive im eigenen Leben zu sehen.

    Kannst Du das?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hi Brettmann

    Der körper und die Psyche braucht Zeit um sich zu erholen.Überleg mal wie lange und wie viel du sie mit einem Nervengift bombardiert hast.Jetz bis du erst ein paar Tage abstinent und denkst auch noch in den Dimensionen von früher.

    Mit der Zeit wird das besser und je länger du absinent bist,desto mehr merkst du es.Der körper schüttet ja auch Hormone,sog.Glückshormone aus,aber nicht auf Knopfdruck so wie beim Alkohol oder sonstigen substanzen.

    Sogar Canabinoide werden ausgeschüttet.auch spontan vom Körper selbst produziert(nicht aus dem Tütchen :mrgreen: )

    Verlange nicht zu viel von dir sondern hab Geduld.

    Geh schritt für Schritt weiter,dann klappt das auch :wink:

    LG Bolle

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

    Seit 1.1.2014 trocken

  • Hallo Elly,

    nö, ich sehe nix Positives im Alkohol, sondern versuche nur für mich festzustellen, warum ich immer wieder getrunken habe, und zwar trotzdem es mir nüchtern gut geht. Und nein, ich kann dem Leben nichts Positives abgewinnen. Allerdings mache ich mich gerade noch mal auf dem Weg und denke, dass es etwas Zeit braucht. Auch wenn es allein in diesem Jahr schon vier (oder sind es fünf?) Anläufe waren, will ich nicht aufgeben. Aber man möge es mir nachsehen, dass ich mir gegenüber noch keine Dankbarkeit empfinde und derzeit eher depressiv verstimmt bin. Insofern kann ich die Frage nach dem Warum auch nicht beantworten. Wenn ich zufrieden wäre, hätte ich vielleicht nicht angefangen, mich in eine Sucht zu trinken. LG

  • Hi Bolle,

    genauso ist das. Und ich verlange auch nicht viel von mir, außer nüchtern zu bleiben. Noch ist nicht viel erreicht, aber die Arzttermine für den stationären Therapieantrag sind gesetzt und dann gehen die Unterlagen zur Krankenkasse. Mein Psychologe unterstützt logischerweise auch und dann liegt es wie auf hoher See in Gottes Hand. Aber egal, wie es läuft, Trinken ist keine Option. LG

  • Da war schon allein das Gefühl an das baldige Saufen mit Glückshormonen nur so gepflastert; logisch, man war ja unmittelbar davor, dem Saufdruckteufel Recht zu geben.

    An dieses Gefühl kann ich mich gut erinnern, es geht vom ersten Entschluss über das Einkaufen bis zu dem öffnen der ersten Flasche.

    Nach dem ersten Schluck zeigt der Teufel sein Gesicht.

    Die alte eingestaubte Festplatte im Hirn, in der die alten Daten gut verwahrt auf Abruf warten, wird wie vor 20 Jahren schlagartig hochgefahren.

    Was dann folgt weiss ich nur zu gut.

    Schmerzen, Druck, nix mehr Euphorie, Zittern, benebelte innere Ausreden , steigende Bewegungsunfähigkeit...und eine Spirale welche sich in steigender Geschwindigkeit abwärts dreht.

    Damals mehrfach ausprobiert, das ändert sich nicht mehr.

    Das will ich für immer nicht mehr haben.

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

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